Liber III.I
Cum in Italiam proficisceretur Caesar, Ser. Galbam cum legione XII et parte equitatus in Nantuates, Veragros Sedunosque misit, qui a finibus Allobrogum et lacu Lemanno et flumine Rhodano ad summas Alpes pertinent. Causa mittendi fuit quod iter per Alpes, quo magno cum periculo magnisque cum portoriis mercatores ire consuerant, patefieri volebat. Huic permisit, si opus esse arbitraretur, uti in his locis legionem hiemandi causa conlocaret. Galba secundis aliquot proeliis factis castellisque compluribus eorum expugnatis, missis ad eum undique legatis obsidibusque datis et pace facta, constituit cohortes duas in Nantuatibus conlocare et ipse cum reliquis eius legionis cohortibus in vico Veragrorum, qui appellatur Octodurus hiemare; qui vicus positus in valle non magna adiecta planitie altissimis montibus undique continetur. Cum hic in duas partes flumine divideretur, alteram partem eius vici Gallis [ad hiemandum] concessit, alteram vacuam ab his relictam cohortibus attribuit. Eum locum vallo fossaque munivit.
(1) Bei seinem Aufbruch nach Italien beauftragte Caesar Ser. Galba, mit der 12. Legion und einem Teil der Reiterei in das Gebiet der Nantuaten, Veragrer und Seduner zu ziehen, das sich vom Gebiet der Allobroger, dem Genfer See und der Rhone bis zu den Gipfeln der Alpen erstreckt.
(2) Der Grund für diese Expedition lag in seiner Absicht, den Weg durch die Alpen zu öffnen, der für die Handelsleute gewöhnlich mit großen Gefahren und hohen Zollkosten verbunden war.
(3) Für den Fall, daß Ser. Galba es für notwendig erachtete, gab er ihm die Vollmacht, dort eine Legion überwintern zu lassen.
(4) Nach einigen für die Römer siegreichen Gefechten und der Eroberung mehrerer Stützpunkte der dortigen Stämme schickten diese von allen Seiten Gesandte zu ihm und stellten Geiseln. Als der Frieden wiederhergestellt war, verlegte Galba zwei Cohorten ins Land der Nantuaten und ging selbst mit den übrigen Cohorten der Legion in einem Dorf der Veragrer mit Namen Octodurus ins Winterlager.
(5) Dieses Dorf lag in einem Tal am Ende einer kleinen Ebene und war ringsum von außerordentlich hohen Bergen umgeben.
(6) Da es ein Fluß... in zwei Teile teilte, überließ Galba den einen Teil den Galliern zum überwintern, während er sie den anderen räumen ließ und ihn seinen Cohorten zuwies. Diesen Teil schützte er mit Wall und Graben.
Liber III.II
Cum dies hibernorum complures transissent frumentumque eo comportari iussisset, subito per exploratores certior factus est ex ea parte vici, quam Gallis concesserat, omnes noctu discessisse montesque qui impenderent a maxima multitudine Sedunorum et Veragrorum teneri. Id aliquot de causis acciderat, ut subito Galli belli renovandi legionisque opprimendae consilium caperent: primum, quod legionem neque eam plenissimam detractis cohortibus duabus et compluribus singillatim, qui commeatus petendi causa missi erant, absentibus propter paucitatem despiciebant; tum etiam, quod propter iniquitatem loci, cum ipsi ex montibus in vallem decurrerent et tela coicerent, ne primum quidem impetum suum posse sustineri existimabant. Accedebat quod suos ab se liberos abstractos obsidum nomine dolebant, et Romanos non solum itinerum causa sed etiam perpetuae possessionis culmina Alpium occupare conari et ea loca finitimae provinciae adiungere sibi persuasum habebant.
