LIBER 1
Liber I.I. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur. (1) Ganz Gallien ist in drei Teile geteilt. Einen davon bewohnen die Belger, den anderen die Aquitaner und den dritten die, die in ihrer eigenen Sprache „Kelten“, in unserer „Gallier“ genannt werden.
(2) Hi omnes lingua, institutis, legibus inter se differunt. (2) Sie alle unterscheiden sich untereinander in Sprache, Gewohnheiten und Gesetzen.
(3) Gallos ab Aquitanis Garunna flumen, a Belgis Matrona et Sequana dividit. (3) Die Gallier trennt von den Aquitanern der Fluss Garonne, von den Belgern die Marne und die Seine.
(4) Horum omnium fortissimi sunt Belgae, propterea quod a cultu atque humanitate provinciae longissime absunt, minimeque ad eos mercatores saepe commeant atque ea quae ad effeminandos animos pertinent important, proximique sunt Germanis, qui trans Rhenum incolunt, quibuscum continenter bellum gerunt. (4) Die tapfersten all dieser sind die Belger, und zwar deswegen, weil sie von der Kultur und Lebensweise der [römischen] Provinz am weitesten entfernt sind, sehr selten Kaufleute zu diesen kommen und das, was zur Verweichlichung der Gemüter führt, einführen, und weil sie den Germanen, die jenseits des Rheines leben und mit denen sie ständig Krieg führen, sehr nahe sind.
(5) Qua de causa Helvetii quoque reliquos Gallos virtute praecedunt, quod fere cotidianis proeliis cum Germanis contendunt, cum aut suis finibus eos prohibent aut ipsi in eorum finibus bellum gerunt. (5) Aus diesem Grund übertreffen auch die Helvetier die übrigen Gallier an Tapferkeit, weil sie sich in fast täglichen Gefechten mit den Germanen messen, wobei sie diese entweder von ihrem Gebiet fernhalten oder selbst in deren Gebiet kämpfen.
(6) Eorum una pars, quam Gallos obtinere dictum est, initium capit a flumine Rhodano, continetur Garunna flumine, Oceano, finibus Belgarum, attingit etiam ab Sequanis et Helvetiis flumen Rhenum, vergit ad septentriones. (6) Ein Teil davon, den, wie gesagt, die Gallier bewohnen, findet seinen Ursprung an der Rhône, wird begrenzt von der Garonne, dem Ozean und dem Gebiet der Belger, erstreckt sich von den Sequanern und Helvetiern hin bis zum Rhein und zeigt nach Norden.
(7) Belgae ab extremis Galliae finibus oriuntur, pertinent ad inferiorem partem fluminis Rheni, spectant in septentrionem et orientem solem. (7) Das Gebiet der Belger beginnt an den äußersten Grenzen Galliens, erstreckt sich bis an den unteren Teil des Rheins und liegt nach Nordosten.
(8) Aquitania a Garumna flumine ad Pyrenaeos montes et eam partem Oceani quae est ad Hispaniam pertinet; spectat inter occasum solis et septentriones. (8) Aquitanien erstreckt sich von dem Fluss Garonne bis an die Pyrenäen und zu demjenigen Teil des Ozeans, der bis Spanien reicht; es liegt in Richtung Nordwesten.
Liber I.II. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Apud Helvetios longe nobilissimus fuit et ditissimus Orgetorix. (1) Der bei weitem Angesehenste und Reichste bei den Helvetiern war Orgetorix.
(2) Is M. Messala, M. Pisone consulibus regni cupiditate inductus coniurationem nobilitatis fecit et civitati persuasit ut de finibus suis cum omnibus copiis exirent: (2) Dieser, während des Konsulates von M. Messala und M. Piso von Herrschsucht übermannt, stiftete eine Verschwörung des Adels an und überredete die Bürgerschaft, mit allen Truppen aus ihrem Gebiet auszurücken:
(3) Perfacile esse, cum virtute omnibus praestarent, totius Galliae imperio potiri. (3) Es sei ganz leicht, sich ganz Galliens zu bemächtigen, da sie an Tapferkeit alle übertrafen.
(4) Id hoc facilius iis persuasit, quod undique loci natura Helvetii continentur: (4) Um so leichter überredete er sie dazu, da die Helvetier durch die örtlichen Gegebenheiten von allen Seiten eingezingelt sind:
(5) Una ex parte flumine Rheno latissimo atque altissimo, qui agrum Helvetium a Germanis dividit; altera ex parte monte Iura altissimo, qui est inter Sequanos et Helvetios; tertia lacu Lemanno et flumine Rhodano, qui provinciam nostram ab Helvetiis dividit. (5) Auf der einen Seite durch den Rhein, der sehr breit und tief ist und der das Helvetierland von den Germanen trennt; auf der anderen Seite durch den sehr hohen Jura, der zwischen den Sequanern und den Helvetiern steht; von der dritten Seite vom Genfer See und der Rhône, die unsere Provinz von den Helvetiern trennt.
(6) His rebus fiebat, ut et minus late vagarentur et minus facile finitimis bellum inferre possent: qua ex parte homines bellandi cupidi magno dolore afficiebantur. (6) Dadurch kam es, dass sie wenig weit umherziehen und weniger leicht mit den Nachbarn Krieg führen konnten; aus diesem Grund waren diese kampfeslustigen Menschen sehr bekümmert.
(7) Pro multitudine autem hominum et pro gloria belli atque fortitudinis angustos se fines habere arbitrabantur, qui in longitudinem milia passuum CCXL, in latitudinem CLXXX patebant. (7) Sie meinten, für die Größe ihres Volkes, den Kriegsruhm und den Ruhm ihrer Stärke, ein zu enges Land zu haben, das sich 240 Meilen in die Länge und 180 Meilen in die Breite erstreckte.
Liber I.III. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) His rebus adducti et auctoritate Orgetorigis permoti constituerunt ea, quae ad proficiscendum pertinerent, comparare, iumentorum et carrorum quam maximum numerum coemere, sementes quam maximas facere, ut in itinere copia frumenti suppeteret, cum proximis civitatibus pacem et amicitiam confirmare. (1) Dadurch veranlasst und von der Autorität des Orgetorix bewogen, beschlossen sie, sich das zu verschaffen, was sie zum Aufbruch benötigten, eine möglichst große Zahl an Zugtieren und Karren zu kaufen, möglichst große Saaten zu machen, damit auf dem Weg der Gertreidevorrat ausreiche, und mit den benachbarten Stämmen Frieden und Freundschaft zu schließen.
(2) Ad eas res conficiendas biennium sibi satis esse duxerunt; in tertium annum profectionem lege confirmant. (2) Sie meinten, dass zur Erledigung dieser Dinge zwei Jahre genügen sollten; für das dritte Jahr setzten sie durch ein Gesetz den Aufbruch fest.
(3) Ad eas res conficiendas Orgetorix deligitur. (3) Zur Ausführung der Dinge wurde Orgetorix gewählt.
(4) Is sibi legationem ad civitates suscepit. (4) Dieser nahm die Verhandlungen mit den Stämmen auf sich.
(5) In eo itinere persuadet Castico, Catamantaloedis filio, Sequano, cuius pater regnum in Sequanis multos annos obtinuerat et a senatu populi Romani amicus appellatus erat, ut regnum in civitate sua occuparet, quod pater ante habuerit; (5) Dabei überzeugte er Casticus, den Sohn des Catamantaloedes und Sequaner, dessen Vater lange Zeit die Herrschaft über die Sequaner innegehabt hatte und der vom Senat des römischen Volks als Freund bezeichnet wurde, sich des Thrones zu bemächtigen, den der Vater vor ihm innegehabt hatte;
(6) Itemque Dumnorigi Haeduo, fratri Diviciaci, qui eo tempore principatum in civitate obtinebat ac maxime plebi acceptus erat, ut idem conaretur persuadet eique filiam suam in matrimonium dat. (6) Und ebenso überzeugte er den Häduer Dumnorix, einen Bruder des Diviciacus, der in dieser Zeit die Fürstenstelle in seinem Stamm innehatte und beim Volk sehr beliebt war, das gleiche zu versuchen und er gab ihm seine Tochter zur Frau.
(7) Perfacile factu esse illis probat conata perficere, propterea quod ipse suae civitatis imperium obtenturus esset: (7) Es sei ganz einfach, die Unternehmungen durchzuführen, erklärte er jenen, und zwar deswegen, weil er selbst die Herrschaft über den Stamm übernehmen werde:
(8) Non esse dubium quin totius Galliae plurimum Helvetii possent; se suis copiis suoque exercitu illis regna conciliaturum confirmat. (8) Es steht außer Zweifel, dass die Helvetier in ganz Gallien am meisten Macht besäßen; er versichert, er werde ihnen mit seinen Vorräten und seinem Heer zur Königsherrschaft verhelfen.
(9) Hac oratione adducti inter se fidem et ius iurandum dant et regno occupato per tres potentissimos ac firmissimos populos totius Galliae sese potiri posse sperant. (9) Durch diese Rede verleitet, schworen sie sich untereinander den Treueeid und gaben sich der Hoffnung hin, dass sie nach der Machtergreifung mithilfe der drei mächtigsten und stärksten Völker ganz Gallien unterwerfen könnten.
Liber I.IV. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Ea res est Helvetiis per indicium enuntiata. (1) Diese Sache wurde den Helvetiern durch eine Anzeige verkündet.
(2) Moribus suis Orgetorigem ex vinculis causam dicere coegerunt; damnatum poenam sequi oportebat, ut igni cremaretur. (2) Auf Grund ihrer Sitten zwangen sie Orgetorix sich als Gefangener vor Gericht zu verantworten; im Falle einer Verurteilung ist es nötig, dass eine Strafe folgt, (und zwar) dass er durch das Feuer verbrannt wird.
(3) Die constituta causae dictionis Orgetorix ad iudicium omnem suam familiam, ad hominum milia decem, undique coegit, et omnes clientes obaeratosque suos, quorum magnum numerum habebat, eodem conduxit; per eos, ne causam diceret, se eripuit. (3) An dem für die Verhandlung festgesetzten Tag ließ Orgetorix an der Gerichtsstätte seine gesamte Familie - ungefähr 10000 Personen – sich von überall her einfinden, und alle seine Klienten und Schuldner, von denen er eine große Menge hatte, führte er eben dorthin zusammen; durch diese entzog er sich seiner Verantwortung.
(4) Cum civitas ob eam rem incitata armis ius suum exequi conaretur multitudinemque hominum ex agris magistratus cogerent, Orgetorix mortuus est; (4) Als der Stamm, der deswegen erzürnt war, versuchte, mit Waffen sein Recht geltend zu machen und die Magistrate eine Menge Menschen aus dem Umland zusammenbrachten, starb Orgetorix;
(5) Neque abest suspicio, ut Helvetii arbitrantur, quin ipse sibi mortem consciverit. (5) Und der Verdacht liegt nahe, wie die Helvetier glaubten, dass er sich selbst umgebracht hat.
Liber I.V. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Post eius mortem nihilo minus Helvetii id quod constituerant facere conantur, ut e finibus suis exeant. (1) Nach dessen Tod versuchten die Helvetier trotzdem, das, was sie beschlossen hatten, auszuführen, [nämlich] dass sie aus ihrem Gebiet ausrückten.
(2) Ubi iam se ad eam rem paratos esse arbitrati sunt, oppida sua omnia, numero ad duodecim, vicos ad quadringentos, reliqua privata aedificia incendunt; (2) Sobald sie meinten, dass sie dazu bereit seien, steckten sie all ihre Städte, etwa zwölf an der Zahl, ihre etwa 400 Dörfer und die übrigen Privatgebäude in Brand;
(3) frumentum omne, praeter quod secum portaturi erant, comburunt, ut domum reditionis spe sublata paratiores ad omnia pericula subeunda essent; (3) sie verbrannten alles Getreide, bis auf das, was sie mit sich tragen wollten, damit sie durch die genommene Aussicht auf Heimkehr bereiter seien, beinahe alle Gefahren auf sich zu nehmen;
(4) trium mensum molita cibaria sibi quemque domo efferre iubent. (4) sie befahlen, dass jeder [nur] für drei Monate gemahlenes Getreide mitnehme.
(5) Persuadent Rauracis et Tulingis et Latobrigis finitimis, uti eodem usi consilio oppidis suis vicisque exustis una cum iis proficiscantur, Boiosque, qui trans Rhenum incoluerant et in agrum Noricum transierant Noreiamque oppugnabant, receptos ad se socios sibi adsciscunt. (5) Sie überredeten die benachbarten Rauracer, Tulinger und Latobringer, denselben Plan zu benutzen und nach der Einäscherung der Dörfer mit ihnen aufzubrechen, und sie machten die Boier, die auf der anderen Rheinseite lebten und nach Noricum gekommen waren und Noreia belagerten, zu bei sich aufgenommenen Bundesgenossen.
Liber I.VI. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Erant omnino itinera duo, quibus itineribus domo exire possent: (1) Es gab nur zwei Wege, auf denen sie von zu Hause aufbrechen konnten:
(2) unum per Sequanos, angustum et difficile, inter montem Iuram et flumen Rhodanum, vix qua singuli carri ducerentur, mons autem altissimus impendebat, ut facile perpauci prohibere possent; (2) einen durch das Gebiet der Sequaner, eng und schwierig, zwischen dem Iura-Gebirge und der Rhône, auf dem kaum ein Wagen fahren konnte, doch ein sehr hoher Berg ragte auf, so dass [ihn nur] wenige ganz einfach verteidigen konnten.
(3) alterum per provinciam nostram, multo facilius atque expeditius, propterea quod inter fines Helvetiorum et Allobrogum, qui nuper pacati erant, Rhodanus fluit isque non nullis locis vado transitur. (3) der andere führte durch unsere Provinz, viel leichter und bequemer, weil zwischen den Gebieten der Helvetier und der Allobroger, die erst kürzlich befriedet worden waren, die Rhône fließt und sie an einigen Stellen durch eine Furt überschritten werden konnte.
(4) Extremum oppidum Allobrogum est proximumque Helvetiorum finibus Genava. (4) Die äußerste Stadt der Allobroger, die den Helvetiern am nächsten liegt, ist Genf.
(5) Ex eo oppido pons ad Helvetios pertinet. (5) Von dieser Stadt aus führt eine Brücke zu den Helvetiern.
(6) Allobrogibus sese vel persuasuros, quod nondum bono animo in populum Romanum viderentur, existimabant vel vi coacturos ut per suos fines eos ire paterentur. (6) Sie meinten, sie würden entweder die Allobroger überreden, dass sie sie durch ihr Gebiet ziehen ließen, da sie dem römischen Volk nicht gerade gut gesinnt schienen, oder sie würden sie dazu zwingen.
(7) Omnibus rebus ad profectionem comparatis diem dicunt, qua die ad ripam Rhodani omnes conveniant. (7) Nachdem alle Sachen zum Aufbruch vorbereitet waren, setzten sie einen Tag fest, an dem sich alle am Ufer der Rhône einfinden sollten.
(8) Is dies erat a. d. V. Kal. Apr. L. Pisone, A. Gabinio consulibus. (8) Dieser Tag war der 5. vor den Kalenden des Aprils im Konsulatsjahre des Lucius Piso und Aulus Gabinius.(28.März im Jahre 58 v.Chr.)
Liber I.VII. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Caesari cum id nuntiatum esset, eos per provinciam nostram iter facere conari, maturat ab urbe proficisci et quam maximis potest itineribus in Galliam ulteriorem contendit et ad Genavam pervenit. (1) Als Caesar gemeldet wurde, dass diese versuchten, durch unsere Provinz zu ziehen, beeilte er sich von der Stadt (Rom) aufzubrechen und reiste in möglichst großen Eilmärschen ins jenseitige Gallien und gelangte nach Genf.
(2) Provinciae toti quam maximum potest militum numerum imperat (erat omnino in Gallia ulteriore legio una), pontem, qui erat ad Genavam, iubet rescindi. (2) Er befahl der ganzen Provinz, eine möglichst große Anzahl an Soldaten bereitzustellen (es gab in ganz Gallien überhaupt nur eine Legion), und die Brücke, die nach Genf führte, befahl er einzureißen.
(3) Ubi de eius adventu Helvetii certiores facti sunt, legatos ad eum mittunt nobilissimos civitatis, cuius legationis Nammeius et Verucloetius principem locum obtinebant, qui dicerent sibi esse in animo sine ullo maleficio iter per provinciam facere, propterea quod aliud iter haberent nullum: (3) Sobald die Helvetier über seine Ankunft unterrichtet worden waren, schickten sie die Vornehmsten ihres Stammes, unter denen Nammeius und Verucletius die Ersten waren, als Gesandte zu ihm, die ihm sagen sollten, dass sie ohne jegliche Gewalttätigkeit durch die Provinz marschieren wollten, [und zwar] deswegen, weil sie keinen anderen Weg hätten:
(4) rogare ut eius voluntate id sibi facere liceat. (4) sie baten darum, dass es ihnen mit seiner Genehmigung erlaubt sei.
(5) Caesar, quod memoria tenebat L. Cassium consulem occisum exercitumque eius ab Helvetiis pulsum et sub iugum missum, concedendum non putabat; (5) Weil Caesar sich an den Konsul Lucius Cassius erinnerte, der von den Helvetiern getötet worden war und dessen Heer geschlagen und unters Joch geschickt worden war, dachte er, dass er nicht einwilligen sollte.
(6) neque homines inimico animo, data facultate per provinciam itineris faciundi, temperaturos ab iniuria et maleficio existimabat. (6) er glaubte auch nicht, dass diese Menschen mit ihrem feindlichen Geist bei der Gelegenheit, die Provinz zu durchqueren, sich von Rechtsverletzungen und Gewalttätigkeit abhalten würden.
(7) Tamen, ut spatium intercedere posset dum milites quos imperaverat convenirent, legatis respondit diem se ad deliberandum sumpturum: (7) Um Zeit zu gewinnen, bis die Soldaten, die er herbeordert hatte, zusammenkommen konnten, antwortete er dennoch dem Gesandten, er werde sich eine Frist seiner Wahl dazunehmen:
(8) si quid vellent, ad Id. April. reverterentur. (8) wenn sie irgendetwas wollten, sollten sie an den Iden des April wiederkommen.
Liber I.VIII. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Interea ea legione quam secum habebat militibusque, qui ex provincia convenerant, a lacu Lemanno, qui in flumen Rhodanum influit, ad montem Iuram, qui fines Sequanorum ab Helvetiis dividit, milia passuum XVIIII murum in altitudinem pedum sedecim fossamque perducit. (1) Währenddessen legte er mit der Legion, die er bei sich hatte, und mit den Soldaten, die aus der Provinz zusammengekommen waren, einen Erdwall mit Graben davor von 19000 Doppelschritt Länge und 16 Fuß Höhe vom Genfer See, der in die Rhone fließt, bis zum Juragebirge, das das Gebiet der Sequaner von den Helvetiern trennt, an.
(2) Eo opere perfecto praesidia disponit, castella communit, quo facilius, si se invito transire conentur, prohibere possit. (2) Nachdem diese Arbeit vollendet worden war, stellte er Wachposten auf und befestigte die Burgen stark, damit er sie um so leichter abwehren könne, falls sie gegen seinen Willen überzusetzen versuchen sollten.
(3) Ubi ea dies quam constituerat cum legatis venit et legati ad eum reverterunt, negat se more et exemplo populi Romani posse iter ulli per provinciam dare et, si vim facere conentur, prohibiturum ostendit. (3) Sobald der Termin, den er mit den Gesandten vereinbart hatte, gekommen war und die Gesandten wieder zu ihm gekommen waren, erklärte er, er könne nach Sitte und Vorbild des römischen Volkes niemandem erlauben, durch die Provinz zu marschieren, und zeigte ihnen, daß er sie abhalten werde, falls sie Gewalt anzuwenden versuchen sollten.
(4) Helvetii ea spe deiecti navibus iunctis ratibusque compluribus factis, alii vadis Rhodani, qua minima altitudo fluminis erat, non numquam interdiu, saepius noctu si perrumpere possent conati, operis munitione et militum concursu et telis repulsi, hoc conatu destiterunt. (4) Die Helvetier, ihrer Hoffnung beraubt, versuchten einerseits auf zusammengebundenen Schiffen und mehreren zusätzlich gebauten Flößen, andere an seichten Stellen der Rhone, wo die Tiefe des Flusses am geringsten war, bisweilen tagsüber, häufiger aber bei Nacht, ob sie durchbrechen könnten, wurden aber durch die Stärke der Verschanzung, den Angriff der Soldaten und die Geschosse zurückgetrieben und gaben diesen Versuch auf.
Liber I.IX. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Relinquebatur una per Sequanos via, qua Sequanis invitis propter angustias ire non poterant. (1) Es blieb nur der eine Weg durch das Gebiet der Sequaner übrig, auf welchem sie gegen den Willen der Sequaner wegen der Engpässe nicht ziehen konnten.
(2) His cum sua sponte persuadere non possent, legatos ad Dumnorigem Haeduum mittunt, ut eo deprecatore a Sequanis impetrarent. (2) Da sie diese allein nicht überreden konnten, schickten sie Gesandte an den Häduer Dumnorix, damit sie es (das Durchzugsrecht) von den Sequanern durch seine Fürsprache erlangten.
(3) Dumnorix gratia et largitione apud Sequanos plurimum poterat et Helvetiis erat amicus, quod ex ea civitate Orgetorigis filiam in matrimonium duxerat, et cupiditate regni adductus novis rebus studebat et quam plurimas civitates suo beneficio habere obstrictas volebat. (3) Dumnorix hatte durch seine Beliebtheit und Freigiebigkeit bei den Sequanern den größten Einfluß und war den Helvetiern befreundet, weil er aus diesem Stamm die Tochter des Orgetorix geheiratet hatte. Aus Herrschbegierde sann er auf Umsturz und wollte sich durch Wohlverhalten möglichst viele Stämme verpflichten.
(4) Itaque rem suscipit et a Sequanis impetrat, ut per fines suos Helvetios ire patiantur obsidesque uti inter se dent, perficit: (4) Deshalb übernimmt er diesen Auftrag und erreicht, dass die Sequaner den Helvetiern den Durchzug durch ihr Gebiet gestatten, und setzt durch, dass sie Geiseln austauschen:
(5) Sequani, ne itinere Helvetios prohibeant, Helvetii, ut sine maleficio et iniuria transeant. (5) Die Sequaner, dass sie die Reise (oder:den Weg) der Helvetier nicht behinderten, die Helvetier, dass sie ohne Verbrechen und Ungerechtigkeit hindurchzögen.
Liber I.X. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Caesari nuntiatur Helvetiis esse in animo per agro Sequanorum et Aeduorum iter in Santonum fines facere, qui non longe a Tolosatium finibus absunt, quae civitas est in provincia. (1) Caesar wird gemeldet, die Helvetier hätten im Sinne, durch das Land der Sequaner und Haeduer in das Gebiet der Santoner zu marschieren, das nicht weit vom Stammesgebiet der Tolosaten liegt, welches ein Staat der (römischen) Provinz ist.
(2) Id si fieret, intellegebat magno cum periculo provinciae futurum, ut homines bellicosos, populi Romani inimicos locis patentibus maximeque frumentariis finitimos haberet. (2) Er erkannte, dass es eine große Gefahr für die Provinz bedeuten würde, kriegerische und dem römischen Volk feindliche Leute an den Grenzen dieses offenen und sehr fruchtbaren Landes zu haben.
(3) Ob eas causas ei munitioni, quam fecerat, T. Labienum legatum praefecit; ipse in Italiam magnis itineribus contendit duasque ibi legiones conscribit et tres, quae circum Aquileiam hiemabant, ex hibernis educit et, qua proximum iter in ulteriorem Galliam per Alpes erat, cum his quinque legionibus ire contendit. (3) Deshalb gab er dem Legaten T. Labienus den Befehl über die Befestigung, die er gemacht hatte und eilte selbst in Gewaltmärschen nach Italien. Dort hebt er zwei neue Legionen aus. Drei andere, die in der Gegend von Aquileia im Winterquartier lagen, mobilisiert er und zieht mit diesen fünf Legionen auf dem kürzesten Weg über die Alpen in das jenseitige Gallien.
(4) Ibi Ceutrones et Graioceli et Caturiges locis superioribus occupatis itinere exercitum prohibere conantur. (4) Dort hatten die Ceutronen, die Graioceler und Caturiger die Anhöhen besetzt und versuchten, sein Heer am Durchmarsch zu hindern.
(5) Compluribus his proeliis pulsis ab Ocelo, quod est (oppidum) citerioris provinciae extremum, in fines Vocontiorum ulterioris provinciae die septimo pervenit; inde in Allobrogum fines, ab Allobrogibus in Segusiavos exercitum ducit. (5) Nachdem diese in mehreren Gefechten geschlagen worden waren, gelangte er am siebten Tag von Ocelum, dem letzten Ort der diesseitigen Provinz, in das Gebiet der Vocontier; von dort in das Gebiet der Allobroger, von wo er das Heer in das Gebiet der Segusiaver geführt hat.
(6) Hi sunt extra provinciam trans Rhodanum primi. (6) Diese sind die Ersten außerhalb der Provinz jenseits der Rhone.
Liber I.XI. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Helvetii iam per angustias et fines Sequanorum suas copias traduxerant et in Haeduorum fines pervenerant eorumque agros populabantur. (1) Die Helvetier hatten bereits ihre Scharen durch den Engpaß und das Gebiet der Sequaner hindurchgeführt, waren ins Gebiet der Häduer gelangt und verwüsteten deren Äcker.
(2) Haedui, cum se suaque ab iis defendere non possent, legatos ad Caesarem mittunt rogatum auxilium: ita se omni tempore de populo Romano meritos esse, ut paene in conspectus exercitus nostri agri vastari, liberi eorum in servitutem abduci, oppida expugnari non debuerint. (2) Da die Häduer sich und das Ihrige vor ihnen nicht schützen konnten, schicken sie Gesandte zu Caesar, um Hilfe zu erbitten; So hätten sie sich jederzeit um das römische Volk verdient gemacht, daß beinahe im Angesicht unseres Heeres die Äcker nicht hätten verwüstet werden, ihre Kinder nicht hätten in die Sklaverei weggeführt werden und die Städte nicht hätten erobert werden dürfen.
(3) Eodem tempore Aedui Ambarri, necessarii et consanguinei Haeduorum, Caesari certiorem faciunt sese depopulatis agris non facile ab oppidis vim hostium prohibere. (3) Zu derselben Zeit teilen die Ambarrer, Freunde und Blutsverwandte der Häduer, Caesar mit, daß sie die Gewalt der Feinde,nachdem ihre Felder verwüstet worden waren, nur schwer von den Städten abhalten können.
(4) Item Allobroges, qui trans Rhodanum vicos possessions habebant, fuga se ad Caesarem recipient et demonstrant sibi praeter agri solum nihil esse reliqui. (4) Ebenso flüchten sich die Allobroger, die jenseits der Rhone Dörfer und Ländereien besessen hatten, zu Caesar und legen ihm dar, daß ihnen außer ihrem Grund und Boden ihres Landes nichts übrig geblieben ist.
(5) Quibus rebus adductus Caesar non expectandum sibi statuit, dum omnibus fortunis sociorum consumptis in Santonos Helvetii pervenirent. (5) Durch diese Mitteilungen bewogen, sagte sich Caesar, daß er nicht warten dürfe, bis die Helvetier, nach Vernichtung der gesamten Habe seiner Bundesgenossen, ins Gebiet der Santoner gelangten.
Liber I.XII. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Flumen est Arar, quod per fines Haeduorum et Sequanorum in Rhodanum influit incredibili lenitate, ita ut oculis, in utram parte fluat, iudicari non possit. (1) Der Fluss Arar, der durch das Land der Häduer und Sequaner in die Rhône fließt, ist von unfassbarer Langsamkeit, so dass durch die Augen nicht beurteilt werden kann, in welche Richtung er fließt.
(2) Id Helvetii ratibus et lintribus iunctis transibant. (2) Die Helvetier waren dabei, diesen durch die Verbindung von Flößen und Kähnen zu überwinden.
(3) Ubi per exploratores Caesar certior factus est, tres iam copiarum partes Helvetios id flumen traduxisse, quarta fere partem citra Ararem reliquam esse, de tertia vigilia cum legionibus tribus e castris profectus ad eam partem pervenit, quae nondum flumen transierat. (3) Sobald Caesar durch die Kundschafter benachrichtigt worden war, daß die Helvetier bereits drei Viertel ihrer Streitkräfte über diesen Fluß geführt hatten, daß etwa ein Viertel noch diesseits der Saone übrig sei, gelangte er, noch während der dritten Nachtwache mit drei Legionen, nachdem sie von dem Lager aufgebrochen waren, zu dem Teil, der noch nicht den Fluß überschritten hatte.
(4) Eos impeditos et inopinantes aggressus magnam eorum partem concidit: reliqui fugae sese mandarunt atque in proximas silvas abdiderunt. (4) Er griff sie, die nicht kampfbereit und ahnungslos waren, an und machte einen großen Teil von ihnen nieder; die Übrigen flohen und verbargen sich in den nächsten Wäldern.
(5) Is pagus appellabatur Tigurinus; nam omnis civitas Helvetia in quattuor pagos divisa est. (5) Dieser Gau war der Tigurinische: denn der gesamte helvetische Stamm wurde in vier Stammesteile geteilt.
(6) Hic pagus unus, cum domo exisset partum nostrorum memoria, L. Cassium consulem interfecerat et eius exercitum sub iugum miserat. (6) Dieser eine Gau hatte, als er die Heimat zur Zeit unserer Geburt verlassen hatte, den Konsul Lucius Cassius getötet und sein Heer unters Joch geschickt.
(7) Ita sive casu sive consilio deorum immortalium, quae pars civitatis Helvetiae insignem calamitatem populo Romano intulerat, ea princeps poena persolvit. (7) So mußte, sei es durch Zufall oder nach dem Ratschluß der unsterblichen Götter, derjenige Teil der helvetischen Bevölkerung, der dem römischen Volke eine empfindliche Niederlage beigebracht hatte, zuerst büßen.
(8) Qua in re Caesar non solum publicas, sed etiam privatas iniurias ultus est, quod eius soceri L. Pisonis avum, L. Pisonem legatum, Tigurini eodem proelio, quo Cassium, interfecerant. (8) Dabei rächte Caesar nicht nur staatliches, sondern auch privates Unrecht, weil seines Schwiegervaters Lucius Piso Großvater, den Legaten Lucius Piso, die Tiguriner in demselben Treffen wie den Cassius getötet hatten.
Liber I.XIII. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Hoc proelio facto reliquas copias Helvetiorum ut consequi posset, pontem in Arare faciundum curat atque ita exercitum traducit. (1) Nachdem dieser Kampf stattgefunden hatte, läßt Caesar, um die übrigen Scharen der Helvetier einholen zu können, eine Brücke über die Saône schlagen und führt so sein Heer hinüber.
(2) Helvetii repentino eius adventum commoti cum id, quod ipsi diebus viginti aegerrime confecerant, ut flumen transirent, uno illum die fecisse intellegerent, legatos ad eum mittunt; cuius legationis Divico princeps fuit, qui bello Cassiano dux Helvetiorum fuerat. (2) Die Helvetier, durch sein plötzliches Erscheinen beeindruckt, da sie einsahen, daß das, was sie selbst in zwanzig Tagen nur mit größter Mühe fertiggebracht hatten, nämlich den Fluß zu überschreiten, jener an einem Tage geschafft hatte, schicken Gesandte zu ihm; der Führer dieser Gesandtschaft war Divico, der im Kriege mit Cassianus Führer der Helvetier gewesen war.
(3) Is ita cum Caesare egit: (3) Dieser verhandelte folgendermaßen mit Caesar:
(4) Si pacem populus Romanus cum Helvetiis faceret, in eam partem ituros atque ibi futuros Helvetios, ubi eos Caesar constituisset atque esse voluisset; sin bello persequi perseveraret, reminisceretur et veteris incommode populi Romani et pristinae virtutis Helvetiorum. (4) Wenn das römische Volk mit den Helvetiern Frieden schließe, so würden die Helvetier dorthin ziehen und dort sich aufhalten, wo Caesar sie ansiedele und wünsche, daß sie sich aufhielten: suche er sie aber weiterhin mit Krieg heim, so möge er sowohl des alten Mißgeschickes des römischen Volkes als auch der alten Tapferkeit der Helvetier gedenken.
(5) Quod improviso unum pagum adortus esset, cum ii, qui flumen transissent, suis auxilium ferre non possent, ne ob eam rem aut suae magnopere virtuti tribueret aut ipsos despiceret. Se ita a patribus maioribusque suis didicisse, ut magis virtute quam dolo contenderent aut insidiis niterentur. (5) Wenn er unversehens einen einzigen Gau angegriffen, da diejenigen, die den Fluß überschritten hätten, den ihrigen keine Hilfe bringen konnten, so solle er deswegen entweder nicht stolz auf seine Tapferkeit sein oder sie selbst geringschätzen. Sie hätten es so von ihren Vätern und Ahnen gelernt, daß sie mehr mit Tapferkeit kämpften als sich auf List oder Hinterhalt verließen.
(6) Quare ne committeret, ut is locus, ubi constitissent, ex calamitate populi Romani et internecione exercitus nomen caperet aut memoriam proderet. (6) Deshalb solle er nicht Veranlassung geben, daß der Ort, wo sie gestanden waren, von einer Niederlage des römischen Volkes und der völligen Vernichtung des Heeres einen Namen erhalte oder die Erinnerung daran überliefere (oder: in die Geschichte eingehen würde).
Liber I.XIV. - Paralleltext Lateinisch – Deutsch
(1) His Caesar ita respondit: (1) Diesen antwortete Caesar folgendermaßen:
(2) eo sibi minus dubitationis dari, quod eas res quas legati Helvetii commemorassent memoria teneret, atque eo gravius ferre quo minus merito populi Romani accidissent; qui si alicuius iniuriae sibi conscius fuisset, non fuisse difficile cavere; sed eo deceptum, quod neque commissum a se intellegeret quare timeret neque sine causa timendum putaret. (2) Umso weniger gebe es für ihn Bedenken, weil er das, was die helvetischen Gesandten erwähnt hätten, noch im Gedächtnis habe, und er empfinde es um so schmerzlicher, je weniger es sich durch das Verschulden des römischen Volkes ereignet habe: wenn sich dieses nämlich irgendeines Unrechts bewußt gewesen wäre, so wäre es nicht schwer gewesen, auf der Hut zu sein; aber darin habe es sich getäuscht, insofern es wieder einsehe, dass von ihm etwas begangen sei, weshalb es sich zu fürchten habe, noch glaube, ohne Grund zu fürchten zu sein.
(3) Quod si veteris contumeliae oblivisci vellet, num etiam recentium iniuriarum, quod eo invito iter per provinciam per vim temptassent, quod Haeduos, quod Ambarros, quod Allobrogas vexassent, memoriam deponere posse? (3) Wenn er aber auch die alte Schmach vergessen wolle, könne er etwa auch die Erinnerung an die eben erst verübten Gewalttätigkeiten, dass sie gegen seinen Willen gewaltsam versucht hätten, durch die Provinz zu ziehen, dass sie die Häduer, dass sie die Ambarrer und dass sie die Allobroger heimgesucht hätten, aus seinem Gedächtnisse tilgen?
(4) Quod sua victoria tam insolenter gloriarentur quodque tam diu se impune iniurias tulisse admirarentur, eodem pertinere. (4) Wenn sie sich ihres Sieges so ungebührlich rühmen und wenn sie sich wunderten, dass sie so lange straflos mit ihren Gewalttätigkeiten durchgekommen seien, so weise das gleichfalls darauf hin.
(5) Consuesse enim deos immortales, quo gravius homines ex commutatione rerum doleant, quos pro scelere eorum ulcisci velint, his secundiores interdum res et diuturniorem impunitatem concedere. (5) Die unsterblichen Götter seien es nämlich gewöhnt, damit Menschen um so heftigeren Schmerz infolge eines Wechsels ihrer Dinge empfänden, denjenigen, die sie für ihre Verbrechen büßen lassen wollten, bisweilen größeres Glück und längere Unschuld zu bewilligen.
(6) Cum ea ita sint, tamen, si obsides ab iis sibi dentur, uti ea quae polliceantur facturos intellegat, et si Haeduis de iniuriis quas ipsis sociisque eorum intulerint, item si Allobrogibus satis faciunt, sese cum iis pacem esse facturum. (6) Obgleich dem so sei, werde er dennoch mit ihnen Frieden schließen, wenn Geiseln von ihnen ihm gestellt würden, damit er einsehe, dass sie das, was sie versprächen, tun würden, und wenn sie den Häduern für die Gewalttätigkeiten, die sie ihnen selbst und ihren Bundesgenossen zugefügt hätten, ebenso wenn sie den Allobrogern Genugtuung leisteten.
(7) Divico respondit: ita Helvetios a maioribus suis institutos esse uti obsides accipere, non dare, consuerint; eius rem populum Romanum esse testem. Hoc responso dato discessit. (7) Divico antwortete: So seien die Helvetier von ihren Vorfahren unterwiesen worden, dass sie Geiseln anzunehmen, nicht zu stellen gewohnt seien: dessen sei das römische Volk Zeuge. Nachdem er diese Antwort gegeben hatte, ging er weg.
Liber I.XV. - Paralleltext Lateinisch – Deutsch
(1) Postero die castra ex eo loco movent. (1) Am folgenden Tage verlegten sie das Lager von diesem Platz.
(2) Idem facit Caesar equitatumque omnem, ad numerum quattuor milium, quem ex omni provincia et Haeduis atque eorum sociis coactum habebat, praemittit, qui videant quas in partes hostes iter faciant. (2) Das gleiche tat Caesar, und er schickte die gesamte Reiterei, an Zahl etwa 4 000 , die er aus der gesamten Provinz und den Häduer und ihrer Bundesgenossen zusammengezogen hatte, voraus, die sehen sollte, nach welchen Seiten die Feinde zögen.
(3) Qui cupidius novissimum agmen insecuti alieno loco cum equitatu Helvetiorum proelium committunt; et pauci de nostris cadunt. (3) Diese, der Nachhut zu hitzig nachgesetzt habend, gerieten auf ungünstigem Gelände mit der Reiterei der Helvetier ins Gefecht, und nur einige wenige von den Unsrigen fielen.
(4) Quo proelio sublati Helvetii, quod quingentis equitibus tantam multitudinem equitum propulerant, audacius subsistere non numquam et novissimo agmine proelio nostros lacessere coeperunt. (4) Durch dieses Treffen übermütig gemacht, weil sie mit nur 500 Reitern eine so große Menge von Reitern geworfen hatten, begannen sie, mit größerer Kühnheit von Zeit zu Zeit haltzumachen und mit ihrer Nachhut die Unsrigen zum Kampfe herauszufordern.
(5) Caesar suos a proelio continebat, ac satis habebat in praesentia hostem rapinis, pabulationibus populationibusque prohibere. (5) Caesar hielt seine Leute von einem Kampfe zurück und begnügte sich für den Augenblick damit, den Feind an Räubereien, Streifzügen nach Futter und Verwüstungen zu hindern.
(6) Ita dies circiter XV iter fecerunt uti inter novissimum hostium agmen et nostrum primum non amplius quinis aut senis milibus passuum interesset. (6) Etwa 15 Tage marschierte man in der Weise, daß zwischen der Nachhut der Feinde und unserer Vorhut nicht mehr als fünf oder sechs Meilen Zwischenraum war.
Liber I.XVI. - Paralleltext Lateinisch – Deutsch
(1) Interim cotidie Caesar Haeduos frumentum, quod essent publice polliciti, flagitare. (1) Inzwischen verlangte Caesar täglich von den Häduern das Getreide, das sie öffentlich versprochen hatten.
(2) Nam propter frigora [quod Gallia sub septentrionibus, ut ante dictum est, posita est,] non modo frumenta in agris matura non erant, sed ne pabuli quidem satis magna copia suppetebat; eo autem frumento quod flumine Arari navibus subvexerat propterea uti minus poterat quod iter ab Arari Helvetii averterant, a quibus discedere nolebat. (2) Denn wegen der Kälte, weil Gallien im Norden, wie bereits erwähnt, liegt, war nicht nur das Getreide auf den Feldern nicht reif, sondern es war auch nicht einmal eine genügend große Menge an Grünfutter vorhanden;
(3) eo autem frumento quod flumine Arari navibus subvexerat propterea uti minus poterat quod iter ab Arari Helvetii averterant, a quibus discedere nolebat. (3) das Getreide aber, das Caesar auf dem Arar in Schiffen nachgeführt hatte, konnte er deshalb weniger verwenden, weil die Helvetier von der Saone abgebogen waren, von denen er nicht weggehen wollte.
(4) Diem ex die ducere Haedui: conferri, comportari, adesse dicere. (4) Von Tag zu Tag zogen die Häduer die Sache hin: man liefere ab, man speichere auf, das Getreide sei da, sagten sie.
(5) Ubi se diutius duci intellexit et diem instare quo die frumentum militibus metiri oporteret, convocatis eorum principibus, quorum magnam copiam in castris habebat, in his Diviciaco et Lisco, qui summo magistratui praeerat, quem vergobretum appellant Haedui, qui creatur annuus et vitae necisque in suos habet potestatem, graviter eos accusat, quod, cum neque emi neque ex agris sumi possit, tam necessario tempore, tam propinquis hostibus ab iis non sublevetur, praesertim cum magna ex parte eorum precibus adductus bellum susceperit [; multo etiam gravius quod sit destitutus queritur]. (5) Sobald Caesar einsah, daß er zu lange hingehalten wurde und daß der Tag bevorstand, an dem man den Soldaten ihr Getreide zuteilen mußte, nachdem ihre Fürsten zusammengerufen waren, von denen er eine große Menge im Lager hatte, unter diesen Diviacus und Liscus, der das höchste Amt verwaltete, den die Häduer Vergobret nennen, der jährlich gewählt wird und Gewalt über Leben und Tod den Untergebenen gegenüber besitzt - klagt er sie schwer an, daß er, obgleich weder gekauft noch von den Feldern genommen werden könnte, in so gefährlicher Zeit, bei solcher Nähe der Feinde von ihnen nicht unterstützt werde, zumal da er, zu einem großen Teile durch ihre Bitten veranlaßt, den Krieg unternommen habe, viel schwerer noch beklagt er sich, daß er hintergangen sei.
Liber I.XVII
(1) Tum demum Liscus oratione Caesaris adductus quod antea tacuerat proponit: (1) Jetzt erst bringt Liscus, durch die Rede Caesars veranlaßt, vor, was er vordem verschwiegen hatte:
(2) esse non nullos, quorum auctoritas apud plebem plurimum valeat, qui privatim plus possint quam ipsi magistratus. (2) Es gebe einige, deren Ansehen beim niederen Volke sehr viel gelte, die als Privatleute größeren Einfluß besäßen als selbst die Behörden.
(3) Hos seditiosa atque improba oratione multitudinem deterrere, ne frumentum conferant quod debeant: (3) Diese hielten durch aufrührerische und boshafte Rede die große Masse davon zurück, das Getreide zu liefern, das sie liefern sollten:
(4) praestare, si iam principatum Galliae obtinere non possint, Gallorum quam Romanorum imperia perferre, neque dubitare [debeant] quin, si Helvetios superaverint Romani, una cum reliqua Gallia Haeduis libertatem sint erepturi. (4) es sei besser, wenn sie schon die Führung in Gallien nicht behaupten könnten, das Regiment der Gallier als das der Römer zu ertragen; auch zweifelten sie nicht daran, daß die Römer, wenn sie die Helvetier überwunden hätten, zusammen mit dem übrigen Gallien den Häduern die Freiheit rauben würden.
(5) Ab isdem nostra consilia quaeque in castris gerantur hostibus enuntiari; hos a se coerceri non posse. (5) Von denselben würden unsere Pläne und was im Lager vor sich gehe den Feinden verraten; diese könnten von ihm nicht im Zaume gehalten werden.
(6) Quin etiam, quod necessariam rem coactus Caesari enuntiarit, intellegere sese quanto id cum periculo fecerit, et ob eam causam quam diu potuerit tacuisse. (6) Ja, was er, durch die Notlage gezwungen, Caesar mitgeteilt habe, so sehe er ein, unter welch großer Gefahr er das getan habe, und aus diesem Grunde habe er, so lange er gekonnt, geschwiegen.
Liber I.XVIII
(1) Caesar hac oratione Lisci Dumnorigem, Diviciaci fratrem, designari sentiebat, sed, quod pluribus praesentibus eas res iactari nolebat, celeriter concilium dimittit, Liscum retinet. (1) Caesar merkte, daß durch diese Rede des Liscus Dumnorix, der Bruder des Diviciacus, gemeint sei, aber, weil er nicht wollte, daß diese Angelegenheiten in Anwesenheit mehrerer erörtert würden, entläßt er schnell die Versammlung, den Liscus behält er zurück.
(2) Quaerit ex solo ea quae in conventu dixerat. (2) Er befragt ihn unter vier Augen über das, was er in der Zusammenkunft geäußert hatte.
(3) Dicit liberius atque audacius. (3) Er äußert sich freier und kühner.
(4) Eadem secreto ab aliis quaerit; reperit esse vera: ipsum esse Dumnorigem, summa audacia, magna apud plebem propter liberalitatem gratia, cupidum rerum novarum. (4) Nach denselben Dingen erkundigt sich Caesar im geheimen bei anderen; er findet, dass es wahr war. Dumnorix selbst sei es, der einen Umsturz anstrebe. Er sei von äußerster Verwegenheit und sehr beliebt beim Volke wegen seiner Freigiebigkeit.
(5) Complures annos portoria reliquaque omnia Haeduorum vectigalia parvo pretio redempta habere, propterea quod illo licente contra liceri audeat nemo. (5) Mehrere Jahre habe er die Zölle und alle übrigen staatlichen Einkünfte der Häduer für einen geringen Preis gekauft und zwar deswegen, weil, wenn er biete, niemand dagegen zu bieten wage.
(6) His rebus et suam rem familiarem auxisse et facultates ad largiendum magnas comparasse; magnum numerum equitatus suo sumptu semper alere et circum se habere, neque solum domi, sed etiam apud finitimas civitates largiter posse, atque huius potentiae causa matrem in Biturigibus homini illic nobilissimo ac potentissimo conlocasse; ipsum ex Helvetiis uxorem habere, sororum ex matre et propinquas suas nuptum in alias civitates conlocasse. (6) Dadurch habe er sowohl sein persönliches Vermögen vergrößert als auch reiche Mittel zum Schenken erworben; eine große Zahl Reiterei unterhalte er immer auf eigene Kosten und habe sie um sich, und nicht nur in der Heimat, sondern auch bei den Nachbarstämmen sei sein Einfluß groß, und dieses Einflusses wegen habe er seine Mutter im Lande der Bituriger an einen äußerst vornehmen und mächtigen Mann verheiratet, er selbst habe eine Frau aus Helvetien und eine Schwester von mütterlicher Seite sowie seine weiblichen Verwandten in andere Stämme verheiratet.
(7) Favere et cupere Helvetiis propter eam adfinitatem, odisse etiam suo nomine Caesarem et Romanos, quod eorum adventu potentia eius deminuta et Diviciacus frater in antiquum locum gratiae atque honoris sit restitutus. (7) Wegen dieser Verwandtschaft sei er den Helvetiern günstig gesinnt und gewogen, er hasse auch aus persönlichen Gründen Caesar und die Römer, weil durch ihre Ankunft seine Macht geschwächt und sein Bruder in seine alte Stellung von Gunst und Ansehen wieder eingesetzt worden sei.
(8) Si quid accidat Romanis, summam in spem per Helvetios regni obtinendi venire; imperio populi Romani non modo de regno, sed etiam de ea quam habeat gratia desperare. (8) Wenn den Römern etwas widerfahre, so komme er in die höchste Hoffnung, mit Hilfe der Helvetier die Königsherrschaft zu erlangen; unter der Herrschaft des römischen Volkes gebe er die Hoffnung nicht nur auf die Königsherrschaft auf, sondern auch auf die Behauptung des Einflusses, den er besitze.
(9) Reperiebat etiam in quaerendo Caesar, quod proelium equestre adversum paucis ante diebus esset factum, initium eius fugae factum a Dumnorige atque eius equitibus (nam equitatui, quem auxilio Caesari Haedui miserant, Dumnorix praeerat): eorum fuga reliquum esse equitatum perterritum. (9) Caesar bekam auch bei der Untersuchung nach und nach heraus, daß in dem unglücklichen Reitertreffen vor wenigen Tagen der Anfang mit seiner Flucht von Dumnorix und seinen Reitern gemacht worden sei - denn die Reiterei, die die Häduer Caesar zu Hilfe geschickt hatten, stand unter dem Befehle des Dumnorix', durch deren Flucht sei die übrige Reiterei erschreckt worden.
Liber I.XIX. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Quibus rebus cognitis, cum ad has suspiciones certissimae res accederent, quod per fines Sequanorum Helvetios traduxisset, quod obsides inter eos dandos curasset, quod ea omnia non modo iniussu suo et civitatis, sed etiam inscientibus ipsis fecisset, quod a magistratu Haeduorum accusaretur, satis esse causae arbitrabatur, quare in eum aut ipse animadvertere iuberet. (1) Nachdem dies in Erfahrung gebracht worden war, da zu diesen Verdachtsgründen die völlig sicheren Tatsachen hinzukamen, daß er die Helvetier durchs Land der Sequaner geführt habe, daß er unter ihnen habe Geiseln stellen lassen, daß er dies alles nicht bloß ohne seinen und des Stammes Befehl, sondern sogar ohne ihr Wissen getan habe und daß er von dem Oberhaupts der Häduer beschuldigt werde, glaubte Cäsar, es sei genügend Grund vorhanden, daß er gegen ihn entweder selbst einschreite oder dem Stamme einzuschreiten befehle.
(2) His omnibus rebus unum repugnabat, quod Diviciaci fratris summum in populum Romanum studium, summam in se voluntatem, egregiam fidem, iustitiam, temperantiam cognoverat; nam, ne eius supplicio Civiciaci animum offenderet, verebatur. (2) Diesen Gründen allen stand nur das eine dagegen, daß er seines Bruders Diviciacus Ergebenheit dem römischen Volke gegenüber, als die nächste, sein Wohlwollen gegen ihn persönlich als das nächste, seine ausgezeichnete Treue, Gerechtigkeit und Maßhaltung kennengelernt hatte; denn er fürchtete, durch seine Hinrichtung Diviciacus zu kränken.
(3) Itaque priusquam quicquam conaretur, Diviciacum ad se vocari iubet ei cotidianis interpretibus remotis per C. Valerium Troucillum, principem Galliae provinciae, familiarem suum, cui summam omnium rerum fidem habebat, cum eo colloquitur; simul commonefacit, quae ipso praesente in concilio Gallorum de Dumnorige sint dicta, et ostendit, quae separatim quisque de eo apud se dixerit; petit atque hortatur, ut sine eius offensione animi vel ipse de eo causa cognita statuat vel civitatem statuere iubeat. (3) Daher läßt er, bevor er etwas unternimmt, Diviciacus zu sich rufen, und nach Entfernung der immer verwendeten Dolmetscher bespricht er sich mit ihm durch Vermittlung des Gajus Valerius Procillus, eines Fürsten der Provinz Gallien, eines guten Freundes von ihm, dem er in allen Dingen das höchste Vertrauen schenkte; zugleich erinnert er daran, was in seiner Gegenwart in der Versammlung der Gallier über Dumnorix gesagt worden ist, und offenbart, was jeder einzeln über ihn bei ihm gesagt hat; er bittet und fordert ihn auf (er bittet ihn dringend), daß er ohne eine Kränkung seinerseits entweder selbst inbetreff seiner (seines Bruders) nach Untersuchung der Sache beschließen oder dem Stamme zu beschließen befehlen dürfe.
Liber I.XX. - Paralleltext Lateinisch-Deutsch
(1) Diviciacus multis cum lacrimis Caesarem complexus obsecrare coepit, ne quid gravius in fratrem statueret: scire se illa esse vera, neque quemquam ex eo plus quam se doloris capere, propterea quod, cum ipse gratia plurimum domi atque in reliqua Gallia, ille minimum propter adulescentiam posset, per se crevisset, quibus opibus ac nervis non solum ad minuendam gratiam, se paene ad perniciem suam uteretur. (1) Diviacus, der Cäsar unter vielen Tränen umarmte, begann, ihn zu beschwören, er möge kein allzu strenges Urteil über seinen Bruder sprechen: er wisse, dass jenes wahr sei und niemand empfinde darüber mehr Kummer als er, und zwar deshalb, weil, während er selbst den größten Einfluß in seiner Heimat und im übrigen Gallien besessen habe, jener wegen seiner Jugend ganz wenig gegolten habe und durch ihn emporgekommen sei, diese Machtmittel und diesen Einfluß benutze er nicht nur zur Schwächung seines Ansehens, sondern beinahe zu seinem Verderben.
(2) Sese tamen et amore fraterno et existimatione vulgi commoveri. (2) Trotzdem lasse er sich jedoch durch Bruderliebe leiten und die Meinung des Volkes bewegen.
(3) Quodsi quid ei a Caesare gravius accidisset, cum ipse eum locum amicitiae apud eum teneret, neminem existimaturum non sua voluntate factum; qua ex re futurum, uti totius Galliae animi a se averterentur. (3) Wenn ihm nun etwas zu schweres von Cäsar widerfahre, obgleich er selbst diese freundschaftliche Stellung bei ihm einnehme, werde niemand glauben, er sei nicht mit seinem Willen geschehen; die Folge davon werde sein, daß sich ganz Galliens Gesinnung von ihm abwende.
(4) Haec cum pluribus verbis flens a Caesare peteret, Caesar eius dextram prendit; cosolatus rogat, finem orandi faciat; tanti eius apud se gratiam esse ostendit, uti et rei publicae iniuriam et suum dolorem eius voluntati ac precibus condonet. (4) Als er dies mit mehr Worten weinend von Caesar erbat, ergreift dieser seine Rechte; er tröstet und bittet ihn, seinem Bitten ein Ende zu machen; er weist darauf hin, daß ihm seine Beliebtheit bei ihm so viel gelte, daß er sowohl das Unrecht dem römischen Staate gegenüber, als auch seine persönliche Kränkung seinem Wunsche und seiner Fürbitte gleichsam schenke.
(5) Dumnorigem ad se vocat, fratrem adhibet; quae in eo reprehendat, ostendit; quae ipse intellegat, quae civitas queratur, proponit; monet, ut in relinquum tempus omnes suspiciones vitet; praeterita se Diviciaco fratri condonare dicit. (5) Er ließ Dumnorix kommen und zieht den Bruder dazu, um ihm zu sagen, was er an ihm zu tadeln hat, legt er da; was er selbst wahrnimmt, worüber sich der Stamm beschwert, tut er ihm kund; für die Zukunft möge er all Veranlassungen zu Verdacht vermeiden; das Vergangene, so erklärt er, verzeihe er dem Bruder Diviacus zuliebe.
(6) Dumnorigi custodes ponit, ut, quae agat, quibuscum loquatur, scire possit. (6) Er ließ Dumnorix überwachen, um zu wissen, was er tut, mit wem er sich bespricht.
Liber I.XXI. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Eodem die ab exploratoribus certior factus hostes sub monte consedisse milia passuum ab ipsus castris octo, qualis esset natura montis et qualis in circuitu ascensus, qui cognoscerent, misit. (1) An demselben Tage erhält er von Kundschaftern die Nachricht, dass die Feinde am Fuße des Berges eine Stellung bezogen hätten, 8000 Doppelschritte von seinem eigenen Lager entfernt. Sodann schickte er Leute aus, die erkunden sollten, wie der Berg beschaffen sei und welche Möglichkeiten des Aufstieges ringsherum bestünden.
(2) Renuntiatum est facilem esse. (2) Es wurde zurückgemeldet, es sei leicht.
(3) De tertia vigilia T. Labienum, legatum pro praetore, cum duabus legionibus et iis ducibus, qui iter cognoverant, summum iugum montis ascendere iubet; quid sui consilii sit, ostendit. (3) Caesar befiehlt dem Titus Labienus, seinem stellvertretendem Legaten, noch während der dritten Nachtwache mit zwei Legionen und unter Führung derer, die den Weg erkundet hatten, den Gipfel des Berges zu ersteigen; was sein Plan ist, erklärt er.
(4) Ipse de quarta vigilia eodem itinere, quo hostes ierant, ad eos contendit equitatumque omnem ante se mittit. (4) Er selbst rückt noch innerhalb der vierten Nachtwache auf demselben Wege, auf dem die Feinde gezogen waren, gegen sie in Eile an und schickt die gesamte Reiterei vor sich her.
(5) P. Considius, qui rei militaris pertissimus habebatur et in exercitu L. Sullae ei postea in M. Crassi fuerat, cum exploratoribus praemittitur. (5) Publius Considius, der als sehr erfahren im Kriegswesen galt und im Heere des Lucius Sulla und danach in dem des Marcus Crassus gedient hatte, wird mit Aufklärern vorausgeschickt.
Liber I.XXII. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Prima luce, cum summus mons a Labieno teneretur, ipse ab hostium castris non longius M et D passibus abesset, neque, ut postea ex captivis comperit, aut ipsius adventus aut Labieni cognitus esset, Considius equo admisso ad eum accurrit, dicit montem, quem a Labieno occupari voluerit, ab hostibus teneri: id se a Gallicis armis atque insignibus cognovisse. (1) Bei Tagesanbruch, als der Gipfel des Berges von Labienus besetzt gehalten worden ist, Caesar selbst vom Lager der Feinde nicht weiter als 1500 Doppelschritte entfernt war und, wie er später von Kriegsgefangenen erfuhr, weder seine Ankunft noch die des Labienus erkannt worden war, kommt Considius in vollem Galopp zu ihm gesprengt und meldet, der Berg, von dem er gewollt habe, daß er von Labienus besetzt werde, werde von den Feinden gehalten; das habe er an den gallischen Waffen und Abzeichen erkannt.
(2) Caesar suas copias in proximum collem subducit, aciem instruit. (2) Caesar läßt seine Truppen an den Fuß des nächsten Hügels rücken und stellt sie in Schlachtordnung auf.
(3) Labienus, ut erat ei praeceptum a Caesare, ne proelium committeret, nisi ipsius copiae prope hostium castra visae essent, ut undique uno tempore in hostes impetus fieret, monte occupato nostros exspectabat proelioque abstinebat. (3) Labienus wartete nach Besetzung des Berges auf die Unsrigen und enthielt sich des Kampfes, wie ihm von Caesar befohlen war, nicht anzugreifen, wenn nicht seine Truppen in der Nähe des Lagers der Feinde gesehen worden wären, damit der Angriff auf die Feinde von allen Seiten gleichzeitig geschehe.
(4) Multo denique die per exploratores Caesar cognovit et montem a suis teneri et Helvetios castra movisse et Considium timore perterritum, quod non vidisset, pro viso sibi renuntiavisse. (4) Später am Tage erfuhr Caesar schließlich durch Aufklärer sowohl, daß der Berg von seinen Leuten besetzt gehalten werde, als auch, daß die Helvetier weitergezogen seien und daß Considius, durch Angst gelähmt, was er nicht gesehen habe, als gesehen ihm gemeldet habe.
(5) Eo die, quo consueverat intervallo, hostes sequitur et milia passuum tria ab eorum castris castra ponit. (5) Wie er gewohnt war, folgte er den Feinden mit Abstand dieses einen Tages und errichtete dreitausend Doppelschritte von ihrem Lager sein Lager.
Liber I.XXIII. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Postridie eius diei, quod omnino biduum supererat, cum exercitui frumentum metiri oporteret, et quod a Bibracte, oppido Haeduorum longe maximo et copiosissimo, non amplius milibus passuum XVIII aberat, rei frumentariae prospiciendum existimavit; iter ab Helvetiis avertit ac Bibracte ire contendit. (1) Es blieben nur noch zwei Tage, bis das Heere seine Getreideration mußte, und weil er von Bibracte, der weit größten und reichsten Stadt der Häduer als 18000 Doppelschritte entfernt war und er der Meinung war, dass er sich zuerst um die Getreideversorgung kümmern müßte, zog er in Eile auf Bibracte zu.
(2) Ea res per fugitivos L. Aemilii, decurionis equitum Gallorum, hostibus nuntiatur. (2) Das wird durch Flüchtlinge von Lucius Ämilius, eines Zugführers der gallischen Reiter, den Feinden verrraten.
(3) Helvetii, seu quod timore perterritos Romanos discedere a se existimarent, eo magis, quod pridie superioribus locis occupatis proelium non commisissent, sive eo, quod re frumentaria intercludi posse confiderent, commutato consilio atque itinere converso nostros ab novissimo agmine insequi ac lacessere coeperunt. (3) Die Helvetier, sei es, weil sie glaubten, daß die Römer sich aus Furcht von ihnen absetzten, um so mehr, weil sie tagszuvor, obgleich sie die Höhen besetzt hatten, nicht angegriffen hatten, oder sei es deshalb, weil sie darauf vertrauten, daß sie von der Verpflegung abgeschnitten werden konnten, änderten ihren Plan, machten kehrt und begannen, die Unsrigen von der Nachhut her zu verfolgen und anzugreifen.
Liber I.XXIV. - Paralleltext Lateinisch-Deutsch
(1) Postquam id animum advertit, copias suas Caesar in proximum collem subduxit equitatumque, qui sustineret hostium impetum, misit. (1) Nachdem Caesar dies bemerkt hat, führt er seine Truppen auf den nächsten Hügel und schickte die Reiterei vor, die den Angriff der Feinde auffangen sollte.
(2) Ipse interim in colle medio triplicem aciem instruxit legionum quattuor veteranarum; in summo iugo duas legiones, quas in Gallia citeriore proxime conscripserat, et omnia auxilia collocavit, ita uti supra se totum montem hominibus compleret; interea sarcinas in unum locum conferri et eum ab iis, qui in superiore acie constiterant, muniri iussit. (2) In der Zwischenzeit stellte er auf halber Höhe des Hügels die dreifache Schlachtreihe seiner vier alten Legionen auf; die zwei Legionen, die er kürzlich im diesseitigen Gallien ausgehoben hatte, stellte er mit allen Hilfstruppen auf dem Kamm des Hügels so auf, dass die gesamte Anhöhe mit seinen Soldaten bestzt war. Oben auf dem Hügel befahl er, das ganze Gepäck inzwischen an eine Stelle zu schaffen und sie von diesen zu sichern.
(3) Helvetii cum omnibus suis carris secuti impedimenta in unum locum contulerunt; ipsi confertissima acie reiecto nostro equitatu phalange facta sub primam nostram aciem successerunt. (3) Die Helvetier, die alle mit ihren Karren gefolgt waren, zogen den Troß an einer Stelle zusammen und warfen unsere Reiterei in dichtgedrängter Schlachtstellung zurück, bildeten eine Phalanx und rückten gegen unsere Schlachtreihe vor.
Liber I.XXV. - Paralleltext Lateinisch - Deutsch
(1) Caesar primum suo, deinde omnium ex conspectu remotis equis, ut aequato periculo spem fugae tolleret, cohortatus suos proelium commisit. (1) Als erstes lieferte sich eine Schlacht mithilfe seiner Kohorten, nachdem alle Pferde aus seinem Gesichtskreis verschwunden waren, sodass er die Hoffnung zur Flucht trug, obwohl die Gefahr hatte mithalten können.
(2) Milites e loco superiore pilis missis facile hostium phalangem perfregerunt. Die Soldaten, die von einem höher gelegenen Ort aus Wurfspieße geworfen hatten, durchbohrten leicht die Schlachtreihe der Gegner. (2)
(3) Ea disiecta gladiis destrictis in eos impetum fecerunt. Nachdem diese auseinander gesprengt worden war, zückten sie die Schwerter und griffen in ihre Richtung an. (3)
(4) Gallis magno ad pugnam erat impedimento, quod pluribus eorum scutis uno ictu pilorum transfixis et colligatis, cum ferrum se inflexisset, neque evellere neque sinistra impedita satis commode pugnare poterant, multi ut diu iactato bracchio praeoptarent scutum manu emittere et nudo corpore pugnare. (4) Caesar ging in die Schlacht und hielt die Gallier so gut auf, dass die Mehrzahl deren Schilde mit einem Wurf der Speere durchbohrt wurden und zurückgehalten wurden, weil er (der Wurf der Speere) das Eisen umbog, sie konnten weder ausreißen noch wegen der linken Hinderung recht zwecksmäßig kämpfen, sodass viele lange nach einem Schütteln des linken Armes lieber den Schild in der Hand fallen ließen und mit ungeschütztem Körper kämpften.
(5) Tandem vulneribus defessi et pedem referre et, quod mons suberat circiter mille passuum (spatio), eo se recipere coeperunt. (5) Schließlich begannen sie, durch Wunden erschöpft, zu weichen, und weil ein Berg in der Nähe war, in einer Entfernung von etwa 1500 Doppelschritten sich dorthin zurückzuziehen.
(6) Capto monte et succedentibus nostris Boi et Tulingi, qui hominum milibus circiter XV agmen hostium claudebant et novissimis praesidio erant, ex itinere nostros (ab) latere aperto aggressi circumvenerunt. (6) Als der Berg besetzt war und die Unsrigen von unten nachrückten, griffen die Bojer und die Tulinger, die mit ungefähr 15000 Mann den Zug der Feinde schlossen und der Nachhut zu Deckung dienten, unmittelbar vom Marsche aus auf der ungedeckten Seite an und suchten sie zu umzingeln, und das gesehen habend, begannen die Helvetier, die sich auf den Berg zurückgezogen hatten, wiederum vorzudringen und den Kampf zu erneuern.
(7) Id conspicati Helvetii, qui in montem sese receperant, rursus instare et proelium redintegrare coeperunt. Romani conversa signa bipertito intulerunt: prima et secunda acies, ut victis ac submotis resisteret, tertia, ut venientes sustineret. (7) Die Römer trugen die gewendeten Feldzeichen nach zwei Seiten: das erste und zweite Treffen, um den Geschlagenen und Zurückgeworfenen Widerstand zu leisten, das dritte, um die Anrückenden aufzuhalten.
Liber I.XXVI.
Ita ancipiti proelio diu atque acriter pugnatum est. Diutius cum sustinere nostrorum impetus non possent, alteri se, ut coeperant, in montem receperunt, alteri ad impedimenta et carros suos se contulerunt. Nam hoc toto proelio, cum ab hora septima ad vesperum pugnatum sit, aversum hostem videre nemo potuit. Ad multam noctem etiam ad impedimenta pugnatum est, propterea quod pro vallo carros obiecerunt et e loco superiore in nostros venientes tela coiciebant et non nulli inter carros rotasque mataras ac tragulas subiciebant nostrosque vulnerabant. Diu cum esset pugnatum, impedimentis castrisque nostri potiti sunt. Ibi Orgetorigis filia atque unus e filiis captus est. Ex eo proelio circiter hominum milia CXXX superfuerunt eaque tota nocte continenter ierunt [nullam partem noctis itinere intermisso]; in fines Lingonum die quarto pervenerunt, cum et propter vulnera militum et propter sepulturam occisorum nostri [triduum morati] eos sequi non potuissent. Caesar ad Lingonas litteras nuntiosque misit, ne eos frumento neve alia re iuvarent: qui si iuvissent, se eodem loco quo Helvetios habiturum. Ipse triduo intermisso cum omnibus copiis eos sequi coepit.
(1) So wurde in einer Doppelschlacht lange und hitzig gekämpft. Als sie die Angriffe der Unsrigen nicht länger aushalten konnten, zogen sich die einen, wie sie begonnen hatten, auf den Berg zurück, die anderen begaben sich zum Gepäck und ihren Karren.
(2) Denn in dieser ganzen Schlacht hat, obwohl von der 7. Stunde bis gegen Abend gekämpft worden ist, einen fliehenden Feind niemand sehen können.
(3) Bis in die tiefe Nacht wurde auch beim Gepäck gekämpft, deshalb weil sie die Karren statt eines Walles entgegengestellt hatten und von dem höheren Orte aus auf die anrückenden Unsrigen schossen und weil einige aus den Zwischenräumen der Karren und Räder ihre Wurfspeere und Wurfspieße von unten her schleuderten und verwundeten.
(4) Als lange gekämpft worden war, bemächtigten sich die Unsrigen des Gepäcks und des Lagers.
(5) Hier wurden die Tochter der Orgetorix und einer seiner Söhne gefangengenommen. Aus dieser Schlacht blieben ungefähr 130000 Menschen übrig, und sie zogen noch in dieser ganzen Nacht ohne Aufenthalt weiter; nachdem der Marsch auch keinen Teil der Nacht ausgesetzt worden war, gelangten sie am vierten Tage ins Gebiet der Lingoner. Da die Unsrigen sowohl wegen der Wunden der Soldaten als auch wegen der Bestattung der Gefallenen einen Aufenthalt von drei Tagen gehabt und ihnen nicht hatten folgen können.
(6) Caesar schickte zu den Lingonen Boten mit einem Schreiben, sie möchten sie nicht mit Getreide und nicht mit etwas anderem unterstützen; andernfalls werde er sie auf dieselbe Weise wie die Helvetier behandeln. Er selbst begann nach Verlauf von drei Tagen mit allen Truppen diesen zu folgen.
Liber I.XXVII.
Helvetii omnium rerum inopia adducti legatos de deditione ad eum miserunt. Qui cum eum in itinere convenissent seque ad pedes proiecissent suppliciterque locuti flentes pacem petissent, atque eos in eo loco quo tum essent suum adventum expectare iussisset, paruerunt. Eo postquam Caesar pervenit, obsides, arma, servos qui ad eos perfugissent, poposcit. Dum ea conquiruntur et conferuntur, [nocte intermissa] circiter hominum milia VI eius pagi qui Verbigenus appellatur, sive timore perterriti, ne armis traditis supplicio adficerentur, sive spe salutis inducti, quod in tanta multitudine dediticiorum suam fugam aut occultari aut omnino ignorari posse existimarent, prima nocte e castris Helvetiorum egressi ad Rhenum finesque Germanorum contenderunt.
(1) Die Helvetier, durch Mangel an allem bewogen, schickten Gesandte betreffs Unterwerfung an ihn.
(2) Als diese ihn auf dem Marsch getroffen und sich ihm zu Füßen geworfen hatten und er ihnen befohlen hatte, an derjenigen Stelle, wo sie jetzt seien, auf sein Kommen zu warten, gehorchten sie.
(3) Nachdem Caesar dorthin gelangt war, verlangte er Geiseln, ihre Waffen und die Sklaven, die zu ihnen übergelaufen seien.
(4) Während dies zusammengesucht und zusammengebracht wurde und es inzwischen Nacht geworden war, verließen etwa 6000 Mann desjenigen Gaus, der Verbigenus heißt, zu Beginn der Nacht das Lager der Helvetier und zogen in Eile nach dem Rhein und dem Gebiet der Germanen, sei es aus Furcht, daß sie nach Ablieferung der Waffen niedergemacht würden, oder sei es durch die Aussicht auf Rettung bewogen, weil sie glauben mochten, daß bei der so großen Menge der Unterworfenen ihre Flucht entweder verborgen bleiben oder überhaupt nicht gemerkt werden könne.
Liber I.XXVIII.
Quod ubi Caesar resciit, quorum per fines ierant his uti conquirerent et reducerent, si sibi purgati esse vellent, imperavit; reductos in hostium numero habuit; reliquos omnes obsidibus, armis, perfugis traditis in deditionem accepit. Helvetios, Tulingos, Latobrigos in fines suos, unde erant profecti, reverti iussit, et, quod omnibus frugibus amissis domi nihil erat quo famem tolerarent, Allobrogibus imperavit ut iis frumenti copiam facerent; ipsos oppida vicosque, quos incenderant, restituere iussit. Id ea maxime ratione fecit, quod noluit eum locum unde Helvetii discesserant vacare, ne propter bonitatem agrorum Germani, qui trans Rhenum incolunt, ex suis finibus in Helvetiorum fines transirent et finitimi Galliae provinciae Allobrogibusque essent. Boios petentibus Haeduis, quod egregia virtute erant cogniti, ut in finibus suis conlocarent, concessit; quibus illi agros dederunt quosque postea in parem iuris libertatisque condicionem atque ipsi erant receperunt.
(1) Sobald Caesar dies erfuhr, befahl er denen, durch deren Gebiet sie gezogen waren, sie sollten sie aufgreifen und zu ihm zurückführen, wenn sie in seinen Augen gerechtfertigt sein wollten.
(2) Die Zurückgeführten behandelte er als Feinde; die übrigen alle nahm er nach Auslieferung der Geiseln, Waffen und Überläufern als Untertanen auf.
(3) Den Helvetiern, Tulingern und Latovicern befahl er, in die Gebiete, von wo sie ausgezogen waren, zurückzukehren, und weil nach Verlust aller Feldfrüchte in der Heimat nichts mehr war, womit sie den Hunger ertragen konnten, wies er die Allobroger an, sie sollten ihnen Gelegenheit zu Getreide geben, ihnen selbst befahl er, die Städte und Dörfer, die sie eingeäschert hatten, wiederaufzubauen.
(4) Das tat er hauptsächlich aus dem Grunde, weil er nicht wollte, daß der Raum, aus dem die Helvetier weggezogen waren, freibleibe, damit nicht wegen der guten Beschaffenheit des Bodens die Germanen, die jenseits des Rheines wohnen, aus ihrem Gebiete herüberkämen und dann der Provinz Gallien und den Allobrogern benachbart wären.
(5) Den Häduern gestattete er auf ihre Bitte, die Bojer, weil sie durch hervorragende Tapferkeit bekannt waren, in ihrem Lande anzusiedeln; diesen gaben jene Grund und Boden, und später nahmen sie sie in das gleiche Verhältnis von Recht und Unabhängigkeit auf, in dem sie selbst standen.
Liber XXIX.
In castris Hevetiorum tabulae repertae sunt litteris Graecis confectae et ad Caesarem relatae, quibus in tabulis nominatim ratio confecta erat, qui numerus domo exisset eorum qui arma ferre possent, et item separatim, quot pueri, senes mulieresque. [Quarum omnium rerum] summa erat capitum Helvetiorum milium CCLXIII, Tulingorum milium XXXVI, Latobrigorum XIIII, Rauracorum XXIII, Boiorum XXXII; ex his qui arma ferre possent ad milia nonaginta duo. Summa omnium fuerunt ad milia CCCLXVIII. Eorum qui domum redierunt censu habito, ut Caesar imperaverat, repertus est numerus milium C et X.
(1) Im Lager der Helvetier fand man Listen in griechischer Schrift und brachte sie zu Caesar. Auf diesen Listen war ein Verzeichnis unter Angabe von Namen zusammengestellt, welche Zahl ausgewandert sei von denjenigen, die Waffen tragen könnten und ebenso gesondert die Jugendlichen, die Alten und die Frauen.
(2) Aller dieser Rubriken Gesamtzahl waren 263 000 Helvetier, 36 000 Tulinger, 14 000 Latovicer, 23 000 Rauricer und 32 000 Bojer, unter diesen 92 000, die Waffen tragen konnten.
(3) Die Gesamtzahl war etwa 368 000. Von denen, die in die Heimat zurückkehrten, wurde, als eine Zählung angestellt wurde, wie Caesar befohlen hatte, eine Zahl von 110 000 ermittelt.
Liber I.XXX.
Bello Helvetiorum confecto totius fere Galliae legati, principes civitatum, ad Caesarem gratulatum convenerunt: intellegere sese, tametsi pro veteribus Helvetiorum iniuriis populi Romani ab his poenas bello repetisset, tamen eam rem non minus ex usu [terrae] Galliae quam populi Romani accidisse, propterea quod eo consilio florentissimis rebus domos suas Helvetii reliquissent uti toti Galliae bellum inferrent imperioque potirentur, locumque domicilio ex magna copia deligerent quem ex omni Gallia oportunissimum ac fructuosissimum iudicassent, reliquasque civitates stipendiarias haberent. Petierunt uti sibi concilium totius Galliae in diem certam indicere idque Caesaris facere voluntate liceret: sese habere quasdam res quas ex communi consensu ab eo petere vellent. Ea re permissa diem concilio constituerunt et iure iurando ne quis enuntiaret, nisi quibus communi consilio mandatum esset, inter se sanxerunt.
(1) Nachdem der Krieg mit den Helvetiern beendet war, fanden sich Gesandte fast ganz Galliens, die Fürsten der Stämme, bei Caesar ein, um ihre Glückwünsche zu bringen.
(2) Sie sähen ein, daß, obgleich er für die alten Übergriffe der Helvetier gegen das römische Volk von ihnen durch den Krieg
Buße gefordert habe,
(3) dies dennoch nicht weniger vorteil-haft für das Land Gallien als für das römische Volk sich ereignet habe, und zwar deshalb, weil die Helvetier trotz der blühendsten Verhältnisse ihre Heimat verlassen hätten, in der Absicht, ganz Gallien mit Krieg zu überziehen, sich der Herrschaft zu bemächtigen, aus dem großen Bereiche die Gegend als Wohnsitz auszu-wählen, die sie von ganz Gallien für die günstigste und fruchtbarste hielten, und die übrigen Stämme alle als tributpflichtige zu haben.
(4) Sie baten darum, es möchte ihnen erlaubt sein, einen Landtag ganz Galliens für einen bestimmten Termin anzusagen und das mit Caesars Genehmigung zu tun; sie hätten etliches, worum sie ihn auf Grund allgemeiner Zustimmung bitten wollten.
(5) Nachdem dies erlaubt worden war, setzten sie einen Termin für den Landtag fest und bestimmten feierlich durch einen Eid untereinander, daß niemand eine Aussage machen sollte außer denen, die auf gemeinsamen Beschluß den Auftrag dazu erhielten.
Liber I.XXXI
Eo concilio dimisso, idem princeps civitatum qui ante fuerant ad Caesarem reverterunt petieruntque uti sibi secreto in occulto de sua omniumque salute cum eo agere liceret. Ea re impetrata sese omnes flentes Caesari ad pedes proiecerunt: non minus se id contendere et laborare ne ea quae dixissent enuntiarentur quam uti ea quae vellent impetrarent, propterea quod, si enuntiatum esset, summum in cruciatum se venturos viderent. Locutus est pro his Diviciacus Haeduus: Galliae totius lactiones esse duas; harum alterius principatum tenere Haeduos, alterius Arvernos. Hi cum tantopere de potentatu inter se multos annos contenderent, factum esse uti ab Arvernis Sequanisque Germani mercede arcesserentur. Horum primo circiter milia XV Rhenum transisse; postea quam agros et cultum et copias Gallorum homines feri ac barbari adamassent, traductos plures; nunc esse in Gallia ad C et XX milium numerum. Cum his Haeduos eorumque clientes semel atque iterum armis contendisse; magnam calamitatem pulsos accepisse, omnem nobilitatem, omnem senatum, omnem equitatum amisisse. Quibus proeliis calamitatibusque fractos, qui et sua virtute et populi Romani hospitio atque amicitia plurimum ante in Gallia potuissent, coactos esse Sequanis obsides dare nobilissimos civitatis et iure iurando civitatem obstringere sese neque obsides repetituros neque auxilium a populo Romano imploraturos neque recusaturos quo minus perpetuo sub illorum dicione atque imperio essent. Unum se esse ex omni civitate Haeduorum qui adduci non potuerit ut iuraret aut liberos suos obsides daret. Ob eam rem se ex civitate profugisse et Romam ad senatum venisse auxilium postulatum, quod solus neque iure iurando neque obsidibus teneretur. Sed peius victoribus Sequanis quam Haeduis victis accidisse, propterea quod Ariovistus, rex Germanorum, in eorum finibus consedisset tertiamque partem agri Sequani, qui esset optimus totius Galliae, occupavisset et nunc de altera parte tertia Sequanos decedere iuberet, propterea quod paucis mensibus ante Harudum milia hominum XXIIII ad eum venissent, quibus locus ac sedes pararentur. Futurum esse paucis annis uti omnes ex Galliae finibus pellerentur atque omnes Germani Rhenum transirent; neque enim conferendum esse Gallicum cum Germanorum agro neque hanc consuetudinem victus cum illa comparandam. Ariovistum autem, ut semel Gallorum copias proelio vicerit, quod proelium factum sit ad Magetobrigam, superbe et crudeliter imperare, obsides nobilissimi cuiusque liberos poscere et in eos omnia exempla cruciatusque edere, si qua res non ad nutum aut ad voluntatem eius facta sit. Hominem esse barbarum, iracundum, temerarium: non posse eius imperia, diutius sustineri. Nisi quid in Caesare populoque Romano sit auxilii, omnibus Gallis idem esse faciendum quod Helvetii fecerint, ut domo emigrent, aliud domicilium, alias sedes, remotas a Germanis, petant fortunamque, quaecumque accidat, experiantur. Haec si enuntiata Ariovisto sint, non dubitare quin de omnibus obsidibus qui apud eum sint gravissimum supplicium sumat. Caesarem vel auctoritate sua atque exercitus vel recenti victoria vel nomine populi Romani deterrere posse ne maior multitudo Germanorum Rhenum traducatur, Galliamque omnem ab Ariovisti iniuria posse defendere.
(1) Nachdem dieser Landtag entlassen worden war, kehrten dieselben Stammesfürsten, die vorher dagewesen waren, zu Caesar zurück und baten darum, daß es ihnen erlaubt sein möchte, mit ihm ohne Zeugen über ihr eigenes Heil und das aller zu verhandeln.
(2) Als sie das erreicht hatten, warfen sie sich alle weinend Caesar zu Füßen. Ihr Streben und ihre Sorge seien nicht weniger darauf gerichtet, daß das, was sie sagten, nicht verraten werde, als darauf, daß sie das, was sie wollten, erlangten. Deswegen weil sie sähen, daß sie, wenn ein Verrat stattfinde, der schlimmsten Marter entgegengehen würden.
(3) Für sie führte der Häduer Diviciacus das Wort: Gesamtgalliens Parteien seien an Zahl zwei; die Führung der einen hätten die Häduer inne, die der anderen die Arverner.
(4) Als diese so erbittert um die Vormachtstellung unter sich viele Jahre stritten, sei es nahm gekommen, daß von den Arvernern und Sequanern Germanen als Söldner herbeigeholt wurden.
(5) Von diesen hätten zuerst etwa 15000 den Rhein überschritten; nachdem die wilden und barbarischen Gesellen an Land, Lebensweise und Wohlstand der Gallier Geschmack gefunden hätten, seien noch mehr herübergebracht worden; jetzt seien in Gallien an die 120 000.
(6) Mit diesen hätten sich die Häduer und ihre Klienten zu wiederholten Malen im Kampfe gemessen; geschlagen hätten sie eine schwere Niederlage erlitten; ihren gesamten Adel, ihren gesamten Rat und ihre gesamte Ritterschaft hätten sie eingebüßt.
(7) Durch diese Kämpfe und Niederlagen gebrochen seien sie, die sowohl durch ihre Tapferkeit als auch durch ihre Gast- und Staatsfreundschaft mit dem römischen Volke den größten Einfluß vorher in Gallien gehabt hätten, gezwungen worden, die Vornehmsten ihres Stammes den Sequanern als Geiseln zu geben und ihren Stamm durch einen Eid zu verpflichten, weder die Geiseln zurückzuverlangen noch das römische Volk um Hilfe anzuflehen noch sich zu weigern, unter der dauernden Botmäßigkeit und Herrschaft jener zu stehen.
(8) Er sei der einzige aus dem gesamten Stamme der Häduer, der nicht habe veranlaßt werden können, den Eid zu leisten oder seine Kinder als Geiseln zu geben.
(9) Deswegen sei er aus dem Stamme geflohen und nach Rom zum Senate gekommen, um Hilfe zu verlangen, weil er allein weder durch einen Eid noch durch Geiseln gebunden sei.
(10) Aber schlimmer sei es den siegreichen Sequanern als den besiegten Häduern ergangen, deswegen weil sich Ariovist, der König der Germanen, in ihrem Gebiet festgesetzt und ein Drittel des Sequanerlandes, das das beste ganz Galliens sei, besetzt habe und jetzt den Sequanern befehle, das zweite Drittel zu räumen, wegen weil wenige Monate zuvor 24 000 Mann Haruden zu ihm gekommen seien, denen Raum und Wohnsitze verschafft würden.
(11) Innerhalb weniger Jahre würden sie alle aus dem Lande Gallien vertrieben werden und alle Germanen den Rhein überschreiten; denn weder dürfe man das gallische Land mit dem der Germanen vergleichen noch die Lebensweise hier mit der dort.
(12) Ariovist aber führe, nachdem er einmal die Scharen der Gallier im Kampfe besiegt habe - ein Treffen, daß bei Magetobriga geliefert worden
sei - ein stolzes und grausames Regiment, verlange die Kinder gerade des höchsten Adels als Geiseln und vollziehe an ihnen alle Arten von Strafen und Martern, wenn etwas nicht nach seinem Wink und Willen geschehen sei.
(13) Er sei ein roher, jähzorniger und leidenschaftlicher Mensch; es sei unmöglich, sein Regiment noch länger zu ertragen.
(14) Es sei denn, daß bei Caesar und dem römischen Volke etwas Hilfe zu finden sei, sonst müßten alle Gallier dasselbe tun, was die Helvetier getan hätten; sie müßten von daheim auswandern, eine andere Heimat, andere Wohnsitze, fern von den Germanen, aufsuchen und ihr Glück,
wie es auch ausfalle, versuchen.
(15) Wenn dies Ariovist verraten worden sei, so zweifele er nicht, daß er an allen Geiseln, die bei ihm seien, die martervollste Todesstrafe vollziehen werde.
(16) Caesar sei imstande, sei es durch sein und seines Heeres Ansehen oder sei es durch seinen jüngst errungenen Sieg oder sei es durch den Ruf des römischen Volkes, davon abzuschrecken, daß eine noch größere Menge Germanen, über den Rhein herüberge-bracht werde, und ganz Gallien vor der Gewalttätigkeit Ariovists zu schützen.
Liber I.XXXII
Hac oratione ab Diviciaco habita omnes qui aderant magno fletu auxilium a Caesare petere coeperunt. Animadvertit Caesar unos ex omnibus Sequanos nihil earum rerum facere quas ceteri facerent sed tristes capite demisso terram intueri. Eius rei quae causa esset miratus ex ipsis quaesiit. Nihil Sequani respondere, sed in eadem tristitia taciti permanere. Cum ab his saepius quaereret neque ullam omnino vocem exprimere posset, idem Diviacus Haeduus respondit: hoc esse miseriorem et graviorem fortunam Sequanorum quam reliquorum, quod soli ne in occulto quidem queri neque auxilium implorare auderent absentisque Ariovisti crudelitatem, velut si cora adesset, horrerent, propterea quod reliquis tamen fugae facultas daretur, Sequanis vero, qui intra fines suos Ariovistum recepissent, quorum oppida omnia in potestate eius essent, omnes cruciatus essent perferendi.
(1) Nachdem diese Rede von Diviciacus gehalten worden war, begannen alle,
die anwesend waren, unter lautem Weinen Cäsar um Hilfe zu bitten.
(2)Cäsar bemerkte, daß als die einzigen von allen die Sequaner nichts von
dem taten, was die übrigen taten, sondern traurig gesenkten Hauptes zu
Boden blickten.
(3) Was der Grund davon sei, fragte sie Cäsar
verwundert.
(4) Die Sequaner antworteten nichts, sondern verharrten
schweigend in derselben Traurigkeit. Als er sie noch öfter fragte und
überhaupt kein Wort herausbringen konnte, antwortete derselbe Häduer
Diviciacus:
(5) Dadurch sei das Geschick der Sequaner bedauernswerter
und druckender als das der anderen, weil sie allein nicht einmal im
geheimen zu klagen oder um Hilfe zu flehen wagten, und vor der
Grausamkeit des abwesenden Ariovist schauderten, als wenn er persönlich
da sei,
(6) deswegen weil den anderen doch wenigstens die Gelegenheit
zur Flucht sich biete, die Sequaner aber, die Ariovist innerhalb ihres
Gebietes aufgenommen hätten und deren Städte alle in seiner Gewalt
seien, alle Quälereien ertragen müßten.
Liber I.XXXIII
His rebus cognitis Caesar Gallorum animos verbis confirmavit pollicitusque est sibi eam rem curae futuram; magnam se habere spem et beneficio suo et auctoritate adductum Ariovistum finem iniuriis facturum. Hac oratione habita, concilium dimisit. Et secundum ea multae res eum hortabantur quare sibi eam rem cogitandam et suscipiendam putaret, in primis quod Haeduos, fratres consanguineosque saepe numero a senatu appellatos, in servitute atque [in] dicione videbat Germanorum teneri eorumque obsides esse apud Ariovistum ac Sequanos intellegebat; quod in tanto imperio populi Romani turpissimum sibi et rei publicae esse arbitrabatur. Paulatim autem Germanos consuescere Rhenum transire et in Galliam magnam eorum multitudinem venire populo Romano periculosum videbat, neque sibi homines feros ac barbaros temperaturos existimabat quin, cum omnem Galliam occupavissent, ut ante Cimbri Teutonique fecissent, in provinciam exirent atque inde in Italiam contenderent [, praesertim cum Sequanos a provincia nostra Rhodanus divideret]; quibus rebus quam maturrime occurrendum putabat. Ipse autem Ariovistus tantos sibi spiritus, tantam arrogantiam sumpserat, ut ferendus non videretur.
(1) Nachdem Cäsar, dies erfahren hatte, sprach er den Galliern Mut zu und
versprach, er werde sich die Sache angelegen sein lassen: er hege große
Hoffnung, daß Ariovist, durch seine Gunstbezeugung und sein Ansehen
bewogen, seinen Gewalttätigkeiten ein Ende lachen werde.
(2) Nachdem diese Rede gehalten worden war, entließ er die Versammlung. Und nächst
dem bestimmte ihn vielerlei, weswegen er glaubte, daß er diese Sache in
Erwägung ziehen und in die Hand nehmen müsse, besonders weil er sah, daß
die Häduer, die zu wiederholten Malen vom Senate Brüder und
Blutsverwandte genannt worden seien, in der Knechtschaft und unter der
Botmäßigkeit der Germanen gehalten wurden, und weil er wahrnahm, daß
Geiseln von ihnen bei Ariovist und den Sequanern waren; das, so glaubte
er, sei bei der so großen Macht des römischen Volkes höchst schimpflich
für ihn und den Staat.
(3) Daß allmählich aber die Germanen sich daran
gewöhnten, den Rhein zu überschreiten, und, daß eine große Menge von
ihnen nach Gallien komme, betrachtete er als gefährlich für das römische
Volk.
(4) Auch war er der Meinung, die wilden und rohen Gesellen würden,
wenn sie ganz Gallien in Besitz genommen hätten, sich nicht enthalten
können, wie es ehedem die Cimbern und Teutonen getan hätten, in die
Provinz auszurücken (einzufallen) und von dort in Eile nach Italien zu
ziehen, zumal da die Sequaner von unserer Provinz nur die Rhone trenne;
diesen Gefahren glaubte er so rasch wie möglich vorbeugen zu müssen,
(5)Ariovist selbst aber hatte einen solchen Hochmut und eine solche
Anmaßung angenommen, daß er unerträglich schien.
Liber I.XXXIV
Quam ob rem placuit ei ut ad Ariovistum legatos mitteret, qui ab eo postularent uti aliquem locum medium utrisque conloquio deligeret: velle sese de re publica et summis utriusque rebus cum eo agere. Ei legationi Ariovistus respondit: si quid ipsi a Caesare opus esset, sese ad eum venturum fuisse; si quid ille se velit, illum ad se venire oportere. Praeterea se neque sine exercitu in eas partes Galliae venire audere quas Caesar possideret, neque exercitum sine magno commeatu atque molimento in unum locum contrahere posse. Sibi autem mirum videri quid in sua Gallia, quam bello vicisset, aut Caesari aut omnino populo Romano negotii esset.
(1) Deshalb beschloß Caesar, Gesandte zu Ariovist zu schicken, die von ihm verlangen sollten, er möchte irgendeinen Platz in der Mitte zwischen ihnen beiden zu einer Unterredung auswählen; er wolle mit ihm über eine staatliche Angelegenheit und über für beide höchst wichtige Fragen verhandeln.
(2) Dieser Gesandtschaft antwortete Ariovist: Wenn er selbst etwas von Caesar haben wolle, so wäre er zu ihm gekommen; wenn Caesar etwas von ihm wolle, so müsse er zu ihm kommen.
(3) Außerdem wage er es weder ohne ein Heer in diejenigen Teile Galliens zu kommen, die Caesar in Besitz habe, noch könne er ein Heer ohne große Zufuhr und Anstrengung an einem Punkt zusammenziehen.
(4) Ihm aber komme es merkwürdig vor, was in seinem Gallien, das er im Krieg besiegt habe, entweder Caesar oder das römische Volk überhaupt zu schaffen habe.
Liber I.XXXV
His responsis ad Caesarem relatis, iterum ad eum Caesar legatos cum his mandatis mittit: quoniam tanto suo populique Romani beneficio adtectus, cum in consulatu suo rex atque amicus a senatu appellatus esset, hanc sibi populoque Romano gratiam referret ut in conloquium venire invitatus gravaretur neque de communi re dicendum sibi et cognoscendum putaret, haec esse quae ab eo postularet: primum ne quam multitudinem hominum amplius trans Rhenum in Galliam traduceret; deinde obsides quos haberet ab Haeduis redderet Sequanisque permitteret ut quos illi haberent voluntate eius reddere illis liceret; neve Haeduos iniuria lacesseret neve his sociisque eorum bellum inferret. Si [id] ita fecisset, sibi populoque Romano perpetuam gratiam atque amicitiam cum eo futuram; si non impetraret, sese, quoniam M. Messala, M. Pisone consulibus senatus censuisset uti quicumque Galliam provinciam obtineret, quod commodo rei publicae lacere posset, Haeduos ceterosque amicos populi Romani defenderet, se Haeduorum iniurias non neglecturum.
(1) Nachdem diese Antwort Caesar hinterbracht worden war, schickt er nochmals Gesandte zu Ariovist mit folgenden Aufträgen:
(2) weil er denn, obgleich durch seine und des römischen Volkes so große Gunst ausgezeichnet, da er während seines Konsulates König und Freund vom Senate genannt worden sei, ihm und dem römischen Volk diesen Dank abstattete, daß er, aufgefordert, zu einer Unterredung zu kommen sich weigere und nicht der Ansicht sei, daß er über eine gemeinsame Angelegenheit sprechen und davon Kenntnis nehmen müsse, so sei es folgendes, was er von ihm fordere:
(3) Erstens, daß er keine Menge Menschen mehr über den Rhein nach Gallien führe, sodann, daß er die Geiseln, die er von den Häduern habe, zurückgebe und den Sequanern erlaube, daß es ihnen freistehe, diejenigen, welche sie hätten, mit seinem Einverständnis jenen zurückzugeben; auch solle er die Häduer nicht durch Gewalttätigkeit reizen und sie und ihre Bundesgenossen nicht mit Krieg überziehen.
(4) Wenn er dies so tue, werde für ihn und das römische Volk dauernde Gunst und Freundschaft mit ihm bestehen; wenn er nichts erreiche, so werde er, da ja unter dem Konsulate des Markus Messala und Markus Piso der Senat beschlossen habe, daß, wer auch immer die Provinz Gallien verwalte, die Häduer und die übrigen Freunde des römischen Volkes schützen solle, soweit es ohne Gefährdung des Staates tun könne, die Gewalttätigkeiten gegen die Häduer nicht ungeahndet lassen.
Liber I.XXXVI
Ad haec Ariovistus respondit: ius esse belli ut qui vicissent iis quos vicissent quem ad modum vellent imperarent. Item populum Romanum victis non ad alterius praescriptum, sed ad suum arbitrium imperare consuesse. Si ipse populo Romano non praescriberet quem ad modum suo iure uteretur, non oportere se a populo Romano in suo iure impediri. Haeduos sibi, quoniam belli fortunam temptassent et armis congressi ac superati essent, stipendiarios esse factos. Magnam Caesarem iniuriam facere, qui suo adventu vectigalia sibi deteriora faceret. Haeduis se obsides redditurum non esse neque his neque eorum sociis iniuria bellum inlaturum, si in eo manerent quod convenisset stipendiumque quotannis penderent; si id non fecissent, longe iis fraternum nomen populi Romani afuturum. Quod sibi Caesar denuntiaret se Haeduorum iniurias non neglecturum, neminem secum sine sua pernicie contendisse. Cum vellet, congrederetur: intellecturum quid invicti Germani, exercitatissimi in armis, qui inter annos XIIII tectum non subissent, virtute possent.
(1) Darauf antwortete Ariovist: Es sei Kriegsrecht, daß diejenigen, die gesiegt hätten, denjenigen, die sie besiegt hätten, geböten, wie sie wollten; ebenso pflege das römische Volk nicht nach der Vorschrift eines anderen, sondern nach seinem eigenen Gutdünken zu gebieten.
(2) Wenn er selbst dem römischen Volke nicht vorschreibe, wie es sein Recht auszuüben habe, so dürfe er auch vom römischen Volke in seinem Rechte nicht gehindert werden.
(3) Die Häduer seien ihm, da sie das Kriegsglück versucht und gekämpft hätten und überwunden worden seien,
tributpflichtig geworden.
(4) Cäsar begehe ein großes Unrecht, da er ihm wodurch seine Ankunft die Steuereinkünfte geringer mache (schmälere).
(5) Den Häduern werde er die Geiseln nicht zurückgeben, doch werde er weder mit ihnen noch mit ihren Bundesgenossen zu Unrecht Krieg anfangen, wenn sie bei dem verharrten, worüber man sich geeinigt habe, und ihm
jährlich ihren Tribut zahlten; täten sie das nicht, so werde ihnen der Brudertitel des römischen Volkes sehr wenig nützen.
(6) Wenn Cäsar ihm ankündige, er werde Gewalttätigkeiten gegen die Häduer nicht ungeahndet lassen, (so möge er wissen,) noch niemand habe mit ihm ohne sein Verderben gekämpft.
(7) Wenn er Lust habe, solle er nur kämpfen: erwerde merken, was unbesiegte Germanen, überaus in den Waffen geübt, die vierzehn Jahre lang unter kein Dach gekommen seien, durch Tapferkeit zu leisten vermochten.
Liber I.XXXVII
Haec eodem tempore Caesari mandata referebantur et legati ab Haeduis et a Treveris veniebant: Haedui questum quod Harudes, qui nuper in Galliam transportati essent, fines eorum popularentur: sese ne obsidibus quidem datis pacem Ariovisti redimere potuisse; Treveri autem, pagos centum Sueborum ad ripas Rheni consedisse, qui Rhemum transire conarentur; his praeesse Nasuam et Cimberium fratres. Quibus rebus Caesar vehementer commotus maturandum sibi existimavit, ne, si nova manus Sueborum cum veteribus copiis Ariovisti sese coniunxisset, minus facile resisti posset. Itaque re frumentaria quam celerrime potuit comparata magnis itineribus ad Ariovistum contendit.
(1) Zu ebenderselben Zeit wurde Cäsar dieser Bescheid (wörtl.: Plural) gebracht, und es kamen Gesandte von den Häduern und den Treverern:
(2)die Häduer, um sich zu beklagen, daß die Haruden, die unlängst nach Gallien herübergebracht worden seien, ihr Land verwüsteten; sie hätten nicht einmal durch Stellung von Geiseln den Frieden mit Ariovist erkaufen können;
(3) die Treverer aber (brachten die Kunde), daß sich hundert Gaue der Sueben an den Ufern des Rheines festgesetzt hätten, die den Versuch machten, den Rhein zu überschreiten; an der Spitze dieser ständen die Brüder Nasua und Cimberius.
(4) Hierdurch stark beunruhigt, glaubte Cäsar sich beeilen zu müssen, damit nicht, wenn sich die neuen Scharen der Sueben mit den alten Streitkräften Ariovists vereinigt hätten, weniger leicht Widerstand geleistet werden könne.
(5) Nachdem daher die Verpflegung möglichst schnell beschafft worden war, zog er in Eilmärschen Ariovist entgegen.
Liber I.XXXVIII
Cum tridui viam processisset, nuntiatum est ei Ariovistum cum suis omnibus copiis ad occupandum Vesontionem, quod est oppidum maximum Sequanorum, contendere [triduique viam a suis finibus processisse]. Id ne accideret, magnopere sibi praecavendum Caesar existimabat. Namque omnium rerum quae ad bellum usui erant summa erat in eo oppido facultas, idque natura loci sic muniebatur ut magnam ad ducendum bellum daret facultatem, propterea quod flumen [alduas] Dubis ut circino circumductum paene totum oppidum cingit, reliquum spatium, quod est non amplius pedum MDC, qua flumen intermittit, mons continet magna altitudine, ita ut radices eius montis ex utraque parte ripae fluminis contingant, hunc murus circumdatus arcem efficit et cum oppido coniungit. Huc Caesar magnis nocturnis diurnisque itineribus contendit occupatoque oppido ibi praesidium conlocat.
(1) Als er einen Weg in drei Tagen vorgerückt war, wurde ihm gemeldet, Ariovist beeile ich mit alten seinen Truppen, um Vesentio zu besetzen, welches die größte Stadt der Sequaner ist, und sei drei Tagesmärsche von seinem Lande aus vorgerückt.
(2) Daß das geschehe, glaubte Cäsar energisch verhüten zu müssen
(3) Denn von allen Dingen, die für den Krieg von Nutzen sind, war in dieser Stadt der nächste Vorrat,
(4) und durch ihre natürliche Lage war sie so fest, daß sie eine günstige Gelegenheit bot, den Krieg in die Länge zu ziehen, deswegen, weil der Doubs, wie mit einem Zirkel herumgezogen, fast die ganze Stadt umgibt;
(5) die übrige Strecke, wo der Fluß aussetzt - sie ist nicht länger als 1 600 Fuß (480 m) - nimmt ein Berg von großer Höhe ein, und zwar in der Weise, daß den Fuß des Berge auf beiden Seiten die Flußufer berühren.
(6) Diesen (Berg) macht eine umgeführte Mauer zu einer Burg und verbindet ihn mit der Stadt.
(7) Hierher zieht Cäsar in Eilmärschen Nacht und bei Tage, und nachdem er die Stadt besetzt hat, legt er eine
Besatzung hinein.
Liber I.XXXIX
Dum paucos dies ad Vesontionem rei frumentariae commeatusque causa moratur, ex percontatione nostrorum vocibusque Gallorum ac mercatorum, qui ingenti magnitudine corporum Germanos, incredibili virtute atque exercitatione in armis esse praedicabant (saepe numero sese cum his congressos ne vultum quidem atque aciem oculorum dicebant ferre potuisse), tantus subito timor omnem exercitum occupavit ut non mediocriter omnium mentes animosque perturbaret. Hic primum ortus est a tribunis militum, praefectis, reliquisque qui ex urbe amicitiae causa Caesarem secuti non magnum in re militari usum habebant: quorum alius alia causa inlata, quam sibi ad proficiscendum necessariam esse diceret, petebat ut eius voluntate discedere liceret; non nulli pudore adducti, ut timoris suspicionem vitarent, remanebant. Hi neque vultum fingere neque interdum lacrimas tenere poterant: abditi in tabernaculis aut suum fatum querebantur aut cum familiaribus suis commune periculum miserabantur. Vulgo totis castris testamenta obsignabantur. Horum vocibus ac timore paulatim etiam ii qui magnum in castris usum habebant, milites centurionesque quique equitatui praeerant, perturbabantur. Qui se ex his minus timidos existimari volebant, non se hostem vereri, sed angustias itineris et magnitudinem silvarum quae intercederent inter ipsos atque Ariovistum, aut rem frumentariam, ut satis commode supportari posset, timere dicebant. Non nulli etiam Caesari nuntiabant, cum castra moveri ac signa ferri iussisset, non fore dicto audientes milites neque propter timorem signa laturos.
(1) Während Cäsar wenige Tage bei Vesontio der Verpflegung und Zufuhr wegen verweilte, befiel infolge der Erkundigung der Unsrigen und der Aussagen der Gallier und Kaufleute, die von der ungeheuren Körpergröße der Germanen, der unglaublichen Tapferkeit und übung in den Waffen viel Rühmens machten wiederholten Malen seien sie, so sagten sie, mit ihnen zusammengestoßen und hätten nicht einmal ihre, Gesichtsausdruck und das Feuer ihrer Augen ertragen können - plötzlich eine so große Furcht das ganze Heer, daß sie in nicht geringem Grade aller Denken und Wollen in Verwirrung brachte.
(2) Diese (Furcht) entstand zuerst bei den Kriegstribunen, den Präfekten und den übrigen, die aus der Stadt (aus Rom) freundschaftshalber Cäsar gefolgt waren, aber keine große Erfahrung im Kriegswesen besaßen:
(3) von diesen bat der eine aus diesem, der andere aus jenem vor gebrachten Grunde, von dem er sagte, daß er für ihn zur Abreise zwingend sei, daß es ihm mit seinem Einverständnis erlaubt sein möge heimzukehren; nur einige wollten bleiben, durch Schamgefühl bewogen, um den Verdacht der Furcht zu vermeiden.
(4) Diese konnten weder ihre Miene verstellen noch sich zuweilen der Tränen enthalten. Verborgen in ihren Zelten klagten sie entweder über ihr persönliches Geschick, oder zusammen mit ihren vertrauten Freunden jammerten sie über die gemeinsame Gefahr.
(5) Allenthalben im ganzen Lager versiegelte man Testamente. Durch deren Gerede und Furcht gerieten allmählich auch diejenigen, die große Erfahrung im Kriegsdienste hatten, Soldaten, Zenturionen sowie die die Reiterei befehligten, in Verwirrung.
(6) Diejenigen von ihnen, die für weniger furchtsam gehalten werden wollten, sagten, sie fürchteten nicht den Feind, sondern die Enge der Wege und die Größe der Wälder, die zwischen ihnen und Ariovist lägen, oder (äußerten ihre Befürchtung), daß der Proviant nicht leicht genug herangebracht werden könne.
(7) Einige hatten Cäsar auch gemeldet, daß, wenn er den Befehl gebe aufzubrechen und weiterzumarschieren, die Soldaten dem Befehle nicht Folge leisten und aus Furcht nicht weiterziehen würden.
Liber I.XXXX
Haec cum animadvertisset, convocato consilio omniumque ordinum ad id consilium adhibitis centurionibus, vehementer eos incusavit: primum, quod aut quam in partem aut quo consilio ducerentur sibi quaerendum aut cogitandum putarent. Ariovistum se consule cupidissime populi Romani amicitiam adpetisse; cur hunc tam temere quisquam ab officio discessurum iudicaret? Sibi quidem persuaderi cognitis suis poslulatis atque aequitate condicionum perspecta eum neque suam neque populi Romani gratiam epudiaturum. Quod si furore atque amentia impulsum bellum intulisset, quid tandem vererentur? Aut cur de sua virtute aut de ipsius diligentia desperarent? Factum eius hostis periculum patrum nostrorum emoria Cimbris et Teutonis a C. Mario pulsis [cum non minorem laudem exercitus quam ipse imperator meritus videbatur]; factum etiam nuper in Italia servili tumultu, quos tamen aliquid usus ac disciplina, quam a nobis accepissent, sublevarint. Ex quo iudicari posse quantum haberet in se boni constantia, propterea quod quos aliquam diu inermes sine causa timuissent hos postea armatos ac victores superassent. Denique hos esse eosdem Germanos quibuscum saepe numero Helvetii congressi non solum in suis sed etiam in illorum finibus plerumque superarint, qui tamen pares esse nostro exercitui non potuerint. Si quos adversum proelium et fuga Gallorum commoveret, hos, si quaererent, reperire posse diuturnitate belli defatigatis Gallis Ariovistum, cum multos menses castris se ac paludibus tenuisset neque sui potestatem fecisset, desperantes iam de pugna et dispersos subito adortum magis ratione et consilio quam virtute vicisse. Cui rationi contra homines barbaros atque imperitos locus fuisset, hac ne ipsum quidem sperare nostros exercitus capi posse. Qui suum timorem in rei frumentariae simulationem angustiasque itineris conferrent, facere arroganter, cum aut de officio imperatoris desperare aut praescribere viderentur. Haec sibi esse curae; frumentum Sequanos, Leucos, Lingones subministrare, iamque esse in agris frumenta matura; de itinere ipsos brevi tempore iudicaturos. Quod non fore dicto audientes neque signa laturi dicantur, nihil se ea re commoveri: scire enim, quibuscumque exercitus dicto audiens non fuerit, aut male re gesta fortunam defuisse aut aliquo facinore comperto avaritiam esse convictam. Suam innocentiam perpetua vita, felicitatem Helvetiorum bello esse perspectam. Itaque se quod in longiorem diem conlaturus fuisset repraesentaturum et proxima nocte de quarta, vigilia castra moturum, ut quam primum intellegere posset utrum apud eos pudor atque officium an timor plus valeret. Quod si praeterea nemo sequatur, tamen se cum sola decima legione iturum, de qua non dubitet, sibique eam praetoriam cohortem futuram. Huic legioni Caesar et indulserat praecipue et propter virtutem confidebat maxime.
(1) Als Cäsar dies wahrgenommen hatte, berief er eine Heeresversammlung ein unter Hinzuziehung der Zenturionen aller Rangstufen zu dieser Versammlung und machte ihnen (den Versammelten) heftige Vorwürfe: zuerst darüber, daß sie fragen oder darüber nachdenken zu müssen glaubten, wohin oder in welcher Absicht sie geführt wurden.
(2) Ariovist habe unter seinem Konsulat sehr begierig nach der Freundschaft des römischen Volkes gestrebt; warum jemand meinen sollte, daß er so ohne Grund seiner Pflicht werde untreu werden?
(3) Er für seine Person gewinne die überzeugung, daß Ariovist, wenn er von seinen Forderungen Kenntnis genommen und die Billigkeit seiner Bedingungen erkannt habe, weder seine noch des römischen Volkes Gunst zurückweisen werde.
(4) Wenn er aber, von Raserei und Verblendung getrieben, Krieg anfange, was in aller Welt hätten sie zu fürchten. Oder warum sie an ihrer eigenen Tapferkeit oder an seiner Umsicht verzweifelten.
(5) Bestanden sei mit diesem Feinde die Probe zur Zeit der Väter, damals, als Gajus Marius die Cimbem und Teutonen geschlagen und das Heer sich offenbar nicht geringeren Ruhm als der Feldherr erworben hat; bestanden sei sie auch unlängst (73 - 71 v. u. Z.) in Italien zur Zeit des Aufstandes der Sklaven, die doch die übung und Kriegszucht, die sie bei uns gelernt, einigermaßen unterstützten.
(6) Danach könne man beurteilen, wieviel Gutes Unerschrockenheit in sich habe, deshalb, weil sie diejenigen, die sie eine Zeitlang ohne Grund als ungenügend Bewaffnete gefürchtet hätten, später als vollständig Bewaffnete und als Sieger überwunden hätten.
(7) Endlich sei dies derselbe Feind, mit dem die Helvetier zu wiederholten Malen gekämpft und den sie nicht nur in ihrem eigenen, sondern auch in seinem Lande meistenteils überwunden hätten, der doch unserem Heere nicht habe gewachsen sein können.
(8) Wenn manche das ungünstige Treffen und die Flucht der Gallier beunruhige, so könnten sie, wenn sie nachforschten, finden, daß diese (die Gallier), als sie durch die lange Dauer des Krieges erschöpft wren, Ariovist, nachdem er viele Monate lang im Lager und hinter Sümpfen geblieben sei und nicht Gelegenheit gegeben habe, ihn zu fassen, plötzlich angegriffen habe, sie, die schon nicht mehr mit einem Kampfe rechneten und sich (deshalb schon) zerstreut hatten, und so mehr durch kluge Berechnung und Kriegslist als durch Tapferkeit gesiegt habe.
(9) Daß durch diese Methode, die wilden und unerfahrenen Menschen gegenüber am Platze sei, unsere Heere getäuscht werden könnten, glaube er (Ariovist) auch selbst nicht.
(10) Diejenigen ferner, die ihre Furcht auf den Vorwand der Getreidebeschaffung und der Engen des Weges schöben, handelten anmaßend, da sie entweder nicht an die Pflichterfüllung des Feldherrn (Cäsars) zu glauben oder Vorschriften zu machen schienen.
(11) Das sei seine Angelegenheit. Getreide lieferten die Sequaner, Leuker und Lingoner, und schon sei das Getreide auf den Feldern reif. über den Weg würden sie selbst in kurzer Zeit urteilen (können).
(12) Wenn man von ihnen sage, daß sie den Gehorsam verweigern und nicht weiter mitziehen würden, so mache das auf ihn gar keinen Eindruck; er wisse nämlich, wenn auch immer ein Heer den Gehorsam verweigert habe, der betreffende habe entweder einen Mißerfolg erlitten und kein Glück mehr gehabt oder durch Bekanntwerden einer schlimmen Tat der Habsucht überführt worden sei,
(13) seine Uneigennützigkeit aber sei sein ganzes Leben hindurch, sein Glück im Kriege mit den Helvetiern erkannt worden.
(14) Daher werde er, was er auf einen späteren Termin habe aufschieben wollen, sofort ausfahren und in der nächsten Nacht, noch während der vierten Nachtwache (3 - 6 Uhr) aufbrechen, damit er so bald wie möglich erkennen könne, ob, bei ihnen Scham- und Pflichtgefühl oder Furcht überwiege.
(15) Sollte ihm nun auch sonst niemand folgen, so werde er dennoch mit der zehnten Legion allein, an welcher er nicht zweifle, marschieren, und sie werde ihm seine Leibgarde sein. – Dieser Legion hatte Cäsar eine ganz besondere Gunst erwiesen, und wegen ihrer Tapferkeit vertraute er ihr ammeisten.
Liber I.XXXXI
Hac oratione habita mirum in modum conversae sunt omnium mentes summaque alacritas et cupiditas belli gerendi innata est, princepsque X. legio per tribunos militum ei gratias egit quod de se optimum iudicium fecisset, seque esse ad bellum gerendum paratissimam confirmavit. Deinde reliquae legiones cum tribunis militum et primorum ordinum centurionibus egerunt uti Caesari satis facerent: se neque umquam dubitasse neque timuisse neque de summa belli suum iudicium sed imperatoris esse existimavisse. Eorum satisfactione accepta et itinere exquisito per Diviciacum, quod ex Gallis ei maximam fidem habebat, ut milium amplius quinquaginta circuitu locis apertis exercitum duceret, de quarta vigilia, ut dixerat, profectus est. Septimo die, cum iter non intermitteret, ab exploratoribus certior factus est Ariovisti copias a nostris milia passuum IIII et XX abesse.
(1) Nachdem er diese Rede gehalten hatte, wurden auf wunderbare Weise die Gemüter aller umgestimmt, und die höchste Begeisterung und Begierde, Krieg zu führen, entstanden,
(2) und zuerst dankte die zehnte Legion durch ihre Kriegstribunen Cäsar, daß er ein so günstiges Urteil über sie gefällt habe, und versichert, sie sei völlig bereit zum Kriegführen.
(3) Danach verhandelten die übrigen Legionen mit ihren Kriegstribunen und den Zenturionen der obersten Rangstufen, um sich bei Cäsar zu entschuldigen; weder hätten sie jemals Zweifel oder Furcht gehegt noch angenommen, daß die Entscheidung in der Kriegsleitung ihnen, sondern dem Feldherrn zustehe.
(4) Nachdem Cäsar ihre Entschuldigung angenommen und durch Diviciacus, dem er von den Galliern das größte Vertrauen schenkte, den Weg hatte ausfindig machen lassen, so daß er das Heer auf einem Umwege von mehr als fünfzig Meilen (75 km) durch offenes Gelände führte (führen konnte), brach er noch während der vierten Nachtwache, wie er gesagt hatte, auf.
(5) Am 7. Tage, während er den Marsch nicht unterbrach, wurde ihm von Aufklärern mitgeteilt, daß Ariovists Truppen von den unsrigen (nur noch) 24 000 Doppelschritte (36 km) entfernt seien.
Liber I.XXXXII
Cognito Caesaris adventu Ariovistus legatos ad eum mittit: quod antea de conloquio postulasset, id per se fieri licere, quoniam propius accessisset seque id sine periculo facere posse existimaret. Non respuit condicionem Caesar iamque eum ad sanitatem reverti arbitrabatur, cum id quod antea petenti denegasset ultro polliceretur, magnamque in spem veniebat pro suis tantis populique Romani in eum beneficiis cognitis suis postulatis fore uti pertinacia desisteret. Dies conloquio dictus est ex eo die quintus. Interim saepe cum legati ultro citroque inter eos mitterentur, Ariovistus postulavit ne quem peditem ad conloquium Caesar adduceret: vereri se ne per insidias ab eo circumveniretur; uterque cum equitatu veniret: alia ratione sese non esse venturum. Caesar, quod neque conloquium interposita causa tolli volebat neque salutem suam Gallorum equitatui committere audebat, commodissimum esse statuit omnibus equis Gallis equitibus detractis eo legionarios milites legionis X., cui quam maxime confidebat, imponere, ut praesidium quam amicissimum, si quid opus facto esset, haberet. Quod cum fieret, non inridicule quidam ex militibus X. legionis dixit: plus quam pollicitus esset Caesarem facere; pollicitum se in cohortis praetoriae loco X. legionem habiturum ad equum rescribere.
(1) Als Ariovist die Ankunft Cäsars erfahren hat, schickt er Gesandte zu ihm: Was er (Cäsar) früher in betreff einer Unterredung gefordert habe, das könne seinetwegen setzt) geschehen, da er näher herangekommen sei und er das ohne Gefahr tun zu können glaube.
(2) Cäsar wies den Vorschlag nicht zurück und meinte, Ariovist kehre schon zur Vernunft zurück, da er das, was er früher auf seine Bitte abgeschlagen habe, aus freien Stücken verspreche,
(3) und er machte sich große Hoffnung, daß er (Ariovist) zum Danke für seine und des römischen Volkes so großen Gunstbeweise ihm gegenüber, wenn er von seinen Forderungen Kenntnis genommen habe, von seinem Starrsinne abstehen werde. Als Tag wurde für die Unterredung der fünfte von diesem Tage aus bestimmt.
(4) Als inzwischen wiederholt hin und her Gesandte zwischen ihnen geschickt wurden, verlangte Ariovist, Cäsar solle keinen Mann zu Fuß zur Unterredung mitbringen; er fürchte, er werde von ihm hinterlistigerweise umzingelt werden. Beide sollten nur mit Reiterei kommen; auf andere Weise werde er nicht kommen.
(5) Weil Cäsar weder wollte, daß die Unterredung durch einen vorgeschobenen Grund (Vorwand) zustande komme noch seine Sicherheit gallischer Reiterei anzuvertrauen wagte, sagte er sich, es sei das zweckmäßigste, allen gallischen Reitern die Pferde zu nehmen und darauf Legionssoldaten der zehnten Legion, der er am meisten vertraute, zu setzen, damit er, wenn etwas zu tun nötig sei, eine möglichst ergebenen Schutz habe.
(6) Als das geschah, sagte nicht unwitzig einer von den Soldaten der zehnten Legion, mehr als er versprochen habe, tue Cäsar; versprochen habe er nur, er werde die zehnte Legion als Leibgarde betrachten, (und nun) erhebe er sie in den Ritterstand.
Liber I.XXXXIII
Planities erat magna et in ea tumulus terrenus satis grandis. Hic locus aequum fere spatium a castris Ariovisti et Caesaris aberat. Eo, ut erat dictum, ad conloquium venerunt. Legionem Caesar, quam equis devexerat, passibus CC ab eo tumulo constituit. Item equites Ariovisti pari intervallo constiterunt. Ariovistus ex equis ut conloquerentur et praeter se denos ad conloquium adducerent postulavit. Ubi eo ventum est, Caesar initio orationis sua senatusque in eum beneficia commemoravit, quod rex appellatus esset a senatu, quod amicus, quod munera amplissime missa; quam rem et paucis contigisse et pro magnis hominum officiis consuesse tribui docebat; illum, cum neque aditum neque causam postulandi iustam haberet, beneficio ac liberalitate sua ac senatus ea praemia consecutum. Docebat etiam quam veteres quamque iustae causae necessitudinis ipsis cum Haeduis intercederent, quae senatus consulta quotiens quamque honorifica in eos facta essent, ut omni tempore totius Galliae principatum Haedui tenuissent, prius etiam quam nostram amicitiam adpetissent. Populi Romani hanc esse consuetudinem, ut socios atque amicos non modo sui nihil deperdere, sed gratia, dignitate, honore auctiores velit esse; quod vero ad amicitiam populi Romani attulissent, id iis eripi quis pati posset? Postulavit deinde eadem quae legatis in mandatis dederat: ne aut Haeduis aut eorum sociis bellum inferret, obsides redderet, si nullam partem Germanorum domum remittere posset, at ne quos amplius Rhenum transire pateretur.
(1) Die Ebene war weit, und auf ihr erhob sich ein ziemlich großer Erdhügel. Dieser Platz war fast gleichweit vom Lager beider entfernt. Dort, wie man verabredet hatte, kamen sie zur Unterredung zusammen.
(2) Die Legion, die er zu Pferde mitgebracht hatte, stellte Cäsar 200 Doppelschritte (300 m) von diesem Hügel entfernt auf.
(3) Ebenso bezogen die Reiter Ariovists in gleicher Entfernung Stellung. Ariovist verlangte, daß sie sich von den Pferden aus (zu Pferde) unterreden und daß sie außer sich je Zehn (Mann) zur Unterredung mitbrächten (beide sollten also mit je zehn Mann kommen),
(4) Sobald man dorthin gekommen war, gedachte Cäsar zu Beginn seiner Rede seiner und des Senats Gunstbezeugungen ihm (Ariovist) gegenüber, daß er vom Senat den Titel König, daß er den Titel Freund erhalten habe, daß (ihm) in reichstem Maße Geschenke geschickt worden seien; daß dies sowohl nur wenigen zuteil geworden sei als auch nur für wichtige Dienste von Menschen verliehen zu werden pflege, legte er dar.
(5) Ariovist habe, da er weder Anlaß noch einen triftigen Grund zu fordern habe, nur durch seine und des Senats Gunst und Freigiebigkeit das erlangt.
(6) Er tat auch dar, wie alte und berechtigte Gründe des engen Verhältnisses mit den Häduern für sie bestanden,
(7) weiche Senatsbeschlüsse, wie zahlreiche (wörtl.: wie oft) und wie ehrenvolle in bezug auf sie gefaßt worden seien und wie zu jeder Zeit die Vormachtstellung in ganz Gallien die Häduer innegehabt hätten, eher sogar, als, sie unsere Freundschaft begehrt hätten.
(8) Das die Gewohnheit des römischen Volkes, daß es wolle, daß seine Bundesgenossen und Freunde nicht nur nichts von dem ihrigen einbüßten, sondern an Einfluß, Würde und Ehre zunähmen. Was sie vollends zur Freundschaft mit dem römischen Volke mitgebracht hätten (d. h. was sie schon vor ihrem Freundschaftsbunde mit Rom besessen hätten), daß das ihnen entrissen werde, wer könne das dulden?
(9) Er forderte darauf dasselbe, was er den Gesandten aufgetragen hatte: Ariovist solle die Geiseln zurückgeben; wenn er keinen Teil der Germanen in die Heimat zurückschicken könne, so solle er (wenigstens) nicht dulden, daß noch hrüber den Rhein herüberkämen.
Liber I.XXXXIV
Ariovistus ad postulata Caesaris pauca respondit, de suis virtutibus multa praedicavit: transisse Rhenum sese non sua sponte, sed rogatum et arcessitum a Gallis; non sine magna spe magnisque praemiis domum propinquosque reliquisse; sedes habere in Gallia ab ipsis concessas, obsides ipsorum voluntate datos; stipendium capere iure belli, quod victores victis imponere consuerint. Non sese Gallis sed Gallos sibi bellum intulisse: omnes Galliae civitates ad se oppugnandum venisse ac contra se castra habuisse; eas omnes copias a se uno proelio pulsas ac superatas esse. Si iterum experiri velint, se iterum paratum esse decertare; si pace uti velint, iniquum esse de stipendio recusare, quod sua voluntate ad id tempus pependerint. Amicitiam populi Romani sibi ornamento et praesidio, non detrimento esse oportere, atque se hac spe petisse. Si per populum Romanum stipendium remittatur et dediticii subtrahantur, non minus libenter sese recusaturum populi Romani amicitiam quam adpetierit. Quod multitudinem Germanorum in Galliam traducat, id se sui muniendi, non Galliae oppugnandae causa facere; eius rei testimonium esse quod nisi rogatus non venerit et quod bellum non intulerit sed defenderit. Se prius in Galliam venisse quam populum Romanum. Numquam ante hoc tempus exercitum populi Romani Galliae provinciae finibus egressum. Quid sibi vellet? Cur in suas possessiones veniret? Provinciam suam hanc esse Galliam, sicut illam nostram. Ut ipsi concedi non oporteret, si in nostros fines impetum faceret, sic item nos esse iniquos, quod in suo iure se interpellaremus. Quod fratres a senatu Haeduos appellatos diceret, non se tam barbarum neque tam imperitum esse rerum ut non sciret neque bello Allobrogum proximo Haeduos Romanis auxilium tulisse neque ipsos in iis contentionibus quas Haedui secum et cum Sequanis habuissent auxilio populi Romani usos esse. Debere se suspicari simulata Caesarem amicitia, quod exercitum in Gallia habeat, sui opprimendi causa habere. Qui nisi decedat atque exercitum deducat ex his regionibus, sese illum non pro amico sed pro hoste habiturum. Quod si eum interfecerit, multis sese nobilibus principibusque populi Romani gratum esse facturum (id se ab ipsis per eorum nuntios compertum habere), quorum omnium gratiam atque amicitiam eius morte redimere posset. Quod si decessisset et liberam possessionem Galliae sibi tradidisset, magno se illum praemio remuneraturum et quaecumque bella geri vellet sine ullo eius labore et periculo confecturum.
(1) Ariovist antwortete auf die Forderungen Cäsars nur weniges, von seinen eigenen Heldentaten machte er viel Rühmens.
(2) Über den Rhein sei er gegangen nicht aus freien Stücken, sondern gebeten und zu Hilfe gerufen von den Galliern. Nicht ohne große Hoffnung und große Belohnungen habe er Heimat und Verwandte verlassen, Wohnsitze in Gallien habe er, die ihm von den Galliern selbst eingeräumt worden seien, die Geiseln seien Mit ihrer eigenen Zustimmung gegeben worden; Tribut nehme er nach Kriegsrecht, wie ihn die Sieger den Besiegten aufzuerlegen pflegten.
(3) Nicht er habe mit den Galliern, sondern die Gallier hätten mit ihm Krieg angefangen; alle Stämme Galliens seien zu seiner Bekämpfung gekommen und hätten gegen ihn im Felde gestanden; dies, Truppen seien alle von ihm in einer einzigen Schlacht in die Flucht geschlagen und überwunden worden.
(4) Wenn sie es ein zweites Mal versuchen wollten, sei er ein zweites Mal bereit, entscheidend zu kämpfen; wen, sie Frieden haben wollten, sei es unbillig, in betreff des Tributes zu verweigern, was sie bis zu dieser Zeit freiwillig gezahlt hätten.
(5) Die Freundschaft des römischen Volkes müsse ihm zur Ehre und zum Schutze, nicht zum Schaden gereichen und nur in dieser Erwartung habe er sich darum bemüht. Wenn durch Vermittlung des römischen Volkes (den Galliern) der Tribut erlassen und die Unterworfenen entzogen (abspenstig gemacht) würden, so würde er nicht weniger gern die Freundschaft mit dem römischen Volke zurückweisen, als er sie begehrt habe.
(6) Wenn er eine Menge Germanen nach Gallien herüberführe, so tue er das, um sich zu sichern, nicht um Gallier zu bekämpfen. Beweis dafür sei, daß er (nur) gebeten (auf Bitten) gekommen sei und daß er den Krieg nicht begonnen, sondern sich nur verteidigt habe (keinen Angriffs-, sondern nur einen Verteidigungskrieg geführt habe).
(7) Er sei früher nach Gallien gekommen als das römische Volk. Niemals vor dieser Zeit sei ein Heer des römischen Volkes über die Grenzen der Provinz Gallien hinausgekommen (d. h. in das eigeniche Gallien gekommen).
(8) Was er ihm wolle? Warum er in seine Besitzungen komme? Dieses Gallien hier sei seine Provinz wie jenes dort die unsrige. Wie es ihm nicht erlaubt werden dürfe, wenn er auf unser Gebiet einen Angriff mache, so sei es von uns unbillig, daß wir ihn in seinem Rechte (d. h, in der Ausübung seines guten Rechtes) hinderten.
(9) Wenn er (Cäsar) anführe, daß die Häduer vom Senat Brüder genannt worden seien, so sei er (Ariovist) doch nicht so ungebildet und so unkundig der Sachlage, daß er nicht wüßte daß weder im letzten Kriege mit den Allobrogern die Häduer den Römern Hilfe gebracht noch selbst in diesen Handeln, die die Häduer mit ihm und den Sequanern gehabt hätten, sich der Hilfe des römischen Volkes erfreut hätten.
(10) Er müsse argwöhnen, daß Cäsar, weil er ein Heer in Gallien habe, es auf Grund erheuchelter Freundschaft (mit den Häduern) es habe, um ihn zu vernichten.
(11) Wenn er (Cäsar) nicht abziehend sein Heer aus diesen Bezirken nicht wegführe, werde er ihn nicht als Freund, sondern als Feind ansehen.
(12) Wenn er ihn täte, werde er vielen Adligen und ersten Männern des römischen Volkes einen Gefallen tun; das wisse er von ihnen selbst durch ihre Boten, und ihrer aller Dank und Freundschaft könne er mit seinem (Cäsars) Tode erkaufen.
(13) Wenn er (Cäsar,) nun abziehe und ihm (Ariovist) den freien Besitz Galliens überlasse, werde er es ihm mit reichern Lohne vergelten, und welche Kriege auch immer er geführt wissen wolle, werde er ohne irgendwelche Anstrengung und Gefahr für ihn (Cäsar) erledigen.
Liber I.XXXXV
Multa a Caesare in eam sententiam dicta sunt quare negotio desistere non posset: neque suam neque populi Romani consuetudinem pati ut optime meritos socios desereret, neque se iudicare Galliam potius esse Ariovisti quam populi Romani. Bello superatos esse Arvernos et Rutenos a Q. Fabio Maximo, quibus populus Romanus ignovisset neque in provinciam redegisset neque stipendium posuisset. Quod si antiquissimum quodque tempus spectari oporteret, populi Romani iustissimum esse in Gallia imperium; si iudicium senatus observari oporteret, liberam debere esse Galliam, quam bello victam suis legibus uti voluisset.
(1) Vieles wurde von Cäsar in diesem Sinne gesagt, weswegen er von seinem Vorhaben nicht abstehen könne; weder seine noch des römischen Volkes Gewohnheit lasse es zu, daß er die Bundesgenossen, die sich am meisten verdient machten, im Stiche lasse; auch glaube er nicht, daß Gallien eher Ariovist als dem römischen Volke gehöre (daß Ariovist mehr Anspruch auf Gallien habe als Cäsar).
(2) Im Kriege überwunden von Quintus Fabius Maximus seien die Arverrier und Rutener (121 v. u. Z.; die Rutener sa6en in Südgallien; Hauptstadt Segodunum, das heutige Rhodez); ihnen habe das römische Volk verziehen und es habe weder (ihr Land) zu einer Provinz gemacht noch ihnen einen Tribut auferlegt.
(3) Wenn also gerade die älteste Zeit (die Länge der Zeit) in Betracht gezogen werden müsse, so sei die Herrschaft des römischen Volkes in Gallien die rechtmäßigste; wenn (dagegen) die Entscheidung des Senats befolgt werden müsse, so habe Gallien frei zu sein, von dem er gewollt habe, daß es wenn auch im Kriege besiegt, seine eigenen Gesetze habe (seine Unabhängigkeit behalte).
Liber I.XXXXVI
Dum haec in conloquio geruntur, Caesari nuntiatum est equites Ariovisti propius tumulum accedere et ad nostros adequitare, lapides telaque in nostros coicere. Caesar loquendi finem fecit seque ad suos recepit suisque imperavit ne quod omnino telum in hostes reicerent. Nam etsi sine ullo periculo legionis delectae cum equitatu proelium fore videbat, tamen committendum non putabat ut, pulsis hostibus, dici posset eos ab se per fidem in conloquio circumventos. Postea quam in vulgus militum elatum est qua arrogantia in conloquio Ariovistus usus omni Gallia Romanis interdixisset, impetumque in nostros eius equites fecissent, eaque res conloquium ut diremisset, multo maior alacritas studiumque pugnandi maius exercitui iniectum est.
(1) Während dies in der Unterredung verhandelt wurde, meldete man Cäsar, daß die Reiter Ariovists näher an den Hügel herankämen, auf die Unsrigen zuritten und Steine und Geschosse auf die Unsrigen würfen.
(2) Cäsar machte der Unterredung ein Ende, zog sich zu den Seinigen zurück und befahl den Seinigen, überhaupt kein Geschoß ihrerseits auf die Feinde zu schleudern.
(3) Denn wenn er auch einsah, daß ein Kampf mit der (feindlichen) Reiterei ohne jede Gefahr für die erlesene Legion sein werden so glaubte er doch, keine Veranlassung geben zu dürfen, daß man, wenn die Feinde geschlagen seien, sagen könne, sie seien von ihm, indem sie dem gegebenen Worte geglaubt hätten, während der Unterredung überfallen worden.
(4) Nachdem unter der Menge der Soldaten bekannt geworden war, mit weicher Anmaßung (weiche Anmaßung verwendend) in der Unterredung Ariovist ganz Gallien den Römern abgesprochen habe und wie seine Reiter auf die Unsrigen einen Angriff gemacht hätten und wie dies zum Abbruch der Unterredung geführt hätte, wurden dem Heere ein noch viel größerer Mut und ein noch viel größerer Kampfeseifer eingeflößt.
Liber I.XXXXVII
Biduo post Ariovistus ad Caesarem legatos misit: velle se de iis rebus quae inter eos egi coeptae neque perfectae essent agere cum eo: uti aut iterum conloquio diem constitueret aut, si id minus vellet, ex suis legatis aliquem ad se mitteret. Conloquendi Caesari causa visa non est, et eo magis quod pridie eius diei Germani retineri non potuerant quin tela in nostros coicerent. Legatum ex suis sese magno cum periculo ad eum missurum et hominibus feris obiecturum existimabat. Commodissimum visum est C. Valerium Procillum, C. Valerii Caburi filium, summa virtute et humanitate adulescentem, cuius pater a C. Valerio Flacco civitate donatus erat, et propter fidem et propter linguae Gallicae scientiam, qua multa iam Ariovistus longinqua consuetudine utebatur, et quod in eo peccandi Germanis causa non esset, ad eum mittere, et una M. Metium, qui hospitio Ariovisti utebatur. His mandavit quae diceret Ariovistus cognogcerent et ad se referrent. Quos cum apud se in castris Ariovistus conspexisset, exercitu suo praesente conclamavit: quid ad se venirent? an speculandi causa? Conantes dicere prohibuit et in catenas coniecit.
(1) Zwei Tage später schickte Ariovist zu Cäsar Gesandte: Er wolle mit ihm über die Angelegenheiten, deren Behandlung zwischen ihnen begonnen, aber nicht beendet worden sei, verhandeln; er solle daher entweder wiederum einen Tag für die Unterredung festsetzen oder, wenn er das weniger wolle, von seinen Leuten jemanden zu ihm schicken.
(2) Zu einer Unterredung schien Cäsar kein Grund vorzuliegen, und zwar um so mehr, weil tags zuvor die Germanen nicht konnten zurückgehalten werden, auf die Unsrigen zu schießen.
(3) Er glaubte, daß er einen Gesandten aus der Zahl seiner Leute nur unter großer Gefahr zu ihm schicken und den wilden Gesellen preisgeben werde.
(4) Als das Zweckmäßigste erschien es, den Gajus Valerius Procillus, des Gajus Valerius Caburus Sohn, einen höchst tapferer und gebildeten jungen Mann, dessen Vater von Gajus Valerius Flaccus mit dem Bürgerrechte beschenkt worden war, sowohl wegen seiner Zuverlässigkeit als auch wegen seiner Kenntnis der gallischen Sprache, deren sich Ariovist infolge seines langen Verkehrs schon vielfach bediente, und weil an ihm sich zu vergehen, die Germanen keinen Grund hatten, zu Ariovist zu schicken und Marcus Metius, der mit Ariovist in Gastfreundschaft stand.
(5) Diesen trug er auf, das, was Ariovist sagen werde, zur Kenntnis zu nehmen und ihm zu berichten.
(6) Als Ariovist diese bei sich im Lager erblickt hatte, schrie er in Gegenwart seines Heeres, warum sie zu ihm kämen. Etwa um zu spionieren? Als sie zu sprechen versuchten, hinderte er sie (daran) und ließ sie in Ketten legen.
Liber I.XXXXVIII
Eodem die castra promovit et milibus passuum VI a Caesaris castris sub monte consedit. Postridie eius diei praeter castra Caesaris suas copias traduxit et milibus passuum duobus ultra eum castra fecit eo consilio uti frumento commeatuque qui ex Sequanis et Haeduis supportaretur Caesarem intercluderet. Ex eo die dies continuos V Caesar pro castris suas copias produxit et aciem instructam habuit, ut, si vellet Ariovistus proelio contendere, ei potestas non deesset. Ariovistus his omnibus diebus exercitum castris continuit, equestri proelio cotidie contendit. Genus hoc erat pugnae, quo se Germani exercuerant: equitum milia erant VI, totidem numero pedites velocissimi ac fortissimi, quos ex omni copia singuli singulos suae salutis causa delegerant: cum his in proeliis versabantur, ad eos se equites recipiebant; hi, si quid erat durius, concurrebant, si qui graviore vulnere accepto equo deciderat, circumsistebant; si quo erat longius prodeundum aut celerius recipiendum, tanta erat horum exercitatione celeritas ut iubis sublevati equorum cursum adaequarent.
(1) Am selben Tage rückte Ariovist vor und lagerte sich 6 000 Doppelschritte(9 km) vom Lager Cäsars entfernt um Fuße eines Berges.
(2) Tags darauf führte er seine Truppen an Cäsars Lager vorbei und schlug 2000 Doppelschritte (3 km) jenseits von ihm ein Lager auf in der Absicht, Cäsar vom Getreide (von der Getreidezufuhr) und der Zufuhr Oberhaupt), die aus dem Sequaner- und Häduerlande herbeigebracht werden sollte, abzuschneiden.
(3) Von diesem Tage an ließ Cäsar fünf Tage nacheinander seine Truppen aus dem Lager ausrücken und hielt die Schlachtreihe (hielt sie in Schlachtreihe) aufgestellt, damit, wenn Ariovist in einer Schlacht kämpfen wolle, ihm die Gelegenheit nicht fehle.
(4) Ariovist behielt an allen diesen Tagen sein Fußvolk im Lager, in einem Reitertreffen kämpfte er täglich. Folgendes war die Art des Kampfes, in der sich die Germanen geübt hatten.
(5) Reiter waren es 6000 an der Zahl, ebenso viele, überaus schnelle und tapfere Leute zu Fuß, die sie aus der gesamten Masse jeder einen, zu seinem persönlichen Schutze ausgewählt hatten; mit diesen zusammen waren sie in den Kämpfen.
(6) Zu ihnen zogen sich die Reiter zurück; sie eilten herbei, wenn es etwas härter zuging; wenn etwa einer, schwerer verwundet, vom Pferde gestürzt war, stellten sie sich um ihn herum;
(7) wenn man irgendwohin weiter vorrücken oder sich schneller zurückziehen mußte, war dieser Leute Schnelligkeit durch übung so groß, daß sie durch die Mähnen ernporgehoben (an den Mähnen sich festhaltend), dem Laufe der Pferde gleichkommen (mit den Pferden Schritt hielten).
Liber I.XXXXIX
Ubi eum castris se tenere Caesar intellexit, ne diutius commeatu prohiberetur, ultra eum locum, quo in loco Germani consederant, circiter passus DC ab his, castris idoneum locum delegit acieque triplici instructa ad eum locum venit. Primam et secundam aciem in armis esse, tertiam castra munire iussit. [Hic locus ab hoste circiter passus DC, uti dictum est, aberat.] Eo circiter hominum XVI milia expedita cum omni equitatu Ariovistus misit, quae copiae nostros terrerent et munitione prohiberent. Nihilo setius Caesar, ut ante constituerat, duas acies hostem propulsare, tertiam opus perficere iussit. Munitis castris duas ibi legiones reliquit et partem auxiliorum, quattuor reliquas legiones in castra maiora reduxit.
(1) Sobald Cäsar einsah, daß er (Ariovist) im Lager blieb, wählte er, um nicht länger von der Zufuhr abgeschnitten zu werden, jenseits (oberhalb) des Ortes, an dem sich die Germanen gelagert hatten, ungefähr 600 Doppelschritte (900 m) von ihnen entfernt, einen für ein (zweites) Lager geeigneten Platz aus und kam in dreifach aufgestellter Schlachtreihe (mit dem in drei Treffen zur Schlacht aufgestellten Heere) an diesen Platz.
(2) Dem ersten und zweiten Treffen befahl er, unter den Waffen zu bleiben, dem dritten das Lager zu schlagen.
(3) Dieser Platz war vom Feinde ungefähr 600 Doppelschritte (900 m), wie gesagt, entfernt. Dorthin schickte Ariovist an Zahl etwa 16 000 kampfbereite Leute zu Fuß mit der gesamten Reiterei. Diese Truppen sollten den Unsrigen Schrecken einflößen und am Lagerbau hindern.
(4) Nichtsdestoweniger befahl Cäsar, daß, wie er es vorher angeordnet hatte, zwei Treffen den Feind abwehren, das dritte die Schanzarbeit beenden sollten.
(5) Als das Lager befestigt (fertig) war, ließ Cäsar dort zwei Legionen und einen Teil der Hilfstruppen zurück, die vier übrigen führte er in das größere Lager zurück.
Liber I.XXXXX
Proximo die instituto suo Caesar ex castris utrisque copias suas eduxit paulumque a maioribus castris progressus aciem instruxit hostibusque pugnandi potestatem fecit. Ubi ne tum quidem eos prodire intellexit, circiter meridiem exercitum in castra reduxit. Tum demum Ariovistus partem suarum copiarum, quae castra minora oppugnaret, misit. Acriter utrimque usque ad vesperum pugnatum est. Solis occasu suas copias Ariovistus multis et inlatis et acceptis vulneribus in castra reduxit. Cum ex captivis quaereret Caesar quam ob rem Ariovistus proelio non decertaret, hanc reperiebat causam, quod apud Germanos ea consuetudo esset ut matres familiae eorum sortibus et vaticinationibus declararent utrum proelium committi ex usu esset necne; eas ita dicere: non esse fas Germanos superare, si ante novam lunam proelio contendissent.
(1) Am folgenden Tage ließ Cäsar seiner Gewohnheit gemäß seine Truppen aus beiden Lagern ausrücken und stellte sie, nachdem er ein Stück vom größeren Lager vorgerückt war, in Schlachtordnung auf und bot den Feinden Gelegenheit zum Kämpfen.
(2) Sobald er sah, daß sie auch jetzt nicht vorrückten, führte er gegen Mittag die Truppen in die Lager zurück. Jetzt erst schickte Ariovist einen Teil seiner Truppen vor, der das kleinere Lager angreifen sollte. Auf beiden Seiten kämpfte man erbittert bis zum Abend.
(3) Bei Sonnenuntergang führte Ariovist, nachdem viele Wunden beigebracht und erlitten worden waren, seine Streitkräfte ins Lager zurück.
(4) Als Cäsar die Gefangenen fragte, weshalb Ariovist keine Entscheidungsschlacht liefere, erfuhr er das als Grund, daß bei den Germanen der Brauch herrsche, daß ihre Familienmütter durch Losstäbchen und Weissagungen kund täten, ob es von Vorteil sei, eine Schlacht zu liefern oder nicht; diese sprächen folgendermaßen; es sei nicht göttliches Recht (der Wille der Götter), daß die Germanen siegten, wenn sie sich vor dem Neumonds in einen Kampf einließen.
Liber I.XXXXXI
Postridie eius diei Caesar praesidio utrisque castris quod satis esse visum est reliquit, alarios omnes in conspectu hostium pro castris minoribus constituit, quod minus multitudine militum legionariorum pro hostium numero valebat, ut ad speciem alariis uteretur; ipse triplici instructa acie usque ad castra hostium accessit. Tum demum necessario Germani suas copias castris eduxerunt generatimque constituerunt paribus intervallis, Harudes, Marcomanos, Tribocos, Vangiones, Nemetes, Sedusios, Suebos, omnemque aciem suam raedis et carris circumdederunt, ne qua spes in fuga relinqueretur. Eo mulieres imposuerunt, quae ad proelium proficiscentes milites passis manibus flentes implorabant ne se in servitutem Romanis traderent.
(1) Am folgenden Tage ließ Cäsar in beiden Lagern eine Besatzung zurück, die ausreichend zu sein schien, und stellte alle Hilfstruppen angesichts des Feindes vor dem kleineren Lager auf, weil er an der Zahl der Legionssoldaten im Verhältnis zu der Zahl der Feinde schwächer war, damit er sich der Hilfstruppen zum Scheine bediente (d. h. um Legionssoldaten vorzutäuschen); er selbst rückte in Schlachtstellung von drei Treffen bis ans Lager der Feinde heran.
(2) Jetzt erst führten die Germanen ihre Scharen notgedrungen aus dem Lager und stellten sie nach Völkerschaften in gleichen Abständen auf; Haruden, Markomarinnen, Tribocer, Vangionen, Nemeter, Sedusier und Sueben, und ihre ganze Aufstellung umgaben sie mit ihren Wagen und Karren, damit keine Hoffnung in der Flucht bleibe.
(3) Dorthin (auf diese Wagenburg) brachten sie die Frauen, die die in die Schlacht Ziehenden mit ausgebreiteten Armen (Gebärde der flehenden) unter Tränen anflehten, sie nicht in dieKnechtschaft der Römer fallen zu lassen (wörtl.: zu übergeben).
Liber I.XXXXXII
Caesar singulis legionibus singulos legatos et quaestorem praefecit, uti eos testes suae quisque virtutis haberet; ipse a dextro cornu, quod eam partem minime firmam hostium esse animadverterat, proelium commisit. Ita nostri acriter in hostes signo dato impetum fecerunt itaque hostes repente celeriterque procurrerunt, ut spatium pila in hostes coiciendi non daretur. Relictis pilis comminus gladiis pugnatum est. At Germani celeriter ex consuetudine sua phalange facta impetus gladiorum exceperunt. Reperti sunt complures nostri qui in phalanga insilirent et scuta manibus revellerent et desuper vulnerarent. Cum hostium acies a sinistro cornu pulsa atque in fugam coniecta esset, a dextro cornu vehementer multitudine suorum nostram aciem premebant. Id cum animadvertisset P. Crassus adulescens, qui equitatui praeerat, quod expeditior erat quam ii qui inter aciem versabantur, tertiam aciem laborantibus nostris subsidio misit.
(1) Cäsar stellte an die Spitze der einzelnen Legionen je einen Legaten (Generaladjutant) und Quästor (Generalintendent), damit sie jeder als Zeugen seiner Tapferkeit habe;
(2) er selbst begann auf seinem rechten Flügel den Kampf, weil er bemerkt hatte, daß dieser Teil der Feinde am wenigsten stark war.
(3) So hitzig griffen die Unsrigen die Feinde an, als das Signal gegeben war, und so plötzlich und schnell stürmten die Feinde vor, daß keine Zeit blieb, die Wurfspeere auf die Feinde zu schleudern. So warf man die Speere beiseite und kämpfte Mann gegen Mann mit den Schwertern.
(4) Aber die Germanen bildeten schnell nach ihrer Gewohnheit eine Phalanx und fingen die Schwerterangriffe auf.
(5) Es fanden sich mehrere Soldaten von uns, die auf die Phalangen lossprangen, die Schilde mit den Händen herunterrissen und (die Gegner) von oben herab verwundeten.
(6) Während nun die Schlachtlinie der Feinde auf dem linken Flügel geworfen und in die Flucht geschlagen war, bedrängten sie auf ihrem rechten Flügel infolge der Menge der Ihrigen unsere Schlachtlinie heftig.
(7) Als das der junge Publius Crasaus, der die Reiterei befehligte, bemerkte, weil er weniger behindert war (beweglicher war und die Lage besser überschauen konnte) als diejenigen, die im Kampfe standen, schickte er das dritte Treffen den bedrängten Unsrigen zu Hilfe.
Liber I.XXXXXIII
Ita proelium restitutum est, atque omnes hostes terga verterunt nec prius fugere destiterunt quam ad flumen Rhenum milia passuum ex eo loco circiter L pervenerunt. Ibi perpauci aut viribus confisi tranare contenderunt aut lintribus inventis sibi salutem reppererunt. In his fuit Ariovistus, qui naviculam deligatam ad ripam nactus ea profugit; reliquos omnes consecuti equites nostri interfecerunt. Duae fuerunt Ariovisti uxores, una Sueba natione, quam domo secum eduxerat, altera Norica, regis Voccionis soror, quam in Gallia duxerat a fratre missam: utraque in ea fuga periit; duae filiae: harum altera occisa, altera capta est. C. Valerius Procillus, cum a custodibus in fuga trinis catenis vinctus traheretur, in ipsum Caesarem hostes equitatu insequentem incidit. Quae quidem res Caesari non minorem quam ipsa victoria voluptatem attulit, quod hominem honestissimum provinciae Galliae, suum familiarem et hospitem, ereptum ex manibus hostium sibi restitutum videbat neque eius calamitate de tanta voluptate et gratulatione quicquam fortuna deminuerat. Is se praesente de se ter sortibus consultum dicebat, utrum igni statim necaretur an in aliud tempus reservaretur: sortium beneficio se esse incolumem. Item M. Metius repertus et ad eum reductus est.
(1) So wurde der Kampf wiederhergestellt (wiederbegonnen), und die Feinde ergriffen alle die Flucht und härten nicht eher auf zu fliehen, als bis sie an den Rheinstrom gelangten, ungefähr 5 000 Doppelschritte (7,5 km) von dieser Stelle (d. h. von dem wohl im Oberelsaß zu suchenden Schlachtfelde) entfernt
(2) Hier bemühten sich entweder nur sehr wenige, im Vertrauen auf ihre Kräfte hinüberzuschwimmen, oder sie fanden auf aufgefundenen Kähnen für ihre Person Rettung.
(3) Zu diesen gehörte Ariovist, der einen am Ufer angebundenen Nachen zufällig erlangte und auf ihm entkam; alle übrigen holten die Unsrigen mit der Reiterei ein und töteten sie.
(4) Darunter waren die zwei Frauen Ariovists, die eine suebischer Nation, die er von daheim mit sich geführt hatte, die andere aus Noricum gebürtig, des Königs Voccis Schwester, die er in Gallien geheiratet hatte, vom Bruder zugeschickt; beide kamen auf dieser Flucht um. Es waren auch zwei Töchter vorhanden; von diesen wurde die eine getötet, die andere gefangengenommen.
(5) Als Gajus Valerius Procillus, mit drei Ketten gefesselt, von seinen Wächtern auf der Flucht mitgeschleppt wurde, stieß er auf Cäsar selbst, der die Feinde mit der Reiterei verfolgte.
(6) Dieser Umstand bereitete Cäsar nicht geringeres Vergnügen als der Sieg selbst, weil er den hochangesehenen Mann der Provinz Gallien, seinen persönlichen Vertrauten und Gastfreund, den Händen der Feinde entrissen und sich wiedergegeben sah und weil das Geschick seine so große Freude und seinen (so großen) Jubel nicht in irgendetwas durch dessen Tod vermindert hatte.
(7) Dieser erzählte, daß in seiner Gegenwart dreimal mit Losstäbchen beraten worden sei, ob er sogleich durch Feuer getötet oder für eine andere Zeit aufgespart werden solle; durch die Gunst der Lose sei er noch wohlbehalten. Ebenso fand man Marcus Metius auf und führte ihn zu Cäsar zurück.
Liber I.XXXXXIV
Hoc proelio trans Rhenum nuntiato, Suebi, qui ad ripas Rheni venerant, domum reverti coeperunt; quos ubi qui proximi Rhenum incolunt perterritos senserunt, insecuti magnum ex iis numerum occiderunt. Caesar una aestate duobus maximis bellis confectis maturius paulo quam tempus anni postulabat in hiberna in Sequanos exercitum deduxit; hibernis Labienum praeposuit; ipse in citeriorem Galliam ad conventus agendos profectus est.
(1) Als diese Schlacht jenseits des Rheines gemeldet worden war, fingen die Sueben, die an die Ufer des Rheines gekommen waren, sofort an heimzukehren; die Uber, die dem Rheins zunächst wohnen, setzten ihnen, die in Schrecken geraten waren, nach und machten eine große Zahl von ihnen nieder.
(2) Nachdem Cäsar in einem Sommer zwei sehr große Kriege beendet hatte, führte er etwas zeitiger, als es die Jahreszeit erforderte, sein Heer zu den Sequanern in die Winterquartiere.
(3) Den Befehl über die Winterquartiere übertrug er Labienus; er selbst brach nach dem diesseitigen Gallien auf, um Gerichtstage abzuhalten (eine der Obliegenheiten des Provinzstatthalters).
LIBER 2
Liber II.I
Cum esset Caesar in citeriore Gallia [in hibernis], ita uti supra demonstravimus, crebri ad eum rumores adferebantur litterisque item Labieni certior fiebat omnes Belgas, quam tertiam esse Galliae partem dixeramus, contra populum Romanum coniurare obsidesque inter se dare. Coniurandi has esse causas: primum quod vererentur ne, omni pacata Gallia, ad eos exercitus noster adduceretur; deinde quod ab non nullis Gallis sollicitarentur, partim qui, ut Germanos diutius in Gallia versari noluerant, ita populi Romani exercitum hiemare atque inveterascere in Gallia moleste ferebant, partim qui mobilitate et levitate animi novis imperiis studebant; ab non nullis etiam quod in Gallia a potentioribus atque iis qui ad conducendos homines facultates habebant vulgo regna occupabantur; qui minus facile eam rem imperio nostro consequi poterant.
(1) Während Caesar sich im diesseitigen Gallien aufhielt und, wie wir oben berichteten, das Heer im Winterlager lag, drangen immer häufiger Gerüchte zu ihm, die durch Briefe des Labienus bestätigt wurden, dass sich alle Belger, die, wie erwähnt, einen der drei Teile Gallien bewohnen, gegen das römische Volk zusammenschlössen und untereinander Geiseln austauschten.
(2) Die Gründe für die Verschwörung waren folgende: Erstens fürchteten sie, dass nach der Unterwerfung des gesamten übrigen Galliens unser Heer gegen sie geführt würde,
(3) zweitens wurden sie von einigen Galliern in Unruhe versetzt, teils weil diese zwar dagegen gewesen waren, dass die Germanen länger in Gallien blieben, jedoch auch schlecht ertrugen, dass das Heer des römischen Volkes in Gallien überwinterte und auf die Dauer dort blieb, teils weil sie einen Umsturz herbeizuführen suchten, da sie von Natur aus unbeständig, und leichtfertig sind.
(4) Da in Gallien oft mächtige Männer, die die Möglichkeit hatten, eine Gefolgschaft zu bilden, die Führung eines Stammes an sich rissen, versuchten einige auch deshalb Unruhe zu erregen, weil dies unter unserer Herrschaft nicht mehr so leicht möglich wäre.
Liber II.II
His nuntiis litterisque commotus Caesar duas legiones in citeriore Gallia novas conscripsit et inita aestate in ulteriorem Galliam qui deduceret Q. Pedium legatum misit. Ipse, cum primum pabuli copia esse inciperet, ad exercitum venit. Dat negotium Senonibus reliquisque Gallis qui finitimi Belgis erant uti ea quae apud eos gerantur cognoscant seque de his rebus certiorem faciant. Hi constanter omnes nuntiaverunt manus cogi, exercitum in unum locum conduci. Tum vero dubitandum non existimavit quin ad eos proficisceretur. Re frumentaria provisa castra movet diebusque circiter XV ad fines Belgarum pervenit.
(1) Die Berichte und triefe veranlaßten Caesar, zwei neue Legionen im diesseitigen Gallien auszuheben und zu Beginn des Sommers dem Legaten Q. Pedius den Auftrag zu geben, sie in das Innere Galliens zu führen.
(2) Er selbst kam zum Heer, sobald die Versorgung mit Futter in Gang gekommen war.
(3) Die Senonen und die übrigen Gallier an der Grenze zu den Belgern erhielten von Caesar den Auftrag auszukundschaften, was bei den Belgern geschehe, und ihm darüber zu berichten.
(4) Aus allen ihren Nachrichten ging immer wieder hervor, dass die Belger Truppen zusammenzögen und das Heer an einem Ort versammelten.
(5) Da nun glaubte Caesar, mit dem Aufbruch gegen die Belger nicht länger zögern zu dürfen.
(6) Nachdem er für den Getreidenachschub vorgesorgt hatte, brach er nach elf Tagen auf und gelangte in etwa 15 Tagen an die Grenzen des belgischen Gebietes.
Liber II.III
Eo cum de improviso celeriusque omnium opinione venisset, Remi, qui proximi Galliae ex Belgis sunt, ad eum legatos Iccium et Andebrogium, primos civitatis, miserunt, qui dicerent se suaque omnia in fidem atque potestatem populi Romani permittere, neque se cum reliquis Belgis consensisse neque contra populum Romanum coniurasse, paratosque esse et obsides dare et imperata facere et oppidis recipere et frumento ceterisque rebus iuvare; reliquos omnes Belgas in armis esse, Germanosque qui cis Rhenum incolant sese cum his coniunxisse, tantumque esse eorum omnium furorem ut ne Suessiones quidem, fratres consanguineosque suos, qui eodem iure et isdem legibus utantur, unum imperium unumque magistratum cum ipsis habeant, deterrere potuerint quin cum iis consentirent.
(1) Als Caesar dort überraschend und schneller als erwartet eintraf, schickte der belgische Stamm der Remer, der an der Grenze zu Gallien lebt, Iccius und Andecumborius, die Führer ihres Stammes, als Gesandte zu Caesar,
(2) um ihm zu sagen, die Angehörigen ihres Stammes unterstellten sich und ihren ganzen Besitz dem Schutz und der Herrschaft des römischen Volkes; sie stimmten mit den übrigen Belgern nicht überein und seien auch in keiner Weise an der Verschwörung gegen das römische Volk beteiligt.
(3) Sie seien bereit, ihm Geiseln zu stellen und seine Aufträge auszuführen, ebenso auch sein Heer in ihre Städte aufzunehmen und mit Getreide und anderem Notwendigem zu versorgen.
(4) Alle übrigen Belger stünden unter Waffen, und die Germanen, die diesseits des Rheins lebten, hätten sich mit ihnen vereinigt.
(5) Die Erregung sei so groß, dass sie, die Remer, nicht einmal die Suessionen von einer Verständigung mit den Belgern hätten abschrecken können, obwohl sie Brüder und Verwandte der Remer seien, die dieselbe Rechtsordnung wie sie und im Krieg einen gemeinsamen Oberbefehl, im Frieden eine gemeinsame Regierung hätten.
Liber II.IV
Cum ab iis quaereret quae civitates quantaeque in armis essent et quid in bello possent, sic reperiebat: plerosque Belgos esse ortos a Germanis Rhenumque antiquitus traductos propter loci fertilitatem ibi consedisse Gallosque qui ea loca incolerent expulisse, solosque esse qui, patrum nostrorum memoria omni Gallia vexata, Teutonos Cimbrosque intra suos fines ingredi prohibuerint; qua ex re fieri uti earum rerum memoria magnam sibi auctoritatem magnosque spiritus in re militari sumerent. De numero eorum omnia se habere explorata Remi dicebant, propterea quod propinquitatibus adfinitatibus quo coniuncti quantam quisque multitudinem in communi Belgarum concilio ad id bellum pollicitus sit cognoverint. Plurimum inter eos Bellovacos et virtute et auctoritate et hominum numero valere: hos posse conficere armata milia centum, pollicitos ex eo numero electa milia LX totiusque belli imperium sibi postulare. Suessiones suos esse finitimos; fines latissimos feracissimosque agros possidere. Apud eos fuisse regem nostra etiam memoria Diviciacum, totius Galliae potentissimum, qui cum magnae partis harum regionum, tum etiam Britanniae imperium obtinuerit; nunc esse regem Galbam: ad hunc propter iustitiam prudentiamque summam totius belli omnium voluntate deferri; oppida habere numero XII, polliceri milia armata L; totidem Nervios, qui maxime feri inter ipsos habeantur longissimeque absint; XV milia Atrebates, Ambianos X milia, Morinos XXV milia, Menapios VII milia, Caletos X milia, Veliocasses et Viromanduos totidem, Atuatucos XVIIII milia; Condrusos, Eburones, Caerosos, Paemanos, qui uno nomine Germani appellantur, arbitrari ad XL milia.
(1) Als Caesar sich bei ihnen nach den einzelnen Stämmen, der zahlenmäßigen Stärke ihres Heeres und nach ihrer Kampfkraft erkundigte, erfuhr er,
(2) dass die meisten Belger von den Germanen abstammten und in der Vergangenheit über den Rhein gekommen waren. Sie hätten sich wegen der Fruchtbarkeit des Bodens dort angesiedelt und die Gallier, die dort lebten, vertrieben. Zur Zeit unserer Väter seien sie die einzigen gewesen, die die Cimbern und Teutonen daran gehindert hätten, in ihr Gebiet einzudringen, als diese das gesamte übrige Gallien verheert hätten.
(3) Die Erinnerung daran habe dazu geführt, dass sie großen Einfluß für sich in Anspruch nähmen und sich im Krieg sehr viel zutrauten.
(4) Die Remer berichteten, sie hätten alles über ihre Stärke erfahren, weil sie auf Grund enger verwandtsihaftlicher und freundschaftlicher Beziehungen wüßten, wie viele Leute jeder bei der allgemeinen Versammlung der Belger für diesen Krieg in Aussicht gestellt habe.
(5) Die Bellovacer seien die kriegstüchtigsten unter ihnen und den anderen an Bevölkerungszahl und Einfluß überlegen: Sie könnten 100000 Bewaffnete stellen und hätten davon 60000 besonders ausgewählte zugesagt. Dafür forderten sie die Führung im ganzen Krieg.
(6) Die Suessionen seien ihre Grenznachbarn und hätten das größte und fruchtbarste Gebiet in Besitz.
(7) Noch zu unseren Zeiten sei Diviciacus ihr König gewesen, der mächtigste Mann in ganz Gallien, der nicht nur über einen großen Teil des gallischen Gebietes, sondern auch über Britannien geherrscht habe. Nun sei Galba ihr König. Auf Grund seiner Gerechtigkeit und Klugheit sei ihm mit allgemeiner Zustimmung die Leitung des ganzen Krieges übertragen worden.
(8) Die Suessionen besäßen zwölf Städte und sagten die Stellung von 50000 Soldaten zu, ebenso viele wie die Nervier, die bei ihnen selbst als besonders wild gälten und am weitesten entfernt lebten.
(9) Die Atrebaten wollten 15000 Mann stellen, die Ambianer 10000, die Moriner 25000, die Menapier 9000, die Caleten, Veliocasser und Viromanduer je 10000, die Atuatucer 19000; (10) die Condrusen, Eburonen, Caeroser und Caemanen - sie alle heißen Germanen - stellten vermutlich 40000 Mann.
Liber II.V
Caesar Remos cohortatus liberaliterque oratione prosecutus omnem senatum ad se convenire principumque liberos obsides ad se adduci iussit. Quae omnia ab his diligenter ad diem facta sunt. Ipse Diviciacum Haeduum magnopere cohortatus docet quanto opere rei publicae communisque salutis intersit manus hostium distineri, ne cum tanta multitudine uno tempore confligendum sit. Id fieri posse, si suas copias Haedui in fines Bellovacorum introduxerint et eorum agros populari coeperint. His datis mandatis eum a se dimittit. Postquam omnes Belgarum copias in unum locum coactas ad se venire vidit neque iam longe abesse ab iis quos miserat exploratoribus et ab Remis cognovit, flumen Axonam, quod est in extremis Remorum finibus, exercitum traducere maturavit atque ibi castra posuit. Quae res et latus unum castrorum ripis fluminis muniebat et post eum quae erant tuta ab hostibus reddebat et commeatus ab Remis reliquisque civitatibus ut sine periculo ad eum portari possent efficiebat. In eo flumine pons erat. Ibi praesidium ponit et in altera parte fluminis Q. Titurium Sabinum legatum cum sex cohortibus relinquit; castra in altitudinem pedum XII vallo fossaque duodeviginti pedum muniri iubet.
(1) Caesar bestärkte die Remer in ihrer Haltung, erwiderte ihnen sehr entgegenkommend und forderte ihren samten Senat auf, sich bei ihm einzufinden und die Kinder der vornehmsten Adligen als Geiseln zu ihm zu bringen. Die Remer erfüllten seine Aufträge sorgfältig und zum festgesetzten Termin.
(2) Caesar selbst stellte dem Haeduer Diviciacus eindringlich vor Augen, wie große Bedeutung für den römischen Staat und das Schicksal ihrer beider Völker habe, dass die feindlichen Gruppen getrennt blieben, damit man nicht auf einmal mit einer so großen Zahl kämpfen müßte.
(3) Man könne das erreichen, wenn die Haeduer ihre Truppen in das Gebiet der Bellovacer eindringen ließen, um deren Felder zu verwüsten. Mit diesen Aufträgen entließ er ihn.
(4) In der Zwischenzeit war die Gesamtmacht der Belger, wie Caesar erfuhr, an einem Ort konzentriert und gegen ihn in Marsch gesetzt worden. Da zudem vorausgesandte Späher und die Remer meldeten, die Feinde seien nicht mehr weit entfernt, ließ Caesar eiligst das Heer über den Fluß Axona setzen, der durch das Grenzgebiet der Remer fließt, und errichtete dort sein Lager.
(5) Dadurch schützten die Flußufer die eine Seite des Lagers, und es entstand im Rücken Caesars ein Raum, der vor den Feinden sicher war. Außerdem erreichte Caesar dadurch, dass der Nachschub von den Remern und den übrigen Stämmen ungefährdet zu ihm gelangen konnte. Über den Fluß führte eine Brücke.
(6) Dorthin verlegte Caesar eine Wachmannschaft und ließ auf dem anderen Ufer den Legaten Q. Titurius Sabinus 156 mit sechs Cohorten zurück. Schließlich ließ er das Lager mit einem 12 Fuß hohen Wall und einem 18 Fuß breiten Graben befestigen.
Liber II.VI
Ab his castris oppidum Remorum nomine Bibrax aberat milia passuum VIII. Id ex itinere magno impetu Belgae oppugnare coeperunt. Aegre eo die sustentatum est. Gallorum eadem atque Belgarum oppugnatio est haec: ubi circumiecta multitudine hominum totis moenibus undique in murum lapides iaci coepti sunt murusque defensoribus nudatus est, testudine facta portas succedunt murumque subruunt. Quod tum facile fiebat. Nam cum tanta multitudo lapides ac tela coicerent, in muro consistendi potestas erat nulli. Cum finem oppugnandi nox fecisset, Iccius Remus, summa nobilitate et gratia inter suos, qui tum oppido praeerat, unus ex iis qui legati de pace ad Caesarem venerant, nuntium ad eum mittit, nisi subsidium sibi submittatur, sese diutius sustinere non posse.
(1) Bibrax, eine Ortschaft der Remer, war etwa 8 Meilen von diesem Lager entfernt. In einem Sturmangriff gingen die Belger unmittelbar aus dem Marsch heraus dazu über, den Ort zu belagern. Nur mit Mühe konnten sie an diesem Tag aufgehalten werden.
(2) Die Belger gehen bei der Belagerung genauso vor wie die Gallier: Sobald sie die Mauern völlig mit einer starken Streitmacht eingeschlossen haben, fangen sie an, von allen Seiten Steine auf die Mauern zu schleudern. Sobald die Mauern von Verteidigern entblößt sind, bilden sie ein Schilddach, rücken gegen die Tore vor und versuchen, die Mauern zum Einsturz zu bringen.
(3) Eben dies gelang damals mühelos. Denn als eine so gewaltige Anzahl von Gegnern Steine und Wurfgeschosse schleuderte, konnte sich niemand mehr auf den Mauern halten.
(4) Als die Nacht dem Ansturm ein Ende setzte, schickte der Remer Iccius, der in der Stadt das Kommando hatte, Boten zu Caesar; als Angehöriger des höchsten Adels besaß er in seinem Volk großes Ansehen und war einer der Gesandten gewesen, die zu Caesar gekommen waren, um über den Frieden zu verhandeln. Er ließ Caesar melden, er könne dem Feind nicht länger standhalten, wenn ihm keine Verstärkung geschickt werde.
Liber II.VII
Eo de media nocte Caesar isdem ducibus usus qui nuntii ab Iccio venerant, Numidas et Cretas sagittarios et funditores Baleares subsidio oppidanis mittit; quorum adventu et Remis cum spe defensionis studium propugnandi accessit et hostibus eadem de causa spes potiundi oppidi discessit. Itaque paulisper apud oppidum morati agrosque Remorum depopulati, omnibus vicis aedificiisque quo adire potuerant incensis, ad castra Caesaris omnibus copiis contenderunt et a milibus passuum minus duobus castra posuerunt; quae castra, ut fumo atque ignibus significabatur, amplius milibus passuum VIII latitudinem patebant.
(1) Um Mitternacht sandte Caesar den Bewohnern der Stadt Numider, kretische Bogenschützen und balearische Schleuderer zu Hilfe. Sie wurden von den Boten geführt, die von Iccius gekommen waren,
(2) und ihre Ankunft ließ die Remer auf wirksame Verteidigung ihrer Stadt hoffen. Dadurch erhöhte sich ihr Kampfeseifer; während die Feinde aus dem gleichen Grund die Hoffnung aufgaben, sich der Stadt mit Gewalt bemächtigen zu können.
(3) Daher blieben sie nur noch kurze Zeit in der Nähe der Stadt, verwüsteten das Land der Remer und zündeten alle Dörfer und Gehöfte an, zu denen sie sich Zugang verschaffen konnten. Dann aber zogen sie schnell mit ihrem gesamten Heer in Richtung auf das Lager Caesars und errichteten in einer Entfernung von weniger als 2 Meilen ihr eigenes Lager.
(4) Wie man aus dem Rauch und den Lagerfeuern entnehmen konnte, war dieses Lager mehr als 8 Meilen breit.
Liber II.VIII
Caesar primo et propter multitudinem hostium et propter eximiam opinionem virtutis proelio supersedere statuit; cotidie tamen equestribus proeliis quid hostis virtute posset et quid nostri auderent periclitabatur. Ubi nostros non esse inferiores intellexit, loco pro castris ad aciem instruendam natura oportuno atque idoneo, quod is collis ubi castra posita erant paululum ex planitie editus tantum adversus in latitudinem patebat quantum loci acies instructa occupare poterat, atque ex utraque parte lateris deiectus habebat et in fronte leniter fastigatus paulatim ad planitiem redibat, ab utroque latere eius collis transversam fossam obduxit circiter passuum CCCC et ad extremas fossas castella constituit ibique tormenta conlocavit, ne, cum aciem instruxisset, hostes, quod tantum multitudine poterant, ab lateribus pugnantes suos circumvenire possent. Hoc facto, duabus legionibus quas proxime conscripserat in castris relictis ut, si quo opus esset, subsidio duci possent, reliquas VI legiones pro castris in acie constituit. Hostes item suas copias ex castris eductas instruxerunt.
(1) Caesar beschloß zunächst mit Rücksicht auf die gewaltige Zahl der Feinde und den Ruf, der ihrer außerordentlichen Tapferkeit vorausging, eine Schlacht hinauszuzögern.
(2) Er prüfte jedoch in täglichen Reitergefechten, wie groß einerseits die Tapferkeit der Feinde, andererseits der Wagemut unserer Soldaten waren.
(3) Bald hatte er erkannt, dass unsere Soldaten nicht unterlegen waren. Auch eignete sich die natürliche Beschaffenheit des Geländes vor dem Lager besonders gut dazu, ein Heer in Schlachtordnung aufmarschieren zu lassen, denn die Anhöhe, auf der das Lager stand, erhob sich nur wenig über die Ebene, und ihre Vorderseite entsprach genau dem Raum, den man mit einem zur Schlacht aufgestellten Heer ausfüllen konnte. Auf beiden Seiten fiel sie steil ab, während sie auf der Vorderseite sanft geneigt in die Ebene überging.
(4) Auf den beiden Seiten ließ Caesar Quergräben von etwa 400 Fuß ziehen und am Ende dieser Gräben Castelle errichten. Dort stellte er Schleudermaschinen 160 auf, damit die Feinde, deren Stärke vor allem in ihrer Zahl lag, nicht durch einen Angriff auf die Flanken sein Heer einkesseln könnten, nachdem es sich zur Schlacht formiert hatte.
(5) Nach Ausführung dieser Maßnamen ließ er die zwei Legionen, die er gerade ausgehoben hatte, im Lager zurück, um sie einsetzen zu können, wenn er irgendwo Unterstützung brauchte. Die übrigen sechs Legionen ließ er vor dem Lager in Schlachtordnung aufmarschieren. Auch die Feinde hatten ihre Truppen aus dem Lager herausgeführt und zur Schlacht aufgestellt.
Liber II.IX
Palus erat non magna inter nostrum atque hostium exercitum. Hanc si nostri transirent hostes expectabant; nostri autem, si ab illis initium transeundi fieret, ut impeditos adgrederentur, parati in armis erant. Interim proelio equestri inter duas acies contendebatur. Ubi neutri transeundi initium faciunt, secundiore equitum proelio nostris Caesar suos in castra reduxit. Hostes protinus ex eo loco ad flumen Axonam contenderunt, quod esse post nostra castra demonstratum est. Ibi vadis repertis partem suarum copiarum traducere conati sunt eo consilio ut, si possent, castellum, cui praeerat Q. Titurius legatus, expugnarent pontemque interscinderent; si minus potuissent, agros Remorum popularentur, qui magno nobis usui ad bellum gerendum erant, commeatuque nostros prohiberent.
(1) Zwischen unserem und dein feindlichen Heer lag ein kleiner Sumpf. Die Feinde warteten darauf, dass unsere Soldaten ihn überquerten; diese jedoch waren gerüstet, den Gegner anzugreifen, wenn dieser daranging, den Sumpf zu überschreiten, und daher kampfunfähig wäre.
(2) Unterdessen fand zwischen beiden Fronten ein Reitergefecht statt. Da keines der beiden Heere Anstalten machte, über den Sumpf zu gehen, das Reitergefecht jedoch zu unseren Gunsten ausgegangen war, führte Caesar seine Soldaten ins Lager zurück.
(3) Die Feinde rückten von hier aus weiter zum Fluß Axona vor, der, wie erwähnt, hinter unserem Lager vorbeifloß.
(4) Dort fanden sie Furten und versuchten, einen Teil ihrer Truppen über den Fluß zu setzen, um, wenn es möglich wäre, den Brückenkopf, den der Legat Q. Titurius kommandierte, zu besetzen und die Brücke abzureißen.
(5) Sollte sich das als undurchführbar erweisen, hatten sie die Absicht, die Felder der Remer zu verwüsten und dadurch die Versorgung des Heeres unmöglich zu machen, die in diesem Krieg vor allem von der Landwirtschaft der Remer abhing.
Liber II.X
[Caesar] certior factus ab Titurio omnem equitatum et levis armaturae Numidas, funditores sagittariosque pontem traducit atque ad eos contendit. Acriter in eo loco pugnatum est. Hostes impeditos nostri in flumine adgressi magnum eorum numerum occiderunt; per eorum corpora reliquos audacissime transire conantes multitudine telorum reppulerunt primosque, qui transierant, equitatu circumventos interfecerunt. Hostes, ubi et de expugnando oppido et de flumine transeundo spem se fefellisse intellexerunt neque nostros in locum iniquiorum progredi pugnandi causa viderunt atque ipsos res frumentaria deficere coepit, concilio convocato constituerunt optimum esse domum suam quemque reverti, et quorum in fines primum Romani exercitum introduxissent, ad eos defendendos undique convenirent, ut potius in suis quam in alienis finibus decertarent et domesticis copiis rei frumentariae uterentur. Ad eam sententiam cum reliquis causis haec quoque ratio eos deduxit, quod Diviciacum atque Haeduos finibus Bellovacorum adpropinquare cognoverant. His persuaderi ut diutius morarentur neque suis auxilium ferrent non poterat.
(1) Von Titurius benachrichtigt, führte Caesar die gesamte Reiterei, die leicht bewaffneten Numider, Schleuderer und Bogenschützen über die Brücke und rückte schnell gegen die Feinde vor. Am Fluß kam es zu einem heftigen Gefecht.
(2) Unsere Soldaten griffen die Gegner an, die beim Übergang über den Fluß keinen Widerstand leisten konnten, und töteten eine große Anzahl von ihnen.
(3) Als die übrigen über ihre Leichen hinweg mit großer Unerschrockenheit versuchten, über den Fluß zu kommen, trieb sie der Hagel der Wurf Geschosse zurück. Unsere Reiterei kreiste zudem die ein, die als erste ans Ufer gelangt waren, und tötete sie.
(4) Als die Feinde begriffen, dass sie vergeblich gehofft hatten, die Ortschaft zu erobern und den Fluß zu überschreiten, und sahen, dass unsere Soldaten nicht auf ungünstiges Gelände vorrücken würden, um zu kämpfen, während ihnen schon das Getreide auszugehen drohte, beriefen sie eine Versammlung ein, auf der sie beschlossen, es sei das beste, wenn jeder in seine Heimat zurückkehre. Sie wollten sich erst dann wieder treffen, wenn das Land, in das die Römer als nächstes einrückten, verteidigt werden müsse. Da sie in der Heimat auf die dort lagernden Kornvorräte zurückgreifen konnten,wollten sie die Entscheidung lieber im eigenen als im fremden Land herbeiführen.
(5) Neben den genannten Gründen wurde ihre Entscheidung auch dadurch beeinflußt, dass sie erfahren hatten, Diviciacus nähere sich mit den Haeduern dem Gebiet der Bellovacer. Sie konnten daher die Bellovacer nicht überreden, länger zu bleiben und es zu unterlassen, ihren Stammesgenossen beizuspringen.
Liber II.XI
Ea re constituta, secunda vigilia magno cum, strepitu ac tumultu castris egressi nullo certo ordine neque imperio, cum sibi quisque primum itineris locum peteret et domum pervenire properaret, fecerunt ut consimilis fugae profectio videretur. Hac re statim Caesar per speculatores cognita insidias veritus, quod qua de causa discederent nondum perspexerat, exercitum equitatumque castris continuit. Prima luce, confirmata re ab exploratoribus, omnem equitatum, qui novissimum agmen moraretur, praemisit. His Q. Pedium et L. Aurunculeium Cottam legatos praefecit; T. Labienum legatum cum legionibus tribus subsequi iussit. Hi novissimos adorti et multa milia passuum prosecuti magnam multitudinem eorum fugientium conciderunt, cum ab extremo agmine, ad quos ventum erat, consisterent fortiterque impetum nostrorum militum sustinerent, priores, quod abesse a periculo viderentur neque ulla necessitate neque imperio continerentur, exaudito clamore perturbatis ordinibus omnes in fuga sibi praesidium ponerent. Ita sine ullo periculo tantam eorum multitudinem nostri interfecerunt quantum fuit diei spatium; sub occasum solis sequi destiterunt seque in castra, ut erat imperatum, receperunt.
(1) Nach diesem Beschluß verließen sie um die zweite Nachtwache mit viel Lärm und Geschrei ihr Lager, ohne feste Ordnung und Führung, da jeder als erster auf dem Marsch sein wollte und sich beeilte, in die Heimat zu kommen. Dadurch sah ihr Aufbruch ganz wie eine Flucht aus.
(2) Als Caesar sofort durch Späher davon erfuhr, fürchtete er einen Hinterhalt, weil er noch nicht durchschaut hatte, warum sie aufbrachen. Er hielt daher das Heer und die Reiterei im Lager zurück.
(3) Als er jedoch von Kundschaftern bei Tagesanbruch über die wahre Sachlage in Kenntnis gesetzt wurde, schickte er die gesamte Reiterei voraus, um die feindliche Nachhut aufzuhalten. An ihre Spitze stellte er die Legaten Q. Pedius und L. Aurunculeus Cotta. Dem Legaten T. Labienus befahl er, ihr sofort mit drei Legionen zu folgen.
(4) Als die Reiter die letzten des feindlichen Zuges angriffen und auf einer meilenweiten Verfolgung eine große Zahl der Flüchtigen töteten, machte der Schluß des Zuges, zu dem auch unsere Fußsoldaten inzwischen vorgedrungen waren, plötzlich halt und leistete unserem Angriff tapfer Widerstand.
(5) Die Feinde, die sich weiter vorn im Zug befanden, glaubten jedoch, ihnen drohe noch keine Gefahr, und da sie sich durch nichts verpflichtet fühlten und an kein Kommando gebunden waren, suchten sie alle in völliger Auflösung ihr Heil in der Flucht, als sie das Kampfgeschrei hörten.
(6) Unsere Soldaten töteten daher ungefährdet den ganzen Tag über eine große Anzahl von ihnen. Erst bei Sonnenuntergang ließen sie davon ab und kehrten wie befohlen ins Lager zurück.
Liber II.XII
Postridie eius diei Caesar, prius quam se hostes ex terrore ac fuga reciperent, in fines Suessionum, qui proximi Remis erant, exercitum duxit et magno itinere [confecto] ad oppidum Noviodunum contendit. Id ex itinere oppugnare conatus, quod vacuum ab defensoribus esse audiebat, propter latitudinem fossae murique altitudinem paucis defendentibus expugnare non potuit. Castris munitis vineas agere quaeque ad oppugnandum usui erant comparare coepit. Interim omnis ex fuga Suessionum multitudo in oppidum proxima nocte convenit. Celeriter vineis ad oppidum actis, aggere iacto turribusque constitutis, magnitudine operum, quae neque viderant ante Galli neque audierant, et celeritate Romanorum permoti legatos ad Caesarem de deditione mittunt et petentibus Remis ut conservarentur impetrant.
(1) Bevor sich der Feind nach der panischen Flucht wieder sammeln könnte, führte Caesar am folgenden Tag das Herr in das Gebiet der Suessionen, das dem der Remer benachbart ist. In einem Gewaltmarsch eilte er sofort zur Stadt Noviodunum.
(2) Da er hörte, dass sie von Verteidigern entblößt sei, versuchte er, sie aus dem Marsch heraus im Sturm zu nehmen. Obwohl sie nur schwach verteidigt wurde, hinderten ihn jedoch der breite Graben und die hohe Mauer daran, sie einzunehmen.
(3) Nachdem er ein befestigtes Lager hatte errichten lassen, ließ er Laufgänge vertreiben und alles bereitstellen, was für einen Sturm notwendig war.
(4) Währenddessen sammelte sich in der folgenden Nacht die gesamte Menge der flüchtenden Suessionen in der Stadt.
(5) Als aber die Laufgänge rasch an die Stadt herangeführt, ein Damm aufgeworfen und Türme errichtet wurden, beeindruckte der gewaltige Belagerungsapparat, von dem die Gallier bisher nichts gesehen noch gehört hatten, und die Schnelligkeit der Römer die Suessionen so, dass sie Gesandte an Caesar schickten, um über eine Kapitulation zu verhandeln. Auf Grund der Bitten der Remer erreichten sie, dass sie verschont wurden.
Liber II.XIII
Caesar, obsidibus acceptis primis civitatis atque ipsius Galbae regis duobus filiis armisque omnibus ex oppido traditis, in deditionem Suessiones accipit exercitumque in Bellovacos ducit. Qui cum se suaque omnia in oppidum Bratuspantium contulissent atque ab eo oppido Caesar cum exercitu circiter milia passuum V abesset, omnes maiores natu ex oppido egressi manus ad Caesarem tendere et voce significare coeperunt sese in eius fidem ac potestatem venire neque contra populum Romanum armis contendere. Item, cum ad oppidum accessisset castraque ibi poneret, pueri mulieresque ex muro passis manibus suo more pacem ab Romanis petierunt.
(1) Nachdem Caesar die Ersten des Stammes und sogar zwei Söhne des Königs Galba als Geiseln in Empfang genommen hatte und ihm alle Waffen aus der Stadt ausgeliefert worden waren, nahm er die Kapitulation der Suessionen an und zog mit seinem Heer gegen die Bellovacer.
(2) Diese hatten sich mit ihrer gesamten Habe in die Stadt Bratuspantium geflüchtet. Als Caesar mit seinem Heer noch etwa 5 Meilen von Bratuspantium entfernt war, kamen alle erwachsenen Männer aus der Stadt, streckten ihm die Hände entgegen und bedeuteten mit Rufen, dass sie sich ihm auf Gnade oder Ungnade ergäben und nicht gegen das römische Volk kämpfen wollten.
(3) Als er bei der Stadt angelangt war und dort sein Lager aufschlagen ließ, flehten von der Mauer herab auch die Knaben und Frauen nach ihrem Brauch mit ausgebreiteten Armen die Römer um Frieden an.
Liber II.XIV
Pro his Diviciacus (nam post discessum Belgarum dimissis Haeduorum copiis ad eum reverterat) facit verba: Bellovacos omni tempore in fide atque amicitia civitatis Haeduae fuisse; impulsos ab suis principibus, qui dicerent Haeduos a Caesare in servitutem redacto. Omnes indignitates contumeliasque perferre, et ab Haeduis defecisse et populo Romano bellum intulisse. Qui eius consilii principes fuissent, quod intellegerent quantam calamitatem civitati intulissent, in Britanniam profugisse. Petere non solum Bellovacos, sed etiam pro his Haeduos, ut sua clementia ac mansuetudine in eos utatur. Quod si fecerit, Haeduorum auctoritatem apud omnes Belgas amplificaturum, quorum auxiliis atque opibus, si qua bella inciderint, sustentare consuerint.
(1) Diviciacus, der nach dein Abzug der Belger die Truppen der Haeduer entlassen hatte und zu Caesar zurückgekehrt war, machte sich zu ihrem Fürsprecher:
(2) Seit jeher seien die Bellovacer die Schutzbefohlenen und Freunde der Haeduer gewesen.
(3) Nur unter dem Druck ihrer führenden Männer seien sie von den Haeduern abgefallen und hätten das römische Volk angegriffen. Diese Adligen hätten behauptet, Caesar habe die Haeduer derartig geknechtet, dass sie gezwungen seien, jede nur denkbare entwürdigende Behandlung und Schmach zu ertragen.
(4) Die Hauptvertreter dieser Politik seien nach Britannien geflohen,als sie erkannten, wieviel Unglück sie über ihren Stamm gebracht hätten.
(5) Nicht nur die Bellovacer selbst, sondern auch stellvertretend für sie die Haeduer bäten ihn, Milde und Mäßigung gegen sie walten zu lassen.
(6) Wenn er so verfahre, werde gleichzeitig das Ansehen der Haeduer bei allen Belgern steigen, mit deren Hilfstruppen und materieller Unterstützung sie im Kriegsfall bisher regelmäßig durchhielten.
Liber II.XV
Caesar honoris Diviciaci atque Haeduorum causa sese eos in fidem recepturum et conservaturum dixit, et quod erat civitas magna inter Belgas auctoritate atque hominum multitudine praestabat, DC obsides poposcit. His traditis omnibusque armis ex oppido conlatis, ab eo loco in fines Ambianorum pervenit; qui se suaque omnia sine mora dediderunt. Eorum fines Nervii attingebant. Quorum de natura moribusque Caesar cum quaereret, sic reperiebat: nullum esse aditum ad eos mercatoribus; nihil pati vini reliquarumque rerum ad luxuriam pertinentium inferri, quod his rebus relanguescere animos eorum et remitti virtutem existimarent; esse homines feros magnaeque virtutis; increpitare atque incusare reliquos Belgas, qui se populo Romano dedidissent patriamque virtutem proiecissent; confirmare sese neque legatos missuros neque ullam condicionem pacis accepturos.
(1) Mit Rücksicht auf das große Ansehen des Diviciacus und der Haeduer sagte Caesar zu, ihre freiwillige Kapitulation anzunehmen und sie zu verschonen. Da es ein Stamm war, der bei den Belgern großen Einfluß besaß und an Zahl alle übertraf, forderte er 600 Geiseln.
(2) Nach ihrer Übergabe und nach Auslieferung aller in der Stadt vorhandenen Waffen zog er von dort weiter in das Gebiet der Ambianer, die sich ihm mit ihrer gesamten Habe sofort ergaben.
(3) An ihr Gebiet stieß das der Nervier. Als Caesar sich nach ihrer Natur und ihrer Lebensweise erkundigte, erfuhr er folgendes:
(4) Kein Handelsmann erlange Zutritt zu ihnen. Es sei bei ihnen verboten, Wein und andere Luxusgüter einzufahren, weil sie glaubten, dass sie dies verweichliche und ihre Tapferkeit vermindere. 161
(5) Sie seien wild und außerordentlich tapfer. Sie machten den übrigen Belgern erbitterte Vorwürfe und klagten sie an, dass sie durch die Kapitulation vor dem römischen Volk ihre von den Ahnen ererbte Tapferkeit aufgegeben hätten.
(6) Sie erklärten mit Entschiedenheit, keine Gesandten schicken und kein Friedensangebot annehmen zu wollen.
Liber II.XVI
Cum per eorum fines triduum iter fecisset, inveniebat ex captivis Sabim flumen a castris suis non amplius milibus passuum X abesse; trans id flumen omnes Nervios consedisse adventumque ibi Romanorum expectare una cum Atrebatibus et Viromanduis, finitimis suis (nam his utrisque persuaserant uti eandem belli fortunam experirentur); expectari etiam ab iis Atuatucorum copias atque esse in itinere; mulieres quique per aetatem ad pugnam inutiles viderentur in eum locum coniecisse quo propter paludes exercitui aditus non esset.
(1) Als Caesar drei Tage durch ihr Gebiet gezogen war, erfuhr er von Gefangenen, dass sich jenseits des Flusses Sabis, der nicht weiter als 10 Meilen von seinem Lager entfernt war,
(2) alle Nervier gelagert hätten und dort zusammen mit den Atrebaten und Viromanduern, ihren Grenznachbarn, die Ankunft der Römer erwarteten.
(3) Die Nervier hatten nämlich die Atrebaten und Viromanduer überredet, mit ihnen im Kampf gegen die Römer ihr Kriegsglück zu versuchen.
(4) Caesar erfuhr ferner, dass sie die Truppen der Atuatucer erwarteten, die sich bereits auf dem Marsch befänden.
(5) Die Frauen und die auf Grund ihres Alters kampfuntauglichen Männer hätten sie eilends an einen Ort gebracht, zu dem es wegen der Sümpfe in der Nähe für ein Heer keinen Zugang gebe.
Liber II.XVII
His rebus cognitis, exploratores centurionesque praemittit qui locum castris idoneum deligant. Cum ex dediticiis Belgis reliquisque Gallis complures Caesarem secuti una iter facerent, quidam ex his, ut postea ex captivis cognitum est, eorum dierum consuetudine itineris nostri exercitus perspecta, nocte ad Nervios pervenerunt atque his demonstrarunt inter singulas legiones impedimentorum magnum numerum intercedere, neque esse quicquam negotii, cum prima legio in castra venisset reliquaeque legiones magnum spatium abessent, hanc sub sarcinis adoriri; qua pulsa impedimentisque direptis, futurum ut reliquae contra consistere non auderent. Adiuvabat etiam eorum consilium qui rem deferebant quod Nervii antiquitus, cum equitatu nihil possent (neque enim ad hoc tempus ei rei student, sed quicquid possunt, pedestribus valent copiis), quo facilius finitimorum equitatum, si praedandi causa ad eos venissent, impedirent, teneris arboribus incisis atque inflexis crebrisque in latitudinem ramis enatis [et] rubis sentibusque interiectis effecerant ut instar muri hae saepes munimentum praeberent, quo non modo non intrari sed ne perspici quidem posset. His rebus cum iter agminis nostri impediretur, non omittendum sibi consilium Nervii existimaverunt.
(1) Als Caesar davon erfuhr, sandte er Späher und Centurionen voraus, um eine geeignete Stelle für ein Lager auszuwählen.
(2) Da sich eine Anzahl von Belgern und anderen Galliern, die vor Caesar kapituliert hatten, in seinem Gefolge befanden und ihn auf dem Marsch begleiteten, wurden sie mit der Ordnung vertraut, die unser Heer in diesen Tagen gewöhnlich auf dem Marsch einhielt. Wie man später von Kriegsgefangenen erfuhr, kamen einige von bei Nacht zu den Nerviern und erklärten ihnen, nach jeder einzelnen Legion komme jeweils ein langer Zug Troß und Kriegsgerät, so dass es nicht schwierig sei, die erste Legion bei ihrem Eintreffen im Lager anzugreifen, bevor sie ihr Gepäck abgelegt hätte, da die übrigen Legionen dann noch weit entfernt seien.
(3) Sei sie geschlagen und der Troß geplündert, würden die übrigen Legionen nicht wagen, weiteren Widerstand zu leisten.
(4) Die Männer, die diesen Vorschlag unterbreiteten, erhielten Unterstützung durch folgenden Umstand: Da die Nervier nicht in der Lage waren, Reiterei einzusetzen bis heute kümmern sie sich nicht darum; ihre ganze Schlagkraft liegt bei den Fußtruppen -, hatten sie von alters er eine Methode entwickelt, die Reiterei ihrer Grenznachbarn abzuwehren, wenn sie bei ihnen eingefallen waren, um Beute zu machen: Sie schnitten junge Bäume ein und bogen sie. Zwischen ihre zahlreichen in die Breite wachsenden Zweige pflanzten sie Brombeer- und Dornbüsche und stellten so einen Schutzverhau her, der an die Stelle einer Mauer trat und undurchdringlich war, ja sogar jede Sicht versperrte. Weil unser Zug dadurch aufgehalten werde, glaubten die Nervier, man dürfe den Vorschlag nicht beiseiteschieben.
Liber II.XVIII
Loci natura erat haec, quem locum nostri castris delegerant. Collis ab summo aequaliter declivis ad flumen Sabim, quod supra nominavimus, vergebat. Ab eo flumine pari acclivitate collis nascebatur adversus huic et contrarius, passus circiter CC infimus apertus, ab superiore parte silvestris, ut non facile introrsus perspici posset. Intra eas silvas hostes in occulto sese continebant; in aperto loco secundum flumen paucae stationes equitum videbantur. Fluminis erat altitudo pedum circiter trium.
(1) Das Gelände, das unsere Soldaten für ein Lager ausgesucht hatten, sah folgendermaßen aus: Eine Anhöhe fiel in gleichmäßiger Neigung zum Fluß Sabis ab, den wir oben erwähnten.
(2) Vom Fuß aus stieg ein weiterer Hügel mit gleicher Neigung an, der dem ersten gegenüberlag und sein Gegenstück bildete. Sein unterer Teil war etwa auf 200 Schritt hin unbewaldet, während er in der Höhe mit Bäumen bestanden war, die die Sicht erschwerten.
(3) In diesen Wäldern hielten sich die Feinde verborgen, Im freien Gelände, am Fluß entlang, wurden nur einzelne Reiterposten beobachtet. Der Fluß war ungefähr drei Fuß tief.
Liber II.XIX
Caesar equitatu praemisso subsequebatur omnibus copiis; sed ratio ordoque agminis aliter se habebat ac Belgae ad Nervios detulerant. Nam quod hostibus adpropinquabat, consuetudine sua Caesar VI legiones expeditas ducebat; post eas totius exercitus impedimenta conlocarat; inde duae legiones quae proxime conscriptae erant totum agmen claudebant praesidioque impedimentis erant. Equites nostri cum funditoribus sagittariisque flumen transgressi cum hostium equitatu proelium commiserunt. Cum se illi identidem in silvis ad suos reciperent ac rursus ex silva in nostros impetum facerent, neque nostri longius quam quem ad finem porrecta [ac] loca aperta pertinebant cedentes insequi auderent, interim legiones VI quae primae venerant, opere dimenso, castra munire coeperunt. Ubi prima impedimenta nostri exercitus ab iis qui in silvis abditi latebant visa sunt, quod tempus inter eos committendi proelii convenerat, ut intra silvas aciem ordinesque constituerant atque ipsi sese confirmaverant, subito omnibus copiis provolaverunt impetumque in nostros equites fecerunt. His facile pulsis ac proturbatis, incredibili celeritate ad flumen decucurrerunt, ut paene uno tempore et ad silvas et in flumine [et iam in manibus nostris] hostes viderentur. Eadem autem celeritate adverso colle ad nostra castra atque eos qui in opere occupati erant contenderunt.
(1) Caesar folgte der Reiterei, die er vorausgeschickt hatte, mit allen Truppen sofort nach. Die Organisation und Ordnung des Marsches sahen jedoch anders aus, als es die Belger den Nerviern hinterbracht hatten.
(2) Denn weil das Heer in die Nähe des Feindes kam, setzte sich Caesar an die Spitze von sechs Legionen, die er nach seiner Gewohnheit kampfbereit marschieren ließ.
(3) Ihnen schloß sich der Troß des gesamten Heeres an. Den Schluß des Zuges bildeten die zwei Legionen, die zuletzt ausgehoben worden waren und jetzt die Bewachung des Trosses übernahmen.
(4) Unsere Reiter überquerten mit Schleuderern und Bogenschützen den Fluß und eröffneten den Kampf mit der feindlichen Reiterei.
(5) Wiederholt zog sich diese in die Wälder zu ihrem Heer zurück, um von dort aus erneut unsere Reiter anzugreifen. Unsere Reiterei rückte zwar bis dahin vor, wo das offene Gelände aufhörte, wagte jedoch nicht, die zurückweichenden Feinde weiter als bis zum Rand des offenen Geländes zu verfolgen. Inzwischen maßen die sechs Legionen, die als erste eingetroffen waren, die Abschnitte für den Bau des Lagers aus und gingen daran, es zu befestigen.
(6) Sobald die Feinde, die sich in den Wäldern versteckt hielten, die ersten Abteilungen unseres Trosses erblickten - sie hatten vorher diesen Augenblick für die Eröffnung des Kampfes vereinbart und schon in den Wäldern ihr Heer und dessen einzelne Einheiten in Schlachtordnung aufgestellt -, feuerten sie sich gegenseitig an, brachen plötzlich mit allen Truppen hervor und griffen unsere Reiter an.
(7) Nachdem sie diese mühelos geschlagen und vertrieben hatten, wandten sie sich in unglaublicher Geschwindigkeit zum Fluß, so dass es aussah, als ob sie sich fast gleichzeitig bei den Wäldern, am Fluß und sogar schon im Handgemenge mit unseren Soldaten befänden.
(8) Mit derselben Geschwindigkeit stürmten sie den Hügel hinauf, auf unser Lager und die Soldaten zu, die an diesem arbeiteten.
Liber II.XX
Caesari omnia uno tempore erant agenda: vexillum proponendum, quod erat insigne, cum ad arma concurri oporteret; signum tuba dandum; ab opere revocandi milites; qui paulo longius aggeris petendi causa processerant arcessendi; acies instruenda; milites cohortandi; signum dandum. Quarum rerum magnam partem temporis brevitas et incursus hostium impediebat. His difficultatibus duae res erant subsidio, scientia atque usus militum, quod superioribus proeliis exercitati quid fieri oporteret non minus commode ipsi sibi praescribere quam ab aliis doceri poterant, et quod ab opere singulisque legionibus singulos legatos Caesar discedere nisi munitis castris vetuerat. Hi propter propinquitatem et celeritatem hostium nihil iam Caesaris imperium expectabant, sed per se quae videbantur administrabant.
(1) Caesar hätte alle Maßnahmen gleichzeitig treffen müssen: Die Fahne hissen, die signalisierte, dass man zu den Waffen greifen müsse, mit der Tuba Alarm geben, die Soldaten, die sich etwas weiter entfernt hatten, um Material für den Lagerwall zu beschaffen, von der Arbeit abrufen und herbeiholen, das Heer zur Schlacht aufstellen, die Soldaten anfeuern und das Zeichen zum Angriff geben.
(2) Die Ausführung dieser Maßnahmen wurde zum großen Teil durch die kurze Zeit und durch den Angriff der Feinde erschwert.
(3) Zwei Umstände verringerten diese Schwierigkeiten: einmal die praktische Erfahrung der Soldaten, die in den vergangenen Kämpfen so viel Übung erlangt hatten, dass sie imstande waren, die notwendigen Maßnahmen ebenso richtig auf sich selbst gestellt zu treffen, als wenn sie ihnen von anderer Seite vor geschrieben würden. Dazu kam, dass Caesar den einzelner Legaten verboten hatte, sich von ihren Legionen oder de Arbeit am Lager zu entfernen, solange die Befestigung nicht vollendet war.
(4) Da der Feind so schnell und in nächster Nähe erschien, warteten sie nicht erst Befehl( Caesars ab, sondern trafen allein die Maßnahmen, die ihnen gut erschienen.
Liber II.XXI
Caesar, necessariis rebus imperatis, ad cohortandos milites, quam [in] partem fors obtulit, decucurrit et ad legionem decimam devenit. Milites non longiore oratione cohortatus quam uti suae pristinae virtutis memoriam retinerent neu perturbarentur animo hostiumque impetum fortiter sustinerent, quod non longius hostes aberant quam quo telum adigi posset, proelii committendi signum dedit. Atque in alteram item cohortandi causa profectus pugnantibus occurrit. Temporis tanta fuit exiguitas hostiumque tam paratus ad dimicandum animus ut non modo ad insignia accommodanda sed etiam ad galeas induendas scutisque tegimenta detrahenda tempus defuerit. Quam quisque ab opere in partem casu devenit quaeque prima signa conspexit, ad haec constitit, ne in quaerendis suis pugnandi tempus dimitteret.
(1) Caesar gab daher nur die notwendigsten Anordnungen und eilte herab, um seine Soldaten anzufeuern, wo immer er sie antraf. Dabei stieß er auf die 10. Legion.
(2) Um sie anzufeuern, sagte er nicht vielmehr, als dass sie an ihre bewährte Tapferkeit denken, sich nicht verwirren lassen und dem Angriff der Feinde tapfer standhalten solle.
(3) Da die Feinde schon in Wurfweite eines Geschosses standen, gab er das Zeichen zum Angriff.
(4) Als er sich auf die andere Seite wandte, um auch hier die Soldaten anzufeuern, begegnete er schon Kämpfenden.
(5) Die Zeit war so knapp bemessen und der Feind so auf Kampf eingestellt, dass die Soldaten nicht mehr dazu kamen, die Helme aufzusetzen oder die Hüllen von den Schilden zu ziehen, geschweige denn die Kampfabzeichen anzulegen.
(6) Jeder stellte sich da auf, wohin er gerade von der Schanzarbeit kam und wo er das nächstbeste Feldzeichen erblickte, so dass niemand Zeit damit verlor, nach seiner Einheit zu suchen.
Liber II.XXII
Instructo exercitu magis ut loci natura [deiectusque collis] et necessitas temporis quam ut rei militaris ratio atque ordo postulabat, cum diversae legiones aliae alia in parte hostibus resisterent saepibusque densissimis, ut ante demonstravimus, interiectis prospectus impediretur, neque certa subsidia conlocari neque quid in quaque parte opus esset provideri neque ab uno omnia imperia administrari poterant. Itaque in tanta rerum iniquitate fortunae quoque eventus varii sequebantur.
(1) Da sich das Heer mehr nach den Gegebenheiten des Geländes, nach der Steigung der Anhöhe und den augenblicklichen Erfordernissen aufstellte als nach militärischer Regel, waren die Legionen voneinander getrennt und leisteten dem Feind an verschiedenen Stellen Widerstand. Sie wurden zudem durch die eben erwähnten dichten Verhaue behindert, die, auf dem Gelände verteilt, die Sicht versperrten. Daher konnten weder bestimmte Hilfstruppen zum Einsatz bereitgestellt werden, noch konnte man überblicken, was die Lage an den einzelnen Kampf abschnitten erforderte. Deshalb war es unmöglich, dass einer allein alle Befehle erteilte.
(2) In dieser außerordentlich ungünstigen Lage nahm der Kampf einen unterschiedlichen Verlauf.
Liber II.XXIII
Legionis VIIII. et X. milites, ut in sinistra parte aciei constiterant, pilis emissis cursu ac lassitudine exanimatos vulneribusque confectos Atrebates (nam his ea pars obvenerat) celeriter ex loco superiore in flumen compulerunt et transire conantes insecuti gladiis magnam partem eorum impeditam interfecerunt. Ipsi transire flumen non dubitaverunt et in locum iniquum progressi rursus resistentes hostes redintegrato proelio in fugam coniecerunt. Item alia in parte diversae duae legiones, XI. et VIII., profligatis Viromanduis, quibuscum erant congressae, ex loco superiore in ipsis fluminis ripis proeliabantur. At totis fere castris a fronte et a sinistra parte nudatis, cum in dextro cornu legio XII. et non magno ab ea intervallo VII. constitisset, omnes Nervii confertissimo agmine duce Boduognato, qui summam imperii tenebat, ad eum locum contenderunt; quorum pars ab aperto latere legiones circumvenire, pars summum castrorum locum petere coepit.
(1) Auf dem linken Flügel der Front standen die Soldaten der 9. und 10. Legion den Atrebaten gegenüber, denen dieser Frontabschnitt zugefallen war. Unsere Soldaten schleuderten ihre Wurfspieße, und da die Atrebaten durch den schnellen Lauf erschöpft und durch Verwundungen geschwächt waren, gelang es unseren Soldaten, die Feinde schnell von der Anhöhe herab in den Fluß zu treiben. Als sie versuchten, über den Fluß zu entkommen, töteten unsere Soldaten bei der Verfolgung einen großen Teil der Kampfunfähigen mit dem Schwert.
(2) Sie zögerten nicht, auch selbst den Fluß zu überschreiten, und obwohl sie dabei in ungünstiges Gelände gerieten und der Feind daraufhin den Kampf erneut aufnahm und Widerstand leistete, schlugen sie ihn in die Flucht.
(3) Genauso hatten an einer anderen Stelle die 8. und 11. Legion, jeweils auf sich gestellt, die Viromanduer, auf die sie gestoßen waren, von der Höhe herab überwältigt und kämpften mit ihnen nun unmittelbar an den Ufern des Flusses.
(4) Auf dem rechten Flügel hatte sich die 12. Legion und nicht weit davon die 7. festgesetzt. Dagegen war das Lager von vorn und auf der linken Seite ganz ungedeckt, so dass alle Nervier unter der Führung des Oberbefehlshabers Boduognatus in dichtgeschlossenen Reihen dorthin stürmten.
(5) Ein Teil von ihnen ging daran, die Legionen von der ungeschützten Flanke her einzukreisen, ein Teil wandte sich unmittelbar gegen die Höhe, auf der das Lager stand.
Liber II.XXIV
Eodem tempore equites nostri levisque armaturae pedites, qui cum iis una fuerant, quos primo hostium impetu pulsos dixeram, cum se in castra reciperent, adversis hostibus occurrebant ac rursus aliam in partem fugam petebant; et calones, qui ab decumana porta ac summo iugo collis nostros victores flumen transire conspexerant, praedandi causa egressi, cum respexissent et hostes in nostris castris versari vidissent, praecipites fugae sese mandabant. Simul eorum qui cum impedimentis veniebant clamor fremitusque oriebatur, aliique aliam in partem perterriti ferebantur. Quibus omnibus rebus permoti equites Treveri, quorum inter Gallos virtutis opinio est singularis, qui auxilii causa a civitate missi ad Caesarem venerant, cum multitudine hostium castra [nostra] compleri, legiones premi et paene circumventas teneri, calones, equites, funditores, Numidas diversos dissipatosque in omnes partes fugere vidissent, desperatis nostris rebus domum contenderunt: Romanos pulsos superatosque, castris impedimentisque eorum hostes potitos civitati renuntiaverunt.
(1) Im selben Augenblick trafen unsere Reiter und die leichtbewaffneten Fußsoldaten, die zu den Heeresteilen gehörten, die der Feind, wie erwähnt, beim ersten Angriff in die Flucht geschlagen hatte, während des Rückzugs ins Lager wieder auf die Feinde und flohen erneut in anderer Richtung.
(2) Die Troßknechte, die von der Porta Decumana und von der höchsten Stelle der Anhöhe aus zugesehen hatten, wie unsere siegreichen Soldaten über den Fluß gingen, verließen das Lager, um Beute zu machen. Als sie jedoch zurückblickten und bemerkten, dass der Feind schon in unserem Lager stand, flohen sie kopflos.
(3) Zugleich erhob sich Lärm und Geschrei unter den Leuten, die mit dem Troß ankamen und sich jetzt, von Panik ergriffen, nach allen Seiten zerstreuten.
(4) Der Stamm der Treverer, der bei den Galliern wegen seiner Tapferkeit einen einzigartigen Ruf genießt, hatte Caesar Reiter zur Unterstützung geschickt. Als diese jetzt sahen, wie sich unser Lager mit unzähligen Feinden füllte, dass die Legionen schwer bedrängt wurden und völlig eingekesselt waren, als sie zudem bemerkten, dass die Troß_ knechte, Reiter, Schleuderer und Numider aufgelöst und zerstreut in alle Richtungen flohen, gaben sie unsere Sache unter dem Eindruck all dieser Ereignisse verloren und wandten sich heimwärts. Zu Hause angelangt, meldeten sie ihrem Stamm, die Römer seien völlig geschlagen, der Feind sei im Besitz des Lagers und des Trosses.
Liber II.XXV
Caesar ab X. legionis cohortatione ad dextrum cornu profectus, ubi suos urgeri signisque in unum locum conlatis XII. legionis confertos milites sibi ipsos ad pugnam esse impedimento vidit, quartae cohortis omnibus centurionibus occisis signiferoque interfecto, signo amisso, reliquarum cohortium omnibus fere centurionibus aut vulneratis aut occisis, in his primipilo P. Sextio Baculo, fortissimo viro, multis gravibusque vulneribus confecto, ut iam se sustinere non posset, reliquos esse tardiores et non nullos ab novissimis deserto loco proelio excedere ac tela vitare, hostes neque a fronte ex inferiore loco subeuntes intermittere et ab utroque latere instare et rem esse in angusto vidit, neque ullum esse subsidium quod submitti posset, scuto ab novissimis [uni] militi detracto, quod ipse eo sine scuto venerat, in primam aciem processit centurionibusque nominatim appellatis reliquos cohortatus milites signa inferre et manipulos laxare iussit, quo facilius gladiis uti possent. Cuius adventu spe inlata militibus ac redintegrato animo, cum pro se quisque in conspectu imperatoris etiam in extremis suis rebus operam navare cuperet, paulum hostium impetus tardatus est.
(1) Gleich nach den anfeuernden Worten an die 10. Legion wandte sich Caesar zum rechten Flügel, da er bemerkte, dass seine Soldaten dort hart bedrängt wurden. Die Soldaten der 12. Legion hatten die Feldzeichen an eine Stelle gebracht, und da sie sich dort eng zusammendrängten, behinderten sie sich gegenseitig beim Kampf. Die Centurionen der 4. Cohorte waren alle gefallen; auch der Feldzeichenträger war umgekommen, das Feldzeichen verloren und die Centurionen der übrigen Cohorten waren fast alle verwundet oder tot. Unter diesen befand sich auch der ranghöchste Centurio, P. Sextius Baculus, ein überaus tapferer Mann, der so oft und schwer verwundet worden war, dass er sich nicht mehr aufrecht halten konnte. Caesar bemerkte, dass auch die übrigen langsamer wurden, dass sich in den hintersten Reihen einige versprengte Soldaten aus dem Kampfgetümmel zurückzogen und versuchten, den Wurfgeschossen auszuweichen, während die Feinde, die von vorn die Hügel hinaufkamen, den Kampf ununterbrochen fortsetzten und uns auch von beiden Seiten her bedrohten. Caesar sah, dass die Lage dort höchst gefährlich war, er hatte jedoch keinerlei Truppen zur Verfügung, die er hätte zu Hilfe schicken können:
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(2) Da nahm er einem Soldaten aus den hinteren Reihen den Schild weg, da er selbst ohne Schild gekommen war, drang bis zur ersten Reihe vor, rief die Centurionen alle beim Namen und feuerte die übrigen Soldaten an, während er ihnen befahl, zum Angriff überzugehen und die Manipel auseinanderzuziehen, damit sie ihre Schwerter leichter gebrauchen könnten.
(3) Sein Erscheinen erfüllte die Soldaten mit neuer Hoffnung und frischem Mut. Da sich jeder vor den Augen des Feldherrn und in dieser besonders gefährlichen Situation anstrengen wollte, gelang es, dem Angriff der Feinde für eine Weile etwas von seiner Stoßkraft zu nehmen.
Liber II.XXVI
Caesar, cum VII. legionem, quae iuxta constiterat, item urgeri ab hoste vidisset, tribunos militum monuit ut paulatim sese legiones coniungerent et conversa signa in hostes inferrent. Quo facto cum aliis alii subsidium ferrent neque timerent ne aversi ab hoste circumvenirentur, audacius resistere ac fortius pugnare coeperunt. Interim milites legionum duarum quae in novissimo agmine praesidio impedimentis fuerant, proelio nuntiato, cursu incitato in summo colle ab hostibus conspiciebantur, et T.Labienus castris hostium potitus et ex loco superiore quae res in nostris castris gererentur conspicatus X.legionem subsidio nostris misit. Qui cum ex equitum et calonum fuga quo in loco res esset quantoque in periculo et castra et legiones et imperator versaretur cognovissent, nihil ad celeritatem sibi reliqui fecerunt.
(1) Als Caesar sah, dass die 7. Legion, die daneben stand, ebenso vom Feind bedrängt wurde, befahl er den Militärtribunen, die Legionen allmählich zu vereinigen und den Feind nach beiden Seiten hin anzugreifen.
(2) Da sie sich hierdurch gegenseitig unterstützen konnten und nicht fürchten mußten, dass sie der Feind von hinten her einkreiste, begannen sie, härteren Widerstand zu leisten und tapferer zu kämpfen.
(3) Inzwischen kamen für die Feinde auf der Höhe die Soldaten der zwei Legionen in Sicht, die als Nachhut den Troß gesichert und auf die Nachricht von der Schlacht hin ihren Marsch beschleunigt hatten.
(4) Labienus, der das Lager der Feinde erobert hatte und von oben her beobachtete, was in unserem Lager vorging, schickte unseren Soldaten die 10. Legion zu Hilfe.
(5) Sobald diese aus der Flucht der Reiter und Troßknechte entnahm, wo die Lage kritisch war und in welch bedrohlicher Situation sich das Lager und der Feldherr befanden, gab sie das Äußerste an Schnelligkeit her.
Liber II.XXVII
Horum adventu tanta rerum commutatio est facta ut nostri, etiam qui vulneribus confecti procubuissent, scutis innixi proelium redintegrarent, calones perterritos hostes conspicati etiam inermes armatis occurrerent, equites vero, ut turpitudinem fugae virtute delerent, omnibus in locis pugnae se legionariis militibus praeferrent. At hostes, etiam in extrema spe salutis, tantam virtutem praestiterunt ut, cum primi eorum cecidissent, proximi iacentibus insisterent atque ex eorum corporibus pugnarent, his deiectis et coacervatis cadaveribus qui superessent ut ex tumulo tela in nostros conicerent et pila intercepta remitterent: ut non nequiquam tantae virtutis homines iudicari deberet ausos esse transire latissimum flumen, ascendere altissimas ripas, subire iniquissimum locum; quae facilia ex difficillimis animi magnitudo redegerat.
(1) Mit ihrem Erscheinen änderte sich die Lage völlig, so dass unsere Soldaten den Kampf wieder aufnahmen, auch die, die schon verwundet zu Boden gesunken waren und sich jetzt auf ihre Schilde stützten.
(2) Als die Troßknechte bemerkten, dass Panik die Feinde ergriff, gingen sie sogar unbewaffnet auf ihre bewaffneten Gegner los. Die Reiter, die nun mit Tapferkeit ihre schändliche Flucht wiedergutmachen wollten, kämpften überall mit und übertrafen die Legionäre noch an Eifer.
(3) Die Feinde zeigten jedoch eine derartige Tapferkeit, auch als kaum noch Hoffnung auf Rettung bestand, dass sich, wenn die erste Reihe gefallen war, die folgende auf die am Boden liegenden Soldaten stellte und auf ihren Leichen stehend weiterkämpfte.
(4) Als auch diese Soldaten fielen und die Leichen sich türmten, warfen die überlebenden von diesem Grabhügel aus Wurfgeschosse auf unsere Soldaten und schleuderten die Speere zurück, die sie von uns auffingen.
(5) Man mußte zu dem Schluß kommen, dass Menschen von derart außergewöhnlicher Kampfkraft nicht unbegründet gewagt hatten, einen so breiten Fluß zu überqueren, so steile Ufer zu erklimmen und sich in so ungünstiges Gelände zu begeben: Die Größe ihres Mutes hatte die schwierigsten Unternehmungen mühelos aussehen lassen.
Liber II.XXVIII
Hoc proelio facto et prope ad internecionem gente ac nomine Nerviorum redacto, maiores natu, quos una cum pueris mulieribusque in aestuaria ac paludes coniectos dixeramus, hac pugna nuntiata, cum victoribus nihil impeditum, victis nihil tutum arbitrarentur, omnium qui supererant consensu legatos ad Caesarem miserunt seque ei dediderunt; et in commemoranda civitatis calamitate ex DC ad tres senatores, ex hominum milibus LX vix ad D, qui arma ferre possent, sese redactos esse dixerunt. Quos Caesar, ut in miseros ac supplices usus misericordia videretur, diligentissime conservavit suisque finibus atque oppidis uti iussit et finitimis imperavit ut ab iniuria et maleficio se suosque prohiberent.
(1) In dieser Schlacht wurde fast der gesamte Stamm der Nervier ausgelöscht. Daher waren die älteren Männer, die, wie erwähnt, mit den Knaben und Frauen überstürzt ins Watt und in die Sumpfgegenden gebracht worden waren, auf die Nachricht von der Schlacht hin der Überzeugung, dass der Sieger jetzt völlige Handlungsfreiheit habe, während die Besiegten alles zu gewärtigen hätten.
(2) Sie schickten deshalb mit Zustimmung aller Überlebenden Gesandte an Caesar, um die Kapitulation anzubieten. Um das Unglück ihres Stammes deutlich zu machen, berichteten sie, dass von ihren 600 Senatoren noch drei, von 60 000 Stammesangehörigen knapp 500 übriggeblieben seien, die noch Waffen tragen könnten.
(3) Damit deutlich würde, dass er gegen Unglückliche und Demütige Barmherzigkeit walten lasse, wandte Caesar seine ganze Aufmerksamkeit auf ihre Schonung. Er forderte die Nervier auf, weiterhin in ihrem Land und ihren Städten zu leben, und befahl ihren Grenznachbarn, ihren gesamten Stamm von jedem unrechtmäßigen und böswilligen Vorgehen gegen die Nervier abzuhalten.
Liber II.XXIX
Atuatuci, de quibus supra diximus, cum omnibus copiis auxilio Nerviis venirent, hac pugna nuntiata ex itinere domum reverterunt; cunctis oppidis castellisque desertis sua omnia in unum oppidum egregie natura munitum contulerunt. Quod cum ex omnibus in circuitu partibus altissimas rupes deiectusque haberet, una ex parte leniter acclivis aditus in latitudinem non amplius pedum CC relinquebatur; quem locum duplici altissimo muro munierant; tum magni ponderis saxa et praeacutas trabes in muro conlocabant. Ipsi erant ex Cimbris Teutonisque prognati, qui, cum iter in provinciam nostram atque Italiam facerent, iis impedimentis quae secum agere ac portare non poterant citra flumen Rhenum depositis custodiam [ex suis] ac praesidium VI milia hominum una reliquerant. Hi post eorum obitum multos annos a finitimis exagitati, cum alias bellum inferrent, alias inlatum defenderent, consensu eorum omnium pace facta hunc sibi domicilio locum delegerant.
(1) Die oben erwähnten Atuatucer, die unterwegs waren, um den Nerviern zu Hilfe zu kommen, machten auf die Nachricht von der Schlacht hin kehrt und zogen in die Heimat zurück.