(1) Als einige Tage im Winterlager verstrichen waren, gab Galba den Befehl, Getreide dorthin zu schaffen. Da erhielt er plötzlich von Spähern die Nachricht, daß bei Nacht alle Gallier aus dem Teil des Dorfes, den er ihnen zugestanden hatte, abgezogen seien, daß aber die Berge, die sich darüber erhoben, von einer großen Menge der Veragrer und Seduner besetzt seien.
(2) Mehrere Gründe hatten den Ausschlag dafür gegeben, daß die Gallier plötzlich den Plan faßten, den Krieg wieder zu eröffnen und die Legion zu vernichten.
(3) Einmal schätzten sie die Stärke einer einzelnen Legion gering ein, zumal da diese zahlenmäßig unvollständig war. Zwei Cohorten waren nämlich abgezogen worden, und mehrere Soldaten hatten sich einzeln mit dem Auftrag entfernt, für Nachschub zu sorgen.
(4) Außerdem glaubten sie, daß in diesem ungünstigen Gelände ihr Ansturm keinen Augenblick aufgehalten werden könne, wenn sie von den Bergen in das Tal herunterstürmten und dabei ihre Wurfgeschosse schleuderten.
(5) Hinzu kam die Kränkung, daß man ihnen ihre Kinder als Geiseln weggenommen hatte, und die Überzeugung, daß die Römer die Pässe der Alpen nicht zu besetzen versuchten, um Handelswege zu sichern, sondern um davon auf die Dauer Besitz zu ergreifen und der Provinz die benachbarten Gebiete einzugliedern.
Liber III.III
His nuntiis acceptis Galba, cum neque opus hibernorum munitionesque plene essent perfectae neque de frumento reliquoque commeatu satis esset provisum quod deditione facta obsidibusque acceptis nihil de bello timendum existimaverat, consilio celeriter convocato sententias exquirere coepit. Quo in consilio, cum tantum repentini periculi praeter opinionem accidisset ac iam omnia fere superiora loca multitudine armatorum completa conspicerentur neque subsidio veniri neque commeatus supportari interclusis itineribus possent, prope iam desperata salute non nullae eius modi sententiae dicebantur, ut impedimentis relictis eruptione facta isdem itineribus quibus eo pervenissent ad salutem contenderent. Maiori tamen parti placuit, hoc reservato ad extremum casum consilio interim rei eventum experiri et castra defendere.
(1) Da Galba auf Grund der Kapitulation und der Geiselnahme geglaubt hatte, er brauche keinen Krieg zu führen, waren die Arbeiten am Lager und seiner Befestigung noch nicht abgeschlossen. Außerdem hatte er nicht ausreichend für Getreide und anderen Nachschub vorgesorgt. Auf die erwähnte Meldung hin rief Galba deshalb sofort den Kriegsrat ein, um dessen Meinung zu hören.
(2) Da ent2eeen aller Erwartung so plötzlich eine sehr bedrohliche Lage entstanden war, man zudem beobachten konnte, daß fast sämtliche Höhen dicht mit Bewaffneten besetzt waren, während andererseits unser Heer von jeder militärischen Unterstützung und der Nachschubversorgung abgeschnitten war,
(3) bestand nur noch wenig Hoffnung auf Rettung. Daher machten einige den Vorschlag, daß man den Troß zurücklassen und versuchen sollte, sich schnell durch einen Ausbruch über denselben Weg, auf dem das Heer gekommen war, in Sicherheit zu bringen.
(4) Die Mehrheit beschloß jedoch, diesen Plan für den äußersten Notfall zurückzustellen, inzwischen die Entwicklung der Dinge abzuwarten und das Lager zu verteidigen.
Liber III.IV
Brevi spatio interiecto, vix ut iis rebus quas constituissent conlocandis atque administrandis tempus daretur, hostes ex omnibus partibus signo dato decurrere, lapides gaesaque in vallum coicere. Nostri primo integris viribus fortiter propugnare neque ullum frustra telum ex loco superiore mittere, et quaecumque pars castrorum nudata defensoribus premi videbatur, eo occurrere et auxilium ferre, sed hoc superari quod diuturnitate pugnae hostes defessi proelio excedebant, alii integris viribus succedebant; quarum rerum a nostris propter paucitatem fieri nihil poterat, ac non modo defesso ex pugna excedendi, sed ne saucio quidem eius loci ubi constiterat relinquendi ac sui recipiendi facultas dabatur.
(1) Man hatte kaum Gelegenheit gefunden, diesem Beschluß entsprechend Anordnungen zu treffen und Maßnahmen zu ergreifen, als auch schon die Feinde nach kurzer Zeit das Signal zum Angriff gaben. Sie stürmten von allen Seiten herab und schleuderten Steine und Speere gegen den Lagerwall.
(2) Zunächst leisteten unsere Soldaten mit unverbrauchten Kräften tapfer Widerstand und schleuderten vom Wall erfolgreich ihre Wurfgeschosse. Wenn ein Teil des Lagers von Verteidigern entblößt und bedrängt schien, liefen sie dorthin und sprangen ein.
(3) Während des lang anhaltenden Kampfes jedoch konnten die Feinde, die erschöpft waren, den Kampfplatz verlassen, während andere mit frischer Kraft nachrückten, so daß unsere Soldaten ins Hintertreffen gerieten.
(4) Denn auf Grund ihrer kleinen Zahl stand ihnen diese Möglichkeit nicht offen; ein erschöpfter Soldat konnte sich nicht nur nicht zurückziehen, ja es war einem Verwundeten sogar unmöglich, den Platz, auf dem er stand, aufzugeben und sich in Sicherheit zu bringen.
Liber III.V
Cum iam amplius horis sex continenter pugnaretur, ac non solum vires sed etiam tela nostros deficerent, atque hostes acrius instarent languidioribusque nostris vallum scindere et fossas complere coepissent, resque esset iam ad extremum perducta casum, P. Sextius Baculus, primi pili centurio, quem Nervico proelio compluribus confectum vulneribus diximus, et item C. Volusenus, tribunus militum, vir et consilii magni et virtutis, ad Galbam accurrunt atque unam esse spem salutis docent, si eruptione facta extremum auxilium experirentur. Itaque convocatis centurionibus celeriter milites certiores facit, paulisper intermitterent proelium ac tantum modo tela missa exciperent seque ex labore reficerent, post dato signo ex castris erumperent, atque omnem spem salutis in virtute ponerent.
(1) Als sich die Schlacht schon ununterbrochen über mehr als sechs Stunden hingezogen hatte, verließen unsere Soldaten die Kräfte, zudem fehlte es an Wurfgeschossen, Die Feinde dagegen drängten immer heftiger vor, und während unsere Soldaten mehr und mehr erlahmten, begannen die Feinde, den Lagerwall einzureisen und den Graben zuzuschütten. Als die Lage höchst kritisch wurde,
(2) liefen der ranghöchste Centurio der Legion, P. Sextius Baculus, der, wie erwähnt, in der Nervierschlacht mehrmals schwer verwundet worden war, und ebenso der Militärtribun C. Volusenus, 197 ein außerordentlich einsichtsvoller und tapferer Mann, zu Galba und erklärten ihm, es gebe nur noch eine einzige Hoffnung auf Rettung, die darin bestehe, daß man zum letzten Mittel greife und einen Ausbruch versuche.
(3) Galba ließ daher schnell die Centurionen kommen, um den Soldaten mitzuteilen, sie sollten den Kampf für kurze Zeit unterbrechen, nur vor den Wurfgeschossen in Deckung gehen und sich etwas von der Anstrengung erholen, um danach auf ein Signal hin einen Ausfall aus dem Lager zu machen und ihre ganze Hoffnung für die Rettung auf ihre Tapferkeit zusetzen.