(2) Sie verließen alle Städte und kleineren befestigten Orte und brachten ihre gesamte Habe in eine einzige Stadt"", die durch ihre Lage hervorragend geschützt war.
(3) Ringsum fielen die Felsen auf allen Seiten steil ab und boten eine gute Fernsicht. Nur an einer Stelle ließen sie einen Zugang frei, der sanft abfiel und nicht mehr als 200 Fuß breit war. Diesen Ort hatten die Atuatucer mit einer überaus hohen doppelten Mauer befestigt. jetzt verstärkten sie die Mauer mit Felsblöcken von gewaltigem Gewicht und mit zugespitzten Pfählen.
(4) Die Atuatucer stammten von den Cimbern und Teutonen ab. Diese hatten bei ihrem Zug in unsere Provinz und nach Italien alles Hinderliche, was sie nicht mit sich nehmen konnten, diesseits des Rheins untergebracht und eine Abteilung von 6000 Mann dort zur Bewachung und zum Schutz zurückgelassen.
(5) Nach ihrem Untergang wurde dieser Teil des Stammes viele Jahre lang von den in der Nähe lebenden Stämmen umhergetrieben. Nachdem sie jedoch immer wieder selbst Angriffe unternommen oder sich gegen fremde verteidigt hatten, kamen alle Parteien überein, in Frieden miteinander zu leben. Die Cimbern und Teutonen hatten sich dann diesen Ort zum Wohnsitz ausgewählt.
Liber II.XXX
Ac primo adventu exercitus nostri crebras ex oppido excursiones faciebant parvulisque proeliis cum nostris contendebant; postea vallo pedum XII in circuitu quindecim milium crebrisque castellis circummuniti oppido sese continebant. Ubi vineis actis aggere extructo turrim procul constitui viderunt, primum inridere ex muro atque increpitare vocibus, quod tanta machinatio a tanto spatio institueretur: quibusnam manibus aut quibus viribus praesertim homines tantulae staturae (nam plerumque omnibus Gallis prae magnitudine corporum quorum brevitas nostra contemptui est) tanti oneris turrim in muro sese posse conlocare confiderent?
(1) In der ersten Zeit nach Erscheinen unseres Heers machten sie immer wieder Ausfälle aus der Stadt und verwickelten uns in kleinere Gefechte.
(2) Später mußten sie in der Stadt bleiben,daCaesarsiedurcheinenWall von 15 Meilen Länge und einen dichten Ring von Wachposten eingeschlossen hatte.
(3) Als sie bemerkten, dass in der Ferne die Laufgänge vorgetrieben, dann der Belagerungsdamm aufgeworfen und ein Belagerungsturm errichtet wurden, erhoben sie zuerst von der Mauer herab ein Gelächter und spotteten darüber, dass diese gewaltigen Vorbereitungen in so weiter Entfernung getroffen wurden:
(4) Mit welchen Händen und mit welchen Kräften trauten wir uns wohl zu, einen Turm von derartigem Gewicht auf die Mauer schaffen zu können, besonders da wir doch von so kleiner Gestalt seien? Da sie selbst alle so groß sind, verachten uns die Gallier meistens wegen unseres kleinen Wuchses.
Liber II.XXXI
Ubi vero moveri et adpropinquare muris viderunt, nova atque inusitata specie commoti legatos ad Caesarem de pace miserunt, qui ad hunc modum locuti; non se existimare Romanos sine ope divina bellum gerere, qui tantae altitudinis machinationes tanta celeritate promovere possent; se suaque omnia eorum potestati permittere dixerunt. Unum petere ac deprecari: si forte pro sua clementia ac mansuetudine, quam ipsi ab aliis audirent, statuisset Atuatucos esse conservandos, ne se armis despoliaret. Sibi omnes fere finitimos esse inimicos ac suae virtuti invidere; a quibus se defendere traditis armis non possent. Sibi praestare, si in eum casum deducerentur, quamvis fortunam a populo Romano pati quam ab his per cruciatum interfici inter quos dominari consuessent.
Als sie jedoch sahen, dass die bewegt wurden und sich den Mauern näherten, schickten sie, weil sie durch den neuen und ungewohnten Anblick erschüttert waren, Gesandte zu Caesar wegen eines Friedens, die auf diese Weise gesprochen haben; sie glaubten nicht, dass die Römer ohne göttliche Hilfe Krieg führten, weil sie Maschinen einer so gewaltigen Größe mit so großer Geschwindigkeit vorwärts bewegen konnten. Sie sagten, dass sie und ihr gesamtes Eigentum deren Macht übertrugen. Eines forderten und erbäten sie: Wenn er aufgrund seiner Milde und Mäßigung, von der sie selbst von anderen gehört hätten, beschlossen habe, dass die Atatucer zu schonen seien, möge er sie nicht ihrer Waffen berauben. Ihnen seien fast alle Nachbarn feindlich eingestellt und beneideten sie wegen ihrer Tapferkeit; gegen jene könnten sie sich nicht verteidigen, wenn sie die Waffen abgegeben hätten. Es sei ihnen lieber, wenn sie in diese Lage gebracht würden, irgendein Schicksal durch die Römer zu erleiden als von denen durch Folter getötet zu werden, unter welchen zu herrschen sie gewohnt gewesen seien.
Liber II.XXXII
Ad haec Caesar respondit: se magis consuetudine sua quam merito eorum civitatem conservaturum, si prius quam murum aries attigisset se dedidissent; sed deditionis nullam esse condicionem nisi armis traditis. Se id quod in Nerviis fecisset facturum finitimisque imperaturum ne quam dediticiis populi Romani iniuriam inferrent. Re renuntiata ad suos illi se quae imperarentur facere dixerunt. Armorum magna multitudine de muro in fossam, quae erat ante oppidum, iacta, sic ut prope summam muri aggerisque altitudinem acervi armorum adaequarent, et tamen circiter parte tertia, ut postea perspectum est, celata atque in oppido retenta, portis patefactis eo die pace sunt usi.
Darauf antwortete Caesar, dass er sie mehr wegen seiner Gewohnheit als aufgrund deren Verdienst bewahren werde, wenn sie sich ergeben hätten, bevor der Rammbock die Mauer berührt habe. Aber es gäbe keine Bedingung für eine Kapitulation ohne Auslieferung der Waffen. Aber er werde tun, was er bei den Nervier gemacht hatte, und den Nachbarn befehlen, denen, die sich dem römischen Volk ergeben hatten, kein Unrecht zuzufügen. Nachdem jenen die Sache gemeldet worden war, sagten jene, dass sie tun werden, was er befehle. Als eine große Menge an Waffen von der Mauer in den Graben, der die Stadt umgab, geworfen worden war, sodass die Masse der Waffen fast den höchsten Punkt der Mauer und des Walls erreichte, und trotzdem hatten sie fast ein Drittel, wie später durchschaut wurde, versteckt und in der Stadt zurückbehalten. Nachdem die Tore geöffnet worden waren, wurde an dem Tag der Friede ausgerufen.
Liber II.XXXIII
Sub vesperum Caesar portas claudi militesque ex oppido exire iussit, ne quam noctu oppidani a militibus iniuriam acciperent. Illi ante inito, ut intellectum est, consilio, quod deditione facta nostros praesidia deducturos aut denique indiligentius servaturos crediderant, partim cum iis quae retinuerant et celaverant armis, partim scutis ex cortice factis aut viminibus intextis, quae subito, ut temporis exiguitas postulabat, pellibus induxerant, tertia vigilia, qua minime arduus ad nostras munitiones accensus videbatur, omnibus copiis repente ex oppido eruptionem fecerunt. Celeriter, ut ante Caesar imperaverat, ignibus significatione facta, ex proximis castellis eo concursum est, pugnatumque ab hostibus ita acriter est ut a viris fortibus in extrema spe salutis iniquo loco contra eos qui ex vallo turribusque tela iacerent pugnari debuit, cum in una virtute omnis spes consisteret. Occisis ad hominum milibus IIII reliqui in oppidum reiecti sunt. Postridie eius diei refractis portis, cum iam defenderet nemo, atque intromissis militibus nostris, sectionem eius oppidi universam Caesar vendidit. Ab iis qui emerant capitum numerus ad eum relatus est milium LIII.
(1) Gegen Abend befahl Caesar, die Tore zu schließen und die Soldaten aus der Stadt abzuziehen, damit es nicht zu Ausschreitungen gegenüber den Einwohnern käme.
(2) Wie sich herausstellte, hatten diese schon vorher Verrat geplant. Da sie glaubten, dass unsere Wachtposten nach der Kapitulation abgezogen würden oder wenigstens ihren Dienst nachlässiger erfüllten, machten sie plötzlich um die 3. Nachtwache an der Stelle, wo der Zugang zu unseren Befestigungswerken am wenigsten steil schien, mit allen Truppen einen Ausfall aus der Stadt. Teils benutzten sie dazu die Waffen, die sie zurückbehalten und verborgen hatten, teils hatten sie auch Schilde aus Baumrinde oder aus Rutengeflecht hergestellt und mit Fellen bezogen, wie es im Augenblick die kurze Vorbereitungszeit erforderte.
(3) Durch Feuerzeichen wurde jedoch schnell Gefahr signalisiert, wie Caesar es vorher für einen solchen Fall befohlen hatte, so dass von den nächsten Wachtposten aus alles dorthin eilte.
(4) Die Feinde kämpften so verbissen, wie man es von, tapferen Männern erwarten mußte, die auf ungünstigem Gelände mit dem Mut der Verzweiflung gegen Soldaten antraten, die vom Wall und von den Belagerungstürmen Wurfgeschosse schleuderten. Ihre einzige Hoffnung lag in ihrer Tapferkeit.
(5) Nachdem etwa 4000 Mann gefallen waren, wurden die übrigen in die Stadt zurückgedrängt.
(6) Am folgenden Tag wurden die Tore aufgebrochen, doch verteidigte sich niemand mehr. Caesar überließ unseren Soldaten die Stadt und verkaufte die gesamte Beute.
(7) Die Einkäufer gaben ihm eine Zahl von 53 000 Menschen an.
Liber II.XXXIV
Eodem tempore a P. Crasso, quem cum legione una miserat ad Venetos, Venellos, Osismos, Coriosolitas, Esuvios, Aulercos, Redones, quae sunt maritimae civitates Oceanumque attingunt, certior factus est omnes eas civitates in dicionem potestatemque populi Romani esse redactas.
(1) Um dieselbe Zeit erhielt Caesar von P. Crassus, den er mit einer Legion zu den Venetern, Unellern, Osismern, Coriosoliten, Essuviern, Aulercern und Redonen geschickt hatte, die Nachricht, dass er alle diese Stämme in die Abhängigkeit und unter die Herrschaft des römischen Volkes gebracht habe. Sie sind Seevölker und leben an den Küsten des Ozeans.
Liber II.XXXV
His rebus gestis omni Gallia pacata, tanta huius belli ad barbaros opinio perlata est uti ab iis nationibus quae trans Rhenum incolerent legationes ad Caesarem mitterentur, quae se obsides daturas, imperata facturas pollicerentur. Quas legationes Caesar, quod in Italiam Illyricumque properabat, inita proxima aestate ad se reverti iussit. Ipse in Carnutes, Andes, Turonos quaeque civitates propinquae iis locis erant ubi bellum gesserat, legionibus in hiberna deductis, in Italiam profectus est. Ob easque res ex litteris Caesaris dierum XV supplicatio decreta est, quod ante id tempus accidit nulli.
(1) Nach diesen kriegerischen Erfolgen herrschte in ganz Gallien Ruhe. Von dem Krieg drangen jedoch so eindrucksvolle Berichte zu den Barbaren, dass auch die Stämme, die jenseits des Rheins lebten, Gesandte an Caesar schickten mit der Zusage, Geiseln zu stellen und seine Aufträge auszuführen.
(2) Da Caesar schnell nach Italien und Illyrien aufbrechen wollte, befahl er den Gesandtschaften, zu Beginn des nächsten Sommers zu ihm zurückzukehren.
(3) Er ließ die Legionen im Land der Carnuten, Anden und Turonen und anderer Stämme, die in der Nähe des Kriegsschauplatzes lebten, ins Winterlager führen und reiste nach Italien ab.
(4) Auf die Berichte Caesars hin beschloß der Senat für diese Erfolge ein Dankfest von 15 Tagen, was nie jemand zuvor erreicht hatte.
LIBER 3
Liber III.I
Cum in Italiam proficisceretur Caesar, Ser. Galbam cum legione XII et parte equitatus in Nantuates, Veragros Sedunosque misit, qui a finibus Allobrogum et lacu Lemanno et flumine Rhodano ad summas Alpes pertinent. Causa mittendi fuit quod iter per Alpes, quo magno cum periculo magnisque cum portoriis mercatores ire consuerant, patefieri volebat. Huic permisit, si opus esse arbitraretur, uti in his locis legionem hiemandi causa conlocaret. Galba secundis aliquot proeliis factis castellisque compluribus eorum expugnatis, missis ad eum undique legatis obsidibusque datis et pace facta, constituit cohortes duas in Nantuatibus conlocare et ipse cum reliquis eius legionis cohortibus in vico Veragrorum, qui appellatur Octodurus hiemare; qui vicus positus in valle non magna adiecta planitie altissimis montibus undique continetur. Cum hic in duas partes flumine divideretur, alteram partem eius vici Gallis [ad hiemandum] concessit, alteram vacuam ab his relictam cohortibus attribuit. Eum locum vallo fossaque munivit.
(1) Bei seinem Aufbruch nach Italien beauftragte Caesar Ser. Galba, mit der 12. Legion und einem Teil der Reiterei in das Gebiet der Nantuaten, Veragrer und Seduner zu ziehen, das sich vom Gebiet der Allobroger, dem Genfer See und der Rhone bis zu den Gipfeln der Alpen erstreckt.
(2) Der Grund für diese Expedition lag in seiner Absicht, den Weg durch die Alpen zu öffnen, der für die Handelsleute gewöhnlich mit großen Gefahren und hohen Zollkosten verbunden war.
(3) Für den Fall, daß Ser. Galba es für notwendig erachtete, gab er ihm die Vollmacht, dort eine Legion überwintern zu lassen.
(4) Nach einigen für die Römer siegreichen Gefechten und der Eroberung mehrerer Stützpunkte der dortigen Stämme schickten diese von allen Seiten Gesandte zu ihm und stellten Geiseln. Als der Frieden wiederhergestellt war, verlegte Galba zwei Cohorten ins Land der Nantuaten und ging selbst mit den übrigen Cohorten der Legion in einem Dorf der Veragrer mit Namen Octodurus ins Winterlager.
(5) Dieses Dorf lag in einem Tal am Ende einer kleinen Ebene und war ringsum von außerordentlich hohen Bergen umgeben.
(6) Da es ein Fluß... in zwei Teile teilte, überließ Galba den einen Teil den Galliern zum überwintern, während er sie den anderen räumen ließ und ihn seinen Cohorten zuwies. Diesen Teil schützte er mit Wall und Graben.
Liber III.II
Cum dies hibernorum complures transissent frumentumque eo comportari iussisset, subito per exploratores certior factus est ex ea parte vici, quam Gallis concesserat, omnes noctu discessisse montesque qui impenderent a maxima multitudine Sedunorum et Veragrorum teneri. Id aliquot de causis acciderat, ut subito Galli belli renovandi legionisque opprimendae consilium caperent: primum, quod legionem neque eam plenissimam detractis cohortibus duabus et compluribus singillatim, qui commeatus petendi causa missi erant, absentibus propter paucitatem despiciebant; tum etiam, quod propter iniquitatem loci, cum ipsi ex montibus in vallem decurrerent et tela coicerent, ne primum quidem impetum suum posse sustineri existimabant. Accedebat quod suos ab se liberos abstractos obsidum nomine dolebant, et Romanos non solum itinerum causa sed etiam perpetuae possessionis culmina Alpium occupare conari et ea loca finitimae provinciae adiungere sibi persuasum habebant.
(1) Als einige Tage im Winterlager verstrichen waren, gab Galba den Befehl, Getreide dorthin zu schaffen. Da erhielt er plötzlich von Spähern die Nachricht, daß bei Nacht alle Gallier aus dem Teil des Dorfes, den er ihnen zugestanden hatte, abgezogen seien, daß aber die Berge, die sich darüber erhoben, von einer großen Menge der Veragrer und Seduner besetzt seien.
(2) Mehrere Gründe hatten den Ausschlag dafür gegeben, daß die Gallier plötzlich den Plan faßten, den Krieg wieder zu eröffnen und die Legion zu vernichten.
(3) Einmal schätzten sie die Stärke einer einzelnen Legion gering ein, zumal da diese zahlenmäßig unvollständig war. Zwei Cohorten waren nämlich abgezogen worden, und mehrere Soldaten hatten sich einzeln mit dem Auftrag entfernt, für Nachschub zu sorgen.
(4) Außerdem glaubten sie, daß in diesem ungünstigen Gelände ihr Ansturm keinen Augenblick aufgehalten werden könne, wenn sie von den Bergen in das Tal herunterstürmten und dabei ihre Wurfgeschosse schleuderten.
(5) Hinzu kam die Kränkung, daß man ihnen ihre Kinder als Geiseln weggenommen hatte, und die Überzeugung, daß die Römer die Pässe der Alpen nicht zu besetzen versuchten, um Handelswege zu sichern, sondern um davon auf die Dauer Besitz zu ergreifen und der Provinz die benachbarten Gebiete einzugliedern.
Liber III.III
His nuntiis acceptis Galba, cum neque opus hibernorum munitionesque plene essent perfectae neque de frumento reliquoque commeatu satis esset provisum quod deditione facta obsidibusque acceptis nihil de bello timendum existimaverat, consilio celeriter convocato sententias exquirere coepit. Quo in consilio, cum tantum repentini periculi praeter opinionem accidisset ac iam omnia fere superiora loca multitudine armatorum completa conspicerentur neque subsidio veniri neque commeatus supportari interclusis itineribus possent, prope iam desperata salute non nullae eius modi sententiae dicebantur, ut impedimentis relictis eruptione facta isdem itineribus quibus eo pervenissent ad salutem contenderent. Maiori tamen parti placuit, hoc reservato ad extremum casum consilio interim rei eventum experiri et castra defendere.
(1) Da Galba auf Grund der Kapitulation und der Geiselnahme geglaubt hatte, er brauche keinen Krieg zu führen, waren die Arbeiten am Lager und seiner Befestigung noch nicht abgeschlossen. Außerdem hatte er nicht ausreichend für Getreide und anderen Nachschub vorgesorgt. Auf die erwähnte Meldung hin rief Galba deshalb sofort den Kriegsrat ein, um dessen Meinung zu hören.
(2) Da ent2eeen aller Erwartung so plötzlich eine sehr bedrohliche Lage entstanden war, man zudem beobachten konnte, daß fast sämtliche Höhen dicht mit Bewaffneten besetzt waren, während andererseits unser Heer von jeder militärischen Unterstützung und der Nachschubversorgung abgeschnitten war,
(3) bestand nur noch wenig Hoffnung auf Rettung. Daher machten einige den Vorschlag, daß man den Troß zurücklassen und versuchen sollte, sich schnell durch einen Ausbruch über denselben Weg, auf dem das Heer gekommen war, in Sicherheit zu bringen.
(4) Die Mehrheit beschloß jedoch, diesen Plan für den äußersten Notfall zurückzustellen, inzwischen die Entwicklung der Dinge abzuwarten und das Lager zu verteidigen.
Liber III.IV
Brevi spatio interiecto, vix ut iis rebus quas constituissent conlocandis atque administrandis tempus daretur, hostes ex omnibus partibus signo dato decurrere, lapides gaesaque in vallum coicere. Nostri primo integris viribus fortiter propugnare neque ullum frustra telum ex loco superiore mittere, et quaecumque pars castrorum nudata defensoribus premi videbatur, eo occurrere et auxilium ferre, sed hoc superari quod diuturnitate pugnae hostes defessi proelio excedebant, alii integris viribus succedebant; quarum rerum a nostris propter paucitatem fieri nihil poterat, ac non modo defesso ex pugna excedendi, sed ne saucio quidem eius loci ubi constiterat relinquendi ac sui recipiendi facultas dabatur.
(1) Man hatte kaum Gelegenheit gefunden, diesem Beschluß entsprechend Anordnungen zu treffen und Maßnahmen zu ergreifen, als auch schon die Feinde nach kurzer Zeit das Signal zum Angriff gaben. Sie stürmten von allen Seiten herab und schleuderten Steine und Speere gegen den Lagerwall.
(2) Zunächst leisteten unsere Soldaten mit unverbrauchten Kräften tapfer Widerstand und schleuderten vom Wall erfolgreich ihre Wurfgeschosse. Wenn ein Teil des Lagers von Verteidigern entblößt und bedrängt schien, liefen sie dorthin und sprangen ein.
(3) Während des lang anhaltenden Kampfes jedoch konnten die Feinde, die erschöpft waren, den Kampfplatz verlassen, während andere mit frischer Kraft nachrückten, so daß unsere Soldaten ins Hintertreffen gerieten.
(4) Denn auf Grund ihrer kleinen Zahl stand ihnen diese Möglichkeit nicht offen; ein erschöpfter Soldat konnte sich nicht nur nicht zurückziehen, ja es war einem Verwundeten sogar unmöglich, den Platz, auf dem er stand, aufzugeben und sich in Sicherheit zu bringen.
Liber III.V
Cum iam amplius horis sex continenter pugnaretur, ac non solum vires sed etiam tela nostros deficerent, atque hostes acrius instarent languidioribusque nostris vallum scindere et fossas complere coepissent, resque esset iam ad extremum perducta casum, P. Sextius Baculus, primi pili centurio, quem Nervico proelio compluribus confectum vulneribus diximus, et item C. Volusenus, tribunus militum, vir et consilii magni et virtutis, ad Galbam accurrunt atque unam esse spem salutis docent, si eruptione facta extremum auxilium experirentur. Itaque convocatis centurionibus celeriter milites certiores facit, paulisper intermitterent proelium ac tantum modo tela missa exciperent seque ex labore reficerent, post dato signo ex castris erumperent, atque omnem spem salutis in virtute ponerent.
(1) Als sich die Schlacht schon ununterbrochen über mehr als sechs Stunden hingezogen hatte, verließen unsere Soldaten die Kräfte, zudem fehlte es an Wurfgeschossen, Die Feinde dagegen drängten immer heftiger vor, und während unsere Soldaten mehr und mehr erlahmten, begannen die Feinde, den Lagerwall einzureisen und den Graben zuzuschütten. Als die Lage höchst kritisch wurde,
(2) liefen der ranghöchste Centurio der Legion, P. Sextius Baculus, der, wie erwähnt, in der Nervierschlacht mehrmals schwer verwundet worden war, und ebenso der Militärtribun C. Volusenus, 197 ein außerordentlich einsichtsvoller und tapferer Mann, zu Galba und erklärten ihm, es gebe nur noch eine einzige Hoffnung auf Rettung, die darin bestehe, daß man zum letzten Mittel greife und einen Ausbruch versuche.
(3) Galba ließ daher schnell die Centurionen kommen, um den Soldaten mitzuteilen, sie sollten den Kampf für kurze Zeit unterbrechen, nur vor den Wurfgeschossen in Deckung gehen und sich etwas von der Anstrengung erholen, um danach auf ein Signal hin einen Ausfall aus dem Lager zu machen und ihre ganze Hoffnung für die Rettung auf ihre Tapferkeit zusetzen.
Liber III.VI
Quod iussi sunt faciunt, ac subito omnibus portis eruptione facta neque cognoscendi quid fieret neque sui colligendi hostibus facultatem relinquunt. Ita commutata fortuna eos qui in spem potiundorum castrorum venerant undique circumventos intercipiunt, et ex hominum milibus amplius XXX, quem numerum barbarorum ad castra venisse constabat, plus tertia parte interfecta reliquos perterritos in fugam coniciunt ac ne in locis quidem superioribus consistere patiuntur. Sic omnibus hostium copiis fusis armisque exutis se intra munitiones suas recipiunt. Quo proelio facto, quod saepius fortunam temptare Galba nolebat atque alio se in hiberna consilio venisse meminerat, aliis occurrisse rebus videbat, maxime frumenti [commeatusque] inopia permotus postero die omnibus eius vici aedificiis incensis in provinciam reverti contendit, ac nullo hoste prohibente aut iter demorante incolumem legionem in Nantuates, inde in Allobroges perduxit ibique hiemavit.
(1) Sie handelten befehlsgemäß, machten plötzlich aus allen Toren einen Ausfall, so daß den Feinden keine Gelegenheit blieb zu erkennen, was vor sich ging, oder gar, sich zu sammeln.
(2) So wandte sich das Glück. Während die Feinde in der Hoffnung gekommen waren, sich des Lagers zu bemächtigen, kreisten unsere Soldaten sie jetzt überall ein, fingen sie ab und töteten aus einer Zahl, die 30 000 überstieg, mehr als ein Drittel; es stand fest, daß so viele Feinde zum Lager gekommen waren. Die übrigen, die nun Panik ergriff, schlugen sie in die Flucht und ließen nicht einmal zu, daß sie oben auf den Höhen haltmachten.
(3) Als sie so alle Truppen der Feinde vertrieben und den Toten die Waffen abgenommen hatten, zogen sie sich in die Lagerbefestigung zurück.
(4) Galba wollte nach dieser Schlacht das Schicksal nicht noch einmal herausfordern und rief sich ins Gedächtnis, daß die Dinge einen ganz anderen Verlauf genommen hatten, als er es bei seiner Ankunft im Lager geplant hatte. Der Mangel an Getreide und Nachschub beunruhigte ihn am meisten, so daß er am nächsten Tag alle Häuser des Dorfes in Brand stecken ließ und rasch in die Provinz zurückkehrte.
(5) Da ihn hieran kein Feind hinderte oder den Marsch aufhielt, konnte er seine Legion heil in das Gebiet der Nantuaten und von da in das der Allobroger bringen, wo er ins Winterlager ging.
Liber III.VII
His rebus gestis cum omnibus de causis Caesar pacatam Galliam existimaret, [superatis Belgis, expulsis Germanis, victis in Alpibus Sedunis,] atque ita inita hieme in Illyricum profectus esset, quod eas quoque nationes adire et regiones cognoscere volebat, subitum bellum in Gallia coortum est. Eius belli haec fuit causa. P. Crassus adulescens eum legione VII. proximus mare Oceanum in Andibus hiemabat. Is, quod in his locis inopia frumenti erat, praefectos tribunosque militum complures in finitimas civitates frumenti causa dimisit; quo in numero est T. Terrasidius missus in Esuvios, M. Trebius Gallus in Coriosolites, Q. Velanius cum T. Silio in Venetos.
(1) In dem Glauben, daß nach diesen Erfolgen die Ruhe in Gallien in jeder Hinsicht wiederhergestellt sei, da die Belger besiegt, die Germanen vertrieben und die Seduner in den Alpen geschlagen worden waren, brach Caesar im Verlauf des Winters nach Illyrien auf, um auch die dortigen Stämme zu besuchen und das Land kennenzulernen. Da brach in Gallien plötzlich ein Krieg aus.
(2) Die Ursache dafür war folgende: Der junge P. Crassus hatte mit der 7. Legion in der Nähe der Küste bei den Anden das Winterlager bezogen.
(3) Da in diesem Gebiet Mangel an Getreide herrschte, schickte er mehrere Praefecten und Militärtribunen zu benachbarten Stämmen, um Getreide und anderen Nachschub zu fordern.
(4) Aus ihrem Kreis hatte er T. Terrasidius zu den Unellern und Essuviern, M. Trebius Gallus zu den Coriosoliten und Q. Velanius gemeinsam mit T. Sillius zu den Venetern entsandt.
Liber III.VIII
Huius est civitatis longe amplissima auctoritas omnis orae maritimae regionum earum, quod et naves habent Veneti plurimas, quibus in Britanniam navigare consuerunt, et scientia atque usu rerum nauticarum ceteros antecedunt et in magno impetu maris atque aperto paucis portibus interiectis, quos tenent ipsi, omnes fere qui eo mari uti consuerunt habent vectigales. Ab his fit initium retinendi Silii atque Velanii, quod per eos suos se obsides, quos Crasso dedissent, recuperaturos existimabant. Horum auctoritate finitimi adducti, ut sunt Gallorum subita et repentina consilia, eadem de causa Trebium Terrasidiumque retinent et celeriter missis legatis per suos principes inter se coniurant nihil nisi communi consilio acturos eundemque omnes fortunae exitum esse laturos, reliquasque civitates sollicitant, ut in ea libertate quam a maioribus acceperint permanere quam Romanorum servitutem perferre malint. Omni ora maritima celeriter ad suam sententiam perducta communem legationem ad P. Crassum mittunt, si velit suos recuperare, obsides sibi remittat.
(1) Der letztgenannte Stamm besaß im gesamten Küstengebiet dieser Gegend den größten Einfluß. Er verfügte nämlich über die meisten Schiffe, mit denen er gewöhnlich nach Britannien fuhr, und übertraf alle anderen an Erfahrung und Kenntnissen in der Seefahrt. Da hier die Brandung wegen des offenen Meeres besonders stark ist, gab es nur wenige vereinzelte Häfen, die die Veneter alle in Besitz hatten, so daß sie von fast allen Völkern, die dort Seefahrt betrieben, Steuern erheben konnten.
(2) Sie machten den Anfang damit, Sillius und Velanius, dazu andere, deren sie habhaft werden konnten, festzuhalten, weil sie glaubten, sie könnten im Austausch gegen sie ihre eigenen Geiseln, die sie Crassus gestellt hatten, wiedererlangen.
(3) Da die Gallier zu schnellen und plötzlichen Entschlüssen neigen, veranlaßte ihr Beispiel ihre Nachbarn, aus dem gleichen Grund Trebius und Terrasidius festzuhalten. Nach einem raschen Austausch von Gesandtschaften verschworen sie sich, vertreten durch ihre führenden Männer, nur nach gemeinsamem Plan zu handeln und die Folgen dieses Vorgehens gemeinsam zu tragen.
(4) Auch die übrigen Stämme versetzten sie dadurch in Unruhe, daß sie verbreiteten, sie wollten lieber weiter in Freiheit, die sie von den Ahnen her übernommen hätten, leben als die Versklavung durch die Römer ertragen.
(5) Als es den Venetern gelungen war, das gesamte Küstengebiet schnell für ihre Überzeugung zu gewinnen, schickten sie eine gemeinsame Gesandtschaft an Crassus mit der Aufforderung, er möge ihnen ihre Geiseln zurückgeben, wenn er seine eigenen Leute zurückbekommen wolle.
Liber III.IX
Quibus de rebus Caesar a Crasso certior factus, quod ipse aberat longius, naves interim longas aedificari in flumine Ligeri, quod influit in Oceanum, remiges ex provincia institui, nautas gubernatoresque comparari iubet. His rebus celeriter administratis ipse, cum primum per anni tempus potuit, ad exercitum contendit. Veneti reliquaeque item civitates cognito Caesaris adventu [certiores facti], simul quod quantum in se facinus admisissent intellegebant, [legatos, quod nomen ad omnes nationes sanctum inviolatumque semper fuisset, retentos ab se et in vincula coniectos,] pro magnitudine periculi bellum parare et maxime ea quae ad usum navium pertinent providere instituunt, hoc maiore spe quod multum natura loci confidebant. Pedestria esse itinera concisa aestuariis, navigationem impeditam propter inscientiam locorum paucitatemque portuum sciebant, neque nostros exercitus propter inopiam frumenti diutius apud se morari posse confidebant; ac iam ut omnia contra opinionem acciderent, tamen se plurimum navibus posse, [quam] Romanos neque ullam facultatem habere navium, neque eorum locorum ubi bellum gesturi essent vada, portus, insulas novisse; ac longe aliam esse navigationem in concluso mari atque in vastissimo atque apertissimo Oceano perspiciebant. His initis consiliis oppida muniunt, frumenta ex agris in oppida comportant, naves in Venetiam, ubi Caesarem primum bellum gesturum constabat, quam plurimas possunt cogunt. Socios sibi ad id bellum Osismos, Lexovios, Namnetes, Ambiliatos, Morinos, Diablintes, Menapios adsciscunt; auxilia ex Britannia, quae contra eas regiones posita est, arcessunt.
(1) Als Caesar durch Crassus davon erfuhr, gab er den Auftrag, da er noch zu weit entfernt war, in der Zwischenzeit Kriegsschiffe auf dem Liger zu bauen, der in den Ozean mündet. Außerdem sollten aus der Provinz Ruderer angefordert und dazu Seeleute und Steuerleute aufgetrieben werden.
(2) Nachdem diese Anordnungen umgehend ausgeführt worden waren, eilte er selbst zum Heer, sobald es die Jahreszeit erlaubte.
(3) Als seine Ankunft bekannt wurde, merkten die Veneter und ebenso die übrigen Stämme, daß sie vergeblich gehofft hatten, ihre Geiseln zurückzuerhalten. Gleichzeitig wurde ihnen klar, welches Verbrechens sie sich schuldig gemacht hatten, als sie die Gesandten, die bei allen Völkern stets als heilig und unverletzlich gelten, bei sich zurückgehalten und in Fesseln gelegt hatten. Sie beschlossen daher, sich der Größe der Gefahr entsprechend für einen Krieg"' zu rüsten und sich vor allem um Schiffe und deren Ausrüstung zu kümmern, denn da sie auf die Lage ihres Gebietes vertrauten, setzten sie hierauf die größte Hoffnung.
(4) Es war ihnen bekannt, daß das Watt unserem Fußvolk zeitweise den Weg abschnitt und daß für uns die Schiffahrt auf Grund mangelnder Ortskenntnis und der kleinen Zahl an Häfen mit Schwierigkeiten verbunden war.
(5) Außerdem vertrauten sie darauf, daß der Mangel an Getreide unsere Heere daran hindern würde, sich länger in ihrer Gegend aufzuhalten:
(6) Und wenn schon alles wider Erwarten ungünstig für sie auslaufen werde, liege doch ihre Hauptstärke bei der Flotte, da die Römer weder mit Schiffen umgehen könnten noch die Untiefen, Häfen und Inseln der Gegend kannten, in der sie Krieg führen wollten.
(7) Sie wußten genau, daß sich die Seefahrt in einem Binnenmeer sehr von der in dem riesigen und endlosen offenen Ozean unterschied.
(8) Auf der Grundlage dieser Überlegungen befestigten sie ihre Städte, schafften vom Land ungedroschenes Getreide dorthin und zogen möglichst viele Schiffe im Gebiet der Veneter zusammen,
(9) wo Caesar das stand für sie fest den Krieg eröffnen würde.
(10) Als Bundesgenossen für diesen Krieg gewannen sie die Osismer, Lexovier, Namneten, Ambiliater, Moriner, Diablinthen und Menapier. Außerdem holten sie Hilfstruppen aus Britannien, das ihrem Land gegenüber liegt.
Liber III.X
Erant hae difficultates belli gerendi quas supra ostendimus, sed tamen multa Caesarem ad id bellum incitabant: iniuria retentorum equitum Romanorum, rebellio facta post deditionem, defectio datis obsidibus, tot civitatum coniuratio, in primis ne hac parte neglecta reliquae nationes sibi idem licere arbitrarentur. Itaque cum intellegeret omnes fere Gallos novis rebus studere et ad bellum mobiliter celeriterque excitari, omnes autem homines natura libertati studere et condicionem servitutis odisse, prius quam plures civitates conspirarent, partiendum sibi ac latius distribuendum exercitum putavit.
(1) Obwohl die oben erwähnten Schwierigkeiten für eine Kriegführung bestanden, trieb Caesar dennoch vieles dazu, diesen Krieg zu beginnen.
(2) Das Unrecht, das in der Gefangennahme der römischen Ritter... bestand, der Aufstand, der nach erfolgter Kapitulation ausgebrochen war, der Abfall trotz Geiselübergabe und eine Verschwörung, an der so viele Stämme beteiligt waren. Vor allem aber wollte er verhindern, daß die übrigen Völker glaubten, sie könnten ebenso handeln, wenn er in diesem Fall nachlässig verfuhr.
(3) Da er wußte, daß die Gallier in der Regel alle geneigt sind, einen Umsturz herbeizuführen, und sich auf Grund ihrer wankelmütigen Gesinnung schnell zu einem Krieg aufstacheln lassen, daß aber auch allgemein die menschliche Natur von Freiheitsdrang erfüllt ist und Sklaverei haßt, glaubte er, sein Heer in einzelnen Einheiten über größere Gebiete verteilen zu müssen, ehe sich noch mehr Stämme der Verschwörung anschlössen.
Liber III.XI
Itaque T. Labienum legatum in Treveros, qui proximi flumini Rheno sunt, cum equitatu mittit. Huic mandat, Remos reliquosque Belgas adeat atque in officio contineat Germanosque, qui auxilio a Belgis arcessiti dicebantur, si per vim navibus flumen transire conentur, prohibeat. P. Crassum cum cohortibus legionariis XII et magno numero equitatus in Aquitaniam proficisci iubet, ne ex his nationibus auxilia in Galliam mittantur ac tantae nationes coniungantur. Q. Titurium Sabinum legatum cum legionibus tribus in Venellos, Coriosolites Lexoviosque mittit, qui eam manum distinendam curet. D. Brutum adulescentem classi Gallicisque navibus, quas ex Pictonibus et Santonis reliquisque pacatis regionibus convenire iusserat, praeficit et, cum primum possit, in Venetos proficisci iubet. Ipse eo pedestribus copiis contendit.
(1) Er schickte daher den Legaten T. Labienus mit der Reiterei in das Gebiet der Treverer, die in unmittelbarer Nähe des Rheins leben.
(2) Labienus hatte den Auftrag, die Reiner und Belger aufzusuchen und dafür zu sorgen, daß sie ihre Verpflichtungen einhielten. Da das Gerücht um .ging, die Gallier hätten Germanen zu Hilfe geholt, t' sie Labienus abwehren, falls sie versuchten, den Rhein mit Gewalt auf Schiffen zu überqueren.
(3) P. Crassus erhielt den Auftrag, mit zwölf Legionscohorten und einer großen Anzahl Reiter nach Aquitanien aufzubrechen, um zu verhindern, daß Gallien von hier aus Hilfstruppen erhalte und daß sich diese beiden großen Völker vereinigten.
(4) Den Legaten Q. Titurius Sabinus schickte Caesar mit drei Legionen zu den Unellern, Coriosoliten und Lexoviern, um dafür zu sorgen, daß sich ihre Truppen nicht vereinigten,
(5) Dem jungen D. Brutus übertrug Caesar die Führung der Flotte und der gallischen Schiffe, die er von den Pictonen, Santonen und den übrigen unterworfenen Gebieten hatte zusammenkommen lassen. Der Aufbruch gegen die Veneter sollte er folgen, sobald es irgend möglich war. Caesar selbst eilte mit Fußtruppen dorthin.
Liber III.XII
Erant eius modi fere situs oppidorum ut posita in extremis lingulis promunturiisque neque pedibus aditum haberent, cum ex alto se aestus incitavisset, quod [bis] accidit semper horarum XII spatio, neque navibus, quod rursus minuente aestu naves in vadis adflictarentur. Ita utraque re oppidorum oppugnatio impediebatur. Ac si quando magnitudine operis forte superati, extruso mari aggere ac molibus atque his oppidi moenibus adaequatis, suis fortunis desperare coeperant, magno numero navium adpulso, cuius rei summam facultatem habebant, omnia sua deportabant seque in proxima oppida recipiebant: ibi se rursus isdem opportunitatibus loci defendebant. Haec eo facilius magnam partem aestatis faciebant quod nostrae naves tempestatibus detinebantur summaque erat vasto atque aperto mari, magnis aestibus, raris ac prope nullis portibus difficultas navigandi.
(1) In der Regel waren die Städte so angelegt, daß sie am Ende von Landzungen oder auf Vorgebirgen erbaut und zu Fuß unerreichbar waren, wenn vom offenen Meer her die Flut heranströmte, was in einem Abstand von zwölf Stunden stets zweimal am Tag geschah. Da bei zurückweichender Flut Schiffe auf Sandbänke aufliefen, waren die Städte auch für Schiffe schwer erreichbar.
(2) Beides zusammen machte daher die Belagerung einer Stadt sehr schwierig.
(3) Wenn die Einwohner dennoch einmal einer großangelegten Belagerung nicht gewachsen waren, wenn Damm und Molen das Meer gestaut und die Höhe der Stadtmauern erreicht hatten, so daß die Einwohner alle Hoffnung aufzugeben begannen, ließen sie eine große Zahl von Schiffen landen, über die sie reichlich verfügten, schafften ihren ganzen Besitz fort und zogen sich in die nächstgelegenen Städte zurück.
(4) Dort verteidigten sie sich aufs neue unter den gleichen günstigen Umständen.
(5) Über lange Strecken des Sommers konnten sie so verfahren, um so leichter, als starke Stürme unsere Schiffe abhielten und die Seefahrt vor fast unüberwindlichen Schwierigkeiten stand, denn es handelte sich um ein weites, offenes Meer mit starken Strömungen, wo es nur wenige oder fast gar keine Häfen gab.
Liber III.XIII
Namque ipsorum naves ad hunc modum factae armataeque erant: carinae aliquanto planiores quam nostrarum navium, quo facilius vada ac decessum aestus excipere possent; prorae admodum erectae atque item puppes, ad magnitudinem fluctuum tempestatumque accommodatae; naves totae factae ex robore ad quamvis vim et contumeliam perferendam; transtra ex pedalibus in altitudinem trabibus, confixa clavis ferreis digiti pollicis crassitudine; ancorae pro funibus ferreis catenis revinctae; pelles pro velis alutaeque tenuiter confectae, [hae] sive propter inopiam lini atque eius usus inscientiam, sive eo, quod est magis veri simile, quod tantas tempestates Oceani tantosque impetus ventorum sustineri ac tanta onera navium regi velis non satis commode posse arbitrabantur. Cum his navibus nostrae classi eius modi congressus erat ut una celeritate et pulsu remorum praestaret, reliqua pro loci natura, pro vi tempestatum illis essent aptiora et accommodatiora. Neque enim iis nostrae rostro nocere poterant (tanta in iis erat firmitudo), neque propter altitudinem facile telum adigebatur, et eadem de causa minus commode copulis continebautur. Accedebat ut, cum [saevire ventus coepisset et] se vento dedissent, et tempestatem ferrent facilius et in vadis consisterent tutius et ab aestu relictae nihil saxa et cautes timerent; quarum rerum omnium nostris navibus casus erat extimescendus.
(1) Ihre eigenen Schiffe waren folgendermaßen konstruiert und ausgerüstet: Ihre Kiele waren bedeutend flacher als die unserer Schiffe, so daß sie leichter über Untiefen und das Niedrigwasser bei Ebbe hinwegsteuern konnten.
(2) Dagegen ragten der Bug und ebenso das Heck ziemlich hoch empor, für hohen Wellengang bei Flut und Stürmen sehr angemessen.
(3) Die Schiffe waren ganz aus starkem Holz, um jede gewaltsame Erschütterung aushalten zu können.
(4) Die Ruderbänke, die aus fußhohen Balken bestanden, waren mit daumenstarken Nägeln befestigt.
(5) Die Anker hingen statt an Tauen an eisernen Ketten,
(6) als Segel wurden Felle und ganz dünn gegerbtes Leder verwendet, sei es, daß es zu wenig Leinen gab, sei es, daß sie seine Verwendung als Segel nicht kannten. Sehr viel wahrscheinlicher ist jedoch, daß sie der Meinung waren, daß gewöhnliche Segel die gewaltigen Stürme auf dem Ozean und die mächtige Kraft der Böen nicht aushielten und daß die außergewöhnlich schweren Schiffe mit Leinensegeln nicht zufriedenstellend zu lenken seien.
(7) Ein Zusammenstoß dieser Schiffe mit unserer Flotte zeigte, daß die unseren an Schnelligkeit und Kraft der Ruderschläge überlegen waren, während sich die der Veneter in ihrer Bauart sehr viel besser für die geographischen Bedingungen und die Stärke der Stürme eigneten als unsere.
(8) Diese konnten ihnen nämlich nicht einmal mit dem Rammsporn Schäden zufügen, weil sie zu stabil gebaut waren, und nur unter Anstrengung konnte man sie mit dein Wurfgeschoß erreichen, weil sie so hoch aufragten. Aus demselben Grund war es auch nicht einfach, sie mit Enterhaken heranzuziehen.
(9) Es kam hinzu, daß sie, wenn sie vor dem Wind liefen, seinen Ansturm sehr viel besser aushielten, außerdem aber sich in seichtem Gewässer sicherer bewegten und bei Ebbe nicht die Felsen und Riffe zu fürchten brauchten. All dies trug dazu bei, daß unsere Flotte begründete Furcht vor kommenden Gefechten hatte.
Liber III.XIV
Compluribus expugnatis oppidis Caesar, ubi intellexit frustra tantum laborem sumi neque hostium fugam captis oppidis reprimi neque iis noceri posse, statuit expectandam classem. Quae ubi convenit ac primum ab hostibus visa est, circiter CCXX naves eorum paratissimae atque omni genere armorum ornatissimae profectae ex portu nostris adversae constiterunt; neque satis Bruto, qui classi praeerat, vel tribunis militum centurionibusque, quibus singulae naves erant attributae, constabat quid agerent aut quam rationem pugnae insisterent. Rostro enim noceri non posse cognoverant; turribus autem excitatis tamen has altitudo puppium ex barbaris navibus superabat, ut neque ex inferiore loco satis commode tela adigi possent et missa a Gallis gravius acciderent. Una erat magno usui res praeparata a nostris, falces praeacutae insertae adfixaeque longuriis, non absimili forma muralium falcium. His cum funes qui antemnas ad malos destinabant comprehensi adductique erant, navigio remis incitato praerumpebantur. Quibus abscisis antemnae necessario concidebant, ut, cum omnis Gallicis navibus spes in velis armamentisque consisteret, his ereptis omnis usus navium uno tempore eriperetur. Reliquum erat certamen positum in virtute, qua nostri milites facile superabant, atque eo magis quod in conspectu Caesaris atque omnis exercitus res gerebatur, ut nullum paulo fortius factum latere posset; omnes enim colles ac loca superiora, unde erat propinquus despectus in mare, ab exercitu tenebantur.
(1) Als Caesar nach Eroberung einiger Städte einsah, daß es vergeblich war, so große Anstrengungen zu unternehmen, da er den Feind nach Einnahme einer Stadt weder am Entkommen hindern noch ihm sonst Schaden zufügen konnte, beschloß er, auf die Ankunft der Flotte zu warten.
(2) Sobald die Feinde diese bei ihrem Eintreffen sichteten, ließen sie etwa 220 Schiffe aus dem Hafen auslaufen, die voll einsatzfähig und mit jeder Art von Waffen bestückt waren. Sie stellten sie in Schlachtlinie unserer Flotte gegenüber auf.
(3) Brutus, der den Oberbefehl über unsere Flotte hatte, und die Militärtribunen und Centurionen, die die einzelnen Schiffe kommandierten, waren unsicher, wie sie vorgehen und auf welche Taktik sie sich festlegen sollten.
(4) Sie wußten, daß man die feindlichen Schiff e nicht mit den Schiffsschnäbeln rammen konnte. Selbst wenn sie Türme 2" errichteten, waren die Hecks der barbarischen Schiffe diesen an Höhe überlegen, so daß die Wurfgeschosse, die man von unten her schleuderte, nicht mit vollem Erfolg eingesetzt werden konnten, während die Wurfgeschosse, die von den Galliern kamen, um so verheerender wirkten.
(5) Eine einzige Vorkehrung, die unser Heer getroffen hatte, war von großem Nutzen, nämlich überaus scharfe Sicheln, die in lange Stangen eingelassen und befestigt waren und große Ähnlichkeit mit den Sicheln hatten, die für das Einreißen von Mauern verwendet werden.
(6) Wenn man mit den Sicheln die Taue, die die Rahen mit dem Mast verbanden, erfassen und anziehen konnte und gleichzeitig die Rudergeschwindigkeit des Schiffes steigerte, rissen die Taue.
(7) Waren sie durchgerissen, stürzten die Rahen herab, und da der Vorteil der gallischen Schiffe einzig und allein in den Segeln und in der Takelage bestand, wurden die Schiffe augenblicklich manövrierunfähig, wenn die Taue rissen.
(8) Der Ausgang des weiteren Kampfes hing dann allein von der Tapferkeit ab, worin unsere Soldaten weit überlegen waren, und das um so mehr, als der Kampf vor den Augen Caesars und des gesamten Heeres stattfand.
(9) Da unser Heer alle Hügel und erhöhten Plätze, die eine gute Aussicht auf das nahe Meer boten, besetzt hielt, konnte keine auch nur einigermaßen tapfere Tat verborgen bleiben.
Liber III.XV
Deiectis, ut diximus, antemnis, cum singulas binae ac ternae naves circumsteterant, milites summa vi transcendere in hostium naves contendebant. Quod postquam barbari fieri animadverterunt, expugnatis compluribus navibus, cum ei rei nullum reperiretur auxilium, fuga salutem petere contenderunt. Ac iam conversis in eam partem navibus quo ventus ferebat, tanta subito malacia ac tranquillitas exstitit ut se ex loco movere non possent. Quae quidem res ad negotium conficiendum maximae fuit oportunitati: nam singulas nostri consectati expugnaverunt, ut perpaucae ex omni numero noctis interventu ad terram pervenirent, cum ab hora fere IIII usque ad solis occasum pugnaretur.
(1) Als, wie beschrieben, die Rahen niedergegangen waren und jeweils zwei oder drei unserer Schiffe ein einzelnes feindliches in die Mitte genommen hatten, setzten unsere Soldaten ihre letzten Kräfte ein, um auf die Schiffe der Feinde hinüberzuklettern.
(2) Als die Barbaren dies bemerkten, suchten sie ihr Heil in der Flucht, weil schon mehrere Schiffe erobert worden waren und weil sie keine Gegenmaßnahme gegen unser Vorgehen treffen konnten.
(3) Als sich ihre Schiffe schon alle in Windrichtung gedreht hatten, trat plötzlich eine derartige Windstille ein, daß sie sich nicht von der Stelle bewegen konnten.
(4) Das bot die beste Gelegenheit, unser Vorhaben zu Ende zu führen,
(5) denn unsere Soldaten holten ein Schiff nach dem anderen ein und eroberten es, so daß nur ganz wenige aus der Gesamtzahl an Land gelangten, als die Nacht hereinbrach. Der Kampf hatte ungefähr von der 4. Stunde bis zum Sonnenuntergang gedauert.
Liber III.XVI
Quo proelio bellum Venetorum totiusque orae maritimae confectum est. Nam cum omnis iuventus, omnes etiam gravioris aetatis in quibus aliquid consilii aut dignitatis fuit eo convenerant, tum navium quod ubique fuerat in unum locum coegerant; quibus amissis reliqui neque quo se reciperent neque quem ad modum oppida defenderent habebant. Itaque se suaque omnia Caesari dediderunt. In quos eo gravius Caesar vindicandum statuit quo diligentius in reliquum tempus a barbaris ius legatorum conservaretur. Itaque omni senatu necato reliquos sub corona vendidit.
(1) Mit dieser Schlacht war der Krieg gegen die Veneter und alle Stämme des Küstengebiets entschieden,
(2) denn es waren nicht nur alle jungen Männer, sondern auch alle älteren, soweit sie Erfahrung und Ansehen besaßen, dorthin gekommen; zugleich hatte man alle Schiffe, die zur Verfügung standen, an diesem einen Ort zusammengezogen.
(3) Nach ihrem Verlust bestand für die überlegenden keine Möglichkeit mehr, irgendwohin auszuweichen oder die Städte zu verteidigen. Sie ergaben sich Caesar daher mit ihrer gesamten Habe.
(4) Caesar beschloß, sie mit aller Härte zu bestrafen, um zu erreichen, daß die Barbaren in Zukunft den völkerrechtlichen Schutz der Gesandten gewissenhafter beachteten. Er ließ daher den gesamten Senat hinrichten und verkaufte die übrige Bevölkerung.
Liber III.XVII
Dum haec in Venetis geruntur, Q. Titurius Sabinus cum iis copiis quas a Caesare acceperat in fines Venellorum pervenit. His praeerat Viridovix ac summam imperii tenebat earum omnium civitatum quae defecerant, ex quibus exercitum [magnasque copias] coegerat; atque his paucis diebus Aulerci Eburovices Lexoviique, senatu suo interfecto quod auctores belli esse nolebant, portas clauserunt seque cum Viridovice coniunxerunt; magnaque praeterea multitudo undique ex Gallia perditorum hominum latronumque convenerat, quos spes praedandi studiumque bellandi ab agri cultura et cotidiano labore revocabat. Sabinus idoneo omnibus rebus loco castris sese tenebat, cum Viridovix contra eum duorum milium spatio consedisset cotidieque productis copiis pugnandi potestatem faceret, ut iam non solum hostibus in contemptionem Sabinus veniret, sed etiam nostrorum militum vocibus non nihil carperetur; tantamque opinionem timoris praebuit ut iam ad vallum castrorum hostes accedere auderent. Id ea de causa faciebat quod cum tanta multitudine hostium, praesertim eo absente qui summam imperii teneret, nisi aequo loco aut oportunitate aliqua data legato dimicandum non existimabat.
(1) Während sich dies bei den Venetern zutrug, kam Q. Titurius Sabinus mit den Truppen, die ihm Caesar anvertraut hatte, in das Gebiet der Uneller.
(2) An deren Spitze stand Viridovix der im Besitz des Oberbefehls über alle abgefallenen Stämme war und aus ihrer Bevölkerung ein großes Heer und andere große Truppenverbände aufgestellt hatte.
(3) In diesen wenigen Tagen hatten die Aulercer-Eburovicer und Lexovier ihren Senat umgebracht, der nicht am Krieg mitschuldig sein wollte. Sie hatten ihre Tore geschlossen und sich mit Viridovix vereinigt.
(4) Außerdem war von überall her aus Gallien eine große Menge von Verbrechern und Räubern zusammengekommen, die die Hoffnung auf Beute und die Lust am Krieg veranlaßt hatten, ihre Landwirtschaft und ihre tägliche Arbeit aufzugeben.
(5) Sabinus blieb ruhig im Lager, das in jeder Hinsicht günstig gelegen war. Als Viridovix sich in einer Entfernung von nur zwei Meilen ihm gegenüber gelagert hatte und täglich seine Truppen herausführte, um ihm den Kampf anzubieten, zog sich Sabinus allmählich nicht nur die Verachtung der Feinde zu, sondern wurde auch durch die Äußerungen unserer Soldaten ziemlich scharf kritisiert.
(6) Sein Verhalten erweckte einen derartigen Eindruck von Furcht, daß die Feinde schon wagten, bis an den Lagerwall heranzukommen.
(7) Der Grund für seine Handlungsweise war seine Oberzeugung, daß vor allem während der Abwesenheit des Oberbefehtshabers ein Legat nicht mit einer so großen feindlichen Übermacht kämpfen dürfe, wenn sich nicht ein günstiges Gelände oder ein anderer Vorteil böte.
Liber III.XVIII
Hac confirmata opinione timoris idoneum quendam hominem et callidum deligit, Gallum, ex iis quos auxilii causa secum habebat. Huic magnis praemiis pollicitationibusque persuadet uti ad hostes transeat, et quid fieri velit edocet. Qui ubi pro perfuga ad eos venit, timorem Romanorum proponit, quibus angustiis ipse Caesar a Venetis prematur docet, neque longius abesse quin proxima nocte Sabinus clam ex castris exercitum educat et ad Caesarem auxilii ferendi causa proficiscatur. Quod ubi auditum est, conclamant omnes occasionem negotii bene gerendi amittendam non esse: ad castra iri oportere. Multae res ad hoc consilium Gallos hortabantur: superiorum dierum Sabini cunctatio, perfugae confirmatio, inopia cibariorum, cui rei parum diligenter ab iis erat provisum, spes Venetici belli, et quod fere libenter homines id quod volunt credunt. His rebus adducti non prius Viridovicem reliquosque duces ex concilio dimittunt quam ab iis sit concessum arma uti capiant et ad castra contendant. Qua re concessa laeti, ut explorata victoria, sarmentis virgultisque collectis, quibus fossas Romanorum compleant, ad castra pergunt.
(1) Als sich der Eindruck von seiner Furcht verfestigt hatte, wählte Sabinus aus den gallischen Truppen, die er zur Unterstützung bei sich hatte, einen geeigneten, verschlagenen Mann aus.
(2) Diesen überredete er, gegen große Belohnung und Versprechungen, zum Feinde überzugehen, und erklärte ihm seine Absichten.
(3) Sobald der Gallier als Überläufer zu den Feinden gelangte, stellte er ihnen die Furcht der Römer vor Augen und erläuterte, vor welch schwierige Lage sich Caesar selbst durch den Angriff der Veneter gestellt sehe.
(4) Sabinus sei nahe daran, das Heer in der folgenden Nacht heimlich aus dem Lager wegzuführen und in Marsch zu setzen, um Caesar zu Hilfe zu kommen.
(5) Als die Feinde das hörten, riefen alle, eine solche Gelegenheit, ihr Vorhaben zu einem guten Ende zu bringen, dürften sie nicht vorbeigehen lassen; man müsse sofort zum Lager der Römer aufbrechen.
(6) Viele Umstände sprachen für diesen Plan der Gallier. Sabinus hatte sich in den vergangenen Tagen sehr zögernd verhaften, der Überläufer bestätigte seine Furcht, es fehlte ihnen auch an Lebensmitteln, da sie nicht gründlich genug dafür Vorsorge getroffen hatten. Hinzu kamen die Erwartungen, die der Krieg mit den Venetern weckte, und endlich der Umstand, daß die Menschen gewöhnlich gern glauben, was sie sich wünschen.
(7) All dies veranlaßte die Feinde dazu, Viridovix und die anderen Heerführer nicht eher aus der Versammlung fortzulassen, bis sie ihnen zugestanden hatten, zu den Waffen zu greifen und zum Lager der Römer zu eilen.
(8) Als sie ihnen die Einwilligung abgerungen hatten, sammelten sie voll Freude, als ob sie bereits den Sieg errungen hätten, Reisig und Zweige, um damit die römischen Lagergräben aufzufüllen. Dann brachen sie zum römischen Lager auf.
Liber III.XIX
Locus erat castrorum editus et paulatim ab imo acclivis circiter passus mille. Huc magno cursu contenderunt, ut quam minimum spatii ad se colligendos armandosque Romanis daretur, exanimatique pervenerunt. Sabinus suos hortatus cupientibus signum dat. Impeditis hostibus propter ea quae ferebant onera subito duabus portis eruptionem fieri iubet. Factum est oportunitate loci, hostium inscientia ac defatigatione, virtute militum et superiorum pugnarum exercitatione, ut ne unum quidem nostrorum impetum ferrent ac statim terga verterent. Quos impeditos integris viribus milites nostri consecuti magnum numerum eorum occiderunt; reliquos equites consectati paucos, qui ex fuga evaserant, reliquerunt. Sic uno tempore et de navali pugna Sabinus et de Sabini victoria Caesar est certior factus, civitatesque omnes se statim Titurio dediderunt. Nam ut ad bella suscipienda Gallorum alacer ac promptus est animus, sic mollis ac minime resistens ad calamitates ferendas mens eorum est.
(1) Das Lager befand sich auf einer Anhöhe, die auf eine Strecke von etwa einer Meile sanft von der Ebene her anstieg. Die Feinde stürzten in schnellem Lauf dorthin. Da sie den Römern möglichst wenig Zeit lassen wollten, sich zu sammeln und zu bewaffnen, kamen sie völlig atemlos an.
(2) Sabinus feuerte seine Soldaten an, und während sie schon zum Kampf drängten, gab er das Signal, bereit zu sein. Dann ordnete er an, aus zwei Toren zugleich einen überraschenden Ausfall zu machen, während die Feinde noch durch die Lasten, die sie mit sich schleppten, im Kampf behindert waren.
(3) Die Gunst des Ortes, die militärische Unerfahrenheit und die Erschöpfung der Feinde, dazu die Tapferkeit unserer Soldaten, verbunden mit ihrer praktischen Erfahrung aus früheren Kämpfen, führten dazu , daß die Feinde nicht einmal dem ersten Ansturm unserer Soldaten standhielten, sondern sich sofort zur Flucht wandten.
(4) Da die Kräfte unserer Soldaten noch unverbraucht waren, holten sie sie ein und töteten eine große Anzahl. Die Reiter verfolgten die übrigen und ließen nur wenige entkommen, denen die Flucht gelang.
(5) So erhielt Sabinus zum selben Zeitpunkt die Nachricht von der Seeschlacht, wie Caesar von Sabinus' Sieg erfuhr, und umgehend ergaben sich alle Stämme dem Titurius.
(6) Denn obwohl die Gallier schnell zu begeistern und in demselben Grad bereit sind, Krieg anzufangen, sind sie ihrer Veranlagung nach weich und unfähig, Mißerfolge auszuhalten.
Liber III.XX
Eodem fere tempore P. Crassus, cum in Aquitaniam pervenisset, quae [pars], ut ante dictum est, [et regionum latitudine et multitudine hominum] tertia pars Galliae est [aestimanda], cum intellegeret in iis locis sibi bellum gerendum ubi paucis ante annis L. Valerius Praeconinus legatus exercitu pulso interfectus esset atque unde L. Manlius proconsul impedimentis amissis profugisset, non mediocrem sibi diligentiam adhibendam intellegebat. Itaque re frumentaria provisa, auxiliis equitatuque comparato, multis praeterea viris fortibus Tolosa et Carcasone et Narbone, quae sunt civitates Galliae provinciae finitimae, ex his regionibus nominatim evocatis, in Sotiatium fines exercitum introduxit. Cuius adventu cognito Sotiates magnis copiis coactis, equitatuque, quo plurimum valebant, in itinere agmen nostrum adorti primum equestre proelium commiserunt, deinde equitatu suo pulso atque insequentibus nostris subito pedestres copias, quas in convalle in insidiis conlocaverant, ostenderunt. Hi nostros disiectos adorti proelium renovarunt.
(1) Etwa zur gleichen Zeit war P. Crassus nach Aquitanien gekommen, Wie oben beschrieben, umfaßt dieses Gebiet nach Ausdehnung und Bevölkerungszahl schätzungsweise ein Drittel Galliens. Als Crassus sah, daß er in zu dem Gebiet Krieg führen müsse, in dem vor wenigen Jahren der Legat L. Valerius Praeconinus mit seinem Heer eine Niederlage erlitten hatte und umgekommen war, während der Proconsul L. Manlius nach dem Verlust seines Trosses die Flucht ergriffen hatte, erkannte er, daß er hier mit höchster Wachsamkeit zu Werke gehen mußte.
(2) Er sorgte deshalb für Getreidevorrat und kümmerte sich um die Bereitstellung von Reiterei und Hilfstruppen. Aus Tolosa, Carcaso und Narbo, Städten der Provinz Gallien, die an den Grenzen zu diesem Gebiet liegen, rief er zahlreiche besonders tapfere Männer namentlich zu den Waffen und führte dann das Heer in das Gebiet der Sotiater.
(3) Als diese von seiner Ankunft erfuhren, zogen sie starke Truppenverbände zusammen und griffen mit ihrer Reiterei, in der ihre Hauptstärke lag, auf dem Marsch unsere Nachhut an. Es kam zunächst zu einen Reitergefecht, bei dem ihre Reiterei geschlagen wurde.
(4) Als unsere Reiter darauf die Feinde verfolgten, erschienen plötzlich die feindlichen Fußtruppen, die in einer Vertiefung im Hinterhalt gelegen hatten; sie griff en unsere Reiter an, die sich verstreut hatten, und begannen den Kampf aufs neue.
Liber III.XXI
Pugnatum est diu atque acriter, cum Sotiates superioribus victoriis freti in sua virtute totius Aquitaniae salutem positam putarent, nostri autem quid sine imperatore et sine reliquis legionibus adulescentulo duce efficere possent perspici cuperent; tandem confecti vulneribus hostes terga verterunt. Quorum magno numero interfecto Crassus ex itinere oppidum Sotiatium oppugnare coepit. Quibus fortiter resistentibus vineas turresque egit. Illi alias eruptione temptata, alias cuniculis ad aggerem vineasque actis (cuius rei sunt longe peritissimi Aquitani, propterea quod multis locis apud eos aerariae secturaeque sunt), ubi diligentia nostrorum nihil his rebus profici posse intellexerunt, legatos ad Crassum mittunt seque in deditionem ut recipiat petunt.
(1) Es wurde lange und hart gekämpft, da die Sotiater im Vertrauen auf frühere Siege glaubten, die Rettung ganz Aquitaniens hänge allein von ihrer Tapferkeit ab. Dagegen wollten unsere Soldaten zeigen, was sie ohne ihren Feldherrn und die übrigen Legionen unter einem so jungen Führer leisten konnten. Endlich wandten sich die feinde zur Flucht, da sie durch viele Wunden geschwächt waren.
(2) Nachdem eine große Zahl gefallen war, begann Crassus aus dem Marsch heraus den Sturm auf die Stadt der Sotiater. Da die Einwohner tapferen Widerstand leisteten, ließ er Laufgänge und Belagerungstürme heranfahre
(3) Die Einwohner versuchten mehrmals einen Ausbruch, einige Male unterminierten sie den Damm und die Laufgänge. Die Aquitaner besitzen hierin die mit Abstand größte Erfahrung, weil es bei ihnen an vielen Stellen Kupferbergwerke und sonstigen Erzbergbau gibt. Als sie jedoch sahen, daß sie auf Grund der Umsicht unserer Soldaten damit nichts ausrichten konnten, schickten sie Gesandte an Crassus und baten, ihre freiwillige Kapitulation anzunehmen. Sobald sie das erreicht hatten, lieferten sie auf seinen Befehl hin die Waffen aus.
Liber III.XXII
Qua re impetrata arma tradere iussi faciunt. Atque in eam rem omnium nostrorum intentis animis alia ex parte oppidi Adiatunnus, qui summam imperii tenebat, cum DC devotis, quos illi soldurios appellant, quorum haec est condicio, ut omnibus in vita commodis una cum iis fruantur quorum se amicitiae dediderint, si quid his per vim accidat, aut eundem casum una ferant aut sibi mortem consciscant; neque adhuc hominum memoria repertus est quisquam qui, eo interfecto cuius se amicitiae devovisset, mortem recusaret---cum his Adiatunnus eruptionem facere conatus clamore ab ea parte munitionis sublato cum ad arma milites concurrissent vehementerque ibi pugnatum esset, repulsus in oppidum tamen uti eadem deditionis condicione uteretur a Crasso impetravit.
(1) Während die ganze Aufmerksamkeit unserer Soldaten hierauf gerichtet war, versuchte an einer anderen Stelle der Stadt Adiatuanus, der den Oberbefehl hatte, mit 600 Geweihten einen Ausfall zu machen. Die Gallier nennen diese Geweihten Soldurii.
(2) Ihre Lebensweise sieht so aus, daß sie alle Annehmlichkeiten des Lebens gemeinsam mit denen genießen, mit denen sie Freundschaft geschlossen haben; wenn einem von ihnen Gewalt widerfährt, tragen sie gemeinsam mit ihm sein Unglück oder begehen Selbstmord.
(3) Bis heute kann sich niemand an einen von ihnen erinnern, der sich nach dem Tod des Mannes, dem er Freundschaft gelobt hatte, zu sterben geweigert hätte.
(4) Als sich bei dem erwähnten Ausfall jedoch auf diesem Teil der Belagerungswerke ein Geschrei erhob und unsere Soldaten zu den Waffen eilten, kam es dort zu einem heftigen Kampf. Obwohl Adiatuanus in die Stadt zurückgedrängt wurde, erreichte er trotzdem von Crassus, daß er unter den vorherigen Bedingungen kapitulieren durfte.
Liber III.XXIII
Armis obsidibusque acceptis, Crassus in fines Vocatium et Tarusatium profectus est. Tum vero barbari commoti, quod oppidum et natura loci et manu munitum paucis diebus quibus eo ventum erat expugnatum cognoverant, legatos quoque versum dimittere, coniurare, obsides inter se dare, copias parare coeperunt. Mittuntur etiam ad eas civitates legati quae sunt citerioris Hispaniae finitimae Aquitaniae: inde auxilia ducesque arcessuntur. Quorum adventu magna cum auctoritate et magna [cum] hominum multitudine bellum gerere conantur. Duces vero ii deliguntur qui una cum Q. Sertorio omnes annos fuerant summamque scientiam rei militaris habere existimabantur. Hi consuetudine populi Romani loca capere, castra munire, commeatibus nostros intercludere instituunt. Quod ubi Crassus animadvertit, suas copias propter exiguitatem non facile diduci, hostem et vagari et vias obsidere et castris satis praesidii relinquere, ob eam causam minus commode frumentum commeatumque sibi supportari, in dies hostium numerum augeri, non cunctandum existimavit quin pugna decertaret. Hac re ad consilium delata, ubi omnes idem sentire intellexit, posterum diem pugnae constituit.
(1) Nach der Übergabe der Waffen und Geiseln brach Crassus in das Gebiet der Vocaten und Tarusaten auf.
(2) Die Nachricht, daß Crassus eine Stadt, die auf Grund ihrer Lage und Befestigung besonders geschätzt schien, wenige Tage nach seinem Eintreffen erobert hatte, versetzte die Barbaren so in Unruhe, daß sie begannen, nach allen Richtungen Gesandtschaften zu schicken, geheime Bündnisse zu schließen, sich untereinander Geiseln zustellen und ein Heer auszurüsten.
(3) Sie schickten sogar Gesandte an die Stämme, die an den Grenzen zu Aquitanien im diesseitigen Spanien leben, um von dort Hilfstruppen mit den Führern dazu herbeizuholen.
(4) Mit deren Eintreffen war ihre Bedeutung und die Zahl der Kriegsteilnehmer so gestiegen, daß sie den Versuch machten Krieg zu führen.
(5) Man hatte nämlich als Führer der spanischen Truppen Männer ausgewählt, die viele Jahre lang mit Q. Sertorius zusammengewesen waren, so daß man von ihnen annahm, sie besäßen größte Erfahrung in der Kriegführung.
(6) Sie ordneten auch ganz nach römischer Gewohnheit an, strategisch wichtige Stellen zu besetzen, befestigte Lager zu errichten und die Unseren vom Nachschub abzuschneiden.
(7) Crassus war sich bewußt, daß er seine Truppen auf Grund ihrer geringen Zahl nur schwer auseinanderziehen könne, während der Feind umherschweifte, gleichzeitig die Wege besetzte und eine ausreichende Bewachung im Lager zurücklassen konnte. Da er erkannte, daß der Transport von Getreide und Nachschub aus diesem Grund für sein Heer sehr schwierig wurde, während die Zahl der Feinde sich von Tag zu Tag vermehrte, glaubte er, er dürfe nicht zögern, die Entscheidung in einer Schlacht herbeizuführen.
(8) Erbracht, die Angelegenheit vor den Kriegsrat, und als er bemerkte, daß alle der gleichen Meinung waren, bestimmte er den nächsten Tag für die Schlacht.
Liber III.XXIV
Prima luce productis omnibus copiis duplici acie instituta, auxiliis in mediam aciem coniectis, quid hostes consilii caperent expectabat. Illi, etsi propter multitudinem et veterem belli gloriam paucitatemque nostrorum se tuto dimicaturos existimabant, tamen tutius esse arbitrabantur obsessis viis commeatu intercluso sine vulnere victoria potiri, et si propter inopiam rei frumentariae Romani se recipere coepissent, impeditos in agmine et sub sarcinis infirmiore animo adoriri cogitabant. Hoc consilio probato ab ducibus, productis Romanorum copiis, sese castris tenebant. Hac re perspecta Crassus, cum sua cunctatione atque opinione timoris hostes nostros milites alacriores ad pugnandum effecissent atque omnium voces audirentur expectari diutius non oportere quin ad castra iretur, cohortatus suos omnibus cupientibus ad hostium castra contendit.
(1) Bei Tagesanbruch ließ er alle Truppen vorrücken, stellte sie in doppelter Schlachtreihe auf, die Hilfstruppen in die Mitte der Front. Dann wartete er ab, wozu sich die Feinde entschließen würden.
(2) Obwohl diese im Vertrauen auf ihre große Zahl und ihren alten Kriegsruhm der Ansicht waren, daß sie unsere wenigen Soldaten mit Sicherheit besiegen würden, glaubten sie doch, es sei sicherer, den Sieg ohne Blutvergießen zu erringen, indem sie die Wege besetzten und den Nachschub sperrten.
(3) Wenn die Römer sich dann aus Mangel an Getreide allmählich zurückzögen, planten sie, den Gegner in aller Ruhe anzugreifen, weil dieser auf dem Marsch behindert und wegen der Belastung durch das Gepäck unterlegen wäre.
(4) Der Plan wurde von den Führern gebilligt, und die Feinde blieben daher im Lager, als die Römer vorrückten.
(5) Crassus durchschaute ihr Vorhaben, Da das Zögern und die anscheinend allzu große Furcht der Feinde unsere Soldaten nur kampfeslustiger gemacht hatten und alle zusammen rief en, man dürfe nicht länger mit dem Angriff aufs Lager warten, feuerte Crassus die Soldaten an und stürmte auf allgemeinen Wunsch zum Lager der Feinde vor.
Liber III.XXV
Ibi cum alii fossas complerent, alii multis telis coniectis defensores vallo munitionibusque depellerent, auxiliaresque, quibus ad pugnam non multum Crassus confidebat, lapidibus telisque subministrandis et ad aggerem caespitibus comportandis speciem atque opinionem pugnantium praeberent, cum item ab hostibus constanter ac non timide pugnaretur telaque ex loco superiore missa non frustra acciderent, equites circumitis hostium castris Crasso renuntiaverunt non eadem esse diligentia ab decumana porta castra munita facilemque aditum habere.
(1) Dort füllten die einen die Gräben auf, die anderen vertrieben mit einem Hagel von Wurf geschossen die Verteidiger vom Lagerwall und den Befestigungen, sogar die Hilfstruppen, denen Crassus im Kampf nicht viel zutraute, erweckten den Eindruck von Kämpfenden, indem sie für Nachschub an Steinen und Wurfgeschossen sorgten und Rasenstücke für die Errichtung eines Dammes herbeischafften. Gleichzeitig kämpften die Feinde mutig und ausdauernd und schleuderten mit Erfolg von ihrem erhöhten Platz aus Wurfgeschosse.
(2) Da meldeten Crassus Reiter, die um das Lager herumgeritten waren, bei der Porta Decumana sei das Lager weniger gründlich befestigt, so daß man dort leicht eindringen könne.
Liber III.XXVI
Crassus equitum praefectos cohortatus, ut magnis praemiis pollicitationibusque suos excitarent, quid fieri vellet ostendit. Illi, ut erat imperatum, eductis iis cohortibus quae praesidio castris relictae intritae ab labore erant, et longiore itinere circumductis, ne ex hostium castris conspici possent, omnium oculis mentibusque ad pugnam intentis celeriter ad eas quas diximus munitiones pervenerunt atque his prorutis prius in hostium castris constiterunt quam plane ab his videri aut quid rei gereretur cognosci posset. Tum vero clamore ab ea parte audito nostri redintegratis viribus, quod plerumque in spe victoriae accidere consuevit, acrius impugnare coeperunt. Hostes undique circumventi desperatis omnibus rebus se per munitiones deicere et fuga salutem petere contenderunt. Quos equitatus apertissimis campis consectatus ex milium L numero, quae ex Aquitania Cantabrisque convenisse constabat, vix quarta parte relicta, multa nocte se in castra recepit.
(1) Crassus forderte die Reiterpraefecten auf, ihren Reitern große Belohnungen zu versprechen, um sie dadurch anzufeuern, und erklärte ihnen seinen Plan.
(2) Sie führten daraufhin befehlsgemäß die Cohorten, die zum Schutz des Lagers zurückgelassen und vom Kampf noch nicht erschöpft waren, aus dein Lager heraus. Um vom Lager der Feinde aus nicht gesehen zu werden, führten sie sie in einem großen Bogen darum herum, und während aller Augen und Sinne auf den Kampf gerichtet waren, gelangten sie schnell zu dem erwähnten Teil der Lagerbefestigung.
(3) Sie rissen sie nieder und hatten sich im Lager der Feinde festgesetzt, ehe diese sie überhaupt bemerkten oder erkennen konnten, was geschah.
(4) Als unsere Soldaten jedoch das Geschrei hörten, das sich an dieser Stelle erhob, belebte dies aufs neue ihre Kräfte, wie es in der Regel geschieht, wenn man den Sieg vor Augen hat, und sie begannen, noch heftiger gegen den Gegner vorzugehen.
(5) Die Feinde, die von allen Seiten eingekreist waren, gaben jede Hoffnung auf und versuchten, über die Lagerbefestigung hinweg herabzuspringen und sich so durch die Flucht zu retten.
(6) Unsere Reiterei verfolgte sie in dem völlig offenen Gelände, so daß von 50 000 Mann, die, wie man wußte, aus Aquitanien und von den Cantabrern zusammengekommen waren, kaum der vierte Teil übrigblieb. Dieser zog sich tief in der Nacht in ein Lager zurück.
Liber III.XXVII
Hac audita pugna maxima pars Aquitaniae sese Crasso dedidit obsidesque ultro misit; quo in numero fuerunt Tarbelli, Bigerriones, Ptianii, Vocates, Tarusates, Elusates, Gates, Ausci, Garumni, Sibusates, Cocosates: paucae ultimae nationes anni tempore confisae, quod hiems suberat, id facere neglexerunt.
(1) Auf die Nachricht vorn Ausgang dieser Schlacht ergab sich Crassus der größte Teil Aquitaniens und stellte ihm freiwillig Geiseln. Zu den Kapitulierenden gehörten die Tarbeller, Bigerionen, Ptianier, Garunner, Tarusaten, Elusaten, Garen, Auscer, Vocaten, Sibulaten und Cocosaten.
(2) Nur wenige Stämme, die weit entfernt lebten, unterließen es im Vertrauen auf die Jahreszeit zu kapitulieren, da der Winter vor der Tür stand.
Liber III.XXVIII
Eodem fere tempore Caesar, etsi prope exacta iam aestas erat, tamen, quod omni Gallia pacata Morini Menapiique supererant, qui in armis essent neque ad eum umquam legatos de pace misissent, arbitratus id bellum celeriter confici posse eo exercitum duxit; qui longe alia ratione ac reliqui Galli bellum gerere coeperunt. Nam quod intellegebant maximas nationes, quae proelio contendissent, pulsas superatasque esse, continentesque silvas ac paludes habebant, eo se suaque omnia contulerunt. Ad quarum initium silvarum cum Caesar pervenisset castraque munire instituisset neque hostis interim visus esset, dispersis in opere nostris subito ex omnibus partibus silvae evolaverunt et in nostros impetum fecerunt. Nostri celeriter arma ceperunt eosque in silvas repulerunt et compluribus interfectis longius impeditioribus locis secuti paucos ex suis deperdiderunt.
(1) Um dieselbe Zeit führte Caesar sein Heer gegen die Moriner und Menapier, obwohl der Sommer fast vergangen war, da er glaubte, diesen Krieg schnell beenden zu können, Nach der Unterwerfung ganz Galliens waren die Menapier und Moriner als einzige übriggeblieben, die noch unter Waffen standen und keine Gesandten zu ihm geschickt hatten, um über Frieden zu verhandeln. Die Moriner und Menapier gingen daran, den Krieg auf andere Art zu führen als die übrigen Gallier.
(2) Da sie erkannten, daß die größten Völkerschaften, die sich auf eine Schlacht eingelassen hatten, geschlagen und überwunden worden waren, brachten sie sich und ihre Habe in den Wäldern und Sümpfen in Sicherheit, die ihr Gebiet in zusammenhängenden Flächen bedeckten.
(3) Als Caesar am Rand der Waldgebiete angelangt war, ordnete er an, ein befestigtes Lager zu errichten. Da sich in der Zwischenzeit kein Feind hatte blicken lassen, zerstreuten sich unsere Soldaten bei der Arbeit. Plötzlich stürmten die Feinde von allen Seiten aus dem Wald hervor und eröffneten den Angriff auf unsere Soldaten.
(4) Diese griffen rasch zu den Waffen und trieben die Feinde in die Wälder zurück. Zwar töteten sie mehrere, folgten den übrigen jedoch zu lange in unwegsamem Gelände, so daß sie einige der Ihren verloren.
Liber III.XXIX
Reliquis deinceps diebus Caesar silvas caedere instituit, et ne quis inermibus imprudentibusque militibus ab latere impetus fieri posset, omnem eam materiam quae erat caesa conversam ad hostem conlocabat et pro vallo ad utrumque latus extruebat. Incredibili celeritate magno spatio paucis diebus confecto, cum iam pecus atque extrema impedimenta a nostris tenerentur, ipsi densiores silvas peterent, eius modi sunt tempestates consecutae uti opus necessario intermitteretur et continuatione imbrium diutius sub pellibus milites contineri non possent. Itaque vastatis omnibus eorum agris, vicis aedificiisque incensis, Caesar exercitum reduxit et in Aulercis Lexoviisque, reliquis item civitatibus quae proxime bellum fecerant, in hibernis conlocavit.
(1) Caesar befahl nun, für die Dauer der noch verbleibenden Tage die Wälder abzuholzen und das ganze Holz, das man geschlagen hatte, mit den Baumkronen zur Feindseite hin aufzustapeln und so nach beiden Seiten eine Art Wall zu errichten, um zu verhindern, daß von der Flanke her ein Angriff auf unsere unbewaffneten und nichtsahnenden Soldaten erfolgen könne.
(2) Innerhalb weniger Tage hatte man mit unglaublicher Schnelligkeit eine große Strecke kahlgeschlagen, so daß unsere Soldaten schon im Besitz des Viehs und des hintersten Trosses der Feinde waren, während diese sich in die dichteren Waldgebiete abzusetzen versuchten. Da setzten derartige Unwetter ein, daß man die Arbeit unterbrechen mußte. Bald konnten sich unsere Soldaten auf Grund der ununterbrochenen Regenfälle nicht mehr in den Zelten aufhalten.
(3) Daher ließ Caesar die gesamten Felder der Feinde verwüsten und ihre Dörfer und Gehöfte in Brand setzen, ehe er sein Heer zurückführte und es in Winterlager bei den Aulercern, Lexoviern und ebenso bei den übrigen Stämmen verlegte, die kürzlich noch Krieg gegen uns geführt hatten.
LIBER 4
Liber IV.I
Ea quae secuta est hieme, qui fuit annus Cn. Pompeio, M. Crasso consulibus, Usipetes Germani et item Tencteri magna [cum] multitudine hominum flumen Rhenum transierunt, non longe a mari, quo Rhenus influit. Causa transeundi fuit quod ab Suebis complures annos exagitati bello premebantur et agri cultura prohibebantur. Sueborum gens est longe maxima et bellicosissima Germanorum omnium. Hi centum pagos habere dicuntur, ex quibus quotannis singula milia armatorum bellandi causa ex finibus educunt. Reliqui, qui domi manserunt, se atque illos alunt; hi rursus in vicem anno post in armis sunt, illi domi remanent. Sic neque agri cultura nec ratio atque usus belli intermittitur. Sed privati ac separati agri apud eos nihil est, neque longius anno remanere uno in loco colendi causa licet. Neque multum frumento, sed maximam partem lacte atque pecore vivunt multum sunt in venationibus; quae res et cibi genere et cotidiana exercitatione et libertate vitae, quod a pueris nullo officio aut disciplina adsuefacti nihil omnino contra voluntatem faciunt, et vires alit et immani corporum magnitudine homines efficit. Atque in eam se consuetudinem adduxerunt ut locis frigidissimis neque vestitus praeter pelles habeant quicquam, quarum propter exiguitatem magna est corporis pars aperta, et laventur in fluminibus.
(1) Im folgenden Winter, unter dem Consulat von Cn. Pompeius und M. Crassus, überschritten die germanischen Stämme der Usipeter und Tencterer in großer Zahl den Rhein nahe dem Ort, wo er in die Nordsee mündet.
(2) Der Grund für ihren Übergang war, daß die Sueben sie seit mehreren Jahren dauernd in Unruhe hielten und mit Krieg überzogen, so daß sie daran gehindert waren, ihre Felder zu bebauen.
(3) Der Stamm der Sueben ist der weitaus größte und kriegerischste unter allen Germanen.
(4) Er soll aus 100 Gauen bestehen deren jeder jährlich jeweils ein Heer von 1000 Mann aufstellt, um außerhalb ihres Gebietes in den Krieg zu ziehen. Der Rest, der in der Heimat bleibt, sorgt für die Ernährung der Gemeinschaft.
(5) Im nächsten Jahr stehen diese wieder ihrerseits unter Waffen, und die anderen bleiben zu Hause.
(6) So sind sie in der Landwirtschaft und in Theorie und Praxis der Kriegführung in dauernder Übung.
(7) Es gibt bei ihnen kein Land, das in gesondertem Privatbesitz wäre, und ebensowenig ist es erlaubt, länger als ein Jahr in einem Gebiet zu bleiben, um dort Ackerbau zu treiben.
(8) Sie ernähren sich auch weniger von Getreide als überwiegend von Milch und Fleisch und sind viel auf der Jagd.
(9) Dieser Umstand, verbunden mit der Art der Ernährung, der täglichen Übung und der Freiheit in der Lebensführung, die darin bestehen daß sie von Kind an nicht zu irgendwelchen Verpflichtungen oder zu Disziplin erzogen werden und nichts gegen ihren eigenen Willen tun, stärkt die Kräfte und bringt Menschen von ungeheurer Körpergröße hervor.
(10) Obwohl die Gegend dort überaus kalt ist, haben sie sich angewöhnt, in den Flüssen zu baden und nichts außer Fellen als Kleidung, zu tragen. Da diese sehr kurz sind, bleibt der größte Teil des Körpers nackt.
Liber IV.II
Mercatoribus est aditus magis eo ut quae bello ceperint quibus vendant habeant, quam quo ullam rem ad se importari desiderent. Quin etiam iumentis, quibus maxime Galli delectantur quaeque impenso parant pretio, Germani importatis non utuntur, sed quae sunt apud eos nata, parva atque deformia, haec cotidiana exercitatione summi ut sint laboris efficiunt. Equestribus proeliis saepe ex equis desiliunt ac pedibus proeliantur, equos eodem remanere vestigio adsuefecerunt, ad quos se celeriter, cum usus est, recipiunt: neque eorum moribus turpius quicquam aut inertius habetur quam ephippiis uti. Itaque ad quemvis numerum ephippiatorum equitum quamvis pauci adire audent. Vinum omnino ad se importari non patiuntur, quod ea re ad laborem ferendum remollescere homines atque effeminari arbitrantur.
Die Händler haben eher deshalb Zugang, damit sie das, was sie im Krieg erbeutet haben, verkaufen, als dass sie wünschten, dass irgendeine Sache zu ihnen eingeführt würde. Die Germanen verwenden nicht einmal eingeführte Zugtiere, mit denen die Gallier die größte Freude haben und die sie um hohe Summen kaufen, sondern jene, die bei ihnen geboren wurden, kleine und hässliche, und die ziehen sie durch tägliche Übung höchster Mühe auf. In Reiterschlachten springen sie oft von den Pferden und kämpfen zu Fuß, und sie haben die Pferde daran gewöhnt, an derselben Stelle zu verbleiben, zu denen sie sich, wenn es vorteilhaft ist, rasch zurückziehen. Und in deren Sitten wird nichts für schändlicher und feiger gehalten als einen Sattel zu verwenden. Daher wagen sie es, jede beliebige Zahl von Reitern in Sätteln anzugreifen, wie wenige sie selbst auch sein mögen. Sie lassen überhaupt nicht zu, dass Wein zu ihnen eingeführt wird, weil sie glauben, dass dadurch die Männer zum Ertragen von Arbeit verweichlichen und weibisch werden.
Liber IV.III
Publice maximam putant esse laudem quam latissime a suis finibus vacare agros: hac re significari magnum numerum civitatum suam vim sustinere non posse. (2) Itaque una ex parte a Suebis circiter milia passuum centum (C) agri vacare dicuntur. (3) Ad alteram partem succedunt Ubii, quorum fuit civitas ampla atque florens, ut est captus Germanorum; ii paulo, quamquam sunt eiusdem generis, sunt ceteris humaniores, propterea quod Rhenum attingunt multum ad eos mercatores ventitant et ipsi propter propinquitatem [quod] Gallicis sunt moribus adsuefacti. (4) Hos cum Suebi multis saepe bellis experti propter amplitudinem gravitatem civitatis finibus expellere non potuissent, tamen vectigales sibi fecerunt ac multo humiliores infirmiores redegerunt.
Öffentlich halten sie es für den größten Ruhm, dass möglichst weit an ihren Grenzen keine Äcker sind. Dadurch werde angezeigt, dass eine große Zahl von Städten ihre Gewalt nicht ertragen konnte. (2) Daher sollen auf der Seite der Sueben fast 100 Meilen Land unbebaut sein. (3) Auf der anderen Seite folgen die Ubier, deren Stamm groß und blühend war, wie die Auffassung der Germanen ist. Und sie sind deswegen ein wenig menschlicher als die übrigen (Mitglieder) dieser Menschenart, weil sie am Rhein wohnen und häufig Händler zu ihnen kommen und weil sie selbst sich wegen der Nähe an die gallischen Sitten gewöhnt haben. (4) Obwohl jene die Sueben, die in vielen Kriegen erfahren waren, wegen der Größe und der Stärke des Stammes die nicht aus ihrem Gebiet hatten vertreiben können, machten sie sich jene dennoch abgabenpflichtig und machten sie so viel niedriger und schwächer.
Liber IV.IV
In eadem causa fuerunt Usipetes et Tencteri, quos supra diximus; qui complures annos Sueborum vim sustinuerunt, ad extremum tamen agris expulsi et multis locis Germaniae triennium vagati ad Rhenum pervenerunt, quas regiones Menapii incolebant. Hi ad utramque ripam fluminis agros, aedificia vicosque habebant; sed tantae multitudinis adventu perterriti ex iis aedificiis quae trans flumen habuerant demigraverant, et cis Rhenum dispositis praesidiis Germanos transire prohibebant. Illi omnia experti, cum neque vi contendere propter inopiam navium neque clam transire propter custodias Menapiorum possent, reverti se in suas sedes regionesque simulaverunt et tridui viam progressi rursus reverterunt atque omni hoc itinere una nocte equitatu confecto inscios inopinantes Menapios oppresserunt, qui de Germanorum discessu per exploratores certiores facti sine metu trans Rhenum in suos vicos remigraverant. His interfectis navibus eorum occupatis, prius quam ea pars Menapiorum quae citra Rhenum erat certior fieret, flumen transierunt atque omnibus eorum aedificiis occupatis reliquam partem hiemis se eorum copiis aluerunt.+
(1) In der selben Lage befanden sich die oben erwähnten Usipeter und Tencterer. Mehrere Jahre lang hatten sie den Sueben Widerstand geleistet. Endlich wären sie jedoch von ihrem Land vertrieben worden und drei Jahre lang ziellos durch germanisches Gebiet gewandert, ehe sie zum Rhein gelangen. In dieser Gegend lebten die Menapier,
(2) die zu beiden Seiten des Flusses Felder, Dörfer und Gehöfte besaßen.
(3) Die Ankunft einer derartig großen Zahl von Menschen hatte sie jedoch so in Schrecken versetzt, daß sie ihre Gehöfte jenseits des Flusses verließen und Wachtposten verteilten, die die Germanen am Übergang hinderten.
(4) Obwohl die Usipeter und Tencterer alles versuchten, gelang es ihnen nicht, den Übergang mit Gewalt zu erzwingen, da sie zu wenig Schiffe hatten. Wegen der Wachtposten der Menapier konnten sie auch nicht heimlich hinüberkommen.
(5) Daher gaben sie vor, den Rückzug in ihre heimatlichen' Wohnsitze anzutreten, kehrten jedoch nach drei Tagen Wegs wieder um und ließen ihre Reiterei die ganze Strecke in einer Nacht zurückreisten. So überwältigten sie die völlig ahnungslosen Menapier.
(6) Diese hatten von Spähern die Nachricht vom Abzug der Germanen erhalten und waren ohne Bedenken wieder auf das jenseitige Ufer des Rheins in ihre Dörfer zurückgekehrt.
(7) Die Germanen töteten sie und brachten sich in den Besitz ihrer Schiffe, so daß sie über den Fluß kamen, ehe der Teil der Menapier, der auf dem diesseitigen Ufer des Rheins lebte, etwas erfuhr. Sie beschlagnahmten alle Gehöfte der Menapier und lebten für den Rest des Winters von deren Vorräten.
Liber IV.V
His de rebus Caesar certior factus et infirmitatem Gallorum veritus, quod sunt in consiliis capiendis mobiles et novis plerumque rebus student, nihil his committendum existimavit. Est enim hoc Gallicae consuetudinis, uti et viatores etiam invitos consistere cogant et quid quisque eorum de quaque re audierit aut cognoverit quaerant et mercatores in oppidis vulgus circumsistat quibus ex regionibus veniant quas ibi res cognoverint pronuntiare cogat. His rebus atque auditionibus permoti de summis saepe rebus consilia ineunt, quorum eos in vestigio paenitere necesse est, cum incertis rumoribus serviant et pleri ad voluntatem eorum ficta respondeant.
(1) Als Caesar davon erfuhr, fürchtete er die Unzuverlässigkeit der Gallier, weil sie in ihren Beschlüssen und Absichten unberechenbar und immer darauf aus sind, einen politischen Umsturz herbeizuführen. Er glaubte daher, er dürfe ihnen nichts in eigener Verantwortung zu überlassen.
(2) Die Gallier haben zudem die Gewohnheit, Durchreisende sogar gegen deren Willen festzuhalten und ,jeden auszufragen, was er über alle möglichen Ereignisse gehört und erfahren habe. Wenn Kaufleute in die Städte kommen, stellt sich das Volk um sie herum und zwingt sie, laut zu berichten, woher sie kommen und was sie in den jeweiligen Gegenden erfahren haben.
(3) Durch Auskünfte, die häufig auf Hörensagen beruhen, lassen sie sich leicht beeinflussen und fassen oft Pläne in höchst wichtigen politischen Angelegenheiten, die sie sofort bereuen müssen, da sie unsicheren Gerüchten anhängen, denn die meisten geben fingierte Auskünfte, um den Galliern nach dem Munde zu reden.
Liber IV.VI
Qua consuetudine cognita Caesar, ne graviori bello, occurreret, maturius quam consuerat ad exercitum proficiscitur. Eo cum venisset, ea quas fore suspicatus erat facta cognovit: missas legationes ab non nullis civitatibus ad Germanos invitatos eos uti ab Rheno discederent: omnia quae[que] postulassent ab se fore parata. Qua spe adducti Germani latius iam vagabantur et in fines Eburonum et Condrusorum, qui sunt Treverorum clientes, pervenerant. Principibus Gallice evocatis Caesar ea quae cognoverat dissimulanda sibi existimavit, eorumque animis permulsis et confirmatis equitatu imperato bellum cum Germanis gerere constituit.
(1) Da Caesar diese Angewohnheit bekannt war, brach er früher als gewöhnlich zu seinem Heer auf, um dem Entstehen eines größeren Krieges zuvorzukommen.
(2) Bei seiner Ankunft erfuhr er, daß sich sein Verdacht bestätigt hatte:
(3) Einige Stämme hatten Gesandtschaften zu den Germanen geschickt und sie aufgefordert, vom Rhein aus weiter ins Land zu kommen. Sie wollten alle Forderungen erfüllen, die die Germanen stellten.
(4) Diese Aussicht hatte die Germanen veranlaßt, ihre Streifzüge auszudehnen, so daß sie schon in das Gebiet der Eburonen und Condrusen vorgedrungen waren, die unter der Schutzherrschaft der Treverer stehen.
(5) Caesar berief daraufhin die führenden Männer Galliens ein. Da er es für besser hielt, das, was er wußte, zu verheimlichen, beruhigte und ermutigte er sie lediglich, befahl, berittene Truppen zu stellen, und gab seinen Entschluß bekannt, gegen die Germanen Krieg zu führen.
Liber IV.VII
Re frumentaria comparata equitibusque delectis iter in ea loca facere coepit, quibus in locis esse Germanos audiebat. A quibus cum paucorum dierum iter abesset, legati ab iis venerunt, quorum haec fuit oratio: Germanos neque priores populo Romano bellum inferre neque tamen recusare, si lacessantur, quin armis contendant, quod Germanorum consuetudo [haec] sit a maioribus tradita, Quicumque bellum inferant, resistere neque deprecari. Haec tamen dicere venisse invitos, eiectos domo; si suam gratiam Romani velint, posse iis utiles esse amicos; vel sibi agros attribuant vel patiantur eos tenere quos armis possederint: sese unis Suebis concedere, quibus ne di quidem immortales pares esse possint; reliquum quidem in terris esse neminem quem non superare possint.
(1) Nachdem er die Getreideversorgung geregelt und eine Elitetruppe von Reitern zusammengestellt hatte, begann er mit dem Marsch in die Gegend ,in der die Germanen sein sollten.
(2) Als er nur noch wenige Tagesmärsche von ihnen entfernt war, kamen Gesandte, die folgendes ausführten:
(3) Die Germanen fingen zwar nicht als erste mit einem Krieg gegen das römische Volk an, seien jedoch bereit, zu kämpfen, wenn man sie dazu reize, weil sie von ihren Ahnen den Brauch übernommen hätten, sobald sie jemand angreife, sich zu wehren und nicht um Gnade zu flehen.
(4) Sie wollten jedoch noch folgendes dazu bemerken: Sie seien nicht aus eigenen Stücken gekommen, sondern weil sie aus der Heimat vertrieben worden seien. Wenn die Römer auf ein gutes Verhältnis mit ihnen Wert legten, könnten sie nützliche Freunde sein. In diesem Fall möchten sie ihnen entweder Land zuweisen oder zulassen, daß sie das behielten, was sie sich mit Waffen erkämpft hätten.
(5) Allein den Sueben müßten sie nachgeben, denen im Ernstfall nicht einmal die unsterblichen Götter gewachsen seien; sonst gebe es aber niemanden auf der Erde, den sie nicht bezwingen könnten.
Liber IV.VIII
Ad haec Caesar quae visum est respondit; sed exitus fuit orationis: sibi nullam cum iis amicitiam esse posse, si in Gallia remanerent; neque verum esse, qui suos fines tueri non potuerint alienos occupare; neque ullos in Gallia vacare agros qui dari tantae praesertim multitudini sine iniuria possint; sed licere, si velint, in Ubiorum finibus considere, quorum sint legati apud se et de Sueborum iniuriis querantur et a se auxilium petant: hoc se Ubiis imperaturus.
(1) Caesar antwortete darauf, wie es angebracht schien, wobei er am Ende seiner Rede folgendes ausführte: Er könne keinen Freundschaftsvertrag mit ihnen schließen, wenn sie weiter in Gallien blieben.
(2) Es sei nicht richtig, daß Leute, die ihr eigenes Gebiet nicht wirksam verteidige könnten, fremdes besetzten. Es gebe in Gallien auch nirgends brachliegendes Land, das man ihnen ohne Rechtsverletzung zuweisen könne, zumal es sich um eine so große Zahl von Menschen handele,
(3) doch sei es ihnen gestattet, sich im Gebiet der Ubier niederzulassen, wo sie wollten. Deren Gesandte seien gerade bei ihm, führten Klage über das Unrecht, das ihnen die Sueben antäten, und bäten ihn um Unterstützung. Dieses Zugeständnis werde er von den Ubiern erreichen.
Liber IV.IX
Legati haec se ad suos relaturos dixerunt et re deliberata post diem tertium ad Caesarem reversuros: interea ne propius se castra moveret petierunt. Ne id quidem Caesar ab se impetrari posse dixit. Cognoverat enim magnam partem equitatus ab iis aliquot diebus ante praedandi frumentandi causa ad Ambivaritos trans Mosam missam: hos expectari equites atque eius rei causa moram interponi arbitrabatur.
(1) Die Gesandten sagten zu, ihrem Stamm Bericht zu erstatten, die Angelegenheit zu beraten und nach drei Tagen zu Caesar zurückzukehren. In der Zwischenzeit, baten sie, möge er nicht näher an ihr Lager heranrücken.
(2) Caesar erwiderte jedoch, auch diese Bitte könne er ihnen nicht erfüllen.
(3) Er wußte nämlich, daß ein großer Teil ihrer Reiterei wenige Tage zuvor über die Maas zu den Ambivariten aufgebrochen war, um Beute zu machen und Getreide zu beschaffen. Er glaubte, sie wollten einen Aufschub erwirken, weil sie diese Reiter zurückerwarteten.
Liber IV.X
[Mosa profluit ex monte Vosego, qui est in finibus Lingonum, et parte quadam ex Rheno recepta, quae appellatur Vacalus insulam efficit Batavorum, in Oceanum influit neque longius ab Oceano milibus passuum LXXX in Rhenum influit. Rhenus autem oritur ex Lepontiis, qui Alpes incolunt, et longo spatio per fines Nantuatium, Helvetiorum, Sequanorum, Mediomatricorum, Tribocorum, Treverorum citatus fertur et, ubi Oceano adpropinquavit, in plures diffluit partes multis ingentibus insulis effectis, quarum pars magna a feris barbaris nationibus incolitur, ex quibus sunt qui piscibus atque ovis avium vivere existimantur, multis capitibus in Oceanum influit.]
(1) Die Maas entspringt in dem Teil der Vogesen, der im Gebiet der Lingonen liegt,
(2) und nimmt einen Teil des Rheines auf, der Waal heißt. Dadurch entsteht die Insel der Bataver. Nicht weiter als 80 Meilen vom Meer entfernt, mündet die Maas in den Rhein.
(3) Der Rhein entspringt im Gebiet der Lepontier, die in den Alpen leben, und fließt mit reißender Strömung eine lange Strecke durch die Gebiete der Nantuaten, Helvetier, Sequaner, Mediomatricer, Tribocer und Treverer.
(4) In der Nähe des Ozeans teilt er sich in mehrere Arme, so daß viele große Inseln entstehen. Eine Vielzahl davon wird von wilden und barbarischen Völkern bewohnt,
(5) unter denen es einige geben soll, die nur von Fischen und Vogeleiern leben. Der Rhein mündet dann mit vielen Armen ins Meer.
Liber IV.XI
Caesar cum ab hoste non amplius passuum XII milibus abesset, ut erat constitutum, ad eum legati revertuntur; qui in itinere congressi magnopere ne longius progrederetur orabant. Cum id non impetrassent, petebant uti ad eos [equites] qui agmen antecessissent praemitteret eos pugna prohiberet, sibique ut potestatem faceret in Ubios legatos mittendi; quorum si principes ac senatus sibi iure iurando fidem fecisset, ea condicione quae a Caesare ferretur se usuros ostendebant: ad has res conficiendas sibi tridui spatium daret. Haec omnia Caesar eodem illo pertinere arbitrabatur ut tridui mora interposita equites eorum qui abessent reverterentur; tamen sese non longius milibus passuum IIII aquationis causa processurum eo die dixit: huc postero die quam frequentissimi convenirent, ut de eorum postulatis cognosceret. Interim ad praefectos, qui cum omni equitatu antecesserant, mittit qui nuntiarent ne hostes proelio lacesserent, et si ipsi lacesserentur, sustinerent quoad ipse cum exercitu propius accessisset.
(1) Als Caesar nicht mehr weiter als 12 Meilen vorn Feind entfernt war, kehrten die Gesandten wie vereinbart zurück. Sie trafen ihn auf dem Marsch an und drangen in ihn, er möge nicht weiter vorrücken.
(2) Als sie dies nicht erreichten, baten sie wiederholt, er möge den Reitern, die die Spitze seines Zuges bildeten, den Befehl geben, nicht zu kämpfen; ihnen dagegen möge er die Gelegenheit geben, Gesandte an die Ubier zu schicken.
(3) Sie legten dar, daß sie auf den Vorschlag, den Caesar mache, eingehen wollten, wenn die führenden Männer und der Senat der Ubier ihnen gegenüber durch einen Eid zusicherten, sich daran zu halten. Um dies Vorhaben auszuführen, möge er ihnen einen Zeitraum von drei Tagen gewähren.
(4) Obwohl auch dies alles nach Caesars Meinung darauf abzielte, einen Aufschub von drei Tagen zu gewinnen, bis ihre Reiter zurückkehrten, die noch nicht eingetroffen waren, sagte er dennoch zu, er werde an diesem Tag nicht weiter als 4 Meilen bis zu einer Wasserstelle vorrücken.
(5) Sie sollten sich dort am folgenden Tag in möglichst großer Zahl versammeln, damit er erfahre, welche Forderungen sie stellten,
(6) In der Zwischenzeit ließ er den Praefecten, die mit der gesamten Reiterei vorausgezogen waren, mitteilen, sie sollten die Feinde nicht zum Kampf reizen; wenn sie jedoch selbst herausgefordert würden, sollten sie standhalten, bis er mit dem Hauptheer näher herangerückt sei.
Liber IV.XII
At hostes, ubi primum nostros equites conspexerunt, quorum erat V milium numerus, cum ipsi non amplius DCCC equites haberent, quod ii qui frumentandi causa erant trans Mosam profecti nondum redierant, nihil timentibus nostris, quod legati eorum paulo ante a Caesare discesserant atque is dies indutiis erat ab his petitus, impetu facto celeriter nostros perturbaverunt; rursus his resistentibus consuetudine sua ad pedes desiluerunt subfossis equis compluribus nostris deiectis reliquos in fugam coniecerunt atque ita perterritos egerunt ut non prius fuga desisterent quam in conspectum agminis nostri venissent. In eo proelio ex equitibus nostris interficiuntur IIII et LXX, in his vir fortissimus Piso Aquitanus, amplissimo genere natus, cuius avus in civitate sua regnum obtinuerat amicus a senatu nostro appellatus. Hic cum fratri intercluso ab hostibus auxilium ferret, illum ex periculo eripuit, ipse equo vulnerato deiectus, quoad potuit, fortissime restitit; cum circumventus multis vulneribus acceptis cecidisset atque id frater, qui iam proelio excesserat, procul animadvertisset, incitato equo se hostibus obtulit atque interfectus est.
(1) Unsere Reiterei war 5000 Mann stark, während die Feinde nicht mehr als 800 hatten, weil die übri2en noch nicht zurückgekehrt waren, die jenseits der Maas Getreide holen sollten. Sobald die Feinde unsere Reiterei zu Gesicht bekamen, griffen sie trotzdem plötzlich an und brachten die Unseren schnell in Verwirrung, weil diese nichts Derartiges befürchtet hatten; denn die Gesandten der Feinde hatten für diesen Tag einen Waffenstillstand ausgehandelt und Caesar erst kurz zuvor verlassen.
(2) Als unsere Reiter jedoch zur Gegenwehr übergingen, sprangen die Feinde nach ihrer Gewohnheit auf die Füße, durchbohrten unsere Pferde von unten, warfen einige Reiter vom Pferd, trieben die übrigen in die Flucht und jagten sie vor sich her, so daß unsere Soldaten in ihrer Panik nicht eher in ihrer Flucht innehielten, als bis sie in Sichtweite unseres Heereszuges gelangt waren.
(3) Bei diesem Gefecht fielen 74 unserer Reiter,
(4) unter diesen Piso Aquitanus"8, ein außerordentlich tapferer Mann von vornehmer Herkunft, dessen Großvater in seinem Stamm die Königswürde besessen hatte und vom Senat mit dem Freundestitel ausgezeichnet worden war. (,5) Als dieser seinem Bruder, den die Feinde abgeschnitten hatten, zu Hilfe kommen wollte, entriß er ihn zwar der Gefahr, doch wurde sein Pferd verwundet und warf ihn ab. Trotzdem kämpfte er höchst tapfer weiter, solange er konnte.
(6) Umringt von Feinden, fiel er endlich schwerverwundet zu Boden. Als sein Bruder, der sich aus dem Kampf zurückgezogen hatte, dies von fern mit ansah, spornte er sein Pferd an, stürzte sich dem Feind entgegen und fand ebenfalls den Tod.
Liber IV.XIII
Hoc facto proelio Caesar neque iam sibi legatos audiendos neque condiciones accipiendas arbitrabatur ab iis qui per dolum atque insidias petita pace ultro bellum intulissent; expectare vero dum hostium copiae augerentur equitatus reverteretur summae dementiae esse iudicabat, et cognita Gallorum infirmitate quantum iam apud eos hostes uno proelio auctoritatis essent consecuti sentiebat; quibus ad consilia capienda nihil spatii dandum existimabat. His constitutis rebus et consilio cum legatis et quaestore communicato, ne quem diem pugnae praetermitteret, oportunissima res accidit, quod postridie eius diei mane eadem et perfidia et simulatione usi Germani frequentes, omnibus principibus maioribusque natu adhibitis, ad eum in castra venerunt, simul, ut dicebatur, sui purgandi causa, quod contra atque esset dictum et ipsi petissent, proelium pridie commisissent, simul ut, si quid possent, de indutiis fallendo impetrarent. Quos sibi Caesar oblatos gavisus illos retineri iussit; ipse omnes copias castris D eduxit equitatumque, quod recenti proelio perterritum esse existimabat, agmen subsequi iussit.
(1) Caesar war nach dieser Schlacht der Ansicht, daß er weder weitere Gesandtschaften anzuhören noch auf Bedingungen einzugehen brauche, die Leute stellten, welche in der hinterlistigen Absicht, ihn in eine Falle zu locken, um Frieden gebeten, jetzt dagegen selbst den Krieg angefangen hatten.
(2) Er hielt es für die größte Dummheit, abzuwarten, bis die feindlichen Truppen Verstärkung erhielten und ihre Reiterei zurückkehrte.
(3) Auch war ihm, da er die Unzuverlässigkeit der Gallier kannte, bewußt, wieviel Ansehen die Feinde bei ihnen schon durch dieses eine Gefecht gewonnen hatten. Er glaubte daher, man dürfe ihnen auch nicht die geringste Zeit lassen, irgendwelche neuen Beschlüsse zu fassen.
(4) Nachdem er sich so entschieden und mit den Legaten und dem Quaestor seinen Plan besprochen hatte, den Kampf nicht für einen einzigen Tag auszusetzen, ereignete sich etwas sehr Vorteilhaftes: An dem auf die Schlacht folgenden Tag kam morgens eine zahlreiche Gesandtschaft der Germanen zu ihm ins Lager, die aus allen ihren Führern und Ältesten bestand. Sie bewiesen damit die schon bekannte Perfidie und Verstellung.
(5) Sie wollten sich, so wurde 1 gesagt, dafür rechtfertigen, daß sie es am Vortag im Widerspruch zu den auf ihren Wunsch hin erfolgten Vereinbarungen zu einer Schlacht hatten kommen lassen. Gleichzeit g wollten sie in betrügerischer Absicht einen Waffenstillstand erreichen, wenn es irgend möglich wäre.
(6) Caesar war hocherfreut, sie in seine Gewalt zu bekommen, und befahl, sie festzuhalten. Dann führte er seine gesamten Truppen aus dem Lager heraus und wies die Reiterei an, den Schluß des Zuges zu bilden, weil er annahm ,daß sie durch das jüngste Gefecht noch verstört sei.
Liber IV.XIV
Acie triplici instituta et celeriter VIII milium itinere confecto, prius ad hostium castra pervenit quam quid ageretur Germani sentire possent. Qui omnibus rebus subito perterriti et celeritate adventus nostri et discessu suorum, neque consilii habendi neque arma capiendi spatio dato perturbantur, copiasne adversus hostem ducere an castra defendere an fuga salutem petere praestaret. Quorum timor cum fremitu et concursu significaretur, milites nostri pristini diei perfidia incitati in castra inruperunt. Quo loco qui celeriter arma capere potuerunt paulisper nostris restiterunt atque inter carros impedimentaque proelium commiserunt; at reliqua multitudo puerorum mulierumque (nam cum omnibus suis domo excesserant Rhenum transierant) passim fugere coepit, ad quos consectandos Caesar equitatum misit.
(1) Er ließ das Heer in dreifacher Schlachtordnung, marschieren und legte einen Weg von acht Meilen so schnell zurück, daß er eher zum Lager des Feindes gelangte, als die Germanen erfassen konnten, was vor sich ging.
(2) Mit einem Schlag gerieten sie in große Panik, weil wir so schnell anrückten, ihre Führer abwesend waren und sie keine Zeit mehr hatten, zu den Waffen zu greifen, geschweige denn einen Kriegsrat abzuhalten. Sie waren so verwirrt, daß sie unsicher waren, ob sie lieber mit ihren Truppen gegen den Feind ausrücken oder aber das Lager verteidigen oder sofort ihr Heil in der Flucht suchen sollten.
(3) Während sich ihre Furcht noch darin zeigte, daß sie schrien und hin- und herliefen, brachen unsere Soldaten, die der Zorn über den Verrat vom Vortag anstachelte, in das Lager ein.
(4) Dort leisteten die, sie sich schnell bewaffnen konnten, unseren Soldaten noch einigen Widerstand und kämpften zwischen den Wagen und dem schweren Gepäck.
(5) Die übrige Menge r, die aus Frauen und Kindern bestand, denn die Germanen waren mit ihrer gesamten Bevölkerung aus der Heimat ausgezogen und über den Rhein gekommen, flüchtete sofort nach allen Richtungen. Um sie einzuholen, sandte Caesar die Reiterei hinter ihnen her.
Liber IV.XV
Germani post tergum clamore audito, cum suos interfiei viderent, armis abiectis signis militaribus relictis se ex castris eiecerunt, et cum ad confluentem Mosae et Rheni pervenissent, reliqua fuga desperata, magno numero interfecto, reliqui se in flumen praecipitaverunt atque ibi timore, lassitudine, vi fluminis oppressi perierunt. Nostri ad unum omnes incolumes, perpaucis vulneratis, ex tanti belli timore, cum hostium numerus capitum CCCCXXX milium fuisset, se in castra receperunt. Caesar iis quos in castris retinuerat discedendi potestatem fecit. Illi supplicia cruciatusque Gallorum veriti, quorum agros vexaverant, remanere se apud eum velle dixerunt. His Caesar libertatem concessit.
(1) Als die Germanen das Geschrei hinter sich hörten und sahen, wie die Ihren getötet wurden, warfen sie ihre Waffen weg, ließen ihre Feldzeichen im Stich und stürzten aus dem Lager. Da ihnen jedoch,
(2) als sie zum Zusammenfluß der Maas und des Rheins gelangten, der weitere Fluchtweg abgeschnitten war, kamen dort viele um, während sich die übrigen in den Fluß stürzten. Von Furcht, Erschöpfung und der reißenden Strömung überwältigt, fanden auch sie den Tod.
(3) Unsere Soldaten blieben alle am Leben und hatten nur ganz wenige Verwundete. So zogen sie sich nach der Furcht, die ihnen ein so großer Krieg eingeflößt hatte die Zahl der Feinde hatte 430 000 betragen wieder in das Lager zurück.
(4) Caesar erlaubte den Männern, die er im Lager festgehalten hatte, abzuziehen.
(5) Da sie jedoch Strafen und Folterungen durch die Gallier befürchteten, deren Land sie verheert hatten, sagten sie, sie wollten lieber bei ihm bleiben. Caesar Überließ ihnen die Entscheidung.
Liber IV.XVI
Germanico bello confecto multis de causis Caesar statuit sibi Rhenum esse transeundum; quarum illa fuit iustissima quod, cum videret Germanos tam facile impelli ut in Galliam venirent, suis quoque rebus eos timere voluit, cum intellegerent et posse et audere populi Romani exercitum Rhenum transire. Accessit etiam quod illa pars equitatus Usipetum et Tencterorum, quam supra commemoravi praedandi frumentandi causa Mosam transisse neque proelio interfuisse, post fugam suorum se trans Rhenum in fines Sugambrorum receperat seque cum his coniunxerat. Ad quos cum Caesar nuntios misisset, qui postularent eos qui sibi Galliae bellum intulissent sibi dederent, responderunt: populi Romani imperium Rhenum finire; si se invito Germanos in Galliam transire non aequum existimaret, cur sui quicquam esse imperii aut potestatis trans Rhenum postularet? Ubii autem, qui uni ex Transrhenanis ad Caesarem legatos miserant, amicitiam fecerant, obsides dederant, magnopere orabant ut sibi auxilium ferret, quod graviter ab Suebis premerentur; vel, si id facere occupationibus rei publicae prohiberetur, exercitum modo Rhenum transportaret: id sibi ad auxilium spemque reliqui temporis satis futurum. Tantum esse nomen atque opinionem eius exercitus Ariovisto pulso et hoc novissimo proelio facto etiam ad ultimas Germanorum nationes, uti opinione et amicitia populi Romani tuti esse possint. Navium magnam copiam ad transportandum exercitum pollicebantur.
(1) Nach dem Ende des Krieges mit den Germanen hielt Caesar es aus vielen Gründen für nötig den Rhein zu überschreiten. Da er sah, wie leicht sich die Germanen verleiten ließen, in Gallien einzufallen, wurde sein Vorhaben am meisten durch die Absicht gerechtfertigt, ihnen Furcht um ihren eigenen Besitz einzuflößen, wenn sie sähen, daß auch das Heer des römischen Volkes imstande sei und es wage, den Rhein zu überschreiten.
(2) Es kam hinzu, daß der Teil der Reiterei der Usipeter und Tencterer, der nicht am Krieg teilgenommen hatte, nach der Flucht der Stammesgenossen sich über den Rhein in das Gebiet zurückgezogen und sich in das Gebiet der Sugambrer zurückgezogen und sich mit diesen vereinigt hatte.
(3) Wie oben erwähnt, war die Reiterei über die Maas gegangen, um Beute zu machen und Getreide zu beschaffen. Als Caesar Gesandte mit der Forderung zu den Sugambrern schickte, die Leute auszuliefern, die mit Gallien und mit ihm Krieg angefangen hätten, erwiderten sie,
(4) der Rhein sei die Grenze der Herrschaft des römischen Volkes. Wenn er es für Unrecht halte, daß die Germanen gegen seinen Willen nach Gallien hinübergingen, könne er jenseits des Rheins keinen Anspruch auf Herrschaft oder Befehlsgewalt erheben.
(5) 15ie Ubier aber, die als einzige von den rechtsrheinischen Stämmen Gesandte an Caesar geschickt, einen Freundschaftsvertrag mit ihm geschlossen und Geiseln gestellt hatten, baten jetzt dringend um Unterstützung, weil sie von den Sueben schwer bedrängt wurden.
(6) Wenn ihn andere politische Aufgaben verhindern sollten, möge er wenigstens ein Heer über den Rhein schicken; das gebe ihnen zunächst genügend Unterstützung und Hoffnung für die Zukunft.
(7) Nach der Niederlage Ariovists und nach dem Ende des letzten Krieges genieße das römische Heer bei ihnen einen derartigen Ruhm und eine derartige Hochschätzung bis zu den f ernsten germanischen Völkern hin, daß ihnen schon das Ansehen und die Freundschaft des römischen Volkes Sicherheit geben könne. Sie sagten zu, eine große Zahl von Schiff en für den Transport des Heeres zur Verfügung zu stellen.
Liber IV.XVII
Caesar his de causis quas commemoravi Rhenum transire decrevat; sed navibus transire neque satis tutum esse arbitrabatur neque suae neque populi Romani dignitatis esse statuebat. Itaque, etsi summa difficultas faciendi pontis proponebatur propter latitudinem, rapiditatem altitudinemque fluminis, tamen id sibi contendendum aut aliter non traducendum exercitum existimabat. Rationem pontis hanc instituit. Tigna bina sesquipedalia. paulum ab imo praeacuta dimensa ad altitudinem fluminis intervallo pedum duorum inter se iungebat. Haec cum machinationibus immissa in flumen defixerat fistucisque adegerat, non sublicae modo derecte ad perpendiculum, sed prone ac fastigate, ut secundum naturam fluminis procumberent, iis item contraria duo ad eundem modum iuncta intervallo pedum quadragenum ab inferiore parte contra vim atque impetu fluminis conversa statuebat. Haec utraque insuper bipedalibus trabibus immissis, quantum eorum tignorum iunctura distabat, binis utrimque fibulis ab extrema parte distinebantur; quibus disclusis atque in contrariam partem revinctis, tanta erat operis firmitudo atque ea rerum natura ut, quo maior vis aquae se incitavisset, hoc artius inligata tenerentur. Haec derecta materia iniecta contexebantur ac longuriis cratibusque consternebantur; ac nihilo setius sublicae et ad inferiorem partem fluminis oblique agebantur, quae pro ariete subiectae et cum omni opere coniunctae vim fluminis exciperent, et aliae item supra pontem mediocri spatio, ut, si arborum trunci sive naves deiciendi operis causa essent a barbaris missae, his defensoribus earum rerum vis minueretur neu ponti nocerent.
(1) Ich habe oben erwähnt, daß diese Gründe Caesar veranlaßt hatten, den Rhein zu überschreiten. Er glaubte jedoch, es sei nicht sicher genug, dies mit Schiffen durchzuführen, auch meinte er, es entspreche nicht dem Ansehen, das er und das römische Volk genossen.
(2) Obwohl sich zeigte, daß der Bau einer Brücke auf Grund der Breite, Tiefe und reißenden Strömung des Flusses mit größten Schwierigkeiten verbunden war, glaubte er dennoch, er müsse den Versuch dazu unternehmen oder andernfalls darauf verzichten, das Heer hinüberzuführen.
(3) Er entwickelte folgendes Verfahren für den Bau der Brücke. Je zwei eineinhalb Fuß starke Balken wurden unten etwas angespitzt und ihr Maß der Tiefe des Flusses angepaßt. Die Paare wurden in einem Abstand von zwei Fuß miteinander verbunden.
(4) Dann wurden sie mit Kräften in den Fluß versenkt, fest in Stellung gebracht und durch Rammen in den Grund getrieben. Sie standen nicht senkrecht wie gewöhnliche Brückenpfähle, sondern waren schräg nach vorn geneigt wie Dachsparren, so daß sie der Strömung des Flusses keinen Widerstand boten.
(5) Ihnen gegenüber brachte Caesar in einer Entfernung von 40 Fuß jeweils zwei auf dieselbe Weise verbundene Pfähle an, die von unten her gegen die Gewalt und den Druck der Strömung geneigt waren.
(6) Quer auf die Pfahlpaare wurden zwei Fuß dicke Balken gelegt. Dabei wurde der Abstand, den das Verbindungsgerüst zwischen den Pfählen eines Paares herstellte, auf beiden Seiten durch je zwei Bolzen am oberen Ende der Pfähle gesichert.
(7) Da damit die Balken eines Pfahlpaares auseinandergehalten wurden und jeweils in entgegengesetzter Richtung sicher befestigt waren, stand der Bau so unerschütterlich und erhielt eine solche Beschaffenheit, daß die Verbindung zwischen den Pfahlpaaren um so stärker wurde, je kräftiger die Strömung dagegen andrang.
(8) Hierauf wurden die Pfahlpaare in Querrichtung mit horizontalen Balken belegt und miteinander verbunden. Das Brückengerüst deckte man mit Stangen und Flechtwerk.
(9) Nicht genug damit, es wurde flußabwärts weitere Pfähle in schräger Richtung eingerammt, die man als Wellenbrecher anbrachte und mit dem ganzen Bau verband, so daß sie die Gewalt der Strömung brachen.
(10) Oberhalb der Brücke wurden in einigem Abstand weitere Pfähle eingerammt, die zum Schutz dienen sollten gegen Baumstämme oder Schiffe, die die Barbaren vielleicht flußabwärts schickten, um die Brücke zum Einsturz zu bringen. Sie sollten deren Stoßkraft abschwächen, damit sie die Brücke nicht beschädigten.
Liber IV.XVIII
Diebus X, quibus materia coepta erat comportari, omni opere effecto exercitus traducitur. Caesar ad utramque partem pontis firmo praesidio relicto in fines Sugambrorum contendit. Interim a compluribus civitatibus ad eum legati veniunt; quibus pacem atque amicitiam petentibus liberaliter respondet obsidesque ad se adduci iubet. At Sugambri, ex eo tempore quo pons institui coeptus est fuga comparata, hortantibus iis quos ex Tencteris atque Usipetibus apud se habebant, finibus suis excesserant suaque omnia exportaverant seque in solitudinem ac silvas abdiderant.
(1) Zehn Tage, nachdem man begonnen hatte, das Holz heranzuschaffen, war das ganze Werk vollendet, und das Heer zog hinüber.
(2) Caesar ließ auf beiden Seiten der Brücke eine starke Wachabteilung zurück und zog rasch in das Gebiet der Sugambrer.
(3) Während dieser Zeit erschienen Gesandte von verschiedenen Stämmen bei ihm. Er kam ihrer Bitte nach Frieden großzügig, entgegen und forderte sie auf, ihm Geiseln zu stellen.
(4) Von dem Zeitpunkt an, als mit dem Brückenbau begonnen wurde, hatten die Sugambrer auf Anraten einiger Usipeter und Tencterer, die sich bei ihnen befanden, Vorbereitungen für die Flucht getroffen und waren aus ihrem Gebiet abgezogen. Sie nahmen ihren gesamten Besitz mit und verbargen sich in der Einsamkeit der Wälder.
Liber IV.XIX
Caesar paucos dies in eorum finibus moratus, omnibus vicis aedificiisque incensis frumentisque succisis, se in fines Ubiorum recepit atque his auxilium suum pollicitus, si a Suebis premerentur, haec ab iis cognovit: Suebos, postea quam per exploratores pontem fieri comperissent, more suo concilio habito nuntios in omnes partes dimisisse, uti de oppidis demigrarent, liberos, uxores suaque omnia in silvis deponerent atque omnes qui arma ferre possent unum in locum convenirent. Hunc esse delectum medium fere regionum earum quas Suebi obtinerent; hic Romanorum adventum expectare atque ibi decertare constituisse. Quod ubi Caesar comperit, omnibus iis rebus confectis, quarum rerum causa exercitum traducere constituerat, ut Germanis metum iniceret, ut Sugambros ulcisceretur, ut Ubios obsidione liberaret, diebus omnino XVIII trans Rhenum consumptis, satis et ad laudem et ad utilitatem profectum arbitratus se in Galliam recepit pontemque rescidit.
(1) Caesar hielt sich nur wenige Tage in ihrem Gebiet auf, um alle Dörfer und Gehöfte in Brand zu stecken und das Getreide auf den Feldern zu schneiden, ehe er sich in das Land der Ubier zurückzog. Diesen sagte er Hilfe zu, falls sie von den Sueben bedrängt würden, und erfuhr dabei folgendes von ihnen:
(2) Nachdem die Sueben durch Späher vom Bau der Brücke erfahren hatten, beriefen sie, ihren Bräuchen folgend, einen Landtag ein. Durch Boten ließen sie die Bevölkerung aller Teile ihres Landes auffordern, die Städte zu verlassen und Frauen, Kinder und allen Besitz in die Wälder zu schaffen. Die Wehrfähigen sollten sich alle an einem Ort versammeln.
(3) Dazu hatten sie einen Platz gewählt, der etwa in der Mitte des gesamten Gebiets lag, das sie in ihrem Besitz hatten. Sie waren entschlossen, an dieser Stelle die Ankunft der Römer abzuwarten und es hier zur entscheidenden Schlacht kommen zu lassen.
(4) Als Caesar dies erfuhr, stellte er fest, daß er alles erreicht hatte, was Anlaß zu seinem Entschluß gewesen war, das Heer über den Rhein zu führen: Er hatte den Germanen Angst eingejagt, die Sugambrer bestraft und die Ubier von dem Druck durch die Sueben befreit. Daher glaubte er, nach einem Aufenthalt von insgesamt 18 Tagen auf dem jenseitigen Rheinufer sei genug für das Ansehen und die politischen Interessen des römischen Volkes geschehen. Er zog sich wieder nach Gallien zurück und ließ die Brücke abreißen.
Liber IV.XX
Exigua parte aestatis reliqua Caesar, etsi in his locis, quod omnis Gallia ad septentriones vergit, maturae sunt hiemes, tamen in Britanniam proficisci contendit, quod omnibus fere Gallicis bellis hostibus nostris inde subministrata auxilia intellegebat, et si tempus anni ad bellum gerendum deficeret, tamen magno sibi usui fore arbitrabatur, si modo insulam adiisset, genus hominum perspexisset, loca, portus, aditus cognovisset; quae omnia fere Gallis erant incognita. Neque enim temere praeter mercatores illo adit quisquam, neque his ipsis quicquam praeter oram maritimam atque eas regiones quae sunt contra Galliam notum est. Itaque vocatis ad se undique mercatoribus, neque quanta esset insulae magnitudo neque quae aut quantae nationes incolerent, neque quem usum belli haberent aut quibus institutis uterentur, neque qui essent ad maiorem navium multitudinem idonei portus reperire poterat.
(1) Obwohl sich der Sommer dem Ende zuneigte und der Winter in dieser Gegend sehr früh beginnt, da Gallien in den nördlichen Breiten liegt, wollte Caesar unbedingt nach Britannien aufbrechen, weil er immer wieder sah, daß in fast allen gallischen Kriegen die Feinde von dort mit Hilfstruppen unterstützt wurden.
(2) Auch wenn die Jahreszeit es nicht mehr erlaubte, einen Krieg zu führen; glaubte er dennoch, es bringe für ihn Vorteile mit sich, wenn er nur auf der Insel landete, die Menschen dort genauer kennenlernte und Informationen über die Gegend, die Häfen und die übrigen Landungsmöglichkeiten sammelte.
(3) Das alles war den Galliern in der Regel nicht bekannt. Außer Handelsleuten ist niemand sonst so verwegen, die Bewohner dieser Insel aufzusuchen, und selbst diese kennen nur die Küste und die Gegend, die Gallien gegenüber liegt .241
(4) Obwohl Caesar von überall her Handelsleute zu sich rief, konnte er weder von ihnen erfahren, wie groß die Insel sei, noch, welche Völker sie bewohnten, noch, wie groß die Bevölkerungsdichte sei. Ebensowenig erhielt er Auskunft über ihre Art, Krieg zu führen, oder über das Recht, nach dem sie lebten, und endlich auch nicht darüber, welche Häfen für die Landung größerer Schiffe geeignet seien.
Liber IV.XXI
Ad haec cognoscenda, prius quam periculum faceret, idoneum esse arbitratus C. Volusenum cum navi longa praemittit. Huic mandat ut exploratis omnibus rebus ad se quam primum revertatur. Ipse cum omnibus copiis in Morinos proficiscitur, quod inde erat brevissimus in Britanniam traiectus. Huc naves undique ex finitimis regionibus et quam superiore aestate ad Veneticum bellum fecerat classem iubet convenire. Interim, consilio eius cognito et per mercatores perlato ad Britannos, a compluribus insulae civitatibus ad eum legati veniunt, qui polliceantur obsides dare atque imperio populi Romani obtemperare. Quibus auditis, liberaliter pollicitus hortatusque ut in ea sententia permanerent, eos domum remittit et cum iis una Commium, quem ipse Atrebatibus superatis regem ibi constituerat, cuius et virtutem et consilium probabat et quem sibi fidelem esse arbitrabatur cuiusque auctoritas in his regionibus magni habebatur, mittit. Huic imperat quas possit adeat civitates horteturque ut populi Romani fidem sequantur seque celeriter eo venturum nuntiet. Volusenus perspectis regionibus omnibus quantum ei facultatis dari potuit, qui navi egredi ac se barbaris committere non auderet, V. die ad Caesarem revertitur quaeque ibi perspexisset renuntiat.
(1) Er hielt es daher für angebracht, C. Volusenus mit einem Kriegsschiff vorauszuschicken, um dies zu erforschen, bevor er sich in irgendeine Gefahr begab.
(2) Er beauftragte ihn, alles auszukundschaften und dann so schnell wie möglich zu ihm zurückzukehren.
(3) Er selbst setzte sich mit allen Truppen in das Gebiet der Moriner in Marsch, weil von dort die Überfahrt nach Britannien am kürzesten war .
(4) Hierher ließ er aus allen Richtungen Schiffe von den benachbarten Gebieten und die Flotte zusammenkommen, die im Sommer zuvor für den Krieg gegen die Veneter gebaut worden war.
(5) Da in der Zwischenzeit sein Plan bekannt geworden und durch Händler den Britanniern übermittelt worden war, kamen von einigen Stämmen dieser Insel Gesandte zu ihm. Sie sagten ihm die Stellung von Geiseln zu und wollten sich der Herrschaft des römischen Volkes unterwerfen.
(6) Caesar hörte sie an, machte ihnen großzügige Zusagen und forderte sie auf, bei diesem Entschluß zu bleiben. Dann schickte er sie in ihre Heimat zurück; er gab ihnen Commius mit,
(7) den er nach dem Sieg über die Atrebaten als deren König eingesetzt hatte und von dessen Tüchtigkeit und Einsicht er überzeugt war. Zudem hielt er ihn für einen ihm ergebenen Mann, dessen Ansehen in diesen Gegenden sehr viel galt.
(8) Er gab ihm den Auftrag, die Stämme aufzusuchen, die er erreichen könne, und ihnen nahezulegen, sich unter den Schutz des römischen Volkes zu stellen. Gleichzeitig sollte er melden, Caesar selbst werde in Kürze eintreffen,
(9) Volusenus nahm die gesamten Gebiete in Augenschein, so gut es einem Mann gelingen konnte, der nicht wagte, das Schiff zu verlassen und sich damit den Barbaren auszuliefern. Nach vier Tagen kehrte er zu Caesar zurück und berichtete, was er dort gesehen habe.
Liber IV.XXII
Dum in his locis Caesar navium parandarum causa moratur, ex magna parte Morinorum ad eum legati venerunt, qui se de superioris temporis consilio excusarent, quod homines barbari et nostrae consuetudinis imperiti bellum populo Romano fecissent, seque ea quae imperasset facturos pollicerentur. Hoc sibi Caesar satis oportune accidisse arbitratus, quod neque post tergum hostem relinquere volebat neque belli gerendi propter anni tempus facultatem habebat neque has tantularum rerum occupationes Britanniae anteponendas iudicabat, magnum iis numerum obsidum imperat. Quibus adductis eos in fidem recipit. Navibus circiter LXXX onerariis coactis contractisque, quot satis esse ad duas transportandas legiones existimabat, quod praeterea navium longarum habebat quaestori, legatis praefectisque distribuit. Huc accedebant XVIII onerariae naves, quae ex eo loco a milibus passuum VIII vento tenebantur quo minus in eundem portum venire possent: has equitibus tribuit. Reliquum exercitum Q. Titurio Sabino et L. Aurunculeio Cottae legatis in Menapios atque in eos pagos Morinorum a quibus ad eum legati non venerant ducendum dedit. P. Sulpicium Rufum legatum cum eo praesidio quod satis esse arbitrabatur portum tenere iussit.
(1) Während sich Caesar in dieser Gegend aufhielt, um die Flotte zusammenzustellen, kamen von einem großen Teil der Moriner Gesandte zu ihm, um sich für die Pläne, die sie in der vergangenen Zeit Verfolgt hatten, zu entschuldigen und darzulegen' daß sie Krieg gegen das römische Volk geführt hätten, weil sie als barbarische Völker nicht mit unseren Gewohnheiten vertraut gewesen seien. Sie versprachen, alle Forderungen Caesars in Zukunft zu erfüllen.
(2) Caesar hielt dies für ein glückliches Zusammentreffen, weil er in seinem Rücken keinen Feind zurücklassen wollte, auf Grund der Jahreszeit jedoch auch keine Gelegenheit mehr hatte, sich kriegerisch mit ihnen auseinanderzusetzen. Auch war er der Ansicht, daß die Beschäftigung mit so geringfügigen Angelegenheiten hinter dem Zug nach Britannien zurückzustehen habe. Daher befahl er ihnen nur, eine große Zahl von Geiseln zu stellen.
(3) Sobald sie sie herbeigebracht hatten, nahm er ihre freiwillige Unterwerfung an. Nachdem etwa 80 Lastschiffe zusammengekommen waren und somit nach seinem Ermessen eine ausreichende Zahl zur Verfügung stand, um zwei Legionen zu transportieren, verteilte er die Kriegsschiffe, über die er zusätzlich verfügte, auf die Legaten, den Quaestor und die Praefecten.
(4) Hinzu kamen noch 18 Lastschiffe, die in einer Entfernung von 8 Meilen durch den Wind aufgehalten wurden, so daß sie nicht in denselben Hafen einlaufen konnten. Diese wies er den Reitern zu.
(5) Das übrige Heer ließ er unter den Legaten Q. Titurius Sabinus und L. Aurunculeius Cotta gegen die Menapier und die Gaue der Moriner marschieren, von denen noch keine Gesandtschaften zu ihm gekommen waren.
(6) Der Legat P. Sulpicius Rufus erhielt den Befehl, den Hafen mit einer Schutztruppe besetzt zu halten, in einer zahlenmäßigen Stärke, die Caesar ausreichend schien.
Liber IV.XXIII
His constitutis rebus, nactus idoneam ad navigandum tempestatem III. fere vigilia solvit equitesque in ulteriorem portum progredi et naves conscendere et se sequi iussit. A quibus cum paulo tardius esset administratum, ipse hora diei circiter IIII. cum primis navibus Britanniam attigit atque ibi in omnibus collibus eitas hostium copias armatas conspexit. Cuius loci haec erat natura atque ita montibus angustis mare continebatur, uti ex locis superioribus in litus telum adigi posset. Hunc ad egrediendum nequaquam idoneum locum arbitratus, dum reliquae naves eo convenirent ad horam nonam in ancoris expectavit. Interim legatis tribunisque militum convocatis et quae ex Voluseno cognovisset et quae fieri vellet ostendit monuitque, ut rei militaris ratio, maximeque ut maritimae res postularent, ut, cum celerem atque instabilem motum haberent, ad nutum et ad tempus D omnes res ab iis administrarentur. His dimissis, et VII ab eo loco progressus aperto ac plano litore naves constituit.
(1) Sobald nach Anordnung dieser Maßnahmen günstiges Wetter für die Seefahrt eintrat, ließ er etwa um die 3. Nachtwache die Schiffe ablegen. Vorher befahl er den Reitern, in den anderen Hafen vorzurücken, sich dort an Bord zu begeben und ihm zu folgen.
(2) Während sie diesen Befehl etwas zu zögernd ausführten, kam Caesar selbst schon etwa um die 4. Stunde des Tages mit den ersten Schiffen an der britannischen Küste an und stellte fest, daß dort auf allen Anhöhen bewaffnete feindliche Truppen aufgestellt waren.
(3) Dieser Ort war dergestalt beschaffen, daß man, da die Berge sehr nahe ans Meer heranrückten, den Strand von den Höhen aus mit Wurfgeschossen erreichen konnte.
(4) Da Caesar diese Stelle als Landeplatz für völlig ungeeignet hielt, ließ er Anker werfen und wartete bis zur 9. Stunde darauf, daß die übrigen Schiffe dort einträfen.
(5) In der Zwischenzeit versammelte er die Legaten und Militärtribunen und erklärte ihnen, was er von Volusenus erfahren hatte und was nun geschehen sollte. Er ermahnte sie, alle Befehle auf seinen Wink hin augenblicklich auszuführen, wie es die Strategie, vor allem auf See, wo sich die Lage schnell und immerfort verändere, erfordere.
(6) Nachdem er sie entlassen hatte, gab er das Signal, die Anker zu lichten, da gleichzeitig die Flut einsetzte und ein günstiger Wind aufkam, und fuhr etwa 7 Meilen weiter. In der Nähe einer unbewaldeten und ebenen Stelle ließ er die Schiffe vor Anker gehen.
Liber IV.XXIV
At barbari, consilio Romanorum cognito praemisso equitatu et essedariis, quo plerumque genere in proeliis uti consuerunt, reliquis copiis subsecuti nostros navibus egredi prohibebant. Erat ob has causas summa difficultas, quod naves propter magnitudinem nisi in alto constitui non poterant, militibus autem, ignotis locis, impeditis manibus, magno et gravi onere armorum oppressis simul et de navibus desiliendum et in auctibus consistendum et cum hostibus erat pugnandum, cum illi aut ex arido aut paulum in aquam progressi omnibus membris expeditis, notissimis locis, audacter tela coicerent et equos insuefactos incitarent. Quibus rebus nostri perterriti atque huius omnino generis pugnae imperiti, non eadem alacritate ac studio quo in pedestribus uti proeliis consuerant utebantur.
(1) Die Barbaren durchschauten jedoch den Plan der Römer, schickten ihre Reiterei und die Kriegswagen voraus, die sie in Kämpfen in der Regel einzusetzen pflegen, und folgten mit den übrigen Truppen unverzüglich nach. Sie hinderten unsere Soldaten am Verlassen der Schiffe,
(2) so daß die Lage für uns sehr schwierig wurde, denn die Schiffe konnten wegen ihres Ausmaßes nur in größerer Tiefe vor Anker gehen, während unsere Soldaten das Gelände nicht kannten und ihre Hände nicht gebrauchen konnten, weil sie mit dem Gewicht der vielen Waffen belastet waren, Trotzdem sollten sie zugleich von den Schiffen springen, im Wasser Halt finden und mit den Feinden kämpfen.
(3) Diese waren mit der Gegend wohlvertraut, befanden sich im Trockenen oder waren nur wenig ins Wasser vorgerückt, so daß sie alle ihre Glieder frei gebrauchen konnten. Sie schleuderten kühn ihre Wurfgeschosse und trieben ihre Pferde an, die an diese Kampfesweise gewöhnt waren.
(4) Das alles versetzte unsere Soldaten in Panik, und da sie in dieser Art von Kampf völlig unerfahren waren, gingen sie nicht mit derselben Lebhaftigkeit und Begeisterung vor, die sie gewöhnlich zeigten, wenn zu Fuß gekämpft wurde.
Liber IV.XXV
Quod ubi Caesar animadvertit, naves longas, quarum et species erat barbaris inusitatior et motus ad usum expeditior, paulum removeri ab onerariis navibus et remis incitari et ad latus apertum hostium constitui atque inde fundis, sagittis, tormentis hostes propelli ac submoveri iussit; quae res magno usui nostris fuit. Nam et navium figura et remorum motu et inusitato genere tormentorum permoti barbari constiterunt ac paulum modo pedem rettulerunt. Atque nostris militibus cunctantibus, maxime propter altitudinem maris, qui X legionis aquilam gerebat, obtestatus deos, ut ea res legioni feliciter eveniret, ' desilite', inquit, ' milites, nisi vultis aquilam hostibus prodere; ego certe meum rei publicae atque imperatori officium praestitero.' Hoc cum voce magna dixisset, se ex navi proiecit atque in hostes aquilam ferre coepit. Tum nostri cohortati inter se, ne tantum dedecus admitteretur, universi ex navi desiluerunt. Hos item ex proximis primi navibus cum conspexissent, subsecuti hostibus adpropinquaverunt.
(1) Als Caesar dies bemerkte, ließ er die leichter zu manövrierenden Kriegsschiffe, deren Anblick dem Feind ungewohnter war, etwas von den Lastschiffen wegrudern, ihre Geschwindigkeit erhöhen und vor der offenen Flanke des Feindes vor Anker gehen. Von hier aus sollten die Soldaten die Feinde mit Schleudern, Bogen und schweren Geschützen zurücktreiben und in die Flucht schlagen.
(2) Diese Maßnahme erwies sich für uns als sehr nützlich, denn die Form der Schiffe, die Bewegung der Ruder und die ungewohnten, schweren Geschütze beeindruckten die Feinde so, daß sie stehenblieben und, wenn auch nur wenig, zurückwichen.
(3) Als unsere Soldaten vor allem wegen der Tiefe des Wassers immer noch zögerten, beschwor der Adlerträger der 10. Legion die Götter, der Legion einen glücklichen Ausgang dieses Unternehmens zu gewähren, und rief: »Springt herab, Kameraden, wenn ihr den Adler nicht den Feinden ausliefern wollt. Ich jedenfalls werde meine Pflicht gegen den Staat und gegen den Feldherrn erfüllen.«
(4) Sobald er dies mit lauter Stimme gerufen hatte, sprang er vom Schiff und trug den Adler gegen die Feinde voran.
(5) Da feuerten sich unsere Soldaten gegenseitig an, eine derartige Schande nicht zuzulassen, und sprangen alle vom Schiff.
(6) Als die Soldaten von den nächsten Schiffen sie beobachteten, folgten sie ihnen sofort und rückten gegen den Feind vor.
Liber IV.XXVI
Pugnatum est ab utrisque acriter. Nostri tamen, quod neque ordines servare neque firmiter insistere neque signa subsequi poterant atque alius alia ex navi quibuscumque signis occurrerat se adgregabat, magnopere perturbabantur; hostes vero, notis omnibus vadii, ubi ex litore aliquos singulares ex navi egredientes conspexerant, incitatis equis impeditos adoriebantur, plures paucos circumsistebant, alii ab latere aperto in universos tela coiciebant. Quod cum animadvertisset Caesar, scaphas longarum navium, item speculatoria navigia militibus compleri iussit, et quos laborantes conspexerat, his subsidia submittebat. Nostri, simul in arido constiterunt, suis omnibus consecutis, in hostes impetum fecerunt atque eos in fugam dederunt; neque longius prosequi potuerunt, quod equites cursum tenere atque insulam capere non potuerant. Hoc unum ad pristinam fortunam Caesari defuit.
(1) Auf beiden Seiten wurde hart gekämpft. Da unsere Soldaten jedoch keinen festen Stand finden konnten, war es ihnen unmöglich, ihre Ordnung aufrechtzuerhalten. Da sie ihren eigenen Feldzeichen nicht folgen konnten und sich, e nachdem, von welchem Schiff sie gerade kamen, dem Feldzeichen anschlossen, auf das sie stießen, gerieten sie sehr in Verwirrung.
(2) Die Feinde dagegen kannten jede flache Stelle, und sobald sie vom Strand aus einzelne von Bord gehen sahen, spornten sie ihre Pferde an und drangen auf die durch ihr Gepäck behinderten Soldaten ein.
(3) Eine größere Zahl von ihnen umzingelte jeweils einige wenige, während die übrigen von der offenen Flanke her ihre Wurfgeschosse auf alle unsere Soldaten schleuderten.
(4) Als Caesar dies bemerkte, ließ er die Rettungsboote der Kriegsschiffe und ebenso die Aufklärungsschiffe mit Soldaten besetzen und schickte sie den übrigen Soldaten zu Hilfe, wenn er sah, daß sie in Bedrängnis geraten waren.
(5) Sobald unsere Soldaten an Land Fuß gefaßt hatten, griffen sie, gefolgt vom ganzen übrigen Heer, die Feinde an und schlugen sie in die Flucht. Sie konnten sie jedoch nicht allzuweit verfolgen, weil die Reiter nicht in der Lage gewesen waren, ihren Kurs zu halten und die Insel zu erreichen. Dies war das einzige, was zum bewährten Kriegsglück Caesars fehlte.
Liber IV.XXVII
Hostes proelio superati, simul atque se ex fuga receperunt, statim ad Caesarem legatos de pace miserunt; obsides sese daturos quaeque imperasset facturos polliciti sunt. Una cum his legatis Commius Atrebas venit, quem supra demonstraveram a Caesare in Britanniam praemissum. Hunc illi e navi egressum, cum ad eos oratoris modo Caesaris mandata deferret, comprehenderant atque in vincula coniecerant; tum proelio facto remiserunt et in petenda pace eius rei culpam in multitudinem contulerunt et propter imprudentiam ut ignosceretur petiverunt. Caesar questus quod, cum ultro in continentem legatis missis pacem ab se petissent, bellum sine causa intulissent, ignoscere se imprudentiae dixit obsidesque imperavit; quorum illi partem statim dederunt, partem ex longinquioribus locis arcessitam paucis diebus sese daturos dixerunt. Interea suos in agros remigrare iusserunt, principesque undique convenire et se civitatesque suas Caesari commendare coeperunt.
(1) Sobald sich die Feinde nach ihrer Niederlage und anschließenden Flucht wieder gesammelt hatten, schickten sie umgehend Gesandte mit der Bitte um Frieden an Caesar. Sie sagten zu, Geiseln zu stellen und alle seine Forderungen zu erfüllen.
(2) Gemeinsam mit den Gesandten erschien der Atrebate Commius, den Caesar, wie oben erwähnt, nach Britannien vorausgeschickt hatte.
(3) Als er an Land gegangen war und den Feinden als Unterhändler die Aufträge Caesars übermitteln wollte, hatten sie ihn ergriffen und in Fesseln geschlagen.
(4) Nach der Schlacht ließen sie ihn wieder frei und machten bei den Friedensverhandlungen die Masse ihrer Bevölkerung für seine Gefangennahme verantwortlich. Sie baten, dem Volk diese unüberlegte Handlung nicht anzulasten.
(5) Caesar warf ihnen vor, daß sie ohne Ursache mit dem Krieg begonnen hätten, obwohl sie vorher aus freien Stücken Gesandtschaften aufs Festland geschickt hätten, um ihn um Frieden zu bitten. Er sagte ihnen jedoch zu, diese Unüberlegtheit zu verzeihen, und forderte die Stellung von Geiseln.
(6) Die Britannier lieferten sofort einen Teil davon aus, während sie erklärten, den Rest in wenigen Tagen übergeben zu wollen: Sie müßten diese Geiseln aus weiter entfernten Gebieten herbeiholen.
(7) In der Zwischenzeit befahlen sie, daß die Bevölkerung aufs Land zurückkehren solle, während die führenden Männer allmählich von allen Seiten zusammenkamen, um sich und ihre Stämme dem Wohlwollen Caesars zu empfehlen.
Liber IV.XXVIII
His rebus pace confirmata, post diem quartum quam est in Britanniam ventum naves XVIII, de quibus supra demonstratum est, quae equites sustulerant, ex superiore portu leni vento solverunt. Quae cum adpropinquarent Britanniae et ex castris viderentur, tanta tempestas subito coorta est ut nulla earum cursum tenere posset, sed aliae eodem unde erant profectae referrentur, aliae ad inferiorem partem insulae, quae est propius solis occasum, magno suo cum periculo deicerentur; quae tamen ancoris iactis cum fluctibus complerentur, necessario adversa nocte in altum provectae continentem petierunt.
(1) Nachdem dadurch der Frieden bereits hergestellt worden war, verließen vier Tage nach Caesars Ankunft in Britannien die 18 Schiffe, die, wie oben erwähnt, die Reiter an Bord genommen hatten, bei leichter Brise den entfernten Hafen - auf dem Festland.
(2) Als sie sich der britannischen Küste näherten und schon vom Lager aus gesichtet wurden, erhob sich plötzlich ein derartiger Sturm, daß keines der Schiffe seinen Kurs halten konnte. Die einen wurden zurückgeworfen, woher sie ausgelaufen waren, die anderen gerieten in Seenot und wurden zum südlichen Teil der Insel, der näher nach Westen liegt, abgetrieben.
(3) Obwohl sie vor Anker gingen, wurden sie von den Fluten überspült, so daß sie gezwungen waren, bei anbrechender Nacht wieder in See zu stechen und Kurs auf das Festland zu nehmen.
Liber IV.XXIX
Eadem nocte accidit ut esset luna plena, qui dies a maritimos aestus maximos in Oceano efficere consuevit, nostrisque id erat incognitum. Ita uno tempore et longas naves, [quibus Caesar exercitum transportandum curaverat,] quas Caesar in aridum subduxerat, aestus complebat, et onerarias, quae ad ancoras erant deligatae, tempestas adflictabat, neque ulla nostris facultas aut administrandi aut auxiliandi dabatur. Compluribus navibus fractis, reliquae cum essent funibus, ancoris reliquisque armamentis amissis ad navigandum inutiles, magna, id quod necesse erat accidere, totius exercitus perturbatio facta est. Neque enim naves erant aliae quibus reportari possent, et omnia deerant quae ad reficiendas naves erant usui, et, quod omnibus constabat hiemari in Gallia oportere, frumentum in his locis in hiemem provisum non erat.
(1) Es traf sich, daß in dieser Nacht Vollmond war. Zu diesem Zeitpunkt treten auf dem Ozean gewöhnlich Springfluten auf. Dies war den Unseren jedoch unbekannt.
(2) Daher überspülte die Flut die Kriegsschiffe, die Caesar für den Transport des Heeres hatte bereitstellen lassen und die auf den Strand gezogen worden waren. Gleichzeitig beschädigte der Sturm die Lastschiffe, die vor Anker lagen, und so war es uns unmöglich geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Abhilfe zu schaffen.
(3) Mehrere Schiffe brachen auseinander, die übrigen wurden seeuntüchtig, da sie Taue, Anker und die übrige Ausrüstung verloren, und es kam, wie es kommen mußte, beim ganzen Heer zu einer großen Verwirrung.
(4) Es gab nämlich keine anderen Schiffe, die das Heer zurückbringen konnten, zudem fehlte alles, was notwendig gewesen wäre, um die Schiffe wieder instand zu setzen. Da alle fest geglaubt hatten, man müsse in Gallien überwintern, hatte man auch keine Vorsorge getroffen, um hier die Getreideversorgung für den Winter sicherzustellen.
Liber IV.XXX
Quibus rebus cognitis, principes Britanniae, qui post proelium ad Caesarem convenerant, inter se conlocuti, cum et equites et naves et frumentum Romanis deesse intellegerent et paucitatem militum ex castrorum exiguitate cognoscerent, quae hoc erant etiam angustior quod sine impedimentis Caesar legiones transportaverat, optimum factu esse duxerunt rebellione facta frumento commeatuque nostros prohibere et rem in hiemem producere, quod his superatis aut reditu interclusis neminem postea belli inferendi causa in Britanniam transiturum confidebant. Itaque rursus coniuratione facta paulatim ex castris discedere et suos clam ex agris deducere coeperunt.
(1) Als dies bekannt wurde, trafen sich die führenden Männer Britanniens, die nach der Schlacht gemeinsam zu Caesar gekommen waren, zu einem Gespräch. Sie sahen, daß es den Römern an Reitern, Schiffen und Getreide fehlte, und schlossen auf eine ganz geringe Zahl von römischen Soldaten, da das Lager sehr geringe Ausmaße hatte, was jedoch auch dadurch gekommen war, daß Caesar die Legionen ohne schweres Gepäck herübergebracht hatte.
(2) Die Britannier hielten es für das beste, zunächst den Kampf wieder aufzunehmen, dann unsere Soldaten von Getreide und Nachschub abzuschneiden und den Kampf bis in den Winter hinzuziehen. Sie vertrauten fest darauf, daß in Zukunft niemand mehr nach Britannien übersetzen würde, um dort Krieg zu führen, wenn das römische Heer geschlagen oder ihm der Rückweg abgeschnitten sei.
(3) Daher machten sie erneut eine Verschwörung und begannen, sich allmählich aus dem Lager zu entfernen und heimlich ihre Leute vom Land zurückzuholen.
Liber IV.XXXI
At Caesar, etsi nondum eorum consilia cognoverat, tamen et ex eventu navium suarum et ex eo quod obsides dare intermiserant fore id quod accidit suspicabatur. Itaque ad omnes casus subsidia comparabat. Nam et frumentum ex agris cotidie in castra conferebat et, quae gravissime adflictae erant naves, earum materia atque aere ad reliquas reficiendas utebatur et quae ad eas res erant usui ex continenti comportari iubebat. Itaque, cum summo studio a militibus administraretur, XII navibus amissis, reliquis ut navigari satis commode posset effecit.
(1) Obwohl Caesar noch nichts von ihren Plänen erfahren hatte, ließen das Mißgeschick seiner Schiff e und die Tatsache, daß die Britannier die Auslieferung der Geiseln unterbrachen, in ihm den Verdacht aufkommen, daß das eintreten werde, was dann wirklich geschah.
(2) Daher traf er für jeden möglichen Fall Schutzmaßnahmen: Täglich ließ er Getreide von den Feldern ins Lager schaffen und benutzte das Holz und das Eisen der am schwersten beschädigten Schiffe, um die übrigen damit auszubessern. Gleichzeitig ließ er alles für die Reparatur und Ausrüstung Notwendige vom Festland nach Britannien bringen.
(3) Da die Soldaten seine Anordnungen mit höchstem Eifer ausführten, gelang es ihm, indem er den Verlust von zwölf Schiffen in Kauf nahm, die übrigen wieder seetüchtig zu machen.
Liber IV.XXXII
Dum ea geruntur, legione ex consuetudine una frumentatum missa, quae appellabatur VII, neque ulla ad id tempus belli suspicione interposita, cum pars hominum in agris remaneret, pars etiam in castra ventitaret, ii qui pro portis castrorum in statione erant Caesari nuntiaverunt pulverem maiorem quam consuetudo ferret in ea parte videri quam in partem legio iter fecisset. Caesar id quod erat suspicatus aliquid novi a barbaris initum consilii, cohortes quae in statione erant secum in eam partem proficisci, ex reliquis duas in stationem succedere, reliquas armari et confestim sese subsequi iussit. Cum paulo longius a castris processisset, suos ab hostibus premi atque aegre sustinere et conferta legione ex omnibus partibus tela coici animadvertit. Nam quod omni ex reliquis partibus demesso frumento pars una erat reliqua, suspicati hostes huc nostros esse venturos noctu in silvis delituerant; tum dispersos depositis armis in metendo occupatos Subito adorti paucis interfectis reliquos incertis ordinibus perturbaverant, simul equitatu atque essedis circumdederant.
(1) Während dieser Arbeiten war, wie gewöhnlich, eine einzelne Legion zum Getreideholen ausgeschickt worden, und zwar die 7. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte noch niemand Verdacht auf einen Krieg geschöpft, weil ein Teil der Einheimischen auf den Feldern blieb, ein Teil sogar ständig im Lager aus und ein ging. Da meldeten Caesar die Soldaten, die vor den Lagertoren Wache hielten, man habe in der Richtung, in die die Legion marschiert sei eine ungewöhnlich große Staubwolke aufsteigen sehen,
(2) Caesar vermutete zutreffend, daß die Barbaren einen neuen Plan gefaßt hätten, und befahl den Cohorten, die auf Wache standen, mit ihm in die betreffende Gegend aufzubrechen, während von den restlichen Cohorten zwei die Wache übernahmen und die anderen sich bewaffnen und ihm sofort nachfolgen sollten.
(3) Er hatte sich kaum ein wenig vom Lager entfernt, als er beobachtete, daß die Feinde seine Soldaten bedrängten, die nur mit Mühe standhielten, und daß von allen Seiten Wurf Geschosse auf die Legion niedergingen, die sich dicht zusammendrängt hatte.
(4) Da überall sonst das gesamte Getreide schon geschnitten war, hatten die Feinde vermutet, daß unsere Soldaten an diese letzte, noch nicht abgeerntete Stelle kämen, und hatten sich nachts in den Wäldern verborgen.
(5) Als unsere Soldaten die Waffen abgelegt hatten und, in einzelne Gruppen verstreut, damit beschäftigt waren, das Korn zu mähen, hatten sie sie plötzlich angegriffen, einige getötet und die übrigen völlig in Verwirrung gebracht, da sich die Einheiten aufgelöst hatten. Gleichzeitig hatten die Feinde sie mit ihrer Reiterei und den Streitwagen eingekreist.
Liber IV.XXXIII
Genus hoc est ex essedis pugnae. Primo per omnes partes perequitant et tela coiciunt atque ipso terrore equorum et strepitu rotarum ordines plerumque perturbant, et cum se inter equitum turmas insinuaverunt, ex essedis desiliunt et pedibus proeliantur. Aurigae interim paulatim ex proelio excedunt atque ita currus conlocant ut, si illi a multitudine hostium premantur, expeditum ad quos receptum habeant. Ita mobilitatem equitum, stabilitatem peditum in proeliis praestant, ac tantum usu cotidiano et exercitatione efficiunt uti in declivi ac praecipiti loco incitatos equos sustinere et brevi moderari ac flectere et per temonem percurrere et in iugo insistere et se inde in currus citissime recipere consuerint.
(1) Der Kampf von diesen Streitwagen aus verläuft folgendermaßen: Zuerst fahren die Britannier nach allen Richtungen über das gesamte Schlachtfeld und schleudern Wurfgeschosse, wobei sie meist schon durch den Schrecken den die Pferde verbreiten, und den Lärm der Räder die feindlichen Reihen in Verwirrung bringen. Sobald sie in die berittenen Einheiten eingedrungen sind, springen sie von den Wagen und kämpfen zu Fuß weiter.
(2) Währenddessen fahren die Wagenlenker etwas aus dem Kampfgebiet heraus und stellen sich so auf, daß sie den Ihren, falls diese von einer feindlichen Übermacht bedrängt werden, eine gute Möglichkeit bieten, sich ungehindert zu ihrem Heer zurückzuziehen.
(3) So zeigen sie im Kampf die Beweglichkeit von Reitern und die Standfestigkeit von Fußsoldaten. Durch Gewohnheit und tägliche Übung haben sie es dabei so weit gebracht, daß sie Wagenlenker sogar auf abschüssigem, steilem Gelände die Pferde in vollem Lauf aufhalten, in kürzester Frist bändigen und schwenken lassen können. Ja, sie laufen sogar über die Deichsel und stellten sich auf das Joch der Pferde, um sich von dort wiederum in größter Geschwindigkeit auf die Wagen zurückzuziehen.
Liber IV.XXXIV
Quibus rebus perturbatis nostris [novitate pugnae] tempore oportunissimo Caesar auxilium tulit: namque eius adventu hostes constiterunt, nostri se ex timore receperunt. Quo facto, ad lacessendum hostem et committendum proelium alienum esse tempus arbitratus suo se loco continuit et brevi tempore intermisso in castra legiones reduxit. Dum haec geruntur, nostris omnibus occupatis qui erant in agris reliqui discesserunt. Secutae sunt continuos complures dies tempeststes, quae et nostros in castris continerent et hostem a pugna prohiberent. Interim barbari nuntios in omnes partes dimiserunt paucitatemque nostrorum militum suis praedicaverunt et quanta praedae faciendae atque in perpetuum sui liberandi facultas daretur, si Romanos castris expulissent, demonstraverunt. His rebus celeriter magna multitudine peditatus equitatusque coacta ad castra venerunt.
(1) Da diese neuartige Kampfesweise unsere Soldaten völlig in Verwirrung brachte, kam Caesar ihnen im rechten Augenblick zu Hilfe. Denn die Feinde machten halt, als er erschien, während unsere Soldaten sich von dem Schrecken erholten.
(2) Caesar glaubte jedoch trotz dieses Erfolgs, es sei kein günstiger Zeitpunkt, um den Feind zum Kampf zu reizen und eine Schlacht zu liefern, blieb daher an seinem Standort und führte die Legionen nach kurzer Zeit ins Lager zurück.
(3) Da unsere Soldaten voll in Anspruch genommen waren, entfernten sich währenddessen auch die Britannier, die auf dem Land zurückgeblieben waren.
(4) Für mehrere Tage folgte dann ohne Unterbrechung ein Unwetter aufs andere, so daß unsere Soldaten im Lager blieben und die Feinde vom Kampf abgehalten wurden.
(5) Die Barbaren schickten jedoch in der Zwischenzeit Boten nach allen Richtungen aus, die ihren Stammesgenossen öffentlich bekanntmachten, wie gering die Zahl unserer Soldaten sei, und ihnen vor Augen hielten, eine wie gute Gelegenheit sich biete, Beute zu machen und für immer ihre Freiheit zu gewinnen, wenn sie die Römer aus dem Lager vertrieben.
(6) Dadurch sammelte sich schnell eine große Menge Reiterei und Fußvolk und rückte zum Lager vor.
Liber IV.XXXV
Caesar, etsi idem quod superioribus diebus acciderat fore videbat, ut, si essent hostes pulsi, celeritate periculum effugerent, tamen nactus equites circiter XXX, quos Commius Atrebas, de quo ante dictum est, secum transportaverat, legiones in acie pro castris constituit. Commisso proelio diutius nostrorum militum impetum hostes ferre non potuerunt ac terga verterunt. Quos tanto spatio secuti quantum cursu et viribus efficere potuerunt, complures ex iis occiderunt, deinde omnibus longe lateque aedificiis incensis se in castra receperunt.
(1) Obwohl Caesar sah, daß dasselbe eintreten werde, was an den vergangenen Tagen geschehen war, daß sich nämlich die Feinde nach einer Niederlage schnell durch die Flucht der Gefahr entziehen würden, stellte er trotzdem die Legionen in Schlachtordnung vor dein Lager auf. Dazu verfügte er jetzt über etwa 30 Reiter, die der Atrebate Commius, den wir oben erwähnten, mit über das Meer gebracht hatte.
(2) Es kam zu einer Schlacht, in deren Verlauf die Feinde dem Ansturm unserer Soldaten nicht allzulang standhalten konnten, so daß sie sich zur Flucht wandten.
(3) Unsere Soldaten verfolgten sie, soweit ihre Kräfte für einen schnellen Lauf ausreichten, und töteten einige von ihnen. Dann steckten sie alle Gehöfte weit und breit in Brand und zogen sich wieder ins Lager zurück.
Liber IV.XXXVI
Eodem die legati ab hostibus missi ad Caesarem de pace venerunt. His Caesar numerum obsidum quem ante imperaverat duplicavit eosque in continentem adduci iussit, quod propinqua die aequinoctii infirmis navibus hiemi navigationem subiciendam non existimabat. Ipse idoneam tempestatem nactus paulo post mediam noctem naves solvit, quae omnes incolumes ad continentem pervenerunt; sed ex iis onerariae duae eosdem portus quos reliquae capere non potuerunt et paulo infra delatae sunt.
(1) Noch am gleichen Tag schickten die Feinde Gesandte an Caesar mit der Bitte um Frieden.
(2) Dieser verdoppelte die Zahl der Geiseln, die er vorher gefordert hatte, und befahl, sie aufs Festland zu bringen, denn da der Zeitpunkt der Tagundnachtgleiche herankam, glaubte er, man dürfe die beschädigten Schiffe bei der Überfahrt nicht den Winterstürmen aussetzen.
(3) Als günstiges Wetter eintrat, ließ er daher kurz nach Mitternacht die Anker lichten. Die Schiffe gelangten alle wohlbehalten zum Festland.
(4) Zwei der Lastschiffe wurden jedoch etwas weiter nach Süden abgetrieben, so daß sie nicht dieselben Häfen anlaufen konnten wie die übrigen.
Liber IV.XXXVII
Quibus ex navibus cum essent eiti milites circiter CCC atque in castra contenderent, Morini, quos Caesar in Britanniam proficiscens pacatos reliquerat, spe praedae adducti primo non ita magno suorum numero circumsteterunt ac, si sese interfici nollent, arma ponere iusserunt. Cum illi orbe facto sese defenderent, celeriter ad clamorem hominum circiter milia VI convenerunt; qua re nuntiata, Caesar omnem ex castris equitatum suis auxilio misit. Interim nostri milites impetum hostium sustinuerunt atque amplius horis IIII fortissime pugnaverunt et paucis vulneribus acceptis complures ex iis occiderunt. Postea vero quam equitatus noster in conspectum venit, hostes abiectis armis terga verterunt magnusque eorum numerus est occisus.
(1) Als etwa 300 Soldaten von diesen Schiffen an Land gesetzt worden waren und rasch das Lager zu erreichen suchten, umstellte sie eine zunächst nicht allzu große Zahl von Morinern, die Caesar bei seinem Aufbruch nach Britannien völlig unterworfen zurückgelassen hatte. Die Hoffnung auf Beute trieb sie, so daß sie unseren Soldaten befahlen, die Waffen niederzulegen, wenn sie nicht getötet werden wollten.
(2) Die Soldaten bildeten jedoch einen Kreis und verteidigten sich. Da aber stießen auf den Lärm hin rasch noch etwa weitere 6000 Moriner hinzu. Als Caesar davon Meldung erhielt, schickte er seinen Soldaten die gesamte Reiterei aus dem Lager zu Hilfe.
(3) In der Zwischenzeit kämpften unsere Soldaten mehr als vier Stunden lang mit höchster Tapferkeit und hielten dem Ansturm der Feinde stand. Sie töteten mehrere Feinde, während nur wenige von ihnen selbst verwundet wurden.
(4) Als danach jedoch unsere Reiterei in Sicht kam, warfen die Feinde die Waffen weg und flohen, wobei ein großer Teil von ihnen fiel.
Liber IV.XXXVIII
Caesar postero die T. Labienum legatum cum iis legionibus quas ex Britannia reduxerat in Morinos qui rebellionem fecerant misit. Qui cum propter siccitates paludum quo se reciperent non haberent, quo perfugio superiore anno erant usi, omnes fere in potestatem Labieni venerunt. At Q. Titurius et L. Cotta legati, qui in Menapiorum fines legiones duxerant, omnibus eorum agris vastatis, frumentis succisis, aedificiis incensis, quod Menapii se omnes in densissimas silvas abdiderant, se ad Caesarem receperunt. Caesar in Belgis omnium legionum hiberna constituit. Eo duae omnino civitates ex Britannia obsides miserunt, reliquae neglexerunt. His rebus gestis ex litteris Caesaris dierum XX supplicatio a senatu decreta est.
(1) Am folgenden Tag schickte Caesar den Legaten T. Labienus mit den Legionen, die er aus Britannien zurückgebracht hatte, gegen die Moriner, die den Aufstand gemacht hatten.
(2) Da die Sümpfe ausgetrocknet waren und ihnen daher keinen Zufluchtsort boten, wohin sie sich wie in den vergangenen Jahren hätten zurückziehen können, unterwarfen sich fast alle dem Labienus.
(3) Die Legaten Q. Titurius und L. Cotta, die an der Spitze ihrer Legionen in das Gebiet der Menapier gezogen waren, hatten deren gesamte Felder verwüstet, das Korn geschnitten und die Gehöfte in Brand gesteckt. Da sich die Menapier jedoch alle in überaus dicht bewaldetem Gebiet verborgen hielten, kehrten die Legaten zu Caesar zurück.
(4) Dieser ließ alle Legionen im Gebiet der Belger überwintern. Dorthin schickten ihm insgesamt nur zwei Stämme aus Britannien Geiseln, die übrigen unterließen es.
(5) Diese Erfolge, die aus den Briefen Caesars hervorgingen, veranlaßten den Senat, ein Dankfest von 20 Tagen zu beschließen.
LIBER 5
Liber V.I
L. Domitio Ap. Claudio consulibus, discedens ab hibernis Caesar in Italiam, ut quotannis facere consuerat, legatis imperat quos legionibus praefecerat uti quam plurimas possent hieme naves aedificandas veteresque reficiendas curarent. Earum modum formamque demonstrat. Ad celeritatem onerandi subductionesque paulo facit humiliores quam quibus in nostro mari uti consuevimus, atque id eo magis, quod propter crebras commutationes aestuum minus magnos ibi fluctus fieri cognoverat; ad onera, ad multitudinem iumentorum transportandam paulo latiores quam quibus in reliquis utimur maribus. Has omnes actuarias imperat fieri, quam ad rem multum humilitas adiuvat. Ea quae sunt usui ad armandas naves ex Hispania apportari iubet. Ipse conventibus Galliae citeribris peractis in Illyricum proficiscitur, quod a Pirustis finitimam partem provinciae incursionibus vastari audiebat. Eo cum venisset, civitatibus milites imperat certumque in locum convenire iubet. Qua re nuntiata Pirustae legatos ad eum mittunt qui doceant nihil earum rerum publico factum consilio, seseque paratos esse demonstrant omnibus rationibus de iniuriis satisfacere. Accepta oratione eorum Caesar obsides imperat eosque ad certam diem adduci iubet; nisi ita fecerint, sese bello civitatem persecuturum demonstrat. Eis ad diem adductis, ut imperaverat, arbitros inter civitates dat qui litem aestiment poenamque constituant.
(1) Als Caesar unter dem Consulat des L. Domitius und Ap. Claudius vom Winterlager nach Italien aufbrach, wie er es gewöhnlich jedes Jahr tat, gab er den Legaten, denen er die Legionen unterstellt hatte, den Auftrag, dafür zu sorgen, dass im Winter möglichst viele Schiffe gebaut und die alten wiederhergestellt würden. Er erklärte ihnen ihre Maße und ihre Form.
(2) Um sie schneller beladen und an Land ziehen zu können, ließ er sie etwas niedriger bauen als die Schiffe, die wir auf unserem Meer gewöhnlich verwenden. Das war um so eher möglich, als er wußte, dass der Wellengang wegen der häufigen Gezeitenwechsel dort weniger hoch war. Um Lasten und eine Menge von Zugvieh transportieren zu können, sollten sie auch etwas breiter als die auf den anderen Meeren eingesetzten Schiffe gebaut werden.
(3) Zudem befahl er, sie alle als leichte Ruderschiffe zu bauen, wozu sie ihre geringe Höhe besonders geeignet machte.
(4) Was zur Ausrüstung der Schiffe notwendig war, ließ Caesar aus Spanien herbeischaffen.
(5) Dann brach er nach Illyrien auf, sobald er die Gerichtstage im diesseitigen Gallien abgehalten hatte. Er hatte nämlich gehört, dass das an unsere Provinz grenzende Gebiet durch Einfälle der Pirusten verwüstet würde.
(6) Als er in Illyrien eintraf, befahl er den dortigen Stämmen, Soldaten zu stellen und sie an einem bestimmten Ort zu sammeln.
(7) Als dies bekannt wurde, schickten die Pirusten Gesandte zu ihm, die darlegten, dass nichts von den Vorfällen auf öffentlichen Beschluß hin geschehen sei. Sie erklärten, sie seien bereit, auf jede Weise für die widerrechtlich verursachten Schäden aufzukommen.
(8) Caesar nahm ihre Erklärung an und forderte die Stellung von Geiseln, die er zu einem bestimmten Zeitpunkt auszuliefern befahl. Sollten sie dies nicht tun, so erklärte er, werde er den Stamm mit Krieg strafen.
(9) Als die Geiseln befehlsgemäß ausgeliefert worden waren, bestellte er für die betroffenen Stämme Schiedsleute, die den angerichteten Schaden schätzen und die Höhe der Strafe feststellen sollten.
Liber V.II
His confectis rebus conventibusque peractis, in citeriorem Galliam revertitur atque inde ad exercitum proficiscitur. Eo cum venisset, circuitis omnibus hibernis, singulari militum studio in summa omnium rerum inopia circiter sescentas eius generis cuius supra demonstravimus naves et longas XXVIII invenit instructas neque multum abesse ab eo quin paucis diebus deduci possint. Collaudatis militibus atque eis qui negotio praefuerant, quid fieri velit ostendit atque omnes ad portum Itium convenire iubet, quo ex portu commodissimum in Britanniam traiectum esse cognoverat, circiter milium passuum XXX transmissum a continenti: huic rei quod satis esse visum est militum reliquit. Ipse cum legionibus expeditis IIII et equitibus DCCC in fines Treverorum proficiscitur, quod hi neque ad concilia veniebant neque imperio parebant Germanosque Transrhenanos sollicitare dicebantur.
(1) Nachdem Caesar diese Angelegenheiten geregelt und Gerichtstage abgehalten hatte, kehrte er in das diesseitige Gallien zurück und brach von dort zum Heer auf.
(2) Als er hier eingetroffen war, besichtigte er alle Winterlager. Obwohl es an allem Notwendigen mangelte, hatten die Soldaten einen so einzigartigen Eifer bewiesen, dass Caesar etwa 600 Schiffe der oben beschriebenen Art und 28 Kriegsschiffe ausgerüstet vorfand. Es fehlte nicht mehr viel, dass man sie in wenigen Tagen auslaufen lassen konnte.
(3) Caesar sprach den Soldaten seine Anerkennung aus und legte den Leitern des Unternehmens seinen Plan dar. Dann befahl er allen, im Hafen Itius zusammenzukommen, da er wußte, dass die Überfahrt nach Britannien von diesem Hafen aus die geringsten Schwierigkeiten bot. Die Strecke zwischen Britannien und dem Festland betrug hier etwa 30 Meilen. Er ließ eine ihm ausreichend erscheinende Zahl von Soldaten zurück, um die Überfahrt vorzubereiten,
(4) und brach selbst mit vier kampfbereiten Legionen und 800 Reitern in das Gebiet der Treverer auf. Diese erschienen nämlich nie zu den Landtagen und führten ebensowenig seine Befehle aus. Dagegen hieß es, dass sie die Germanen und die rechtsrheinischen Stämme aufwiegelten .
Liber V.III
Haec civitas longe plurimum totius Galliae equitatu valet magnasque habet copias peditum Rhenumque, ut supra demonstravimus, tangit. In ea civitate duo de principatu inter se contendebant, Indutiomarus et Cingetorix; e quibus alter, simul atque de Caesaris legionumque adventu cognitum est, ad eum venit, se suosque omnes in officio futuros neque ab amicitia populi Romani defecturos confirmavit quaeque in Treveris gererentur ostendit. At Indutiomarus equitatum peditatumque cogere, eisque qui per aetatem in armis esse non poterant in silvam Arduennam abditis, quae ingenti magnitudine per medios fines Treverorum a flumine Rheno ad initium Remorum pertinet, bellum parare instituit. Sed posteaquam nonnulli principes ex ea civitate et familiaritate Cingetorigis adducti et adventu nostri exercitus perterriti ad Caesarem venerunt et de suis privatim rebus ab eo petere coeperunt, quoniam civitati consulere non possent, veritus ne ab omnibus desereretur Indutiomarus legatos ad Caesarem mittit: sese idcirco ab suis discedere atque ad eum venire noluisse, quo facilius civitatem in officio contineret, ne omnis nobilitatis discessu plebs propter imprudentiam laberetur: itaque esse civitatem in sua potestate, seseque, si Caesar permitteret, ad eum in castra venturum, suas civitatisque fortunas eius fidei permissurum.
(1) Der Stamm der Treverer hat die bei weitem stärkste Reiterei in ganz Gallien und verfügt über zahlreiche Fußtruppen. Sein Gebiet grenzt, wie oben beschrieben, an den Rhein.
(2) Zwei Männer stritten in diesem Stamm um die politische Führung: Indutiomarus und Cingetorix.
(3) Sobald bekannt wurde, dass Caesar mit seinen Legionen eingetroffen sei, kam der eine der beiden, Cingetorix, zu Caesar und versicherte ihm, dass er mit seinem Anhang alle Verpflichtungen Caesar gegenüber einhalten und den Freundschaftsvertrag mit dem römischen Volk nicht brechen werde. Gleichzeitig erklärte er Caesar, was bei den Treverern vor sich ging.
(4) Dagegen schickte sich Indutiomarus an, Reiterei und Fußvolk zu sammeln und Vorbereitungen für einen Krieg zu treffen. Die Männer, die auf Grund ihres Alters keinen Kriegsdienst leisten konnten, sollten im Ardenner Wald versteckt werden. Dieses Waldgebiet erstreckt sich unendlich weit vom Rhein mitten durch das Gebiet der Treverer bis zum Anfang des Gebiets der Remer.
(5) Einige führende Männer aus dem Stamm der Treverer jedoch, die durch das Ansehen des Cingetorix beeinflußt und durch die Ankunft unseres Heeres in Furcht versetzt waren, kamen zu Caesar, wo jeder für sich bei ihm die Sicherung seines Besitzstandes zu erreichen suchte, :da sie die Gesamtheit ihres Stammes nicht vertreten könnten. Da fürchtete Indutiomarus, dass er von allen verlassen werde, und schickte Gesandte zu Caesar mit der Erklärung,
(6) der Grund dafür, dass er sich nicht von seinen Stammesgenossen trennen und zu Caesar habe kommen wollen, sei der, dass er den Stamm so leichter zur Erfüllung seiner Verpflichtungen zwingen könne. Denn wenn der gesamte Adel abziehe, werde das niedere Volk auf Grund seiner Unverständigkeit wankelmütig.
(7) So aber habe er den ganzen Stamm in der Hand und werde, wenn Caesar es gestatte, zu ihm ins Lager kommen und sein und seines Stammes Schicksal in Caesars Hände legen.
Liber V.IV
Caesar, etsi intellegebat qua de causa ea dicerentur quaeque eum res ab instituto consilio deterreret, tamen, ne aestatem in Treveris consumere cogeretur omnibus ad Britannicum bellum rebus comparatis, Indutiomarum ad se cum CC obsidibus venire iussit. His adductis, in eis filio propinquisque eius omnibus, quos nominatim evocaverat, consolatus Indutiomarum hortatusque est uti in officio maneret; nihilo tamen setius principibus Treverorum ad se convocatis hos singillatim Cingetorigi conciliavit, quod cum merito eius a se fieri intellegebat, tum magni interesse arbitrabatur eius auctoritatem inter suos quam plurimum valere, cuius tam egregiam in se voluntatem perspexisset. Id tulit factum graviter Indutiomarus, suam gratiam inter suos minui, et, qui iam ante inimico in nos animo fuisset, multo gravius hoc dolore exarsit.
(1) Caesar erkannte, warum Indutiomarus dies sagte und was ihn von seinem Vorhaben abschreckte. Er befahl ihm aber trotzdem, mit 200 Geiseln zu ihm zu kommen, da er nicht gezwungen sein wollte, den Sommer im Gebiet der Treverer zu verbringen, während alles schon für den Krieg in Britannien vorbereitet war.
(2) Als die Geiseln eintrafen, unter ihnen der Sohn und alle Verwandten des Indutiomarus, die Caesar namentlich angefordert hatte, sprach Caesar ihm beschwichtigend zu und ermahnte ihn, seine Verpflichtungen einzuhalten.
(3) Nichtsdestoweniger rief er die führenden Männer der Treverer zusammen, um jeden einzelnen wieder mit Cingetorix auszusöhnen: Einerseits wußte er, dass er damit die Verdienste des Cingetorix belohnte, andererseits hielt er es auch für überaus wichtig, dass Cingetorix möglichst großen Einfluß bei seinen Stammesgenossen besaß, denn er hatte erkannt, dass die Ergebenheit des Cingetorix ihm gegenüber besonders groß war.
(4) Diese Maßnahme traf Indutiomarus empfindlich, da sie zur Folge hatte, dass seine Beliebtheit bei seinem Stamm abnahm. Da er uns schon vorher feindlich gesinnt war, nahm seine Verbitterung durch diese Kränkung bedeutend zu.
Liber V.V
His rebus constitutis Caesar ad portum Itium cum legionibus pervenit. Ibi cognoscit LX naves, quae in Meldis factae erant, tempestate reiectas cursum tenere non potuisse atque eodem unde erant profectae revertisse; reliquas paratas ad navigandum atque omnibus rebus instructas invenit. Eodem equitatus totius Galliae convenit, numero milium quattuor, principesque ex omnibus civitatibus; ex quibus perpaucos, quorum in se fidem perspexerat, relinquere in Gallia, reliquos obsidum loco secum ducere decreverat, quod, cum ipse abesset, motum Galliae verebatur.
(1) Nach Regelung dieser Angelegenheit traf Caesar mit den Legionen im Hafen von Itius ein.
(2) Dort erfuhr er, dass ein Sturm 60 Schiffe, die im Gebiet der Meldet... gebaut worden waren, verschlagen hatte, so dass sie ihren Kurs nicht hatten halten können und zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt waren. Die übrigen fand Caesar mit allem versehen zum Auslaufen bereit vor.
(3) Auch die 4000 Mann starke Reiterei kam aus ganz Gallien nach Itius, dazu die führenden Adligen aus allen Stämmen.
(4) Caesar hatte beschlossen, nur ganz wenige von ihnen, deren Treue ihm gegenüber er genau kannte, in Gallien zurückzulassen, die übrigen jedoch gewissermaßen als Geiseln mitzunehmen. Er fürchtete nämlich, dass in seiner Abwesenheit in Gallien Unruhen ausbrechen könnten.
Liber V.VI
Erat una cum ceteris Dumnorix Aeduus, de quo ante ab nobis dictum est. Hunc secum habere in primis constituerat, quod eum cupidum rerum novarum, cupidum imperi, magni animi, magnae inter Gallos auctoritatis cognoverat. Accedebat huc quod in concilio Aeduorum Dumnorix dixerat sibi a Caesare regnum civitatis deferri; quod dictum Aedui graviter ferebant, neque recusandi aut deprecandi causa legatos ad Caesarem mittere audebant. Id factum ex suis hospitibus Caesar cognoverat. Ille omnibus primo precibus petere contendit ut in Gallia relinqueretur, partim quod insuetus navigandi mare timeret, partim quod religionibus impediri sese diceret. Posteaquam id obstinate sibi negari vidit, omni spe impetrandi adempta principes Galliae sollicitare, sevocare singulos hortarique coepit uti in continenti remanerent: metu territare: non sine causa fieri, ut Gallia omni nobilitate spoliaretur; id esse consilium Caesaris, ut quos in conspectu Galliae interficere vereretur, hos omnes in Britanniam traductos necaret; fidem reliquis interponere, iusiurandum poscere, ut quod esse ex usu Galliae intellexissent communi consilio administrarent. Haec a compluribus ad Caesarem deferebantur.
(1) Unter anderen befand sich bei diesen Galliern der Haeduer Dumnorix, von dem oben die Rede war. Caesar hatte beschlossen, ihn vor allem mitzunehmen, weil ihm bekannt war, dass dieser immer auf Umsturz sann und die Macht an sich reißen wollte, zudem ein bedeutender Mann war, der bei den Galliern großes Ansehen genoß.
(2) Hinzu kam, dass Dumnorix sogar beim Landtag der Haeduer behauptet hatte, Caesar wolle ihm die Herrschaft über seinen Stamm übertragen. Die Haeduer hatte diese Behauptung zwar tief getroffen, doch wagten sie nicht, Gesandte zu Caesar zu schicken, um sich dagegen zu verwahren oder ihn durch Bitten umzustimmen.
(3) Caesar hatte dies von seinen Gastfreunden erfahren. Dumnorix bemühte sich zunächst mit dringenden Bitten auf jede nur mögliche Art von Caesar zu erreichen, dass er in Gallien zurückgelassen würde. Er behauptete einerseits, er sei nicht ans Seefahren gewöhnt und fürchte das Meer, andererseits, er sei durch die Erfüllung religiöser Pflichten verhindert.
(4) Als er sah, dass ihm sein Wunsch hartnäckig abgeschlagen wurde, gab er jede Hoffnung auf, sein Ziel durch Bitten zu erreichen, und begann, die führenden Männer Galliens aufzuhetzen und sie einzeln beiseite zu nehmen, um ihnen einzureden, sie sollten auf dem Festland bleiben.
(5) Er versetzte sie dadurch in Schrecken, dass er Befürchtungen bei ihnen wachrief, Gallien werde nicht ohne Grund seines gesamten Adels beraubt: Caesar habe nämlich den Plan, sie alle nach der Überfahrt nach Britannien umzubringen, da er sich scheue, sie vor den Augen Galliens zu töten.
(6) Er band sich beiden übrigen durch sein Ehrenwort und forderte sie auf zu schwören, das, was sie für Gallien als vorteilhaft erkannt hätten, nach gemeinsamer Planung durchzuführen. Caesar wurde dies wiederholt von mehreren Seiten hinterbracht.
Liber V.VII
Qua re cognita Caesar, quod tantum civitati Aeduae dignitatis tribuebat, coercendum atque deterrendum quibuscumque rebus posset Dumnorigem statuebat; quod longius eius amentiam progredi videbat, prospiciendum, ne quid sibi ac rei publicae nocere posset. Itaque dies circiter XXV in eo loco commoratus, quod Corus ventus navigationem impediebat, qui magnam partem omnis temporis in his locis flare consuevit, dabat operam ut in officio Dumnorigem contineret, nihilo tamen setius omnia eius consilia cognosceret: tandem idoneam nactus tempestatem milites equitesque conscendere in naves iubet. At omnium impeditis animis Dumnorix cum equitibus Aeduorum a castris insciente Caesare domum discedere coepit. Qua re nuntiata Caesar intermissa profectione atque omnibus rebus postpositis magnam partem equitatus ad eum insequendum mittit retrahique imperat; si vim faciat neque pareat, interfici iubet, nihil hunc se absente pro sano facturum arbitratus, qui praesentis imperium neglexisset. Ille enim revocatus resistere ac se manu defendere suorumque fidem implorare coepit, saepe clamitans liberum se liberaeque esse civitatis. Illi, ut erat imperatum, circumsistunt hominem atque interficiunt: at equites Aedui ad Caesarem omnes revertuntur.
(1) In Kenntnis dieser Tatsache und weil er dem Stamm der Haeduer so viel Ansehen und Bedeutung zumaß, hielt Caesar es nach wie vor für nötig, Dumnorix mit allen Mitteln in die Schranken zu weisen und ihn von seinem Vorhaben abzubringen,
(2) aber auch, Vorsorge zu treffen, dass Dumnorix ihm selbst oder dem römischen Staat keinen Schaden zufügen könne, denn er bemerkte, dass der Wahnsinn des Dumnorix mehr und mehr zunahm.
(3) Gezwungen, etwa 25 Tage an diesem Ort zu bleiben, weil der Nordwestwind, der gewöhnlich dort über längere Zeit des Jahres weht, die Abfahrt verhinderte, bemühte sich Caesar daher, Dumnorix zur Einhaltung seiner Verpflichtungen zu zwingen, während er gleichzeitig nichts unterließ, um alles über seine Pläne zu erfahren.
(4) Als endlich geeignetes Wetter eintrat, befahl er den Soldaten und Reitern, an Bord zu gehen.
(5) Während alle damit beschäftigt waren, schickte sich Dumnorix jedoch an, mit der Reiterei der Haeduer hinter dem Rücken Caesars aus dem Lager zurück in die Heimat zu ziehen.
(6) Als Caesar dies gemeldet wurde, ließ er die Einschiffung unterbrechen, stellte alles andere hintan und schickte einen großen Teil der Reiterei aus, der Dumnorix verfolgen und auf seine Anordnung hin zurückbringen sollte.
(7) Für den Fall, dass dieser Gewalt anwenden und nicht gehorchen sollte, befahl er, ihn zu töten, denn er war überzeugt, dass Dumnorix in seiner Abwesenheit unvernünftig handeln werde, wenn er schon in seiner Anwesenheit seinen Befehl mißachtet hätte.
(8) Als Dumnorix zurückgerufen wurde, begann er, Widerstand zu leisten und sich mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Gleichzeitig beschwor er die Treue seiner Anhänger, indem er wiederholt ausrief, er sei frei und Bürger eines freien Staates.
(9) Die Soldaten handelten, wie ihnen befohlen worden war, umstellten ihn und machten ihn nieder. Die Reiter der Haeduer aber kehrten alle zu Caesar zurück.
Liber V.VIII
His rebus gestis, Labieno in continente cum tribus legionibus et equitum milibus duobus relicto ut portus tueretur et rem frumentariam provideret quaeque in Gallia gererentur cognosceret consiliumque pro tempore et pro re caperet, ipse cum quinque legionibus et pari numero equitum, quem in continenti reliquerat, ad solis occasum naves solvit et leni Africo provectus media circiter nocte vento intermisso cursum non tenuit, et longius delatus aestu orta luce sub sinistra Britanniam relictam conspexit. Tum rursus aestus commutationem secutus remis contendit ut eam partem insulae caperet, qua optimum esse egressum superiore aestate cognoverat. Qua in re admodum fuit militum virtus laudanda, qui vectoriis gravibusque navigiis non intermisso remigandi labore longarum navium cursum adaequarunt. Accessum est ad Britanniam omnibus navibus meridiano fere tempore, neque in eo loco hostis est visus; sed, ut postea Caesar ex captivis cognovit, cum magnae manus eo convenissent, multitudine navium perterritae, quae cum annotinis privatisque quas sui quisque commodi fecerat amplius octingentae uno erant visae tempore, a litore discesserant ac se in superiora loca abdiderant.
(1) Hierauf ließ Caesar Labienus mit drei Legionen und 2000 Reitern auf dem Festland zurück, Er sollte die Häfen schützen und für Nachschub und Getreide sorgen, gleichzeitig jedoch die Vorgänge in Gallien beobachten und jeweils den zeitlichen und örtlichen Umständen entsprechende Maßnahmen treffen.
(2) Caesar selbst stach mit fünf Legionen und ebenso vielen Reitern, wie auf dem Festland zurückblieben, bei Sonnenuntergang in See und fuhr bei leichtem Südwestwind auf das Meer hinaus. Ungefähr um Mitternacht trat jedoch eine Windstille ein, so dass er den Kurs nicht halten konnte. Nachdem er durch eine Strömung noch weiter abgetrieben war, sah er bei Tagesanbruch, dass er Britannien zur Linken hinter sich gelassen hatte.
(3) Indem er darauf einen erneuten Wechsel der Strömung ausnutzte, versuchte er durch angestrengtes Rudern, den Teil der Insel zu erreichen, der nach seinen Erfahrungen aus dem vergangenen Sommer für die Landung der Flotte am besten geeignet war.
(4) Dabei verdiente die Tüchtigkeit der Soldaten besonderes Lob, denn sie hielten auf den schweren Lastschiff en, ohne das anstrengende Rudern zu unterbrechen, ihren Kurs auf gleicher Höhe mit den Kriegsschiffen.
(5) Schon ungefähr um die Mittagszeit landete das Heer mit allen Schiff en in Britannien. Dort wurden keine Feinde sichtbar.
(6) Sie waren jedoch, wie Caesar später von Gefangenen erfuhr, mit vielen Truppen dorthin gekommen, die Menge der Schiffe hatte sie aber in Schrecken versetzt, so dass sie den Strand verlassen und sich auf den Anhöhen verborgen hatten. Zusammen mit den Schiffen vom Vorjahr und den privaten, die sich jeder zu eigenem Gebrauch gebaut hatte, erschienen nämlich in einem Augenblick mehr als 800 Schiffe am Horizont.
Liber V.IX
Caesar eito exercitu et loco castris idoneo capto, ubi ex captivis cognovit quo in loco hostium copiae consedissent, cohortibus decem ad mare relictis et equitibus trecentis, qui praesidio navibus essent, de tertia vigilia ad hostes contendit, eo minus veritus navibus, quod in litore molli atque aperto deligatas ad ancoram relinquebat, et praesidio navibus Q. Atrium praefecit. Ipse noctu progressus milia passuum circiter XII hostium copias conspicatus est. Illi equitatu atque essedis ad flumen progressi ex loco superiore nostros prohibere et proelium committere coeperuut. Repulsi ab equitatu se in silvas abdiderunt, locum nacti egregie et natura et opere munitum, quem domestici belli, ut videbantur, causa iam ante praeparaverant: nam crebris arboribus succisis omnes introitus erant praeclusi. Ipsi ex silvis rari propugnabant nostrosque intra munitiones ingredi prohibebant. At milites legionis septimae, testudine facta et aggere ad munitiones adiecto, locum ceperunt eosque ex silvis expulerunt paucis vulneribus acceptis. Sed eos fugientes longius Caesar prosequi vetuit, et quod loci naturam ignorabat, et quod magna parte diei consumpta munitioni castrorum tempus relinqui volebat.
(1) Nachdem Caesar das Heer an Land gesetzt und einen für das Lager geeigneten Ort gefunden hatte, erfuhr er von Gefangenen, in welcher Gegend die Truppen der Feinde standen. Er ließ daraufhin zehn Cohorten an der Küste zurück, ebenso 300 Reiter, um die Schiffe zu bewachen, und rückte um die 3. Nachtwache rasch gegen die Feinde vor. Er hegte dabei um so weniger Befürchtung für die Schiffe, als er sie an einem sanft abfallenden und offenen Strand verankert zurückließ.
(2) Die Bewachungseinheiten und die Schiffe unterstellte er Q. Atrius.,169 Nach einem nächtlichen Marsch von etwa 12 Meilen kamen die Truppen der Feinde in Sicht.
(3) Diese setzten sich mit ihrer Reiterei und den Streitwagen in Richtung auf einen Fluß in Bewegung und begannen, unsere Soldaten von einer Anhöhe aus abzuwehren und sich in einen Kampf einzulassen.
(4) Als sie unsere Reiterei vertrieb, zogen sie sich wieder in die Wälder zurück, wo sie einen aufgrund seiner natürlichen Beschaffenheit und Befestigung hervorragenden Zufluchtsort besaßen. Wie es schien, hatten sie ihn schon vorher bei innerbritannischen Kämpfen eingerichtet,
(5) denn durch zahlreiche gefällte Bäume waren alle Zugänge gesperrt.
(6) Nur in kleinen Abteilungen kamen sie zum Kampf aus den Wäldern hervor, um unsere Soldaten davon abzuhalten, in die Festung einzudringen.
(7) Die Soldaten der 7. Legion aber stellten ein Schilddach her und warfen vor der Befestigung einen Damm auf, so dass es ihnen gelang, sie einzunehmen und die Feinde aus den Wäldern zu vertreiben. Dabei gab es bei uns nur wenige Verwundete.
(8) Caesar verbot jedoch, die flüchtigen Feinde allzuweit zu verfolgen, weil er die Gegend nicht kannte. Da zudem schon ein großer Teil des Tages verstrichen war, wollte er noch ausreichend Zeit haben, das Lager zu befestigen.
Liber V.X
Postridie eius diei mane tripertito milites equitesque in expeditionem misit, ut eos qui fugerant persequerentur. His aliquantum itineris progressis, cum iam extremi essent in prospectu, equites a Quinto Atrio ad Caesarem venerunt, qui nuntiarent superiore nocte maxima coorta tempestate prope omnes naves adflictas atque in litore eiectas esse, quod neque ancorae funesque subsisterent, neque nautae gubernatoresque vim tempestatis pati possent; itaque ex eo concursu navium magnum esse incommodum acceptum.
(1) Am folgenden Tag teilte er morgens Soldateneinheiten und Reitereinheiten in drei Gruppen und schickte sie auf den Marsch, um die Feinde zu verfolgen, die geflohen waren.
(2) Als das Heer schon eine beträchtliche Strecke vorgerückt war und die Nachhut der Feinde bereits sichtbar wurde, kamen Reiter von Q. Atrius mit der Meldung zu Caesar, in der letzten Nacht habe sich ein schwerer Sturm erhoben, so dass fast alle Schiffe beschädigt und auf den Strand geworfen worden seien, weil weder Anker noch Taue gehalten hätten und die Seeleute und Steuermänner der Gewalt des Sturmes nicht gewachsen gewesen seien.
(3) Infolgedessen seien die Schiffe zusammengestoßen und großer Schaden entstanden.
Liber V.XI
His rebus cognitis Caesar legiones equitatumque revocari atque in itinere resistere iubet, ipse ad naves revertitur; eadem fere quae ex nuntiis litterisque cognoverat coram perspicit, sic ut amissis circiter XL navibus reliquae tamen refici posse magno negotio viderentur. Itaque ex legionibus fabros deligit et ex continenti alios arcessi iubet; Labieno scribit, ut quam plurimas posset eis legionibus, quae sunt apud eum, naves instituat. Ipse, etsi res erat multae operae ac laboris, tamen commodissimum esse statuit omnes naves subduci et cum castris una munitione coniungi. In his rebus circiter dies X consumit ne nocturnis quidem temporibus ad laborem militum intermissis. Subductis navibus castrisque egregie munitis easdem copias, quas ante, praesidio navibus reliquit: ipse eodem unde redierat proficiscitur. Eo cum venisset, maiores iam undique in eum locum copiae Britannorum convenerant summa imperi bellique administrandi communi consilio permissa Cassivellauno, cuius fines a maritimis civitatibus fiumen dividit, quod appellatur Tamesis, a mari circiter milia passuum LXXX. Huic superiore tempore cum reliquis civitatibus continentia bella intercesserant; sed nostro adventu permoti Britanni hunc toti bello imperioque praefeceraut.
(1) Auf diese Nachricht hin ließ Caesar die Legionen und die Reiterei zurückrufen. Sie sollten jedoch @f dem Marsch dem Feind Widerstand leisten, Er selbst kehrte zu den Schiffen zurück.
(2) Hier sah er mit eigenen Augen fast annähernd dasselbe, was er von den Boten und aus den schriftlichen Mitteilungen erfahren hatte: Zwar waren etwa 40 Schiffe verlorengegangen, doch schien die Wiederherstellung der übrigen möglich zu sein, wenn auch unter großem Arbeitsaufwand.
(3) Caesar befahl daher, aus den Legionen die Zimmerleute abzustellen und weitere vom Festland herbeizuholen.
(4) Labienus schrieb er, mit den Legionen, die dieser bei 'sich hatte, so viele Schiffe als möglich zu bauen.
(5) Obwohl die entsprechenden Maßnahmen viel Mühe und Arbeit bedeutetet, hielt er es für das günstigste, alle Schiffe an Land zu ziehen und durch eine durchgehende Befestigung mit dem Lager zu verbinden.
(6) Während der Arbeit daran verzinsen etwa zehn Tage, wobei die Soldaten nicht einmal nachts ihre anstrengende Tätigkeit unterbrachen.
(7) Als die Schiffe an Land gezogen worden waren und das Lager eine vorzügliche Befestigung erhalten hatte, hinterließ Caesar dieselben Einheiten wie zuvor als Schutz für die Schiffe und kehrte dorthin zurück, woher er aufgebrochen war.
(8) Als er eintraf, hatten sich schon von allen Seiten stärkere Truppen der Britannier versammelt und auf gemeinsamen Beschluß die Leitung und Durchführung des Krieges Cassivellaunus übertragen. Etwa 80 Meilen vom Meer entfernt bildet ein Fluß, der Themse heißt, die Grenze zwischen seinem Gebiet und dem der Küstenstämme.
(9) In der vergangenen Zeit hatte Cassivellaunus immer wieder mit den übrigen Stämmen Krieg geführt, jetzt jedoch hatten ihm die Britannier unter dem Eindruck unserer Ankunft die Leiten des gesamten Krieges und das Oberkommando übertragen.
Liber V.XII
Britanniae pars interior ab eis incolitur quos natos in insula ipsi memoria proditum dicunt, maritima ab eis, qui praedae ac belli inferendi causa ex Belgio transierunt (qui omnes fere eis nominibus civitatum appellantur, quibus orti ex civitatibus eo pervenerunt) et bello illato ibi permanserunt atque agros colere coeperunt. Hominum est infinita multitudo creberrimaque aedificia fere Gallicis consimilia, pecorum magnus numerus. Vtuntur aut aere aut nummo aureo aut taleis ferreis ad certum pondus examinatis pro nummo. Nascitur ibi plumbum album in mediterraneis regionibus, in maritimis ferrum, sed eius exigua est copia; aere utuntur importato. Materia cuiusque generis ut in Gallia est, praeter fagum atque abietem. Leporem et gallinam et anserem gustare fas non putant; haec tamen alunt animi voluptatisque causa. Loca sunt temperatiora quam in Gallia, remissioribus frigoribus.
(1) Im Innern Britanniens leben Menschen, die behaupten, sie seien nach der Überlieferung der Insel selbst entsprossen.
(2) An der Küste leben die Stämme, die von Belgien herüberkamen, um Krieg zu führen und Beute zu machen. Sie tragen fast alle noch die Namen der Stämme, denen sie angehörten, als sie nach Britannien gelangten. Nach ihren Kriegszügen blieben sie dort und begannen, das Land zu bebauen.
(3) Es handelt sich um eine unübersehbar große Zahl von Menschen. Ihre überaus zahlreichen Gehöfte sehen in der Regel den gallischen sehr ähnlich. Ihr Besitz an Vieh ist beträchtlich. 4) Als Währung benutzen sie Kupfer oder Goldmünzen oder statt dessen Eisenbarren, die ein bestimmtes Gewicht haben.
(5) Im Landesinneren gibt es Zinn, in den Küstenregionen Eisen, das aber nur in 2erinzen Mengen vorkommt. Das Kupfer, das sie benutzen, wird importiert. Wie in Gallien gibt es Holz jeder Art außer Buchen und Tannen.
(6) Die Einwohner meinen, es sei frevelhaft, Hasen, Hühner oder Gänse zu verzehren, doch halten sie sie zum Vergnügen. Das Klima ist gemäßigter als in Gallien, weil es weniger kalt wird.
Liber V.XIII
Insula natura triquetra, cuius unum latus est contra Galliam. Huius lateris alter angulus, qui est ad Cantium, quo fere omnes ex Gallia naves appelluntur, ad orientem solem, inferior ad meridiem spectat. Hoc pertinet circiter mila passuum quingenta. Alterum vergit ad Hispaniam atque occidentem solem; qua ex parte est Hibernia, dimidio minor, ut aestimatur, quam Britannia, sed pari spatio transmissus atque ex Gallia est in Britanniam. In hoc medio cursu est insula, quae appellatur Mona: complures praeterea minores subiectae insulae existimantur, de quibus insulis nonnulli scripserunt dies continuos triginta sub bruma esse noctem. Nos nihil de eo percontationibus reperiebamus, nisi certis ex aqua mensuris breviores esse quam in continenti noctes videbamus. Huius est longitudo lateris, ut fert illorum opinio, septingentorum milium. Tertium est contra septentriones; cui parti nulla est obiecta terra, sed eius angulus lateris maxime ad Germaniam spectat. Hoc milia passuum octingenta in longitudinem esse existimatur. Ita omnis insula est in circuitu vicies centum milium passuum.
(1) Die Insel hat die Form eines Dreiecks, dessen eine Seite Gallien zugewandt ist. Die eine Ecke dieser Seite, die bei Kent anzunehmen ist und wo in der Regel alle Schiffe aus Gallien landen, weist nach Osten, die andere, weiter unten, nach Süden. Diese Seite der Insel ist etwa 500 Meilen lang.
(2) Die zweite liegt in der Richtung nach Spanien und ist nach Westen gerichtet. Hier liegt die Insel Hibernia, die, wie man vermutet, etwa halb so groß ist wie Britannien. Die Entfernung zwischen ihr und Britannien ist genauso groß wie die zwischen Britannien und Gallien.
(3) Auf halbem Weg nach Hibernia liegt die Insel Mona; außerdem soll es noch mehrere kleinere vorngelagerte Inseln geben. Einige Autoren berichten über diese Inseln, um die Wintersonnenwende sei es dort 30 Tage lang ununterbrochen Nacht.
(4) Obwohl wir Erkundigungen einzogen, konnten wir nichts darüber erfahren, außer dass wir sahen, dass nach genauen Messungen mit der Wasseruhr die Nächte kürzer sind als auf dem Festland.
(5) Die Länge dieser zweiten Seite beträgt nach Meinung der Bewohner 700 Meilen.
(6) Die dritte Seite liegt nach Norden; jenseits davon gibt es kein vorgelagertes Land mehr. Die eine Ecke dieser Seite weist jedoch vor allem nach Germanien. Ihre Länge wird auf 800 Meilen geschätzt.
(7) Der Umfang der ganzen Insel beträgt also 2000 Meilen.
Liber V.XIV
Ex his omnibus longe sunt humanissimi qui Cantium incolunt, quae regio est maritima omnis, neque multum a Gallica differunt consuetudine. Interiores plerique frumenta non serunt, sed lacte et carne vivunt pellibusque sunt vestiti. Omnes vero se Britanni vitro inficiunt, quod caeruleum efficit colorem, atque hoc horridiores sunt in pugna aspectu; capilloque sunt promisso atque omni parte corporis rasa praeter caput et labrum superius. Vxores habent deni duodenique inter se communes et maxime fratres cum fratribus parentesque cum liberis; sed qui sunt ex his nati, eorum habentur liberi, quo primum virgo quaeque deducta est.
(1) Die bei weitem zivilisiertesten unter den Britanniern sind die Einwohner Kents, das sich ganz an der Küste hinzieht. Ihre Bräuche unterscheiden sich nur wenig von denen der Gallier.
(2) Die Bewohner des Innem bauen kein Getreide an, sondern leben von Milch und Fleisch und tragen als Bekleidung Felle. Alle Britannier aber reiben sich mit Waid ein, was eine Blaufärbung bewirkt, so dass sie im Kampf dadurch noch schrecklicher aussehen.
(3) Sie lassen ihre Haare lang wachsen, sind dagegen bis auf den Kopf und die Oberlippe am ganzen Körper glattrasiert.
(4) Sie haben je zehn oder auch zwölf Frauen gemeinsam, vor allem unter Brüdern, aber auch unter Vätern und Söhnen.
(5) Wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringt, gilt dieses als das Kind desjenigen, dem die Mutter als Jungfrau zugeführt wurde.
Liber V.XV
Equites hostium essedariique acriter proelio cum equitatu nostro in itinere conflixerunt, tamen ut nostri omnibus partibus superiores fuerint atque eos in silvas collesque compulerint; sed compluribus interfectis cupidius insecuti nonnullos ex suis amiserunt. At illi intermisso spatio imprudentibus nostris atque occupatis in munitione castrorum subito se ex statione pro castris collocati, acriter pugnaverunt, duabusque missis subsidio cohortibus a Caesare atque eis primis legionum duarum, cum hae perexiguo intermisso loci spatio inter se constitissent, novo genere pugnae perterritis nostris per medios audacissime perruperunt seque inde incolumes receperunt. Eo die Quintus Laberius Durus, tribunus militum, interficitur. Illi pluribus submissis cohortibus repelluntur.
(1) Die Reiter und Streitwagen der Feinde lieferten sich auf dem Rückmarsch unseres Heeres... mit der Reiterei ein hartes Gefecht, doch blieben die Unseren am Ende in jeder Hinsicht siegreich und trieben die Feinde in die Wälder und in hügeliges Gelände zurück.
(2) Nachdem sie eine Anzahl Feinde getötet hatten, verfolgten die Reiter die Feinde jedoch zu stürmisch, so dass sie auch selbst einige Verluste hatten.
(3) Als sich unsere Soldaten aber nach einiger Zeit ohne viel Vorsicht wieder mit der Befestigung des Lagers beschäftigten, brachen die Feinde aus den Wäldern hervor und griffen die Soldaten an, die vor dem Lager Wache standen.
(4) Es kam zu einem harten Kampf. Caesar schickte zwei Cohorten zu Hilfe, und zwar die ersten von zwei Legionen. Obwohl sich diese mit einem sehr geringen Abstand voneinander aufgestellt hatten, gerieten unsere Soldaten durch die neue Kampfesart so in Panik, dass die Feinde höchst verwegen die Mitte der Front durchbrachen und sich unverletzt von dort wieder zurückziehen konnten.
(5) An diesem Tag fiel der Militärtribun Q. Laberius Durus. Da Caesar weitere Cohorten zu Hilfe schickte, wurden die Feinde zurückgeschlagen.
Liber V.XVI
Toto hoc in genere pugnae, cum sub oculis omnium ac pro castris dimicaretur, intellectum est nostros propter gravitatem armorum, quod neque insequi cedentes possent neque ab signis discedere auderent, minus aptos esse ad huius generis hostem, equites autem magno cum periculo proelio dimicare, propterea quod illi etiam consulto plerumque cederent et, cum paulum ab legionibus nostros removissent, ex essedis desilirent et pedibus dispari proelio contenderent. Equestris autem proeli ratio et cedentibus et insequentibus par atque idem periculum inferebat. Accedebat huc ut numquam conferti sed rari magnisque intervallis proeliarentur stationesque dispositas haberent, atque alios alii deinceps exciperent, integrique et recentes defetigatis succederent.
(1) Bei dieser ganzen Art des Kampfes, dessen Verlauf alle vor dem Lager mit ansahen, wurde deutlich, dass unsere Fußsoldaten auf einen Feind dieser Art nur schlecht eingestellt waren, weil das Gewicht der Waffen sie hinderte, dem Gegner zu folgen, wenn er zurückwich, und weil sie nicht wagten, ihre Feldzeichen zu verlassen.
(2) Auch für die Reiter war ein solches Gefecht mit großen Gefahren verbunden, da die Feinde auch hier meistens in voller Absicht zurückwichen, um jedesmal, wenn sie die Reiter dadurch etwas von unseren Legionen abgezogen hatten, von den Streitwagen zu springen und mit uns unter ungleichen Bedingungen, nämlich zu Fuß, weiterzukämpfen.
(3) Diese Taktik wurde in Reitergefechten gleichermaßen beim Zurückweichen wie bei der Verfolgung eingehalten und brachte uns jeweils in dieselbe Gefahr.
(4) Es kam hinzu, dass die Feinde nie in dichtgeschlossenen Reihen, sondern in großem Abstand voneinander kämpften und überall kleinere Einheiten aufgestellt hatten, die jeweils die Kämpfenden wieder aufnahmen, um die ermüdeten durch unverbrauchte neue Soldaten zu ersetzen.
Liber V.XVII
Postero die procul a castris hostes in collibus constiterunt rarique se ostendere et lenius quam pridie nostros equites proelio lacessere coeperunt. Sed meridie, cum Caesar pabulandi causa tres legiones atque omnem equitatum cum Gaio Trebonio legato misisset, repente ex omnibus partibus ad pabulatores advolaverunt, sic uti ab signis legionibusque non absisterent. Nostri acriter in eos impetu facto reppulerunt neque finem sequendi fecerunt, quoad subsidio confisi equites, cum post se legiones viderent, praecipites hostes egerunt magnoque eorum numero interfecto neque sui colligendi neque consistendi aut ex essedis desiliendi facultatem dederunt. Ex hac fuga protinus, quae undique convenerant, auxilia discesserunt, neque post id tempus umquam summis nobiscum copiis hostes contenderunt.
(1) Am folgenden Tag gingen die Feinde fern vom Lager auf den Anhöhen in Stellung, zeigten sich nur selten und forderten unsere Reiter zunächst weniger heftig als am Vortag zum Kampf heraus.
(2) Als Caesar jedoch um die Mittagszeit drei Legionen und die gesamte Reiterei unter dem Legaten C. Trebonius zum Futterholen ausgeschickt hatte, griffen sie plötzlich von allen Seiten die Futterholer an, und zwar so, dass sie nicht einmal vor den Feldzeichen und den Legionen haltmachten.
(3) Unsere Soldaten gingen stürmisch zum Gegenangriff über, schlugen sie in die Flucht und verfolgten sie unbeirrt, bis die Reiterei, die auf die Unterstützung vertraute, die sie in den nachfolgenden Legionen hatte,
(4) die Feinde kopflos vor sich her jagte und eine große Anzahl getötet hatte, ohne ihnen die Möglichkeit zu lassen, sich wieder zu sammeln oder sich aufzustellen, geschweige denn von den Streitwagen herabzuspringen.
(5) Nach dieser Flucht zogen sofort alle Hilfstruppen der Feinde ab, die sich von überall her eingefunden hatten, und nach dieser Zeit mußten wir niemals wieder mit der vereinigten Streitmacht des Feindes kämpfen.
Liber V.XVIII
Caesar cognito consilio eorum ad flumen Tamesim in fines Cassivellauni exercitum duxit; quod flumen uno omnino loco pedibus, atque hoc aegre, transiri potest. Eo cum venisset, animum advertit ad alteram fluminis ripam magnas esse copias hostium instructas. Ripa autem erat acutis sudibus praefixis munita, eiusdemque generis sub aqua defixae sudes flumine tegebantur. His rebus cognitis a captivis perfugisque Caesar praemisso equitatu confestim legiones subsequi iussit. Sed ea celeritate atque eo impetu milites ierunt, cum capite solo ex aqua exstarent, ut hostes impetum legionum atque equitum sustinere non possent ripasque dimitterent ac se fugae mandarent.
(1) Da Caesar erkannte, was die Feinde planten, führte er das Heer in das Gebiet des Cassivellaunus an die Themse. Diese kann man nur an einer Stelle zu Fuß überschreiten, und auch dort nur mit Mühe.
(2) Als Caesar hier eintraf, stellte er fest, dass sich am anderen Ufer des Flusses zahlreiche Truppen der Feinde aufgestellt hatten.
(3) Sie hatten vorn am Ufer spitze Pfähle eingeschlagen und es so gesichert. In derselben Art waren Pfähle in den Grund des Flusses eingerammt, die das Wasser verbarg.
(4) Als Caesar durch Überläufer und Gefangene davon erfuhr, sandte er die Reiterei voraus und befahl den Legionen, ihr sofort zu folgen.
(5) Obwohl den Soldaten das Wasser bis zum Hals stand, gingen sie derart schnell und heftig vor, dass die Feinde ihrem Ansturm und ebenso dem der Reiterei nicht standhalten konnten. Sie gaben daher ihre Stellung am Ufer auf und wandten sich zur Flucht.
Liber V.XIX
Cassivellaunus, ut supra demonstravimus, omni deposita spe contentionis dimissis amplioribus copiis milibus circiter quattuor essedariorum relictis itinera nostra servabat paulumque ex via excedebat locisque impeditis ac silvestribus sese occultabat, atque eis regionibus quibus nos iter facturos cognoverat pecora atque homines ex agris in silvas compellebat et, cum equitatus noster liberius praedandi vastandique causa se in agros eiecerat, omnibus viis semitisque essedarios ex silvis emittebat et magno cum periculo nostrorum equitum cum eis confligebat atque hoc metu latius vagari prohibebat. Relinquebatur ut neque longius ab agmine legionum discedi Caesar pateretur, et tantum in agris vastandis incendiisque faciendis hostibus noceretur, quantum labore atque itinere legionarii milites efficere poterant.
(1) Cassivellaunus hatte alle Hoffnung auf einen Kampf aufgegeben. Er hatte daher, wie oben berichtet, die Mehrzahl seiner Truppen entlassen und beobachtete nur mit etwa 4000 Streitwagenkämpfern, die er zurückbehalten hatte, unseren weiteren Marsch. Dabei entfernte er sich etwas vom Weg und verbarg sich in einer unzugänglich und bewaldeten Gegend. In den Gebieten, durch die wir, wie er wußte, marschieren würden, ließ er das Vieh und die Einwohner von den Feldern in die Wälder treiben.
(2) Als sich unsere Reiterei zu sorglos über die Felder verstreute, um Beute zu machen und das Land zu verwüsten, sandte Cassivellaunus ihr plötzlich aus den Wäldern auf allen bekannten Wegen und Pfaden seine Streitwagen entgegen, so dass unsere Reiter in höchst gefährliche Kämpfe mit ihnen verwickelt wurden, Die Furcht hielt sie daraufhin davon ab, weiter umherzustreifen.
(3) Caesar beschränkte sich unter diesen Umständen darauf zu verbieten, sich zu weit von den Legionen zu entfernen, und ließ nur zu, dass man dem Feind durch Verwüstung der Felder und Verbrennung der Gehöfte soviel Schaden zufügte, als sich mit dem anstrengenden Marsch der Legionäre vereinbaren ließ.
Liber V.XX
Interim Trinobantes, prope firmissima earum regionum civitas, ex qua Mandubracius adulescens Caesaris fidem secutus ad eum in continentem Galliam venerat, cuius pater in ea civitate regnum obtinuerat interfectusque erat a Cassivellauno, ipse fuga mortem vitaverat, legatos ad Caesarem mittunt pollicenturque sese ei dedituros atque imperata facturos; petunt, ut Mandubracium ab iniuria Cassivellauni defendat atque in civitatem mittat, qui praesit imperiumque obtineat. His Caesar imperat obsides quadraginta frumentumque exercitui Mandubraciumque ad eos mittit. Illi imperata celeriter fecerunt, obsides ad numerum frumentumque miserunt.
(1) In der Zwischenzeit schickten die Trinovanter Gesandte zu Caesar und versprachen, sich ihm zu ergeben und seine Befehle auszuführen. Der Stamm war in diesem Gebiet wohl der mächtigste, und zu ihm gehörte auch der junge Mandubracius, der sich Caesar angeschlossen hatte und zu ihm aufs Festland gekommen war, weil Cassivellaunus seinen Vater, der in dem Stamm die Königswürde besessen hatte, umgebracht hatte. Er selbst war dem Tod nur durch die Flucht entronnen.
(2) Die Trinovanter ersuchten Caesar, Mandubracius vor der Verfolgung durch Cassivellaunus zu schützen und ihn seinem Stamm zurückzugeben, damit er an dessen Spitze treten und die Herrschaft übernehmen könne.
(3) Caesar forderte von ihnen die Stellung von 40 Geiseln und Getreide für sein Heer, dann schickte er Mandubracius zu ihnen.
(4) Sie kamen umgehend seinen Forderungen nach, indem sie die genaue Zahl der Geiseln und Getreide sandten.
Liber V.XXI
Trinobantibus defensis adque ab omni militum niuria prohibitis Cenimagni, Segontiaci, Ancalites, Bibroci, Cassi legationibus missis sese Caesari dedumt. Ab his cognoscit non longe ex eo loco oppidum Cassivellauni abesse silvis paludibusque munitum, quo satis magnus hominum pecorisque numerus onvenerit. Oppidum autem Britanni vocant, cum silvas impeditas vallo atque fossa munierunt, quo incursionis hostium vitandae causa convenire consuerunt. Eo proficiscitur cum legionibus: locum reperit egregie natura atque opere munitum; tamen hunc duabus ex partibus oppugnare contendit. Hostes paulisper morati militum nostrorum impetum non tulerunt seseque alia ex parte oppidi eiecerunt. Magnus ibi numerus pecoris repertus, multique in fuga sunt comprehensi atque interfecti.