Liber III.VI
Quod iussi sunt faciunt, ac subito omnibus portis eruptione facta neque cognoscendi quid fieret neque sui colligendi hostibus facultatem relinquunt. Ita commutata fortuna eos qui in spem potiundorum castrorum venerant undique circumventos intercipiunt, et ex hominum milibus amplius XXX, quem numerum barbarorum ad castra venisse constabat, plus tertia parte interfecta reliquos perterritos in fugam coniciunt ac ne in locis quidem superioribus consistere patiuntur. Sic omnibus hostium copiis fusis armisque exutis se intra munitiones suas recipiunt. Quo proelio facto, quod saepius fortunam temptare Galba nolebat atque alio se in hiberna consilio venisse meminerat, aliis occurrisse rebus videbat, maxime frumenti [commeatusque] inopia permotus postero die omnibus eius vici aedificiis incensis in provinciam reverti contendit, ac nullo hoste prohibente aut iter demorante incolumem legionem in Nantuates, inde in Allobroges perduxit ibique hiemavit.
(1) Sie handelten befehlsgemäß, machten plötzlich aus allen Toren einen Ausfall, so daß den Feinden keine Gelegenheit blieb zu erkennen, was vor sich ging, oder gar, sich zu sammeln.
(2) So wandte sich das Glück. Während die Feinde in der Hoffnung gekommen waren, sich des Lagers zu bemächtigen, kreisten unsere Soldaten sie jetzt überall ein, fingen sie ab und töteten aus einer Zahl, die 30 000 überstieg, mehr als ein Drittel; es stand fest, daß so viele Feinde zum Lager gekommen waren. Die übrigen, die nun Panik ergriff, schlugen sie in die Flucht und ließen nicht einmal zu, daß sie oben auf den Höhen haltmachten.
(3) Als sie so alle Truppen der Feinde vertrieben und den Toten die Waffen abgenommen hatten, zogen sie sich in die Lagerbefestigung zurück.
(4) Galba wollte nach dieser Schlacht das Schicksal nicht noch einmal herausfordern und rief sich ins Gedächtnis, daß die Dinge einen ganz anderen Verlauf genommen hatten, als er es bei seiner Ankunft im Lager geplant hatte. Der Mangel an Getreide und Nachschub beunruhigte ihn am meisten, so daß er am nächsten Tag alle Häuser des Dorfes in Brand stecken ließ und rasch in die Provinz zurückkehrte.
(5) Da ihn hieran kein Feind hinderte oder den Marsch aufhielt, konnte er seine Legion heil in das Gebiet der Nantuaten und von da in das der Allobroger bringen, wo er ins Winterlager ging.
Liber III.VII
His rebus gestis cum omnibus de causis Caesar pacatam Galliam existimaret, [superatis Belgis, expulsis Germanis, victis in Alpibus Sedunis,] atque ita inita hieme in Illyricum profectus esset, quod eas quoque nationes adire et regiones cognoscere volebat, subitum bellum in Gallia coortum est. Eius belli haec fuit causa. P. Crassus adulescens eum legione VII. proximus mare Oceanum in Andibus hiemabat. Is, quod in his locis inopia frumenti erat, praefectos tribunosque militum complures in finitimas civitates frumenti causa dimisit; quo in numero est T. Terrasidius missus in Esuvios, M. Trebius Gallus in Coriosolites, Q. Velanius cum T. Silio in Venetos.
(1) In dem Glauben, daß nach diesen Erfolgen die Ruhe in Gallien in jeder Hinsicht wiederhergestellt sei, da die Belger besiegt, die Germanen vertrieben und die Seduner in den Alpen geschlagen worden waren, brach Caesar im Verlauf des Winters nach Illyrien auf, um auch die dortigen Stämme zu besuchen und das Land kennenzulernen. Da brach in Gallien plötzlich ein Krieg aus.