(1) Da die Trinovanter den Schutz Caesars erfuhren und gleichzeitig den römischen Soldaten jeder übergriff gegen sie verboten wurde, schickten auch die Cenimagner, Segontiacer, Ancaliten, Bibrocer und Casser Gesandtschaften und ergaben sich Caesar.
(2) Von ihnen erfuhr er, dass die Stadt des Cassivellaunus nicht weit von seinem Aufenthaltsort entfernt liege und durch Wälder und Sümpfe gesichert sei. Es habe sich dort eine ziemlich große Zahl von Menschen und Vieh versammelt.
(3) Die Britannier bezeichnen einen Ort schon als Stadt, wenn sie in unzugänglichen Waldgebieten eine Stelle mit Wall und Graben befestigt haben, zu der sie sich in der Regel flüchten, wenn sie feindlichen Einfällen ausweichen wollen.
(4) Caesar brach mit den Legionen dorthin auf und fand einen Ort vor, der von Natur aus und durch seine Befestigung hervorragend gesichert war. Dennoch bemühte er sich, den Ort von zwei Seiten aus im Sturmangriff zu nehmen.
(5) Die Feinde blieben zwar eine Zeitlang in ihrer Stellung, vermochten dann jedoch dem Ansturm unserer Soldaten nicht standzuhalten und verließen die Stadt fluchtartig an einer anderen Seite.
(6) Man fand dort eine große Anzahl Vieh. Gleichzeitig wurden viele Feinde auf der Flucht ergriffen und niedergemacht.
Liber V.XXII
Dum haec in his locis geruntur, Cassivellaunus ad Cantium, quod esse ad mare supra demonstravimus, quibus regionibus quattuor reges praeerant, Cingetorix, Carvilius, Taximagulus, Segovax, nuntios mittit atque eis imperat uti coactis omnibus copiis castra navalia de improviso adoriantur atque oppugent. Ei cum ad castra venissent, nostri eruptione facta multis eorum interfectis, capto etiam nobili duce Lugotorige suos incolumes reduxerunt. Cassivellaunus hoc proelio nuntiato tot detrimentis acceptis, vastatis finibus, maxime etiam permotus defectione civitatum legatos per Atrebatem Commium de deditione ad Caesarem mittit. Caesar, cum constituisset hiemare in continenti propter repentinos Galliae motus, neque multum aestatis superesset, atque id facile extrahi posse intellegeret, obsides imperat et quid in annos singulos vectigalis populo Romano Britannia penderet constituit; interdicit atque imperat Cassivellauno, ne Mandubracio neu Trinobantibus noceat.
(1) Während der Ereignisse in dieser Gegend sandte Cassivellaunus Boten nach Kent, das, wie wir oben beschrieben, an der Küste liegt. Dieses Gebiet beherrschten vier Könige: Cingetorix, Carvilius, Taximagulus und Segovax. Cassivellaunus befahl ihnen, ihre gesamten Truppen zusammenzuziehen, das römische Lager an der Küste überraschend anzugreifen und zu bestürmen.
(2) Als sie in der Nähe des Lagers eintraf en, machten unsere Soldaten einen Ausfall und töteten viele der Feinde, ja sie nahmen sogar einen vornehmen feindlichen Heeresführer, Lugotorix, gefangen und kehrten selbst wohlbehalten zurück.
(3) Als Cassivellaunus die Nachricht von dieser Schlacht erhielt, sandte er unter dem Eindruck seiner zahlreichen Verluste, seines verwüsteten Gebietes und vor allem auch tief getroffen durch den Abfall der anderen Stämme, Gesandte zu Caesar. über den Atrebaten Commius als Vermittler sollten sie seine Unterwerfung anbieten.
(4) Caesar hatte beschlossen, auf dem Festland ins Winterlager zu gehen, weil in Gallien immer wieder plötzliche Unruhen ausbrachen. Aus diesem Grund und weil der Sommer dem Ende zuging und der Krieg, wie er klar erkannte, leicht noch länger verschleppt werden konnte, forderte er die Stellung von Geiseln und setzte fest, was Britannien von nun an jährlich dem römischen Volk an Steuern zahlen sollte.
(5) Gleichzeitig untersagte er Cassivellaunus scharf, Mandubracius oder den Trinovantern Schaden zuzufügen.
Liber V.XXIII
Obsidibus acceptis exercitum reducit ad mare, naves invenit refectas. His deductis, quod et captivorum magnum numerum habebat, et nonnullae tempestate deperierant naves, duobus commeatibus exercitum reportare instituit. Ac sic accidit, uti ex tanto navium numero tot navigationibus neque hoc neque superiore anno ulla omnino navis, quae milites portaret, desideraretur; at ex eis, quae inanes ex continenti ad eum remitterentur et prioris commeatus eitis militibus et quas postea Labienus faciendas curaverat numero LX, perpaucae locum caperent, reliquae fere omnes reicerentur. Quas cum aliquamdiu Caesar frustra exspectasset, ne anni tempore a navigatione excluderetur, quod aequinoctium suberat, necessario angustius milites collocavit ac summa tranquillitate consecuta, secunda inita cum solvisset vigilia, prima luce terram attigit omnesque incolumes naves perduxit.
(1) Nach Empfang der Geiseln führte Caesar das Heer zur Küste zurück, wo er die Schiff e wiederhergestellt vorfand.
(2) Er ließ sie ins Wasser ziehen und beschloß, dass eine große Zahl von Gefangenen bei sich hatte und einige Schiffe infolge des Sturms verlorengegangen waren, das Heer in zwei Etappen zurückbringen zu lassen.
(3) Es traf sich, dass trotz der zahlreichen Seefahrten in diesem und im vergangenen Jahr kein Schiff aus der großen Flotte verlorenging, das Legionssoldaten transportierte.
(4) Es gelangten jedoch nur außerordentlich wenige Schiffe, die Caesar leer vom Festland zurückgeschickt wurden, zu ihrem Bestimmungshafen. Die übrigen wurden fast alle vom Sturm verschlagen. Hierbei handelte es sich sowohl um Schiffe, die nach dem ersten Transport die Soldaten auf dem Festland abgesetzt hatten, als auch um einige der 60, die Labienus später hatte bauen lassen.
(5) Als Caesar eine Zeitlang vergeblich auf ihre Ankunft gewartet hatte, drängte er die Soldaten notgedrungen auf engem Raum zusammen, um nicht durch die Jahreszeit an der Überfahrt gehindert zu werden,
(6) denn die Tagundnachtgleiche(26. September) stand kurz bevor. Da jedoch völlig ruhiges Wetter eintrat, als er zu Beginn der 2. Nachtwache die Anker lichtete, konnte er bei Tagesanbruch das Festland erreichen und brachte alle Schiffe unversehrt hinüber.
Liber V.XXIV
Subductis navibus concilioque Gallorum Samarobrivae peracto, quod eo anno frumentum in Gallia propter siccitates angustius provenerat, coactus est aliter ac superioribus annis exercitum in hibernis collocare legionesque in plures civitates distribuere. Ex quibus unam in Morinos ducendam Gaio Fabio legato dedit, alteram in Nervios Quinto Ciceroni, tertiam in Esubios Lucio Roscio; quartam in Remis cum Tito Labieno in confinio Treverorum hiemare iussit. Tres in Belgis collocavit: eis Marcum Crassum quaestorem et Lucium Munatium Plancum et Gaium Trebonium legatos praefecit. Vnam legionem, quam proxime trans Padum conscripserat, et cohortes V in Eburones, quorum pars maxima est inter Mosam ac Rhenum, qui sub imperio Ambiorigis et Catuvolci erant, misit. Eis militibus Quintum Titurium Sabinum et Lucium Aurunculeium Cottam legatos praeesse iussit. Ad hunc modum distributis legionibus facillime inopiae frumentariae sese mederi posse existimavit. Atque harum tamen omnium legionum hiberna praeter eam, quam Lucio Roscio im pacatissimam et quietissimam partem ducendam dederat, milibus passuum centum continebantur. Ipse interea, quoad legiones collocatas munitaque hiberna cognovisset, in Gallia morari constituit.
(1) Nachdem die Schiffe an Land gebracht worden waren und Caesar in Samarobriva für Gallien einen Landtag abgehalten hatte, sah er sich gezwungen, anders als in den vergangenen Jahren, das Heer für die Überwinterung legionsweise auf mehr Stämme als sonst zu verteilen, weil in diesem Jahr die Getreideernte in Gallien auf Grund der Trockenheit unzureichend ausgefallen war.
(2) Der Legat C. Fabius sollte eine Legion des Heeres ins Gebiet der Moriner führen, Q. Cicero eine zweite ins Land der Nervier, eine dritte sollte unter L. Roscius bei den Essuviern überwintern. T. Labienus erhielt den Befehl, bei den Remern im Stammesgebiet der Treverer mit einer vierten Legion ins Winterlager zu gehen,
(3) während Caesar drei weitere Legionen unter dem Kommando des Quaestors M. Crassus und der Legaten L. Munatius Plancus und C. Trebonius bei den Belgern stationierte.
(4) Eine Legion, die er erst kürzlich nördlich des Po ausgehoben hatte, sandte er mit weiteren fünf Cohorten ins Land der Eburonen, deren Hauptgebiet zwischen Maas und Rhein liegt und die damals unter der Herrschaft des Ambiorix und Catuvolcus standen.
(5) Diesen Teil des Heeres unterstellte Caesar den Legaten Q. Titurius Sabinus und L. Aurunculeius Cotta.
(6) Er war der Ansicht, er könne den Mangel an Getreide am ehesten ausgleichen, wenn er die Legionen auf diese Art verteilte.
(7) Gleichzeitig aber waren die Winterlager aller genannten Legionen in einem Gebiet von 100 Meilen Durchmesser konzentriert. Eine Ausnahme bildete die Legion, die L. Roscius in den ruhigsten und völlig befriedeten Teil Galliens bringen sollte.
(8) Caesar selbst beschloß, in der Zwischenzeit in Gallien zu bleiben, bis er sicher wußte, dass die Legionen stationiert und ihre Winterlager befestigt wären.
Liber V.XXV
Erat in Carnutibus summo loco natus Tasgetius, cuius maiores in sua civitate regnum obtinuerant. Huic Caesar pro eius virtute atque in se benevolentia, quod in omnibus bellis singulari eius opera fuerat usus, maiorum locum restituerat. Tertium iam hunc annum regnantem inimici, multis palam ex civitate eius auctoribus, eum interfecerunt. Defertur ea res ad Caesarem. Ille veritus, quod ad plures pertinebat, ne civitas eorum impulsu deficeret, Lucium Plancum cum legione ex Belgio celeriter in Carnutes proficisci iubet ibique hiemare quorumque opera cognoverat Tasgetium interfectum, hos comprehensos ad se mittere. Interim ab omnibus legatis quaestoreque, quibus legiones tradiderat, certior factus est in hiberna perventum locumque hibernis esse munitum.
(1) Tasgetius war ein Carnute vornehmster Herkunft, denn seine Ahnen hatten in diesem Stamm stets die Königswürde innegehabt.
(2) Im Hinblick auf seine Tüchtigkeit und seine wohlwollende Haltung Caesar gegenüber, dem er in allen Kriegen eine besondere Stütze gewesen war, hatte ihn dieser wieder in den Stand seiner Ahnen eingesetzt.
(3) Er regierte schon im dritten Jahr, als ihn seine Feinde umbrachten, die viele seiner Stammesgenossen ganz offen dazu angestiftet hatten.
(4) Caesar wurde davon benachrichtigt. Da die Verschwörung weitere Kreise ergriff, fürchtete er, dass der Stamm auf ihr Drängen hin abfallen würde, und befahl daher L. Plancus, rasch mit seiner Legion von Belgien in das Gebiet der Carnuten zu marschieren und dort ins Winterlager zu gehen. Wenn er erfahren hätte, wer für den Tod des Tasgetius verantwortlich sei, solle er die Schuldigen gefangennehmen und zu ihm schicken.
(5) In der Zwischenzeit erhielt er von den Legaten und Quaestoren, denen er die Führung der Legionen übertragen hatte, die Nachricht, dass sie an ihrem Bestimmungsort angelangt seien und dort befestigte Winterlager errichtet hätten.
Liber V.XXVI
Diebus circiter XV, quibus in hiberna ventum est, initium repentini tumultus ac defectionis ortum est ab Ambiorige et Catuvolco; qui, cum ad fines regni sui Sabino Cottaeque praesto fuissent frumentumque in hiberna comportavissent, Indutiomari Treveri nuntiis impulsi suos concitaverunt subitoque oppressis lignatoribus magna manu ad castra oppugnatum venerunt. Cum celeriter nostri arma cepissent vallumque adscendissent atque una ex parte Hispanis equitibus emissis equestri proelio superiores fuissent, desperata re hostes suos ab oppugnatione reduxerunt. Tum suo more conclamaverunt, uti aliqui ex nostris ad colloquium prodiret: habere sese, quae de re communi dicere vellent, quibus rebus controversias minui posse sperarent.
(1) In den rund 15 Tagen nach Ankunft der Legionen in den Winterlagern brach plötzlich ein auf Abfall zielender Aufruhr aus, den Ambiorix und Catuvolcus auslösten.
(2) Obwohl sie sich an den Grenzen ihres Gebietes Sabinus und Cotta zur Verfügung gestellt und Getreide ins Winterlager geliefert hatten, waren sie in der Folgezeit durch Boten des Treverers Indutiomarus dazu bewogen worden, ihre Stammesgenossen zum Kampf aufzurufen. Sie kamen plötzlich mit einer großen Schar zum Lager, um es zu bestürmen, nachdem sie vorher Soldaten, die Holz holten, überwältigt hatten.
(3) Unsere Soldaten griffen schnell zu den Waffen und bestiegen den Lagerwall; gleichzeitig schwärmten an einer Seite spanische Reiter aus und schlugen die Feinde in einem Reitergefecht, so dass diese ihr Vorhaben aufgaben und ihre Soldaten von der Belagerung abzogen.
(4) Darauf riefen sie uns nach ihrer Gewohnheit laut zu, es möge einer der Unseren zu einer Unterredung kommen. Sie hätten einiges, worüber sie sprechen wollten und das beide Seiten angehe. Sie hofften, dass dadurch das Ausmaß des Streites verringert werden könne.
Liber V.XXVII
Mittitur ad eos colloquendi causa Gaius Arpineius, eques Romanus, familiaris Quinti Tituri, et Quintus Iunius ex Hispania quidam, qui iam ante missu Caesaris ad Ambiorigem ventitare consuerat; apud quos Ambiorix ad hunc modum locutus est: Sese pro Caesaris in se beneficiis plurimum ei confiteri debere, quod eius opera stipendio liberatus esset, quod Aduatucis, finitimis suis, pendere consuesset, quodque ei et filius et fratris filius ab Caesare remissi essent, quos Aduatuci obsidum numero missos apud in servitute et catenis tenuissent; neque id, quod fecerit de oppugnatione castrorum, aut iudicio aut voluntate sua fecisse, sed coactu civitatis, suaque esse eiusmodi imperia, ut non minus haberet iuris in se multitudo quam ipse in multitudinem. Civitati porro hanc fuisse belli causam, quod repentinae Gallorum coniurationi resistere non potuerit. Id se facile ex humilitate sua probare posse, quod non adeo sit imperitus rerum ut suis copiis populum Romanum superari posse confidat. Sed esse Galliae commune consilium: omnibus hibernis Caesaris oppugnandis hunc esse dictum diem, ne qua legio alterae legioni subsidio venire posset. Non facile Gallos Gallis negare potuisse, praesertim cum de recuperanda communi libertate consilium initum videretur. Quibus quoniam pro pietate satisfecerit, habere nunc se rationem offici pro beneficiis Caesaris: monere, orare Titurium pro hospitio, ut suae ac militum saluti consulat. Magnam manum Germanorum conductam Rhenum transisse; hanc adfore biduo. Ipsorum esse consilium, velintne priusquam finitimi sentiant eductos ex hibernis milites aut ad Ciceronem aut ad Labienum deducere, quorum alter milia passuum circiter quinquaginta, alter paulo amplius ab eis absit. Illud se polliceri et iureiurando confirmare tutum iter per fines daturum. Quod cum faciat, et civitati sese consulere, quod hibernis levetur, et Caesari pro eius meritis gratiam referre. Hac oratione habita discedit Ambiorix.
(1) C. Arpinius, ein römischer Ritter und Freund des Titurius, wurde zu ihnen gesandt, mit ihm ein gewisser Q. Iunius aus Spanien, der schon früher regelmäßig als Gesandter Caesars zu Ambiorix gekommen war.
(2) Ambiorix führte ihnen gegenüber etwa folgendes aus: Auf Grund der ihm von Caesar erwiesenen Dienste stehe er tief in dessen Schuld, denn er sei auf sein Bemühen hin von der Tributzahlung befreit worden, die er vorher seinen Grenznachbarn, den Atuatucern, regelmäßig gezahlt habe. Caesar habe ihm auch seinen Sohn und seinen Neffen zurückgeschickt, die den Atuatucern als Geiseln gesandt worden seien und die diese wie Sklaven in Ketten gehalten hätten.
(3) Es sei weder auf seinen Beschluß hin noch mit seiner Zustimmung geschehen, was er hinsichtlich der Bestürmung des römischen Lagers unternommen habe; vielmehr sei er von seinem Stamm dazu gezwungen worden. Seine Herrschaft sei so geartet, dass das Volk ihm gegenüber nicht weniger Rechte habe als er gegenüber dem Volk.
(4) Darüber hinaus liege für seinen Stamm die Veranlassung für diesen Krieg darin, dass er der überraschenden Verschwörung in Gallien keinen Widerstand habe entgegensetzen können. Er selbst könne dafür leicht seine unterlegenen Kräfte als Beweis anführen, weit er nicht so unerfahren sei zu glauben, er könne mit seinen Truppen das römische Volk besiegen.
(5) Gallien habe sich jedoch auf einen gemeinsamen Plan geeinigt: Alle Winterlager Caesars sollten an diesem bestimmten Tag angegriffen werden, um zu verhindern, dass eine Legion der anderen zu Hilfe kommen könne.
(6) Es sei schwierig gewesen, als Gallier Galliern etwas abzuschlagen, besonders weil der Anschein erweckt würde, der Plan sei gefaßt worden, um die allgemeine Freiheit wiederzuerlangen.
(7) Da er seiner nationalen Verpflichtung nun Genüge getan habe, könne er wieder Rücksicht darauf nehmen, dass ihn die Dienste Caesars verpflichteten. Im Hinblick auf ihre Freundschaft bitte er Titurius inständig, für seine und seiner Soldaten Rettung zu sorgen.
(8) Eine große Zahl von germanischen Söldnern habe den Rhein überschritten; in zwei Tagen seien sie da.
(9) Die Römer müßten selbst entscheiden, ob sie, bevor die benachbarten Stämme etwas merkten, ihre Soldaten aus dem Winterlager abziehen und entweder zu Cicero oder zu Labienus führen wollten. Das Lager Ciceros sei etwa 50 Meilen entfernt, das des Labienus etwas weiter.
(10) Er verspreche ihnen und wolle sich auch durch einen Eid darauf festlegen, dass er unserem Heer einen ungefährdeten Marsch durch sein Gebiet ermöglichen werde.
(11) Mit diesem Vorgehen nütze er einerseits seinem Stamm, den er damit von dem Winterlager der Römer entlaste, andererseits erweise er Caesar damit seine Dankbarkeit für die empfangenen Wohltaten. Nach dieser Rede entfernte sich Ambiorix.
Liber V.XXVIII
Arpineius et Iunius, quae audierunt, ad legatoc deferunt. Illi repentina re perturbati, etsi ab hoste ea dicebantur, tamen non neglegenda existimabant maximeque hac re permovebantur, quod civitatem ignobilem atque humilem Eburonum sua sponte populo Romano bellum facere ausam vix erat credendum. Itaque ad consilium rem deferunt magnaque inter eos exsistit controversia. Lucius Aurunculeius compluresque tribuni militum et primorum ordinum centuriones nihil temere agendum neque ex hibernis iniussu Caesaris discedendum existimabant: quantasvis [magnas] copias etiam Germanorum sustineri posse munitis hibernis docebant: rem esse testimonio, quod primum hostium impetum multis ultro vulneribus illatis fortissime sustinuerint: re frumentaria non premi; interea et ex proximis hibernis et a Caesare conventura subsidia: postremo quid esse levius aut turpius, quam auctore hoste de summis rebus capere consilium?
(1) Arpinius und Iunius berichteten den Legaten, was sie erfahren hatten. Diese gerieten über die unvorhergesehene Lage in Verwirrung und meinten, man dürfe diese Darlegungen, auch wenn sie von feindlicher Seite kämen, nicht unberücksichtigt lassen. Was sie vor allem beunruhigte, war, dass es ihnen unwahrscheinlich schien, dass ein so unbekannter und unbedeutender Stamm wie die Eburonen aus freien Stücken gewagt haben sollte, einen Krieg mit dem römischen Volk anzufangen.
(2) Daher brachten sie die Angelegenheit vor den Kriegsrat, wo es zu großen Meinungsverschiedenheiten kam.
(3) L. Aurunculeius, mehrere Militärtribunen und die ranghöchsten Centurionen waren der Ansicht, man dürfe nicht leichtfertig etwas unternehmen und ohne ausdrücklichen Befehl Caesars aus dem Lager abmarschieren.
(4) Sie wiesen darauf hin, dass sie in dem befestigten Winterlager beliebig großen, sogar auch starken Truppen der Germanen standhalten könnten. Beweis dafür sei, dass sie den ersten Ansturm der Feinde mit größter Tapferkeit abgeschlagen und ihnen obendrein bedeutende Verluste zugefügt hätten. Ihre Getreideversorgung sei nicht gefährdet.
(5) In der Zwischenzeit würden auch aus den nächstgelegenen Winterlagern und von Caesar selbst Hilfstruppen eintreffen.
(6) Und was sei endlich leichtsinniger und zugleich unehrenhafter, als auf Anregung des Feindes über so entscheidende Angelegenheiten Beschlüsse zu fassen?
Liber V.XXIXContra ea Titurius sero facturos clamitabat, cum maiores manus hostium adiunctis Germanis convenissent aut cum aliquid calamitatis in proximis hibernis esset acceptum. Brevem consulendi esse occasionem. Caesarem arbitrari profectum in Italiam; neque aliter Calnutcs interficiendi Tasgeti consilium fuisse capturos, neque Eburones, si ille adesset, tanta contemptione nostri ad castra venturos esse. Non hostem auctorem, sed rem spectare: subesse Rhenum; magno esse Germanis dolori Ariovisti mortem et superiores nostras victorias; ardere Galliam tot contumeliis acceptis sub populi Romani imperium redactam superiore gloria rei militaris exstincta. Postremo quis hoc sibi persuaderet, sine certa re Ambiorigem ad eiusmodi consilium descendisse? Suam sententiam in utramque partem esse tutam: si nihil esset durius, nullo cum periculo ad proximam legionem perventuros; si Gallia omnis cum Germanis consentiret, unam esse in celeritate positam salutem. Cottae quidem atque eorum, qui dissentirent, consilium quem habere exitum? In quo si non praesens periculum, at certe longinqua obsidione fames esset timenda.
(1) Dagegen rief Titurius immer wieder, wenn sich erst größere Truppen des Feindes mit den Germanen vereinigt hätten und anrückten, sei es zum Handeln zu spät, ebenso, wenn den nächst2elegenen Winterlagern etwas zugestoßen sei. Die Zeit für eine Entscheidung sei nur kurz.
(2) Er glaube, Caesar sei nach Italien aufgebrochen. Denn andernfalls hätten die Carnuten nicht gewagt, den Mord an Tasgetius zu planen. Wenn Caesar noch da wäre, hätten auch die Eburonen unsere Schlagkraft nicht so gering eingeschätzt, dass sie gegen unser Lager vorrückten.
(3) Er richte sich nicht nach dem Rat des Feindes, sondern sehe den Tatsachen ins Auge: Der Rhein sei nahe; die Germanen seien sehr erbittert über den Tod Ariovists und über unsere vorherigen Siege;
(4) Gallien sei empört über die vielen Niederlagen, die es erlitten habe und die es unter die Herrschaft des römischen Volkes gezwungen hätten, während sein früherer Kriegsruhm ausgelöscht sei.
(5) Wer endlich könne ihm einreden, dass sich Ambiorix ohne begründete Hoffnung auf Erfolg zu einem solchen Plan entschlossen habe?
(6) Sein Vorschlag biete nach beiden Seiten hin Sicherheit: Wenn nichts allzu Schlimmes eintrete, werde man ungefährdet zu der nächstgelegenen Legion gelangen; wenn ganz Gallien im Einvernehmen mit den Germanen stehe, liege die Hoffnung auf Rettung allein in der Schnelligkeit.
(7) Welchen Erfolg aber verspreche der Rat Cottas und der übrigen, die nicht mit ihm, Titurius, übereinstimmten? Zwar bedeute er für den Augenblick keine Gefahr, doch sei gewiß bei einer längeren Belagerung eine Hungersnot zu befürchten.
Liber V.XXX
Hac in utramque partem disputatione habita, cum a Cotta primisque ordinibus acriter resisteretur, "Vincite," inquit, "si ita vultis," Sabinus, et id clariore voce, ut magna pars militum exaudiret; "neque is sum," inquit, "qui gravissime ex vobis mortis periculo terrear: hi sapient; si gravius quid acciderit, abs te rationem reposcent, qui, si per te liceat, perendino die cum proximis hibernis coniuncti communem cum reliquis belli casum sustineant, non reiecti et relegati longe ab ceteris aut ferro aut fame intereant."
(1) Als im Verlauf des Streites die Meinungen im Kriegsrat aufeinanderprallten und Cotta und die ranghöchsten Offiziere weiter harten Widerstand leisteten, sagte Sabinus so laut, dass es ein großer Teil der Soldaten deutlich hören konnte:
(2) Setzt euch durch, wenn ihr es so wollt; ich bin unter euch nicht derjenige, der am meisten Angst um sein Leben hat. Die hier werden es schon merken. Wenn ein Unglück geschieht, werden sie von dir Rechenschaft fordern.
(3) Wenn du es zuließest, würden sie sich übermorgen mit den Soldaten der nächsten Winterlager vereinen und gemeinsam mit den anderen den Krieg überstehen, nicht dagegen verstoßen und verbannt, weit entfernt von den übrigen, durch Hunger oder Schwert umkommen.
Liber V.XXXI
Consurgitur ex consilio; comprehendunt utrumque et orant, ne sua dissensione et pertinacia rem in summum periculum deducat: facilem esse rem, seu maneant, seu proficiscantur, si modo unum omnes sentiant ac probent; contra in dissensione nullam se salutem perspicere. Res disputatione ad mediam noctem perducitur. Tandem dat Cotta permotus manus: superat sententia Sabini. Pronuntiatur prima luce ituros. Consumitur vigiliis reliqua pars noctis, cum sua quisque miles circumspiceret, quid secum portare posset, quid ex instrumento hibernorum relinquere cogeretur. Omnia excogitantur, quare nec sine periculo maneatur, et languore militum et vigiliis periculum augeatur. Prima luce sic ex castris proficiscuntur, ut quibus esset persuasum non ab hoste, sed ab homine amicissimo Ambiorige consilium datum, longissimo agmine maximisque impedimentis.
(1) Da erhob sich der Kriegsrat, seine Mitglieder ergriffen die Kontrahenten bei den Händen und bäten sie inständig, nicht durch ihre hartnäckige Zwietracht höchste Gefahr heraufzubeschwören.
(2) Die Lage sei leicht zu bewältigen, ob man nun bleibe oder aufbreche, wenn nur alle einer Meinung seien und ein gemeinsames Vorgehen billigten. Wenn sie dagegen uneinig seien, sehe man keine Hof7fnung auf Rettung. So wurde die Auseinandersetzung bis Mitternacht weitergeführt.
(3) Endlich gab Cotta,' zutiefst beunruhigt, nach, und die Ansicht d7es Sabinus gewann die Oberhand. Es wurde verkündet, dass man bei Tagesanbruch aufbreche.
(4) Für den Rest der Nacht blieben alle wach, weil jeder Soldat seine Sachen daraufhin durchsah, was er mitnehmen könne und was von der Winterausrüstung zurückbleiben müsse.
(5) Alle Argumente wurden noch einmal gründlich bedacht, warum man einerseits nicht ohne Gefahr bleiben könne, andererseits, dass die Gefahr durch die Erschöpfung und den verlorenen Schlaf der Soldaten nur größer würde.
(6) So brach man bei Tagesanbruch aus dem Lager auf und marschierte in einem überaus langen Zug mit beträchtlichem Gepäck ab. Die Römer erweckten den Eindruck, als seien sie überzeugt, dass der Rat nicht von ihrem Feind, sondern ihrem besten Freund Ambiorix erteilt worden sei.
Liber V.XXXII
At hostes, posteaquam ex nocturno fremitu vigiliisque de profectione eorum senserunt, collocatis insidiis bipertito in silvis opportuno atque occulto loco a milibus passuum circiter duobus Romanorum adventum exspectabant, et cum se maior pars agminis in magnam convallem demisisset, ex utraque parte eius vallis subito se ostenderunt novissimosque premere et primos prohibere ascensu atque iniquissimo nostris loco proelium committere coeperunt.
(1) Die Feinde hatten an dem nächtlichen Lärm und daran, dass die Soldaten wachblieben, gemerkt, dass der Aufbruch bevorstand. Daraufhin stellten sie den Römern eine Falle, indem sie sich in zwei Gruppen teilten und in den Wäldern in einem günstig gelegenen Versteck, das etwa 2 Meilen vom römischen Lager entfernt war, das Eintreffen der Römer erwarteten.
(2) Als der größere Teil des Heereszuges in ein weites Tal hinabgestiegen war, erschienen sie plötzlich von beiden Enden des Tals und begannen, die Nachhut unseres Zuges zu bedrängen, während sie der Vorhut den Aufstieg versperrten, so dass sie unsere Soldaten auf äußerst ungünstigem Gelände zum Kampf zwangen.
Liber V.XXXIII
Tum demum Titurius, qui nihil ante providisset, trepidare et concursare cohortesque disponere, haec tamen ipsa timide atque ut eum omnia deficere viderentur; quod plerumque eis accidere consuevit, qui in ipso negotio consilium capere coguntur. At Cotta, qui cogitasset haec posse in itinere accidere atque ob eam causam profectionis auctor non fuisset, nulla in re communi saluti deerat et in appellandis cohortandisque militibus imperatoris et in pugna militis officia praestabat. Cum propter longitudinem agminis minus facile omnia per se obire et, quid quoque loco faciendum esset, providere possent, iusserunt pronuntiare, ut impedimenta relinquerent atque in orbem consisterent. Quod consilium etsi in eiusmodi casu reprehendendum non est, tamen incommode accidit: nam et nostris militibus spem minuit et hostes ad pugnam alacriores effecit, quod non sine summo timore et desperatione id factum videbatur. Praeterea accidit, quod fieri necesse erat, ut vulgo milites ab signis discederent, quae quisque eorum carissima haberet, ab impedimentis petere atque arripere properaret, clamore et fletu omnia complerentur.
(1) Weil Titurius vorher keinerlei Vorsichtsmaßregeln getroffen hatte, verlor er in dieser Lage schließlich den Kopf, lief ängstlich von einem zum andern und wies den Cohorten ihre Stellungen an, doch wirkten alle seine Anordnungen so furchtsam, dass man sah, wie er die Kontrolle über die Situation verlor. Dies geschieht den Menschen in der Regel, wenn sie gezwungen sind, in einer augenblicklichen Notlage Entscheidungen zu treffen.
(2) Cotta jedoch, der sich gedacht hatte, dass dies auf dem Marsch geschehen könne, und der daher gegen den Abzug gewesen war, versäumte jetzt nichts, um für die Rettung aller zu sorgen. Er erfüllte seine Pflicht als Feldherr, indem er die Soldaten durch Zurufe anfeuerte, und kämpfte in der Schlacht, wie es einem Soldaten zukommt.
(3) Da der Heereszug so lang war, konnten die beiden Legaten nur schwer selbst überall hingelangen und an jeder einzelnen Stelle für die entsprechenden Maßnahmen sorgen. Sie ließen daher durchgeben, das Gepäck im Stich zu lassen und einen Kreis zu bilden,
(4) Obwohl dieser Entschluß in einem solchen Fall nicht zu tadeln war, erwies er sich dennoch als unvorteilhaft.
(5) Er bewirkte, dass die Hoffnung auf Rettung bei den Soldaten schwand, während er den Kampfeseifer der Feinde wachsen ließ, weil es den Anschein hatte, dass nur höchste Panik und Verzweiflung zu diesem Schritt geführt hatten.
(6) Außerdem trat ein, was geschehen mußte, dass die Soldaten scharenweise ihre Feldzeichen verließen und sich beeilten, aus dem Gepäck das herauszuziehen und an sich zu reißen, woran sie am meisten hingen. Der ganze Schauplatz war von jammern und Geschrei erfüllt.
Liber V.XXXIV
At barbaris consilium non defuit. Nam duces eorum tota acie pronuntiare iusserunt, ne quis ab loco discederet: illorum esse praedam atque illis reservari quaecumque Romani reliquissent: proinde omnia in victoria posita existimarent. Erant et virtute et studio pugnandi pares; nostri, tametsi ab duce et a fortuna deserebantur, tamen omnem spem salutis in virtute ponebant, et quotiens quaeque cohors procurrerat, ab ea parte magnus numerus hostium cadebat. Qua re animadversa Ambiorix pronuntiari iubet, ut procul tela coniciant neu propius accedant et, quam in partem Romani impetum fecerint, cedant (levitate armorum et cotidiana exercitatione nihil eis noceri posse), rursus se ad signa recipientes insequantur.
(1) Die Feinde aber bewiesen Umsicht. Ihre Führer ließen an der ganzen Front durchsagen, dass sich niemand von der Stelle rühren solle; die Beute sei ihnen sicher, und was auch immer die Römer zurückließen, bleibe ihnen. Sie sollten daher in der Überzeugung handeln, dass alles von einem Sieg abhänge.
(2) An Zahl und Tapferkeit im Kampf waren die Feinde unseren Soldaten gleich. Obwohl diese von ihrem Führer und dem Glück im Stich gelassen wurden, setzten sie ihre ganze Hoffnung auf Rettung in ihre Tapferkeit, so dass, wann immer eine Cohorte zum Kampf vorstürmte, an dieser Stelle eine große Zahl von Feinden fiel.
(3) Als Ambiorix dies bemerkte, ließ er weitergeben, man solle nur von fern Wurfgeschosse auf die Römer schleudern und nicht näher heranrücken, sondern zurückweichen, wo die Römer angriffen. Da die eigenen Waffen zu leicht und die Römer durch tägliche Übung gut diszipliniert seien, könne man ihnen da keinen Schaden zufügen;
(4) wenn die Römer sich jedoch wieder zu ihren Feldzeichen zurückzögen, solle man ihnen folgen.
Liber V.XXXV
Quo praecepto ab eis diligentissime observato, cum quaepiam cohors ex orbe excesserat atque impetum fecerat, hostes velocissime refugiebant. Interim eam partem nudari necesse erat et ab latere aperto tela recipi. Rursus cum in eum locum unde erant egressi reverti coeperant, et ab eis qui cesserant et ab eis qui proximi steterant circumveniebantur; sin autem locum tenere vellent, nec virtuti locus relinquebatur, neque ab tanta multitudine coniecta tela conferti vitare poterant. Tamen tot incommodis conflictati, multis vulneribus acceptis resistebant et magna parte diei consumpta, cum a prima luce ad horam octavam pugnaretur, nihil quod ipsis esset indignum committebant. Tum Tito Balventio, qui superiore anno primum pilum duxerat, viro forti et magnae auctoritatis, utrumque femur tragula traicitur; Quintus Lucanius, eiusdem ordinis, fortissime pugnans, dum circumvento filio subvenit, interficitur; Lucius Cotta legatus omnes cohortes ordinesque adhortans in adversum os funda vulneratur.
(1) Die Feinde hielten sich genau an diese Vorschrift, so dass sie eilends zurückwichen, wann immer eine Cohorte aus dem Kreis hervorbrach und zum Angriff überging.
(2) Da währenddessen die Abteilung ungedeckt war, gingen notwendigerweise von der offenen Flanke her Wurfgeschosse auf sie nieder;
(3) sobald sie sich aber wieder an den Ort zurückziehen wollte, von dem aus sie losgestürmt war, wurde sie von den Feinden, die vor ihr ausgewichen waren, aber auch von denen, die in der Nähe standen, umzingelt.
(4) Wenn sie ihre Stellung im Kreis jedoch halten wollten, blieb ihnen weder die Möglichkeit, ihre Tapferkeit zu beweisen, noch konnten sie auf dem engen Raum den Wurfgeschossen ausweichen, die die feindliche Übermacht auf sie schleuderte.
(5) Dennoch leisteten sie Widerstand, auch wenn sie mit so vielen Nachteilen kämpfen mußten und zudem viele Verwundete hatten. Obwohl sich der Kampf über einen großen Teil des Tages hinzog er dauerte von Tagesanbruch bis zur 8. Stunde, verhielten sie sich in jeder Hinsicht ehrenhaft:
(6) Da wurden T. Balventius, der im vergangenen Jahr der ranghöchste Centurio einer Legion gewesen war und als tapferer Mann großes Ansehen genoß, beide Oberschenkel von einem Spieß durchbohrt;
(7) Q. Lucanius, der denselben Rang innehatte, fiel nach außerordentlich tapferem Kampf, als er seinem Sohn zu Hilfe kam, der von den Feinden eingekreist worden war.
(8) Während der Legat C. Cotta alle Cohorten und Centurien anfeuerte, wurde er durch einen Schleuderstein im Gesicht verwundet.
Liber V.XXXVI
His rebus permotus Quintus Titurius, cum procul Ambiorigem suos cohortantem conspexisset, interpretem suum Gnaeum Pompeium ad eum mittit rogatum ut sibi militibusque parcat. Ille appellatus respondit: si velit secum colloqui, licere; sperare a multitudine impetrari posse, quod ad militum salutem pertineat; ipsi vero nihil nocitum iri, inque eam rem se suam fidem interponere. Ille cum Cotta saucio communicat, si videatur, pugna ut excedant et cum Ambiorige una colloquantur: sperare ab eo de sua ac militum salute impetrari posse. Cotta se ad armatum hostem iturum negat atque in eo perseverat.
(1) Dies alles bewog Q. Titurius, als er Ambiorix in der Ferne erblickte, wie er seine Soldaten anfeuerte, seinen Dolmetscher Cn. Pompeius zu ihm zu schicken, um ihn um Schonung für sich und seine Soldaten zu bitten.
(2) Als Cn. Pompeius Ambiorix ansprach, antwortete dieser, wenn Titurius mit ihm reden wolle, so sei es ihm gestattet; was die Rettung der Soldaten angehe, so hoffe er, dies von seinem Volk erreichen zu können. Titurius selbst werde auf jeden Fall nichts geschehen, dafür verbürge er sich mit seinem Wort.
(3) Titurius versuchte, sich mit dem verwundeten Cotta darüber zu verständigen, dass es geraten sei, den Kampf abzubrechen und gemeinsam mit Ambiorix zu verhandeln; er hoffe, von Ambiorix ihre eigene Rettung und die der Soldaten erreichen zu können. Cotta weigerte sich jedoch, zu einem bewaffneten Feind zu gehen, und beharrte auf diesem Standpunkt.
Liber V.XXXVII
Sabinus quos in praesentia tribunos militum circum se habebat et primorum ordinum centuriones se sequi iubet et, cum propius Ambiorigem accessisset, iussus arma abicere imperatum facit suisque ut idem faciant imperat. Interim, dum de condicionibus inter se agunt longiorque consulto ab Ambiorige instituitur sermo, paulatim circumventus interficitur. Tum vero suo more victoriam conclamant atque ululatum tollunt impetuque in nostros facto ordines perturbant. Ibi Lucius Cotta pugnans interficitur cum maxima parte militum. Reliqui se in castra recipiunt unde erant egressi. Ex quibus Lucius Petrosidius aquilifer, cum magna multitudine hostium premeretur, aquilam intra vallum proiecit; ipse pro castris fortissime pugnans occiditur. Illi aegre ad noctem oppugnationem sustinent; noctu ad unum omnes desperata salute se ipsi interficiunt. Pauci ex proelio lapsi incertis itineribus per silvas ad Titum Labienum legatum in hiberna perveniunt atque eum de rebus gestis certiorem faciunt.
(1) Sabinus gab daraufhin den Militärtribunen, die sich gerade in seiner Umgebung befanden, und den ranghöchsten Centurionen den Befehl, ihm zu folgen. Als er in die Nähe des Ambiorix gekommen war, wurde er aufgefordert, die Waffen niederzulegen. Er kam diesem Befehl nach und ließ seine Begleitung das gleiche tun.
(2) Während über die Waffenstillstandsbedingungen verhandelt wurde, zog Ambiorix das Gespräch absichtlich in die Länge. Inzwischen kreisten die Feinde Sabinus allmählich ein und töteten ihn.
(3) Darauf erhoben sie nach ihrer Gewohnheit ein wildes, lautes Siegesgeschrei und griff en unsere Soldaten an, deren Reihen sie völlig in Verwirrung brachten.
(4) Dabei wurde C. Cotta mit dem größten Teil der Soldaten im Kampf getötet. Der Rest zog sich ins Lager zurück, von dem sie ausgezogen waren.
(5) Unter diesen Soldaten befand sich auch der Adlerträger L. Petrosidius, der den Adler über den Wall ins Lager warf, als er von einer großen Zahl von Feinden bedrängt wurde; er selbst fiel vor dem Lager in tapferstem Kampf. Die Soldaten hielten der Bestürmung nur mit Mühe bis zum Einbruch der Nacht stand .
(6) In der Nacht brachten sie sich alle selbst um, weil sie an ihrer Rettung verzweifelten.
(7) Nur wenige konnten aus der Schlacht entkommen. Sie gelangten auf Irrwegen durch die Wälder zu dem Legaten T. Labienus ins Winterlager und benachrichtigten ihn über das Vorgefallene.
Liber V.XXXVIII
Hac victoria sublatus Ambiorix statim cum equitatu in Aduatucos, qui erant eius regno finitimi, proficiscitur; neque noctem neque diem intermittit pedita tumque subsequi iubet. Re demonstrata Aduatucisque concitatis postero die in Nervios pervenit hortaturque, ne sui in perpetuum liberandi atque ulciscendi Romanos pro eis quas acceperint iniuriis occasionem dimittant: interfectos esse legatos duos magnamque partem exercitus interisse demonstrat; nihil esse negoti subito oppressam legionem quae cum Cicerone hiemet interfici; se ad eam rem profitetur adiutorem. Facile hac oratione Nerviis persuadet.
(1) In seiner Begeisterung über den Sieg brach Ambiorix sofort mit seinen Reitern zu den Atuatucern auf, die an den Grenzen seines Gebietes lebten. Er unterbrach den Ritt weder bei Tag noch bei Nacht und befahl dem Fußvolk, ihm sofort zu folgen.
(2) Nachdem er den Atuatucern seinen Sieg geschildert und sie zum Kampf aufgestachelt hatte, zog er am nächsten Tag zu den Nerviern weiter und forderte sie auf, sich die Gelegenheit nicht entgehen zu lassen, ihre Freiheit für immer wiederzuerlangen und sich an den Römern für das zu rächen, was sie ihnen angetan hätten.
(3) Er legte dar, dass zwei Legaten tot und ein großer Teil des Heeres untergegangen sei.
(4) Es sei leicht, die Legion, die unter Cicero im Winterlager stehe, überraschend zu schlagen und niederzumachen. Ambiorix erklärte öffentlich, die Nervier dabei unterstützen zu wollen. Es gelang ihm mühelos, sie zu überreden.
Liber V.XXXIX
Itaque confestim dimissis nuntiis ad Ceutrones, Grudios, Levacos, Pleumoxios, Geidumnos, qui omnes sub eorum imperio sunt, quam maximas manus possunt cogunt et de improviso ad Ciceronis hiberna advolant nondum ad eum fama de Tituri morte perlata. Huic quoque accidit, quod fuit necesse, ut nonnulli milites, qui lignationis munitionisque causa in silvas discessissent, repentino equitum adventu interciperentur. His circumventis magna manu Eburones, Nervii, Aduatuci atque horum omnium socii et clientes legionem oppugnare incipiunt. Nostri celeriter ad arma concurrunt, vallum conscendunt. Aegre is dies sustentatur, quod omnem spem hostes in celeritate ponebant atque hanc adepti victoriam in perpetuum se fore victores confidebant.
(1) Sie schickten daher umgehend Gesandte zu den Ceutronen, Grudiern, Levacern, Pleumoxiern und Geidumnern, die alle unter ihrer Herrschaft standen, sammelten so viele Truppen wie nur möglich und marschierten rasch und unbemerkt zum Lager Ciceros, zu dem das Gerücht vom Untergang des Titurius noch nicht gedrungen war.
(2) Wie nicht anders zu erwarten, traf Cicero auch noch das Unglück, dass einige Soldaten, die in die Wälder ausgerückt waren, um Brennholz und Material für die Lagerbefestigung zu beschaffen, durch das plötzliche Erscheinen der feindlichen Reiterei abgeschnitten und von den Feinden eingekreist wurden.
(3) Dann gingen diese in Scharen daran, die Legion im Winterlager zu bestürmen. Es waren die Eburonen, Nervier, Atuatucer zusammen mit den Bundesgenossen und Schutzbefohlenen aller dieser Stämme. Unsere Soldaten eilten schnell zu den Waffen und besetzten den Lagerwall.
(4) Nur mit Mühe hielten sie an diesem Tag dem Feind stand, da dieser seine ganze Hoffnung auf seine überraschende Schnelligkeit setzte und fest darauf vertraute, er werde für immer Sieger bleiben, wenn er an diesem Tag den Sieg erringe.
Liber V.XXXX
Mittuntur ad Caesarem confestim ab Cicerone litterae magnis propositis praemiis, si pertulissent: obsessis omnibus viis missi intercipiuntur. Noctu ex materia, quam munitionis causa comportaverant, turres admodum CXX excitantur incredibili celeritate; quae deesse operi videbantur, perficiuntur. Hostes postero die multo maioribus coactis copiis castra oppugnant, fossam complent. Eadem ratione, qua pridie, ab nostris resistitur. Hoc idem reliquis deinceps fit diebus. Nulla pars nocturni temporis ad laborem intermittitur; non aegris, non vulneratis facultas quietis datur. Quaecumque ad proximi diei oppugnationem opus sunt noctu comparantur; multae praeustae sudes, magnus muralium pilorum numerus instituitur; turres contabulantur, pinnae loricaeque ex cratibus attexuntur. Ipse Cicero, cum tenuissima valetudine esset, ne nocturnum quidem sibi tempus ad quietem relinquebat, ut ultro militum concursu ae vocibus sibi parcere cogeretur.
(1) Cicero schickte umgehend Briefe an Caesar und versprach den Überbringern hohe Belohnung, wenn sie die Briefe durch die feindlichen Linien brächten. Da jedoch alle Wege besetzt waren, wurden die ausgesandten Boten abgefangen.
(2) In der Nacht errichteten die Römer aus dem Bauholz, das sie zur Lagerbefestigung herbeigeschafft hatten, mindestens 120 Verteidigungstürme. Mit unerhörter Geschwindigkeit führten sie alles zu Ende, was an der Befestigung noch zu fehlen schien.
(3) Am folgenden Tag gingen die Feinde, die jetzt noch viel mehr Truppen zusammengezogen hatten, zum Sturmangriff auf das Lager über und füllten den Graben auf. Unsere Soldaten leisteten auf dieselbe Art wie am Vortag Widerstand.
(4) Dasselbe geschah an den darauffolgenden Tagen.
(5) Auch in der Nacht wurde die Arbeit ununterbrochen fortgesetzt, weder den Kranken noch den Verwundeten gönnte man Ruhe.
(6) Alles, was für die Abwehr des feindlichen Angriffs am folgenden Tag erforderlich war, wurde nachts vorbereitet. Man stellte eine große Zahl von Pfählen bereit, deren Spitzen im Feuer gehärtet waren, und ebenso eine große Zahl von schweren Wurfspeeren für den Kampf vom Lagerwall aus. Die Schutztürme wurden mit Brettern bedeckt und Schießscharten und Brustwehren aus Reisiggeflecht angebracht.
(7) Obwohl Cicero von äußerst schwacher Gesundheit war, gönnte er sich nicht einmal nachts einen Augenblick der Ruhe, so dass die Soldaten von selbst bei ihm zusammenliefen und ihn durch Zurufe zwangen, sich zu schonen.
Liber V.XXXXI
Tunc duces principesque Nerviorum qui aliquem sermonis aditum causamque amicitiae cum Cicerone habebant colloqui sese velle dicunt. Facta potestate eadem quae Ambiorix cum Titurio egerat commemorant: omnem esse in armis Galliam; Germanos Rhenum transisse; Caesaris reliquorumque hiberna oppugnari. Addunt etiam de Sabini morte: Ambiorigem ostentant fidei faciendae causa. Errare eos dicunt, si quidquam ab his praesidi sperent, qui suis rebus diffidant; sese tamen hoc esse in Ciceronem populumque Romanum animo, ut nihil nisi hiberna recusent atque hanc inveterascere consuetudinem nolint: licere illis incolumibus per se ex hibernis discedere et quascumque in partes velint sine metu proficisci. Cicero ad haec unum modo respondit: non esse consuetudinem populi Romani accipere ab hoste armato condicionem: si ab armis discedere velint, se adiutore utantur legatosque ad Caesarem mittant; sperare pro eius iustitia, quae petierint, impetraturos.
(1) Da erklärten die Führer und andere vornehme Männer der Nervier, die mit Cicero in einem freundschaftlichen Verhältnis standen und daher leichter ein Gespräch mit ihm führen konnten, sie wollten sich mit ihm unterreden.
(2) Als ihnen Gelegenheit dazu gegeben wurde. leeren sie ihm dasselbe dar, was Ambiorix in seinen Verhandlungen mit Titurius ausgeführt hatte: Gallien stehe unter Waffen, die Germanen hätten den Rhein überschritten, Caesars Winterlager, ebenso die anderen, werde belagert.
(4) Sie fügten auch die Nachricht über den Tod des Sabinus hinzu. Um Glauben zu erwecken, wiesen sie auf die Anwesenheit des Ambiorix hin.
(5) Weiter erklärten sie, man befinde sich in einem Irrtum, wenn man von denen Schutz erwarte, die an ihrer Rettung zweifelten. Sie, die Nervier, hätten trotzdem nur dies eine gegen Cicero und das römische Volk einzuwenden, dass bei ihnen Winterlager eingerichtet würden. Sie wollten nicht, dass dies zu einer Gewohnheit werde.
(6) Sie erlaubten den Römern, unversehrt aus dem Winterlager abzuziehen und ohne jede Furcht zu marschieren, wohin sie wollten.
(7) Cicero erwiderte darauf nur eins: Es sei nicht die Gewohnheit des römischen Volkes, sich von einem bewaffneten Feind Bedingungen stellen zu lassen;
(8) wenn die Nervier den Kriegszustand beenden wollten, sollten sie Gesandte an Caesar schicken und könnten dabei mit seiner Unters rechnen. Bei Caesars Sinn für Gerechtigkeit hoffe er, dass sie die Erfüllung ihrer Bitten erreichen könnten.
Liber V.XXXXII
Ab hac spe repulsi Nervii vallo pedum IX et fossa pedum XV hiberna cingunt. Haec et superiorum annorum consuetudine ab nobis cognoverant et, quos clam de exercitu habebant captivos, ab eis docebantur; sed nulla ferramentorum copia quae esset ad hunc usum idonea, gladiis caespites circumcidere, manibus sagulisque terram exhaurire nitebantur. Qua quidem ex re hominum multitudo cognosci potuit: nam minus horis tribus milium pedum XV in circuitu munitionem perfecerunt reliquisque diebus turres ad altitudinem valli, falces testudinesque, quas idem captivi docuerant, parare ac facere coeperunt.
(1) Da die Nervier sich so in ihrer Hoffnung getäuscht sahen, kesselten sie das Winterlager mit einem Wall von 10 Fuß und einem Graben von 15 Fuß ein.
(2) Durch die Erfahrungen der letzten Jahre hatten sie das von uns gelernt. Zudem lehrten sie es einige Gefangene aus unserem Heer, die sie in ihrer Gewalt hatten.
(3) Da sie jedoch keine eisernen Werkzeuge besaßen, die für diese Arbeit geeignet waren, sahen sie sich gezwungen, Rasenstücke mit dem Schwert auszustechen und mit den Händen die Erde zu schaufeln und in Mänteln wegzutragen.
(4) Daran konnte man allerdings erkennen, um wie viele Menschen es sich handelte; in weniger als drei Stunden hatten sie ein Belagerungswerk von 15 Meilen Umfang vollendet.
(5) In den folgenden Tagen gingen sie daran, Belagerungstürme entsprechend der Höhe unseres Walles aufzurichten und Mauersicheln und Schutzdächer' 12 herzustellen, deren Bau sie ebenfalls die Gefangenen gelehrt hatten.
Liber V.XXXXIII
Septimo oppugnationis die maximo coorto vento ferventes fusili ex argilla glandes fundis et fervefacta iacula in casas, quae more Gallico stramentis erant tectae, iacere coeperunt. Hae celeriter ignem comprehenderunt et venti magnitudine in omnem locum castrorum distulerunt. Hostes maximo clamore sicuti parta iam atque explorata victoria turres testudinesque agere et scalis vallum ascendere coeperunt. At tanta militum virtus atque ea praesentia animi fuit, ut, cum undique flamma torrerentur maximaque telorum multitudine premerentur suaque omnia impedimenta atque omnes fortunas conflagrare intellegerent, non modo demigrandi causa de vallo decederet nemo, sed paene ne respiceret quidem quisquam, ac tum omnes acerrime fortissimeque pugnarent. Hic dies nostris longe gravissimus fuit; sed tamen hunc habuit eventum, ut eo die maximus numerus hostium vulneraretur atque interficeretur, ut se sub ipso vallo constipaverant recessumque primis ultimi non dabant. Paulum quidem intermissa flamma et quodam loco turri adacta et contingente vallum tertiae cohortis centuriones ex eo, quo stabant, loco recesserunt suosque omnes removerunt, nutu vocibusque hostes, si introire vellent, vocare coeperunt; quorum progredi ausus est nemo. Tum ex omni parte lapidibus coniectis deturbati, turrisque succensa est.
(1) Als sich am 7. Tag der Belagerung ein heftiger Sturm erhob, begannen die Feinde, mit Schleudern glühende Tongeschosse und glühende Wurfspieße auf die Baracken zu schießen, die nach gallischer Sitte mit Stroh gedeckt waren.
(2) Diese fingen schnell Feuer, das sich durch die Gewalt des Windes über das ganze Lager ausbreitete.
(3) Darauf erhoben die Feinde ein lautes Geschrei, als ob sie den Sieg schon sicher in Händen hätten, und begannen, die Belagerungstürme und Schilddächer heranzuschieben und den Lagerwall mit Leitern zu ersteigen.
(4) Obwohl die Hitze unsere Soldaten überall versengte und ein Hagel von Wurfgeschossen auf sie niederging, während sie gleichzeitig merkten, dass das ganze Gepäck und ihre gesamte Habe verbrannte, waren sie so tapfer und unerschrocken, dass nicht nur keiner den Lagerwall verließ, um zu entkommen, sondern auch kaum einer zurückblickte. Im Gegenteil, sie kämpften in dieser Lage alle besonders hitzig und tapfer.
(5) Dieser Tag war bei weitem der härteste für unsere Soldaten, Dennoch war das Ergebnis, dass an diesem Tag die größte Zahl von Feinden verwundet oder getötet wurde, da sie sich unmittelbar unterhalb des Walles zusammengedrängt hatten und die hinten stehenden Soldaten den vorderen keine Möglichkeit ließen, zurückzuweichen.
(6) Als das Feuer etwas nachließ und an einer Stelle ein Belagerungsturm herangeschoben wurde, der den Lagerwall schon berührte, gaben die Centurionen der 3. Cohorte ihre Stellung auf und ließen auch alle ihre Soldaten zurückweichen. Dann begannen sie, die Feinde mit Winken und Zurufen aufzufordern hereinzukommen, wenn sie wollten,
(7) Niemand wagte einen Schritt nach vorn. Da schleuderten die Römer von allen Seiten Steine und vertrieben die Feinde. Den Turm ließen sie in Flammen aufgehen.
Liber V.XXXXIV
Erant in ea legione fortissimi viri, centuriones, qui primis ordinibus appropinquarent, Titus Pullo et Lucius Vorenus. Hi perpetuas inter se controversias habebant, quinam anteferretur, omnibusque annis de locis summis simultatibus contendebant. Ex his Pullo, cum acerrime ad munitiones pugnaretur, "Quid dubitas," inquit, " Vorene? aut quem locum tuae probandae virtutis exspectas ? hic dies de nostris controversiis iudicabit." Haec cum dixisset, procedit extra munitiones quaque pars hostium confertissma est visa irrumpit. Ne Vorenus quidem tum sese vallo continet, sed omnium veritus existi mationem subsequitur. Mediocri spatio relicto Pullo pilum in hostes immittit atque unum ex multitudine procurrentem traicit; quo percusso et exanimato hunc scutis protegunt, in hostem tela universi coniciunt neque dant regrediendi facultatem. Transfigitur scutum Pulloni et verutum in balteo defigitur. Avertit hic casus vaginam et gladium educere conanti dextram moratur manum, impeditumque hostes circumsistunt. Succurrit inimicus illi Vorenus et laboranti subvenit. Ad hunc se confestim a Pullone omnis multitudo convertit: illum veruto arbitrantur occisum. Gladio comminus rem gerit Vorenus atque uno interfecto reliquos paulum propellit; dum cupidius instat, in locum deiectus inferiorem concidit. Huic rursus circumvento fert subsidium Pullo, atque ambo incolumes compluribus interfectis summa cum laude sese intra munitiones recipiunt. Sic fortuna in contentione et certamine utrumque versavit, ut alter alteri inimicus auxilio salutique esset, neque diiudicari posset, uter utri virtute anteferendus videretur.
(1) In dieser Legion dienten zwei außerordentlich tapfere Centurionen, die schon vor der Beförderung zum höchsten Rang standen, Titus Pullo und Lucius Vorenus.
(2) Diese standen in ständigem Streit miteinander, wer den anderen übertreffe. In all jenen Jahren hatten sie als erbitterte Rivalen miteinander um ihren Rang gekämpft.
(3) Von diesen beiden sagte Pullo, als bei der Lagerbefestigung aufs härteste gekämpft wurde: »Was zögerst du noch, Vorenus? Auf welche Gelegenheit wartest du noch, deine Tapferkeit zu beweisen? Dieser Tag wird unseren Wettstreit entscheiden.«
(4) Mit diesen Worten ging er über die Lagerbefestigung und stürzte sich auf den Feind dort, wo er am dichtesten zu stehen schien.
(5) Da hielt es auch Vorenus nicht auf dem Lagerwall, er folgte Pullo auf dem Fuß, weil er um sein Ansehen bei allen anderen fürchtete.
(6) Aus einer gewissen Entfernung schleuderte Pullo seinen Wurfspieß die Feinde und durchbohrte einen, der gerade aus der feindlichen Menge nach vorn stürmte. Als dieser schwer getroffen starb, bedeckten ihn die Feinde mit ihren Schilden, schleuderten alle ihre Wurfgeschosse auf Pullo und machten ihm so ein weiteres Vorrücken unmöglich.
(7) Pullos Schild wurde durchbohrt, und ein Wurfgeschoß blieb in seinem Wehrgehänge stecken,
(8) so dass sich seine Schwertscheide durch den Treffer verschob. Als er versuchte, sein Schwert zu ziehen, war daher seine rechte Hand behindert, so dass er wehrlos war, als die Feinde ihn umzingelten.
(9) Da kam ihm sein Feind Vorenus zu Hilfe und stand dem Bedrängten bei.
(10) Sofort wandte sich daraufhin die feindliche Menge von Pullo ab und Vorenus zu,
(11) da sie glaubten, der Speer habe Pullo durchbohrt. Vorenus kämpfte im Handgemenge mit dem Schwert, tötete einen Feind und trieb die übrigen ein Stück zurück.
(12) Während er jedoch allzu stürmisch vordrang, stolperte er in eine Bodenvertiefung und stürzte.
(13) Als die Feinde ihn einkreisten, brachte ihm wiederum Pullo Unterstützung, so dass sich beide, nachdem sie mehrere Feinde niedergemacht hatten, unversehrt und mit höchstem Ruhm bedeckt in die Befestigung zurückziehen konnten.
(14) So trieb das Schicksal mit der heftigen Rivalität der beiden sein Spiel, dass nämlich jeder dem Rivalen zu Hilfe kam und ihn rettete und dass nicht zu entscheiden war, wen von beiden man als den tapfereren ansehen mußte.
Liber V.XXXXV
Quanto erat in dies gravior atque asperior oppugnatio, et maxime quod magna parte militum confecta vulneribus res ad paucitatem defensorum pervenerat, tanto crebriores litterae nuntiique ad Caesarem mittebantur; quorum pars deprehensa in conspectu nostrorum militum cum cruciatu necabatur. Erat unus intus Nervius nomine Vertico, loco natus honesto, qui a prima obsidione ad Ciceronem perfugerat suamque ei fidem praestiterat. Hic servo spe libertatis magnisque persuadet praemiis, ut litteras ad Caesarem deferat. Has ille in iaculo illigatas effert et Gallus inter Gallos sine ulla suspicione versatus ad Caesarem pervenit. Ab eo de periculis Ciceronis legionisque cognoscitur.
(1) Je schwieriger und bedruckender die Belagerung von Tag zu Tag wurde, vor allem deshalb, weil ein großer Teil der Soldaten schwer verwundet war, so dass allmählich nur noch wenige Verteidiger übrigblieben, desto häufiger wurden Boten mit Briefen zu Caesar geschickt. Von diesen wurde ein Teil sofort ergriffen und vor den Augen unserer Soldaten unter Foltern getötet.
(2) Im römischen Lager befand sich ein einziger Nervier mit Namen Vertico, ein Mann von anständiger Herkunft, der zu Beginn der Belagerung zu Cicero übergegangen war und sich ihm als zuverlässig erwiesen hatte.
(3) Dieser stellte einem seiner Sklaven die Freiheit und große Belohnungen in Aussicht und überredete ihn dadurch, einen Brief zu Caesar zu bringen.
(4) Der Sklave befestigte den Brief an seinem Spieß und brachte ihn so hinaus, und da er sich als Gallier unter Galliern bewegen konnte, ohne Verdacht zu erregen, gelangte er zu Caesar.
(5) So erfuhr dieser durch den Sklaven von der Gefahr, in der sich Cicero und seine Legion befanden.
Liber V.XXXXVI
Caesar acceptis litteris hora circiter XI diei statim nuntium in Bellovacos ad M. Crassum quaestorem mittit, cuius hiberna aberant ab eo milia passuum XXV; iubet media nocte legionem proficisci celeriterque ad se venire. Exit cum nuntio Crassus. Alterum ad Gaium Fabium legatum mittit, ut in Atrebatium fines legionem adducat, qua sibi iter faciendum sciebat. Scribit Labieno, si rei publicae commodo facere posset, cum legione ad fines Nerviorum veniat. Reliquam partem exercitus, quod paulo aberat longius, non putat exspectandam; equites circiter quadringentos ex proximis hibernis colligit.
(1) Auf diese Nachricht hin sandte Caesar sofort, etwa um die 11. Stunde, einen Boten in das Gebiet der Bellovacer zu dein Quaestor M. Crassus, dessen Winterlager etwa 25 Meilen von ihm entfernt lag.
(2) Er befahl ihm, um Mitternacht mit seiner Legion aufzubrechen und rasch zu ihm zu stoßen.
(3) Crassus marschierte sofort nach Eintreffen des Boten ab. Einen zweiten Boten sandte Caesar an den Legaten C. Fabius mit der Aufforderung, seine Legion in das Gebiet der Atrebaten zu führen, da er wußte, dass er selbst durch diese Gegend ziehen müßte.
(4) Labienus schrieb er, er möge mit seiner Legion in Richtung auf das Gebiet der Nervier marschieren, wenn es die militärische Lage erlaube. Da der übrige Teil des Heeres etwas zu weit entfernt stand, glaubte Caesar, er könne nicht auf dessen Anrücken warten. Er zog allerdings noch etwa 400 Reiter aus den nächstgelegenen Winterlagern zusammen.
Liber V.XXXXVII
Hora circiter tertia ab antecursoribus de Crassi adventu certior factus eo die milia passuum XX pro cedit. Crassum Samarobrivae praeficit legionemque attribuit, quod ibi impedimenta exercitus, obsides civitatum, litteras publicas frumentumque omne quod eo tolerandae hiemis causa devexerat relinquebat. Fabius, ut imperatum erat, non ita multum moratus in itinere cum legione occurrit. Labienus interitu Sabini et caede cohortium cognita, cum omnes ad eum Treverorum copiae venissent, veritus, si ex hibernis fugae similem profectionem fecisset, ut hostium impetum sustinere posset, praesertim quos recenti victoria efferri sciret, litteras Caesari remittit, quanto cum periculo legionem ex hibernis educturus esset; rem gestam in Eburonibus perscribit; docet omnes equitatus peditatusque copias Treverorum tria milia passuum longe ab suis castris consedisse.
(1) Etwa um die dritte Stunde erhielt Caesar von Vorreitern die Nachricht von Crassus' Ankunft. Er selbst rückte an diesem Tag 20 Meilen vor.
(2) Crassus übertrug er das Kommando in Samarobriva und wies ihm eine ganze Legion zu, weil dort das gesamte schwere Kriegsgerät des Heeres und die Geiseln der einzelnen Stämme blieben; auch sein Archiv und das gesamte Getreide, das er hatte dorthin schaffen lassen, um den Winter überstehen zu können, ließ er zurück.
(3) Fabius, der noch weniger Zeit gebraucht hatte, als Caesar ihm in seinem Befehl zugestanden hatte, kam ihm mit seiner Legion auf dem Marsch entgegen.
(4) Inzwischen hatte Labienus vom Untergang des Sabinus und der Niedermetzelung der Cohorten erfahren. Gleichzeitig waren alle Truppen der Treverer gegen ihn vorgerückt, so dass er fürchtete, es werde wie eine Flucht aussehen, wenn er jetzt aus dem Lager abmarschierte;
(5) infolgedessen werde er einem Angriff der Feinde nicht standhalten können, zumal er wußte, dass die Feinde auf Grund des kürzlichen Sieges an Selbstsicherheit gewonnen hatten. Er antwortete Caesar daher in einem Brief, in dem er beschrieb, welche Gefahr drohe, wenn er die Legion aus dem Winterlager abziehen lasse, und stellte die Ereignisse bei den Eburonen dar. Gleichzeitig unterrichtete er Caesar davon, dass das gesamte Heer der Treverer, Fußvolk und Reiterei 3 Meilen von seinem Lager entfernt in Stellung gegangen sei.
Liber V.XXXXVIII
Caesar consilio eius probato, etsi opinione trium legionum deiectus ad duas redierat, tamen unum communis salutis auxilium in celeritate ponebat. Venit magnis itineribus in Nerviorum fines. Ibi ex captivis cognoscit, quae apud Ciceronem gerantur, quantoque in periculo res sit. Tum cuidam ex equitibus Gallis magnis praemiis persuadet uti ad Ciceronem epistolam deferat. Hanc Graecis conscriptam litteris mittit, ne intercepta epistola nostra ab hostibus consilia cognoscantur. Si adire non possit, monet ut tragulam cum epistola ad amentum deligata intra munitionem castrorum abiciat. In litteris scribit se cum legionibus profectum celeriter adfore; hortatur ut pristinam virtutem retineat. Gallus periculum veritus, ut erat praeceptum, tragulam mittit. Haec casu ad turrim adhaesit neque ab nostris biduo animadversa tertio die a quodam milite conspicitur, dempta ad Ciceronem defertur. Ille perlectam in conventu militum recitat maximaque omnes laetitia adficit. Tum fumi incendiorum procul videbantur; quae res omnem dubitationem adventus legionum expulit.
(1) Caesar billigte den Entschluß des Labienus. Wenn er auch mit drei Legionen gerechnet hatte, beschränkte er sich nun auf zwei, da er überzeugt war, dass die einzige Hoffnung, alle Legionen zu retten, in schnellem Handeln bestand. In Eilmärschen gelangte er in das Gebiet der Nervier.
(2) Dort erfuhr er von Gefangenen, was sich bei Cicero ereignete und wie gefährlich dort die Lage war.
(3) Da gewann er einen der gallischen Reiter mit hohen Belohnungen, Cicero einen Brief zu überbringen.
(4) Er schickte ihn in griechischer Sprache, damit die Feinde nichts von unseren Plänen erführen, wenn sie den Brief abfingen.
(5) Dem Reiter trug er auf, den Brief an den Riemen seines Speeres zu binden und in die römische Lagerbefestigung zu schleudern, wenn er nicht näher herankommen könne.
(6) In dem Brief teilte er mit er sei mit den Legionen im Anmarsch und werde in Kürze eintreffen. Zugleich forderte er Cicero auf, sich weiter so tapfer zu halten wie bisher.
(7) Der Gallier, der sich vor der gefährlichen Situation fürchtete, warf befehlsgemäß seinen Speer ins Lager.
(8) Zufällig blieb dieser aber in einem Wachtturm stecken und wurde zwei Tage lang von unseren Soldaten nicht bemerkt, ehe ihn am dritten Tag ein Soldat erblickte, abnahm und zu Cicero brachte.
(9) Dieser las den Brief durch, gab seinen Inhalt in einer Versammlung der Soldaten bekannt und erfüllte alle mit größter Freude.
(10) Da erblickte man auch schon von ferne den Rauch von Bränden, so dass jeder Zweifel an der Ankunft der Legionen schwand.
Liber V.XXXXIX
Galli re cognita per exploratores obsidionem relinquunt, ad Caesarem omnibus copiis contendunt. Hae erant armata circiter milia LX. Cicero data facultate Gallum ab eodem Verticone, quem supra demonstravimus, repetit, qui litteras ad Caesarem deferat; hunc admonet, iter caute diligenterque faciat: perscribit in litteris hostes ab se discessisse omnemque ad eum multitudinem convertisse. Quibus litteris circiter media nocte Caesar adlatis suos facit certiores eosque ad dimicandum animo confirmat. Postero die luce prima movet castra et circiter milia passuum quattuor progressus trans vallem et rivum multitudinem hostium conspicatur. Erat magni periculi res tantulis copiis iniquo loco dimicare; tum, quoniam obsidione liberatum Ciceronem sciebat, aequo animo remittendum de celeritate existimabat: consedit et quam aequissimo loco potest castra communit atque haec, etsi erant exigua per se vix hominum milium septem praesertim nullis cum impedimentis, tamen angustiis viarum quam maxime potest contrahit, eo consilio, ut in summam contemptionem hostibus veniat. Interim speculatoribus in omnes partes dimissis explorat quo commodissime itinere vallem transire possit.
(1) Als die Gallier durch ihre Kundschaftet davon erfuhren, gaben sie die Belagerung auf und rückten mit allen Truppen schnell gegen Caesar vor. Ihr Heer bestand aus etwa 60000 Bewaffneten.
(2) Cicero bot sich dadurch die Gelegenheit, über denselben Vertico, den wir oben erwähnten, einen Gallier zu finden, der Caesar einen Brief überbringen sollte. Cicero ermahnte ihn, sich auf seinem Botengang besonders vorsichtig zu verhalten.
(3) In dem Brief teilte er Caesar mit, die Feinde seien von seinem Lager abgezogen und hätten sich mit ihrer gesamten Streitmacht gegen Caesar gewandt.
(4) Als dieser etwa um Mitternacht das Schreiben erhielt, unterrichtete er seine Soldaten davon und sprach ihnen für den kommenden Kampf Mut zu.
(5) Am folgenden Tag brach er im Morgengrauen das Lager ab und war etwa 4 Meilen vorgerückt, als er jenseits eines Baches in einem Tal die Menge der Feinde erblickte.
(6) Es wäre sehr gefährlich gewesen, auf diesem ungünstigen Gelände mit so wenigen Truppen zum Kampf anzutreten. Da er zudem wußte, dass Cicero von der Belagerung befreit war, gelangte er zu der Ansicht, er könne ohne Bedenken langsamer vorgehen.
(7) Er hielt daher an und ließ an der günstigsten Stelle, die er finden konnte, ein befestigtes Lager errichten. Obwohl das Lager schon an sich klein angelegt wurde, weil es für kaum 7000 Menschen gedacht war, die noch dazu kein Kriegsgerät mit sich führten, schränkte Caesar den Platz dafür durch Verengung der Lagerstraßen noch so weit wie möglich ein. Er verfolgte dabei die Absicht, den Feinden möglichst verächtlich zu erscheinen.
(8) In der Zwischenzeit sandte er Späher nach allen Richtungen aus, um auszukundschaften, wo man das Tal am bequemsten durchqueren könne.
Liber V.XXXXX
Eo die parvulis equestribus proeliis ad aquam factis utrique sese suo loco continent: Galli, quod ampliores copias, quae nondum convenerant, exspectabant; Caesar, si forte timoris simulatione hostes in suum locum elicere posset, ut citra vallem pro castris proelio contenderet, si id efficere non posset, ut exploratis itineribus minore cum periculo vallem rivumque transiret. Prima luce hostium equitatus ad castra accedit proeliumque cum nostris equitibus committit. Caesar consulto equites cedere seque in castra recipere iubet, simul ex omnibus partibus castra altiore vallo muniri portasque obstrui atque in his administrandis rebus quam maxime concursari et cum simulatione agi timoris iubet.
(1) Von kleinen Reitergefechten abgesehen, die sich am Bach abspielten, blieb an diesem Tag jede Seite in ihrer Stellung:
(2) Die Gallier wollten weitere Truppen erwarten, die noch nicht eingetroffen waren,
(3) Caesar wollte versuchen, die Schlacht diesseits des Tales vor dem Lager stattfinden zu lassen, falls es ihm gelingen sollte, durch Vortäuschung von Furcht die Feinde auf für ihn günstiges Gelände zu locken.
(4) Für den Fall, dass er damit keinen Erfolg hätte, wollte er erst die Wege auskundschaften, um dann mit geringerer Gefahr das Tal und den Bach zu überqueren. Bei Tagesanbruch rückte die Reiterei des Feindes gegen unser Lager vor und lieferte unseren Reitern ein Gefecht.
(5) Caesar gab den Reitern mit Absicht die Weisung, zu weichen und sich ins Lager zurückzuziehen. Gleichzeitig ließ er das Lager an allen Seiten mit einem höheren Wall befestigen und die Tore versperren. Er befahl den Soldaten, bei der Arbeit daran möglichst viel hin und her zu rennen, als ob sie die Furcht antreibe.
Liber V.XXXXXI
Quibus omnibus rebus hostes invitati copias traducunt aciemque iniquo loco constituunt, nostris vero etiam de vallo deductis propius accedunt et tela intra munitionem ex omnibus partibus coniciunt praeconibusque circummissis pronuntiari iubent, seu quis Gallus seu Romanus velit ante horam tertiam ad se transire, sine periculo licere; post id tempus non fore potestatem: ac sic nostros contempserunt, ut obstructis in speciem portis singulis ordinibus caespitum, quod ea non posse introrumpere videbantur, alii vallum manu scindere, alii fossas complere inciperent. Tum Caesar omnibus portis eruptione facta equitatuque emisso celeriter hostes in fugam dat, sic uti omnino pugnandi causa resisteret nemo, magnumque ex eis numerum occidit atque omnes armis exuit.
(1) Dies alles bewog die Feinde, ihre Truppen über den Bach zu führen und in einem für sie ungünstigen Gelände aufzustellen. Da unsere Soldaten sogar auch vom Wall abgezogen wurden, rückten die Feinde noch näher heran und warfen von allen Seiten ihre Wurfgeschosse über die Befestigung ins Lager.
(2) Dann ließen sie durch Ausrufer, die sie rings um das Lager schickten, bekanntgeben, wenn ein Gallier oder ein Römer vor der dritten Stunde zu ihnen übergehen wolle, könne er das gefahrlos tun; nach diesem Zeitpunkt sei dies nicht mehr möglich.
(3) Sie legten eine solche Verachtung für uns an den Tag, dass die einen den Lagerwall mit bloßer Hand einzureißen, die anderen den Graben aufzufüllen begannen, da sie den Eindruck hatten, sie könnten nicht durch die Tore ins Lager eindringen. Diese waren nämlich zum Schein durch eine einfache Schicht von Rasenstücken versperrt.
(4) Da ließ Caesar aus allen Toren einen Ausfall machen und die Reiterei ausrücken, so dass die Feinde so schnell in die Flucht geschlagen wurden, dass keiner auch nur einen Augenblick stehenblieb, um zu kämpfen. Unsere Soldaten machten eine große Anzahl von ihnen nieder und nahmen allen ihre Waffen ab.
Liber V.XXXXXII
Longius prosequi veritus, quod silvae paludesque intercedebant neque etiam parvulo detrimento illorum locum relinqui videbat, omnibus suis incolumibus copiis eodem die ad Ciceronem pervenit. Institutas turres, testudines munitionesque hostium admiratur; legione producta cognoscit non decimum quemque esse reliquum militem sine vulnere: ex his omnibus iudicat rebus, quanto cum periculo et quanta cum virtute res sint administratae. Ciceronem pro eius merito legionemque collaudat; centuriones singillatim tribunosquc militum appellat, quorum egregiam fuisse virtutem testimonio Ciceronis cognoverat. De casu Sabini et Cottae certius ex captivis cognoscit. Postero die contione habita rem gestam proponit, milites consolatur et confirmat: quod detrimentum culpa et temeritate legati sit acceptum, hoc aequiore animo ferendum docet, quod beneficio deorum immortalium et virtute eorum expiato incommodo neque hostibus diutina laetatio neque ipsis longior dolor relinquatur.
(1) Caesar hatte Bedenken, die Feinde allzuweit zu verfolgen, da bald Wald und Sumpfgebiete kamen und er sah, dass es nur unter großen Verlusten möglich sei, seinen jetzigen Standort zu verlassen, um die Feinde zu verfolgen. Daher gelangte er an diesem Tag mit völlig unversehrtem Heer zu Cicero.
(2) Er warb beeindruckt von den Türmen, die die Feinde errichtet hatten, ebenso von ihren Schilddächern und Belagerungswerken. Als Ciceros Legion vorgeführt wurde, stellte Caesar fest, dass nicht einmal jeder zehnte ohne Verwundung davongekommen war.
(3) Er schloß aus all diesem, unter welcher Gefahr und mit welcher Tapferkeit man der Belagerung standgehalten hatte,
(4) und bedachte die Verdienste Ciceros und seiner Legion mit hohem Lob. Die Centurionen sprach er einzeln an, ebenso die Militärtribunen, deren Tapferkeit besonders groß war, wie er aus Ciceros Bericht erfahren hatte. Von Gefangenen erfuhr er Genaueres über Sabinus und Cottas Untergang.
(5) Am folgenden Tag schilderte er in einer Heeresversammlung die Kämpfe und richtete den Mut der Soldaten durch seinen Zuspruch wieder auf.
(6) Er erklärte, dass man den Verlust, den er auf das leichtsinnige Verhalten des Legaten Sabinus zurückführte, um so gelassener tragen könne, als die Gunst der unsterblichen Götter und ihre eigene Tapferkeit den Schaden wiedergutgemacht hätten, so dass die Freude der Feinde nicht von langer Dauer sein werde und sie selbst ihre Erbitterung aufgeben könnten.
Liber V.XXXXXIII
Interim ad Labienum per Remos incredibili celeritate de victoria Caesaris fama perfertur, ut, cum ab hibernis Ciceronis milia passuum abesset circiter LX, eoque post horam nonam diei Caesar pervenisset, ante mediam noctem ad portas castrorum clamor oreretur, quo clamore significatio victoriae gratulatioque ab Remis Labieno fieret. Hac fama ad Treveros perlata Indutiomarus, qui postero die castra Labieni oppugnare decreverat, noctu profugit copiasque omnes in Treveros reducit. Caesar Fabium cum sua legione remittit in hiberna, ipse cum tribus legionibus circum Samarobrivam trinis hibernis hiemare constituit et, quod tanti motus Galliae exstiterant, totam hiemem ipse ad exercitum manere decrevit. Nam illo incommodo de Sabini morte perlato omnes fere Galliae civitates de bello consultabant, nuntios legationesque in omnes partes dimittebant et quid reliqui consili caperent atque unde initium belli fieret explorabant nocturnaque in locis desertis concilia habebant. Neque ullum fere totius hiemis tempus sine sollicitudine Caesaris intercessit, quin aliquem de consiliis ac motu Gallorum nuntium acciperet. In his ab Lucio Roscio, quem legioni tertiae decimae praefecerat, certior factus est magnas Gallorum copias earum civitatum, quae Armoricae appellantur, oppugnandi sui causa convenisse neque longius milia passuum octo ab hibernis suis afuisse, sed nuntio allato de victoria Caesaris discessisse, adeo ut fugae similis discessus videretur.
(1) Inzwischen drang das Gerücht von Caesars Sieg mit unglaublicher Schnelligkeit durch das Gebiet der Remer zu Labienus. Obwohl er sich etwa 60 Meilen von Ciceros Lager entfernt befand und Caesar dort erst nach der 9. Stunde eingetroffen war, erhob sich noch vor Mitternacht vor den Lagertoren ein Geschrei, mit dem die Remer Caesars Sieg verkünden und Labienus Glück wünschen wollten.
(2) Als die Siegesnachricht weiter zu den Treverern gelangte, floh Indutiomarus, der für den folgenden Tag einen Sturm auf das Lager des Labienus angesetzt hatte, bei Nacht und führte seine gesamten Truppen in das Land der Treverer zurück.
(3) Caesar sandte Fabius mit seiner Legion ins Winterlager zurück, während er selbst beschloß, mit drei Legionen in der Umgebung Samarobrivas in drei Lagern zu überwintern. Da in Gallien so große Unruhen entstanden waren, entschied er sich dafür, selbst den ganzen Winter über beim Heer zu bleiben.
(4) Denn auf die Nachricht von der römischen Niederlage und vom Tod des Sabinus hin hatten fast alle gallischen Stämme Pläne für einen Krieg gefaßt, schickten Boten und Gesandtschaften nach allen Richtungen aus und zogen Erkundigungen darüber ein, was die anderen Stämme planten und wer mit dem Krieg beginnen sollte. An verlassenen Orten hielten sie nächtliche Versammlungen ab.
(5) Während des gesamten Winters gab es für Caesar fast keinen Augenblick ohne irgendeine beunruhigende Nachricht, da er ständig Meldungen über Aufstandspläne oder Unruhen bei den Galliern empfing.
(6) Dazu gehörte auch, dass der Quaestor L. Roscius, dem Caesar das Kommando über die 13. Legion übertragen hatte, die Nachricht sandte, dass sich starke gallische Truppen aus den Stämmen, die die aremorikischen genannt werden, vereinigt hätten, um sein Lager zu bestürmen.
(7) Sie seien nicht mehr weiter als 8 Meilen davon entfernt gewesen, als sie auf die Kunde von Caesars Sieg hin wieder abgezogen seien, und zwar so eilig, dass ihr Abmarsch einer Flucht glich.
Liber V.XXXXXIV
At Caesar principibus cuiusque civitatis ad se evocatis alias territando, cum se scire quae fierent denuntiaret, alias cohortando magnam partem Galliae in officio tenuit. Tamen Senones, quae est civitas in primis firma et magnae inter Gallos auctoritatis, Cavarinum, quem Caesar apud eos regem constituerat, cuius frater Moritasgus adventu in Galliam Caesaris cuiusque maiores regnum obtinuerant, interficere publico consilio conati, cum ille praesensisset ac profugisset, usque ad fines insecuti regno domoque expulerunt et, missis ad Caesarem satisfaciendi causa legatis, cum is omnem ad se senatum venire iussisset, dicto audientes non fuerunt. Tantum apud homines barbaros valuit esse aliquos repertos principes inferendi belli tantamque omnibus voluntatum commutationem attulit, ut praeter Aeduos et Remos, quos praecipuo semper honore Caesar habuit, alteros pro vetere ac perpetua erga populum Romanum fide, alteros pro recentibus Gallici belli officiis, nulla fere civitas fuerit non suspecta nobis. Idque adeo haud scio mirandumne sit, cum compluribus aliis de causis, tum maxime quod ei, qui virtute belli omnibus gentibus praeferebantur, tantum se eius opinionis deperdidisse ut a populo Romano imperia perferrent gravissime dolebant.
(1) Caesar berief die führenden Männer jeden Stammes zu sich und erreichte, dass sich ein großer Teil Galliens an seine Verpflichtungen hielt, indem er den einen Stämmen klarmachte, dass er wußte, was vor sich ging, und sie dadurch in höchsten Schrecken versetzte, den anderen dagegen ernstlich zuredete.
(2) Dennoch planten die Senonen, ein sehr bedeutender Stamm mit großem Einfluß in Gallien, auf Beschluß ihres Senats einen Mordversuch an Cavarinus, den Caesar als König bei ihnen eingesetzt hatte. Zur Zeit, als Caesar nach Gallien kam, hatten Cavarinus Bruder Moritasgus und davor stets ihrer beider Vorfahren die Königswürde besessen. Da Cavarinus das Attentat vorausgeahnt hatte, war er geflohen, die Senonen hatten ihn jedoch bis an die Grenzen des Landes verfolgt, abgesetzt und aus der Heimat vertrieben.
(3) Als eine Gesandtschaft bei Caesar erschienen war, um sich dafür zu rechtfertigen, hatte dieser dem gesamten Adel befohlen, sich bei ihm einzufinden; die Senonen waren der Aufforderung jedoch nicht gefolgt.
(4) Bei den barbarischen Menschen wog die Tatsache, dass es einige Leute gab, die mit dem Krieg anfingen, so schwer und führte zu einem derart durchgreifenden Gesinnungswandel, dass uns fast jeder Stamm verdächtig wurde. Eine Ausnahme bildeten die Haeduer und Remer, die Caesar immer besonders ehrenvoll behandelte, die Haeduer auf Grund ihrer alten und beständigen Treue zum römischen Volk, die Remer wegen der Verdienste, die sie sich kürzlich im gallischen Krieg erworben hatten.
(5) Ich weiß nicht, ob das Verhalten der anderen so sehr verwunderlich ist, und zwar aus verschiedenen Gründen, 325 vor allem aber, weil die Stämme, die wegen ihrer Tapferkeit im Krieg alle anderen übertrafen, aufs höchste darüber erbittert waren, so viel von dieser allgemeinen Geltung eingebüßt zu haben, dass sie sich der römischen Herrschaft beugen mußten.
Liber V.XXXXXV
Treveri vero atque Indutiomarus totius hiemis nullum tempus intermiserunt, quin trans Rhenum legatos mitterent, civitates sollicitarent, pecunias pollicerentur, magna parte exercitus nostri interfecta multo minorem superesse dicerent partem. Neque tamen ulli civitati Germanorum persuaderi potuit, ut Rhenum transiret, cum se bis expertos dicerent, Ariovisti bello et Tencterorum transitu: non esse amplius fortunam temptaturos. Hac spe lapsus Indutiomarus nihilo minus copias cogere, exercere, a finitimis equos parare, exules damnatosque tota Gallia magnis praemiis ad se allicere coepit. Ac tantam sibi iam his rebus in Gallia auctoritatem comparaverat ut undique ad eum legationes concurrerent, gratiam atque amicitiam publice privatimque peterent.
(1) Die Treverer aber und Indutiomarus ließen in diesem ganzen Winter keine Zeit verstreichen, Gesandte über den Rhein zu schicken und dort die Stämme aufzuwiegeln und ihnen Geld zu versprechen. Da ein großer Teil unseres Heeres umgekommen sei, behaupteten sie, sei der restliche Teil nur noch sehr klein.
(2) Dennoch konnten sie keinen germanischen Stamm dazu überreden, den Rhein zu überschreiten, denn die Germanen erklärten, sie hätten es zweimal versucht, einmal in Ariovists Krieg und einmal beim Obergang der Tencterer; ein weiteres Mal wollten sie das Schicksal nicht auf die Probe stellen.
(3) Obwohl sie damit die Hoffnung des Indutiomarus erschütterten, begann dieser nichtsdestoweniger, Truppen zusammenzuziehen, sie auszubilden, von den benachbarten Stämmen Pferde zu beschaffen und aus ganz Gallien Verbannte und Verurteilte mit großen Geldgeschenken an sich zu locken.
(4) Dadurch hatte er sich in Gallien schon so viel Einfluß verschafft, dass von allen Seiten Gesandtschaften bei ihm eintrafen und ihn im Namen ihrer Stämme, aber auch in eigenem Namen um sein Wohlwollen und seine Freundschaft angingen.
Liber V.XXXXXVI
Ubi intellexit ultro ad se veniri, altera ex parte Senones Carnutesque conscientia facinoris instigari, altera Nervios Aduatucosque bellum Romanis parare, neque sibi voluntariorum copias defore, si ex finibus suis progredi coepisset, armatum concilium indicit. Hoc more Gallorum est initium belli, quo lege communi omnes puberes armati convenire consuerunt; qui ex eis novissimus convenit, in conspectu multitudinis omnibus cruciatibus affectus necatur. In eo concilio Cingetorigem, alterius principem factionis, generum suum, quem supra demonstravimus Caesaris secutum fidem ab eo non discessisse, hostem iudicat bonaque eius publicat. His rebus confectis, in concilio pronuntiat arcessitum se a Senonibus et Carnutibus aliisque compluribus Galliae civitatibus; huc iturum per fines Remorum eorumque agros popula turum ac, priusquam id faciat, castra Labieni oppugnaturum. Quae fieri velit praecipit.
(1) Sobald er erkannte, dass die Stämme aus freien Stücken zu ihm kamen, dass auf der einen Seite die Senonen und Carnuten das Bewußtsein ihres Verbrechens antrieb, auf der anderen Seite die Nervier und Atuatucer sich zum Krieg gegen die Römer rüsteten und es ihm nicht an freiwilligen Truppenverbänden fehlen würde, wenn er den Vormarsch über seine Grenzen hinweg begonnen hätte, berief er einen bewaffneten Landtag ein. Nach gallischer Sitte bedeutet das den Kriegsausbruch.
(2) Alle erwachsenen Wehrfähigen sind nach allgemein verbindlichem Volksbeschluß gezwungen, sich bewaffnet einzufinden, Wer von ihnen als letzter eintrifft, wird vor den Augen der Menge auf jede mögliche Art gefoltert und anschließend getötet.
(3) Auf dieser Versammlung erklärte Indutiomarus den Führer der anderen Partei, seinen Schwiegersohn Cingetorix, der, wie wir oben schilderten, sich Caesar angeschlossen hatte, zum Landesfeind und zog sein Verm'0@gen ein.
(4) Anschließend verkündete er in der Versammlung, die Senonen, Carnuten und mehrere andere Stämme Galliens hätten ihn zu Hilfe gerufen;
(5) er werde seinen Weg dorthin durch das Gebiet der Remer nehmen, ihre Felder verwüsten, vorher aber noch das Lager des Labienus bestürmen. Hierfür traf er seine Anordnungen.
Liber V.XXXXXVII
Labienus, cum et loci natura et manu munitissumis castris sese teneret, de suo ac legionis periculo nihil timebat; ne quam occasionem rei bene gerendae dimitteret, cogitabat. Itaque a Cingetorige atque eius propinquis oratione Indutiomari cognita, quam in concilio habuerat, nuntios mittit ad finitimas civitates equitesque undique evocat: his certum diem conveniendi dicit. Interim prope cotidie cum omni equitatu Indutiomarus sub castris eius vagabatur, alias ut situm castrorum cognosceret, alias colloquendi aut territandi causa: equites plerumque omnes tela intra vallum coniciebant. Labienus suos intra munitionem continebat timorisque opinionem, quibuscumque poterat rebus, augebat.
(1) Da Labienus in seinem Lager blieb, das durch seine natürliche Beschaffenheit und die gute Befestigung hervorragend geschätzt war, fürchtete er keine Gefahr für sich und die Legionen und dachte nur daran, sich keine Gelegenheit zu einem siegreichen Gefecht entgehen zu lassen.
(2) Als er daher von Cingetorix und seinen Verwandten den Inhalt der Rede erfuhr, die Indutiomarus auf der Heeresversammlung gehalten hatte, schickte er Boten an die benachbarten Stämme und ließ von überall her Reiter stellen.
(3) Diesen nannte er einen bestimmten Tag, an dem sie sich einfinden sollten. In der Zwischenzeit streifte Indutiomarus fast täglich mit seiner gesamten Reiterei dicht unter den Lagerwällen entlang, einmal, um die Befestigungsanlagen zu erkunden, zum andern, um mit der Besatzung zu sprechen und sie in Schrecken zu versetzen. Meist schleuderten dabei alle seine Reiter von fern ihre Spieße über den Lagerwall.
(4) Labienus hielt seine Soldaten in der Befestigung zurück und bemühte sich mit allen Mitteln, mehr und mehr den Anschein von Furcht zu erwecken.
Liber V.XXXXXVIII
Cum maiore in dies contemptione Indutiomarus ad castra accederet, nocte una intromissis equitibus omnium finitimarum civitatum quos arcessendos curaverat, tanta diligentia omnes suos custodiis intra castra continuit, ut nulla ratione ea res enuntiari aut ad Treveros perferri posset. Interim ex consuetudine cotidiana Indutiomarus ad castra accedit atque ibi magnam partem diei consumit; equites tela coniciunt et magna cum contumelia verborum nostros ad pugnam evocant. Nullo ab nostris dato responso, ubi visum est, sub vesperum dispersi ac dissipati discedunt. Subito Labienus duabus portis omnem equitatum emittit; praecipit atque interdicit, proterritis hostibus atque in fugam coniectis (quod fore, sicut accidit, videbat) unum omnes peterent Indutiomarum, neu quis quem prius vulneret, quam illum interfectum viderit, quod mora reliquorum spatium nactum illum effugere nolebat; magna proponit eis qui occiderint praemia; summittit cohortes equitibus subsidio. Comprobat hominis consilium fortuna, et cum unum omnes peterent, in ipso fluminis vado deprehensus Indutiomarus interficitur, caputque eius refertur in castra: redeuntes equites quos possunt consectantur atque occidunt. Hac re cognita omnes Eburonum et Nerviorum quae convenerant copiae discedunt, pauloque habuit post id factum Caesar quietiorem Galliam.
(1) Während Indutiomarus mit täglich steigender Verachtung an das Lager herankam, ließ Labienus in einer einzigen Nacht die Reiter aus allen benachbarten Stämmen ein, die er hatte herbeiholen lassen, und wachte so sorgfältig darüber, dass die Truppen im Lager blieben, dass dies Ereignis auf keine Weise verraten werden oder die Kunde davon zu den Treverern durchdringen konnte.
(2) Inzwischen rückte Indutiomarus wie gewöhnlich vor das Lager und verbrachte dort einen großen Teil des Tages. Seine Reiter warfen ihre Speere und forderten unter vielen Schmähungen unsere Soldaten zum Kampf heraus.
(3) Als diese keine Antwort gaben, zogen die Feinde, als es ihnen angebracht schien, gegen Abend vereinzelt und ohne Ordnung ab.
(4) Plötzlich schickte Labienus aus zwei Toren zugleich die gesamte Reiterei hinaus. Da er voraussah, wie es dann auch eintrat, dass die Feinde in Panik versetzt und in die Flucht geschlagen werden würden, gab er Anweisung, dass alle Indutiomarus nachsetzen sollten, und verbot, dass jemand einen anderen Feind verwundete, ehe er gesehen habe, dass Indutiomarus tot sei. Labienus wollte vermeiden, dass Indutiomarus dadurch, dass die Reiter sich bei den übrigen aufhielten, Zeit gewänne und fliehen könnte. Er setzte eine große Belohnung für die aus, die ihn töteten.
(5) Als Unterstützung schickte er den Reitern noch Cohorten zu Hilfe.
(6) Das Glück verhalf Labienus Plan zum Erfolg, denn da alle einen einzigen verfolgten, wurde Indutiomarus in einer Furt des Flusses gefangengenommen und getötet. Sein Kopf wurde ins Lager gebracht. Auf dem Rückweg verfolgten die Reiter die Feinde, die sie noch erreichen konnten, und machten sie nieder.
(7) Als dies Ereignis bekannt wurde, lösten sich die gesamten Truppen der Eburonen und Nervier auf, die sich schon versammelt hatten. Nach diesem Erfolg hatte Caesar etwas mehr Ruhe in Gallien.
LIBER 6
1
Multis de causis Caesar maiorem Galliae motum exspectans per Marcum Silanum, Gaium Antistium Reginum, Titum Sextium legatos delectum habere instituit; simul ab Gnaeo Pompeio proconsule petit, quoniam ipse ad urbem cum imperio rei publicae causa remaneret, quos ex Cisalpina Gallia consulis sacramento rogavisset, ad signa convenire et ad se proficisci iuberet, magni interesse etiam in reliquum tempus ad opinionem Galliae existimans tantas videri Italiae facultates ut, si quid esset in bello detrimenti acceptum, non modo id brevi tempore sarciri, sed etiam maioribus augeri copiis posset. Quod cum Pompeius et rei publicae et amicitiae tribuisset, celeriter confecto per suos dilectu tribus ante exactam hiemem et constitutis et adductis legionibus duplicatoque earum cohortium numero, quas cum Quinto Titurio amiserat, et celeritate et copiis docuit, quid populi Romani disciplina ataue ones Dossent.
2
Interfecto Indutiomaro, ut docuimus, ad eius propinquos a Treveris imperium defertur. Illi finitimos Germanos sollicitare et pecuniam polliceri non desistunt. Cum ab proximis impetrare non possent, ulteriores temptant. Inventis nonnullis civitatibus iureiurando inter se confirmant obsidibusque de pecunia cavent: Ambiorigem sibi societate et foedere adiungunt. Quibus rebus cognitis Caesar, cum undique bellum parari videret, Nervios, Aduatucos ac Menapios adiunctis Cisrhenanis omnibus Germanis esse in armis, Senones ad imperatum non venire et cum Carnutibus finitimisque civitatibus consilia communicare, a Treveris Germanos crebris legationibus sollicitari, maturius sibi de bello cogitandum putavit.
3
Itaque nondum hieme confecta proximis quattuor coactis legionibus de improviso in fines Nerviorum contendit et, priusquam illi aut convenire aut profugere possent, magno pecoris atque hominum numero capto atque ea praeda militibus concessa vastatisque agris in deditionem venire atque obsides sibi dare coegit. Eo celeriter confecto negotio rursus in hiberna legiones reduxit. Concilio Galliae primo vere, ut instituerat, indicto, cum reliqui praeter Senones, Carnutes Treverosque venissent, initium belli ac defectionis hoc esse arbitratus, ut omnia postponere videretur, concilium Lutetiam Parisiorum transfert. Confines erant hi Senonibus civitatemque patrum memoria coniunxerant, sed ab hoc consilio afuisse esistimabantur. Hac re pro suggestu pronuntiata eodem die cum legionibus in Senones proficiscitur magnisque itineribus eo pervenit.
4
Cognito eius adventu Acco, qui princeps eius consili fuerat, iubet in oppida multitudinem convenire. Conantibus, priusquam id effici posset, adesse Romanos nuntiatur. Necessario sententia desistunt legatosque deprecandi causa ad Caesarem mittunt: adeunt per Aeduos, quorum antiquitus erat in fide civitas. Libenter Caesar petentibus Aeduis dat veniam excusationemque accipit, quod aestivum tempus instantis belli, non quaestionis esse arbitrabatur. Obsidibus imperatis centum hos Aeduis custodiendos tradit. Eodem Carnutes legatos obsidesque mittunt usi deprecatoribus Renis, quorum erant in clientela: eadem ferunt responsa. Peragit concilium Caesar equitesque imperat civitatibus.
5
Hac parte Galliae pacata totus et mente et animo in bellum Treverorum et Ambiorigis insistit. Cavari num cum equitatu Senonum secum proficisci iubet, ne quis aut ex huius iracundia aut ex eo, quod meruerat, odio civitatis motus exsistat. His rebus constitutis, quod pro explorato habebat Ambiorigem proelio non esse concertaturum, reliqua eius consilia animo circumspiciebat. Erant Menapii propinqui Eburonum finibus, perpetuis paludibus silvisque muniti, qui uni ex Gallia de pace ad Caesarem legatos numquam miserant. Cum his esse hospitium Ambiorigi sciebat; item per Treveros venisse Germanis in amicitiam cognoverat. Haec prius illi detrahenda auxilia existimabat quam ipsum bello lacesseret, ne desperata salute aut se in Menapios abderet aut cum Transrhenanis congredi cogeretur. Hoc inito consilio totius exercitus impedimenta ad Labienum in Treveros mittit duasque legiones ad eum proficisci iubet; ipse cum legionibus expeditis quinque in Menapios proficiscitur. Illi nulla coacta manu loci praesidio freti in silvas paludesque confugiunt suaque eodem conferunt.
6
Caesar partitis copiis cum Gaio Fabio legato et Marco Crasso quaestore celeriterque effectis pontibus adit tripertito, aedificia vicosque incendit, magno pecoris atque hominum numero potitur. Quibus rebus coacti Menapii legatos ad eum pacis petendae causa mittunt. Ille obsidibus acceptis hostium se habiturum numero confirmat, si aut Ambiorigem aut eius legatos finibus suis recepissent. His confirmatis rebus Commium Atrebatem cum equitatu custodis loco in Menapiis relinquit; ipse in Treveros proficiscitur.
7
Dum haec a Caesare geruntur, Treveri magnis coactis peditatus equitatusque copiis Labienum cum una legione, quae in eorum finibus hiemaverat, adoriri parabant, iamque ab eo non longius bidui via aberant, cum duas venisse legiones missu Caesaris cognoscunt. Positis castris a milibus passuum XV auxilia Germanorum esspectare constituunt. Labienus hostium cognito consilio sperans temeritate eorum fore aliquam dimicandi facultatem praesidio quinque cohortium impedimentis relicto cum viginti quinque cohortibus magnoque equitatu contra hostem proficiscitur et mille passuum intermisso spatio castra communit. Erat inter Labienum atque hostem difficili transitu flumen ripisque praeruptis. Hoc neque ipse transire habebat in animo neque hostes transituros existi mabat. Augebatur auxiliorum cotidie spes. Loquitur in concilio palam, quoniam Germani appropinquare dicantur, sese suas exercitusque fortunas in dubium non devocaturum et postero die prima luce castra moturum. Celeriter haec ad hostes deferuntur, ut ex magno Gallorum equitum numero nonnullos Gallicis rebus favere natura cogebat. Labienus noctu tribunis militum primisque ordinibus convocatis, quid sui sit consili proponit et, quo facilius hostibus timoris det suspicionem, maiore strepitu et tumultu, quam populi Romani fert consuetudo castra moveri iubet. His rebus fugae similem profectionem effecit. Haec quoque per exploratores ante lucem in tanta propinquitate castrorum ad hostes deferuntur.
8
Vix agmen novissimum extra munitiones processerat, cum Galli cohortati inter se, ne speratam praedam ex manibus dimitterent--longum esse per territis Romanis Germanorum auxilium exspectare, neque suam pati dignitatem ut tantis copiis tam exiguam manum praesertim fugientem atque impeditam adoriri non audeant--flumen transire et iniquo loco committere proelium non dubitant. Quae fore suspicatus Labienus, ut omnes citra flumen eliceret, eadem usus simulatione itineris placide progrediebatur. Tum praemissis paulum impedimentis atque in tumulo quodam collocatis "Habetis," inquit, "milites, quam petistis facultatem: hostem impedito atque iniquo loco tenetis: praestate eandem nobis ducibus virtutem, quam saepe numero imperatori praestitistis, atque illum adesse et haec coram cernere existimate." Simul signa ad hostem converti aciemque dirigi iubet, et paucis turmis praesidio ad impedimenta dimissis reliquos equites ad latera disponit. Celeriter nostri clamore sublato pila in hostes immittunt. Illi, ubi praeter spem quos fugere credebant infestis signis ad se ire viderunt, impetum modo ferre non potuerunt ac primo concursu in fugam coniecti proximas silvas petierunt. Quos Labienus equitatu consectatus, magno numero interfecto, compluribus captis, paucis post diebus civitatem recepit. Nam Germani qui auxilio veniebant percepta Treverorum fuga sese domum receperunt. Cum his propinqui Indutiomari, qui defectionis auctores fuerant, comitati eos ex civitate excesserunt. Cingetorigi, quem ab initio permansisse in officio demonstravimus, principatus atque imperium est traditum.
9
Caesar, postquam ex Menapiis in Treveros venit, duabus de causis Rhenum transire constituit; quarum una erat, quod auxilia contra se Treveris miseraut, altera, ne ad eos Ambiorix receptum haberet. His constitutis rebus paulum supra eum locum quo ante exercitum traduxerat facere pontem instituit. Nota atque instituta ratione magno militum studio paucis diebus opus efficitur. Firmo in Treveris ad pontem praesidio relicto, ne quis ab his subito motus oreretur, reliquas copias equitatumque traducit. Vbii, qui ante obsides dederant atque in deditionem venerant, purgandi sui causa ad eum legatos mittunt, qui doceant neque auxilia ex sua civitate in Treveros missa neque ab se fidem laesam: petunt atque orant ut sibi parcat, ne communi odio Germanorum innocentes pro nocentibus poenas pendant; si amplius obsidum vellet, dare pollicentur. Cognita Caesar causa reperit ab Suebis auxilia missa esse; Vbiorum satisfactionem accipit, aditus viasque in Suebos perquirit.
10
Interim paucis post diebus fit ab Vbiis certior Suebos omnes in unum locum copias cogere atque eis nationibus quae sub eorum sint imperio denuntiare, ut auxilia peditatus equitatusque mittant. His cognitis rebus rem frumentariam providet, castris idoneum locum deligit; Vbiis imperat ut pecora deducant suaque omnia ex agris in oppida conferant, sperans barbaros atque imperitos homines inopia cibariorum adductos ad iniquam pugnandi condicionem posse deduci; mandat, ut crebros exploratores in Suebos mittant quaeque apud eos gerantur cognoscant. Illi imperata faciunt et paucis diebus intermissis referunt: Suebos omnes, posteaquam certiores nuntii de exercitu Romanorum venerint, cum omnibus suis sociorumque copiis, quas coegissent, penitus ad extremos fines se recepisse: silvam esse ibi infinita magnitudine, quae appellatur Bacenis; hanc longe introrsus pertinere et pro nativo muro obiectam Cheruscos ab Suebis Suebosque ab Cheruscis iniuriis incursionibusque prohibere: ad eius initium silvae Suebos adventum Romanorum exspectare constituisse.
11
Quoniam ad hunc locum perventum est, non alienum esse videtur de Galliae Germaniaeque moribus et quo differant hae nationes inter sese proponere. In Gallia non solum in omnibus civitatibus atque in omnibus pagis partibusque, sed paene etiam in singulis domibus factiones sunt, earumque factionum principes sunt qui summam auctoritatem eorum iudicio habere existimantur, quorum ad arbitrium iudiciumque summa omnium rerum consiliorumque redeat. Itaque eius rei causa antiquitus institutum videtur, ne quis ex plebe contra potentio rem auxili egeret: suos enim quisque opprimi et circumveniri non patitur, neque, aliter si faciat, ullam inter suos habet auctoritatem. Haec eadem ratio est in summa totius Galliae: namque omnes civitates in partes divisae sunt duas.
12
Cum Caesar in Galliam venit, alterius factionis principes erant Aedui, alterius Sequani. Hi cum per se minus valerent, quod summa auctoritas antiquitus erat in Aeduis magnaeque eorum erant clientelae, Germanos atque Ariovistum sibi adiunxerant eosque ad se magnis iacturis pollicitationibusque perduxerant. Proeliis vero compluribus factis secundis atque omni nobilitate Aeduorum interfecta tantum potentia antecesserant, ut magnam partem clientium ab Aeduis ad se traducerent obsidesque ab eis principum filios acciperent et publice iurare cogerent nihil se contra Sequanos consili inituros et partem finitimi agri per vim occupatam possiderent Galliaeque totius principatum obtinerent. Qua necessitate adductus Diviciacus auxili petendi causa Romam ad senatum profectus infecta re redierat. Adventu Caesaris facta commutatione rerum, obsidibus Aeduis redditis, veteribus clientelis restitutis, novis per Caesarem comparatis, quod hi, qui se ad eorum amicitiam adgregaverant, meliore condicione atque aequiore imperio se uti videbant, reliquis rebus eorum gratia dignitateque amplificata Sequani principatum dimiserant. In eorum locum Remi successerant: quos quod adaequare apud Caesarem gratia intellegebatur, ei, qui propter veteres inimicitias nullo modo cum Aeduis coniungi poterant, se Remis in clientelam dicabant. Hos illi diligenter tuebantur: ita et novam et repente collectam auctoritatem tene bant. Eo tum statu res erat, ut longe principes haberentur Aedui, secundum locum dignitatis Remi obtinerent.
13
In omni Gallia eorum hominum, qui aliquo sunt numero atque honore, genera sunt duo. Nam plebes paene servorum habetur loco, quae nihil audet per se, nullo adhibetur consilio. Plerique, cum aut aere alieno aut magnitudine tributorum aut iniuria potentiorum premuntur, sese in servitutem dicant nobilibus: in hos eadem omnia sunt iura, quae dominis in servos. Sed de his duobus generibus alterum est druidum, alterum equitum. Illi rebus divinis intersunt, sacrificia publica ac privata procurant, religiones interpretantur: ad hos magnus adulescentium numerus disciplinae causa concurrit, magnoque hi sunt apud eos honore. Nam fere de omnibus controversiis publicis privatisque constituunt, et, si quod est admissum facinus, si caedes facta, si de hereditate, de finibus controversia est, idem decernunt, praemia poenasque constituunt; si qui aut privatus aut populus eorum decreto non stetit, sacrificiis interdicunt. Haec poena apud eos est gravissima. Quibus ita est interdictum, hi numero impiorum ac sceleratorum habentur, his omnes decedunt, aditum sermonemque defugiunt, ne quid ex contagione incommodi accipiant, neque his petentibus ius redditur neque honos ullus communicatur. His autem omnibus druidibus praeest unus, qui summam inter eos habet auctoritatem. Hoc mortuo aut si qui ex reliquis excellit dignitate succedit, aut, si sunt plures pares, suffragio druidum, nonnumquam etiam armis de principatu contendunt. Hi certo anni tempore in finibus Carnutum, quae regio totius Galliae media habetur, considunt in loco consecrato. Huc omnes undique, qui controversias habent, conveniunt eorumque decretis iudiciisque parent. Disciplina in Britannia reperta atque inde in Galliam translata esse existimatur, et nunc, qui diligentius eam rem cognoscere volunt, plerumque illo discendi causa proficiscuntur.
14
Druides a bello abesse consuerunt neque tributa una cum reliquis pendunt; militiae vacationem omniumque rerum habent immunitatem. Tantis excitati praemiis et sua sponte multi in disciplinam conveniunt et a parentibus propinquisque mittuntur. Magnum ibi numerum versuum ediscere dicuntur. Itaque annos nonnulli vicenos in disciplina permanent. Neque fas esse existimant ea litteris mandare, cum in reliquis fere rebus, publicis privatisque rationibus Graecis litteris utantur. Id mihi duabus de causis instituisse videntur, quod neque in vulgum disciplinam efferri velint neque eos, qui discunt, litteris confisos minus memoriae studere: quod fere plerisque accidit, ut praesidio litterarum diligentiam in perdiscendo ac memoriam remittant. In primis hoc volunt persuadere, non interire animas, sed ab aliis post mortem transire ad alios, atque hoc maxime ad virtutem excitari putant metu mortis neglecto. Multa praeterea de sideribus atque eorum motu, de mundi ac terrarum magnitudine, de rerum natura, de deorum immortalium vi ac potestate disputant et iuventuti tradunt.
15
Alterum genus est equitum. Hi, cum est usus atque aliquod bellum incidit (quod fere ante Caesaris adventum quotannis accidere solebat, uti aut ipsi iniurias inferrent aut illatas propulsarent), omnes in bello versantur, atque eorum ut quisque est genere copiisque amplissimus, ita plurimos circum se ambactos clientesque habet. Hanc unam gratiam potentiamque noverunt.
16
Natio est omnis Gallorum admodum dedita religionibus, atque ob eam causam, qui sunt adfecti gravioribus morbis quique in proeliis periculisque versantur, aut pro victimis homines immolant aut se immolaturos vovent administrisque ad ea sacrificia druidibus utuntur, quod, pro vita hominis nisi hominis vita reddatur, non posse deorum immortalium numen placari arbitrantur, publiceque eiusdem generis habent instituta sacrificia. Alii immani magnitudine simulacra habent, quorum contexta viminibus membra vivis hominibus complent; quibus succensis circumventi flamma exanimantur homines. Supplicia eorum qui in furto aut in latrocinio aut aliqua noxia sint comprehensi gratiora dis immortalibus esse arbitrantur; sed, cum eius generis copia defecit, etiam ad innocentium supplicia descendunt.
17
Deum maxime Mercurium colunt. Huius sunt plurima simulacra: hunc omnium inventorem artium ferunt, hunc viarum atque itinerum ducem, hunc ad quaestus pecuniae mercaturasque habere vim maximam arbitrantur. Post hunc Apollinem et Martem et Iovem et Minervam. De his eandem fere, quam reliquae gentes, habent opinionem: Apollinem morbos depellere, Minervam operum atque artificiorum initia tradere, Iovem imperium caelestium tenere, Martem bella regere. Huic, cum proelio dimicare constituerunt, ea quae bello ceperint plerumque devovent: cum superaverunt, animalia capta immolant reliquasque res in unum locum conferunt. Multis in civitatibus harum rerum exstructos tumulos locis consecratis conspicari licet; neque saepe accidit, ut neglecta quispiam religione aut capta apud se occultare aut posita tollere auderet, gravissimumque ei rei supplicium cum cruciatu constitutum est.
18
Galli se omnes ab Dite patre prognatos praedicant idque ab druidibus proditum dicunt. Ob eam causam spatia omnis temporis non numero dierum sed noctium finiunt; dies natales et mensum et annorum initia sic observant ut noctem dies subsequatur. In reliquis vitae institutis hoc fere ab reliquis differunt, quod suos liberos, nisi cum adoleverunt, ut munus militiae sustinere possint, palam ad se adire non patiuntur filiumque puerili aetate in publico in conspectu patris adsistere turpe ducunt.
19
Viri, quantas pecunias ab uxoribus dotis nomine acceperunt, tantas ex suis bonis aestimatione facta cum dotibus communicant. Huius omnis pecuniae coniunctim ratio habetur fructusque servantur: uter eorum vita superarit, ad eum pars utriusque cum fructibus superiorum temporum pervenit. Viri in uxores, sicuti in liberos, vitae necisque habent potestatem; et cum paterfamiliae illustriore loco natus decessit, eius propinqui conveniunt et, de morte si res in suspicionem venit, de uxoribus in servilem modum quaestionem habent et, si compertum est, igni atque omnibus tormentis excruciatas interficiunt. Funera sunt pro cultu Gallorum magnifica et sumptuosa; omniaque quae vivis cordi fuisse arbitrantur in ignem inferunt, etiam animalia, ac paulo supra hanc memoriam servi et clientes, quos ab eis dilectos esse constabat, iustis funeribus confectis una cremabantur.
20
Quae civitates commodius suam rem publicam administrare existimantur, habent legibus sanctum, si quis quid de re publica a finitimis rumore aut fama acceperit, uti ad magistratum deferat neve cum quo alio communicet, quod saepe homines temerarios atque imperitos falsis rumoribus terreri et ad facinus impelli et de summis rebus consilium capere cognitum est. Magistratus quae visa sunt occultant quaeque esse ex usu iudicaverunt multitudini produnt. De re publica nisi per concilium loqui non conceditur.
21
Germani multum ab hac consuetudine differunt. Nam neque druides habent, qui rebus divinis praesint, neque sacrificiis student. Deorum numero eos solos ducunt, quos cernunt et quorum aperte opibus iuvantur, Solem et Vulcanum et Lunam, reliquos ne fama quidem acceperunt. Vita omnis in venationibus atque in studiis rei militaris consistit: ab parvulis labori ac duritiae student. Qui diutissime impuberes permanserunt, maximam inter suos ferunt laudem: hoc ali staturam, ali vires nervosque confirmari putant. Intra annum vero vicesimum feminae notitiam habuisse in turpissimis habent rebus; cuius rei nulla est occultatio, quod et promiscue in fluminibus perluuntur et pellibus aut parvis renonum tegimentis utuntur magna corporis parte nuda.
22
Agriculturae non student, maiorque pars eorum victus in lacte, caseo, carne consistit. Neque quisquam agri modum certum aut fines habet proprios; sed magistratus ac principes in annos singulos gentibus cognationibusque hominum, qui una coierunt, quantum et quo loco visum est agri attribuunt atque anno post alio transire cogunt. Eius rei multas adferunt causas: ne adsidua consuetudine capti studium belli gerendi agricultura commutent; ne latos fines parare studeant, potentioresque humiliores possessionibus expellant; ne accuratius ad frigora atque aestus vitandos aedificent; ne qua oriatur pecuniae cupiditas, qua ex re factiones dissensionesque nascuntur; ut animi aequitate plebem contineant, cum suas quisque opes cum potentissimis aequari videat.
23
Civitatibus maxima laus est quam latissime circum se vastatis finibus solitudines habere. Hoc proprium virtutis existimant, expulsos agris finitimos cedere, neque quemquam prope audere consistere; simul hoc se fore tutiores arbitrantur repentinae incursionis timore sublato. Cum bellum civitas aut illa tum defendit aut infert, magistratus, qui ei bello praesint, ut vitae necisque habeant potestatem, deliguntur. In pace nullus est communis magistratus, sed principes regionum atque pagorum inter suos ius dicunt controversiasque minuunt. Latrocinia nullam habent infamiam, quae extra fines cuiusque civitatis fiunt, atque ea iuventutis exercendae ac desidiae minuendae causa fieri praedicant. Atque ubi quis ex principibus in concilio dixit se ducem fore, qui sequi velint, profiteantur, consurgunt ei qui et causam et hominem probant suumque auxilium pollicentur atque ab multitudine collaudantur: qui ex his secuti non sunt, in desertorum ac proditorum numero ducuntur, omniumque his rerum postea fides derogatur. Hospitem violare fas non putant; qui quacumque de causa ad eos venerunt, ab iniuria prohibent, sanctos habent, hisque omnium domus patent victusque communicatur.
24
Ac fuit antea tempus, cum Germanos Galli virtute superarent, ultro bella inferrent, propter hominum multitudinem agrique inopiam trans Rhenum colonias mitterent. Itaque ea quae fertilissima Germaniae sunt loca circum Hercyniam silvam, quam Eratostheni et quibusdam Graecis fama notam esse video, quam illi Orcyniam appellant, Volcae Tectosages occupaverunt atque ibi consederunt; quae gens ad hoc tempus his sedibus sese continet summamque habet iustitiae et bellicae laudis opinionem. Nunc quod in eadem inopia, egestate, patientia qua Germani permanent, eodem victu et cultu corporis utuntur; Gallis autem provinciarum propinquitas et transmarinarum rerum notitia multa ad copiam atque usus largitur, paulatim adsuefacti superari multisque victi proeliis ne se quidem ipsi cum illis virtute comparant.
25
Huius Hercyniae silvae, quae supra demonstrata est, latitudo novem dierum iter expedito patet: non enim aliter finiri potest, neque mensuras itinerum noverunt. Oritur ab Helvetiorum et Nemetum et Rauracorum finibus rectaque fluminis Danubi regione pertinet ad fines Dacorum et Anartium; hinc se flectit sinistrorsus diversis ab flumine regionibus multarumque gentium fines propter magnitudinem adtingit; neque quisquam est huius Germaniae, qui se aut adisse ad initium eius silvae dicat, cum dierum iter LX processerit, aut, quo ex loco oriatur, acceperit: multaque in ea genera ferarum nasci constat, quae reliquis in locis visa non sint; ex quibus quae maxime differant ab ceteris et memoriae prodenda videantur haec sunt.
26
Est bos cervi figura, cuius a media fronte inter aures unum cornu exsistit excelsius magisque directum his, quae nobis nota sunt, cornibus: ab eius summo sicut palmae ramique late divunduntur. Eadem est feminae marisque natura, eadem forma magnitudoque cornuum.
27
Sunt item, quae appellantur alces. Harum est consimilis capris figura et varietas pellium, sed magrutudine paulo antecedunt mutilaeque sunt cornibus et crura sine nodis articulisque habent neque quietis causa procumbunt neque, si quo adflictae casu conciderunt, erigere sese aut sublevare possunt. His sunt arbores pro cubilibus: ad eas se applicant atque ita paulum modo reclinatae quietem capiunt. Quarum ex vestigiis cum est animadversum a venatoribus, quo se recipere consuerint, omnes eo loco aut ab radicibus subruunt aut accidunt arbores, tantum ut summa species earum stantium relinquatur. Huc cum se consuetudine reclinaverunt, infirmas arbores pondere adfligunt atque una ipsae concidunt.
28
Tertium est genus eorum, qui uri appellantur. Hi sunt magnitudine paulo infra elephantos, specie et colore et figura tauri. Magna vis eorum est et magna velocitas, neque homini neque ferae quam conspexerunt parcunt. Hos studiose foveis captos interficiunt. Hoc se labore durant adulescentes atque hoc genere venationis exercent, et qui plurimos ex his interfecerunt, relatis in publicum cornibus, quae sint testimonio, magnam ferunt laudem. Sed adsuescere ad homines et mansuefieri ne parvuli quidem excepti possunt. Amplitudo cornuum et figura et species multum a nostrorum boum cornibus differt. Haec studiose conquisita ab labris argento circumcludunt atque in amplissimis epulis pro poculis utuntur.
29
Caesar, postquam per Vbios exploratores comperit Suebos sese in silvas recepisse, inopiam frumenti veritus, quod, ut supra demonstravimus, minime omnes Germani agriculturae student, constituit non progredi longius; sed, ne omnino metum reditus sui barbaris tolleret atque ut eorum auxilia tardaret, reducto exercitu partem ultimam pontis, quae ripas Vbiorum contingebat, in longitudinem pedum ducentorum rescindit atque in extremo ponte turrim tabulatorum quattuor constituit praesidiumque cohortium duodecim pontis tuendi causa ponit magnisque eum locum munitionibus firmat. Ei loco praesidioque Gaium Volcatium Tullum adulescentem praefecit. Ipse, cum maturescere frumenta inciperent, ad bellum Ambiorigis profectus per Arduennam silvam, quae est totius Galliae maxima atque ab ripis Rheni finibusque Treverorum ad Nervios pertinet milibusque amplius quingentis in longitudinem patet, Lucium Minucium Basilum cum omni equitatu praemittit, si quid celeritate itineris atque opportunitate temporis proficere possit; monet, ut ignes in castris fieri prohibeat, ne qua eius adventus procul significatio fiat: sese confestim subsequi dicit.
30
Basilus, ut imperatum est, facit. Celeriter contraque omnium opinionem confecto itinere multos in agris inopinantes deprehendit: eorum indicio ad ipsum Ambiorigem contendit, quo in loco cum paucis equitibus esse dicebatur. Multum cum in omnibus rebus tum in re militari potest fortuna. Nam magno accidit casu ut in ipsum incautum etiam atque imparatum incideret, priusque eius adventus ab omnibus videretur, quam fama ac nuntius adferretur: sic magnae fuit fortunae omni militari instrumento, quod circum se habebat, erepto, raedis equisque comprehensis ipsum effugere mortem. Sed hoc quoque factum est, quod aedificio circumdato silva, ut sunt fere domicilia Gallorum, qui vitandi aestus causa plerumque silvarum atque fluminum petunt propinquitates, comites familiaresque eius angusto in loco paulisper equitum nostrorum vim sustinuerunt. His pugnantibus illum in equum quidam ex suis intulit: fugientem silvae texerunt. Sic et ad subeundum periculum et ad vitandum multum fortuna valuit.
31
Ambiorix copias suas iudicione non conduxerit, quod proelio dimicandum non existimarit, an tempore exclusus et repentino equitum adventu prohibitus, cum reliquum exercitum subsequi crederet, dubium est. Sed certe dimissis per agros nuntiis sibi quemque consulere iussit. Quorum pars in Arduennam silvam, pars in continentes paludes profugit; qui proximi Oceano fuerunt, his insulis sese occultaverunt, quas aestus efficere consuerunt: multi ex suis finibus egressi se suaque omnia alienissimis crediderunt. Catuvolcus, rex dimidiae partis Eburonum, qui una cum Ambiorige consilium inierat, aetate iam confectus, cum laborem aut belli aut fugae ferre non posset, omnibus precibus detestatus Ambiorigem, qui eius consilii auctor fuisset, taxo, cuius magna in Gallia Germaniaque copia est, se exanimavit.
32
Segni Condrusique, ex gente et numero Germanorum, qui sunt inter Eburones Treverosque, legatos ad Caesarem miserunt oratum, ne se in hostium nurnero duceret neve omnium Germanorum, qui essent citra Rhenum, unam esse causam iudicaret: nihil se de bello cogitavisse, nulla Ambiorigi auxilia misisse. Caesar explorata re quaestione captivorum, si qui ad eos Eburones ex fuga convenissent, ad se ut reducerentur, imperavit; si ita fecissent, fines eorum se violaturum negavit. Tum copiis in tres partes distributis impedimenta omnium legionum Aduatucam contulit. Id castelli nomen est. Hoc fere est in mediis Eburonum finibus, ubi Titurius atque Aurunculeius hiemandi causa consederant. Hunc cum reliquis rebus locum probabat, tum quod superioris anni munitiones integrae manebant, ut militum laborem sublevaret. Praesidio impedi mentis legionem quartamdecimam reliquit, unam ex eis tribus, quas proxime conscriptas ex Italia traduxerat. Ei legioni castrisque Quintum Tullium Ciceronem praeficit ducentosque equites attribuit.
33
Partito exercitu Titum Labienum cum legionibus tribus ad Oceanum versus in eas partes quae Menapios attingunt proficisci iubet; Gaium Trebonium cum pari legionum numero ad eam regionem quae ad Aduatucos adiacet depopulandam mittit; ipse cum reliquis tribus ad flumen Scaldem, quod influit in Mosam, extremasque Arduennae partis ire constituit, quo cum paucis equitibus profectum Ambiorigem audiebat. Discedens post diem septimum sese reversurum confirmat; quam ad diem ei legioni quae in praesidio relinquebatur deberi frumentum sciebat. Labienum Treboniumque hortatur, si rei publicae commodo facere possint, ad eum diem revertantur, ut rursus communicato consilio exploratisque hostium rationibus aliud initium belli capere possint.
34
Erat, ut supra demonstravimus, manus certa nulla, non oppidum, non praesidium, quod se armis defenderet, sed in omnes partes dispersa multitudo. Vbi cuique aut valles abdita aut locus silvestris aut palus impedita spem praesidi aut salutis aliquam offerebat, consederat. Haec loca vicinitatibus erant nota, magnamque res diligentiam requirebat non in summa exercitus tuenda (nullum enim poterat universis perterritis ac dispersis periculum accidere), sed in singulis militibus conservandis; quae tamen ex parte res ad salutem exercitus pertinebat. Nam et praedae cupiditas multos longius evocabat, et silvae incertis occultisque itineribus confertos adire prohibebant. Si negotium confici stirpemque hominum sceleratorum interfici vellet, dimittendae plures manus diducendique erant milites; si continere ad signa manipulos vellet, ut instituta ratio et consuetudo exercitus Romani postulabat, locus ipse erat praesidio barbaris, neque ex occulto insidiandi et dispersos circumveniendi singulis deerat audacia. Vt in eiusmodi difficultatibus, quantum diligentia provideri poterat providebatur, ut potius in nocendo aliquid praetermitteretur, etsi omnium animi ad ulciscendum ardebant, quam cum aliquo militum detrimento noceretur. Dimittit ad finitimas civitates nuntios Caesar: omnes ad se vocat spe praedae ad diripiendos Eburones, ut potius in silvis Gallorum vita quam legionarius miles periclitetur, simul ut magna multitudine circumfusa pro tali facinore stirps ac nomen civitatis tollatur. Magnus undique numerus celeriter convenit.
35
Haec in omnibus Eburonum partibus gerebantur, diesque appetebat septimus, quem ad diem Caesar ad impedimenta legionemque reverti constituerat. Hic quantum in bello fortuna possit et quantos adferat casus cognosci potuit. Dissipatis ac perterritis hostibus, ut demonstravimus, manus erat nulla quae parvam modo causam timoris adferret. Trans Rhenum ad Germanos pervenit fama, diripi Eburones atque ultro omnes ad praedam evocari. Cogunt equitum duo milia Sugambri, qui sunt proximi Rheno, a quibus receptos ex fuga Tencteros atque Vsipetes supra docuimus. Transeunt Rhenum navibus ratibusque triginta milibus passuum infra eum locum, ubi pons erat perfectus praesidiumque ab Caesare relictum: primos Eburonum fines adeunt; multos ex fuga dispersos excipiunt, magno pecoris numero, cuius sunt cupidissimi barbari, potiuntur. Invitati praeda longius procedunt. Non hos palus in bello latrociniisque natos, non silvae morantur. Quibus in locis sit Caesar ex captivis quaerunt; profectum longius reperiunt omnemque exercitum discessisse cognoscunt. Atque unus ex captivis "Quid vos," inquit, "hanc miseram ac tenuem sectamini praedam, quibus licet iam esse fortunatissimos? Tribus horis Aduatucam venire potestis: huc omnes suas fortunas exercitus Romanorum contulit: praesidi tantum est, ut ne murus quidem cingi possit, neque quisquam egredi extra munitiones audeat." Oblata spe Germani quam nacti erant praedam in occulto relinquunt; ipsi Aduatucam contendunt usi eodem duce, cuius haec indicio cognoverant.
36
Cicero, qui omnes superiores dies praeceptis Caesaris cum summa diligentia milites in castris continuisset ac ne calonem quidem quemquam extra munitionem egredi passus esset, septimo die diffidens de numero dierum Caesarem fidem servaturum, quod longius progressum audiebat, neque ulla de reditu eius fama adferebatur, simul eorum permotus vocibus, qui illius patientiam paene obsessionem appellabant, siquidem ex castris egredi non liceret, nullum eiusmodi casum exspectans, quo novem oppositis legionibus maximoque equitatu dispersis ac paene deletis hostibus in milibus passuum tribus offendi posset, quinque cohortes frumentatum in proximas segetes mittit, quas inter et castra unus omnino collis intererat. Complures erant ex legionibus aegri relicti; ex quibus qui hoc spatio dierum convaluerant, circiter CCC, sub vexillo una mittuntur; magna praeterea multitudo calonum, magna vis iumentorum, quae in castris subsederant, facta potestate sequitur.
37
Hoc ipso tempore et casu Germani equites interveniunt protinusque eodem illo, quo venerant, cursu ab decumana porta in castra irrumpere conantur, nec prius sunt visi obiectis ab ea parte silvis, quam castris appropinquarent, usque eo ut qui sub vallo tenderent mercatores recipiendi sui facultatem non haberent. Inopinantes nostri re nova perturbantur, ac vix primum impetum cohors in statione sustinet. Circumfunduntur ex reliquis hostes partibus, si quem aditum reperire possent. Aegre portas nostri tuentur, reliquos aditus locus ipse per se munitioque defendit. Totis trepidatur castris, atque alius ex alio causam tumultus quaerit; neque quo signa ferantur neque quam in partem quisque conveniat provident. Alius iam castra capta pronuntiat, alius deleto exercitu atque imperatore victores barbaros venisse contendit; plerique novas sibi ex loco religiones fingunt Cottaeque et Tituri calamitatem, qui in eodem occiderint castello, ante oculos ponunt. Tali timore omnibus perterritis confirmatur opinio barbaris, ut ex captivo audierant, nullum esse intus praesidium. Perrumpere nituntur seque ipsi adhortantur, ne tantam fortunam ex manibus dimittant.
38
Erat aeger cum praesidio relictus Publius Sextius Baculus, qui primum pilum ad Caesarem duxerat, cuius mentionem superioribus proeliis fecimus, ac diem iam quintum cibo caruerat. Hic diffisus suae atque omnium saluti inermis ex tabernaculo prodit: videt imminere hostes atque in summo esse rem discrimine: capit arma a proximis atque in porta consistit. Consequuntur hunc centuriones eius cohortis quae in statione erat: paulisper una proelium sustinent. Relinquit animus Sextium gravibus acceptis vulneribus: aegre per manus tractus servatur. Hoc spatio interposito reliqui sese confirmant tantum, ut in munitionibus consistere audeant speciemque defensorum praebeant.
39
Interim confecta frumentatione milites nostri clamorem exaudiunt: praecurrunt equites; quanto res sit in periculo cognoscunt. Hic vero nulla munitio est quae perterritos recipiat: modo conscripti atque usus militaris imperiti ad tribunum militum centurionesque ora convertunt; quid ab his praecipiatur exspectant. Nemo est tam fortis quin rei novitate perturbetur. Barbari signa procul conspicati oppugnatione desistunt: redisse primo legiones credunt, quas longius discessisse ex captivis cognoverant; postea despecta paucitate ex omnibus partibus impetum faciunt.
40
Calones in proximum tumulum procurrunt. Hinc celeriter deiecti se in signa manipulosque coniciunt: eo magis timidos perterrent milites. Alii cuneo facto ut celeriter perrumpant censent, quoniam tam propinqua sint castra, et si pars aliqua circumventa ceciderit, at reliquos servari posse confidunt; alii, ut in iugo consistant atque eundem omnes ferant casum. Hoc veteres non probant milites, quos sub vexillo una profectos docuimus. Itaque inter se cohortati duce Gaio Trebonio, equite Romano, qui eis erat praepositus, per medios hostes perrumpunt incolumesque ad unum omnes in castra perveniunt. Hos subsecuti calones equitesque eodem impetu militum virtute servantur. At ei qui in iugo constiterant, nullo etiam nunc usu rei militaris percepto neque in eo quod probaverant consilio permanere, ut se loco superiore defenderent, neque eam quam prodesse aliis vim celeritatemque viderant imitari potuerunt, sed se in castra recipere conati iniquum in locum demiserunt. Centuriones, quorum nonnulli ex inferioribus ordinibus reliquarum legionum virtutis causa in superiores erant ordines huius legionis traducti, ne ante partam rei militaris laudem amitterent, fortissime pugnantes conciderunt. Militum pars horum virtute summotis hostibus praeter spem incolumis in castra pervenit, pars a barbaris circumventa periit.
41
Germani desperata expugnatione castrorum, quod nostros iam constitisse in munitionibus videbant, cum ea praeda quam in silvis deposuerant trans Rhenum sese receperunt. Ac tantus fuit etiam post discessum hostium terror ut ea nocte, cum Gaius Volusenus missus cum equitatu ad castra venisset, fidem non faceret adesse cum incolumi Caesarem exercitu. Sic omnino animos timor praeoccupaverat ut paene alienata mente deletis omnibus copiis equitatum se ex fuga recepisse dicerent neque in columi exercitu Germanos castra oppugnaturos fuisse contenderent. Quem timorem Caesaris adventus sustulit.
42
Reversus ille eventus belli non ignorans unum, quod cohortes ex statione et praesidio essent emissae, questus ne minimo quidem casu locum relinqui debuisse, multum fortunam in repentino hostium adventu potuisse iudicavit, multo etiam amplius, quod paene ab ipso vallo portisque castrorum barbaros avertisset. Quarum omnium rerum maxime admirandum videbatur, quod Germani, qui eo consilio Rhenum transierant, ut Ambiorigis fines depopularentur, ad castra Romanorum delati optatissimum Ambiorigi beneficium obtulerunt.
43
Caesar rursus ad vexandos hostes profectus magno coacto numero ex finitimis civitatibus in omnes partes dimittit. Omnes vici atque omnia aedificia quae quisque conspexerat incendebantur; praeda ex omnibus locis agebatur; frumenta non solum tanta multitudine iumentorum atque hominum consumebantur, sed etiam anni tempore atque imbribus procubuerant ut, si qui etiam in praesentia se occultassent, tamen his deducto exercitu rerum omnium inopia pereundum videretur. Ac saepe in eum locum ventum est tanto in omnes partes diviso equitatu, ut modo visum ab se Ambiorigem in fuga circumspicerent captivi nec plane etiam abisse ex conspectu contenderent, ut spe consequendi illata atque infinito labore suscepto, qui se summam ab Caesare gratiam inituros putarent, paene naturam studio vincerent, semperque paulum ad summam felicitatem defuisse videretur, atque ille latebris aut saltibus se eriperet et noctu occultatus alias regiones partesque peteret non maiore equitum praesidio quam quattuor, quibus solis vitam suam committere audebat.
44
Tali modo vastatis regionibus exercitum Caesar duarum cohortium damno Durocortorum Remorum reducit concilioque in eum locum Galliae indicto de coniuratione Senonum et Carnutum quaestionem habere instituit et de Accone, qui princeps eius consili fuerat, graviore sententia pronuntiata more maiorum supplicium sumpsit. Nonnulli iudicium veriti profugerunt. Quibus cum aqua atque igni interdixisset, duas legiones ad fines Treverorum, duas in Lingonibus, sex reliquas in Senonum finibus Agedinci in hibernis collocavit frumentoque exercitui proviso, ut iustituerat, in Italiam ad conventus agendos profectus est.
yyy1 (1) Da Caesar aus vielen Gründen einen größeren Aufstand in Gallien erwartete, ließ er durch die Legaten M. Silanus, C.
Antistius Reginus und T. Sextius eine Aushebung durchfuhren. (2) Gleichzeitig bat er den Proconsul Cn. Pompeius um Weisung an
die Truppen, die p . s als Consul aus der Gallia Cisalpina unter seine Fahnen hatte (3) sich bei ihren Einheiten einzufinden
und zu Caesar aufzubrechen, da Pompeius selbst, ausgestattet mit dem Oberbefehl, im Staatsinteresse vor Rom bleibe. Nach
Caesars Ansicht war es sehr wichtig, für die Zukunft bei den Galliern den Eindruck hervorzurufen, Italien besitze derart
große Machtmittel, daß es nicht nur binnen kurzer Zeit in einem Krieg erlittene Verluste ersetzen, sondern seine Truppen
sogar noch verstärken könne. (4) Da Pompeius seinen Wunsch mit Rücksicht auf das Staatswohl und ihre persönliche Verbindung
erfüllte und die Legaten in aller Eile die Aushebung durchführten, konnte Caesar noch vor Ende des Winters drei neue Legionen
zusammenstellen und nach Gallien führen lassen. Da er somit die Zahl der Cohorten, die unter Q. Titurius verlorengegangen
waren, verdoppelt hatte, war an der Geschwindigkeit seiner Maßnahmen und der neuen Truppenstärke deutlich geworden, über
welch straffe Organisation und welche finanziellen Mittel das römische Volk verfügte. yyy2 (1) Nach dem Tod des Indutiomarus,
über den wir berichteten, übertrugen die Treverer die Herrschaft auf seine Verwandten. Diese hörten nicht auf, die
benachbarten Germanen aufzuhetzen und ihnen Geld zu versprechen. (2) Da sie bei den zunächst lebenden Stämmen nichts
erreichen konnten, versuchten sie es bei weiter entfernten. So fanden sie einige Stämme, mit denen sie sich durch einen
Schwur verbündeten. Als Sicherheit für die Geldzahlung gaben die Treverer Geiseln. Auch Ambiorix gewannen sie durch einen
Vertrag zum Bundesgenossen. (3) Caesar erfuhr davon und sah, daß überall zum Krieg gerüstet wurde: Die Nervier, Atuatucer und
Menapier im Bund mit allen linksrheinischen Germanen standen unter Waffen, die Senonen hatten sich nicht, wie befohlen, bei
ihm eingefunden, sondern sich mit den Carnuten und den benachbarten Stämmen über Kriegspläne verständigt. Gleichzeitig wurden
die Germanen durch zahlreiche Gesandtschaften der Treverer aufgehetzt. Da glaubte Caesar, sich frühzeitiger mit Kriegsplänen
befassen zu müssen.
yyy3 (1) In Eilmärschen rückte er daher noch vor Ende des Winters mit den zunächst stationierten vier Legionen, die er
vereinigt hatte, überraschend ins Gebiet der Nervier. (2) Bevor diese sich sammeln oder fliehen konnten, hatte Caesar eine
große Anzahl von Vieh und Menschen in seine Gewalt gebracht, die er den Soldaten als Beute überließ. Da er auch die Felder
der Nervier verwüstet hatte, zwang er sie, sich zu ergeben und Geiseln zu stellen. (3) Nachdem er dieses Unternehmen schnell
zu Ende geführt hatte, brachte er die Legionen wieder in die Winterlager zurück. (4) Zu Beginn des Frühlings berief er, wie
er es eingeführt hatte, einen gallischen Landtag ein. Da alle Gallier außer den Senonen, Carnuten und Treverern dort
erschienen, betrachtete er deren Fehlen als Anfang eines kriegerischen Aufstandes. Um deutlich zu in machen, daß er alles
andere hintanstelle, verlegte er den Landtag nach Lutetia im Gebiet der Parisier. (5) Sie waren Grenznachbarn der Senonen und
hatten mit ihnen zwar in früherer Zeit einen Staat gebildet, schienen sich jetzt jedoch nicht an den Aufstandsplänen
beteiligt zu haben. (6) Nachdem Caesar die Verlegung des Landtags auf der Rednertribüne... angekündigt hatte, brach er noch
am selben Tag mit seinen Legionen gegen die Senonen auf und gelangte in Eilmärschen in ihr Gebiet. yyy4 (1) Auf die Nachricht
von seinem Eintreffen hin ordnete Acco, das Haupt der Verschwörung, an, daß das Volk sich in den Städten sammeln solle. Noch
bevor diese Maßnahme völlig durchgeführt werden konnte, wurde während des Aufbruchs gemeldet, die Römer seien da. (2) Die
Senonen standen daher notgedrungen von ihrem Vorhaben ab und schickten Gesandte an Caesar, um Gnade zu erbitten. Da der Stamm
von alters her unter dem Schutz der Haeduer stand, erhielten sie durch deren Vermittlung Zugang zu Caesar. (3) Dieser zeigte
sich den Bitten der Haeduer gegenüber sehr großzügig und nahm die Entschuldigung der Senonen an, weil er der Ansicht war, der
Sommer sei die Zeit, in der man sich eher auf einen bevorstehenden Krieg als auf eine gerichtliche Untersuchung einzustellen
hätte. (4) Auf seinen Befehl hin wurden 100 Geiseln gestellt, die er den Haeduern zur Bewachung Übergab. (5) Auch die
Carnuten schickten Gesandte und Geiseln ebendorthin. Sie bedienten sich dabei der Vermittlung der Remer, unter deren Schutz
sie standen, und erhielten dieselbe Antwort. (6) Caesar führte den Landtag zu Ende und forderte von den Stämmen die Stellung
von Reitern. yyy5 (1) Nachdem in diesem Teil Galliens wieder Frieden herrschte, wandte Caesar seine ganze Aufmerksamkeit voll
Eifer auf den Krieg gegen die Treverer und Ambiorix. (2) Er ließ Cavarinus und die Reiterei der Senonen gemeinsam mit ihm
aufbrechen, damit in dem Stamm keine Unruhe entstehe, die ihren Ursprung in dem Jähzorn des Cavarinus oder im wohlverdienten
Haß seines Stammes auf ihn hätte. (3 ') Nach Regelung dieser Angelegenheit versuchte Caesar, da er es für sicher hielt, daß
Ambiorix nicht in offener Schlacht kämpfen werde, sich über dessen sonstige Pläne klar zu werden. (4) An die Grenzen des
eburonischen Landes stieß das Gebiet der Menapier, das durch endlose Sümpfe und Waldgebiete geschützt war. Die Menapier
hatten als einzige unter den Galliern nie Gesandte mit der Bitte um Frieden an Caesar geschickt. Caesar wußte, daß Ambiorix
mit ihnen Gastfreundschaft verband. Auch hatte er erfahren, daß er über die Vermittlung der Treverer mit den Germanen einen
Freundschaftsvertrag beschlossen hatte. (5) Er glaubte daher, zunächst muß man Ambiorix diese Hilfsquellen abschneiden, ehe
man mit ihm selbst Krieg anfinge, damit er sich nicht bei den Menapiern verbergen könne oder notgedrungen mit den
rechtsrheinischen Germanen einen Bund eingehe, wenn seine Situation verzweifelt würde. (6) Nachdem Caesar diesen Plan
entwickelt hatte, sandte er den Troß des gesamten Heeres zu Labienus ins Land der Treverer und wies zwei Legionen an, dorthin
zu marschieren. Er selbst setzte sich mit fünf... kampfbereiten Legionen gegen die Menapier in Marsch. (7) jene stellten
keinerlei Truppen auf, sondern vertrauten auf den Schutz, den ihr Land bot, flohen daher in die Wälder und Sümpfe und
brachten ihre gesamte Habe dorthin. yyy6 (1) Caesar teilte seine Truppen mit den Legaten C. Fabius und dem Quaestor M.
Crassus, legte rasch Knüppelwege an und rückte so in drei Gruppen vor. Er setzte Gehöfte und Dörfer in Brand, wobei er eine
große Zahl von Menschen und Vieh in seine Gewalt bekam. (2) Hierdurch sahen sich die Menapier gezwungen, Gesandte mit der
Bitte um Frieden an ihn zu schicken. (3) Er nahm zwar ihre Geiseln an, betonte aber, er werde sie wie Feinde behandeln, wenn
sie Ambiorix oder dessen Gesandte in ihrem Gebiet aufnahmen. Nachdem er diese festgesetzt hatte, ließ er den Atrebaten
Commius mit der Reiterei als Beobachter bei den Menapiern zurück und brach gegen die Treverer auf. yyy7 (1) Während Caesar
mit diesen Maßnahmen beschäftigt war, rüsteten sich die Treverer, die umfangreiche Truppen, sowohl Fußvolk wie Reiterei,
zusammengezogen hatten, Labienus mit der einzelnen Legion, die in ihrem Gebiet überwintert hatte, anzugreifen. (2) Sie waren
schon nicht mehr weiter als zwei Tagemärsche von ihm entfernt, als sie erfuhren, daß auf Anordnung Caesars zwei weitere
Legionen eingetroffen seien. (3) Daraufhin beschlossen sie, 15 Meilen von Labienus entfernt ein Lager zu errichten und das
Eintreffen der germanischen Hilfstruppe en abzuwarten. (4) Labienus erfuhr von ihrem Plan und hoffte, daß ihm das
leichtsinnige Verhalten der Feinde Gelegenheit zu einer Schlacht geben werde. Er ließ daher 5 Cohorten zum Schutz des Trosses
zurück und brach mit 25 Cohorten und starken Reitertruppen gegen den Feind auf. 1 Meile von ihm entfernt errichtete er ein
befestigtes Lager. (5) Zwischen Labienus und den Feinden befand sich ein Fluß, der nur schwer zu überqueren war und steil
abfallende Ufer besaß. Labienus hatte weder selbst die Absicht, den Übergang zu wagen, noch hielt er für möglich, daß die
Feinde es tun würden. (6) Bei diesen stieg von Tag zu Tag die Hoffnung auf die Hilfstruppen. Absichtlich sprach Labienus ganz
offen davon, daß er, da wie es hieß - die Germanen im Anzug seien, nicht sein Leben und die Existenz seines Heeres aufs Spiel
setzen wolle, sondern im Morgengrauen des nächsten Tages das Lager abbrechen und abziehen werde. (7) Diese Reden drangen
schnell zu den Feinden, da sich in der großen Schar gallischer Reiter bei Labienus einige befanden, die ihre Herkunft dazu
zwang, die gallische Sache zu begünstigen. (8) Labienus ließ nachts die Militärtribunen und ranghöchsten Centurionen
zusammenkommen und erklärte ihnen seine Pläne. Um bei dem Feind den Eindruck zu verstärken, daß die Römer Furcht hätten,
befahl er, unter mehr Lärm und Unruhe, als es römische Gewohnheit war, das Lager abzubrechen. Dadurch bewirkte er, daß der
Aufbruch einer Flucht ähnelte. (9) Weil das römische Lager so nahe lag, wurde auch dies den Feinden durch Kundschaftet noch
vor Morgengrauen hinterbracht. yyy8 (1) Kaum war die Nachhut bis vor die Lagerbefestigung ausgerückt, als die Gallier sich
untereinander anfeuerten, die erhoffte Beute nicht aus den Händen zu lassen. Da die Römer Panik ergriffen habe, sei es
überflüssig, die Unterstützung der Germanen abzuwarten. Zudem lasse es ihr Ansehen nicht zu, daß sie mit so starken Truppen
nicht wagten, eine so kleine Schar anzugreifen, die sich obendrein auf der Flucht befinde und durch Gepäck behindert werde.
Sie zögerten daher nicht, den Fluß zu überschreiten und es dann auf ungünstigem Gelände zur Schlacht kommen zu lassen. (2)
Labienus, hatte dies im voraus vermutet, und um alle über den Fluß zu locken, ließ er zum Schein weitermarschieren und rückte
gemächlich vor. (3) Darauf ließ er das schwere Gepäck ein Stück vorausbringen und auf einem Hügel sammeln, um dann zu seinen
Soldaten zu sagen: »jetzt ist die ersehnte Gelegenheit da, Soldaten. (4) Ihr habt den Feind in ungünstigem und für ihn
hinderlichem Gelände, zeigt nun unter unserer Führung dieselbe Tapferkeit, die ihr so oft unter eurem Feldherrn bewiesen
habt. Stellt euch vor, er sei hier und sehe allen zu.« (5) Unmittelbar darauf ließ er die Feldzeichen gegen den Feind kehren
und das Heer in Schlachtordnung antreten. Einige wenige Reiterscharen hatte er als Schutz bei dem Gepäck gelassen, die
übrigen Reiter stellte er an den Flügeln auf. (6) Schnell erhoben unsere Soldaten das Kampfgeschrei und schleuderten ihre
Wurfspieße auf die Feinde. Als diese entgegen aller Erwartung das Heer, von dem sie gerade noch geglaubt hatten, es fliehe,
zum Angriff übergehen sahen, waren sie nicht in der Lage, dem Ansturm standzuhalten. Schon beim ersten Zusammenstoß wurden
sie in die Flucht geschlagen und suchten, in die nahegelegenen Wälder zu entkommen. (7) Labienus verfolgte sie mit der
Reiterei, tötete eine große Anzahl und machte mehrere Gefangene. Einige Tage später nahm er die Kapitulation des Stammes
entgegen. Denn als die Germanen, die zu Hilfe kamen, von der Flucht der Treverer erfuhren, kehrten sie in ihre Heimat zurück.
(8) Die Verwandten des Indutiomarus, die die Anstifter des Aufstandes gewesen waren, begleiteten sie und verließen die
Heimat. (9) Cingetorix, der, wie wir oben zeigten, von Anfan an zu seinen Verpflichtungen gestanden hatte, wurde die Führung
des Stammes in Krieg und Frieden übertragen. yyy9 (1) Als Caesar von den Menapiern in das Gebiet der Treverer kam, beschloß
er aus zwei Gründen, den Rhein zu überschreiten: Einmal hatten die Germanen den Treverern Hilfstruppen zum Kampf gegen ihn
geschickt, (2) zum andern wollte Caesar verhindern, daß Ambiorix bei ihnen Zuflucht fände. (3) Nachdem er sich so entschieden
hatte, ließ er etwas oberhalb der Stelle, an der er früher das Heer hinübergeführt hatte, eine Brücke errichten. (4) Da das
Verfahren inzwischen bekannt und genau festgelegt war, war der Bau infolge des großen Eifers der Soldaten in wenigen Tagen
vollendet. (5) Caesar ließ bei der Brücke auf der Seite der Treverer eine starke Schutztruppe zurück, um zu verhindern, daß
bei ihnen plötzlich ein Aufstand ausbreche, und führte die übrigen Truppen und die Reiterei über den Fluß. (6) Die Ubier, die
vorher Geiseln gestellt und sich ihm unterworfen hatten, schickten Gesandte zu Caesar, um sich zu rechtfertigen. Sie
erklärten, aus ihrem Stamm seien den Treverern keine Hilfstruppen gesandt worden, auch hätten sie ihre Pflichten nicht
verletzt. (7) Sie baten inständig darum, sie zu schonen, damit auf Grund des allgemeinen Hasses gegen die Germanen nicht
Unschuldige an Stelle der Schuldigen die Strafe erleiden müßten. Sie versprachen, weitere Geiseln zu stellen, wenn Caesar das
wünsche. (8) Dieser stellte eine Untersuchung an und fand heraus, daß die Hilfstruppen von den Sueben gekommen waren.
Daraufhin gab er sich mit der Rechtfertigung der Ubier zufrieden und erkundigte sich genau nach den Zugängen und Wegen ins
Land der Sueben. yyy10 (1) Inzwischen erhielt Caesar einige Tage später von den Ubiern die Nachricht, daß die Sueben ihre
gesamten Streitkräfte an einem Ort zusammenzögen und die Stämme, die unter ihrer Herrschaft stünden, aufforderten, ihnen
Hilfskontingente an Reiterei und Fußvolk zu schicken. (2) Daraufhin sorgte Caesar für Getreide und wählte eine geeignete
Stelle für ein Lager aus. Die Ubier wies er an, Ja, Vieh wegzutreiben und ihre gesamte Habe vom Land in die Stadt zu bringen.
Er hoffte, daß er die barbarischen und unerfahrenen Menschen veranlassen könne, unter für sie ungünstigen Bedingungen zum
Kampf anzutreten, wenn sie der Mangel an Lebensmitteln dazu zwinge. (3) Den Ubiern gab er den Auftrag, wiederholt
Kundschaftet zu den Sueben zu schicken, um zu erfahren, was sich bei ihnen ereigne. (4) Die Ubier führten seine Befehle aus
und berichteten nach wenigen Tagen, als die Sueben genauere Nachrichten über das römische Heer erhalten hätten, seien sie
alle mit der Gesamtheit ihrer eigenen und der verbündeten Truppen, die sie zusammengezogen hätten, bis an die allerfernsten
Grenzen ihres Landes zurückgewichen. (5) Dort liege ein unendlich großes Waldgebiet, das Bacenis heiße. Dieses erstrecke sich
ohne Unterbrechung weit ins Land hinein und bilde einen natürlichen Schutzwall, der die Sueben gegen Obergriffe und Einfälle
der Cheruscer sichere und umgekehrt. yyy11 (1) Da wir bis zu dieser Stelle unseres Berichts vorgedrungen sind, scheint es mir
nicht unangebracht zu sein, die Bräuche Galliens und Germaniens zu schildern und dabei auf die Punkte einzugehen, in denen
sich diese Stämme voneinander unterscheiden. (2) In Gallien gibt es nicht nur in allen Stämmen und ihren einzelnen Gauen und
Bezirken, sondern fast in jeder Familie politische Gruppierungen. An der Spitze stehen die, (3) die den Ruf haben, in der
öffentlichen Meinung den größten Einfluß zu besitzen. Von ihrem Schiedsspruch und ihrem Urteil hängen die wichtigsten
politischen Entscheidungen und Pläne ab. (4) Dies scheint von alters her aus dem Grund so eingerichtet, damit niemandem aus
dem niederen Volk Unterstützung gegenüber einem Mächtigeren versagt bleibe. Denn keiner dieser Führer läßt zu, daß seine
Anhänger unterdrückt oder betrogen werden. Wenn er sich anders verhielte, hätte er bei ihnen keinerlei Ansehen mehr. Dieselbe
Struktur findet sich auch in Gesamtgallien, denn alle Stämme zusammen sind in zwei Parteien geteilt. yyy12 (1) Als Caesar
nach Gallien kam, standen die Haeduer an der Spitze der einen Partei, die Sequaner führten die andere. (2) Da letztere schon
an sich weniger angesehen waren, weil die Haeduer von alters her den größten Einfluß und bedeutende Clientelen besaßen,
hatten die Sequaner sich mit den Germanen und Ariovist verbündet und diese unter bedeutenden Opfern, mit großen
Versprechungen auf ihre Seite gezogen. (3) Nachdem sie in mehreren Schlachten siegreich gewesen waren, wobei der ganze Adel
der Haeduer fiel, war ihre Stellung so übermächtig, (4) daß sie einen großen Teil der Clienten von den Haeduern zu sich
herüberziehen konnten und die Söhne der führenden Männer als Geiseln erhielten. Sie zwangen die Regierung der Haeduer zu dem
Schwur, keine Kriegspläne gegen die Sequaner zu fassen. Nachdem sie noch einen Teil des angrenzenden Landes gewaltsam
eingenommen und zu ihrem Besitz gemacht hatten, standen sie an führender Stelle in ganz Gallien. (5) Diese Notlage hatte
Diviciacus veranlaßt, zum Senat nach Rom zu reisen und dort um Unterstützung zu bitten. Er war jedoch ohne Erfolg
zurückgekehrt. (6) Da mit dem Eintreffen Caesars ein Wandel eintrat, erhielten die Haeduer ihre Geiseln zurück, ihre alten
Clientelen bildeten sich wieder, und Caesar verschaffte ihnen obendrein neue, weil die, die einen Freundschaftsvertrag mit
den Haeduern eingegangen waren, (7) sahen, daß sie sich nun in einer besseren Lage befanden und unter einer gerechteren
Herrschaft lebten. Auch durch anderes war die Beliebtheit und das Ansehen der Haeduer so vermehrt worden, daß die Sequaner
ihre führende Stellung verloren hatten. An ihre Stelle waren die Remer getreten. Da zu erkennen war, daß sie bei Caesar in
gleicher Gunst standen wie die Haeduer, begaben sich die Stämme, die sich wegen alter Streitigkeiten unter keinen Umständen
den Haeduern anschließen konnten, in die Clientelen der Remer. (8) Diese übernahmen gewissenhaft ihren Schutz. So besaßen sie
einen frischen und überraschend schnell erworbenen Einfluß. (9) Die Lage war damals so, daß den Haeduern die unbestrittene
Führung zuerkannt wurde, die Remer aber den zweiten Platz im allgemeinen Ansehen einnahmen. yyy13 (1) In ganz Gallien gibt es
nur zwei Klassen von Männern, die an einigermaßen hervorragender und ehrenvoller Stelle stehen. Denn die untere Volksschicht
wird fast wie Sklaven behandelt; sie wagt nicht, selbständig zu handeln, und wird zu keiner Beratung hinzugezogen. (2) Da die
meisten unter dem Druck von Schulden oder hohen Steuern leben oder aber durch rechtswidriges Verhalten der Mächtigen bedrängt
werden, begeben sie sich in die Sklaverei. Die Adligen besitzen ihnen gegenüber alle Rechte, die ein Herr seinen Sklaven
gegenüber hat. (3) Von den erwähnten zwei Klassen ist die eine die der Druiden, die andere die der Ritter. (4) Den Druiden
obliegen die Angelegenheiten des Kultus, sie richten die öffentlichen und privaten Opfer aus und interpretieren die
religiösen Vorschriften. Eine große Zahl von jungen Männern sammelt sich bei ihnen zum Unterricht, und sie stehen bei den
Galliern in großen Ehren. (5) Denn sie entscheiden in der Regel in allen staatlichen und privaten Streitfällen. Wenn ein
Verbrechen begangen worden oder ein Mord geschehen ist, wenn der Streit um Erbschaften oder den Verlauf einer Grenze geht,
fällen sie auch hier das Urteil und setzen Belohnungen und Strafen fest. (6) Wenn sich ein Privatmann oder das Volk nicht an
ihre Entscheidungen hält, untersagen sie ihm die Teilnahme an den Opfern. Diese Strafe gilt bei ihnen als die schwerste, (7)
denn die, denen die Teilnahme untersagt ist, gelten als Frevler und Verbrecher, alle gehen ihnen aus dem Weg und meiden den
Umgang und das Gespräch mit ihnen, damit sie nicht durch ihre Berührung Schaden erleiden. (8) An der Spitze aller Druiden
steht ein Mann, der d( höchsten Einfluß unter ihnen genießt. (9) Stirbt er, so folgt ihm entweder der nach, der unter den
übrigen das höchste Ansehen besitzt, oder aber sein Nachfolger wird von den Druiden gewählt, wenn mehrere gleich hohes
Ansehen besitzen. Nicht selten wird dann jedoch auch mit Waffen um die leitende Stelle gekämpft (10) Zu einer bestimmten Zeit
des Jahres tagen die Druiden an einem geweihten Ort im Gebiet der Carnuten, das man für das Zentrum ganz Galliens hält. Von
allen Seiten kommen dort alle die zusammen, die einen Streitfall auszutragen haben, und unterwerfen sich den Entscheidungen
und Urteilen der Druiden. Man glaubt, daß die Lehre der Druiden aus Britannien stammt (11) und nach Gallien ist. (12) ])aber
gehen die, die tiefer in ihre Lehre eindringen wollen, meist nach Britannien, um sie dort zu studieren yyy14 (1) Die Druiden
nehmen in der Regel nicht am Krieg teil und zahlen auch nicht wie die übrigen Steuern. Sie leisten keinen Kriegsdienst und
sind auf jedem Gebiet von der Abgabepflicht ausgenommen. (2) Diese großen Vergünstigungen veranlassen viele, sich aus freien
Stücken in ihre Lehre einweihen zu lassen, oder ihre Eltern und Verwandten schicken sie zu den Druiden. (3) Wie es heißt,
lernen sie dort eine große Zahl von Versen auswendig. Daher bleiben einige 20 Jahre lang im Unterricht. Sie halten es für
Frevel, diese Verse aufzuschreiben, während sie in fast allen übrigen Dingen im öffentlichen und privaten Bereich die
griechische Schrift benutzen. (4) Wie mir scheint, haben sie das aus zwei Gründen so geregelt: Einmal wollen sie nicht, daß
ihre Lehre allgemein bekannt wird, zum andern wollen sie verhindern, daß die Lernenden sich auf das Geschriebene verlassen
und ihr Gedächtnis weniger üben. Denn in der Regel geschieht es, daß die meisten im Vertrauen auf Geschriebenes in der
Genauigkeit beim Auswendiglernen und in ihrer Gedächtnisleistung nachlassen. (5) Der Kernpunkt ihrer Lehre ist, daß die Seele
nach dem Tod nicht untergehe, sondern von einem Körper in den anderen wandere. Da so die Angst vor dem Tod bedeutungslos
wird, spornt das ihrer Meinung nach die Tapferkeit ganz besonders an. (6) Sie stellen außerdem häufige Erörterungen an über
die Gestirne und ihre Bahn, über die Größe dir Welt und des Erdkreises, über die Natur der Dinge, über die Macht und Gewalt
der unsterblichen Götter und vermitteln dies alles der Jugend. yyy15 (1) Die andere erwähnte Klasse ist die der Ritter. Immer
wenn irgendein Krieg ausbricht und es erforderlich macht, stehen sie alle an der Front. Vor Caesars Eintreffen pflegte fast
jährlich der Fall einzutreten, daß sie entweder selbst andere überfielen oder Überfälle zurückschlugen. (2) Wer von ihnen die
vornehmste Herkunft oder die meisten Mittel hat, der hat auch die meisten Clienten und Sklaven um sich. Sie kennen nur dies
eine Kriterium für Ansehen und Macht. yyy16 (1) Alle gallischen Stämme sind sehr religiös, (2) und aus diesem Grund opfern
die, die von schwerer Krankheit befallen sind oder sich in Krieg und Gefahr befinden, Menschen' anstelle von Opfertieren oder
geloben solche Opfer. Die Druiden führen diese Opfer durch, (3) denn die Gallier glauben, der Wille der unsterblichen Götter
könne nur besänftigt werden, wenn für das Leben eines Menschen ein anderes eingesetzt werde. Auch von Staats wegen haben sie
Opferbräuche von der gleichen Art. (4) Andere Stämme besitzen Opferbilder von ungeheurer Größe, deren Glieder durch Ruten
untereinander verbunden sind. Diese füllen sie mit lebenden Menschen aus. Dann werden die Götterbilder von unten angezündet,
so daß die Menschen in den Flammen umkommen. Sie erlauben zwar. daß die Tötung von Menschen, die bei Diebstahl, Raub oder
anderen Verbrechen gefaßt wurden, den unsterblichen Göttern angenehmer ist, wenn es ihnen jedoch an solchen fehlt, gehen sie
auch dazu über, Unschuldige zu opfern. yyy17 (1) Unter den Göttern verehren sie Merkur am meisten. Von ihm besitzen sie
besonders viele Götterbilder, ihn halten sie für den Erfinder aller Künste, für den Führer auf allen Straßen und Wegen, und
von ihm 'glauben sie, er habe den größten Einfluß auf den Erwerb von Geld und auf den Handel. Auf Merkur folgen Apollo, Mars,
Jupiter und Minerva. (2) Der Glaube an diese Götter hat etwa denselben Inhalt wie bei den übrigen Völkern: Apollo vertreibt
Krankheiten, Minerva lehrt die Anfangsgründe des Handwerks und der Künste, Jupiter hat die Herrschaft über die
Himmelsbewohner, und Mars lenkt die Kriege. (3) In der Regel weihen sie ihm das, was sie im Krieg erbeuten werden, wenn sie
sich zu einer Schlacht entschlossen haben. Haben sie gesiegt, so opfern sie ihm alle erbeuteten Lebewesen, das übrige tragen
sie an einer Stelle zusammen. (4) Bei vielen Stämmen kann man an geweihten Orten Hügel sehen, die sie aus diesen Beutestücken
errichtet haben. (5) Es geschieht nur selten, daß einer sich gegen die Religion verehrt und Beute bei sich versteckt oder
aber wagt, Weihge7schenke wegzunehmen, wenn sie schon niedergelegt worden sind. Auf dieser Tat steht als Strafe härteste
Folter und Tod. yyy18 (1) Alle Gallier rühmen sich, von Vater Dis abzustammen, und sagen, das werde von den Druiden
überliefert. (2) Daher begrenzen sie die Zeitabschnitte nicht nach der Zahl der Tage , sondern der Nächte. Bei der Berechnung
von Geburtstagen und Jahres und Monatsanfängen gehen sie so vor, daß der Tag der Nacht folgt. (3) In den übrigen
Lebensbereichen unterscheiden sie sich in der Regel do2urch von anderen Völkern, daß sie ihren Söhnen nicht erlauben, sich
ihnen in der Öffentlichkeit zu nähern, bevor sie erwachsen und kriegstauglich sind. Sie halten es für eine Schande, wenn ein
Sohn im Knabenalter in der Öffentlichkeit im Blickfeld seines Vaters steht. yyy19 (1) Die Männer lassen, wenn sie von ihren
Frauen Vermögen als Mitgift erhalten haben, ihr eigenes Vermögen schätzen und legen einen gleich großen Wert mit der
zusammen. (2) Ober dieses Gesamtvermögen führen sie gemeinsam Buch und sparen den Gewinn; wer von beiden länger lebt, erhält
den beiderseitigen Anteil mit dem Gewinn, der mit der Zeit hinzugekommen ist. (3) Die Männer haben gegenüber ihren Frauen
ebenso wie gegenüber ihren Kindern Gewalt über Leben und Tod. Wenn das Oberhaupt einer Familie aus hohem Stande gestorben
ist, versammeln sich seine Verwandten und verhören die Ehefrauen wie die Sklaven, falls an dem Tod etwas Verdacht erregt.
Stellt sich der Verdacht als begründet heraus, verbrennen sie die Frauen, nachdem sie sie auf alle mögliche Art gefoltert
haben. (4) Die Begräbnisse sind im Verhältnis zur sonstigen gallischen Lebensweise sehr prächtig und aufwendig. Alles, was
dem Toten vermutlich lieb war, werfen sie auf den Scheiterhaufen, auch Tiere und bis vor kurzem noch Sklaven und Clienten,
von denen feststand, daß der Tote sie geliebt hatte. Nach den feierlichen Beerdigungsriten werden sie zusammen mit dem
Verstorbenen verbrannt. yyy20 (1) Die Stämme, die in dem Ruf stehen, daß sie ihren Staat besonders gut lenken, haben ein
gesetzlich geregeltes Gebot, daß jeder, dem von den Grenznachbarn ein den Staat angehendes Gerücht zu Ohren kommt, dies
sofort den Beamten mitteilt und mit niemand anderem darüber spricht, (2) weil bekannt ist, daß unbesonnene und unerfahrene
Menschen oft durch falsche Gerüchte in Schrecken versetzt werden, sich zu verfehlten Handlungen hinreißen lassen und damit
Fragen von höchster politischer Bedeutung entscheiden. (3) Die Beamten verschweigen, was ihnen gut scheint, und geben der
Menge nur bekannt, was sie für angebracht halten. Es ist verboten, außerhalb der Volksversammlung über Politik zu sprechen.
yyy21 (1) Die Germanen haben ganz andere Bräuche. Denn sie haben weder Druiden, die den kultischen Dingen vorstehen, noch
legen sie großen Wert auf Opfer. (2) Unter die Götter zählen sie nur die, die sie wahrnehmen und deren Wirken ihnen
augenscheinlich zu Hilfe kommt, die Sonne, den Mond und Vulkan. Den Glauben an die übrigen kennen sie nicht einmal vom
Hörensagen. (3) Ihr ganzes Leben besteht aus jagen und militärischen Übungen. Von klein auf streben sie danach, Härte und
Anstrengung zu ertragen. (4) Diejenigen unter ihnen, die am spätesten mannbar werden, genießen bei ihnen das höchste Lob. Die
einen glauben, dadurch werde das Wachstum angeregt, die anderen meinen, Kräfte und Muskeln würden dadurch gestärkt. (5) Es
zählt bei ihnen zu der höchsten Schande, schon vor dem 20. Lebensjahr mit einer Frau verkehrt zu haben. Hierbei gibt es keine
Heimlichkeit, denn beide Geschlechter baden zusammen in den Flüssen und tragen nur Felle oder dürftige Pelzüberwürfe, wobei
der größte Teil des Körpers nackt bleibt. yyy22 (1) Ackerbau betreiben sie wenig, ihre Ernährung besteht zum größten Teil aus
Milch, Käse und Fleisch. (2) Auch hat niemand bei ihnen ein bestimmtes Stück Land oder Grundbesitz. jeweils für ein Jahr
weisen die Stammesleitung und die führenden Männer den Sippen, Großfamilien und anderen Genossenschaften ein Stück Land zu,
wobei sie Größe und Lage nach ihrem Gutdünken festsetzen. Im Jahr darauf zwingen sie ihre Stammesgenossen weiterzuziehen. (3)
Für dieses Verfahren führen sie viele Gründe an: Ihre Stammesgenossen sollen keinen Gefallen an der Seßhaftigkeit finden und
dadurch ihre kriegerische Neigung zugunsten des Ackerbaues aufgeben. Es soll auch nicht dahin kommen, daß sie ihr Ackerland
erweitern wollen und die Mächtigen die Schwächeren von ihrem Besitz vertreiben, auch sollen sie nicht zu sorgfältig Häuser
errichten, um Hitze und Kälte zu entgehen. Auch die Geldgier soll dadurch im Keim erstickt werden, weil sie die Entstehung
gegnerischer Parteien und Streit begünstigt. (4) Schließlich wollen sie die Zufriedenheit der unteren Schichten dadurch
erhalten, daß jeder sieht, daß seine Mittel genauso groß sind wie die der Mächtigsten. yyy23 (1) Es gilt bei den Stämmen als
höchster Ruhm, wenn sie um ihr Gebiet herum einen möglichst breiten Streifen brachliegendes Einöde besitzen. (2) Sie halten
es für ein Kennzeichen von Tapferkeit, wenn die Anwohner ihrer Grenzen von ihrem Land vertrieben abziehen und niemand wagt,
sich in ihrer Nachbarschaft niederzulassen. (3) Gleichzeitig wird damit die Furcht vor einem plötzlichen Einfall beseitigt.
so daß sie glauben, sie seien dadurch sicherer. (4) Wenn sich ein Stamm in einem Krieg verteidigt oder einen Krieg beginnt,
wählen sie Beamte, die den Oberbefehl übernehmen und Gewalt über Leben und Tod haben. (5) In Friedenszeiten gibt es keine
gemeinsame Regierung, sondern die fahrenden Männer der einzelnen Gebiete und Gaue sprechen für die jeweilige Bevölkerung
Recht und schlichten Streitfälle. (6) Raubzüge, die außerhalb der Stammesgrenzen unternommen werden, betrachten sie nicht als
Schande. Sie vertreten den Standpunkt, daß sie erfolgen, um die Jugend zu üben und vorn Müßiggang abzuhalten. (7) Sobald in
einer Versammlung einer der fahrenden Männer verkündet, er werde einen solchen Zug anführen, und wer ihm folgen wolle, solle
sich melden, stehen die auf, denen das Unternehmen und sein Leiter gefallen, und versprechen ihre Unterstützung. Sie werden
vom ganzen Volk gelobt. (8) Wer von ihnen dem Führer dann nicht folgt, der wird für einen Verräter und Deserteur gehalten,
und in Zukunft wird ihm in allen Bereichen die Vertrauenswürdigkeit abgesprochen. (9) Sie halten es für Frevel, einen Gast zu
verletzen. Wer aus welchem Grund auch immer zu ihnen kommt, den schätzen sie vor Unrecht und halten ihn für unverletzlich.
Alle Häuser stehen ihm offen, und die Bewohner teilen ihre Nahrung mit ihm. yyy24 (1) Es gab eine Zeit, in der die Gallier
den Germanen an Tapferkeit überlegen waren, ja sie mit Krieg überzögen und Kolonien jenseits des Rheins gründeten, weil die
Bevölkerung zu groß war und sie nicht genügend Ackerland besaßen. (2) (Die fruchtbarsten Gebiete Germaniens in der Nähe des
hercynischen Waldes, der, wie ich sehe, auch Eratosthenes und einigen anderen Griechen vom Hörensagen bekannt war, den sie
aber Orcynien nennen, nahmen damals die tectosagischen Völker in Besitz und ließen sich dort nieder. (3) Dieses Volk hält
sich bis zum heutigen Tag in diesem Gebiet und besitzt den Ruf höchster Gerechtigkeit und größten Kriegsruhms. (4) Da die
Gertnanen noch jetzt unter denselben dürftigen, ärmlichen und entbehrungsreichen Verhältnissen leben wie damals, ist auch
ihre Nahrung und ihre übrige Lebensweise noch die gleiche. (5) Den Galliern aber hat die Nähe der römischen Provinzen und die
Kenntnis überseeischer Verhältnisse viel an Reichtum und Verfeinerung der Lebensweise gebracht, (6) so daß sie sich langsam
daran gewöhnten, von der Germanen besiegt zu werden, und da sie in vielen Schlachten geschlagen wurden, vergleichen sie sich
nicht einmal mehr selbst mit ihnen, was die Tapferkeit angeht. yyy25 (1) Die Ausdehnung des hercynischen Waldes, auf den wir
oben hinwiesen, entspricht einem zügigen Fußmarsch ohne Gepäck von neun Tagen; anders kann sie nicht bestimmt werden, da die
Einheimischen kein Wegemaß kennen. (2) Der Wald beginnt im Gebiet der Helvetier, Nerneter und Rauracer und erstreckt sich in
gerader Richtung auf die Donau zu bis zum Gebiet der Dacer und Anartier. (3) Hier wendet er sich nach links und zieht sich in
verschiedenen Gebieten abseits des Flusses hin; auf Grund seiner beträchtlichen Ausdehnung berührt er dabei die Gebiete
vieler Völker. (4) In diesem Teil Germaniens gibt es niemanden, der von sich behaupten könnte, er sei bis zum östlichen oder
nordöstlichen Rand des Waldes vorgestoßen, auch wenn er sechzig Tage marschiert wäre, noch weiß jemand, wo der Wald anfängt.
(5) Gewiß ist, daß es dort viele Arten von wilden Tieren gibt, die man sonst nicht sieht. Diejenigen, die sich am meisten von
den uns bekannten unterscheiden und besonders merkwürdig erscheinen, sollen jetzt folgen: yyy26 (1) Es gibt ein Rind in der
Gestalt eines Hirsches; es hat in der Mitte seiner Stirn zwischen den Ohren ein Horn, das stärker hervorragt und gerader ist
als die Hörner, die wir kennen. (2) In seiner Spitze teilt es sich in der Art von Blättern und Zweigen weit auseinander. (3)
Männliches und weibliches Tier sehen gleich aus, auch ihre Hörner haben dieselbe Form und Größe. yyy27 (1) Daneben gibt es
Tiere, die Elche genannt werden. Sie sehen ähnlich aus wie Ziegen und habe 'n auch ein buntes Fell. Sie sind jedoch etwas
größer als Ziegen, haben stumpfe Hörner und Beine ohne Gelenkknöchel. (2) Sie legen sich zur Ruhe nicht nieder und können
nicht wieder auf die Beine kommen oder sich wenigstens vom Boden erheben, wenn sie zufällig zu Fall kommen und stürzen. (3)
Sie benutzen daher Bäume als Ruhestätten; daran lehnen sie sich und können so, etwas zur Seite geneigt, ausruhen. (4) Wenn
Jäger aus ihren Spuren herausfinden, wohin sie sich gewöhnlich zur Ruhe zurückziehen, untergraben sie von den Wurzeln her
alle Bäume an dieser Stelle oder schneiden sie nur so weit an, daß der Eindruck erhalten bleibt, als stünden die Bäume fest.
(5) Wenn sich die Tiere nach ihrer Gewohnheit daranlehnen, bringen sie mit ihrem Gewicht die ihres Halts beraubten Bäume zu
Fall und stürzen zusammen mit ihnen um. yyy28 (1) Eine dritte Art heißt Auerochsen. Diese sind etwas kleiner als Elefanten
und haben das Aussehen, die Farbe und die Gestalt von Stieren. (2) Sie besitzen gewaltige Kräfte, sind sehr schnell und
schonen weder Menschen noch wilde Tiere, wenn sie sie einmal erblickt haben. Die Einheimischen setzen allen Eifer daran, sie
in Gruben zu fangen und zu töten. (3) Diese anstrengende Tätigkeit härtet die jungen Männer ab, die sich in dieser Art von
Jagd üben. Wer die meisten Auerochsen getötet hat, trägt hohes Lob davon, wenn die Hörner als Beweis seiner Leistung
öffentlich ausgestellt werden. (4) Selbst wenn man sie als ganz junge Tiere fängt, können sie sich nicht an den Menschen
gewöhnen und gezähmt werden. (5) Die Spannweite ihrer Hörner sowie deren Aussehen und Gestalt unterscheiden sich sehr von den
Hörnern unserer Rinder. (6) Die Einheimischen sammeln sie eifrig, fassen den Rand in Silber und gebrauchen sie bei
feierlichen Gastmählern als Pokale. yyy29 (1) Nachdem Caesar durch die Späher der Ubier erfahren hatte, daß sich die Sueben
in die Waldgebiete zurückgezogen hatten, entschloß er sich, nicht weiter vorzurücken. Er fürchtete nämlich, das Getreide
werde ausgehen, da sich die Germanen insgesamt sehr wenig um Ackerbau kümmern, wie wir oben dargelegt haben. (2) Um den
Barbaren jedoch nicht jegliche Furcht vor einer möglichen Rückkehr zu nehmen und um die Entsendung von Hilfstruppen zu
erschweren, ließ er beim Rückzug des Heeres das Ende der Brücke, das an das Ufer der Ubier stieß, (3) auf 200 Fuß hin
abreißen, errichtete aber da, wo die Brücke aufhörte, einen vier Stockwerke hohen Turm. Um die Brücke zu sichern, hinterließ
er zwölf Cohorten als Wachmannschaft und schützte die Stelle durch starke Befestigungen. Das Kommando über diesen Standort
und die Schutztruppe gab er dem jungen C. Volcacius Tullus. (4) Er selbst brach zum Krieg gegen Ambiorix auf, als das
Getreide reif zu werden begann. L. Minucius Basilus sandte er mit der gesamten Reiterei durch den Ardenner Wald voraus.
Dieser ist das größte Waldgebiet in ganz Gallien und erstreckt sich von den Ufern des Rheins und dem Land der Treverer und
Nervier mehr als 500 Meilen weit in die Länge. Basilus sollte versuchen, durch schnelles Vorrücken und den dadurch gegebenen
zeitlichen Vorteil etwas zu erreichen. (5) Er wies ihn an, im Lager das Anzünden von Wachtfeuern zu verbieten, damit man sein
Eintreffen nicht schon von fern erkennen könne. Er selbst werde Basilus, so sagte er, sofort folgen. yyy30 (1) Basilus
handelte wie befohlen. Nach einem für alle unerwartet schnellen Marsch konnte er viele Feinde, die ahnungslos auf ihren
Feldern arbeiteten, gefangennehmen. Ihren Angaben folgend eilte er weiter dorthin, wo sich Ambiorix selbst mit wenigen
Reitern angeblich aufhielt. (2) Das Glück ist in allen Dingen, besonders aber im Krieg, von Bedeutung. So war es ein großer
Zufall, daß Basilus auf einen noch unvorbereiteten und sorglosen Ambiorix traf, und, ehe noch Gerüchte und Boten seine
Ankunft melden konnten, vor aller Augen erschien. Doch hatte Ambiorix seinerseits solches Glück, daß er, obwohl er aller
militärischen Mittel beraubt war, über die er verfügt hatte, und obwohl die Römer Karren und Pferde erbeutet hatten, dennoch
selbst dem Tod entkommen konnte. (3) Dies gelang dadurch, daß seine Begleiter und Freunde in einem Haus mitten im Wald dem
Ansturm unserer Reiter eine Zeitlang Widerstand leisten konnten, weil der Zugang zu dem Haus sehr schwierig war. Die
Wohnhäuser de, Gallier liegen meist so, weil man die Hitze vermeiden will und daher in die Nähe von Flüssen und Baumgruppen
strebt. (4) Während seine Freunde kämpften, setzte einer von ihnen Ambiorix auf ein Pferd, und die dichten Wälder deckten
seine Flucht. So spielte das Glück eine große Rolle, als Ambiorix in Gefahr geriet und ihr wieder entkam. yyy31 (1) Es ist
unklar, ob Ambiorix seine Truppen absichtlich nicht zusammengezogen hatte, weil er glaubte, es sei nicht der Augenblick für
eine Schlacht, oder ob er durch die überraschende Ankunft unserer Reiter in Zeitdruck geriet und so daran gehindert wurde,
zumal er glaubte, daß unser übriges Heer sofort nachfolgen werde. (2) Gewiß ist, daß er Boten mit dem Befehl durch das Land
schickte, jeder solle für sich selbst sorgen. Daraufhin floh ein Teil der Feinde in den Ardenner Wald, andere in die endlosen
Sumpfgebiete. (3) Wer sich in der Nähe der Küste befand, verbarg sich auf den Inseln, die der Wechsel von Ebbe und Flut
gewöhnlich entstehen läßt. (4) Viele wanderten aus ihrer Heimat aus und vertrauten sich und ihre gesamte Habe wildfremden
Menschen und einer gänzlich ungewissen Zukunft an. (5) Catuvolcus, der König des Teils der Eburonen, der gemeinsam mit
Ambiorix den Aufstand geplant hatte, konnte die Anstrengungen des Krieges und der Flucht nicht ertragen, da er schon
altersschwach war. Er endete sein Leben mit Taxus, das in Gallien und Germanien häufig vorkommt. Vor seinem Tod verfluchte er
Ambiorix mit allen Verwünschungen, weil er den Aufstand ins Werk gesetzt habe. yyy32 (1) Die Segnet und Condrusen, die zu den
germanischen Stämmen zählen und zwischen dem Land der Eburonen und dem der Treverer leben, schickten Gesandte an Caesar mit
der Bitte, er möge sie nicht als Feinde ansehen und zu dem Schluß kommen, alle Germanen diesseits des Rheins verfolgten ein
und dasselbe politische Ziel. Sie hätten keinerlei Kriegspläne gehabt und auch Ambiorix keine Hilfstruppen geschickt. (2)
Caesar unterzog die Gefangenen einem Verhör und verschaffte sich Klarheit über die Angelegenheit. Dann befahl er, Eburonen,
die sich nach der Flucht bei ihnen gesammelt hätten, zu ihm zurückzubringen. Er versicherte, er werde ihr Gebiet unbehelligt
lassen, wenn sie seine Forderung erfüllten. (3) Darauf teilte er seine Truppen in drei Teile und ließ den Troß aller Legionen
nach Atuatuca bringen; der Name bezeichnet ein Castell; (4) dieses lag fast im Zentrum des eburonischen Landes. Titurius und
Antunculeius hatten sich dort festgesetzt, um zu überwintern. (5) Neben anderen Gründen hielt Caesar diesen Ort für besonders
geeignet, weil die Befestigungen aus dem vergangenen fahr noch vollständig erhalten waren, so daß dadurch den Soldaten die
Arbeit erleichtert wurde. Zum Schutz des Trosses ließ er die 14. Legion zurück, eine von den drei Legionen, die er kurz zuvor
ausgehoben und aus Italien mitgebracht hatte. (6) Den Oberbefehl über die Legion und das Lager übertrug er Q. Tullius Cicero,
dem er außerdem 200 Reiter zuteilte. yyy33 (1) Nach der Teilung des Heeres ließ Caesar T. Labienus mit drei Legionen nach dem
Ozean zu in die Gegend marschieren, die an das Land der Menapier stößt. (2) C. Trebonius entsandte er mit ebenso vielen
Legionen, um das Gebiet zu verwesten, das an das der Atuatucer grenzt. (3) Er selbst beschloß, mit den restlichen drei
Legionen zum Fluß Scaldis, der in die Maas mündet, und bis zu den Ausläufern des Ardenner Waldes vorzurücken, da er gehört
hatte, daß Ambiorix mit einigen wenigen Reitern dorthin aufgebrochen sei. (4) Beim Abmarsch versicherte er, nach sieben Tagen
zurückzukehren, weil er wußte, daß zu diesem Termin die Legion, die er als Schutztruppe zurückließ, ihre Getreideration
erhalten mußte. (5) Auch Labienus und Trebonius förderte er auf, zu diesem Termin zurückzukehren, wenn es die Wahrung der
römischen Interessen zuließe. Er wollte sich dann noch einmal mit ihnen über ihr gemeinsames Vorgehen verständigen und
gegebenenfalls einen neuen Plan für die Kriegführung entwickeln, wenn man mehr über das Vorgehen der Feinde erfahren hätte.
yyy34 (1) Wie wir oben schon zeigten, gab es keine geordneten feindlichen Truppen, keine Stadt und keine Befestigung, von der
aus der Feind sich verteidigt hätte, sondern allein eine Menge, die sich nach allen Richtungen zerstreut hatte. (2) jeder
hatte sich da festgesetzt, wo ihm ein verborgenes Tal oder ein Waldstück oder ein unzugängliches Sumpfgebiet Hoffnung auf
Schutz und Rettung bot. (3) Diese Stellen waren nur den Nachbarn bekannt; das erforderte rundliche Vorsichtsmaßnahmen, um für
die Sicherheit der einzelnen Soldaten zu sorgen, sehr viel weniger dagegen, um das ganze Heer zu schützen, denn von den in
Schrecken versetzten und zerstreuten Feinden konnte der Gesamtheit des Heeres keine Gefahr erwachsen. Doch betraf die Sorge
um die einzelnen auch die Sicherheit des gesamten Heeres. (4) Denn einerseits trieb die Beutegier viele allzuweit fort,
andererseits verhinderten die Wälder, daß geschlossene Abteilungen auf den unsicheren und verborgenen Wegen vordrangen. (5)
Wenn die Römer ihr Vorhaben durchfuhren und die Verbrecher völlig vernichten wollten, hätten sie mehrere Einheiten
ausschicken und die Soldaten in einzelne Gruppen aufteilen müssen. (6) Wenn man dagegen die Einheiten unter ihren Feldzeichen
behalten wollte, wie es die hergebrachte militärische Regel und die Gewohnheit des römischen Heeres erforderten, bot den
Barbaren ihr Aufenthaltsort selbst Schutz. Einzelne Grüppchen waren sogar so verwegen, aus dem Verborgenen Hinterhalte zu
legen und vereinzelte Soldaten einzukreisen. (7) Caesar traf dagegen Vorsorge, soweit man dies in einer solch schwierigen
Lage mit aller Umsicht tun konnte. Auch wenn die Soldaten alle mit Rachedurst erfüllt waren, ließ er darum lieber einige
Möglichkeiten, dem Feind zu schaden, ungenutzt, als ihm nur mit Nachteil für die eigenen Soldaten nennenswerte Verluste
beizufügen. (8) Er sandte Boten an die benachbarten Stämme und weckte die Hoffnung auf Beute, indem er alle dazu aufrief, die
Eburonen auszuplündern, weil er in den Waldgebieten lieber das Leben von Galliern als das eines römischen Legionärs aufs
Spiel setzte. Dadurch, daß sich eine gewaltige Menschenmenge in das Gebiet ergoß, sollte gleichzeitig der Stamm als Strafe
für sein unerhörtes Verbrechen mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. Schnell kam von allen Seiten eine große Z.11 Gallier
zusammen. yyy35 (1) Während sich dies überall im Gebiet der Eburonen abspielte, kam der 7. Tag heran, bis zu dem Caesar
entschlossen gewesen war, zum Troß und den zurückgelassenen Legionen zurückzukehren. (2) Hier konnte man nun sehen, wieviel
Bedeutung das Glück im Krieg hat und wie schwerwiegende Zufälle es mit sich bringt. (3) Da die Feinde, wie berichtet, in
Panik geraten waren und sich völlig verstreut hatten, gab es nicht eine Handvoll von ihnen, die auch nur den geringsten Anlaß
zu Besorgnis hätte geben können. (4) Das Gerücht, die Eburonen würden ausgeplündert und obendrein sei jedermann aufgerufen,
Beute zu machen, drang bis zu den Germanen jenseits des Rheins vor. (5) Da zogen die Sugambrer, die unmittelbar am Rhein
leben und, wie oben erwähnt, die Usipeter und Tencterer nach ihrer Flucht aufgenommen hatten, 2000 Reiter zusammen. (6) Sie
überschritten den Rhein auf Schiffen und Flößen etwa 3 Meilen unterhalb der Stelle, wo Caesar die Brücke errichtet und eine
Besatzung zurückgelassen hatte. Die Sugambrer zogen zuerst in das Gebiet der Eburonen. Dort griffen sie viele zerstreute
Flüchtlinge auf und bemächtigten sich einer großen Anzahl von Vieh, wonach die Barbaren besonders begierig sind. Diese Beute
verlockte sie, weiter vorzurücken. (7) Sümpfe und Waldgebiete konnten sie nicht aufhalten, da sie für Kriege und Raubzüge wie
geschaffen sind. Sie fragten Gefangene aus, wo sich Caesar befinde, und erfuhren, er sei weitermarschiert und das gesamte
Heer sei abgelegen. (8) Da sagte einer der Gefangenen: >>Was jagt ihr dieser armseligen und dürftigen Beute nach, wo ihr
schon die reichsten Leute sein könntet? (9) In drei Stunden könnt ihr Atuatuca erreichen. Dort hat das römische Heer seine
wertvollste Habe hingebracht. Die Schutzmannschaft ist so klein, daß sie nicht einmal die Mauer ringsum besetzen kann und daß
sich niemand aus der Befestigung herauswagt. (10) Dieser Vorschlag lockte die Germanen sehr. Sie ließen das, was sie schon
erbeutet hatten, in einem Versteck zurück und wandten sich schnell nach Atuatuca. Dabei benutzten sie den Gefangenen als
Führer, dessen Aussage sie die Kenntnis der dortigen Lage verdankten. yyy36 (1) Obwohl Cicero auf Anweisung Caesars die
Soldaten an allen vergangenen Tagen strikt im Lager zurückgehalten und nicht einmal einem Troßknecht erlaubt hatte, die
Befestigung zu verlassen, beschlichen ihn am 7. Tag Zweifel, ob Caesar sich an den genannten Zeitraum von sieben Tagen halten
werde. Er hatte gehört, daß Caesar weiter vorgestoßen sei, und es war noch nichts über seine Rückkehr zu ihm gedrungen. (2)
Gleichzeitig stand er unter dem Eindruck der Vorwürfe der Soldaten, seine Beharrlichkeit wirke sich für sie fast wie eine
Belagerung aus, weil er nicht erlaube, daß man die Befestigung verlasse. Da Cicero nicht mit dem Fall rechnete, daß er
angegriffen würde, während neun Legionen und eine ungemein starke Reiterei in einer Reichweite von 3 Meilen dem Feind
entgegenstanden, der sich zerstreut hatte und zudem fast aufgerieben war, schickte er fünf Cohorten auf die nächstgelegenen
Kornfelder, um Getreide zu beschaffen. Zwischen ihnen und dem Lager befand sich nur eine Anhöhe. (3) Im Lager waren einige
Verwundete aus den Legionen zurückgelassen worden. Etwa 300 von ihnen, die nach diesen Tagen wieder gesund geworden waren,
stellte man zu einer Sondereinheit zusammen und schickte sie gleichfalls aus. Da die Erlaubnis dazu erteilt wurde, schloß
sich eine große Anzahl von Troßknechten mit einer bedeutenden Menge Zugvieh an, das im Lager zurückgeblieben war. yyy37 (1)
In eben diesem Augenblick trafen durch einen unglücklichen Zufall die germanischen Reiter ein. In derselben Richtung, in der
sie angeritten kamen, versuchten sie geradewegs weiter durch die Porta Decurnana ins Lager einzudringen. (2) Da an dieser
Seite Wald die Sicht versperrte, sah man sie erst, als sie in unmittelbarer Nähe waren, so daß sich sogar den Händlern, die
vor dem Lagerwall ihre Zelte aufgeschlagen hatten, keine Möglichkeit mehr bot, s Lager zu entkommen. (3) Dieser unerwartete
Angriff brachte unsere ahnungslosen Soldaten völlig in Verwirrung, so daß die wachhabende Cohorte dem ersten Ansturm fast
nicht standhielt. (4) Die Feinde ritten nun auch an den übrigen Seiten rings um das Lager herum, um zu sehen, ob sie einen
Zugang fänden. (5) Nur mit Mühe schätzten unsere Soldaten die Tore. An den übrigen Stellen verhinderten das Gelände selbst
und die Lagerbefestigung das feindliche Eindringen. (6) Die ganze Lagerbesatzung zitterte vor Furcht, und einer fragte den
anderen nach der Ursache des Lärms. Keiner kümmerte sich darum, wo man den Feind angreifen sollte, noch darum, daß sich jeder
dort aufstellte, wohin er gehörte. (7) Der eine verkündete, das Lager sei schon erobert, der andere behauptete, die Barbaren
seien nach einem vernichtenden Sieg über das Heer und den Oberbefehlshaber erschienen. (8) Den meisten flößte der Ort jetzt
eine abergläubische Furcht ein. Der Untergang Cottas und Titurius', die in demselben Lager gefallen waren, stand ihnen
lebhaft vor Augen. (9) Da diese merkwürdige Furcht eine allgemeine Panik auslöste, verstärkte sich bei den Barbaren der
Glaube, im Lager befinde sich wirklich keine Schutzmannschaft, wie sie es ja von dem Gefangenen gehört hatten. (10) Sie
versuchten daher mit allen Kräften durchzubrechen und feuerten sich gegenseitig an, eine so glückliche Gelegenheit nicht
ungenutzt zu lassen. yyy38 (1) Unter der Besatzung befand sich P. Sextius Baculus, der krank zurückgelassen worden war und
den wir schon oben bei früheren Kämpfen erwähnten. Damals war er unter Caesar ranghöchster Centurio seiner Legion gewesen.
jetzt hatte er schon vier Tage nichts gegessen (2) und kam unbewaffnet aus seinem Zelt hervor, voll Zweifel, daß er oder alle
anderen gerettet werden könnten. Er bemerkte, daß die Feinde heftig herandrängten und die Lage äußerst gefährlich wurde. Da
nahm er den neben ihm Stehenden die Waffen weg und stellte sich am Tor auf. (3) Ihm folgten die Centurionen der Cohorte, die
dort Wache hatte. Gemeinsam hielten sie kurze Zeit im Kampf aus. (4) Schwer verwundet verlor Sextius das Bewußtsein. Als er
zusammenbrach, konnte man ihn nur mit Mühe retten, indem man ihn von Hand zu Hand zurückzog, (5) Dennoch faßten die übrigen
während dieses Zwischenfalls so viel Mut, daß sie wagten, auf den Befestigungen in Stellung zu gehen und den Eindruck von
Verteidigern zu erwecken. yyy39 (1) Inzwischen hatten unsere Soldaten genügend Getreide beschafft, als sie das Lärmen von
fern vernahmen. Die Reiter galoppierten schnell voraus und erkannten, wie gefährlich die Lage war. (2) Hier draußen gab es
keinerlei Schutz, der sich den verschreckten Soldaten geboten hätte. Da sie frisch ausgehoben und in militärischen Dingen
völlig unerfahren waren, richteten sie daher ihre Blicke auf die Militärtribunen und Centurionen und warteten auf deren
Anweisungen. Niemand war so tapfer, daß ihn nicht das überraschende Ereignis aus der Fassung gebracht hätte. (3) Als die
Barbaren von fern die Feldzeichen erblickten, ließen sie vom Sturm auf das Lager ab, (4) weil sie zunächst glaubten, die
Legionen kehrten zurück, die, wie sie von den Gefangenen erfahren hatten, weiter weggezogen waren. Als ihnen jedoch klar
wurde, wie verächtlich klein die Zahl der Soldaten war, griffen sie sie von allen Seiten an. yyy40 (1) Die Troßknechte
stürzten auf den nächsten Hügel. Von dort wurden sie jedoch schnell herabgetrieben. Sie warfen sich auf die Manipel, die
unter ihren Feldzeichen Aufstellung genommen hatten, wodurch sie die schön verängstigten Soldaten in noch größere Panik
versetzten. (2) Die einen waren dafür, einen Keil zu bilden, um auf diese Weise schnell durchzubrechen. Da das Lager so nah
war, vertrauten sie darauf, so wenigstens einige retten zu können, auch wenn ein Teil von ihnen eingekreist und niedergemacht
würde. (3) Andere waren dafür, sich auf ,der Spitze der Anhöhe festzusetzen und gemeinsam das gleiche Schicksal zu erleiden.
(4) Dieser Plan mißfiel den alten Soldaten, die, wie wir berichteten, zu einer Einheit zusammengestellt, so abmarschiert
waren. Sie sprachen sich gegenseitig Mut zu und brachen unter der Führung des römischen Ritters C. Trebonius, der an ihrer
Spitze stand, mitten durch die Reihen der Feinde. Bis auf den letzten Mann kamen sie unversehrt ins Lager. (5) Da ihnen die
Reiter gemeinsam mit den Troßknechten auf dem Fuß folgten, wurden sie mitgerissen und dank der Tapferkeit der Soldaten
ebenfalls gerettet. (6) Die Soldaten jedoch, die auf der Anhöhe Stellung bezogen hatten, waren bis dahin noch völlig
unerfahren in militärischen Dingen und unfähig, an dem einmal gefaßten Plan festzuhalten und sich von der Anhöhe aus zu
verteidigen. Andererseits waren sie auch nicht in der Lage, dieselbe Schnelligkeit und Kraft zu zeigen, die den anderen
offensichtlich von Nutzen gewesen waren. Denn als sie versuchten, sich zum Lager zu retten, gerieten sie unterhalb der Anhöhe
auf ungünstiges Gelände. (7) Ihre Centurionen, von denen einige aus den unteren Rängen anderer Legionen für ihre Tapferkeit
auf höhere Posten in dieser Legion befördert worden waren, kämpften heldenmütig, um nicht den vorher erworbenen Kriegsruhm
einzubüßen, und fielen alle. Da die Feinde vor ihrer Tapferkeit zurückwichen, konnte ein Teil der Soldaten wider Erwarten
unversehrt ins Lager entkommen. Die anderen wurden von den Barbaren umzingelt und fanden den Tod. yyy41 (1) Die Germanen
gaben die Hoffnung auf, das Lager zu erobern, da sie sahen, daß unsere Soldaten mittlerweile auf den Befestigungen Stellung
bezogen hatten. Daher zogen sie sich mit der Beute, die sie in den Wäldern verborgen hatten, wieder über den Rhein zurück.
(2) Der Schrecken war jedoch auch nach dem Abzug der Feinde noch so groß, daß C. Volusenus, der mit der Reiterei
vorausgeschickt worden war und in der Nacht eintraf, keinen Glauben fand, als er berichtete, Caesar sei bald mit einem
unversehrten Heer da. (3) Die Furcht hielt alle so gefangen, daß sie fast wie von Sinnen erklärten, die Reiterei habe sich
auf der Flucht ins Lager gerettet, während alle anderen Truppen vernichtet worden seien. Sie bestanden darauf, daß die
Germanen nie das Lager bestürmt hätten, wenn das Heer Caesars noch unversehrt gewesen wäre. (4) Erst als Caesar eintraf,
schwand die Furcht. yyy42 (1) Da Caesar die Zufälle im Krieg gut kannte, beklagte er sich bei seiner Rückkehr lediglich
darüber, daß man die Cohorten von ihren Posten abgezogen und aus dem schätzenden Lager hinausgesandt hatte man hätte
buchstäblich nichts dem Zufall überlassen sollen -, doch erkannte er, wieviel bei dem überraschenden Eintreffen der Feinde
dem Zufall zuzuschreiben war, (2) wieviel mehr noch, als er die Barbaren fast unmittelbar vor dem Lagerwall und den Toren
hatte umkehren müssen. (3) Was aber von all diesem am erstaunlichsten schien, war die Sache, daß die Germanen, die in der
Absicht über den Rhein gekommen waren, das Gebiet des Ambiorix zu verwesten, zum Lager der Römer verschlagen worden waren und
damit Ambiorix den größten Dienst erwiesen hatten. yyy43 (1) Caesar setzte sich wieder in Marsch, um das Land der Feinde zu
verheeren, und sandte nach allen Richtungen Reiter aus, die er von den benachbarten Stämmen in großer Zahl hatte stellen
lassen. (2) Alle Dörfer und Gehöfte, die auch nur in Sichtweite kamen, wurden in Brand gesteckt, das Vieh wurde getötet und
von überall her Beute weggeschleppt. (3) Das Getreide wurde nicht nur von einer so großen Anzahl von Menschen und Vieh
verbraucht, sondern lag auch infolge der Regenfälle in dieser Jahreszeit am Boden. Selbst wenn sich daher jemand für den
Augenblick verborgen hätte, hätte er nach Abzug der Soldaten aus Mangel an allem Lebensnotwendigen wahrscheinlich umkommen
müssen. (4) Da Caesar eine so große Zahl von Reitern in alle Richtungen ausgesandt hatte, geschah es wiederholt, daß man an
einen Ort gelangte, wo die Gefangenen sich umsahen, als ob sie Ambiorix gerade noch auf der Flucht gesehen hätten, und sogar
behaupteten, er sei noch nicht ganz aus ihrem Gesichtskreis entschwunden. (5) In der Hoffnung, ihn einholen zu können,
setzten die Soldaten ihre Anstrengungen ununterbrochen fort, da sie glaubten, sie könnten Caesars höchstes Wohlwollen
erlangen. In ihrem Eifer gingen sie dabei fast über ihre natürlichen Kräfte hinaus. Es schien jedoch immer ein wenig zum
endgültigen Erfolg gefehlt zu haben, (6) denn Ambiorix brachte sich stets in Verstecken, in Wäldern oder Schluchten in
Sicherheit und zog bei Nacht heimlich in andere Landesteile. Dabei umfaßte sein Schutz nicht mehr als vier Reiter. Diesen
allein wagte er sein Leben anzuvertrauen. yyy44 (1) Nachdem das Land in dieser Weise verwüstet worden war, jedoch auch zwei
Cohorten verloren waren, führte Caesar das Heer nach Durocortorum , einer Stadt der Remer. Er berief dorthin einen gallischen
Landtag ein und begann, über die Verschwörung der Senonen und Carnuten eine Untersuchung anzustellen. Über den Anstifter des
Plans, Acco, (2) fällte Caesar ein hartes Urteil und ließ ihn nach hergebrachter Sitte hinrichten. Einige flohen, weil sie
Caesars Urteil fürchteten. (3) Nachdem er sie für vogelfrei erklärt hatte, legte er zwei Legionen im Land der Treverer ins
Winterlager, zwei im lingonischen Gebiet und die sechs übrigen in Agedincum im Gebiet der Senonen. Sobald er für
Getreidenachschub gesorgt hatte, brach er wie gewöhnlich nach Italien auf, um dort Gerichtstage abzuhalten.
LIBER 7
1
Quieta Gallia Caesar, ut constituerat, in Italiam ad conventus agendos proficiscitur. Ibi cognoscit de Clodii caede [de] senatusque consulto certior factus, ut omnes iuniores Italiae coniurarent, delectum tota provincia habere instituit. Eae res in Galliam Transalpinam celeriter perferuntur. Addunt ipsi et ad fingunt rumoribus Galli, quod res poscere videbatur, retineri urbano motu Caesarem neque in tantis dissensionibus ad exercitum venire posse. Hac impulsi occasione, qui iam ante se populi Romani imperio subiectos dolerent liberius atque audacius de bello consilia inire incipiunt. Indictis inter se principes Galliae conciliis silvestribus ac remotis locis queruntur de Acconis morte; posse hunc casum ad ipsos recidere demonstrant: miserantur communem Galliae fortunam: omnibus pollicitationibus ac praemius deposcunt qui belli initium faciant et sui capitis periculo Galliam in libertatem vindicent. In primis rationem esse habendam dicunt, priusquam eorum clandestina consilia efferantur, ut Caesar ab exercitu intercludatur. Id esse facile, quod neque legiones audeant absente imperatore ex hibernis egredi, neque imperator sine praesidio ad legiones pervenire possit. Postremo in acie praestare interfici quam non veterem belli gloriam libertatemque quam a maioribus acce perint recuperare.
2
His rebus agitatis profitentur Carnutes se nullum periculum communis salutis causa recusare principesque ex omnibus bellum facturos pollicentur et, quoniam in praesentia obsidibus cavere inter se non possint ne res efferatur, ut iureiurando ac fide sanciatur, petunt, collatis militaribus signis, quo more eorum gravissima caerimonia continetur, ne facto initio belli ab reliquis deserantur. Tum collaudatis Carnutibus, dato iureiurando ab omnibus qui aderant, tempore eius rei constituto ab concilio disceditur.
3
Vbi ea dies venit, Carnutes Cotuato et Conconnetodumno ducibus, desperatis hominibus, Cenabum signo dato concurrunt civesque Romanos, qui negotiandi causa ibi constiterant, in his Gaium Fufium Citam, honestum equitem Romanum, qui rei frumentariae iussu Caesaris praeerat, interficiunt bonaque eorum diripiunt. Celeriter ad omnes Galliae civitates fama perfertur. Nam ubicumque maior atque illustrior incidit res, clamore per agros regionesque significant; hunc alii deinceps excipiunt et proximis tradunt, ut tum accidit. Nam quae Cenabi oriente sole gesta essent, ante primam confectam vigiliam in finibus Arvernorum audita sunt, quod spatium est milium passuum circiter centum LX.
4
Simili ratione ibi Vercingetorix, Celtilli filius, Arveruus, summae potentiae adulescens, cuius pater principatum Galliae totius obtinuerat et ob eam causam, quod regnum appetebat, ab civitate erat interfectus, convocatis suis clientibus facile incendit. Cognito eius consilio ad arma concurritur. Prohibetur ab Gobannitione, patruo suo, reliquisque principibus, qui hanc temptandam fortunam non existimabant; expellitur ex oppido Gergovia; non destitit tamen atque in agris habet dilectum egentium ac perditorum. Hac coacta manu, quoscumque adit ex civitate ad suam sententiam perducit; hortatur ut communis libertatis causa arma capiant, magnisque coactis copiis adversarios suos a quibus paulo ante erat eiectus expellit ex civitate. Rex ab suis appellatur. Dimittit quoque versus legationes; obtestatur ut in fide maneant. Celeriter sibi Senones, Parisios, Pictones, Cadurcos, Turonos, Aulercos, Lemovices, Andos reliquosque omnes qui Oceanum attingunt adiungit: omnium consensu ad eum defertur imperium. Qua oblata potestate omnibus his civitatibus obsides imperat, certum numerum militum ad se celeriter adduci iubet, armorum quantum quaeque civitas domi quodque ante tempus efficiat constituit; in primis equitatui studet. Summae diligentiae summam imperi severitatem addit; magnitudine supplici dubitantes cogit. Nam maiore commisso delicto igni atque omnibus tormentis necat, leviore de causa auribus desectis aut singulis effossis oculis domum remittit, ut sint reliquis documento et magnitudine poenae perterreant alios.
5
His suppliciis celeriter coacto exercitu Lucterium Cadurcum, summae hominem audaciae, cum parte copiarum in Rutenos mittit; ipse in Bituriges proficiscitur. Eius adventu Bituriges ad Aeduos, quorum erant in fide, legatos mittunt subsidium rogatum, quo facilius hostium copias sustinere possint. Aedui de consilio legatorum, quos Caesar ad exercitum reliquerat, copias equitatus peditatusque subsidio Biturigibus mittunt. Qui cum ad flumen Ligerim venissent, quod Bituriges ab Aeduis dividit, paucos dies ibi morati neque flumen transire ausi domum revertuntur legatisque nostris renuntiant se Biturigum perfidiam veritos revertisse, quibus id consili fuisse cognoverint, ut, si flumen transissent, una ex parte ipsi, altera Arverni se circumsisterent. Id eane de causa, quam legatis pronuntiarunt, an perfidia adducti fecerint, quod nihil nobis constat, non videtur pro certo esse proponendum. Bituriges eorum discessu statim cum Arvernis iunguntur.
6
His rebus in Italiam Caesari nuntiatis, cum iam ille urbanas res virtute Cn. Pompei commodiorem in statum pervenisse intellegeret, in Transalpinam Galliam profectus est. Eo cum venisset, magna difficultate adficiebatur, qua ratione ad exercitum pervenire posset. Nam si legiones in provinciam arcesseret, se absente in itinere proelio dimicaturas intellegebat; si ipse ad exercitum contenderet, ne eis quidem eo tempore qui quieti viderentur suam salutem recte committi videbat.
7
Interim Lucterius Cadurcus in Rutenos missus eam civitatem Arvernis conciliat. Progressus in Nitiobriges et Gabalos ab utrisque obsides accipit et magna coacta manu in provinciam Narbonem versus eruptionem facere contendit. Qua re nuntiata Caesar omnibus consiliis antevertendum existimavit, ut Narbonem proficisceretur. Eo cum venisset, timentes confirmat, praesidia in Rutenis provincialibus, Volcis Arecomicis, Tolosatibus circumque Narbonem, quae loca hostibus erant finitima, constituit; partem copiarum ex provincia supplementumque, quod ex Italia adduxerat, in Helvios, qui fines Arvernorum contingunt, convenire iubet.
8
His rebus comparatis, represso iam Lucterio et remoto, quod intrare intra praesidia periculosum putabat, in Helvios proficiscitur. Etsi mons Cevenna, qui Arvernos ab Helviis discludit, durissimo tempore anni altissima nive iter impediebat, tamen discussa nive sex in altitudinem pedum atque ita viis patefactis summo militum sudore ad fines Arvernorum pervenit. Quibus oppressis inopinantibus, quod se Cevenna ut muro munitos existimabant, ac ne singulari quidem umquam homini eo tempore anni semitae patuerant, equitibus imperat, ut quam latissime possint vagentur et quam maximum hostibus terrorem inferant. Celeriter haec fama ac nuntiis ad Vercingetorigem perferuntur; quem perterriti omnes Arverni circumsistunt atque obsecrant, ut suis fortunis consulat, neve ab hostibus diripiautur, praesertim cum videat omne ad se bellum translatum. Quorum ille precibus per motus castra ex Biturigibus movet in Arveruos versus.
9
At Caesar biduum in his locis moratus, quod haec de Vercingetorige usu ventura opinione praeceperat, per causam supplementi equitatusque cogendi ab exercitu discedit; Brutum adulescentem his copiis praeficit; hunc monet, ut in omnes partes equites quam latissime pervagentur: daturum se operam, ne longius triduo ab castris absit. His constitutis rebus suis inopinantibus quam maximis potest itineribus Viennam pervenit. Ibi nactus recentem equitatum, quem multis ante diebus eo praemiserat, neque diurno neque nocturno itinere intermisso per fines Aeduorum in Lingones contendit, ubi duae legiones hiemabant, ut, si quid etiam de sua salute ab Aeduis iniretur consili, celeritate praecurreret. Eo cum pervenisset, ad reliquas legiones mittit priusque omnes in unum locum cogit quam de eius adventu Arvernis nuntiari posset. Hac re cognita Vercingetorix rursus in Bituriges exercitum reducit atque inde profectus Gorgobinam, Boiorum oppidum, quos ibi Helvetico proelio victos Caesar collocaverat Aeduisque attribuerat, oppugnare instituit.
10
Magnam haec res Caesari difficultatem ad consilium capiendum adferebat, si reliquam partem hiemis uno loco legiones contineret, ne stipendiariis Aeduorum expugnatis cuncta Gallia deficeret, quod nullum amicis in eo praesidium videretur positum esse; si maturius ex hibernis educeret, ne ab re frumentaria duris subvectionibus laboraret. Praestare visum est tamen omnis difficultates perpeti, quam tanta contumelia accepta omnium suorum voluntates alienare. Itaque cohortatus Aeduos de supportando commeatu praemittit ad Boios qui de suo adventu doceant hortenturque ut in fide maneant atque hostium impetum magno animo sustineant. Duabus Agedinci legionibus atque impedimentis totius exer citus relictis ad Boios proficiscitur.
11
Altero die cum ad oppidum Senonum Vellaunodunum venisset, ne quem post se hostem relinqueret, quo expeditiore re frumentaria uteretur, oppugnare instituit idque biduo circumvallavit; tertio die missis ex oppido legatis de deditione arma conferri, iumenta produci, sescentos obsides dari iubet. Ea qui conficeret, a. Trebonium legatum relinquit. Ipse, ut quam primum iter faceret, Cenabum Carnutum proficiscitur; qui tum primum allato nuntio de oppugnatione Vellaunoduni, cum longius eam rem ductum iri existimarent, praesidium Cenabi tuendi causa, quod eo mitterent, comparabant. Huc biduo pervenit. Castris ante oppidum positis diei tempore exclusus in posterum oppugnationem differt quaeque ad eam rem usui sint militibus imperat et, quod oppidum Cenabum pons fluminis Ligeris contingebat, veritus ne noctu ex oppido profugerent, duas legiones in armis excubare iubet. Cenabenses paulo ante mediam noctem silentio ex oppido egressi flumen transire coeperunt. Qua re per exploratores nuntiata Caesar legiones quas expeditas esse iusserat portis incensis intromittit atque oppido potitur, perpaucis ex hostium numero desideratis quin cuncti caperentur, quod pontis atque itinerum angustiae multitudinis fugam intercluserant. Oppidum diripit atque incendit, praedam militibus donat, exercitum Ligerem traducit atque in Biturigum fines pervenit.
12
Vercingetorix, ubi de Caesaris adventu cognovit, oppuguatione destitit atque obviam Caesari proficiscitur. Ille oppidum Biturigum positum in via Noviodunum oppugnare instituerat. Quo ex oppido cum legati ad eum venissent oratum ut sibi ignosceret suaeque vitae consuleret, ut celeritate reliquas res conficeret, qua pleraque erat consecutus, arma conferri, equos produci, obsides dari iubet. Parte iam obsidum tradita, cum reliqua administrarentur, centurionibus et paucis militibus intromissis, qui arma iumentaque conquirerent, equitatus hostium procul visus est, qui agmen Vercingetorigis antecesserat. Quem simul atque oppidani conspexerunt atque in spem auxili venerunt, clamore sublato arma capere, portas claudere, murum complere coeperunt. Centuriones in oppido, cum ex significatione Gallorum novi aliquid ab eis iniri consili intellexissent, gladiis destrictis portas occupaverunt suosque omnes incolumes receperunt.
13
Caesar ex castris equitatum educi iubet, proelium equestre committit: laborantibus iam suis Germanos equites circiter CCCC summittit, quos ab initio habere secum instituerat. Eorum impetum Galli sustinere non potuerunt atque in fugam coniecti multis amissis se ad agmen receperunt. Quibus profligatis rursus oppidani perterriti comprehensos eos, quorum opera plebem concitatam existimabant, ad Caesarem perduxerunt seseque ei dediderunt. Quibus rebus confectis, Caesar ad oppidum Avaricum, quod erat maximum munitissimumque in finibus Biturigum atque agri fertilissima regione, profectus est, quod eo oppido recepto civitatem Biturigum se in potestatem redacturum confidebat.
14
Vercingetorix tot continuis incommodis Vellaunoduni, Cenabi, Novioduni acceptis suos ad concilium convocat. Docet longe alia ratione esse bellum gerendum atque antea gestum sit. Omnibus modis huic rei studendum, ut pabulatione et commeatu Romani prohibeantur. Id esse facile, quod equitatu ipsi abundent et quod anni tempore subleventur. Pabulum secari non posse; necessario dispersos hostes ex aedificiis petere: hos omnes cotidie ab equitibus deligi posse. Praeterea salutis causa rei familiaris commoda neglegenda: vicos atque aedificia incendi oportere hoc spatio ab via quoque versus, quo pabulandi causa adire posse videantur. Harum ipsis rerum copiam suppetere, quod, quorum in finibus bellum geratur, eorum opibus subleventur: Romanos aut inopiam non laturos aut magno periculo longius ab castris processuros; neque interesse, ipsosne interficiant, impedimentisne exuant, quibus amissis bellum geri non possit. Praeterea oppida incendi oportere, quae non munitione et loci natura ab omni sint periculo tuta, neu suis sint ad detractandam militiam receptacula neu Romanis proposita ad copiam commeatus praedamque tollendam. Haec si gravia aut acerba videautur, multo illa gravius aestimare, liberos, coniuges in servitutem abstrahi, ipsos interfici; quae sit necesse accidere victis.
15
Omnium consensu hac sententia probata uno die amplius XX urbes Biturigum iucenduntur. Hoc idem fit in reliquis civitatibus: in omnibus partibus incendia conspiciuntur; quae etsi magno cum dolore omnes ferebant, tamen hoc sibi solati proponebant, quod se prope explorata victoria celeriter amissa reciperaturos confidebant. Deliberatur de Avarico in communi concilio, incendi placeret an defendi. Procumbunt omnibus Gallis ad pedes Bituriges, ne pulcherrimam prope totius Galliae urbem, quae praesidio et ornamento sit civitati, suis manibus succendere cogerentur: facile se loci natura defensuros dicunt, quod prope ex omnibus partibus flumine et palude circumdata unum habeat et perangustum aditum. Datur petentibus venia dissuadente primo Vercingetorige, post concedente et precibus ipsorum et misericordia vulgi. Defensores oppido idonei deliguntur.
16
Vercingetorix minoribus Caesarem itineribus subsequitur et locum castris deligit paludibus silvisque munitum ab Avarico longe milia passuum XVI. Ibi per certos exploratores in singula diei tempora quae ad Avaricum agerentur cognoscebat et quid fieri vellet imperabat. Omnes nostras pabulationes frumentationesque observabat dispersosque, cum longius necessario procederent, adoriebatur magnoque incommodo adficiebat, etsi, quantum ratione provideri poterat, ab nostris occurrebatur, ut incertis temporibus diversisque itineribus iretur.
17
Castris ad eam partem oppidi positis Caesar, quae intermissa [a] flumine et a paludibus aditum, ut supra diximus, angustum habebat, aggerem apparare, vineas agere, turres duas constituere coepit: nam circumvallare loci natura prohibebat. De re frumentaria Boios atque Aeduos adhortari non destitit; quorum alteri, quod nullo studio agebant, non multum adiuvabant, alteri non magnis facultatibus, quod civitas erat exigua et infirma, celeriter quod habuerunt consumpserunt. Summa difficultate rei frumentariae adfecto exercitu tenuitate Boiorum, indiligentia Aeduorum, incendiis aedificiorum, usque eo ut complures dies frumento milites caruerint et pecore ex longinquioribus vicis adacto extremam famem sustentarent, nulla tamen vox est ab eis audita populi Romani maiestate et superioribus victoriis indigna. Quin etiam Caesar cum in opere singulas legiones appellaret et, si acerbius inopiam ferrent, se dimissurum oppugnationem diceret, universi ab eo, ne id faceret, petebant: sic se complures anuos illo imperante meruisse, ut nullam ignominiam acciperent, nusquam infecta re discederent: hoc se ignominiae laturos loco, si inceptam oppugnationem reliquissent: praestare omnes perferre acerbitates, quam non civibus Romanis, qui Cenabi perfidia Gallorum interissent, parentarent. Haec eadem centurionibus tribunisque militum mandabant, ut per eos ad Caesarem deferrentur.
18
Cum iam muro turres appropinquassent, ex captivis Caesar cognovit Vercingetorigem consumpto pabulo castra movisse propius Avaricum atque ipsum cum equitatu expeditisque, qui inter equites proeliari consuessent, insidiarum causa eo profectum, quo nostros postero die pabulatum venturos arbitraretur. Quibus rebus cognitis media nocte silentio profectus ad hostium castra mane pervenit. Illi celeriter per exploratores adventu Caesaris cognito carros impedimentaque sua in artiores silvas abdiderunt, copias omnes in loco edito atque aperto instruxerunt. Qua re nuntiata Caesar celeriter sarcinas conferri, arma expediri iussit.
19
Collis erat leniter ab infimo acclivis. Hunc ex omnibus fere partibus palus difficilis atque impedita cingebat non latior pedibus quinquaginta. Hoc se colle interruptis pontibus Galli fiducia loci continebant generatimque distributi in civitates omnia vada ac saltus eius paludis obtinebant sic animo parati, ut, si eam paludem Romani perrumpere conarentur, haesitantes premerent ex loco superiore; ut qui propinquitatem loci videret paratos prope aequo Marte ad dimicandum existimaret, qui iniqui tatem condicionis perspiceret inani simulatione sese ostentare cognosceret. Indignantes milites Gaesar, quod conspectum suum hostes perferre possent tantulo spatio interiecto, et signum proeli exposcentes edocet, quanto detrimento et quot virorum tortium morte necesse sit constare victoriam; quos cum sic animo paratos videat, ut nullum pro sua laude periculum recusent, summae se iniquitatis condemnari debere, nisi eorum vitam sua salute habeat cariorem. Sic milites consolatus eodem die reducit in castra reliquaque quae ad oppugnationem pertinebant oppidi administrare instituit.
20
Vereingetorix, cum ad suos redisset, proditionis insimulatus, quod castra propius Romanos movisset, quod cum omni equitatu discessisset, quod sine imperio tantas copias reliquisset, quod eius discessu Romani tanta opportunitate et celeritate venissent: non haec omnia fortuito aut sine consilio accidere potuisse; regnum illum Galliae malle Caesaris concessu quam ipsorum habere beneficio--tali modo accusatus ad haec respondit: Quod castra movisset, factum inopia pabuli etiam ipsis hortantibus; quod propius Romanos accessisset, persuasum loci opportunitate, qui se ipsum munitione defenderet: equitum vero operam neque in loco palustri desiderari debuisse et illic fuisse utilem, quo sint profecti. Summam imperi se consulto nulli discedentem tradidisse, ne is multitudinis studio ad dimicandum impelleretur; cui rei propter animi mollitiem studere omnes videret, quod diutius laborem ferre non possent. Romani si casu intervenerint, fortunae, si alicuius indicio vocati, huic habendam gratiam, quod et paucitatem eorum ex loco superiore cognoscere et virtutem despicere potuerint, qui dimicare non ausi turpiter se in castra receperint. Imperium se ab Caesare per proditionem nullum desiderare, quod habere victoria posset, quae iam esset sibi atque omnibus Gallis explorata: quin etiam ipsis remittere, si sibi magis honorem tribuere, quam ab se salutem accipere videantur. "Haec ut intellegatis," inquit, "a me sincere pronuntiari, audite Romauos milites." Producit servos, quos in pabulatione paucis ante diebus exceperat et fame vinculisque excruciaverat. Hi iam ante edocti quae interrogati pronuntiarent, milites se esse legionarios dicunt; fame et inopia adductos clam ex castris exisse, si quid frumenti aut pecoris in agris reperire possent: simili omnem exercitum inopia premi, nec iam vires sufficere cuiusquam nec ferre operis laborem posse: itaque statuisse imperatorem, si nihil in oppugnatione oppidi profecissent, triduo exercitum deducere. "Haec," inquit, "a me," Vercingetorix, "beneficia habetis, quem proditionis insimulatis; cuius opera sine vestro sanguine tantum exercitum victorem fame consumptum videtis; quem turpiter se ex fuga recipientem ne qua civitas suis finibus recipiat a me provisum est."
21
Conclamat omnis multitudo et suo more armis concrepat, quod facere in eo consuerunt cuius orationem approbant: summum esse Vercingetorigem ducem, nec de eius fide dubitandum, nec maiore ratione bellum administrari posse. Statuunt, ut X milia hominum delecta ex omnibus copiis in oppidum mittantur, nec solis Biturigibus communem salutem committendam censent, quod paene in eo, si id oppidum retinuissent, summam victoriae constare intellegebant.
22
Singulari militum nostrorum virtuti consilia cuius que modi Gallorum occurrebant, ut est summae genus sollertiae atque ad omnia imitanda et efficienda, quae ab quoque traduntur, aptissimum. Nam et laqueis falces avertebant, quas, cum destinaverant, tormentis introrsus reducebant, et aggerem cuniculis subtrahebant, eo scientius quod apud eos magnae sunt ferrariae atque omne genus cuniculorum notum atque usitatum est. Totum autem murum ex omni parte turribus contabulaverant atque has coriis intexerant. Tum crebris diurnis nocturnisque eruptionibus aut aggeri ignem inferebant aut milites occupatos in opere adoriebantur, et nostrarum turrium altitudinem, quantum has cotidianus agger expresserat, commissis suarum turrium malis adaequabant, et apertos cuniculos praeusta et praeacuta materia et pice fervefacta et maximi ponderis saxis morabantur moenibusque appropinquare prohibebant.
23
Muri autem omnes Gallici hac fere forma sunt. Trabes derectae perpetuae in longitudinem paribus iutervallis, distantes inter se binos pedes, in solo collocantur. Hae revinciuntur introrsus et multo aggere vestiuntur: ea autem, quae diximus, inter valla grandibus in fronte saxis effarciuntur. His collocatis et coagmentatis alius insuper ordo additur, ut idem illud intervallum servetur neque inter se contingaut trabes, sed paribus intermissae spatiis singulae singulis saxis interiectis arte contineantur. Sic deinceps omne opus contexitur, dum iusta muri altitudo expleatur. Hoc cum in speciem varietatemque opus deforme non est alternis trabibus ac saxis, quae rectis lineis suos ordines servant, tum ad utilitatem et defensionem urbium summam habet opportunitatem, quod et ab incendio lapis et ab ariete materia defendit, quae perpetuis trabibus pedes quadragenos plerumque introrsus revincta neque perrumpi neque distrahi potest.
24
His tot rebus impedita oppugnatione milites, cum toto tempore frigore et assiduis imbribus tardarentur, tamen continenti labore omnia haec superaverunt et diebus XXV aggerem latum pedes CCCXXX, altum pedes LXXX exstruxerunt. Cum is murum hostium paene contingeret, et Caesar ad opus consuetudine excubaret milites que hortaretur, ne quod omnino tempus ab opere intermitteretur, paulo ante tertiam vigiliam est animadversum fumare aggerem, quem cuniculo hostes succenderant, eodemque tempore toto muro clamore sublato duabus portis ab utroque latere turrium eruptio fiebat, alii faces atque aridam materiem de muro in aggerem eminus iaciebant, picem reliquasque res, quibus ignis excitari potest, fundebant, ut quo primum curreretur aut cui rei ferretur auxilium vix ratio iniri posset. Tamen, quod instituto Caesaris semper duae legiones pro castris excubabant pluresque partitis temporibus erant in opere, celeriter factum est, ut alii eruptionibus re sisterent, alii turres reducerent aggeremque inter sciuderent, omnis vero ex castris multitudo ad restinguendum concurreret.
25
Cum in omnibus locis consumpta iam reliqua parte noctis pugnaretur, semperque hostibus spes victoriae redintegraretur, eo magis, quod deustos pluteos turrium videbant nec facile adire apertos ad auxiliandum animadvertebant, semperque ipsi recentes defessis succederent omnemque Galliae salutem in illo vestigio temporis positam arbitrarentur, accidit inspectantibus nobis quod dignum memoria visum praetereundum non existimavimus. Quidam ante portam oppidi Gallus per manus sebi ac picis traditas glebas in ignem e regione turris proiciebat: scorpione ab latere dextro traiectus exanimatusque concidit. Hunc ex proximis unus iacentem transgressus eodem illo munere fungebatur; eadem ratione ictu scorpionis exanimato alteri successit tertius et tertio quartus, nec prius ille est a propugnatoribus vacuus relictus locus quam restincto aggere atque omni ex parte summotis hostibus finis est pugnandi factus.
26
Omnia experti Galli, quod res nulla successerat, postero die consilium ceperunt ex oppido profugere hortante et iubente Vercingetorige. Id silentio noctis conati non magna iactura suorum sese effecturos sperabant, propterea quod neque longe ab oppido castra Vercingetorigis aberant, et palus, quae perpetua intercedebat, Romanos ad insequendum tardabat. Iamque hoc facere noctu apparabant, cum matres familiae repente in publicum procurrerunt flentesque proiectae ad pedes suorum omnibus precibus petierunt, ne se et communes liberos hostibus ad supplicium dederent, quos ad capiendam fugam naturae et virium infirmitas impediret. Vbi eos in sententia perstare viderunt, quod plerumque in summo periculo timor misericordiam non recipit, conclamare et significare de fuga Romanis coeperunt. Quo timore perterriti Galli, ne ab equitatu Romanorum viae praeoccuparentur, consilio destiterunt.
27
Postero die Caesar promota turri perfectisque operibus quae facere instituerat, magno coorto imbre non inutilem hanc ad capiendum consilium tempestatem arbitratus est, quod paulo incautius custodias in muro dispositas videbat, suosque languidius in opere versari iussit et quid fieri vellet ostendit. Legionibusque intra vineas in occulto expeditis, cohortatus ut aliquando pro tantis laboribus fructum victoriae perciperent, eis qui primi murum ascendissent praemia proposuit militibusque signum dedit. Illi subito ex omnibus partibus evolaverunt murumque celeriter compleverunt.
28
Hostes re nova perterriti muro turribusque deiecti in foro ac locis patentioribus cuneatim constiterunt, hoc animo ut si qua ex parte obviam contra veniretur acie instructa depugnarent. Vbi neminem in aequum loeum sese demittere, sed toto undique muro circum fundi viderunt, veriti ne omnino spes fugae tolleretur, abiectis armis ultimas oppidi partes continenti impetu petiverunt, parsque ibi, cum angusto exitu portarum se ipsi premerent, a militibus, pars iam egressa portis ab equitibus est interfecta; nec fuit quisquam, qui praedae studeret. Sic et Cenabi caede et labore operis incitati non aetate confectis, non mulieribus, non infantibus pepercerunt. Denique ex omni numero, qui fuit circiter milium XL, vix DCCC, qui primo clamore audito se ex oppido eiecerunt, incolumes ad Vercingetorigem pervenerunt. Quos ille multa iam nocte silentio ex fuga excepit, veritus ne qua in castris ex eorum concursu et misericordia vulgi seditio oreretur, ut procul in via dispositis familiaribus suis principibusque civitatum disparandos deducendosque ad suos curaret, quae cuique civitati pars eastrorum ab initio obvenerat.
29
Postero die concilio convocato consolatus cohortatusque est ne se admodum animo demitterent, ne perturbarentur incommodo. Non virtute neque in acie vicisse Romanos, sed artificio quodam et scientia oppugnationis, cuius rei fuerint ipsi imperiti. Errare, si qui in bello omnes secundos rerum proventus exspectent. Sibi numquam placuisse Avaricum defendi, cuius rei testes ipsos haberet; sed factum imprudentia Biturigum et nimia obsequentia reliquorum uti hoc incommodum acciperetur. Id tamen se celeriter maioribus commodis sanaturum. Nam quae ab reliquis Gallis civitates dissentirent, has sua diligentia adiuncturum atque unum consilium totius Galliae effecturum, cuius consensui ne orbis quidem terrarum possit obsistere; idque se prope iam effectum habere. Interea aequum esse ab eis communis salutis causa impetrari ut castra munire instituerent, quo facilius repentinos hostium impetus sustinerent.
30
Fuit haec oratio non ingrata Gallis, et maxime, quod ipse animo non defecerat tanto accepto incommodo neque se in occultum abdiderat et conspectum multitudinis fugerat; plusque animo providere et praesentire existimabatur, quod re integra primo incendendum Avaricum, post deserendum censuerat. Itaque ut reliquorum imperatorum res adversae auctoritatem minuunt, sic huius ex contrario dignitas incommodo accepto in dies augebatur. Simul in spem veniebant eius adfirmatione de reliquis adiungendis civitatibus; primumque eo tempore Galli castra munire instituerunt et sic sunt animo confirmati, homines insueti laboris, ut omnia quae imperarentur sibi patienda existimarent.
31
Nec minus quam est pollicitus Vercingetorix animo laborabat ut reliquas civitates adiungeret, atque eas donis pollicitationibusque alliciebat. Huic rei idoneos homines deligebat, quorum quisque aut oratione sub dola aut amicitia facillime capere posset. Qui Avarico expugnato refugerant, armandos vestiendosque curat; simul, ut deminutae copiae redintegrarentur, imperat certum numerum militum civitatibus, quem et quam ante diem in castra adduci velit, sagittariosque omnes, quorum erat permagnus numerus in Gallia, conquiri et ad se mitti iubet. His rebus celeriter id quod Avarici deperierat expletur. Interim Teutomatus, Olloviconis filius, rex Nitiobrigum, cuius pater ab senatu nostro amicus erat appellatus, cum magno equitum suorum numero et quos ex Aquitania conduxerat ad eum pervenit.
32
Caesar Avarici complures dies commoratus summamque ibi copiam frumenti et reliqui commeatus nactus exercitum ex labore atque inopia refecit. Iam prope hieme confecta cum ipso anni tempore ad gerendum bellum vocaretur et ad hostem proficisci constituisset, sive eum ex paludibus silvisque elicere sive obsidione premere posset, legati ad eum principes Aeduorum veniunt oratum ut maxime necessario tempore civitati subveniat: Summo esse in periculo rem, quod, cum singuli magistratus antiquitus creari atque regiam potestatem annum obtinere consuessent, duo magistratum gerant et se uterque eorum legibus creatum esse dicat. Horum esse alterum Convictolitavem, florentem et illustrem adulescentem, alterum Cotum, antiquissima familia natum atque ipsum hominem summae potentiae et magnae cognationis, cuius frater Valetiacus proximo anno eundem magistratum gesserit. Civitatem esse omnem in armis; divisum senatum, divisum populum, suas cuiusque eorum clientelas. Quod si diutius alatur controversia, fore uti pars cum parte civitatis confligat. Id ne accidat, positum in eius diligentia atque auctoritate.
33
Caesar, etsi a bello atque hoste discedere detrimentosum esse existimabat, tamen non ignorans quanta ex dissensionibus incommoda oriri consuessent, ne tanta et tam coniuncta populo Romano civitas, quam ipse semper aluisset omnibusque rebus ornasset, ad vim atque arma descenderet, atque ea pars quae minus sibi confideret auxilia a Vercingetorige arcesseret, huic rei praevertendum existimavit et, quod legibus Aeduorum eis, qui summum magistra tum obtinerent, excedere ex finibus non liceret, ne quid de iure aut de legibus eorum deminuisse videretur, ipse in Aeduos proficisci statuit senatumque omnem et quos inter controversia esset ad se Decetiam evocavit. Cum prope omnis civitas eo convenisset, docereturque paucis clam convocatis alio loco, alio tempore atque oportuerit fratrem a fratre renuntiatum, cum leges duo ex una familia vivo utroque non solum magistratus creari vetarent, sed etiam in senatu esse prohiberent, Cotum imperium deponere coegit, Convictolitavem, qui per sacerdotes more civitatis intermissis magistratibus esset creatus, potestatem obtinere iussit.
34
Hoc decreto interposito cohortatus Aeduos, ut controversiarum ac dissensionis obliviscerentur atque omnibus omissis his rebus huic bello servirent eaque quae meruissent praemia ab se devicta Gallia exspectarent equitatumque omnem et peditum milia decem sibi celeriter mitterent, quae in praesidiis rei frumentariae causa disponeret, exercitum in duas partes divisit: quattuor legiones in Senones Parisiosque Labieno ducendas dedit, sex ipse in Arvernos ad oppidum Gergoviam secundum flumen Elaver duxit; equitatus partem illi attribuit, partem sibi reliquit. Qua re cognita Vercingetorix omnibus interruptis eius fluminis pontibus ab altera fluminis parte iter facere coepit.
35
Cum uterque utrimque exisset exercitus, in conspectu fereque e regione castris castra ponebant dispositis exploratoribus, necubi effecto ponte Romani copias traducerent. Erat in magnis Caesaris difficultatibus res, ne maiorem aestatis partem flumine impediretur, quod non fere ante autumnum Elaver vado transiri solet. Itaque, ne id accideret, silvestri loco castris positis e regione unius eorum pontium, quos Vercingetorix rescindendos curaverat, postero die cum duabus legionibus in occulto restitit; reliquas copias cum omnibus impedimentis, ut consueverat, misit, apertis quibusdam cohortibus, uti numerus legionum constare videretur. His quam longissime possent egredi iussis, eum iam ex diei tempore coniecturam ceperat in castra perventum, isdem sublicis, quarum pars inferior integra remanebat, pontem reficere coepit. Celeriter effecto opere legionibusque traductis et loco castris idoneo delecto reliquas copias revocavit. Vercingetorix re cognita, ne contra suam voluntatem dimicare cogeretur, magnis itineribus antecessit.
36
Caesar ex eo loco quintis castris Gergoviam pervenit equestrique eo die proelio levi facto perspecto urbis situ, quae posita in altissimo monte omnes aditus difficiles habebat, de expugnatione desperavit, de obsessione non prius agendum constituit, quam rem frumentariam expedisset. At Vercingetorix castris, prope oppidum positis, mediocribus circum se intervallis separatim singularum civitatium copias collocaverat atque omnibus eius iugi collibus occupatis, qua despici poterat, horribilem speciem praebebat; principesque earum civitatium, quos sibi ad consilium capiendum delegerat, prima luce cotidie ad se convenire iubebat, seu quid communicandum, seu quid administrandum videretur; neque ullum fere diem intermittebat quin equestri proelio interiectis sagittariis, quid in quoque esset animi ac virtutis suorum perspiceret. Erat e regione oppidi collis sub ipsis radicibus montis, egregie munitus atque ex omni parte circumcisus; quem si tenerent nostri, et aquae magna parte et pabulatione libera prohibituri hostes videbantur. Sed is locus praesidio ab his non nimis firmo tenebatur. Tamen silentio noctis Caesar ex castris egressus, priusquam subsidio ex oppido veniri posset, deiecto praesidio potitus loco duas ibi legiones collocavit fossamque duplicem duodenum pedum a maioribus castris ad minora perduxit, ut tuto ab repentino hostium incursu etiam singuli commeare possent.
37
Dum haec ad Gergoviam geruntur, Convictolitavis Aeduus, cui magistratum adiudicatum a Caesare demonstravimus, sollicitatus ab Arvernis pecunia cum quibusdam adulescentibus colloquitur; quorum erat princeps Litaviccus atque eius fratres, amplissima familia nati adulescentes. Cum his praemium communicat hortaturque, ut se liberos et imperio natos meminerint. Vnam esse Aeduorum civitatem, quae certissimam Galliae victoriam detineat; eius auctoritate reliquas contineri; qua traducta locum consistendi Romanis in Gallia non fore. Esse nonnullo se Caesaris beneficio adfectum, sic tamen, ut iustissimam apud eum causam obtinuerit; sed plus communi libertati tribuere. Cur enim potius Aedui de suo iure et de legibus ad Caesarem disceptatorem, quam Romani ad Aeduos veniant? Celeriter adulescentibus et oratione magistratus et praemio deductis, cum se vel priucipes eius consili fore profiterentur, ratio perficiendi quaerebatur, quod civitatem temere ad suscipiendum bellum adduci posse non confidebant. Placuit ut Litaviccus decem illis milibus, quae Caesari ad bellum mitterentur, praeficeretur atque ea ducenda curaret, fratresque eius ad Caesarem praecurrerent. Reliqua qua ratione agi placeat constituunt.
38
Litaviccus accepto exercitu, cum milia passuum circiter XXX ab Gergovia abesset, convocatis subito militibus lacrimans, "Quo proficiscimur," inquit, "milites? Omnis noster equitatus, omnis nobilitas interiit; principes civitatis, Eporedorix et Viridomarus, insimulati proditionis ab Romanis indicta causa interfecti sunt. Haec ab ipsis cognoscite, qui ex ipsa caede fugerunt: nam ego fratribus atque omnibus meis propinquis interfectis dolore prohibeor, quae gesta sunt, pronuntiare." Producuntur hi quos ille edocuerat quae dici vellet, atque eadem, quae Litaviccus pronuntiaverat, multitudini exponunt: multos equites Aeduorum interfectos, quod collocuti cum Arvernis dicerentur; ipsos se inter multitudinem militum occultasse atque ex media caede fugisse. Conclamant Aedui et Litaviccum obsecrant ut sibi consulat. "Quasi vero," inquit ille, "consili sit res, ac non necesse sit nobis Gergoviam contendere et cum Arvernis nosmet coniungere. An dubitamus quin nefario facinore admisso Romani iam ad nos interficiendos concurrant? Proinde, si quid in nobis animi est, persequamur eorum mortem qui indignissime interierunt, atque hos latrones interficiamus." Ostendit cives Romanos, qui eius praesidi fiducia una erant: magnum numerum frumenti commeatusque diripit, ipsos crudeliter excruciatos interficit. Nuntios tota civitate Aeduorum dimittit, eodem mendacio de caede equitum et principum permovet; hortatur ut simili ratione atque ipse fecerit suas iniurias per sequantur.
39
Eporedorix Aeduus, summo loco natus adulescens et summae domi potentiae, et una Viridomarus, pari aetate et gratia, sed genere dispari, quem Caesar ab Diviciaeo sibi traditum ex humili loco ad summam dignitatem perduxerat, in equitum numero convenerant nominatim ab eo evocati. His erat inter se de principatu contentio, et in illa magistratuum controversia alter pro Convictolitavi, alter pro Coto summis opibus pugnaverant. Ex eis Eporedorix cognito Litavicci consilio media fere noete rem ad Caesarem defert; orat ne patiatur civitatem pravis adulescentium consiliis ab amicitia populi Romani deficere; quod futurum provideat, si se tot hominum milia cum hostibus coniunxerint, quorum salutem neque propinqui neglegere, neque civitas levi momento aestimare posset.
40
Magna adfectus sollicitudine hoc nuntio Caesar, quod semper Aeduorum civitati praecipue indulserat, nulla interposita dubitatione legiones expeditas quattuor equitatumque omnem ex castris educit; nec fuit spatium tali tempore ad contrahenda castra, quod res posita in celeritate videbatur; Gaium Fabium legatum eum legionibus duabus castris praesidio relinquit. Fratres Litavicci eum comprehendi iussisset, paulo ante reperit ad hostes fugisse. Adhortatus milites, ne necessario tempore itineris labore per moveantur, cupidissimis omnibus progressus milia passuum XXV agmen Aeduorum conspicatus immisso equitatu iter eorum moratur atque impedit interdicitque omnibus ne quemquam interficiant. Eporedorigem et Viridomarum, quos illi interfectos existimabant, inter equites versari suosque appellare iubet. His cognitis et Litavicci fraude perspecta Aedui manus tendere, deditionem significare et proiectis armis mortem deprecari incipiunt. Litaviccus cum suis clientibus, quibus more Gallorum nefas est etiam in extrema fortuna deserere patronos, Gergoviam profugit.
41
Caesar nuntiis ad civitatem Aeduorum missis, qui suo beneficio conservatos docerent quos iure belli interficere potuisset, tribusque horis noctis exercitui ad quietem datis castra ad Gergoviam movit. Medio fere itinere equites a Fabio missi, quanto res in periculo fuerit, exponunt. Summis copiis castra oppugnata demonstrant, cum crebro integri defessis succederent nostrosque assiduo labore defatigarent, quibus propter magnitudinem castrorum perpetuo esset isdem in vallo permanendum. Multitudine sagittarum atque omnis generis telorum multos vulneratos; ad haec sustinenda magno usui fuisse tormenta. Fabium discessu eorum duabus relictis portis obstruere ceteras pluteosque vallo addere et se in posterum diem similemque casum apparare. His rebus cognitis Caesar summo studio militum ante ortum solis in castra pervenit.
42
Dum haec ad Gergoviam geruntur, Aedui primis nuntiis ab Litavicco acceptis nullum sibi ad cognoscendum spatium relinquunt. Impellit alios avaritia, alios iracundia et temeritas, quae maxime illi hominum generi est innata, ut levem auditionem habeant pro re comperta. Bona civium Romanorum diripiunt, caedes faciunt, in servitutem abstrahunt. Adiuvat rem proclinatam Convictolitavis plebemque ad furorem impellit, ut facinore admisso ad sanitatem reverti pudeat. Marcum Aristium, tribunum militum, iter ad legionem facientem fide data ex oppido Cabillono educunt: idem facere cogunt eos, qui negotiandi causa ibi constiterant. Hos continuo (in) itinere adorti omnibus impedimentis exuunt; repugnantes diem noctemque obsident; multis utrimque interfectis maiorem multitudinem armatorum concitant.
43
Interim nuntio allato omnes eorum milites in potestate Caesaris teneri, concurrunt ad Aristium, nihil publico factum consilio demonstrant; quaestionem de bonis direptis decernunt, Litavicci fatrumque bona publicant, legatos ad Caesarem sui purgandi gratia mittunt. Haec faciunt reciperandorum suorum causa; sed contaminati facinore et capti compendio ex direptis bonis, quod ea res ad multos pertinebat, timore poenae exterriti consilia clam de bello inire incipiunt civitatesque reliquas legationibus sollicitant. Quae tametsi Caesar intellegebat, tamen quam mitissime potest legatos appellat: nihil se propter inscientiam levitatemque vulgi gravius de civitate iudicare neque de sua in Aeduos benevolentia deminuere. Ipse maiorem Galliae motum exspectans, ne ab omnibus civitatibus circumsisteretur, consilia inibat quemadmodum ab Gergovia discederet ac rursus omnem exercitum contraheret, ne profectio nata ab timore defectionis similis fugae videretur.
44
Haec cogitanti accidere visa est facultas bene rei gerendae. Nam cum in minora castra operis perspiciendi causa venisset, animadvertit collem, qui ab hostibus tenebatur, nudatum hominibus, qui superioribus diebus vix prae multitudine cerni poterat. Admiratus quaerit ex perfugis causam, quorum magnus ad eum cotidie numerus confluebat. Constabat inter omnes, quod iam ipse Caesar per exploratores cognoverat, dorsum esse eius iugi prope aequum, sed hunc silvestrem et angustum, qua esset aditus ad alteram partem oppidi; huic loco vehementer illos timere nec iam aliter sentire, uno colle ab Romanis occupato, si alterum amisissent, quin paene circumvallati atque omni exitu et pabulatione interclusi viderentur: ad hunc muniendum omnes a Vercingetorige evocatos.
45
Hac re cognita Caesar mittit complures equitum turmas; eis de media nocte imperat, ut paulo tumultuosius omnibus locis vagarentur. Prima luce magnum numerum impedimentorum ex castris mulorumque produci deque his stramenta detrahi mulionesque cum cassidibus equitum specie ac simulatione collibus circumvehi iubet. His paucos addit equites qui latius ostentationis causa vagarentur. Longo circuitu easdem omnes iubet petere regiones. Haec procul ex oppido videbantur, ut erat a Gergovia despectus in castra, neque tanto spatio certi quid esset explorari poterat. Legionem unam eodem iugo mittit et paulum progressam inferiore constituit loco silvisque occultat. Augetur Gallis suspicio, atque omnes illo ad munitionem copiae traducuntur. Vacua castra hostium Caesar conspicatus tectis insignibus suorum occultatisque signis militaribus raros milites, ne ex oppido animadverterentur, ex maioribus castris in minora traducit legatisque, quos singulis legionibus praefecerat, quid fieri velit ostendit: in primis monet ut contineant milites, ne studio pugnandi aut spe praedae longius progrediantur; quid iniquitas loci habeat incommodi proponit: hoc una celeritate posse mutari; occasionis esse rem, non proeli. His rebus expositis signum dat et ab dextra parte alio ascensu eodem tempore Aeduos mittit.
46
Oppidi murus ab planitie atque initio ascensus recta regione, si nullus anfractus intercederet, MCC passus aberat: quidquid huc circuitus ad molliendum clivum accesserat, id spatium itineris augebat. A medio fere colle in longitudinem, ut natura montis ferebat, ex grandibus saxis sex pedum murum qui nostrorum impetum tardaret praeduxerant Galli, atque inferiore omni spatio vacuo relicto superiorem partem collis usque ad murum oppidi densissimis castris compleverant. Milites dato signo celeriter ad munitionem perveniunt eamque transgressi trinis castris potiuntur; ac tanta fuit in castris capiendis celeritas, ut Teutomatus, rex Nitiobrigum, subito in tabernaculo oppressus, ut meridie conquieverat, superiore corporis parte nudata vulnerato equo vix se ex manibus praedantium militum eriperet.
47
Consecutus id quod animo proposuerat, Caesar receptui cani iussit legionique decimae, quacum erat, continuo signa constituit. Ac reliquarum legionum milites non exaudito sono tubae, quod satis magna valles intercedebat, tamen ab tribunis militum legatisque, ut erat a Caesare praeceptum, retinebantur. Sed elati spe celeris victoriae et hostium fuga et superiorum temporum secundis proeliis nihil adeo arduum sibi esse existimaverunt quod non virtute consequi possent, neque finem prius sequendi fecerunt quam muro oppidi portisque appropinquarunt. Tum vero ex omnibus urbis partibus orto clamore, qui longius aberant repentino tumultu perterriti, cum hostem intra portas esse existimarent, sese ex oppido eiecerunt. Matres familiae de muro vestem argentumque iactabant et pectore nudo prominentes passis manibus obtestabantur Romanos, ut sibi parcerent neu, sicut Avarici fecissent, ne a mulieribus quidem atque infantibus abstinerent: nonnullae de muris per manus demissae sese militibus tradebant. Lucius Fabius, centurio legionis VIII, quem inter suos eo die dixisse constabat excitari se Avaricensibus praemiis neque commissurum, ut prius quisquam murum ascenderet, tres suos nactus manipulares atque ab eis sublevatus murum ascendit: hos ipse rursus singulos exceptans in murum extulit.
48
Interim ei qui ad alteram partem oppidi, ut supra demonstravimus, munitionis causa convenerant, primo exaudito clamore, inde etiam crebris nuntiis incitati, oppidum a Romanis teneri, praemissis equitibus magno concursu eo contenderunt. Eorum ut quisque primus venerat, sub muro consistebat suorumque pugnantium numerum augebat. Quorum cum magna multitudo convenisset, matres familiae, quae paulo ante Romanis de muro manus tendebant, suos obtestari et more Gallico passum capillum ostentare liberosque in conspectum proferre coeperunt. Erat Romanis nec loco nec numero aequa contentio; simul et cursu et spatio pugnae defatigati non facile recentes atque integros sustinebant.
49
Caesar, cum iniquo loco pugnari hostiumque augeri copias videret, praemetuens suis ad Titum Sextium legatum, quem minoribus castris praesidio reliquerat, misit, ut cohortes ex castris celeriter educeret et sub infimo colle ab dextro latere hostium constitueret, ut, si nostros loco depulsos vidisset, quo minus libere hostes insequerentur terreret. Ipse paulum ex eo loco cum legione progressus, ubi constiterat, eventum pugnae exspectabat.
50
Cum acerrime comminus pugnaretur, hostes loco et numero, nostri virtute confiderent, subito sunt Aedui nsi ab latere nostris aperto, quos Caesar ab dextra parte alio ascensu manus distinendae causa miserat. Hi similitudine armorum vehementer nostros perterruerunt, ac tametsi dextris humeris ex sertis animadvertebantur, quod insigne pactum esse consuerat, tamen id ipsum sui fallendi causa milites ab hostibus factum existimabant. Eodem tempore Lucius Fabius centurio quique una murum ascenderant circumventi atque interfecti muro praecipitabantur. Marcus Petronius, eiusdem legionis centurio, cum portam excidere conatus esset, a multitudine oppressus ac sibi desperans multis iam vulneribus acceptis manipularibus suis, qui illum secuti erant, "Quoniam," inquit, "me una vobiscum servare non possum, vestrae quidem certe vitae prospiciam, quos cupiditate gloriae adductus in periculum deduxi. Vos data facultate vobis consulite." Simul in medios hostes irrupit duobusque interfectis reliquos a porta paulum summovit. Conantibus auxiliari suis "Frustra," inquit, "meae vitae subvenire conamini, quem iam sanguis viresque deficiunt. Proinde abite, dum est facultas, vosque ad legionem recipite." Ita puguans post paulum concidit ac suis saluti fuit.
51
Nostri, cum undique premerentur, XLVI centurionibus amissis deiecti sunt loco. Sed intolerantius Gallos insequentes legio decima tardavit, quae pro subsidio paulo aequiore loco constiterat. Hanc rursus XIII legionis cohortes exceperunt, quae ex castris minoribus eductae cum Tito Sextio legato ceperant locum superiorem. Legiones, ubi primum planitiem attigerunt, infestis contra hostes signis constiterunt. Vercingetorix ab radicibus collis suos intra munitiones reduxit. Eo die milites sunt paulo minus septingenti desiderati.
52
Postero die Caesar contione advocata temeritatem cupiditatemque militum reprehendit, quod sibi ipsi iudicavissent quo procedendum aut quid agendum videretur, neque signo recipiendi dato constitissent neque ab tribunis militum legatisque retineri potuissent. Exposuit quid iniquitas loci posset, quid ipse ad Avaricum sensisset, cum sine duce et sine equitatu deprehensis hostibus exploratam victoriam dimisisset, ne parvum modo detrimentum in contentione propter iniquitatem loci accideret. Quanto opere eorum animi magnitudinem admiraretur, quos non castrorum munitiones, non altitudo montis, non murus oppidi tardare potuisset, tanto opere licentiam arrogantiamque reprehendere, quod plus se quam imperatorem de victoria atque exitu rerum sentire existimarent; nec minus se ab milite modestiam et continentiam quam virtutem atque animi magnitudinem desiderare.
53
Hac habita contione et ad extremam orationem confirmatis militibus, ne ob hanc causam animo permoverentur neu quod iniquitas loci attulisset id virtuti hostium tribuerent, eadem de profectione cogitans quae ante senserat legiones ex castris eduxit aciemque idoneo loco constituit. Cum Vercingetorix nihil magis in aequum locum descenderet, levi facto equestri proelio atque secundo in castra exercitum reduxit. Cum hoc idem postero die fecisset, satis ad Gallicam ostentationem minuendam militumque animos confirmandos factum existimans in Aeduos movit castra. Ne tum quidem insecutis hostibus tertio die ad flumen Elaver ; pontem refecit exercitumque traduxit.
54
Ibi a Viridomaro atque Eporedorige Aeduis appellatus discit cum omni equitatu Litaviccum ad sollicitandos Aeduos profectum: opus esse ipsos antecedere ad confirmandam civitatem. Etsi multis iam rebus perfidiam Aeduorum perspectam habebat atque horum discessu admaturari defectionem civitatis existimabat, tamen eos retinendos non constituit, ne aut inferre iniuriam videretur aut dare timoris aliquam suspicionem. Discedentibus his breviter sua in Aeduos merita exposuit, quos et quam humiles accepisset, compulsos in oppida, multatos agris omnibus ereptis copiis, imposito stipendio, obsidibus summa cum contumelia extortis, et quam in fortunam quamque in amplitudinem deduxisset, ut non solum in pristinum statum redissent, sed omnium temporum dignitatem et gratiam antecessisse viderentur. His datis mandatis eos ab se dimisit.
55
Noviodunum erat oppidum Aeduorum ad ripas Ligeris opportuno loco positum. Huc Caesar omnes obsides Galliae, frumentum, pecuniam publicam, suorum atque exercitus impedimentorum magnam partem contulerat; huc magnum numerum equorum huius belli causa in Italia atque Hispania coemptum miserat. Eo cum Eporedorix Viridomarusque venissent et de statu civitatis cognovissent, Litaviccum Bibracti ab Aeduis receptum, quod est oppidum apud eos maximae auctoritatis, Convictolitavim magistratum magnamque partem senatus ad eum convenisse, legatos ad Vercingetorigem de pace et amicitia concilianda publice missos, non praetermittendum tantum commodum existimaverunt. Itaque interfectis Novioduni custodibus quique eo negotiandi causa convenerant pecuniam atque equos inter se partiti sunt; obsides civitatum Bibracte ad magistratum deducendos curaverunt; oppidum, quod a se teneri non posse iudicabant, ne cui esset usui Romanis, incenderunt; frumenti quod subito potuerunt navibus avexerunt, reliquum flumine atque incendio corruperunt. Ipsi ex finitimis regionibus copias cogere, praesidia custodiasque ad ripas Ligeris disponere equitatumque omnibus locis iniciendi timoris causa ostentare coeperunt, si ab re frumentaria Romanos excludere aut adductos inopia in provinciam espellere possent. Quam ad spem multum eos adiuvabat, quod Liger ex nivibus creverat, ut omnino vado non posse transiri videretur.
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Quibus rebus cognitis Caesar maturandum sibi censuit, si esset in perficiendis pontibus periclitandum, ut prius quam essent maiores eo coactae copiae dimicaret. Nam ut commutato consilio iter in provinciam converteret, id ne metu quidem necessario faciendum existimabat; cum infamia atque indignitas rei et oppositus mons Cevenna viarumque difficultas impediebat, tum maxime quod abiuncto Labieno atque eis legionibus quas una miserat vehementer timebat. Itaque admodum magnis diurnis nocturnisque itineribus confectis contra omnium opinionem ad Ligerem venit vadoque per equites invento pro rei necessitate opportuno, ut brachia modo atque humeri ad sustinenda arma liberi ab aqua esse possent, disposito equitatu qui vim fluminis refringeret, atque hostibus primo aspectu perturbatis, incolumem exercitum traduxit frumentumque in agris et pecoris copiam nactus repleto his rebus exercitu iter in Senones facere instituit.
57
Dum haec apud Caesarem geruntur, Labienus eo supplemento, quod nuper ex Italia venerat, relicto Agedinci, ut esset impedimentis praesidio, cum quattuor legionibus Lutetiam proficiscitur. Id est oppidum Parisiorum, quod positum est in insula fluminis Sequanae. Cuius adventu ab hostibus cognito magnae ex finitimis civitatibus copiae convenerunt. Summa imperi traditur Camulogeno Aulerco, qui prope confectus aetate tamen propter singularem scientiam rei militaris ad eum est honorem evocatus. Is cum animadvertisset perpetuam esse paludem, quae influeret in Sequanam atque illum omnem locum magnopere impediret, hic consedit nostrosque transitu prohibere instituit.
58
Labienus primo vineas agere, cratibus atque aggere paludem explere atque iter munire conabatur. Postquam id difficilius confieri animadvertit, silentio e castris tertia vigilia egressus eodem quo venerat itinere Metiosedum pervenit. Id est oppidum Senonum in insula Sequanae positum, ut paulo ante de Lutetia diximus. Deprensis navibus circiter quinquaginta celeriterque coniunctis atque eo militibus iniectis et rei novitate perterritis oppidanis, quorum magna pars erat ad bellum evocata, sine contentione oppido potitur. Refecto ponte, quem superioribus diebus hostes resciderant, exercitum traducit et secundo flumine ad Lutetiam iter facere coepit. Hostes re cogmta ab eis, qui Metiosedo fugerant, Lutetiam incendi pontesque eius oppidi rescindi iubent; ipsi profecti a palude ad ripas Sequanae e regione Lutetiae contra Labieni castra considunt.
59
Iam Caesar a Gergovia discessisse audiebatur, iam de Aeduorum defectione et secundo Galliae motu rumores adferebantur, Gallique in colloquiis interclusum itinere et Ligeri Caesarem inopia frumenti coactum in provinciam contendisse confirmabant. Bellovaci autem defectione Aeduorum cognita, qui ante erant per se infideles, manus cogere atque aperte bellum parare coeperunt. Tum Labienus tanta rerum commutatione longe aliud sibi capiendum consilium adque antea senserat intellegebat, neque iam, ut aliquid adquireret proelioque hostes lacesseret, sed ut incolumem exercitum Agedincum reduceret, cogitabat. Namque altera ex parte Bellovaci, quae civitas in Gallia maximam habet opinionem virtutis, instabant, alteram Camulogenus parato atque instructo exercitu tenebat; tum legiones a praesidio atque impedimentis interclusas maximum flumen distinebat. Tantis subito difficultatibus obiectis ab animi virtute auxilium petendum videbat.
60
Sub vesperum consilio convocato cohortatus ut ea quae imperasset diligenter industrieque administrarent, naves, quas Metiosedo deduxerat, singulas equitibus Romanis attribuit, et prima confecta vigilia quattuor milia passuum secundo flumine silentio progredi ibique se exspectari iubet. Quinque cohortes, quas minime firmas ad dimicandum esse existimabat, castris praesidio relinquit; quinque eiusdem legionis reliquas de media nocte cum omnibus impedimentis adverso flumine magno tumultu proficisci imperat. Conquirit etiam lintres: has magno sonitu remorum incitatus in eandem partem mittit. Ipse post paulo silentio egressus cum tribus legionibus eum locum petit quo naves appelli iusserat.
61
Eo cum esset ventum, exploratores hostium, ut omni fluminis parte erant dispositi, inopinantes, quod magna subito erat coorta tempestas, ab nostris opprimumtur; exercitus equitatusque equitibus Romanis administrantibus, quos ei negotio praefecerat, celeriter transmittitur. Vno fere tempore sub lucem hostibus nuntiatur in castris Romanorum praeter consuetudinem tumultuari et magnum ire agmen adverso flumine sonitumque remorum in eadem parte exaudiri et paulo infra milites navibus transportari. Quibus rebus auditis, quod existimabant tribus locis transire legiones atque omnes perturbatos defectione Aeduorum fugam parare, suas quoque copias in tres partes distribuerunt. Nam praesidio e regione castrorum relicto et parva manu Metiosedum versus missa, quae tantum progrediatur, quantum naves processissent, reliquas copias contra Labienum duxerunt.
62
Prima luce et nostri omnes erant transportati, et hostium acies cernebatur. Labienus milites cohortatus ut suae pristinae virtutis et secundissimorum proeliorum retinerent memoriam atque ipsum Caesarem, cuius ductu saepe numero hostes superassent, praesentem adesse existimarent, dat signum proeli. Primo concursu ab dextro cornu, ubi septima legio constiterat, hostes pelluntur atque in fugam coniciuntur; ab sinistro, quem locum duodecima legio tenebat, cum primi ordines hostium transfixi telis concidissent, tamen acerrime reliqui resistebant, nec dabat suspicionem fugae quisquam. Ipse dux hostium Camulogenus suis aderat atque eos cohortabatur. Incerto nunc etiam exitu victoriae, cum septimae legionis tribunis esset nuntiatum quae in sinistro cornu gererentur, post tergum hostium legionem ostenderunt signaque intulerunt. Ne eo quidem tempore quisquam loco cessit, sed circumventi omnes interfectique sunt. Eandem fortunam tulit Camulogenus. At ei qui praesidio contra castra Labieni erant relicti, cum proelium commissum audissent, subsidio suis ierunt collemque ceperunt, neque nostrorum militum victorum impetum sustinere potuerunt. Sic cum suis fugientibus permixti, quos non silvae montesque texerunt, ab equitatu sunt interfecti. Hoc negotio confecto Labienus revertitur Agedincum, ubi impedimenta totius exercitus relicta erant: inde cum omnibus copiis ad Caesarem pervenit.
63
Defectione Aeduorum cognita bellum augetur. Legationes in omnes partes circummittuntur: quantum gratia, auctoritate, pecunia valent, ad sollicitandas civitates nituntur; nacti obsides, quos Caesar apud eos deposuerat, horum supplicio dubitantes territant. Petunt a Vercingetorige Aedui ut ad se veniat rationesque belli gerendi communicet. Re impetrata contendunt ut ipsis summa imperi tradatur, et re in controversiam deducta totius Galliae concilium Bibracte indicitur. Eodem conveniunt undique frequentes. Multitudinis suffragiis res permittitur: ad unum omnes Vercingetorigem probant imperatorem. Ab hoc concilio Remi, Lingones, Treveri afuerunt: illi, quod amicitiam Romanorum sequebantur; Treveri, quod aberant longius et ab Germanis premebantur, quae fuit causa quare toto abessent bello et neutris auxilia mitterent. Magno dolore Aedui ferunt se deiectos principatu, queruntur fortunae commutationem et Caesaris indulgentiam in se requirunt, neque tamen suscepto bello suum consilium ab reliquis separare audent. Inviti summae spei adulescentes Eporedorix et Viridomarus Vercingetorigi parent.
64
Ipse imperat reliquis civitatibus obsides diemque ei rei constituit. Omnes equites, quindecim milia numero, celeriter convenire iubet; peditatu quem antea habuerit se fore contentum dicit, neque fortunam temptaturum aut in acie dimicaturum, sed, quoniam abundet equitatu, perfacile esse factu frumentationibus pabulationibusque Romanos prohibere, aequo modo animo sua ipsi frumenta corrumpant aedificiaque incendant, qua rei familiaris iactura perpetuum imperium libertatemque se consequi videant. His constitutis rebus Aeduis Segusiavisque, qui sunt finitimi provinciae, decem milia peditum imperat; huc addit equites octingentos. His praeficit fratrem Eporedorigis bellumque inferri Allobrogibus iubet. Altera ex parte Gabalos proximosque pagos Arvernorum in Helvios, item Rutenos Cadurcosque ad fines Volcarum Arecomicorum depopulandos mittit. Nihilo minus clandestinis nuntiis legationibusque Allobrogas sollicitat, quorum mentes nondum ab superiore bello resedisse sperabat. Horum principibus pecunias, civitati autem imperium totius provinciae pollicetur.
65
Ad hos omnes casus provisa erant praesidia cohortium duarum et viginti, quae ex ipsa provincia ab Lucio Caesare legato ad omnes partes opponebantur. Helvii sua sponte cum finitimis proelio congressi pelluntur et Gaio Valerio Donnotauro, Caburi filio, principe civitatis, compluribusque aliis interfectis intra oppida ac muros compelluntur. Allobroges crebris ad Rhodanum dispositis praesidiis magna cum cura et diligentia suos fines tuentur. Caesar, quod hostes equitatu superiores esse intellegebat et interclusis omnibus itineribus nulla re ex provincia atque Italia sublevari poterat, trans Rhenum in Germaniam mittit ad eas civitates quas superioribus annis pacaverat, equitesque ab his arcessit et levis armaturae pedites, qui inter eos proeliari consuerant. Eorum adventu, quod minus idoneis equis utebantur, a tribunis militum reliquisque equitibus Romanis atque evocatis equos sumit Germanisque distribuit.
66
Interea, dum haec geruntur, hostium copiae ex Arvernis equitesque qui toti Galliae erant imperati conveniunt. Magno horum coacto numero, cum Caesar in Sequanos per extremos Lingonum fines iter faceret, quo facilius subsidium provinciae ferri posset, circiter milia passuum decem ab Romanis trinis castris Vercingetorix consedit convocatisque ad concilium praefectis equitum venisse tempus victoriae demonstrat. Fugere in provinciam Romanos Galliaque excedere. Id sibi ad praesentem obtinendam libertatem satis esse; ad reliqui temporis pacem atque otium parum profici: maioribus enim coactis copiis reversuros neque finem bellandi facturos. Proinde agmine impeditos adorirentur. Si pedites suis auxilium ferant atque in eo morentur, iter facere non posse; si, id quod magis futurum confidat, relictis impedimentis suae saluti consulant, et usu rerum necessariarum et dignitate spoliatum iri. Nam de equitibus hostium, quin nemo eorum progredi modo extra agmen audeat, et ipsos quidem non debere dubitare, et quo maiore faciant animo, copias se omnes pro castris habiturum et terrori hostibus futurum. Conclamant equites sanctissimo iureiurando confirmari oportere, ne tecto recipiatur, ne ad liberos, ne ad parentes, ad uxorem aditum habeat, qui non bis per agmen hostium perequitasset.
67
Probata re atque omnibus iureiurando adactis postero die in tres partes distributo equitatu duae se acies ab duobus lateribus ostendunt, una primo agmine iter impedire coepit. Qua re nuntiata Caesar suum quoque equitatum tripertito divisum contra hostem ire iubet. Pugnatur una omnibus in partibus. Consistit agmen; impedimenta intra legiones recipiuntur. Si qua in parte nostri laborare aut gravius premi videbantur, eo signa inferri Caesar aciemque constitui iubebat; quae res et hostes ad insequendum tardabat et nostros spe auxili confirmabat. Tandem Germani ab dextro latere summum iugum nacti hostes loco depellunt; fugientes usque ad flumen, ubi Vercingetorix cum pedestribus copiis consederat, persecuntur compluresque interficiunt. Qua re animadversa reliqui ne circumirentur veriti se fugae mandant. Omnibus locis fit caedes. Tres nobilissimi Aedui capti ad Caesarem perducuntur: Cotus, praefectus equitum, qui controversiam cum Convictolitavi proximis comitiis habuerat, et Cavarillus, qui post defectionem Litavicci pedestribus copiis praefuerat, et Eporedorix, quo duce ante adventum Caesaris Aedui cum Sequanis bello contenderant.
68
Fugato omni equitatu Vercingetorix copias, ut pro castris collocaverat, reduxit protinusque Alesiam, quod est oppidum Mandubiorum, iter facere coepit celeriterque impedimenta ex castris educi et se subsequi iussit. Caesar impedimentis in proximum collem deductis, duabus legionibus praesidio relictis, secutus quantum diei tempus est passum, circiter tribus milibus hostium ex novissimo agmine interfectis altero die ad Alesiam castra fecit. Perspecto urbis situ perterritisque hostibus, quod equitatu, qua maxime parte exercitus confidebant, erant pulsi, adhortatus ad laborem milites circumvallare instituit.
69
Ipsum erat oppidum Alesia in colle summo admodum edito loco, ut nisi obsidione expugnari non posse videretur; cuius collis radices duo duabus ex partibus flumina subluebant. Ante id oppidum planities circiter milia passuum tria in longitudinem patebat: reliquis ex omnibus partibus colles mediocri interiecto spatio pari altitudinis fastigio oppidum cingebant. Sub muro, quae pars collis ad orientem solem spectabat, hunc omnem locum copiae Gallorum compleverant fossamque et maceriam sex in altitudinem pedum praeduxerant. Eius munitionis quae ab Romanis instituebatur circuitus XI milia passuum tenebat. Castra opportunis locis erant posita ibique castella viginti tria facta, quibus in castellis interdiu stationes ponebantur, ne qua subito eruptio fieret: haec eadem noctu excubitoribus ac firmis praesidiis tenebantur.
70
Opere instituto fit equestre proelium in ea planitie, quam intermissam collibus tria milia passuum in longitudinem patere supra demonstravimus. Summa vi ab utrisque contenditur. Laborantibus nostris Caesar Germanos summittit legionesque pro castris constituit, ne qua subito irruptio ab hostium peditatu fiat. Praesidio legionum addito nostris animus augetur: hostes in fugam coniecti se ipsi multitudine impediunt atque angustioribus portis relictis coacervantur. Germani acrius usque ad munitiones secuntur. Fit magna caedes: nonnulli relictis equis fossam transire et maceriam transcendere conantur. Paulum legiones Caesar quas pro vallo constituerat promoveri iubet. Non minus qui intra munitiones erant perturbantur Galli: veniri ad se confestim existimantes ad arma conclamant; nonnulli perterriti in oppidum irrumpunt. Vercingetorix iubet portas claudi, ne castra nudentur. Multis interfectis, compluribus equis captis Germani sese recipiunt.
71
Vercingetorix, priusquam munitiones ab Romanis perficiantur, consilium capit omnem ab se equitatum noctu dimittere. Discedentibus mandat ut suam quisque eorum civitatem adeat omnesque qui per aetatem arma ferre possint ad bellum cogant. Sua in illos merita proponit obtestaturque ut suae salutis rationem habeant neu se optime de communi libertate meritum in cruciatum hostibus dedant. Quod si indiligentiores fuerint, milia hominum delecta octoginta una secum interitura demonstrat. Ratione inita se exigue dierum triginta habere frumentum, sed paulo etiam longius tolerari posse parcendo. His datis mandatis, qua opus erat intermissum, secunda vigilia silentio equitatum mittit. Frumentum omne ad se referri iubet; capitis poenam eis qui non paruerint constituit: pecus, cuius magna erat copia ab Mandubiis compulsa, viritim distribuit; frumentum parce et paulatim metiri instituit; copias omnes quas pro oppido collocaverat in oppidum recepit. His rationibus auxilia Galliae exspectare et bellum parat administrare.
72
Quibus rebus cognitis ex perfugis et captivis, Caesar haec genera munitionis instituit. Fossam pedum viginti directis lateribus duxit, ut eius fossae solum tantundem pateret quantum summae fossae labra distarent. Reliquas omnes munitiones ab ea fossa pedes quadringentos reduxit, [id] hoc consilio, quoniam tantum esset necessario spatium complexus, nec facile totum corpus corona militum cingeretur, ne de improviso aut noctu ad munitiones hostium multitudo advolaret aut interdiu tela in nostros operi destinatos conicere possent. Hoc intermisso spatio duas fossas quindecim pedes latas, eadem altitudine perduxit, quarum interiorem campestribus ac demissis locis aqua ex flumine derivata complevit. Post eas aggerem ac vallum duodecim pedum exstruxit. Huic loricam pinnasque adiecit grandibus cervis eminentibus ad commissuras pluteorum atque aggeris, qui ascensum hostium tardarent, et turres toto opere circumdedit, quae pedes LXXX inter se distarent.
73
Erat eodem tempore et materiari et frumentari et tantas munitiones fieri necesse deminutis nostris copiis quae longius ab castris progrediebantur: ac nonnum quam opera nostra Galli temptare atque eruptionem ex oppido pluribus portis summa vi facere conabantur. Quare ad haec rursus opera addendum Caesar putavit, quo minore numero militum munitiones defendi possent. Itaque truncis arborum aut admodum firmis ramis abscisis atque horum delibratis ac praeacutis cacuminibus perpetuae fossae quinos pedes altae ducebantur. Huc illi stipites demissi et ab infimo revincti, ne revelli possent, ab ramis eminebant. Quini erant ordines coniuncti inter se atque implicati; quo qui intraverant, se ipsi acutissimis vallis induebant. Hos cippos appellabant. Ante quos obliquis ordinibus in quincuncem dispositis scrobes tres in altitudinem pedes fodiebantur paulatim angustiore ad infimum fastigio. Huc teretes stipites feminis crassitudine ab summo praeacuti et praeusti demittebantur, ita ut non amplius digitis quattuor ex terra eminerent; simul confirmandi et stabiliendi causa singuli ab infimo solo pedes terra exculcabantur, reliqua pars scrobis ad occultandas insidias viminibus ac virgultis integebatur. Huius generis octoni ordines ducti ternos inter se pedes distabant. Id ex similitudine floris lilium appellabant. Ante haec taleae pedem longae ferreis hamis infixis totae in terram infodiebantur mediocribusque intermissis spatiis omnibus locis disserebantur; quos stimulos nominabant.
74
His rebus perfectis regiones secutus quam potuit aequissimas pro loci natura quattuordecim milia passuum complexus pares eiusdem generis munitiones, diversas ab bis, contra exteriorem hostem perfecit, ut ne magna quidem multitudine, si ita accidat, munitionum praesidia circumfundi possent; ac ne cum periculo ex castris egredi cogatur, dierum triginta pabulum frumentumque habere omnes convectum iubet.
75
Dum haec apud Alesiam geruntur, Galli concilio principum indicto non omnes eos qui arma ferre possent, ut censuit Vercingetorix, convocandos statuunt, sed certum numerum cuique ex civitate imperandum, ne tanta multitudine confusa nec moderari nec discernere suos nec frumentandi rationem habere possent. Imperant Aeduis atque eorum clientibus, Segusiavis, Ambivaretis, Aulercis Brannovicibus, Blannoviis, milia XXXV; parem numerum Arvernis adiunctis Eleutetis, Cadurcis, Gabalis, Vellaviis, qui sub imperio Arvernorum esse consuerunt; Sequanis, Senonibus, Biturigibus, Santonis, Rutenis, Carnutibus duodena milia; Bellovacis X; totidem Lemovicibus; octona Pictonibus et Turonis et Parisiis et Helvetiis; [Suessionibus,] Ambianis, Mediomatricis, Petrocoriis, Nerviis, Morinis, Nitiobrigibus quina milia; Aulercis Cenomanis totidem; Atrebatibus [IIII milibus]; Veliocassis, Lexoviis et Aulercis Eburovicibus terna; Rauracis et Boiis bina; [XXX milia] universis civitatibus, quae Oceanum attingunt quaeque eorum consuetudine Armoricae appellantur, quo sunt in numero Curiosolites, Redones, Ambibarii, Caletes, Osismi, Veneti, Lemovices, Venelli. Ex his Bellovaci suum numerum non compleverunt, quod se suo nomine atque arbitrio cum Romanis bellum gesturos dicebant neque cuiusquam imperio obtemperaturos; rogati tamen ab Commio pro eius hospitio duo milia una miserunt.
76
Huius opera Commi, ut antea demonstravimus, fideli atque utili superioribus annis erat usus in Britannia Caesar; quibus ille pro meritis civitatem eius immunem esse iusserat, iura legesque reddiderat atque ipsi Morinos attribuerat. Tamen tanta universae Galliae consensio fuit libertatis vindicandae et pristinae belli laudis recuperandae, ut neque beneficiis neque amicitiae memoria moverentur, omnesque et animo et opibus in id bellum incumberent. Coactis equitum VIII milibus et peditum circiter CCL haec in Aeduorum finibus recensebantur, numerusque inibatur, praefecti constituebantur. Commio Atrebati, Viridomaro et Eporedorigi Aeduis, Vercassivellauno Arverno, consobrino Vercingetorigis, summa imperi traditur. His delecti ex civitatibus attribuuntur, quorum consilio bellum administraretur. Omnes alacres et fiduciae pleni ad Alesiam proficiscuntur, neque erat omnium quisquam qui aspectum modo tantae multitudinis sustineri posse arbitraretur, praesertim ancipiti proelio, cum ex oppido eruptione pugnaretur, foris tantae copiae equitatus peditatusque cernerentur.
77
At ei, qui Alesiae obsidebantur praeterita die, qua auxilia suorum exspectaverant, consumpto omni frumento, inscii quid in Aeduis gereretur, concilio coacto de exitu suarum fortunarum consultabant. Ac variis dictis sententiis, quarum pars deditionem, pars, dum vires suppeterent, eruptionem censebat, non praetereunda oratio Critognati videtur propter eius singularem et nefariam crudelitatem. Hic summo in Arvernis ortus loco et magnae habitus auctoritatis, "Nihil," inquit, "de eorum sententia dicturus sum, qui turpissimam servitutem deditionis nomine appellant, neque hos habendos civium loco neque ad concilium adhibendos censeo. Cum his mihi res sit, qui eruptionem probant; quorum in consilio omnium vestrum consensu pristinae residere virtutis memoria videtur. Animi est ista mollitia, non virtus, paulisper inopiam ferre non posse. Qui se ultro morti offerant facilius reperiuntur quam qui dolorem patienter ferant. Atque ego hanc sententiam probarem (tantum apud me dignitas potest), si nullam praeterquam vitae nostrae iacturam fieri viderem: sed in consilio capiendo omnem Galliam respiciamus, quam ad nostrum auxilium concitavimus. Quid hominum milibus LXXX uno loco interfectis propinquis consanguineisque nostris animi fore existimatis, si paene in ipsis cadaveribus proelio decertare cogentur? Nolite hos vestro auxilio exspoliare, qui vestrae salutis causa suum periculum neglexerunt, nec stultitia ac temeritate vestra aut animi imbecillitate omnem Galliam prosternere et perpetuae servituti subicere. An, quod ad diem non venerunt, de eorum fide constantiaque dubitatis? Quid ergo? Romanos in illis ulterioribus munitionibus animine causa cotidie exerceri putatis? Si illorum nuntiis confirmari non potestis omni aditu praesaepto, his utimini testibus appropinquare eorum adventum; cuius rei timore exterriti diem noctemque in opere versantur. Quid ergo mei consili est? Facere, quod nostri maiores nequaquam pari bello Cimbrorum Teutonumque fecerunt; qui in oppida compulsi ac simili inopia subacti eorum corporibus qui aetate ad bellum inutiles videbantur vitam toleraverunt neque se hostibus tradiderunt. Cuius rei si exemplum non haberemus, tamen libertatis causa institui et posteris prodi pulcherrimum iudicarem. Nam quid illi simile bello fuit? Depopulata Gallia Cimbri magnaque illata calamitate finibus quidem nostris aliquando excesserunt atque alias terras petierunt; iura, leges, agros, libertatem nobis reliquerunt. Romani vero quid petunt aliud aut quid volunt, nisi invidia adducti, quos fama nobiles potentesque bello cognoverunt, horum in agris civitatibusque considere atque his aeternam iniungere servitutem? Neque enim ulla alia condicione bella gesserunt. Quod si ea quae in longinquis nationibus geruntur ignoratis, respicite finitimam Galliam, quae in provinciam redacta iure et legibus commutatis securibus subiecta perpetua premitur servitute."
78
Sententiis dictis constituunt ut ei qui valetudine aut aetate inutiles sunt bello oppido excedant, atque omnia prius experiantur, quam ad Critognati sententiam descendant: illo tamen potius utendum consilio, si res cogat atque auxilia morentur, quam aut deditionis aut pacis subeundam condicionem. Mandubii, qui eos oppido receperant, cum liberis atque uxoribus exire coguntur. Hi, cum ad munitiones Romanorum accessissent, flentes omnibus precibus orabant, ut se in servitutem receptos cibo iuvarent. At Caesar dispositis in vallo custodibus recipi prohibebat.
79
Interea Commius reliquique duces quibus summa imperi permissa erat cum omnibus copiis ad Alesiam perveniunt et colle exteriore occupato non longius mille passibus ab nostris munitionibus considunt. Postero die equitatu ex castris educto omnem eam planitiem, quam in longitudinem tria milia passuum patere demonstravimus, complent pedestresque copias paulum ab eo loco abditas in locis superioribus constituunt. Erat ex oppido Alesia despectus in campum. Concurrunt his auxiliis visis; fit gratulatio inter eos, atque omnium animi ad laetitiam excitantur. Itaque productis copiis ante oppidum considunt et proximam fossam cratibus integunt atque aggere explent seque ad eruptionem atque omnes casus comparant.
80
Caesar omni exercitu ad utramque partem munitionum disposito, ut, si usus veniat, suum quisque locum teneat et noverit, equitatum ex castris educi et proelium committi iubet. Erat ex omnibus castris, quae summum undique iugum tenebant, despectus, atque omnes milites intenti pugnae proventum exspectabant. Galli inter equites raros sagittarios expeditosque levis armaturae interiecerant, qui suis cedentibus auxilio succurrerent et nostrorum equitum impetus sustinerent. Ab his complures de improviso vuluerati proelio excedebant. Cum suos pugna superiores esse Galli confiderent et nostros multitudine premi viderent, ex omnibus partibus et ei qui munitionibus continebantur et hi qui ad auxilium convenerant clamore et ululatu suorum animos confirmabant. Quod in conspectu omnium res gerebatur neque recte ac turpiter factum celari poterat, utrosque et laudis cupiditas et timor ignominiae ad virtutem excitabant. Cum a meridie prope ad solis occasum dubia victoria pugnaretur, Germani una in parte confertis turmis in hostes impetum fecerunt eosque propulerunt; quibus in fugam coniectis sagittarii circumventi interfectique sunt. Item ex reliquis partibus nostri cedentes usque ad castra insecuti sui colligendi facultatem non dederunt. At ei qui ab Alesia processerant maesti prope victoria desperata se in oppidum receperunt.
81
Vno die intermisso Galli atque hoc spatio magno cratium, scalarum, harpagonum numero effecto media nocte silentio ex castris egressi ad campestres munitiones accedunt. Subito clamore sublato, qua significatione qui in oppido obsidebantur de suo adventu cognoscere possent, crates proicere, fundis, sagittis, lapidibus nostros de vallo proturbare reliquaque quae ad oppugnationem pertinent parant administrare. Eodem tempore clamore exaudito dat tuba signum suis Vercingetorix atque ex oppido educit. Nostri, ut superioribus diebus, ut cuique erat locus attributus, ad munitiones accedunt; fundis librilibus sudibusque quas in opere disposuerant ac glandibus Gallos proterrent. Prospectu tenebris adempto multa utrimque vulnera accipiuntur. Complura tormentis tela coniciuntur. At Marcus Antonius et Gaius Trebonius legati, quibus hae partes ad defendendum obvenerant, qua ex parte nostros premi intellexerant, his auxilio ex ulterioribus castellis deductos summittebant.
82
Dum longius ab munitione aberant Galli, plus multitudine telorum proficiebant; posteaquam propius successerunt, aut se stimulis inopinantes induebant aut in scrobes delati transfodiebantur aut ex vallo ac turribus traiecti pilis muralibus interibant. Multis undique vulneribus acceptis nulla munitione perrupta, cum lux appeteret, veriti ne ab latere aperto ex superioribus castris eruptione circumvenirentur, se ad suos receperunt. At interiores, dum ea quae a Vercingetorige ad eruptionem praeparata erant proferunt, priores fossas explent, diutius in his rebus administrandis morati prius suos discessisse cognoverunt, quam munitionibus appropinquarent. Ita re infecta in oppidum reverterunt.
83
Bis magno cum detrimento repulsi Galli quid agant consulunt; locorum peritos adhibent: ex his superiorum castrorum situs munitionesque cognoscunt. Erat a septentrionibus collis, quem propter magnitudinem circuitus opere circumplecti non potuerant nostri: necessario paene iniquo loco et leniter declivi castra fecerunt. Haec Gaius Antistius Reginus et Gaius Caninius Rebilus legati cum duabus legionibus obtinebant. Cognitis per exploratores regionibus duces hostium LX milia ex omni numero deligunt earum civitatum quae maximam virtutis opinionem habebant; quid quoque pacto agi placeat occulte inter se constituunt; adeundi tempus definiunt, cum meridies esse videatur. His copiis Vercassivellaunum Arvernum, unum ex quattuor ducibus, propinquum Vercingetorigis, praeficiunt. Ille ex castris prima vigilia egressus prope confecto sub lucem itinere post montem se occultavit militesque ex nocturno labore sese reficere iussit. Cum iam meridies appropinquare videretur, ad ea castra quae supra demonstravimus contendit; eodemque tempore equitatus ad campestres munitiones accedere et reliquae copiae pro castris sese ostendere coeperunt.
84
Vercingetorix ex arce Alesiae suos conspicatus ex oppido egreditur; crates, longurios, musculos, falces reliquaque quae eruptionis causa paraverat profert. Pugnatur uno tempore omnibus locis, atque omnia temptantur: quae minime visa pars firma est, huc concurritur. Romanorum manus tantis munitionibus distinetur nec facile pluribus locis occurrit. Multum ad terrendos nostros valet clamor, qui post tergum pugnantibus exstitit, quod suum periculum in aliena vident salute constare: omnia enim plerumque quae absunt vehementius hominum mentes perturbant.
85
Caesar idoneum locum nactus quid quaque ex parte geratur cognoscit; laborantibus summittit. Vtrisque ad animum occurrit unum esse illud tempus, quo maxime contendi conveniat: Galli, nisi perfregerint munitiones, de omni salute desperant; Romani, si rem obtinuerint, finem laborum omnium exspectant. Maxime ad superiores munitiones laboratur, quo Vercassivellaunum missum demonstravimus. Iniquum loci ad declivitatem fastigium magnum habet momentum. Alii tela coniciunt, alii testudine facta subeunt; defatigatis in vicem integri succedunt. Agger ab universis in munitionem coniectus et ascensum dat Gallis et ea quae in terra occultaverant Romani contegit; nec iam arma nostris nec vires suppetunt.
86
His rebus cognitis Caesar Labienum cum cohortibus sex subsidio laborantibus mittit: imperat, si sustinere non posset, deductis cohortibus eruptione pugnaret; id nisi necessario ne faciat. Ipse adit reliquos, cohortatur ne labori succumbant; omnium superiorum dimicationum fructum in eo die atque hora docet consistere. Interiores desperatis campestribus locis propter magnitudinem munitionum loca praerupta ex ascensu temptant: huc ea quae paraverant conferunt. Multitudine telorum ex turribus propugnantes deturbant, aggere et cratibus fossas explent, falcibus vallum ac loricam rescindunt.
87
Mittit primo Brutum adulescentem cum cohortibus Caesar, post cum aliis Gaium Fabium legatum; postremo ipse, cum vehementius pugnaretur, integros subsidio adducit. Restituto proelio ac repulsis hostibus eo quo Labienum miserat contendit; cohortes quattuor ex proximo castello deducit, equitum partem sequi, partem circumire exteriores munitiones et ab tergo hostes adoriri iubet. Labienus, postquam neque aggeres neque fossae vim hostium sustinere poterant, coactis una XL cohortibus, quas ex proximis praesidus deductas fors obtulit, Caesarem per nuntios facit certiorem quid faciendum existimet. Accelerat Caesar, ut proelio intersit.
88
Eius adventu ex colore vestitus cognito, quo insigni in proeliis uti consuerat, turmisque equitum et cohortibus visis quas se sequi iusserat, ut de locis superioribus haec declivia et devexa cernebantur, hostes proelium committunt. Vtrimque clamore sublato excipit rursus ex vallo atque omnibus munitionibus clamor. Nostri omissis pilis gladiis rem gerunt. Repente post tergum equitatus cernitur; cohortes aliae appropinquant. Hostes terga vertunt; fugientibus equites occurrunt. Fit magna caedes. Sedulius, dux et princeps Lemovicum, occiditur; Vercassivellaunus Arvernus vivus in fuga comprehenditur; signa militaria septuaginta quattuor ad Caesarem referuntur: pauci ex tanto numero se incolumes in castra recipiunt. Conspicati ex oppido caedem et fugam suorum desperata salute copias a munitionibus reducunt. Fit protinus hac re audita ex castris Gallorum fuga. Quod nisi crebris subsidiis ac totius diei labore milites essent defessi, omnes hostium copiae deleri potuissent. De media nocte missus equitatus novissimum agmen consequitur: magnus numerus capitur atque interficitur; reliqui ex fuga in civitates discedunt.
89
Postero die Vercingetorix concilio convocato id bellum se suscepisse non suarum necessitatium, sed communis libertatis causa demonstrat, et quoniam sit fortunae cedendum, ad utramque rem se illis offerre, seu morte sua Romanis satisfacere seu vivum tradere velint. Mittuntur de his rebus ad Caesarem legati. Iubet arma tradi, principes produci. Ipse in munitione pro castris consedit: eo duces producuntur; Vercingetorix deditur, arma proiciuntur. Reservatis Aeduis atque Arvernis, si per eos civitates reciperare posset, ex reliquis captivis toto exercitui capita singula praedae nomine distribuit.
90
His rebus confectis in Aeduos proficiscitur; civitatem recipit. Eo legati ab Arvernis missi quae imperaret se facturos pollicentur. Imperat magnum numerum obsidum. Legiones in hiberna mittit. Captivorum circiter viginti milia Aeduis Arvernisque reddit. Titum Labienum duabus cum legionibus et equitatu in Sequanos proficisci iubet: huic Marcum Sempronium Rutilum attribuit. Gaium Fabium legatum et Lucium Minucium Basilum cum legionibus duabus in Remis collocat, ne quam ab finitimis Bellovacis calamitatem accipiant. Gaium Antistium Reginum in Ambivaretos, Titum Sextium in Bituriges, Gaium Caninium Rebilum in Rutenos cum singulis legionibus mittit. Quintum Tullium Ciceronem et Publium Sulpicium Cabilloni et Matiscone in Aeduis ad Ararim rei frumentariae causa collocat. Ipse Bibracte hiemare constituit. His litteris cognitis Romae dierum viginti supplicatio redditur.
kkk1 (1) Da in Gallien Ruhe herrschte, brach Caesar, wie er es sich vorgenommen hatte, nach Italien auf, um Gerichtstage
abzuhalten. Dort erfuhr er von dem Mord an P. Clodius und wurde von dem Senatsbeschluß in Kenntnis gesetzt, daß alle
Wehrpflichtigen in Italien gemeinsam den Fahneneid leisten sollten. Er beschloß daraufhin, überall in der Provinz Truppen
auszuheben. (2) Diese Tatsachen drangen schnell in das transalpinische Gallien. Die Gallier schmückten die Gerüchte aus und
erfanden noch hinzu, was ihnen aus dieser Situation zwingend hervorzugehen schien: Caesar werde durch Unruhen in der
Hauptstadt aufgehalten und könne auf Grund dieser innenpolitischen Kämpfe nicht zum Heer kommen. (3) Da die Gallier schon
vorher ihre Unterwerfung unter die Herrschaft des römischen Volkes bitter empfanden, trieb dieser Umstand sie an, ungehemmter
und verwegener Kriegspläne ins Auge zu fassen. (4) Die führenden Männer Galliens setzten für ihren Kreis Versammlungen an
entlegenen Orten in den Wäldern an, wo sie den Tod Accos beklagten (5) und darauf hinwiesen, daß sie der gleiche
Schicksalsschlag treffen könne. Sie klagten über das Unglück ganz Galliens. Gleichzeitig forderten sie mit Versprechungen und
Belohnungen aller Art dringend dazu auf, den Krieg zu beginnen und für Gallien die Freiheit wiederzugewinnen selbst unter
Lebensgefahr. (6) Sie erklärten, daß man besonders darauf achten müsse, Caesar vom Heer abzuschneiden, ehe ihre geheimen
Pläne bekannt würden. (7) Das sei jedoch insofern leicht, als die Legionen in Abwesenheit des Oberbefehlshabers nicht aus
ihren Winterlagern abzurücken wagten. Andererseits könne der Feldherr selbst nicht ohne militärischen Schutz zu den Legionen
gelangen. (8) Schließlich sei es besser, auf dem Schlachtfeld zu sterben, als den alten Kriegsruhm und die Freiheit, die sie
von den Ahnen übernommen hätten, nicht wiederzugewinnen. kkk2 (1) Nachdem man diese Angelegenheit immer wieder
durchgesprochen hatte, erklärten die Carnuten, sie scheuten keine Gefahr, wenn es um die Rettung aller gehe, und versprachen,
als erste von allen in den Krieg einzutreten. (2) Da sie sich gegenwärtig nicht untereinander Geiseln als Sicherheit geben
könnten, ohne ihr Vorhaben bekannt werden zu lassen, baten sie darum, durch einen feierlichen Eid vor den vereinigten
Feldzeichen, wodurch nach ihren Bräuchen eine Zeremonie die höchste Weihe erhält, zu bekräftigen, daß die übrigen sie nicht
im Stich ließen, wenn sie den Krieg angefangen hätten. (3) Nachdem man die Carnuten hoch gepriesen hatte, leisteten alle
Anwesenden den Eid. Als auch der Termin für den Kriegsbeginn festgesetzt worden war, löste sich die Versammlung auf. kkk3 (1)
Als dieser Termin kam, stürmten auf ein Signal hin die Carnuten unter der Führung des Cotuatus und Conconnetodurnnus, zweier
verwegener Menschen, nach Cenabum, brachten die römischen Bürger um, die sich dort zu Handelszwecken niedergelassen hatten,
und plünderten ihr Vermögen. Unter den Toten befand sich C. Fufius Cita, ein römischer Ritter aus gutem Haus, der im Auftrag
Caesars die Getreideversorgung geleitet hatte. (2) Das Gerücht von diesem Vorfall drang schnell zu allen gallischen Stämmen.
Denn wo auch immer etwas Bedeutenderes und Ungewöhnlicheres geschieht, signalisieren sie es durch Zuruf über die Felder und
das übrige Gelände hinweg; andere übernehmen es dann von hier aus und geben es an die nächsten weiter. So geschah es auch
damals. (3) Denn das, was sich bei Sonnenaufgang in Cenabum zugetragen hatte, vernahm man vor Ende der ersten Nachtwache im
Gebiet der Arverner, obwohl eine Entfernung von 160 Meilen dazwischen liegt. kkk4 (1) Dort gelang es dem Arverner
Vercingetorix, der seine Clienten zusammengerufen hatte, auf ähnliche Weise Begeisterung zu erregen. Vercingetorix war der
Sohn des Celtillus, ein junger Mann von höchstem Einfluß. Sein Vater hatte eine führende Rolle in ganz Gallien gehabt, war
jedoch von seinem Stamm umgebracht worden, weil er die Alleinherrschaft anstrebte. (2) Als der Plan des Vercingetorix bekannt
wurde, stürzte man zu den Waffen. Der Bruder seines Vaters und die übrigen Führer des Stammes, die der Ansicht waren, man
dürfe das Schicksal nicht derartig herausfordern, legten Vercingetorix Hindernisse in den Weg und vertrieben ihn aus
Gergovi2. (3) Dennoch stand er nicht von seinem Vorhaben ab und führte auf dem Land unter Armen und Verbrechern eine
Aushebung durch. Mit der Schar, die er so gesammelt hatte, brachte er jeden aus dein Stamm, zu dem er kam, dazu, sich seiner
Auffassung anzuschließen. (4) Er feuerte die Leute an, um der gemeinsamen Freiheit willen zu den Waffen zu greifen, und
konnte nun, da er über ein starkes Truppenaufgebot verfügte, seine Gegner, die ihn kurz zuvor aus der Stadt gejagt hatten,
aus dem Stamm vertreiben. Seine Anhänger erklärten ihn zum König, (5) Er schickte nach allen Richtungen Gesandtschaften und
beschwor die Stämme, dem geleisteten Eid treu zu bleiben. (6) Es gelang ihm schnell, die Senonen, Parisier, Pictonen,
Cadurcer, Turonen, Aulercer, Lemovicen, Anden und alle übrigen Stämme, die an den Ozean grenzen, zum Anschluß zu bewegen. Mit
allgemeiner Zustimmung wurde ihm der Oberbefehl übertragen. (7) Sobald er dieses Amt übernommen hatte, verlangte er von allen
Stämmen die Stellung von Geiseln und forderte sie auf, ihm rasch eine bestimmte Anzahl von Soldaten zuzuführen, (8)
Gleichzeitig setzte er fest, wie viele Waffen jeder Stamm in seinem Gebiet herstellen sollte und bis zu welchem Termin.
Besonders aber kümmerte er sich um eine Reiterei. (9) Dabei verband er höchste Gründlichkeit mit größter Strenge in der
Ausübung seiner Gewalt. Durch harte Strafen zwang er auch Zögernde zu Gehorsam, (10) denn bei größeren Vergehen ließ er die
Schuldigen nach Anwendung aller Arten von Foltern verbrennen, bei weniger schwerwiegenden Anlässen ließ er ihnen die Ohren
Abschneiden oder ein Auge ausstechen und schickte sie nach Hause zurück, um den anderen einen Beweis seiner Strenge zu geben
und sie durch die Härte der Strafe in Schrecken zu versetzen. kkk5 (1) Auf Grund dieser Strafmaßnahmen konnte er schnell ein
Heer zusammenziehen und schickte den Cadurcer Lucterius, einen höchst verwegenen Mann, mit einem Teil der Truppen ins Gebiet
der Rutener. Er selbst setzte sich ins Land der Bituriger in Marsch. (2) Als er dort eintraf, schickten die Bituriger
Gesandte an die Haeduer, unter deren Schutz sie standen, und baten um Unterstützung, damit sie den Truppen der Feinde
wirksamer begegnen könnten. (3) Auf Rat der Legaten, die Caesar beim Heer zurückgelassen hatte, schickten die Haeduer den
Biturigern Reiterei und Fußtruppen zu Hilfe. (4) Als diese an den Fluß Liger kamen, der die Grenze zwischen dem Land der
Bituriger und dem der Haeduer bildet, blieben sie dort einige Tage, und da sie nicht wagten, den Fluß zu überschreiten,
kehrten sie nach Hause zurück (5) und meldeten unseren Legaten, sie seien zurückgekehrt, weil sie einen Verrat der Bituriger
befürchtet hätten. Es sei ihnen bekannt geworden, daß diese geplant hätten, die Haeduer nach dem Obergang über den Fluß
einzuschließen, und zwar die Bituriger selbst von der einen Seite, die Arverner von der anderen. (6) Ob die Haeduer aus
diesem den Legaten angegebenen Grund oder in verräterischer Absicht so handelten, scheint nicht mit Sicherheit behauptet
werden zu können, weil wir darüber nichts Genaues wissen. (7) Die Bituriger schlossen sich Jedenfalls nach Abzug der Haeduer
sofort den Arvernern an. kkk6 (1) Als Caesar diese Vorgänge nach Italien gemeldet wurden, brach er ins transalpinische
Gallien auf, da er zudem sah, daß die Verhältnisse in Rom auf Grund des energischen Eingreifens von Cn. Pompeius wieder in
geordnete Bahnen gelenkt worden waren. (2) Als er in Gallien eintraf, stand er vor der großen Schwierigkeit, einen Weg zu
finden, um zu seinem Heer stoßen zu können. (3) Denn er erkannte, daß die Legionen, wenn er sie in die Provinz beriefe, auf
dem Marsch in seiner Abwesenheit in Kämpfe verwickelt würden. (4) Andererseits sah er, daß er sein Leben nicht einmal den
Stämmen, die zu diesem Zeitpunkt noch ruhig schienen, ohne weiteres anvertrauen konnte, wenn er selbst zum Heer eilte. kkk7
(1) Inzwischen gelang es dem Cadurcer Lucterius, der zu den Rutenern gesandt worden war, diesen Stamm für einen Bund mit den
Arvernern zu gewinnen. (2) Er zog weiter zu den Nitiobrogern und Gabalern , empfing von beiden Stämmen Geiseln und versuchte
mit einer großen Truppe, die er mittlerweile aufgestellt hatte, in Richtung auf Narbo in die römische Provinz einzufallen (3)
Als Caesar davon Meldung erhielt, glaubte er, alle anderen Pläne zurückstellen zu müssen, um nach Narbo aufzubrechen. (4) Als
er dort eintraf, beruhigte er die verängstigten Bewohner, legte Schutztruppen zu den Rutenern, die in der Provinz wohnen, und
zu den arecomischen Volcern und Tolosaten, ebenso in die Umgebung von Narbo an Orte, die dem Feind zunächst gelegen waren.
Gleichzeitig befahl er, daß sich ein Teil der Truppen aus der Provinz und die Ersatzmannschaften, die er aus Italien
mitgebracht hatte, im Gebiet der Helvetier das an das der Arverner stößt, sammeln sollten. kkk8 (1) Während sich Lucterius
schon auf Grund dieser Vorsorgemaßnahmen aufhalten ließ und fernblieb, weil er glaubte es sei gefährlich, in den von Truppen
geschätzten Bereich einzudringen, brach Caesar zu den Helviern auf. (2) Obwohl das Cevennengebirge, das das Gebiet der
Arverner von dem der Helvier trennt, in der kältesten Jahreszeit durch hohen Schnee einen Marsch erschwerte, gelangte Caesar
trotzdem an die Grenzen der Arverner, nachdem er unter höchster Anstrengung der Soldaten den Schnee sechs Fuß hoch hatte
wegräumen und die Wege freilegen lassen. (3) Die Arverner glaubten, sie seien durch die Cevennen wie durch eine Mauer
geschätzt, denn in dieser Jahreszeit hatte es bisher dort nicht einmal für einen einzelnen Menschen einen passierbaren Fußweg
gegeben. Sie waren daher ahnungslos, als sie plötzlich überwältigt wurden. Caesar befahl den Reitern umherzustreifen, soweit
sie könnten, und die Feinde in möglichst großen Schrecken zu versetzen. (4) Durch Gerüchte und Boten drang die Kunde von
diesen Ereignissen schnell zu Vercingetorix. Die Arverner umringten ihn alle in höchstem Schrecken und beschworen ihn, für
die Sicherheit ihres Besitzes zu sorgen und nicht zuzulassen, daß die Feinde sie ausplünderten, zumal er sehe, daß sie die
Hauptlast des Krieges zu tragen hätten. (5) Ihre Bitten veranlaßten Vercingetorix, sein Lager bei den Biturigern abzubrechen
und sich ins Gebiet der Arverner zu wenden. kkk9 (1) Caesar blieb jedoch nur zwei Tage in dieser Gegend. Da er Vercingetorix
so eingeschätzt hatte, wie er sich dann tatsächlich verhielt, verließ er das Heer unter dem Vorwand, Ersatztruppen und
Reiterei sammeln zu wollen, und setzte den jungen Brutus an die Spitze der zurückbleibenden Truppen. (2) Er wies ihn an, die
Reiterei nach allen Richtungen möglichst weit ausschwärmen zu lassen. Er selbst werde sich bemühen, nicht länger als drei
Tage vom Lager abwesend zu sein. (3) Nachdem er dies geregelt hatte, gelangte er in Gewaltmärschen nach Vienna, ohne daß sein
gesamtes Heer etwas davon ahnte. (4) Dort nahm er die Reiterei, die er vor vielen Tagen nach Vienna vorausgeschickt hatte, in
ausgeruhtem Zustand in Empfang und eilte sodann, ohne den Marsch bei Tag oder Nacht zu unterbrechen, durch das Gebiet der
Haeduer zu den Lingonen, wo zwei Legionen im Winterlager standen. Falls die Haeduer auch den Plan faßten, etwas gegen ihn zu
unternehmen, wollte er ihnen durch Schnelligkeit zuvorkommen. (5) Gleich bei seiner Ankunft sandte er den Marschbefehl an die
übrigen Legionen und zog alle Truppen an einem Ort zusammen, ehe die Arverner auch nur die Nachricht von seiner Ankunft
erhalten konnten. (6) Als Vercingetorix dies bekannt wurde, führte er sein Heer wieder zu den Biturigern zurück und brach von
da auf, um Gorgobina, eine Stadt der Bojer, zu bestürmen. Caesar hatte die Bojer im Krieg gegen die Helvetier besiegt, dort
angesiedelt und dem Herrschaftsbereich der Haeduer zugewiesen. kkk10 (1) Dieses Ereignis brachte Caesars Planung in große
Schwierigkeiten: Wenn er die Legionen für den Rest des Winters an einem Ort konzentrierte, lief er Gefahr, daß nach einem
Sieg des Vercingetorix über Tributpflichtige der Haeduer ganz Gallien abfiel, weil dann offenkundig wäre, daß Caesar die
befreundeten Stämme nicht schützte. Wenn er dagegen früher aus dem Winterlager abzog, konnte es infolge des erschwerten
Nachschubs bei der GetreideversorL7unz Engpässe geben. (2) Dennoch erschien es ihm vorrangig, alle Schwierigkeiten auf sich
zu nehmen, ehe er auf Grund einer schmachvollen Niederlage das Vertrauen aller seiner Schutzbefohlenen verlor. (3) Er
forderte daher die Haeduer dringend auf, Nachschub herbeizuschaffen, und schickte Boten zu den Bojern voraus, die seine
Ankunft melden und sie ermahnen sollten, treu zu bleiben und dem Ansturm der Feinde beherzt Widerstand zu leisten. (4)
Nachdem er zwei Legionen und den Troß des gesamten Heeres in Agedincum zurückgelassen hatte, setzte er sich in Richtung auf
die Bojer in Marsch. kkk11 (1) Als er am folgenden Tag nach Vellaunodunum, einer Stadt der Senonen, kam, beschloß er, sie im
Sturm zu nehmen, um keine Feinde hinter sich zurückzulassen und dadurch den Nachschub an Getreide zu erleichtern. In zwei
Tagen schloß er die Stadt mit einem Belagerungswall ein. (2) Als am dritten Tag Gesandte aus der Stadt mit einem
Kapitulationsangebot erschienen, befahl Caesar, die Waffen abzuliefern, das Zugvieh herauszuschaffen und 600 Geiseln zu
stellen. (3) Dann ließ er den Legaten C. Trebonius zurück, der diese Maßnahmen durchfuhren sollte. Um so schnell wie möglich
an das Ziel seines Marsches zu gelangen, brach er selbst nach Cenabum, einer Stadt der Carnuten, auf. (4) Sobald diese die
Nachricht von der Belagerung der Stadt Vellaunodunum erhalten hatten, stellten sie eine Truppe auf, um sie zum Schutz der
Stadt dorthin zu schicken. ]Dabei gingen sie davon aus, daß sich die Belagerung von Vellaunodunum über längere Zeit hinziehen
werde. Caesar traf jedoch schon nach zwei Tagen vor Cenabum ein. (5) Er errichtete vor der Stadt ein Lager, verschob die
Erstürmung jedoch wegen der fortgeschrittenen Tageszeit auf den nächsten Tag. Er befahl den Soldaten aber, alles dafür
bereitzustellen, (6) und wies zudem zwei Legionen an, bewaffnet zu schlafen, weil eine Brücke über den Liger nach Cenabum
führte, so daß er fürchten mußte, dar die Einwohner nachts aus der Stadt flüchteten. (7) Tatsächlich verließen die Einwohner
kurz vor Mitternacht in aller Stille die Stadt und begannen, den Fluß zu überschreiten. (8) Als Späher dies Caesar meldeten,
ließ er die Legionen, denen er befohlen hatte, kampfbereit zu bleiben, die Tore in Brand stecken und eindringen. (9) Er bekam
die Stadt in seine Gewalt und nahm bis auf eine ganz geringe Zahl von Feinden alle gefangen, da die schmale Brücke und die
anschließenden engen Wege der Menge die Flucht abgeschnitten hatten. Caesar ließ die Stadt plündern und anzünden. Die Beute
schenkte er den Soldaten. Anschließend führte er das Heer über den Liger und gelangte in das Gebiet der Bituriger. kkk12 (1)
Sobald Vercingetorix von Caesars Eintreffen erfuhr, gab er die Belagerung von Gorgobina auf und zog ihm entgegen. (2) Caesar
hatte inzwischen beschlossen', die auf seinem Weg liegende Stadt der Bituriger, Noviodunum, anzugreifen. (3) Als aus dieser
Stadt Gesandte mit der Bitte zu ihm kamen, den Einwohnern zu verzeihen und ihr Leben zu schonen, gab er, um sein Vorhaben mit
der gleichen Schnelligkeit zu Ende zu führen, die ihm in den meisten Fällen Erfolg gebracht hatte, den Befehl, die Waffen
auszuliefern, Pferde zu beschaffen und Geiseln zu stellen. (4) Schon war ein Teil der Geiseln übergeben worden und die
Durchführung der anderen Maßnahmen im Gange, wozu Centurionen und einige Soldaten in die Stadt geschickt worden waren, die
Waffen und Zugvieh anfordern sollten, da wurde von fern die Reiterei der Feinde sichtbar, die die Spitze des Heereszuges des
Vercingetorix bildete. (5) Kaum erblickten die Einwohner der Stadt die Reiter, als sie auch schon Hoffnung auf Unterstützung
schöpften. Sie erhoben ein Geschrei, gingen daran, zu den Waffen zu greifen, die Tore zu schließen und die Mauern zu
besetzen. (6) Als die Centurionen in der Stadt aus dem Gebaren der Gallier entnahmen, daß diese feindliche Pläne faßten,
zogen sie ihr Schwert, besetzten die Tore und konnten so alle ihre Soldaten unverletzt zurückbringen. kkk13 (1) Caesar
befahl, die Reiterei aus dem Lager zu führen, und begann ein Reitergefecht. Da seine Reiter Mühe hatten, sich zu behaupten,
sandte er ihnen etwa 400 2ermanische Reiter zu Hilfe, die er von Anfang an mit sich zu führen pflegte. (2) Die Gallier
konnten ihrem Ansturm nicht standhalten und wurden in die Flucht geschlagen, so daß sie sich unter großen Verlusten zu ihrem
Hauptheer zurückzogen. Ihre Niederlage wiederum versetzte die Einwohner der Stadt in Schrecken, so daß sie die Männer
eefan2ensetzten, die ihrer Ansicht nach das Volk aufgehetzt hatten, und sie Caesar auslieferten. Dann ergaben sie sich ihm.
(3) Daraufhin brach Caesar zur Stadt Avaricum auf. Sie ist die größte Stadt im Gebiet der Bituriger, am stärksten befestigt
und in einer sehr fruchtbaren Landschaft gelegen. Caesar hatte die Zuversicht, er werde den Stamm der Bituriger in seine
Gewalt bringen, wenn er Avaricum eingenommen hätte. kkk14 (1) Nach so vielen aufeinander folgenden Niederlagen in
Vellaunodunum, Cenabum und Noviodunum berief Vercingetorix seine Anhänger zu einer Versammlung ein. (2) Er legte dar, daß man
den Krieg nun auf ganz andere Weise führen müsse als bisher. Mit allen Mitteln müsse man sich bemühen, den Römern die
Möglichkeit zu nehmen, für Futter und Nachschub zu sorgen. (3) Dies sei einfach, weil sie selbst über eine überaus starke
Reiterei verfügten und ihnen die Jahreszeit gelegen komme. (4) Da kein Futter geschnitten werden könne, müßten ,ich die
Feinde notwendigerweise zerstreuen, um auf den Gehöften Futter anzufordern; alle diese Abteilungen könnten die Reiter Tag für
Tag aufreiben. (5) Außerdem müßten sie um der gemeinsamen Rettung Willen alle privaten Interessen hintanstellen. Es sei daher
notwendig, alle Gehöfte und Dörfer, auf die man stoße, in Brand zu setzen, und zwar von den Grenzen der Bojer ab im Bereich
des gesamten Gebietes, wohin sich vermutlich die Römer wenden könnten, um Futter zu beschaffen. (6) Ihnen selbst stehe ein
großer Vorrat zur Verfügung, weil sie die Bevölkerung des Gebietes, in dem Krieg geführt werde, unterstütze. (7) Die Römer
jedoch würden entweder den Mangel nicht aushalten oder sich nur unter großer Gefahr weiter vom Lager entfernen. (8) Es sei
gleichgültig, ob sie sie selbst töteten oder ihres Trosses beraubten, denn nach dessen Verlust könnten die Römer nicht weiter
Krieg führen. (9) Es sei aber zudem nötig, die Städte in Brand zu stecken, die nicht auf Grund ihrer Befestigung oder ihrer
natürlichen Lage vor jeder Gefahr sicher seien, damit es weder für ihre eigenen Truppen Zufluchtsorte gebe, wenn sie den
Kriegsdienst verweigern wollten, noch den Römern die Möglichkeit geboten werde, Nachschub und Beute in großen Mengen
wegzuschleppen. (10) Wenn diese Maßnahmen auch schwerwiegend und hart erschienen, so müsse es doch noch als viel härter
erscheinen, wenn ihre Kinder und Frauen in die Sklaverei verschleppt würden, sie selbst aber den Tod fänden. Falls sie
besiegt würden, trete dies aber notwendig ein. kkk15 (1) Nachdem dieser Vorschlag allgemein gebilligt worden war, wurden an
einem Tag mehr als 20 Städte der Bituriger in Brand gesteckt. (2) Dasselbe geschah beiden übrigen Stämmen. Ringsum konnte man
die Brände sehen. Obwohl alle großen Schmerz darüber empfanden, stellten sie sich als tröstliche Aussicht vor Augen, daß sie
das Verlorene sicherlich schnell wiedergewinnen würden, weil sie den Sieg schon fast in Händen hätten. (3) In ihrer
gemeinsamen Versammlung beriet man hinsichtlich Avaricums, ob es richtig sei, die Stadt anzuzünden oder sie zu verteidigen.
(4) Die Bituriger fielen allen Galliern zu Füßen und baten inständig, man möge sie nicht zwingen, die schönste Stadt fast
ganz Galliens, die ein Schutz und Schmuck für den Stamm sei, mit ihren eigenen Händen anzuzünden. (5) Sie versicherten, man
könne die Stadt wegen ihrer Lage leicht verteidigen, da sie der Fluß und ein Sumpf beinahe auf allen Seiten einschlössen und
es infolgedessen nur einen einzigen und sehr schmalen Zugang gebe. (6) Obwohl Vercingetorix zunächst abriet, gab er dann auf
Grund der Bitten der Bituriger und des Mitleids der umstellenden Menge nach, so daß man auf ihre Wünsche einging und
geeignete Verteidiger für die Stadt aussuchte. kkk16 (1) Vercingetorix folgte Caesar in kleineren Marschabschnitten ständig
unmittelbar nach und wählte für sein Lager einen Ort aus, der durch Wälder und Sümpfe geschützt war und von Avaricum 16
Meilen entfernt lag. (2) Durch ständige Kundschaftet erfuhr er zu den verschiedenen Tageszeiten, was bei Avaricum geschah,
und gab entsprechende Anordnungen. (3) Er beobachtete alle unsere Abteilungen, die Futter und Getreide beschaffen sollten.
Wenn sie sich zerstreuten oder notwendigerweise weiter vorrückten, griff er sie an und fügte ihnen große Verluste zu, auch
wenn unsere Truppen Gegenmaßnahmen ergriffen, soweit sie durch kluge Berechnung Vorsorge treffen konnten, indem sie zu stets
wechselnden Zeiten und auf verschiedenen Wegen ausrückten. kkk17 (1) Caesar hatte sein Lager an der Seite der Stadt
errichtet, wo sich ein schmaler Zugang bot, der, wie oben erwähnt, vom Fluß und vom Sumpf freigelassen wurde. Er begann,
einen Belagerungsdamm vorzubereiten, Laufgänge heranzuführen und zwei Türme zu errichten, denn das Gelände machte es
unmöglich, die Stadtrings mit einem Wall einzuschließen. (2) Die Bojer und Haeduer forderte er unablässig auf, für
Getreidenachschub zu sorgen, doch da die einen den Forderungen ohne den geringsten Eifer nachkamen, brachten sie ihm auch
wenig Unterstützung, während die anderen selbst über wenig Möglichkeiten verfügten, weil ihr Stamm klein und schwach war und
sie selbst das, was sie hatten, schnell verbrauchten. (3) Dadurch wurde das Heer von schwerem Mangel an Getreide bedrängt,
weil die Bojer arm, die Haeduer aber nachlässig waren. Zudem waren die Gehöfte in Brand gesetzt worden, so daß es dahin kam,
daß die Soldaten über mehrere Tage hin Oberhaupt kein Korn hatten und nur dadurch den äußersten Hunger stillen konnten, daß
sie aus weiter entfernt liegenden Dörfern Vieh herbeitrieben. Dennoch wurde bei ihnen keine Äußerung laut, die der Hoheit des
römischen Volkes und ihrer vorangegangenen Siege unwürdig gewesen wäre. (4) ja, als Caesar während der Belagerungsarbeiten
die einzelnen Legionen ansprach und sagte, er werde die Belagerung aufgeben, wenn sie den Nahrungsmangel als zu hart
empfänden, forderten alle von ihm, dies nicht zu tun. (5) Sie hätten unter seinem Kommando mehrere Jahre lang ihren Dienst
als Soldaten so versehen, daß sie keine Schande auf sich nähmen und niemals unverrichteter Dinge abzögen. (6) Dies allerdings
würden sie als eine Schmach ansehen, wenn sie die begonnenen Belagerungsarbeiten im Stich ließen. (7) Lieber wollten sie alle
Härten aushalten, als den römischen Bürgern, die infolge des Treubruchs der Gallier in Cenabum umgekommen seien, kein
Totenopfer zu bringen. (8) Sie gaben auch den Centurionen und Militärtribunen den Auftrag, als ihre Wortführer Caesar
dasselbe vorzutragen. kkk18 (1) Als die Türme schon in die Nähe der Mauer vorgerückt waren, erfuhr Caesar von Gefangenen, daß
Vercingetorix sein Lager näher in Richtung auf Avaricum verlegt habe, weil ihm das Futter ausgegangen sei. Vercingetorix
selbst sei mit der Reiterei und kampfbereiten Truppen, die gewöhnlich zusammen mit den Reitern kämpften, nach Avaricum
aufgebrochen. Er habe die Absicht, uns in der Gegend in einen Hinterhalt zu locken, die, wie er annahm, unsere Soldaten am
nächsten Tag zum Futterholen aufsuchen würden. (2) Als Caesar dies erfahren hatte, brach er um Mitternacht in aller Stille
auf und gelangte morgens zum Lager der Feinde. (3) Da diese durch Kundschafter schnell die Nachricht von seinem Anrücken
erhalten hatten, verbargen sie ihre Wagen und ihr Gepäck in dichtem Waldgelände und stellten ihre gesamten Truppen an einem
erhöhten und unbewaldeten Ort auf. (4) Auf diese Meldung hin ließ Caesar schnell das leichte Gepäck zusammentragen und sich
zum Kampf bereitmachen. kkk19 (1) Es handelte sich um einen von unten sanft ansteigenden Hügel, der auf fast allen Seiten von
einem unzugänglichen und hinderlichen Sumpf umgeben war. Dieser hatte eine Breite von nicht mehr als 50 Fuß. (2) Die Gallier
brachen die Knüppelwege über den Sumpf ab und verharrten im Vertrauen auf die Gunst des Geländes auf dem Hügel. Nachdem sie
sich vorher nach Gauen aufgeteilt hatten, besetzten sie gleichzeitig alle flachen Stellen und Senkungen des Sumpfgeländes mit
dazu bestimmten Schutzmannschaften. (3) So waren sie gerüstet, von ihrem erhöhten Standpunkt aus die Römer zu bedrängen,
falls diese versuchen sollten, über das Sumpfgelände hinwegzustürmen, und dabei steckenblieben, Wenn man die geringe
Entfernung zwischen den Gegnern sah, mußte man annehmen, daß beide Seiten für den Kampf die gleichen strategischen Vorteile
hatten. Wenn man Jedoch unsere ungleich schlechtere Ausgangslage durchschaute, erkannte man, daß die Feinde sich dort nur in
einer leeren Verstellung demonstrativ aufgestellt hatten. (4) Als die Soldaten sich darüber empörten, daß die Feinde über
eine so kleine Entfernung hinweg ihren Anblick ertragen könnten und das Zeichen zum Angriff verlangten, erklärte ihnen
Caesar, wie viele Verluste ein Sieg notwendigerweise kosten würde und wie viele tapfere Männer dabei fallen würden. (5) Da er
sehe, daß sie so von Mut erfüllt seien, daß sie um seines Ruhmes willen keine Gefahr scheuten, müsse man ihn der höchsten
Rücksichtslosigkeit anklagen, wenn er nicht ihr Leben über sein Wohlergehen stelle. (6) So beruhigte er die Soldaten, führte
sie am selben Tag ins Lager zurück und ging daran, die noch ausstehenden Maßnahmen durchzuführen, die sich auf die Belagerung
der Stadt bezogen. kkk20 (1) Als Vercingetorix zu seinen Leuten zurückkehrte, bezichtigten sie ihn des Verrats, weil er das
Lager zu nahe an die Römer verlegt habe, weil er sich mit der gesamten Reiterei entfernt, gleichzeitig jedoch so umfangreiche
Truppen ohne Führung zurückgelassen habe und weil nach seinem Abzug die Römer unter derart 2ünstieen Umständen und so schnell
eingetroffen seien. (2) Dies alles habe nicht zufällig und ohne seine Planung eintreten können. Vercingetorix wolle die
Herrschaft über Gallien lieber mit Caesars Einwilligung ausüben, als sie ihrem Wohlwollen zu verdanken. (3) Auf diese
Anklagen antwortete Vercingetorix folgendes: Aus Futtermangel und weil sie selbst ihn dazu aufgefordert hätten, habe er das
Lager verlegt. Das günstige Gelände, das auch ohne Befestigung schon ausreichend Schutz biete, habe ihn bewogen, näher bei
den Römern in Stellung zu gehen. (4) In dem Sumpfgelände habe man nicht mit einem Eingreifen der Reiterei rechnen dürfen, die
aber da, wohin sie gezogen seien, sehr genützt habe. (5) Er habe bei seinem Aufbruch in voller Absicht niemandem den
Oberbefehl übergeben, um zu verhindern, daß sich der Betreffende auf Drängen der Menge zum Kämpfen hätte fortreißen lassen,
denn er sehe, daß sie das alle auf Grund ihrer mangelnden Ausdauer anstrebten, weil sie die Mühen nicht länger ertragen
könnten. (6) Wenn die Römer in der Zwischenzeit zufällig eingetroffen seien, schulde man dem Glück Dank, sei dies aber auf
Grund des Verrats eines Galliers geschehen, müsse man diesem danken. Denn von der Anhöhe aus hätten sie die geringe Anzahl
der Römer erkennen und mit Geringschätzung auf ihre Tapferkeit herabblicken können, denn die Römer hätten keinen Kampf
gewagt, sich vielmehr schändlich ins Lager zurückgezogen. (7) Er strebe nicht danach, durch Verrat von Caesar die Herrschaft
zu erlangen, die er durch einen Sieg über ihn erringen könne, der ihm selbst und allen Galliern schon sicher sei. ja, er
werde ihnen die Herrschaft dann sogar zurückgeben, wenn es ihnen scheinen daß sie durch ihn weniger ihre Freiheit erlangten
als ihm vielmehr eine Ehre erwiesen. (8) Damit ihr erkennt, daß ich die Wahrheit spreche, sagte er, hört euch die römischen
Soldaten an! (9) Damit führte er Sklaven vor, die er wenige Tage zuvor beim Futterholen ergriffen und durch Hunger und
Fesseln bis aufs Blut gefoltert hatte. (10) Sie waren schon darüber belehrt worden, was sie auf Fragen zu antworten hätten.
Sie behaupteten, sie seien Legionssoldaten und Hunger und Entbehrung hätten sie dazu getrieben, heimlich das Lager zu
verlassen, um zu versuchen, auf den Feldern vielleicht etwas Getreide oder Vieh aufzutreiben. (11) Von ähnlichem Mangel sei
das ganze Heer betroffen, und keiner habe noch genügend Kräfte, um die anstrengende Schanzarbeit auszuhalten. Daher habe der
Oberbefehlshaber beschlossen, innerhalb von drei Tagen das Heer abziehen zu lassen, wenn er bis dahin bei der Belagerung der
Stadt nicht weitergekommen sei. (12) Dieses gute Ergebnis verdankt ihr mir, sagte Vercingetorix, den, ihr des Verrats
beschuldigt. Dank meiner Bemühungen wurde, wie ihr seht, ein sehr großes, siegreiches Heer durch Hunger fast aufgerieben,
ohne daß euer Blut geflossen wäre. Ich habe dafür gesorgt, daß kein Stamm das Heer in seinem Gebiet aufnimmt, wenn es sich
schmachvoll durch die Flucht zu retten sucht. kkk21 (1) Die ganze Menge schrie Beifall und lärmte nach ihrem Brauch mit den
Waffen, wie es die Gallier zu tun gewohnt sind, wenn ihnen die Rede eines Mannes gefällt: Vercingetorix sei ihr oberster
Führer, und man dürfe nicht an seiner Treue zweifeln, auch könne der Krieg nicht nach einer besseren Methode geführt werden.
(2) Sie beschlossen, aus der Gesamtheit der Truppen 10000 auserwählte Leute zur Unterstützung in die Stadt zu schicken, da
sie der Ansicht waren, (3) daß man den Biturigern nicht allein die Rettung aller überlassen dürfe. Sie sahen ein, daß es fast
die Entscheidung über den endgültigen Sieg bedeute, wenn sie diese Stadt hielten. kkk22 (1) Der einzigartigen Tapferkeit
unserer Soldaten begegneten die Gallier mit Maßnahmen aller Art, da sie überaus große Geschicklichkeit und höchste Eignung
dafür besitzen, alles nachzuahmen und auszufahren, was man ihnen vormacht. (2) So fingen sie die Mauersicheln Mit Schlingen
auf und zogen sie mit Winden nach innen, wenn sie sie festgemacht hatten. Den Damm unterminierten sie mit Tunneln, und das um
so geschickter, als es bei ihnen viele Bergwerke gibt, so daß ihnen alle Arten von Tunnelbau bekannt und geläufig sind. (3)
überall auf der gesamten Mauer errichteten sie mit Platten gedeckte Türme und umgaben sie mit Leder. (4) Dann setzten sie in
häufigen Ausfällen bei Tag und bei Nacht den Damm in Brand oder griffen die Soldaten an, die mit den Belagerungsarbeiten
beschäftigt waren. Im gleichen Maße, wie sich unsere Türme mit dem ständig höher werdenden Damm hoben, (5) ließen sie auch
ihre Türme wachsen, indem sie die senkrechten Eckbalken zu neuen Stockwerken verbanden. Sie hielten unsere
Aufschüttungsgeräte durch angespitzte und vorn angebrannte Pfähle, glühenden Pech uns Steine von großem Gewicht auf und
verhinderten so ihre Annäherung an die Mauer. kkk23 (1) Die gallischen Mauern haben in der Regel folgende Gestalt: Gerade
Bauhölzer werden hintereinander senkrecht zur Mauerrichtung mit gleichem Zwischenraum etwa zwei Fuß voneinander entfernt auf
die Erde gelegt. (2) Sie werden nach innen zu verbunden und mit gewaltigen Erdaufschüttungen verkleidet. (3) Die erwähnten
Zwischenräume werden nach außen hin mit großen Felsbrocken ausgefüllt. Wenn dies als Grundlage angelegt und festgestampft
worden ist, wird eine weitere Schicht oben darauf gesetzt, und zwar so, daß man den gleichen Abstand wahrt, so daß die
Bauhölzer nicht miteinander in Berührung kommen, sondern bei gleichem Zwischenraum einzeln für sich liegen, jedoch durch die
dazwischen eingelassenen Felsbrocken eng zusammengehalten werden. (4) So wird das ganze Bauwerk zusammengefügt bis die Mauer
auf ihre richtige Höhe gebracht worden it. (5) Durch das abwechselnde Anbringen von Hölzern und Felsgestein, die in geraden
Reihen ordentlich geschichtet sind, wirkt das Bauwerk hinsichtlich seines abwechslungsreichen Aussehens nicht häßlich und
besitzt für seinen Zweck und die Verteidigung einer Stadt höchste Eignung, weil die Steine Schutz vor Feuer gewähren und das
Holzwerk gegen den Sturmbock Widerstand leistet und weil zudem meist noch 40 Fuß lange Querhölzer das Werk nach innen zu
verstärken, so daß es weder durchbrochen noch auseinandergezerrt werden kann. kkk24 (1) Obwohl diese zahlreichen Hindernisse
einem Sturm im Weg standen, die Soldaten zudem während der ganzen Zeit durch Kälte und ständigen Regen aufgehalten wurden,
überwanden sie in ununterbrochener Anstrengung alle Schwierigkeiten und errichteten innerhalb von 25 Tagen einen 330 Fuß
breiten und 80 Fuß hohen Damm. (2) Als dieser fast die feindliche Stadtmauer berührte und Caesar nach seiner Gewohnheit bei
dem Bauwerk übemachtete und die Soldaten anfeuerte, auch nicht einen Augenblick die Arbeit zu unterbrechen, bemerkte man kurz
vor der 3. Nachtwache, daß Rauch aus dem Damm aufstieg. Die Feinde hatten ihn mit Hilfe eines unterirdischen Ganges in Brand
gesetzt. (3) Im selben Augenblick erhoben sie auf der ganzen Mauer das Kampfgeschrei und machten aus zwei Toren auf beiden
Seiten der Belagerungstürme einen Ausfall. (4) Andere warfen von ferne Fackeln und trockenes Holz von der Mauer auf den
Belagerungsdamm und gossen Pech und andere Brennstoffe herab, mit denen d7as Feuer angefacht werden konnte, so daß es kaum
möglich war zu überlegen, wo man zuerst hinlaufen oder an welcher Stelle man zuerst Abhilfe schaffen sollte. (5) Da auf
Caesars Befehl immer zwei Legionen vor dem Lager Wache hielten und sich noch mehr Soldaten gemäß der Einteilung in Schichten
bei der Arbeit befanden, geschah es trotz allem schnell, daß die einen dem feindlichen Ausfall Widerstand entgegensetzten,
die anderen die Türme zurückschoben und den Damm auseinanderrissen, während die Menge der Soldaten aus dem Lager zum Löschen
herbeilief. kkk25 (1) Die Nacht ging schon zu Ende, als noch überall gekämpft wurde; die Feinde schöpften immer aufs neue
Hoffnung auf den Sieg, um so mehr, als sie sahen, daß die Schutzwände der Türme in Flammen aufgegangen waren, und zudem
bemerkten, daß unsere Soldaten ohne Deckung nur schwer zu Hilfe kommen konnten. Sie selbst wechselten immer wieder erschöpfte
Soldaten gegen neue aus und waren der Meinung, die Rettung ganz Galliens hänge von dieser kurzen Zeitspanne ab. Da geschah
etwas vor unseren Augen, was so bemerkenswert schien, daß wir glauben, es nicht übergehen zu dürfen. (2) Vor dem Tor der
Stadt stand ein Gallier, dem von Hand zu Hand Pech und Talgklumpen zugereicht wurden, die er in Richtung auf einen Turm ins
Feuer warf. Da durchbohrte ihn rechts ein Skorpion, so daß er tot zu Boden fiel. (3) Einer der ihm zunächst Stehenden stieg
über den Gefallenen hinweg und übernahm seine Aufgabe. (4) Als auch ihn ein in derselben Richtung geschleuderter Skorpion
tötete, folgte ihm ein dritter und diesem ein vierter. Der Platz wurde nicht eher von den Kämpfern geräumt, als bis wir den
Damm gelöscht und die Feinde überall zurückgedrängt hatten, so daß der Kampf ein Ende fand. kkk26 (1) Da die Gallier alles
versucht hatten, ihnen jedoch nichts gelungen war, faßten sie am folgenden Tag den Plan, aus der Stadt zu fliehen, was ihnen
auch Vercingetorix zunächst dringend riet und jetzt befahl. (2) Sie hofften, dies ohne große eigene Verluste erreichen zu
können, wenn sie den Versuch dazu in der Stille der Nacht unternähmen, denn das Lager des Vercingetorix war nicht weit von
der Stadt entfernt, und das zusammenhängende Sumpfgelände, das dazwischenlag, mußte eine Verfolgung durch die Römer
verzögern. (3) Schon bereiteten sie dieses Unternehmen nachts vor, als die Frauen plötzlich auf die Straße stürzten und sich
weinend den Männern zu Füßen warfen. Sie baten flehentlich, sie selbst und ihre gemeinsamen Kinder nicht den Feinden zu einem
schrecklichen Tod auszuliefern, da ihre von Natur aus schwachen Kräfte sie an einer Flucht hinderten. (4) Als sie jedoch
sahen, daß die Männer bei ihrem Vorsatz blieben, weil in höchster Gefahr die Furcht kein Mitleid kennt, begannen sie zu
schreien und den Römern die bevorstehende Flucht anzuzeigen. (5) Hierdurch erneut in Schrecken versetzt, fürchteten die
Gallier, die römische Reiterei werde die Wege besetzen, und gaben ihr Vorhaben auf. kkk27 (1) Am nächsten Tag ließ Caesar
einen Turm vorschieben und die Belagerungswerke vollenden, die er hatte bauen lassen. Plötzlich brach ein heftiger Regen los.
Caesar bemerkte, daß die Wachen auf der Mauer infolgedessen weniger vorsichtig verteilt waren. Da befahl er seinen Soldaten,
ihre Arbeiten auch etwas zu verzögern, weil er das Unwetter für sehr geeignet hielt, um einen Überraschungsangriff
durchzuführen. Er gab den Soldaten die notwendigen Befehle (2) und ließ die Legionen sich in den Laufgängen insgeheim zum
Kampf bereitmachen. Dann ermahnte er sie, sich nach so großen Anstrengungen endlich die Früchte des Sieges zu holen. Den
Soldaten, die als erste die Mauern erstiegen, versprach er eine Belohnung und gab dann das Zeichen zum Angriff. (3) Von allen
Seiten brachen sie hervor und besetzten schnell die ganze Mauer. kkk28 (1) Dieses unerwartete Ereignis versetzte die Feinde
so in Schrecken, daß sie sich von der Mauer und den Türmen vertreiben ließen; sie stellten sich daher auf dem Marktplatz und
auf etwas größeren freien Plätzen keilförmig auf, entschlossen, dem Feind in einer richtigen Schlacht bis zum Ende Widerstand
zu leisten, wenn er ihnen irgendwo entgegentrete. (2) Als sie jedoch bemerkten, daß niemand auf die freien Plätze
herunterkäme die Römer sich vielmehr rings auf der ganzen Mauer verteilten, fürchteten sie, es werde ihnen damit jede
Hoffnung auf ein Entkommen genommen. Sie warfen ihre Waffen weg und versuchten alle zusammen, in einem Anlauf die
entlegensten Teile der Stadt zu erreichen; (3) da sie sich auf Grund der engen Toreingänge selbst im Weg standen, töteten
unsere Soldaten dort einen Teil von ihnen, während unsere Reiter andere, die schon aus den Toren hinausgelangt waren,
niedermachten. (4) Niemand kümmerte sich um Beute. Der Mord in Cenabum und die anstrengende Belagerungsarbeit hatten unsere
Soldaten so erregt, daß sie nicht einmal Greise, Frauen und Kinder schonten. (5) Von der ganzen Bevölkerung, deren Zahl etwa
40000 betragen hatte, konnten am Ende kaum 800, die beim ersten Kampfeslärm aus der Stadt geflohen waren, unversehrt zu
Vercingetorix entkommen. (6) In tiefer Nacht nahm er die Flüchtigen in aller Stille auf, weil er fürchtete, daß ihr
Zusammenströmen das Mitleid der Menge erregen und im Lager einen Aufstand verursachen würde. Er sorgte daher dafür, daß seine
Freunde und die fahrenden Männer der Stämme sich schon fern vom Lager auf dem Weg verteilten, um die Flüchtigen nach Gruppen
zu sondern und zu ihren Stammesgenossen zu bringen, je nachdem, welcher Bereich des Lagers einem der Stämme zugewiesen worden
war. kkk29 (1) Am folgenden Tag berief Vercingetorix eine Versammlung ein, in der er sie beruhigte und aufforderte, den Mut
nicht allzusehr sinken und sich durch die Niederlage nicht aus der Fassung bringen zu lassen. (2) Die Römer hätten nicht auf
Grund ihrer Tapferkeit und nicht in einer offenen Schlacht gesiegt, sondern durch eine List und mit Hilfe ihrer Kenntnisse
der Belagerungstechnik, worin sie selbst ganz unerfahren seien. (3) Wer etwa im Krieg erwarte, daß alles glücklich ausgehe,
irre sich. (4) Er selbst sei nie dafür gewesen, Avaricum zu verteidigen; das könnten sie selbst bezeugen. Es sei dagegen der
mangelnden Voraussicht der Bituriger und dem allzu bereitwilligen Nachgeben der übrigen zuzuschreiben, daß sie diese Nieder4e
erlitten hätten. (5) Freilich werde er das schnell durch bedeutendere Siege wiedergutmachen. (6) Denn er werde energisch
dafür sorgen, daß sich ihnen auch die Stämme anschlossen, die noch nicht auf der Seite der übrigen gallischen Stämme stünden,
und er werde für ganz Gallien ein einheitliches Vorgehen in diesem Krieg erreichen. Dieser geneigten Haltung könne dann nicht
einmal der gesamte Erdkreis widerstehen. Er habe dieses Ziel schon fast erreicht. (7) In der Zwischenzeit sei es nur billig,
von ihnen zu verlangen, daß sie sich im allgemeinen Interesse daranmachten, ihr Lager zu befestigen, um unvorhergesehene
Angriffe der Feinde leichter abwehren zu können. kkk30 (1) Diese Rede stieß bei den Galliern auf Zustimmung besonders
deshalb, weil Vercingetorix trotz einer so großen Niederlage nicht den Mut verloren hatte, weil er sich nicht verborgen hatte
und einem Auftreten vor der Menge nicht aus dem Weg gegangen war. (2) Gleichzeitig glaubten sie, er könne die Lage besser als
die anderen übersehen und im voraus beurteilen, weil er sich von Anfang an dafür eingesetzt hatte, Avaricum in Brand zu
stecken, später dann, es aufzugeben. (3) In dem Maße, wie Niederlagen sonst die Autorität des Feldherrn verringern, nahm sein
Ansehen ganz im Gegenteil infolge der erlittenen Niederlage von Tag zu Tag zu. (4) Seine Behauptung, die übrigen Stämme zum
Anschluß bewegen zu können, ließ gleichzeitig ihre Hoffnung steigen. Deshalb gingen die Gallier zu diesem Zeitpunkt zum
ersten Mal daran, ein befestigtes Lager zu errichten, und die Leute, die diese Arbeit doch nicht gewöhnt waren, erfüllte ein
solcher Eifer, daß sie glaubten, sie müßten sich allen Befehlen fügen und sie ausfahren. kkk31 (1) In nicht geringerem Maße,
als er es versprochen hatte, setzte Vercingetorix alles daran, die übrigen Stämme zum Anschluß zu bewegen, wobei er die
führenden Männer mit Geschenken und Versprechungen an sich zu locken suchte. (2) Unter ihnen wählte er die aus, die ihm für
sein Vorhaben geeignet erschienen. jeder von ihnen konnte durch schlaue Reden oder freundschaftliche Beziehungen besonders
leicht gewonnen werden. (3) Er sorgte dafür, daß die Leute, die nach dem Fall von Avaricum zu ihm zurückgeflohen waren,
wieder Waffen und Kleidung erhielten. (4) Um die verringerten Streitkräfte aufzufüllen, forderte er gleichzeitig von den
Stämmen die Stellung einer bestimmten Anzahl von Soldaten und gab an, weiche Zahl zu welchem Zeitpunkt in sein Lager zu
bringen sei. Außerdem ließ er alle Bogenschützen, die es in Gallien in überaus großer Zahl gibt, sammeln und zu sich kommen.
Durch diese Maßnahmen füllte er schnell die Verluste von Avaricum wieder auf. (5) In der Zwischenzeit traf Teutomatus, der
König der Nitiobroger, mit einer großen Zahl eigener und aus Aquitanien angeworbener Reiter bei ihm ein. Teutomatus' Vater
Ollovico hatte vom römischen Senat den Titel »Freund Roms« erhalten. kkk32 (1) Caesar blieb mehrere Tage in Avaricum, und da
er dort in den Besitz einer bedeutenden Menge von Getreide und anderen Versorgungsgütern kam, ließ er das Heer sich nach der
Anstrengung und der Entbehrung wieder erholen. (2) Da der Winter fast zu Ende war und die Jahreszeit selbst daher zur
Eröffnung des Krieges drängte, hatte er beschlossen, gegen den Feind zu ziehen, um zu versuchen, ihn aus den Sumpf und
Waldgebieten hervorzulocken oder durch eine Belagerung unter Druck zu setzen. Da kamen führende Männer der Haeduer als
Gesandte zu ihm mit der Bitte, dem Stamm in einer äußersten Notlage zu helfen: (3) Es bestehe höchste Gefahr, denn obwohl sie
seit alters her einen einzelnen Mann für das oberste Amt zu wählen pflegten, der dann für ein Jahr die königliche Gewalt
innehabe, gebe es jetzt zwei, die dieses Amt führten, und jeder von ihnen behaupte, er sei gemäß den Gesetzen gewählt worden.
(4) Der eine davon sei Convictolitavis, ein reicher und vornehmer junger Mann, der andere Cotus, der aus einer der ältesten
Familien stamme und selbst über bedeutende Macht und eine einflußreiche Verwandtschaft verfüge. Sein Bruder Valetiacus habe
im Jahr zuvor dasselbe Amt bekleidet. (5) Der gesamte Stamm stehe unter Waffen. Der Senat sei gespalten, und ebenso sei das
Volk in Clientelen des einen oder des anderen aufgeteilt. Wenn dieser Konflikt weitere Nahrung erhalte, werde es dahin
kommen, daß ein Teil des Stammes mit dem anderen kämpfe. Es hänge von seiner Umsicht und seinem Einfluß ab, daß dies nicht
eintrete. kkk33 (1) Caesar hielt es zwar für schädlich, Krieg und Feind aus den Augen zu lassen, wußte jedoch auch, wieviel
Schaden aus innenpolitischen Streitigkeiten gewöhnlich erwächst. Daher glaubte er, seine Aufmerksamkeit darauf richten zu
müssen, daß ein so großer und dem römischen Volk so eng verbundener Stamm, den er selbst immer unterstützt und mit
zahlreichen Auszeichnungen bedacht hatte, nicht zu Gewalt und Waffen griffe. Ebenso wollte er verhüten, daß der sich
unterlegen fühlende Stammesteil Hilfe von Vercingetorix hole. (2) Da es nach den Gesetzen der Haeduer den Inhabern des
höchsten Amtes nicht gestattet war, das Stammesgebiet zu verlassen, beschloß er, selbst zu den Haeduern aufzubrechen, um den
Anschein zu vermeiden, er habe in ihre Verfassung und ihre Gesetze eingegriffen. Er berief den gesamten Senat und die
Vertreter zerstreitenden Parteien zu sich nach Decetia . (3) Als sich dort fast der gesamte Stamm eingefunden hatte, wurde
Caesar darüber unterrichtet, daß bei einer heimlichen Zusammenkunft einiger weniger zu ungesetzlicher Zeit an einem
ungesetzlichen Ort ein Bruder von dem anderen als gewählt ausgerufen worden sei. Da die Gesetze es untersagten, daß zwei
Mitglieder einer Familie bei beider Lebzeiten zu Beamten gewählt würden, es auch streng verboten war, daß sie beide in dem
Senat saßen, zwang Caesar Cotus daher, die Herrschaft niederzulegen, und ordnete an, daß Convictolitavis, (4) der nach
Stammesbrauch in der beamtenlosen Zeit unter dem Vorsitz von Priestern gewählt worden war, das höchste Amt übernehmen solle.
kkk34 (1) Nach diesem Schiedsspruch forderte Caesar die Haeduer dringend auf, ihren Streit und die innenpolitischen
Gegensätze zu vergessen und alle diese Angelegenheiten hinten anzustellen, um sich ganz dem bevorstehenden Krieg zu widmen.
Nach der endgültigen Niederwerfung Galliens dürften sie von ihm die Belohnungen erwarten, die sie verdient hätten. Jetzt
sollten sie ihm rasch ihre ganze Reiterei und 10000 Fußsoldaten schicken, die er zur Sicherung des Getreidenachschubs an
verschiedenen Stellen einsetzen wolle. Er teilte sein Heer in zwei Teile. (2) Vier Legionen übergab er Labienus, der sie in
das Gebiet der Senonen und Parisier führen sollte, er selbst zog mit sechs Legionen am Fluß Elaver entlang ins Gebiet der
Arverner in Richtung auf die Stadt Gergovia. Einen Teil der Reiterei wies er Labienus zu, während er selbst den Rest bei sich
behielt. (3) Als Vercingetorix dies bekannt wurde, ließ er alle Brücken über den Fluß abbrechen und setzte sich am anderen
Ufer in Marsch. kkk35 (1) Als jedes der beiden Heere in Sichtweite des anderen gekommen war und die Lager fast unmittelbar
einander gegenüber errichtet wurden, schickte Vercingetorix Kundschaftet aus, um verhindern zu können, d7aß die Römer
irgendwo eine Brücke schlügen, um die Truppen überzusetzen. Diese Lage stellte Caesar vor große Schwierigkeiten, denn es
bestand die Gefahr, daß der Fluß ihn einen großen Teil des Sommers am Übergang hinderte, da der Elaver gewöhnlich nicht vor
dem Herbst auf einer Furt überschritten werden kann. (2) Um das zu umgehen, errichtete er sein Lager an einer bewaldeten
Stille in der Nähe einer der Brücken, die Vercingetorix hatte einreißen lassen, und blieb am folgenden Tag mit zwei Legionen
dort heimlich zurück. (3) Wie gewohnt schickte er die übrigen Truppen mit dem gesamten Troß voraus und zog einige Cohorten so
auseinander, daß es schien, als seien die Legionen vollzählig. (4) Er gab ihnen den Befehl, so weit wie möglich vorzurücken.
Sobald er aus der Tageszeit schloß, sie seien am Lagerplatz angekommen, begann er, mit den Pfählen, deren unterer Teil
unbeschädigt geblieben war, die Brücke wiederherzustellen. (5) Diese Arbeit wurde schnell vollendet, so daß Caesar die
Legionen übersetzen konnte. Er wählte eine geeignete Stelle für das Lager aus und rief die übrigen Truppen zurück. (6) Als
Vercingetorix davon erfuhr, zog er in Eilmärschen voraus, um nicht gegen seinen Willen zu einer Schlacht gezwungen zu werden.
kkk36 (1) Nachdem er unterwegs fünfmal gelagert hatte, erreichte Caesar von hier aus Gergovia, wo es noch an demselben Tag zu
einem leichten Reitergefecht kam. Dann besichtigte Caesar die Lage der Stadt. Da sie auf einem sehr hohen Berg lag und daher
von allen Seiten nur schwer zugänglich war, gab Caesar den Gedanken an einen Sturmangriff auf und beschloß, auch eine
Belagerung nicht früher zu beginnen, bis er eine reibungslose Getreideversorgung sicher gestellt hätte. (2) Vercingetorix
hatte sein Lager in der Nähe der Stadt auf dem Stadtberg errichtet und um sich herum die Truppen der einzelnen Stämme jeweils
gesondert in einigem Abstand lagern lassen. Da er trotzdem alle Erhebungen dieses Gebirgszuges, die Einblick in die Ebene
gewährten, besetzt hatte, bot sein Heer einen schreckenerregenden Anblick. (3) Die Führer der einzelnen Stämme, die er zur
Beratung des Kriegsplans ausgesucht hatte, ließ er jeden Morgen zu sich kommen, sei es, dass es geboten schien, sich über
eine Maßnahme zu verständigen oder auch sie durchzuführen. (4) In der Regel ließ er keinen Tag verstreichen, an dem er nicht
Reiter im Verein mit Bogenschützen kämpfen ließ, um den Mut und die Tapferkeit jedes seiner Soldaten auf die Probe zu
stellen. (5) In der Umgebung der Stadt befand sich unmittelbar an den Ausläufern des Gebirges eine Anhöhe, die hervorragend
geschätzt war und nach allen Seiten hin steil abfiel. Es sah aus, als könnten unsere Soldaten dem Feind einen großen Teil der
Wasser und Futtey7,ufuhr abschneiden, wenn es ihnen gelänge, sich dort festzusetzen. (6) Die Feinde hielten diese Stelle
jedoch mit einer wenn auch nicht allzu starken Schutztruppe besetzt. (7) Dessen ungeachtet brach Caesar in der Stille der
Nacht aus dem Lager auf, und ehe noch aus der Stadt Unterstützung kommen konnte, hatte er die Wachmannschaft vertrieben und
die Anhöhe in seine Gewalt gebracht. Er legte zwei Legionen dorthin und ließ einen doppelten Graben von zwölf Fuß vom
Hauptlager zu dem kleineren führen, damit die Soldaten auch einzeln sicher vor einem feindlichen Angriff hin- und
zurückgelangen konnten. kkk37 (1) Während dieser Ereignisse bei Gergovia hatten die Arverner den Haeduer Convictolitavis, dem
Caesar, wie oben berichtet, das oberste Amt in seinem Stamm zugesprochen hatte, mit Bestechungsgeld zum Aufstand veranlaßt,
so daß er sich mit einigen jungen Männern besprach, an deren Spitze sich Litaviccus und seine Brüder befanden, junge Männer
aus sehr einflußreicher Familie. (2) Convictolitavis teilte das Geld mit ihnen und forderte sie auf, sich daran zu erinnern,
daß sie frei seien und zur Herrschaft geboren. (3) Der Stamm der Haeduer sei der einzige, der noch einem sicheren Sieg
Galliens im Weg stehe. Nur auf Grund seines maßgebenden Beispiels hielten sich die übrigen Stämme zurück. Wenn er die Seite
wechsle, hätten die Römer nicht einen einzigen Stützpunkt mehr in Gallien. (4) Zwar habe ihm Caesar einige Male Unterstützung
gewährt, freilich aus dem Grund weil er die gerechtere Sache vertreten habe. Es sei ihm jedoch wichtiger, zur gemeinsamen
Freiheit beizutragen. (5) Warum kämen die Haeduer zu Caesar, um ihn über ihre Verfassung und ihre Gesetze entscheiden zu
lassen, und nicht eher umgekehrt die Römer zu den Haeduern? (6) Durch die Worte des regierenden Mannes und durch die
Geldspenden ließen sich die jungen Männer rasch verleiten, offen zu erklären, sie würden seinen Plan maßgeblich fördern. Sie
fragten sich allerdings, wie sie vorgehen sollten, da sie nicht glaubten, darf man den Stamm dazu bringen könne, leichtfertig
einen Krieg anzufangen. (7) Es wurde beschlossen, Litaviccus den Befehl über die 10000 zu übertragen, die Caesar für die
Kriegführung geschickt werden sollten. Er erhielt den Auftrag, sie auf dem Marsch zu führen. Gleichzeitig sollten seine
Brüder zu Caesar vorausreiten. Sie setzten auch die übrigen Maßnahmen fest, die ein planvolles Vorgehen gebot. kkk38 (1)
Litaviccus übernahm das Heer und war etwa 30 Meilen von Gergovia entfernt, als er die Soldaten überraschend zusammenrief und
unter Tränen sagte: >>Wohin ziehen wir, Soldaten? (2) Unsere ganze Reiterei, unser ganzer Adel ist untergegangen. Eporedorix
und Viridomarus, führende Männer unseres Stammes, wurden wegen angeblichen Verrats angeklagt und von den Römern ohne
Gerichtsverhandlung umgebracht. (3) Das könnt ihr von denen erfahren, die dem Gemetzel entkommen sind. Denn der Schmerz über
den Tod meiner Brüder und meiner gesamten Verwandten hindert mich daran zu berichten, was vorgefallen ist. (4) Man führte die
Leute vor, denen er erklärt hatte, was sie sagen sollten. Sie legten der Menge das gleiche dar, was Litaviccus berichtet
hatte: Alle Reiter der Haeduer seien umgebracht worden, (5) weil sie Gespräche mit den Arvernern geführt haben sollten. Sie
selbst hätten sich in der Menge der Soldaten verborgen und seien mitten aus dem Gemetzel entflohen. (6) Die Haeduer erhoben
daraufhin ein Geschrei und beschworen Litaviccus, ihnen zu helfen. Er erwiderte: >>Als ob man da noch überlegen müßte!
Vielmehr müssen wir rasch nach Gergovia marschieren und uns mit den Arvemern vereinigen. (7) Oder zweifelt ihr daran, daß die
Römer nicht schon dabei sind, auch uns umzubringen, nachdem sie dieses schreckliche Verbrechen zugelassen haben? (8) Wenn wir
also noch eine Spur von Mut haben, dann laßt uns den Mord an den Stammesgenossen verfolgen, die auf unwürdigste Weise
umgekommen sind, und laßt uns diese Räuber töten! Dabei wies er auf die römischen Bürger, die sich im Vertrauen auf seinen
Schutz in seiner Begleitung befanden. (9) Gleich darauf ließ er ihnen eine große Menge von Getreide und Versorgungsgütem
entreißen und sie unter grausamen Foltern töten. (10) Dann sandte er Boten im gesamten Gebiet der Haeduer umher und beharrte
auf seiner Lüge über den Mord an den Reitern und dem Adel. Er forderte sie dringend auf, sich seinem Vorgehen anzuschließen
und das erlittene Unrecht, ähnlich wie er, zu rächen. kkk39 (1) Der Haeduer Eporedorix war ein junger Mann von sehr vornehmer
Familie und besaß bedeutende Macht in seinem Stamm. Er war zwar gleich alt und gleich beliebt wie Viridomarus, jedoch ganz
verschiedener Herkunft, denn Caesar hatte Viridomarus, den ihm Diviciacus anvertraut hatte, aus einer niederen Stellung zu
höchstem Adel gebracht. Beide waren, von Caesar persönlich angefordert, zusammen mit der Reiterei eingetroffen. (2) Sie
kämpften untereinander um den Vorrang, der eine war in dem Konflikt um die Wahl des Stammesoberhauptes mit allen Mitteln für
Convictolitavis, der andere für Cotus eingetreten. (3) Als von diesen beiden Eporedorix den Plan des Litaviccus erfuhr,
hinterbrachte er ihn etwa um Mitternacht Caesar; er bat ihn, nicht zuzulassen, daß sein Stamm auf Grund unsinniger Pläne
junger Männer die Freundschaft des römischen Volkes verrate. Er möge bedenken, daß das eintreten werde, wenn sich so viele
tausend Männer dem Feind anschlossen, denn ihr Wohlergehen könnten ihre Verwandten nicht außer acht lassen, und der Stamm
insgesamt müsse dieser Tatsache großes Gewicht beimessen. kkk40 (1) Diese Mitteilung versetzte Caesar in große Bestürzung,
weil er den Stamm der Haeduer immer besonders wohlwollend behandelt hatte. Ohne einen Augenblick zu zögern, ließ er vier
kampfbereite Legionen und die gesamte Reiterei aus dem Lager ausrücken. (2) In einem solchen Augenblick blieb auch keine Zeit
mehr, das Lager zusammenrücken zu lassen, da alles von einem schnellen Vorgehen abzuhängen schien. Zum Schutz der Lager ließ
er C. Fabius mit zwei Legionen zurück. (3) Als er Befehl gegeben hatte, die Brüder des Litaviccus zu ergreifen, erfuhr er,
daß sie kurz zuvor zum Feind geflohen waren. (4) Daraufhin feuerte er die Soldaten an, sich zu diesem kritischen Zeitpunkt
nicht durch die Anstrengungen eines Marsches beeindrucken zu lassen. Sie zeigten alle den größten Eifer, so daß das Heer der
Haeduer nach einem Marsch von 25 Meilen schon in Sicht kam. Caesar sandte die Reiterei dorthin, um sie anzuhalten und ihren
weiteren Vormarsch zu verhindern, wobei er allen verbot, einen Haeduer zu töten. (5) Gleichzeitig befahl er Eporedorix und
Viridomarus, von denen die Haeduer annahmen, sie seien tot, sich zu den Reitern zu gesellen und ihre Landsleute anzusprechen.
(6) Als man sie erkannte und damit den Betrug des Litaviccus durchschaute, begannen die Haeduer, ihre Hände hochzustrecken
und Zeichen ihrer Kapitulationsbereitschaft zu geben. Gleichzeitig warfen sie ihre Waffen weg und baten um ihr Leben. (7)
Litaviccus floh mit seinen Clienten nach Gergovia. Für Clienten ist es nach gallischer Sitte ein Frevel, selbst Im größten
Unglück ihren Patron zu verlassen . kkk41 (1) Caesar schickte Boten an den Stamm der Haeduer, die ihnen vor Augen führen
sollten, daß sie nur durch seine Nachsicht gerettet worden seien, da er sie ja nach dem Kriegsrecht hätte töten können.
Nachdem er das Heer in der Nacht drei Stunden hatte ausruhen lassen, brach er wieder nach Gergovia auf. (2) Auf halber
Strecke etwa kamen ihm Reiter entgegen, die Fabius geschickt hatte, um mitzuteilen, in weicher Gefahr er sich befunden habe.
Sie berichteten, das Lager sei von einem riesigen Heer bestürmt worden, und da des öfteren neue feindliche Soldaten die
erschöpften abgelöst hätten, sei es ihnen gelungen, unsere Soldaten durch die ständige Anstrengung zu ermüden, denn wegen der
Größe des Lagers hätten immer dieselben auf dem Wall ausharren müssen. (3) Viele seien auf Grund einer erdrückenden Zahl von
Pfeilen und jeder Art von Wurfgeschossen verwundet worden. Bei der Abwehr seien die Wurfmaschinen von großem Nutzen gewesen.
(4) Nach dem Abzug der Feinde habe Fabius zwei Tore offen angehalten, lasse die übrigen verrammeln und den Wall mit
Brustwehren verstärken. Für den folgenden Tag bereite er sich auf ähnliche Angriffe vor. (5) Als dies bekannt wurde,
strengten sich die Soldaten aufs äußerste an, so daß Caesar noch vor Sonnenaufgang im Lager ankam. kkk42 (1) Während dieser
Ereignisse bei Gergovia hatten die Haeduer die ersten Berichte des Litaviccus empfangen, doch ließen sie sich keine Zeit, die
Nachrichten zu überprüfen. (2) Die einen trieb die Habsucht an, die anderen Zorn und Verwegenheit sie sind diesem
Menschenschlag in höchstem Maße angeboren -, so daß sie Gerüchten folgend das Ganze für unumstößlich sicher hielten. (3)
Daher plünderten sie das Vermögen der römischen Bürger, ermordeten sie oder verschleppten sie in die Sklaverei. (4)
Convictolitavis förderte diese Wendung der Dinge zum Schlimmeren und trieb das Volk zur Raserei, um zu erreichen, daß es sich
schämte, wieder vernünftig zu werden, nachdem es einmal die Verbrechen hatte geschehen lassen. (5) Sie veranlaßten den
Militärtribun M. Aristius, der auf dem Weg zu seiner Legion war, die Stadt Cavillonum zu verlassen, und garantierten ihm
seine Sicherheit. Die Leute, die sich dort niedergelassen hatten, um Handel zu treiben, zwangen sie, dasselbe zu tun. (6) Auf
ihrem Weg griffen sie sie jedoch ständig an und beraubten sie ihres gesamten Gepäcks. Als die Römer Widerstand leisteten,
drängten sie sie einen Tag und eine Nacht lang. Nachdem es auf beiden Seiten viele Tote gegeben hatte, riefen die Haeduer
noch mehr Leute zu den Waffen. kkk43 (1) Inzwischen traf die Nachricht ein, alle ihre Soldaten befänden sich in Caesars
Gewalt. Daraufhin stürzten die Haeduer zu Aristius, um zu erklären, daß nichts auf öffentlichen Beschluß hin geschehen sei.
Gleichzeitig beschlossen sie, eine Untersuchung über das geplünderte Vermögen der Römer anzustellen. (2) Sie zogen die Habe
von Litaviccus und seinen Brüdern zu öffentlichem Verkauf ein und schickten Gesandte an Caesar, um sich zu rechtfertigen. (3)
Dies taten sie, um ihre Stammesgenossen wieder frei zu bekommen. Da sie sich jedoch einerseits ihres Verbrechens wohl bewußt
waren, andererseits ihr Gewinn aus den erbeuteten Gütern sie voreingenommen machte an der Plünderung hatten besonders viele
teilgenommen -, da sie zudem in höchste Furcht vor der Strafe versetzt waren, gingen sie daran, heimlich den Krieg
vorzubereiten, und hetzten die übrigen Stämme durch Gesandtschaften auf. (4) Obwohl Caesar dies genau wußte, sprach er
dennoch mit den Gesandten, so milde er konnte: Er wolle wegen der Dummheit und Unbesonnenheit der Menge kein allzu hartes
Urteil über den Stamm insgesamt fällen, auch werde dadurch sein Wohlwollen gegenüber den Haeduern nicht beeinträchtigt. (5)
Da er einen größeren Aufstand in Gallien erwartete, überlegte er, wie er sich, um nicht von allen Stämmen eingekreist zu
werden, von Gergovia zurückziehen und das Gesamtheer wieder vereinigen könne, (6) ohne daß sein Abzug aussähe, als entspringe
er der Furcht vor einem Aufstand, und ohne daß er einer Flucht gliche. kkk44 (1) Während dieser Überlegungen schien sich ihm
eine Gelegenheit zu einem erfolgreichen Handstreich zu bieten. Denn als er in das kleinere Lager kam, um die Schanzarbeiten
zu besichtigen, bemerkte er, daß die Anhöhe, die die Feinde besetzt hielten, so daß man sie an den vergangenen Tagen infolge
der Ansammlung von Soldaten kaum hatte sehen können, von Menschen entblößt war. (2) Verwundert fragte Caesar Überläufer, die
täglich in großer Zahl zu ihm strömten, nach der Ursache. (3) Sie erklärten übereinstimmend, was Caesar auch schon durch
Späher bekannt geworden war, daß die Rückseite des Gebirgszuges fast eben, jedoch bewaldet und schwer zugänglich sei. (4)
Dort befinde sich ein Zugang zu dem anderen Teil der Stadt. Die Feinde befänden sich in großer Sorge um diese Stelle und
glaubten nichts anderes, als daß sie sich, wenn sie nach Besetzung des einen Hügels durch die Römer auch den zweiten
verlören, fast ringsum eingeschlossen und von jeder Verbindung nach draußen und der Möglichkeit, Futter zu holen,
abgeschnitten sähen. (5) Daher habe Vercingetorix alle herbeigerufen, um diese Stelle zu befestigen. kkk45 (1) Als Caesar
dies erfahren hatte, schickte er um Mitternacht einige Reitereinheiten ebendorthin und befahl ihnen, unter größerem Lärm als
gewöhnlich überall dort umherzustreifen. (2) Bei Tagesanbruch ordnete er an, eine große Zahl von Packpferden und Mauleseln
aus dem Lager herauszuführen und ihnen die Packsättel abzunehmen. Die Maultiertreiber sollten sich dann mit Metallhelmen das
Aussehen von Reitern geben und sich auch so verhalten, während sie über die Hügel um die Stadt herumritten. (3) Er gab ihnen
einige wenige Reiter mit, die, um die Feinde aufmerksam zu machen, weiter umherstreifen sollten. Sie alle sollten nach seinem
Befehl in einem weiten Bogen in dieselbe Gegend vorrücken. (4) Da man von Gergovia aus ins Lager hinabblicken konnte, wurde
dieses Unternehmen aus der Stadt von fern beobachtet, doch war es bei einer so großen Entfernung nicht möglich, mit
Sicherheit auszumachen, was eigentlich geschah. (5) Caesar sandte eine Legion in Richtung auf denselben Gebirgszug, ließ sie
nach einer kurzen Strecke anhalten und sich unterhalb der Anhöhe im Wald verbergen. (6) Die Gallier schöpften immer mehr
Verdacht und überführten ihre gesamten Truppen zu Befestigungsarbeiten dorthin. (7) Als Caesar bemerkte, daß das Lager der
Feinde leer war, ließ er die Soldaten ihre militärischen Abzeichen verdecken und die Feldzeichen verbergen. Damit in der
Stadt nichts bemerkt würde, brachte er die Soldaten einzeln aus dem größeren in das kleinere Lager und gab den Legaten, die
er an die Spitze der einzelnen Legionen gestellt hatte, an, was sie tun sollten. (8) Er ermahnte sie vor allem, die Soldaten
zusammenzuhalten und zu verhindern, daß sie im Kampfeseifer oder aus Beutegier zu weit verstießen. (9) Er führte ihnen vor
Augen, welche Nachteile das ungünstige Gelände in sich berge. Nur durch Schnelligkeit könne man diesen Nachteil aufwiegen. Es
handele sich hier um eine günstige Gelegenheit, nicht um eine regelrechte Schlacht. (10) Nach diesen Darlegungen gab er das
Zeichen zum Aufbruch und schickte zur gleichen Zeit von rechts die Haeduer auf eine in anderen Aufstiegsweg vor.
kkk46 (1) Die Stadtmauer war von der Ebene und dem Fuß des Berges in gerader Linie 1200 Schritt weit entfernt, wenn man von
den Krümmungen des Weges absah. (2) Die Kurven, die den Aufstieg erleichtern sollten, bedeuteten aber eine Verlängerung der
Marschstrecke. (3) Die Gallier hatten etwa auf halber Höhe, der Beschaffenheit des Berges folgend, eine sechs Fuß hohe
Absperrung.. aus großen Felsblöcken in Längsrichtung angelegt, um den Ansturm unserer Soldaten aufzuhalten. Während sie den
unteren Bereich des Hügels ganz freigelassen hatten, war der obere Teil bis zur Stadtmauer mit äußerst dicht
beieinanderliegenden Lagern bedeckt. (4) Auf das Zeichen zum Angriff hin drangen unsere Soldaten schnell bis zur Mauer vor,
überschritten sie und nahmen drei Lager ein. (5) Die Geschwindigkeit, mit der sie die Lager eroberten, war so groß, daß der
König der Nitiobroger, Teutomatus, plötzlich in seinem Zelt bedrängt wurde, wohin er sich um die Mittagszeit zur Ruhe begeben
hatte. Mit nacktem Oberkörper, auf einem verwundeten Pferd, konnte er sich kaum noch den Händen der plündernden Soldaten
entreißen. kkk47 (1) Als Caesar sein Vorhaben plangemäß durchgeführt hatte, ließ er zum Rückzug blasen und hielt durch Rufen
die 10. Legion an, bei der er sich befand; (2) die Soldaten der übrigen Legionen hörten zwar den Klang der Tuba nicht, weil
eine recht große Schlucht dazwischenlag, doch wurden sie gemäß Caesars Befehl von den Militärtribunen und Centurionen
zurückgehalten. (3) Da sie aber die Hoffnung auf einen schnellen Sieg, die Flucht der Feinde und die Erfolge der letzten Zeit
beflügelten, glaubten sie, es gebe keine Schwierigkeit, die sie nicht mit ihrer Tapferkeit überwinden könnten. Sie hielten
daher nicht eher in der Verfolgung inne, bis sie in die Nähe der Mauern und Tore der Stadt gelangt waren. (4) Da aber erhob
sich in allen Teilen der Stadt ein Geschrei, und da die Einwohner der etwas weiter entfernten Stadtbezirke, die durch den
plötzlichen Aufruhr in Schrecken versetzt wurden, glaubten, der Feind befinde sich schon innerhalb der Stadtmauern, stürzten
sie aus der Stadt hinaus. (5) Die Frauen warfen von der Mauer Kleider und Silber herab, beugten sich mit entblößter Brust
hinüber, streckten die Hände aus und beschworen die Römer, sie zu verschonen und nicht, wie sie es bei Avaricum getan hätten,
selbst vor Frauen und Kindern keinen Halt zu machen. (6) Einige ließen sich sogar an den Händen von der Mauer herab und
lieferten sich den Soldaten aus. (7) Von L. Fabius, einem Centurio der 8. Legion, wußte man, daß er an diesem Tag seinen
Soldaten gegenüber gesagt hatte, die Belohnungen nach der Eroberung Avaricums trieben ihn an, und er werde nicht zulassen,
daß jemand vor ihm die Mauer ersteige. Er gewann drei Soldaten aus seinem Manipel und erklommen mit ihrer Unterstützung die
Mauer, woraufhin er wiederum jeden einzelnen von ihnen packte und auf die Mauer heraufzog. kkk48 (1) Die Feinde, die sich,
wie oben erwähnt, an der anderen Seite der Stadt angesammelt hatten, um die Mauer zu verstärken, hatten zunächst das Geschrei
vernommen und wurden dann auch noch dadurch in Aufregung versetzt, daß ihnen ununterbrochen Boten mitteilten, die Römer seien
schon im Besitz der Stadt. Infolgedessen sandten sie die Reiterei voraus und marschierten im Eilschnitt dorthin. (2) Wo jeder
gerade ankam, stellte er sich am Fuß der Mauer auf und verstärkte die Zahl der Verteidiger. (3) Als ihre Zahl bedeutend
angewachsen war, begannen die Frauen, die kurz zuvor den Römern von der Mauer herab die Hände entgegengestreckt hatten, um
die Ihren zu beschwören. Sie zeigten sich ihnen nach gallischer Sitte mit aufgelöstem Haar und stellten ihre Kinder vor sich
hin. (4) Weder vom Gelände noch von der Zahl herhalten die Römer im Kampf die gleichen Vorteile. Da sie durch den Lauf und
den langen Kampf völlig ermüdet waren, hielten sie nur mit Mühe den frischen und unverbrauchten feindlichen Kräften stand.
kkk49 (1) Als Caesar sah, daß der Kampf auf so ungünstigem Gelände stattfand und die Zahl der feindlichen Truppen sich
ständig vermehrte, ergriff ihn Sorge um seine Soldaten, so daß er dem Legaten T. Sextius, den er zum Schutz des kleineren
Lagers zurückgelassen hatte, Nachricht schickte, er solle rasch die Cohorten aus dem Lager führen und am Fuß des
Gergoviaberges rechts vom Feind in Stellung gehen. (2) Sobald er sähe, daß unsere Soldaten aus ihrer Position vertrieben
würden, solle er den Feind überraschend in Schrecken versetzen, um zu verhindern, daß dieser bedenkenlos die Verfolgung
aufnehme. (3) Er selbst rückte mit der 10. Legion.. aus der Stellung vor, wo er haltgemacht hatte, und wartete den Ausgang
des Kampfes ab. kkk50 (1) Während man in erbittertem Handgemenge kämpfte, wobei die Feinde auf das Gelände und ihre Zahl,
unsere Soldaten auf ihre Tapferkeit vertrauten, erschienen Plötzlich die Haeduer auf unserer offenen Flanke. Caesar hatte sie
auf einem anderen Aufstiegsweg von der rechten Seite her hinaufgeschickt, um die feindlichen Scharen zu zersplittern. (2) Da
sie jedoch ähnlich bewaffnet waren wie die Feinde, erschreckten sie unsere Soldaten heftig, und obwohl diese bemerkten, daß
die Haeduer die rechte Schulter, wie es stets als Erkennungszeichen vereinbart worden war, entblößt hatten, hielten unsere
Soldaten gerade dies für einen Täuschungsversuch der Feinde. (3) Im gleichen Augenblick stürzten die Feinde den Centurio L.
Fabius und die Soldaten, die mit ihm auf die Mauer gestiegen, jedoch eingekreist und getötet worden waren, von der Mauer
herab. (4) M. Petronius, ein Centurio derselben Legion, hatte versucht, die Tore zu sprengen, war jedoch von der Überzahl der
Feinde so bedrängt worden, daß er, schon schwer verwundet, die Hoffnung auf Rettung aufgab und den Soldaten seines Manipels,
die ihm gefolgt waren, zurief: >>Da ich mich und euch nicht gleichzeitig retten kann, will ich doch wenigstens für euch
sorgen, denn ich habe euch aus Ruhmgier in diese Gefahr gebracht. Sorgt für euch, während ihr noch Gelegenheit dazu habt. (5)
Gleichzeitig warf er sich mitten in die Feinde, tötete zwei und drängte die übrigen für kurze Zeit von dem Tor zurück. (6)
Als seine Soldaten versuchten, ihm zu helfen, rief er: >>Ihr versucht vergeblich, mein Leben zu retten, denn mein Blut und
meine Kräfte verlassen mich. Fort also, solange es noch möglich ist, zieht euch zur Legion zurück. So fiel er kurz darauf im
Kampf, rettete aber seine Soldaten. kkk51 (1) Da unsere Soldaten von allen Seiten bedrängt wurden, trieben die Feinde sie
schließlich aus ihrer Stellung den Abhang hinunter. Dabei verloren wir 46 Centurionen. Die 10. Legion hielt allerdings die
Gallier auf, die die Soldaten ungestüm verfolgten. Sie hatte sich auf etwas günstigerem Gelände auf gestellt, um Hilf e
leisten zu können, (2) und wurde ihrerseits von den Cohorten der 13. Legion aufgefangen, die mit dem Legaten T. Sextius aus
dem kleineren Lager herangerückt war und eine etwas höher gelegene Stelle besetzt hatte. (3) Sobald die Legionen die Ebene
erreichten, machten sie Front gegen die Feinde. (4) Vercingetorix führte daraufhin seine Soldaten vom Fuß der Anhöhe in die
Befestigungen zurück. Wir vermißten an diesem Tag nicht viel weniger als 700 Soldaten. kkk52 (1) Am folgenden Tag berief
Caesar eine Heeresversammlung ein und tadelte die Verwegenheit und den unbeherrschten Eifer der Soldaten: Sie hätten sich
nicht nur selbst ein Urteil darüber angemaßt, wohin man vorrücken und was man tun müsse, sie hätten auch auf das Signal zum
Rückzug hin nicht haltgemacht und sich von den Militärtribunen und Legaten nicht zurückhalten lassen. (2) Er stellte ihnen
vor Augen, welche Bedeutung ein ungünstiges Gelände haben könne. Er selbst habe das bei Avaricum erfahren. Obwohl er damals
die Feinde ohne Führer und ohne Reiterei überraschte, habe er auf den sicheren Sieg verzichtet, um nicht infolge des
ungünstigen Geländes beim Kampf einen wenn auch noch so geringen Verlust hinnehmen zu müssen. (3) Sosehr er auch die Größe
ihres Mutes bewundere, den weder die Lagerbefestigung noch der steil ansteigende Berg, noch die Stadtmauer habe aufhalten
können, sosehr müsse er andererseits ihre Disziplinlosigkeit und Anmaßung verurteilen, da sie offenbar glaubten, den Sieg und
den Ausgang von Kämpfen besser im voraus beurteilen zu können als ihr Oberbefehlshaber. (4) Er halte bei einem Soldaten
Gehorsam und Disziplin nicht weniger für wünschenswert als Tapferkeit und Mut. kkk53 (1) Gegen Ende seiner Rede stärkte er
wieder die Zuversicht seiner Soldaten und sagte sie sollten aus diesem Anlaß nicht den Mut verlieren und nicht der Tapferkeit
des Feindes zurechnen, was auf das ungünstige Gelände zurückzuführen sei. Nach Schluß der Versammlung führte er die Legionen
aus dem Lager und stellte sie an einem geeigneten Platz in Schlachtordnung auf, da er noch genauso über einen Abzug dachte
wie vorher. (2) Weil Vercingetorix jedoch innerhalb der Mauern blieb und genausowenig auf das ebene Gelände herunterkam,
lieferten sich nur die Reiter ein kleines Gefecht, das für die Römer günstig ausging. Danach führte Caesar das Heer ins Lager
zurück. (3) Nachdem er auch am folgenden Tag so vorgegangen war, glaubte er, nun sei genug geschehen, um das Selbstbewußtsein
der Gallier zu schwächen und den Mut seiner Soldaten zu stärken. Daher verlegte er das Lager ins Gebiet der Haeduer. (4) Da
die Feinde nicht einmal die Verfolgung aufnahmen, konnte er am dritten Tag die Brücke über den Fluß Elaver wiederherstellen
und das Heer dort hinüberführen. kkk54 (1) Hier ließen sich die Haeduer Eporedorix und Viridomarus bei ihm melden, so daß
Caesar erfuhr, daß Litaviccus mit der gesamten Reiterei aufgebrochen war, um die Haeduer zum Aufstand zu bewegen. Es sei
nötig, daß sie selbst voranzögen, um den Stamm ruhig zu halten. (2) Obwohl Caesar die Treulosigkeit der Haeduer schon des
öfteren durchschaut hatte und glaubte, der Abfall des Stammes werde durch den Aufbruch der beiden nur beschleunigt, hielt er
es dennoch für falsch, sie zurückzuhalten, um nicht den Eindruck zu erwecken, er tue ihnen ein Unrecht an, und um nicht den
Verdacht zu erregen, er hege irgendwelche Befürchtungen. (3) Als die beiden Haeduer sich entfernten, legte er ihnen kurz
seine Verdienste gegenüber ihrem Stamm dar: Wie er sie als schwachen Stamm vorgefunden habe, auf ihre Städte zurückgeworfen,
ihres Landes beraubt, nachdem die Feinde ihnen alle Bundesgenossen genommen, Tribut auferlegt und sie gegen ihren Willen
höchst schmachvoll zur Stellung von Geiseln gezwungen hätten. (4) Wie er ihnen in der Folgezeit wieder zu Reichtum und Macht
verholfen habe, so daß sie nicht allein ihre frühere Stellung wieder eingenommen, sondern offensichtlich mehr Ansehen und
Einfluß als je zuvor besessen hätten. Mit diesen Hinweisen entließ er sie. kkk55 (1) Noviodunum war eine Stadt der Haeduer
und lag sehr günstig an den Ufern des Liger. (2) Caesar hatte alle Geiseln aus Gallien, das Getreide, die öffentlichen Gelder
und einen großen Teil seines eigenen Gepäcks und des Gepäcks seiner Soldaten hierherbringen lassen. (3) Auch eine große
Anzahl von Pferden, die für diesen Krieg in Italien und Spanien gekauft worden waren, hatte er hierhergeschickt. (4) Als
Eporedorix und Viridomarus in der Stadt eintrafen, erfuhren sie, wie die Situation ihres Stammes war. Bibracte, die Stadt der
Haeduer, die bei ihnen am meisten Ansehen besitzt, habe Litaviccus auf seiner Flucht vor den Haeduem aufgenommen, der oberste
Beamte, Convictolitavis, und ein größer Teil des Senats hätten sich bei ihm eingefunden, und man habe in staatlichem Auftrag
Gesandte an Vercingetorix geschickt, um über einen Friedens und Freundschaftsvertrag zu verhandeln. Eporedorix und
Viridomarus waren daraufhin der Ansicht, hier biete sich ein so großer Vorteil, daß man ihn nicht ungenutzt lassen dürfe. (5)
Sie brachten daher in Noviodunum die Wachtposten und die Leute um, die zu Handelszwecken oder auf der Durchreise dorthin
gekommen waren. (6) Ihr Geld und ihre Pferde teilten sie untereinander und sorgten dafür, daß die Geiseln der Stämme nach
Bibracte zu dem obersten Beamten gebracht wurden. (7) Da sie glaubten, die Stadt Noviodunum nicht halten zu können, steckten
sie sie in Brand, damit sie den Römern nicht mehr nützen könne. (8) Auf Schiffen brachten sie so viel von dem Getreide weg,
wie es in der Eile möglich war, das übrige verbrannten sie oder warfen es in den Fluß. (9) In eigener Verantwortung zogen sie
aus den angrenzenden Gebieten Truppen zusammen und gingen daran, an den Ufern des Liger Wachmannschaften und
Beobachtungsposten aufzustellen. Dann begannen sie, überall ihre Reiterei erscheinen zu lassen, um uns einzuschüchtern, all
dies in dem Versuch, die Römer vom Getreidenachschub abzuschneiden oder infolge der Versorgungsschwierigkeiten aus der
Provinz zu vertreiben. (10) Ihre Hoffnung auf Erfolg wurde durch die Tatsache bedeutend gestärkt, daß der Liger infolge des
Schneefalls angeschwollen war, so daß es unmöglich schien, den Fluß auf einer Furt zu überqueren. kkk56 (1) Als Caesar dies
bekannt wurde, hielt er Eile für angebracht, wenn er den Versuch zur Wiederherstellung der Brücke machen wollte, damit es
eher zum Kampf käme, als bis dort größere feindliche Streitkräfte zusammengezogen würden. (2) Denn seinen Plan zu ändern und
nach der Provinz umzukehren - was allerdings einige in ihrer Furcht für unvermeidlich hielten -, dagegen sprachen nicht nur
die damit verbundene Schmach und Würdelosigkeit sowie die schwierigen Wegverhältnisse und das vor ihm liegende
Cevennengebirge, sondern ganz besonders auch die große Befürchtung, daß dann Labienus und die Legionen, die er mit ihm
ausgesandt hatte, abgeschnitten wären. (3) Er bewältigte daher in ununterbrochenen Tag und Nachtmärschen eine bedeutende
Wegstrecke, so daß er wider alles Erwarten schnell zum Liger kam. (4) Die Reiter fanden eine Furt, die, gemessen an der
Dringlichkeit des Überganges, noch günstig war: Da der Fluß gerade noch Arme und Schultern der Soldaten freiließ, konnten sie
die Waffen über Wasser halten. Caesar verteilte die Reiter im Fluß, um dessen Gewalt zu brechen. Da die Feinde beim ersten
Anblick der Römer in Verwirrung gerieten, (5) setzte Caesar das Heer unversehrt über. Nachdem er auf den Feldern Getreide und
eine große Anzahl Vieh vorgefunden und damit die Vorräte des Heeres auf gefüllt hatte, setzte er sich in Richtung auf das
Gebiet der Senonen in Marsch. kkk57 (1) Während sich dies bei Caesar zutrug, ließ Labienus die Ersatztruppen, die kürzlich
aus Italien eingetroffen waren, zum Schutz des gesamten Trosses in Agedincum zurück und brach mit vier Legionen nach Lutecia
auf, einer Stadt der Parisier, die auf einer Insel der Sequana liegt. (2) Als sein Eintreffen bei den Feinden bekannt wurde,
sammelten sich starke Streitkräfte aus den angrenzenden Stämmen. (3) Den Oberbefehl erhielt der Aulercer Camulogenus, der
trotz seines hohen Alters wegen seiner hervorragenden Kenntnis des Militärwesens in diese samt berufen wurde. (4) Als dieser
bemerkt hatte, daß die Gegend aus einem ausgedehnten Sumpf bestand, der einen Abfluß in die Sequana hatte und diese Gegend
völlig unzugänglich machte, ging er dort in Stellung und machte sich bereit, unseren Soldaten den Übergang über den Sumpf zu
sperren. kkk58 (1) Labienus versuchte zunächst, Laufgänge vorzuschieben und den Sumpf mit Reisig und Erde auszufallen, um so
einen festen Weg anzulegen. (2) Nachdem er jedoch bemerkt hatte, daß die Durchführung dieses Vorhabens zu schwierig war,
verließ er um die 3. Nachtwache in aller Stille das Lager und gelangte auf demselben Weg, auf dem er gekommen war, nach
Metlosedum. (3) Dies ist eine Stadt der Senonen und liegt ebenso, wie wir es gerade von Lutecia berichteten, auf einer Insel
der Sequana. (4) Hier beschlagnahmte er etwa 50 Schiffe, ließ sie schnell miteinander verbinden und die Soldaten an Bord
gehen. Die Einwohner der Stadt, von denen ein großer Teil zum Krieg einberufen worden war, ergriff angesichts des
unerwarteten Ereignisses ein solcher Schrecken, daß sich Labienus der Stadt ohne Kampf bemächtigen konnte. (5) Nachdem er die
Brücke wiederhergestellt hatte, die die Feinde in den vergangenen Tagen abgerissen hatten, führte er sein Heer hinüber und
setzte sich stromabwärts in Richtung auf Lutecia in Marsch. (6) Als die Feinde durch Flüchtlinge aus Metlosedum hiervon
erfuhren, ordneten sie an, Lutecia in Brand zu stecken und die Brücken der Stadt abzubrechen. Sie selbst verließen das
Sumpfgelände und bezogen auf dem Ufer der Sequana, in der Gegend von Lutecia, Labienus gegenüber Stellung. kkk59 (1) Schon
verlautete, daß Caesar von Gergovia abgezogen sei. Gerüchte über den Abfall der Haeduer und einen erfolgversprechenden
Aufstand in Gallien wurden verbreitet. In Gesprächen versicherten die Gallier, Caesar sei vom Weg und vom Liger abgeschnitten
und der Mangel an Getreide habe ihn dazu gezwungen, in die Provinz zu marschieren. (2) Als die Bellovacer, die schon vorher
von sich aus vertragsbrüchig geworden waren, jetzt zusätzlich von dem Abfall der Haeduer erfuhren, gingen sie daran, Truppen
zu sammeln und offen zum Krieg zu rüsten. (3) Unter derartig veränderten Umständen sah Labienus ein, daß er einen ganz
anderen Plan verfolgen müsse, als er ihn ursprünglich im Sinne gehabt hatte; (4) er setzte sich nun nicht mehr das Ziel,
etwas zu erobern oder die Feinde zum Kampf zu reizen, sondern allein das Heer unversehrt nach Agedincum zurückzuführen. (5)
Denn von der einen Seite drohte der Stamm der Bellovacer, der in Gallien als besonders tapfer gilt, die andere Seite hielt
Camulogenus mit einem gut gerösteten und kampfbereiten Heer. Hinzu kam, daß ein mächtiger Strom die Legionen von der
Bewachungsmannschaft beim Troß trennte. (6) Als sich Labienus überraschend derart große Schwierigkeiten in den Weg stellten,
sah er, daß nur noch ein mutiges Vorgehen Hilfe versprach. kkk60 (1) Er berief daher gegen Abend einen Kriegsrat ein und
forderte die Teilnehmer auf, sorgfältig und energisch durchzufahren, was er anordnen würde. Dann teilte er die Schiffe, die
er aus Metlosedum mitgenommen hatte, jeweils einzeln römischen Rittern zu und befahl, nach der 1. Nachtwache in aller Stille
der Strömung folgend 4 Meilen flußaufwärts zu fahren und ihn dort zu erwarten. (2) Fünf Cohorten, die er für den Kampf am
wenigsten geeignet hielt, ließ er beim Lager als Bewachung zurück. (3) Die übrigen fünf Cohorten derselben Legion ließ er um
Mitternacht mit allem Gepäck unter großem Lärm flußaufwärts aufbrechen. (4) Gleichzeitig beschaffte er Kähne, schickte sie in
dieselbe Richtung und ließ sie geräuschvoll rudern. Kurz darauf zog er selbst in aller Stille mit drei Legionen aus dem Lager
und marschierte zu der Stelle, wo nach seinem Befehl die Schiffe landen sollten. kkk61 (1) Als unsere Soldaten dort ankamen,
überwältigten sie an dieser Stelle die feindlichen Späher, die am ganzen Fluß entlang verteilt standen, jedoch nichts gemerkt
hatten, weil plötzlich ein starker Sturm losgebrochen war. (2) Heer und Reiterei wurden unter Leitung der römischen Ritter,
denen Labienus diese Aufgabe übertragen hatte, schnell über den Fluß gesetzt. (3) Gegen Tagesanbruch wurde den Feinden
gemeldet, im Lager der Römer herrsche ungewöhnlicher Lärm und ein großer Heereszug bewege sich flußaufwärts, während man
ebendort auch Rudergeräusch vernehme. Fast gleichzeitig kam die Meldung, etwas weiter unterhalb würden Soldaten auf Schiffen
übergesetzt. (4) Auf diese Nachricht hin glaubten die Feinde, die Legionen gingen an drei Stellen über den Fluß, und rüsteten
sich, durch den Abfall der Haeduer in Schrecken versetzt, zur Flucht. Sie teilten daher auch ihre Truppen in drei Teile: (5)
Dem römischen Lager gegenüber wurde eine Wache zurückgelassen, eine kleine Schar, die so weit vorrücken sollte, wie die
Schiffe kämen, wurde in Richtung auf Metlosedum entsandt, die übrigen Truppen führten sie gegen Labienus. kkk62 (1) Bei
Tagesanbruch waren alle unsere Soldaten übergesetzt; gleichzeitig wurde die feindliche Front sichtbar. (2) Darauf feuerte
Labienus die Soldaten an, sich an ihre frühere Tapferkeit und den glücklichen Ausgang so vieler Kämpfe zu erinnern und sich
vorzustellen, Caesar selbst sei anwesend, unter dessen Führung sie so oft den Feind geschlagen hätten. Dann gab er das Signal
zum Kampf. (3) Beim ersten Aufeinanderprallen wurden die Feinde vom rechten Flügel, wo sich die 7. Legion aufgestellt hatte,
zurückgeworfen und in die Flucht geschlagen. (4) Den linken Flügel hielt die 12. Legion. Obwohl dort die Feinde in den ersten
Reihen, von Wurfgeschossen durchbohrt, fielen, leisteten die übrigen erbittert Widerstand, und niemand schien an Flucht zu
denken. (5) Der Führer der Feinde, Camulogenus, stand selbst seinen Soldaten bei und feuerte sie an. (6) Noch war völlig
ungewiß, wem endlich der Sieg zufallen würde, als den Tribunen der 7. Legion gemeldet wurde, was auf dem linken Flügel vor
sich ging. Da erschienen sie überraschend mit ihrer Legion im Rücken der Feinde und griffen sie an. (7) Doch nicht einmal zu
diesem Zeitpunkt wich einer der Feinde von der Stelle, sondern alle wurden niedergemacht, nachdem sie eingekreist worden
waren. Camulogenus erlitt das gleiche Schicksal. (8) Als die Soldaten, die die Feinde gegenüber dem Lager des Labienus als
Wachtposten zurückgelassen hatten, hörten, daß eine Schlacht stattfinde, kamen sie den Ihren zu Hilfe und besetzten einen
Hügel. Doch konnten auch sie dem Ansturm unserer siegreichen Soldaten nicht standhalten. (9) So gerieten sie in die Scharen
ihrer fliehenden Stammesgenossen, und die römische Reiterei machte alle nieder, denen nicht Wälder oder Berge ein Versteck
boten. (10) Nach diesem Unternehmen wandte sich Labienus zurück nach Agedincum, wo er den Troß des gesamten Heeres
zurückgelassen hatte. Von dort gelangte er mit allen Truppen nach zwei Tagen zu Caesar. i kkk63 (1) Als der Abfall der
Haeduer bekannt wurde, weitete sich der Krieg aus. (2) Die Gallier schickten Gesandtschaften nach allen Seiten aus, die sich
bemühten, die Stämme aufzuhetzen, soweit sie es mit ihrem Ansehen und Einfluß oder mit viel Geld vermochten. (3) Da sie sich
der Geiseln bemächtigten, die Caesar bei den Haeduem in Gewahrsam gegeben hatte, versetzten sie zögernde Stämme mit der
Drohung in Schrecken, die Geiseln hinzurichten. (4) Die Haeduer forderten Vercingetorix auf, zu ihnen zu kommen und sich mit
ihnen über die Kriegführung zu verständigen. Als ihre Bitte erfüllt wurde, bemühten sie sich darum, selbst den Oberbefehl
über den gesamten Krieg zu erhalten. (5) Da es hier aber jedoch zu einem Streit kam, wurde eine Versammlung ganz Galliens
nach Bibracte einberufen, zu der von überall her zahlreiche Teilnehmer zusammenkamen. (6) Man ließ die Versammlung über die
Frage abstimmen. Sie bestätigte einstimmig Vercingetorix als Oberbefehlshaber. (7) Dieser Versammlung blieben die Remer,
Lingonen und Treverer fern, die Remer und Lingonen, weil sie an der Freundschaft mit dem römischen Volk festhielten, die
Treverer, weil sie zu weit entfernt waren und von den Germanen bedrängt wurden. Dies war auch der Grund dafür, daß sie an dem
ganzen Krieg nicht teilnahmen und keiner der beiden Seiten Unterstützung sandten. (8) Die Haeduer waren sehr erbittert
darüber, daß man sie von der fahrenden Stelle verdrängt hatte, sie beklagten den Wechsel des Glücks und wünschten sich die
wohlwollende Haltung Caesars ihnen gegenüber zurück, wagten jedoch nach Ausbruch des Krieges nicht, in ihren Plänen von den
anderen abzuweichen. (9) Die jungen Männer Eporedorix und Viridomarus, von denen man Großes erwarten durfte, gehorchten
Vercingetorix nur widerwillig. kkk64 (1) Dieser forderte auch von den übrigen Stämmen Geiseln und setzte schließlich ihre
Übergabe auf einen bestimmten Tag fest. Auch Reiter, insgesamt 15 000 Mann, sollten sich auf seinen Befehl hin schnell bei
ihm sammeln. (2) Er sagte, die Fußsoldaten, die er schon vorher gehabt habe, genügten ihm, er werde auch kein Risiko eingehen
und es nicht auf eine offene Schlacht ankommen lassen. Da er über außerordentlich viele Reiter verfüge, sei es vielmehr
leicht, die Römer an der Getreide und Futterbeschaffung zu hindern. (3) Sie sollten mit Gleichmut ihr eigenes Getreide
vernichten und ihre Gehöfte anzünden, denn sie sähen, daß sie mit dem Verlust ihrer Habe auf immer Freiheit und
Unabhängigkeit erlangten. (4) Nach diesen Anordnungen forderte er von den Haeduern und Segusiavern, die unmittelbar an den
Grenzen der römischen Provinz leben, die Stellung von 10 000 Fußsoldaten und verlangte zusätzlich 800 Reiter. (5) Die Führung
übertrug er dem Bruder des Eporedorix und gab ihm den Befehl, die Allobroger anzugreifen. (6) Auf der anderen Seite sandte er
die Gabaler und die Arverner aus den zu nächstliegenden Gauen gegen die Helvetier. Die Rutener und Cadurcer sollten das
Gebiet der arecomischen Volcer verwesten. (7) Obendrein hetzte er insgeheim durch private Boten und offizielle
Gesandtschaften die Allobroger auf, von denen er hoffte, daß sie sich nach dem letzten Krieg noch nicht wieder beruhigt
hätten. (8) Ihren führenden Männern versprach er Geld, dem Stamm insgesamt aber die Herrschaft über die ganze römische
Provinz. kkk65 (1) Gegen alle Gefahren dieser Art hatten die Römer mit einer 22 Cohorten starken Schutztruppe vorgesorgt. Sie
war in der Provinz selbst ausgehoben worden und wurde von dem Legaten L. Caesar nach allen Seiten hin gegen den Feind
eingesetzt. (2) Die Helvier, die sich auf eigenen Entschluß hin mit ihren Grenznachbarn in einen Kampf eingelassen hatten,
wurden geschlagen und nach dem Tod ihres Stammesführers C. Valerius Domnotaurus, dem Sohn des Caburus und mehrerer anderer
Stammesmitglieder in ihre Städte und Befestigungen zurückgedrängt. (3) Die Allobroger stellten zahlreiche Wachposten am
Rhoneufer auf und schätzten ihr Gebiet mit viel Energie und Sorgfalt. (4) Da Caesar erkannte, daß die Feinde an Reiterei weit
überlegen waren und dazu aus Italien und der Provinz kein Nachschub zur Unterstützung kommen konnte, weil alle Wege gesperrt
waren, schickte er Gesandte über den Rhein nach Germanien zu den Stämmen, die er in den vergangenen Jahren unterworfen hatte.
Er ließ von ihnen Reiter und leichtbewaffnete Fußsoldaten kommen, die gewöhnt waren, gemeinsam mit den Reitern zu kämpfen.
(5) Als sie eintrafen, jedoch keine sehr geeigneten Pferde hatten, nahm er den Militärtribunen und den übrigen römischen
Rittern und Evocaten ihre Pferde und verteilte sie an die Germanen. kkk66 (1) Während er diese Maßnahmen durchführte,
sammelten sich die feindlichen Einheiten aus dem Gebiet der Arverner und die Reiter, die das gesamte Gallien stellen sollte.
(2) Damit hatte Vercingetorix endlich ein großes Reiteraufgebot beisammen. Als Caesar am Rand des lingonischen Gebietes
entlang ins Land der Sequaner marschierte, um der Provinz leichter Unterstützung gewähren zu können, errichtete Vercingetorix
etwa 10 Meilen von den Römern entfernt drei Lager (3) und berief eine Versammlung der Reiterpraefecten ein, in der er
darlegte, daß der Augenblick des Sieges gekommen sei: Die Römer flohen in die Provinz und verließen Gallien. (4) Das
erscheine ihm ausreichend, um für den gegenwärtigen Zeitpunkt die Freiheit zu erlangen. Es sei jedoch zu wenig, um für die
Zukunft Frieden nach außen und Ruhe im Innern zu sichern. Wenn die Römer erst mehr Truppen aufgestellt hätten, würden sie
zurückkehren und nicht aufhören, Krieg zu führen. Daher solle man sie angreifen, während sie noch durch ihre Marschordnung
behindert seien. (5) Wenn die römischen Fußsoldaten den Ihren zu Hilfe kommen wollten und dies Vorhaben auch nicht aufgäben,
könnten sie ihren Marsch nicht fortsetzen. Wenn sie dagegen und er sei sicher, daß das dies eintreten werde ihren Troß im
Stich ließen und für ihre eigene Rettung sorgten, verlören sie nicht nur alles zum Leben Notwendige, sondern auch ihr
Ansehen. (6) Was die Reiter der Feinde angehe, so dürften sie selbst keinen Zweifel daran haben, daß keiner von ihnen auch
nur ein wenig aus dem Heereszug auszuscheren wage. Um aber ihren Mut für den Angriff zu stärken, werde er das gesamte Heer
vor dem Lager aufstellen und den Feind damit in Schrecken versetzen. (7) Darauf riefen die Praefecten, man müsse die Reiter
durch einen besonders feierlichen Schwur verpflichten, unter kein Dach mehr zurückzukehren, ihre Kinder, Eltern und Frauen
nicht mehr zu sehen, ehe sie nicht zweimal durch den Heereszug der Feinde hindurchgeritten seien. kkk67 (1) Der Vorschlag
wurde gebilligt, und alle mußten sich durch den Schwur verpflichten. Am folgenden Tag teilte Vercingetorix die Reiterei in
drei Gruppen auf, so daß sie auf beiden Seiten unseres Zuges erschienen, während die dritte Gruppe begann, unsere Vorhut am
Weitermarsch zu hindern. (2) Auf die Nachricht hiervon teilte Caesar seine Reiterei ebenfalls in drei Gruppen und gab den
Befehl, die Feinde anzugreifen. Auf allen Seiten kam es gleichzeitig zum Kampf. (3) Der Heereszug stockte. Die Legionen
nahmen den Troß in ihre Mitte. (4) Wenn unsere Reiter auf einer Seite offensichtlich Mühe hatten und zu hart bedrängt wurden,
ließ Caesar das Heer eine Schwenkung machen und den Angriff des Fußvolks dorthin richten. Dieses Vorgehen erschwerte den
Feinden das Vordringen und stärkte bei unseren Reitern die Hoffnung auf Unterstützung. (5) Schließlich erreichten die
Germanen auf dem rechten Flügel den Kamm eines Gebirgszuges, vertrieben die Feinde von dort und verfolgten die Flüchtenden
bis zum Fluß, wo Vercingetorix sieh mit den Fußtruppen festgesetzt hatte. Sie konnten mehrere Feinde töten. (6) Als die
übrigen 'dies bemerkten, fürchteten sie, eingekreist zu werden, und flohen. Dabei wurden sie überall niedergemacht. (7) Man
brachte drei Haeduer aus dem höchsten Adel zu Caesar: Den Reiterpraefecten Cotus, der während der letzten Wahlversammlung die
Auseinandersetzung mit Convictolitavis gehabt hatte, Cavarillus, der nach dem Abfall des Litaviccus das Kommando über die
Fußtruppen übernommen hatte, und Eporedorix, unter dessen Oberbefehl die Haeduer vor Caesars Eintreffen mit den Sequanern
Krieg geführt hatten. kkk68 (1) Da die ganze Reiterei in die Flucht geschlagen worden war, zog Vercingetorix seine Truppen,
so wie er sie vor dem Lager aufgestellt hatte, ab und setzte sich anschließend nach Alesia in Marsch, einer Stadt der
Manduhier. Gleichzeitig ordnete er an, rasch das schwere Gepäck aus dem Lager fortzuschaffen und ihm damit sofort
nachzufolgen. (2) Caesar befahl, das schwere Gepäck seines Heeres auf den nächsten Hügel zu bringen, und ließ zu seinem
Schutz zwei Legionen zurück, ehe er Vercingetorix folgte, soweit es die Tageszeit noch zuließ. Dabei töteten seine Soldaten
etwa 3000 Feinde aus der Nachhut. Am folgenden Tag schlug er sein Lager in der Nähe von Alesia auf. (3) Nachdem er die Lage
der Stadt erkundet hatte, mahnte er seine Soldaten, sich anzustrengen, und begann, einen Belagerungswall rings um die Stadt
zu errichten, während die Feinde noch in höchsten Schrecken versetzt waren, weil ihre Reiterei geschlagen worden war, auf die
sie das größte Vertrauen im Heer gesetzt hatten. kkk69 (1) Die eigentliche Stadt Alesia lag hoch oben auf einem Hügel, so daß
es aussah, als könne man sie nur durch eine Belagerung erobern. (2) Die Ausläufer des Hügels stießen an zwei Seiten auf
Flußläufe. (3) Vor der Stadt erstreckte sich auf etwa 3 Meilen in Längsrichtung ebenes Gelände. (4) Ihre übrigen Seiten
schlossen in einiger Entfernung Hügel ein, die fast die gleiche Steigung und Höhe hatten. (5) Am Ostabhang hatten die
gallischen Truppen das ganze Gelände dicht besetzt und dort einen Graben und eine sechs Fuß hohe Mauer aus Lehm und Kies
gezogen. (6) Der Umfang der Belagerungswälle, die die Römer errichteten, betrug 10 Meilen. (7) An geeigneten Punkten hatten
sie Lager errichtet, gleichzeitig mit 23 Castellen, wohin sie tagsüber kleinere Wachtposten legten, um einen überraschenden
Ausfall aus der Stadt zu verhindern. Nachts waren diese Castelle mit stärkeren Wachabteilungen belegt. kkk70 (1) Als die
Belagerungsarbeiten in Gang gekommen waren, fand auf dem ebenen Gelände, das sich, wie wir oben darlegten, zwischen den
Anhöhen auf 3 Meilen hin erstreckte, ein Reitergefecht statt. Auf beiden Seiten kämpfte man unter Einsatz aller Kräfte. (2)
Als unsere Reiter in Bedrängnis gerieten, schickte Caesar ihnen die Germanen zu Hilfe und stellte die Legionen vor dem Lager
auf, um einem plötzlichen Einbruch des feindlichen Fußvolks zuvorzukommen. (3) Die zusätzliche Deckung durch die Legionen
stärkte unseren Reitern den Mut. Sie schlugen die Feinde in die Flucht, die sich infolge ihrer großen Zahl selbst im Weg
standen und sich in den Öffnungen zusammendrängten, die man beim Bau der Mauer gelassen hatte und die sich nun als zu eng
erwiesen. (4) Die Germanen folgten innen ziemlich stürmisch bis zur Mauer nach. (5) Dort kam es zu einem großen Gemetzel.
Einige Gallier ließen ihre Pferde im Stich und versuchten, den Graben zu überqueren und über die Mauer zu klettern. Caesar
ließ die Legionen, die er vor dem Lagerwall aufgestellt hatte, etwas vorrücken. (6) Die Gallier, die sich innerhalb der
Befestigungsanlagen zwischen der Lehm und der Stadtmauer befanden, wurden nicht weniger in Schrecken versetzt. Sie glaubten,
die Römer kämen sofort auf sie zu, und riefen zu den Waffen. Einige verloren den Kopf und stürzten in die Stadt. (7)
Vercingetorix befahl, die Stadttore zu schließen, um nicht sein Lager von Verteidigern entblößt zu sehen. Nachdem die
Germanen viele Feinde niedergemacht und eine Anzahl von Pferden erbeutet hatten, zogen sie sich zurück. kkk71 (1)
Vercingetorix faßte den Plan, die gesamte Reiterei bei Nacht fortzuschicken, ehe die Römer die Belagerungswerke vollendet
hätten. (2) Als sie abrückten, gab er jedem den Auftrag, sich an seinen jeweiligen Stamm zu wenden und alle zum Kriegsdienst
einzuberufen, die dem Alter nach waffenfähig wären. (3) Er stellte ihnen seine Verdienste um sie vor Augen und beschwor sie,
für seine Rettung zu sorgen und ihn nicht der Mißhandlung durch die Feinde auszuliefern, da er sich so sehr um die gemeinsame
Freiheit verdient gemacht habe. Er wies sie darauf hin, daß gemeinsam mit ihm 80000 ausgewählte Männer den Tod finden würden,
falls sie nicht gewissenhaft genug zu Werke gingen. (4) Nach seinen Berechnungen habe er für knapp 30 Tage Getreide, aber
durch sparsame Zuteilung könne er es auch noch etwas länger aushalten. (5) Mit diesen Aufträgen sandte er die Reiterei um die
2. Nachtwache durch eine Lücke in unserer Einschließung in aller Stille fort. (6) Er gab den Befehl, das gesamte Getreide zu
ihm zu bringen, und setzte die Todesstrafe für die fest, die dieser Anordnung nicht nachkämen. (7) Das Kleinvieh, das man in
großer Menge von den Mandubiern eingetrieben hatte, verteilte er an jeden einzeln, das Getreide ließ er sparsam nach und nach
zumessen. (8) Alle Truppen, die er vor der Stadt aufgestellt hatte, zog er in die Stadt zurück. (9) Auf diese Weise rüstete
er sich, Unterstützung aus Gallien abzuwarten und den Krieg weiterzuführen. kkk72 (1) Als Caesar hiervon durch Überläufer und
Gefangene erfuhr, ging er daran, folgende Arten von Befestigungen anzulegen. Er ließ einen Graben von 20 Fuß mit senkrechten
Sitten ziehen, dessen Boden die gleiche Abmessung hatte wie der Abstand zwischen den oberen Rändern. (2) Alle übrigen
Belagerungswerke ließ er 400 Schritt von diesem Graben entfernt anlegen. Da er notwendigerweise eine so große Strecke
erfassen mußte, das ganze Belagerungswerk jedoch nur schwer ringsum mit Soldaten besetzen konnte, war seine Absicht dabei, zu
verhindern, daß sich nachts unversehens eine große Anzahl von Feinden der Befestigung näherte und daß sie tagsüber
Wurfgeschosse auf unsere Soldaten werfen konnten, deren Aufmerksamkeit ganz auf die Schanzarbeiten gerichtet war. (3) Nachdem
er diesen 400 Schritt breiten Streifen dazwischengelegt hatte, ließ er zwei 15 Fuß breite Gräben von gleicher Tiefe ziehen.
Den inneren füllte er an den ebenen und niedrigen Stellen mit Wasser, das er aus dem Fluß ableitete. (4) Hinter den Gräben
ließ er einen Erddamm mit einer Mauer von zwölf Fuß errichten. Diese Belagerungsmauer wurde zusätzlich mit Brustwehr und
Zinnen versehen, wobei große, sich gabelnde Baumstämme an den Verbindungen zwischen Brustwehr und Mauer herausragten, die den
Feinden das Hinaufklettern erschweren sollten. Auf dem ganzen Bauwerk ließ er rings Türme errichten, die 80 Fuß voneinander
entfernt waren. kkk73 (1) Während dieser Zeit mußten die Soldaten Getreide und Bauholz beschaffen und an den umfangreichen
Belagerungswerken arbeiten. Dadurch verminderte sich unsere Truppenstärke, weil die Soldaten sich etwas weiter vom Lager
entfernten. Die Gallier hatten schon einige Male versucht, die Arbeiten zu stören und aus mehreren Toren zugleich mit aller
Gewalt einen Ausfall aus der Stadt zu machen. (2) Caesar glaubte daher, man müsse noch zusätzlich daran arbeiten, daß die
Belagerungswerke mit einer kleineren Zahl von Soldaten verteidigt werden könnten. Er ließ daher Baumstämme und ziemlich
starke Äste schneiden, ihre Spitzen abschälen und zuspitzen, dann fünf Fuß tiefe, durchlaufende Gräben ziehen. (3) Die
spitzen Pfähle wurden in den Boden eingelassen und festgemacht, damit man sie nicht herausreißen konnte; mit ihren Zweigen
ragten sie oben heraus. (4) jeweils fünf Reihen wurden miteinander verbunden und verflochten. Wenn jemand in diese Gräben
geriet, blieb er in den äußerst spitzen Hindernissen stecken. Die Soldaten nannten sie Leichensteine. (5) Vor diesen wurden
drei Fuß tiefe Gruben gegraben, die in schräger Reihe kreuzförmig angeordnet waren und nach unten zu allmählich schmaler
wurden. (6) Hier wurden glatte, länglich runde Pfähle von Schenkeldicke eingesetzt, die oben spitz und durch Feuer gehärtet
waren. Sie ragten nicht weiter als vier Finger breit aus der Erde hervor. (7) Um sie zu befestigen und ihnen Halt zu geben,
wurde jeder einzelne Pfahl am Grabenboden in ein Fuß hoher Erde festgestampft, den restlichen Teil der Gruben deckte man mit
Weidenruten und Strauchwerk zu, um die Falle zu verbergen. (8) Von dieser Art wurden mit einem Zwischenraum von drei Fuß acht
Reihen gegraben. Die Soldaten nannten sie Lilien, da sie Ähnlichkeit mit dieser Blume besaßen. (9) Vor ihnen wurden fußlange
Pflöcke mit eisernen Widerhaken ganz in die Erde eingegraben und überall mit nur kleinen Zwischenräumen verteilt. Die
Soldaten nannten sie Ochsenstacheln. kkk74 (1) Nach Vollendung dieser Arbeiten legte Caesar in einem Umkreis von 14 Meilen
gleiche Befestigungen der erwähnten Art an, wobei er, soweit es die Landschaft zuließ, möglichst ebenem Gelände folgte. Diese
Befestigungen lagen in entgegengesetzter Richtung und waren nach außen gegen den Feind gekehrt, um zu verhindern, daß selbst
starke feindliche Truppen, falls diese nach dem Abzug der Reiter einträfen, die Mannschaften, die die Belagerungswerke
schätzten, einkreisen könnten. (2) Um nicht gezwungen zu werden, unter Gefahr das Lager zu verlassen, ließ er Jeden Getreide
und Futter für 30 Tage herbeischaffen und vorrätig halten. kkk75 (1) Während dies bei Alesia geschah, war eine Versammlung
der gallischen Stammesfürsten einberufen worden, die beschlossen, nicht, wie es Vercingetorix gefordert hatte, alle
Waffenfähigen einzuberufen, sondern für jeden Stamm nur eine bestimmte Zahl festzusetzen. Damit sollte verhindert werden, daß
man, wenn eine so große Menge zusammenströme, die Übersicht verlöre und weder die eigenen Soldaten auseinanderhalten noch für
ausreichende7Getreidezufuhr sorgen könne. (2) Die Haeduer und ihre Schutzbefohlenen, die Segusiaver, Ambivareter, Aulercer,
Brannovicer und Blannovier sollten 35000 Mann stellen, die Arverner mit Eleutetern, Cadurcern, Gabalern und Vellaviern, die
von jeher unter ihrer Herrschaft gestanden hatten, die gleiche Zahl. (3) Die Sequaner, Senonen, Bituriger, Santonen, Rutener
und Carnuten sollten je 12000 Soldaten stellen, die ]3eIlovacer 10000; ebenso viele auch die Lemovicer; je 8000 die Pictonen,
Turonen, Parisier und Helvetier; je 6000 die Suessionen, Ambianer, Mediomatricer, Petrocorier, Nervier, Moritier und
Nitiobroger; 5000 die Aulercer-Cenomanen, ebenso viele die Atrebaten; 4000 die Veliocasser; Lexovier und Alercer-Eburovicer
je 3000, die Bojer 2000; (4) insgesamt 10 000 die Stämme, die am Ozean leben und nach gallischem Brauch Aremoricer genannt
werden - zu ihnen gehören die Corlo sollten, Redonen, Ambibarier, Caleten, Osismer, Veneter, Lemovicer und Uneller. (5) Nur
die Bellovacer entsandten die von ihnen geforderte Zahl nicht, weil sie, wie sie sagten, in eigenem Namen und nach eigenem
Ermessen mit den Römern Krieg führen und sich keinem fremden Oberbefehl unterwerfen wollten. Auf Grund ihrer Freundschaft mit
Commius sandten sie jedoch auf seine Bitte hin 2000 Soldaten. kkk76 (1) Dieser Commius hatte, wie wir oben schilderten, in
den vergangenen Jahren Caesar in Britannien zuverlässige und nützliche Dienste geleistet. Caesar hatte daraufhin seinen Stamm
als Lohn für seine Verdienste von Abgaben befreit, ihm seine alten Gesetze und seine alte Verfassung zurückgegeben und ihm
die Moriner unterstellt. (2) Jetzt aber herrschte in ganz Gallien ein so einmütiges Streben danach, die Freiheit
wiederzugewinnen und den früheren Kriegsruhm wiederherzustellen, daß sich keiner durch früher erwiesene Vergünstigungen und
durch die Erinnerung an die Freundschaft mit dem römischen Volk beeinflussen ließ. Statt dessen traten alle mit Begeisterung
und unter Einsatz ihrer gesamten Mittel in den Krieg ein. (3) Nachdem man 8000 Reiter und etwa 250000 Fußsoldaten aufgestellt
hatte, wurden sie im Gebiet der Haeduer noch einmal gemustert und gezählt. Dann wurden die Praefecten ernannt. (4) Den
Oberbefehl übertrug man dem Atrebaten Comunius, den Haeduern Viridomarus und Eporedorix und dem Arverner Vercassivellaunus,
einem Vetter des Vercingetorix. Gewählte Vertreter aus den einzelnen Stämmen wurden ihnen an die Seite gestellt, um mit ihnen
gemeinsam die Durchführung des Krieges zu übernehmen. (5) Voll Begeisterung und Zuversicht brachen alle nach Alesia auf, (6)
und es gab nicht einen unter ihnen, der nicht glaubte, der Feind könne den bloßen Anblick einer solchen Menge nicht
aushalten. Diese Ansicht wurde noch dadurch gestärkt, daß es sich um einen Kampf nach zwei Seiten handeln würde, wenn
gleichzeitig ein Ausfall aus der Stadt erfolgte und draußen eine derartige Zahl von Reiterei und Fußvolk erschiene. kkk77 (1)
Die Feinde, die in Alesia belagert wurden, hatten, als der Termin vorübergegangen war, zu dem sie Hilfstruppen erwarteten,
ihr gesamtes Getreide verbraucht. Da sie nicht wußten, was bei den Haeduern vor sich ging, hatten sie eine Versammlung
einberufen, um über ein Ausgang ihres Schicksals zu beraten. (2) Dabei wurden verschiedene Meinungen laut: Ein Teil entschied
sich für eine Kapitulation, andere waren dafür, einen Ausfall zu machen, solange ihre Kräfte noch dazu reichten. Hier darf
die Rede des Critognatus nicht übergangen werden wegen ihrer einzigartigen und gottlosen Grausamkeit. (3) Er stammte aus
einer überaus vornehmen Familie bei den Arvernern, und man hielt ihn für sehr einflußreich. »Ich werde nichts zu der Meinung
derer sagen«, erklärte er, »die die schmählichste Sklaverei mit Kapitulation bezeichnen, doch glaube ich, daß man sie nicht
mehr als Bürger betrachten und zur Versammlung hinzuziehen sollte. (4) Es geht mir um die, die für einen Ausfall sind. Obwohl
in ihrem Vorschlag nach euer aller Meinung offensichtlich die Erinnerung an eure frühere Tapferkeit wohnt, so ist das doch
keine Tapferkeit, sondern Verweichlichung, (5) die unfähig ist, Tür kurze Zeit Entbehrungen zu ertragen. Man findet leichter
Menschen, die bereit sind, freiwillig in den Tod zu gehen, als solche, die geduldig Schmerz ertragen. (6) Ich würde mich
trotzdem diese Meinung anschließen so viel gilt bei mir unser Ansehen -, wenn ich sähe, daß es sich nur um den Verlust
unseres Lebens handelte; (7) wir müssen aber bei unserem Entschluß ganz Gallien berücksichtigen, das wir bestürmt haben, uns
zu helfen. (9) Was glaubt ihr, in welche Gemütsverfassung unsere Freunde und Verwandten geraten werden, wenn sie nach dem Tod
von 80 000 Menschen an einer einzigen Stelle gezwungen werden, fast auf den Leichen selbst um die Entscheidung zu kämpfen?
(9) Ihr dürft die Männer eurer Unterstützung nicht berauben, die ihre eigene Gefahr vergessen haben, um euch zu retten; ihr
dürft nicht aus Dummheit, Unbesonnenheit oder Willensschwäche ganz Gallien vernichten und ewiger Sklaverei anheimgeben. (10)
Oder zweifelt ihr an ihrer Treue und Entschlossenheit, weil sie nicht zu dem festgesetzten Termin gekommen sind? Wie also?
Glaubt ihr, die Römer mühten sich zum Vergnügen täglich auf den äußeren Teilen ihrer Befestigungen ab? (11) Wenn ihr von
jenen nicht durch Botschaften Gewißheit erlangen könnt, weit jeder Zugang zur Stadt gesperrt ist, so nehmt das als Zeugnis
dafür, daß ihre Ankunft näherrückt, denn die Feinde bleiben in Furcht und Schrecken davor Tag und Nacht bei ihrer Arbeit.
(12) Was also ist mein Rat? Das zu tun, was unsere Ahnen im Krieg gegen die Cimbern und Teutonen taten, der völlig anders
aussah. Unsere Landsleute, die damals in die Städte zurückgetrieben worden waren und unter ähnlichem Mangel litten, hielten
sich mit den Körpern derer am Leben, die auf Grund ihres Alters für den Krieg nicht mehr tauglich schienen, und ergaben sich
den Feinden nicht. (13) Auch wenn wir das Beispiel für diese Handlungsweise nicht hätten, müßte man es, glaube ich, um der
Freiheit willen einfuhren und der Nachwelt als besonders schön überliefern. (14) Denn wie könnte man den damaligen Krie2 mit
dem gegenwärtigen vergleichen? Zwar hatten die Cimbern Gallien völlig verwüstet und großes Unglück über unser Land gebracht,
doch zogen sie irgendwann einmal aus unserem Gebiet ab und suchten andere Länder auf. Unsere Verfassung, unsere Gesetze,
unsere Felder, unsere Freiheit ließen sie uns. (15) Worauf aber gehen die Römer, die allein der Neid auf uns bewegt, weil sie
uns als hochberühmt und kriegstüchtig kennen, sonst aus, und was wollen sie anderes, als sich in unserem Land und
Stammesgebiet festzusetzen und uns in ewige Sklaverei zu bringen? Niemals haben sie Kriege mit einem anderen Ziel geführt.
(16) Selbst wenn ihr nicht wißt, was in weit entfernten Ländern geschieht, richtet euren Blick nur auf das angrenzende
Gallien, das zur Provinz gemacht wurde, dessen Recht und Gesetz die Römer veränderten, das, den römischen Beilen unterworfen,
in ewiger Sklaverei schmachtet. kkk78 (1) Nachdem verschiedene Anträge gestellt worden waren, beschlossen die Feinde, daß die
auf Grund ihrer Gesundheit oder ihres Alters kriegsuntauglichen Männer die Stadt verlassen sollten und daß sie selbst eher
jedes andere Schicksal erleiden wollten, als auf den Vorschlag des Critosicratus zurückzukommen. (2) Trotzdem wollten sie
lieber an seinen Plan halten, wenn es notwendig würde und die Hilfstruppen ausblieben, als die Möglichkeit eines
Kapitulationsangebots oder Friedensangebots in Erwägung zu ziehen. (3) Die Mandubier, die sie in ihre Stadt aufgenommen
hatten, zwangen sie, mit Frauen und Kindern auszuziehen. (4) Als diese zu den Verschanzungen der Römer kamen, baten sie diese
flehentlich und unter Tränen, sie in die Sklaverei aufzunehmen und mit Nahrung zu versorgen. (5) Caesar hatte jedoch
Wachtposten auf dem Wall verteilt und verbot, sie aufzunehmen. kkk79 (1) In der Zwischenzeit gelangten Commius und die
übrigen Heerführer, denen der Oberbefehl erteilt worden war, mit dem gesamten Heer vor Alesia an, lagerten auf einem Hügel
außerhalb unserer Stellungen und setzten sich nicht weiter als 1 Meile von unseren Belagerungswällen entfernt fest. (2) Am
folgenden Tag ließen sie die Reiterei aus dem Lager ausrücken, die das gesamte ebene Gelände ausfüllte, das sich, wie gesagt,
3 Meilen in Längsrichtung erstreckte. Die Fußtruppen stellten sie etwas weiter von dieser Stelle entfernt auf den Anhöhen
auf. (3) Von der Stadt Alesia aus konnte man auf die Ebene hinunterblicken. Als die Ersatztruppen sichtbar wurden, lief alles
zusammen, wünschte sich untereinander Glück, und jeden erfüllte lebhafte Freude. (4) Sie führten die Truppen heraus, lagerten
vor der Stadt, deckten den ersten Graben mit Flechtwerk zu und füllten ihn mit Erde auf, um sich so auf einen Ausbruch und
alle möglichen Zwischenfälle vorzubereiten. kkk80 (1) Caesar hatte das gesamte Heer auf beiden Seiten des Befestigungsgürtels
so verteilt, daß, wenn es zum Ernstfall käme, jeder an seinem Platz stünde und ihn kannte. Dann ließ er die Reiterei aus dem
Lager führen und den Kampf eröffnen. (2) Von allen Lagern, die sich auf den Anhöhen ringsum befanden, hatte man einen guten
Ausblick, und die Soldaten verfolgten alle gespannt den Verlauf des Kampfes. (3) Die Gallier hatten zwischen die Reiter
einzelne Bogenschützen und leichtbewaffnete Fußsoldaten verteilt; falls die Reiter zurückweichen mußten, sollten sie ihnen zu
Hilfe kommen und den Ansturm unserer Reiter aufhalten. Mehrere unserer Reiter wurden unvorhergesehen von ihnen verwundet und
verließen den Kampfplatz. (4) Als die Gallier die Zuversicht gewannen, daß ihre Soldaten im Kampf die Oberhand behielten, und
sahen, daß die Unseren von der Übermacht bedrängt wurden, unterstützten nicht nur die, die sich bei den Verschanzungen
festgesetzt hatten, sondern auch die, die zur Unterstützung gekommen waren, von allen Seiten den Mut der Ihren durch Geschrei
und Kampfesrufe. (5) Da das Geschehen vor den Augen aller stattfand und weder heldenhaftes noch schmähliches Verhalten
verborgen bleiben konnte, stachelten Ruhmgier und Furcht vor Schande beide Seiten zu höchster Tapferkeit an. (6) Als der
Kampf vom Mittag bis fast zum Sonnenuntergang gedauert hatte, jedoch noch keine Entscheidung gefallen war, konzentrierten die
Germanen ihre Reiterabteilungen alle auf eine Stelle, machten einen Sturmangriff auf die Feinde und vertrieben sie; (7) als
sie sie in die Flucht geschlagen hatten, umringten sie die Bogenschützen und töteten die Reiter. (8) Auch an den übrigen
Stellen verfolgten unsere Soldaten die nun weichenden Feinde bis zum Lager und ließen ihnen keine Möglichkeit, sich wieder zu
sammeln. (9) Die Feinde, die aus Alesia vorgerückt waren, zogen sich niedergeschlagen und fast am Sieg verzweifelnd in die
Stadt zurück. kkk81 (1) Nach einer Unterbrechung von einem Tag, währenddessen sie eine große Menge von Reisiggeflecht, Leitem
und an Stangen befestigten Haken hergestellt hatten, verließen die Gallier um Mitternacht in aller Stille das Lager und
näherten sich den der Ebene zu gelegenen Verschanzungen. (2) Plötzlich erhoben sie das Kampfgeschrei, um dadurch denen, die
in der Stadt belagert wurden, anzuzeigen, daß sie herankamen, und gingen daran, Reisig auf den Graben zu werfen und mit
Schleudern, Pfeilen und Steinen unsere Soldaten vom Belagerungswall zu vertreiben. Gleichzeitig setzten sie alles übrige, was
zu einem Sturmangriff gehört, in Gang. (3) Im gleichen Augenblick, als Vercingetorix das Kampfgeschrei vernahm, gab er seinen
Soldaten mit der Tuba das Angriffssignal und führte sie aus der Stadt hinaus. (4) Da jedem unserer Soldaten in den
vergangenen Tagen sein Platz angewiesen worden war, eilten sie zu den Befestigungen dorthin. Mit pfundschweren Steinen, vorn
angekohlten Spitzpfählen und Schleuderkugeln, die sie auf der Verschanzung bereitgelegt hatten, vertrieben sie die Gallier.
(5) Da man in der Finsternis nichts sah, gab es auf beiden Seiten viele Verwundete, auch weil mehrfach mit Wurfmaschinen
Geschosse geschleudert wurden. (6) Wenn die Legaten M. Antonius und C. Trebonius, die die Aufgabe erhalten hatten, diese
Teile der Belagerungswerke zu verteidigen, merkten, dass unsere Soldaten irgendwo in Bedrängnis gerieten, sandten sie ihnen
Soldaten zur Unterstützung, die man aus den Lagern auf der anderen Seite herangeholt hatte. kkk82 (1) Solange die Gallier von
unseren Verschanzungen noch weiter entfernt waren, konnten sie einiges durch die Überzahl ihrer Wurfgeschosse ausrichten; als
sie aber später näherkamen, spießten sie sich entweder nichtsahnend an den Ochsenstacheln auf oder stürzten in die Gräben und
wurden dort durchbohrt. Zudem wurden sie von den Mauerspießen vom Wall und von den Türmen her getroffen und kamen um. (2) Da
es bei ihnen überall viele Verwundete gab und die Belagerungslinie an keiner Stelle durchbrochen wurde, zogen sie sich daher
bei Tagesanbruch zu den Ihren zurück, aus Furcht, von den höher gelegenen Lagern aus durch einen Überraschungsangriff von der
offenen Flanke her eingekreist zu werden. (3) Die eingeschlossenen Feinde aber hatten das für einen Ausfall vorbereitete
Material herbeigebracht und die vorderen Gräben ausgefüllt, (4) sich dabei jedoch zu lange aufgehalten, so daß sie vom Abzug
der Ihren erfuhren, ehe sie an unsere Befestigungen herangekommen waren. Daraufhin kehrten sie unverrichteter Dinge in die
Stadt zurück. kkk83 (1) Nachdem sie zweimal unter großen Verlusten zurückgeschlagen worden waren, berieten die Gallier, was
sie jetzt tun sollten. Dabei zogen sie Ortskundige hinzu. Von diesen erfuhren sie alles Über den Standort und die Befestigung
der höher gelegenen Lager. (2) Im Norden befand sich eine Anhöhe, die unsere Soldaten wegen ihres großen Umfangs nicht völlig
in die Befestigungslinie hatten einschließen können. Sie waren daher gezwungen, ihr Lager an einer leicht abfallenden und
daher verhältnismäßig ungünstigen Stelle zu errichten. (3) Die Legaten C. Antistius Reginus und C. Caninius Reus hielten sie
mit zwei Legionen besetzt. (4) Als die feindlichen Führer durch Späher das Gelände erkundet hatten, wählten sie aus dem
gesamten Heer 60 000 Angehörige der Stämme aus, die für ihre Tapferkeit am bekanntesten waren. (5) Dann setzten sie insgeheim
untereinander fest, wie und nach welchem Plan man am besten vorgehen sollte. Der Zeitpunkt für den Angriff wurde festgesetzt,
wobei die Mittagszeit am günstigsten schien. (6) An die Spitze dieser Truppen stellten sie den Arverner Vercassivellaunus,
einen der erwähnten vier Heeresführer; er war mit Vercingetorix verwandt. (7) Um die 1. Nachtwache rückte er aus dem Lager
aus und hatte bei Tagesanbruch fast die Marschstrecke bewältigt. Er verbarg sich hinter dem Berg und ließ die Soldaten nach
der nächtlichen Anstrengung ausruhen. (8) Als es schon Mittag zu werden schien, marschierte er rasch gegen das oben erwähnte
Lager. Im gleichen Augenblick begann die Reiterei, auf die nach der7Ebene zu liegenden Befestigungen vorzurücken, während die
übrigen Truppen vor dem Lager erschienen. kkk84 (1) Als Vercingetorix seine Leute in Alesia von der Burg aus erblickte, zog
er aus der Stadt und ließ Reisiggeflecht, lange Stangen, Schutzdächer, Sicheln und alles andere, was er für, einen Ausfall
vorbereitet hatte, mitnehmen. (2) überall wurde gleichzeitig gekämpft, und alle versuchten ihr Äußerstes. Wo unsere Stellung
am schwächsten schien, da liefen die Feinde zusammen. (3) Die kleine Schar der Römer war dagegen durch den Umfang der
Verschanzungen weit auseinandergezogen und konnte nur mit Mühe dem Feind an mehreren Stellen zugleich entgegentreten. (4)
Zudem trug das Kampfgeschrei, das sich im Rücken der Kämpfenden erhob, viel dazu bei, unsere Soldaten zu erschrecken, weil
sie sahen, daß sie in ihrer Gefahr auf die Tapferkeit der anderen angewiesen waren. (5) Denn in der Regel bringt die Menschen
alles, was sie nicht sehen, viel heftiger in Verwirrung. kkk85 (1) Caesar hatte eine geeignete Stelle gefunden, von der aus
er beobachten konnte, was an den einzelnen Punkten geschah. Wenn seine Soldaten in Bedrängnis gerieten, sandte er ihnen
Unterstützung. (2) Beiden Seiten war klar, daß dies der Augenblick sei, wo man sich aufs äußerste anstrengen müsse. (3) Die
Gallier mußten alle Hoffnung auf Rettung aufgeben, wenn sie unsere Verschanzungen nicht durchbrachen. Die Römer konnten das
Ende aller ihrer Anstrengungen erwarten, wenn sie sich behaupteten. (4) Bei den höher gelegenen Verschanzungen wurde am
heftigsten gekämpft. Wie erwähnt, war Vercassivellaunus dorthin gesandt worden. Hier war das ungünstige Gelände mit dem
steilen Abhang von großer Bedeutung. (5) Die einen Feinde warfen Geschosse, die anderen rückten im Schutz eines Schilddaches
vor. Immer wieder wurden erschöpfte Soldaten durch f tische Kräfte abgelöst. (6) Da die Gallier unsere Befestigungen überall
mit Erde zugeschüttet hatten, konnten sie heraufkommen, wobei sie die Einrichtungen, die die Römer in der Erde verborgen
hatten, zudeckten. Unsere Soldaten hatten mit der Zeit nicht mehr genügend Waffen und Kräfte. kkk86 (1) Als Caesar von dieser
Lage erfuhr, sandte er den Bedrängten Labienus mit sechs Cohorten zu Hilfe. (2) Er gab Anweisung, die Cohorten herabzuführen
und die feindlichen Linien zu durchbrechen, wenn sie ihre Stellung nicht halten könnten. Labienus sollte dies jedoch nur 'in
äußersten Notfall tun. (3) Caesar selbst begab sich zu den restlichen Truppen und feuerte sie an, sich nicht von der
Anstrengung überwältigen zu lassen. Er erklärte, die Früchte aller vorhergegangenen Kämpfe stünden an diesem Tag und zu
dieser Stunde auf dem Spiel. (4) Die Feinde, die auf der Innenseite angriffen, gaben es wegen des großen Umfanges der
Befestigung auf, in die Ebene durchzubrechen, und versuchten nun, die steilen Abhänge zu ersteigen. Hierher brachten sie
alles, was sie vorbereitet hatten. (5) Mit einer Unzahl von Wurfgeschossen vertrieben sie unsere Widerstand leistenden
Soldaten von den Türmen, füllten die Gräben mit Erde und Strauchwerk aus und rissen den Wall und die Brustwehr mit
Mauersicheln ein. kkk87 (1) Zunächst sandte Caesar den jungen Brutus mit einigen Cohorten zu Hilfe, dann den Legaten C.
Fabius mit weiteren Cohorten. Als immer heftiger gekämpft wurde, setzte er sich selbst an die Spitze frischer Cohorten, die
er rasch zur Unterstützung heranführte. (2) Daraufhin begann die Schlacht von neuem, und die Feinde wurden in die Flucht
geschlagen. jetzt eilte Caesar zu der Stelle, wohin er Labienus gesandt hatte. Aus dem nächsten Castell führte er vier
Cohorten herab und befahl einem Teil der Reiter, ihm zu folgen, anderen, die äußeren Verschanzungen zu umgehen und den Feind
von hinten anzugreifen. (3) Da weder unsere Erdaufschüttungen noch unsere Gräben dem Ansturm des Feindes standhalten konnten,
hatte Labienus elf Cohorten zusammengezogen, die er gerade aus den nächstgelegenen Castellen heranführen konnte, und ließ
Caesar durch einen Boten wissen, wie er jetzt vorgehen wolle. Caesar beeilte sich, selbst in den Kampf einzugreifen. kkk88
(1) Als die Gallier Caesars Heranrücken an der Farbe seiner Kleidung, die er gewöhnlich als Erkennungszeichen im Kampf trug,
erkannten, zugleich die Reiterabteilungen und Cohorten sahen, denen er befohlen hatte, ihm zu feigen, begannen sie den Kampf,
denn von den Anhöhen aus konnten sie die Steigungen und Senkungen überblicken. (2) Auf beiden Seiten erhob man das
Kampfgeschrei, das unmittelbar darauf vom Wall und von Galgen Punkten der Befestigungslinie aufgenommen wurde. Unsere
Soldaten verzichteten auf die Wurfspieße und kämpften gleich mit dem Schwert. (3) Plötzlich wurde im Rücken der Feinde die
Reiterei sichtbar, während zugleich weitere Cohorten anrückten. Da wandten sich die Feinde zur Flucht, doch trat die Reiterei
den Fliehenden entgegen. Es gab ein großes Gemetzel. Der Führer und Stammesfürst der Lemovicer, Sedullus, fiel. (4) Der
Arverner Vercassivellaunus wurde auf der Flucht lebend gefangen. 74 erbeutete Feldzeichen wurden Caesar überbracht. Nur
wenige aus der riesigen Zahl retteten sich unversehrt ins Lager. (5) Als die Feinde von der Stadt aus sahen, wie die Ihren
fielen oder flohen, gaben sie die Hoffnung auf Rettung auf und wichen mit ihren Truppen von den römischen Befestigungslinien
zurück. (6) Auf die Nachricht hiervon flohen die Gallier ihrerseits darüber hinaus auch aus dem Lager. Wenn unsere Soldaten
nicht durch die zahlreichen Einsätze und die Anstrengung des ganzen Tages erschöpft gewesen wären, hätten sie die gesamte
Streitmacht des Feindes vernichten können. (7) Caesar schickte die Reiterei aus, die die Nachhut der Feinde um Mitternacht
erreichte und eine große Zahl von ihnen fing oder tötete. Die übrigen Feinde flohen und zogen zu ihren jeweiligen Stämmen.
kkk89 (1) Am folgenden Tag berief Vercingetorix eine Versammlung ein und wies darauf hin, daß er diesen Krieg nicht um seiner
eigenen Interessen, (2) sondern um der gemeinsamen Freiheit willen unternommen habe. Da man sich nun in den Willen des
Schicksals fügen müsse, stehe er ihnen für beides zur Verfügung, sei es, daß sie den Römern durch seinen Tod Genugtuung
leisten oder ihn lebend ausliefern wollten. Zu Verhandlungen darüber schickte man Gesandte an Caesar. (3) Er befahl, die
Waffen auszuliefern und ihm die fahrenden Männer vorzufahren. (4) Er selbst nahm auf der Befestigung vor dem Lager Platz.
Dort wurden ihm die feindlichen Heerführer vorgeführt. Vercingetorix wurde ausgeliefert, 466 und die Waffen wurden
niedergelegt. (5) Unter Schonung der Haeduer und Arverrier, deren Stämme er durch Vermittlung ihrer führenden Männer für sich
zu gewinnen hoffte, wies er dem ganzen Heer aus den restlichen Gefangenen je einen als Beute zu. kkk90 (1) Nach diesen
Maßnahmen brach Caesar zu den Haeduern auf und nahm sie wieder unter seine Schutzherrschaft. (2) Die Arverner schickten
Gesandte dorthin mit der Zusage, alles zu tun, was er befehle. Er forderte die Stellung einer großen Zahl von Geiseln. Dann
sandte er die Legionen in die Winterlager. (3) Den Haeduern und Arvernern gab er ungefähr 20 000 Gefangene zurück. (4) T.
Labienus wies er an, mit zwei Legionen und der Reiterei ins Gebiet der Sequaner aufzubrechen, und gab ihm zur Unterstützung
M. Sempronius Rutilus mit. (5) Den Legaten C. Fabius und L. Minucius Basilus legte er mit zwei Legionen zu den Remern, um zu
verhindern, daß diese durch die angrenzenden Bellovacer in Bedrängnis gerieten. (6). Mit je einer Legion schickte er C.
Antistius Reginus zu den Ambivaretern, T. Sextius zu den Biturigern und C. Caninius Rebilus zu den Rutenern. (7) Q. Tullius
Cicero und P. Sulpicius stationierte er im Gebiet der Haeduer am Arar in Cavillonum und Matisco, wo sie die
Getreideversorgung übernehmen sollten. Er selbst beschloß, den Winter in Bibracte zu verbringen. (8) Als die Erfolge dieses
Jahres in Rom bekannt wurden, ehrte man ihn mit einem Dankfest von 20 Tagen.