(2) Die Ursache dafür war folgende: Der junge P. Crassus hatte mit der 7. Legion in der Nähe der Küste bei den Anden das Winterlager bezogen.
(3) Da in diesem Gebiet Mangel an Getreide herrschte, schickte er mehrere Praefecten und Militärtribunen zu benachbarten Stämmen, um Getreide und anderen Nachschub zu fordern.
(4) Aus ihrem Kreis hatte er T. Terrasidius zu den Unellern und Essuviern, M. Trebius Gallus zu den Coriosoliten und Q. Velanius gemeinsam mit T. Sillius zu den Venetern entsandt.
Liber III.VIII
Huius est civitatis longe amplissima auctoritas omnis orae maritimae regionum earum, quod et naves habent Veneti plurimas, quibus in Britanniam navigare consuerunt, et scientia atque usu rerum nauticarum ceteros antecedunt et in magno impetu maris atque aperto paucis portibus interiectis, quos tenent ipsi, omnes fere qui eo mari uti consuerunt habent vectigales. Ab his fit initium retinendi Silii atque Velanii, quod per eos suos se obsides, quos Crasso dedissent, recuperaturos existimabant. Horum auctoritate finitimi adducti, ut sunt Gallorum subita et repentina consilia, eadem de causa Trebium Terrasidiumque retinent et celeriter missis legatis per suos principes inter se coniurant nihil nisi communi consilio acturos eundemque omnes fortunae exitum esse laturos, reliquasque civitates sollicitant, ut in ea libertate quam a maioribus acceperint permanere quam Romanorum servitutem perferre malint. Omni ora maritima celeriter ad suam sententiam perducta communem legationem ad P. Crassum mittunt, si velit suos recuperare, obsides sibi remittat.
(1) Der letztgenannte Stamm besaß im gesamten Küstengebiet dieser Gegend den größten Einfluß. Er verfügte nämlich über die meisten Schiffe, mit denen er gewöhnlich nach Britannien fuhr, und übertraf alle anderen an Erfahrung und Kenntnissen in der Seefahrt. Da hier die Brandung wegen des offenen Meeres besonders stark ist, gab es nur wenige vereinzelte Häfen, die die Veneter alle in Besitz hatten, so daß sie von fast allen Völkern, die dort Seefahrt betrieben, Steuern erheben konnten.
(2) Sie machten den Anfang damit, Sillius und Velanius, dazu andere, deren sie habhaft werden konnten, festzuhalten, weil sie glaubten, sie könnten im Austausch gegen sie ihre eigenen Geiseln, die sie Crassus gestellt hatten, wiedererlangen.
(3) Da die Gallier zu schnellen und plötzlichen Entschlüssen neigen, veranlaßte ihr Beispiel ihre Nachbarn, aus dem gleichen Grund Trebius und Terrasidius festzuhalten. Nach einem raschen Austausch von Gesandtschaften verschworen sie sich, vertreten durch ihre führenden Männer, nur nach gemeinsamem Plan zu handeln und die Folgen dieses Vorgehens gemeinsam zu tragen.
(4) Auch die übrigen Stämme versetzten sie dadurch in Unruhe, daß sie verbreiteten, sie wollten lieber weiter in Freiheit, die sie von den Ahnen her übernommen hätten, leben als die Versklavung durch die Römer ertragen.
(5) Als es den Venetern gelungen war, das gesamte Küstengebiet schnell für ihre Überzeugung zu gewinnen, schickten sie eine gemeinsame Gesandtschaft an Crassus mit der Aufforderung, er möge ihnen ihre Geiseln zurückgeben, wenn er seine eigenen Leute zurückbekommen wolle.
Liber III.IX
Quibus de rebus Caesar a Crasso certior factus, quod ipse aberat longius, naves interim longas aedificari in flumine Ligeri, quod influit in Oceanum, remiges ex provincia institui, nautas gubernatoresque comparari iubet. His rebus celeriter administratis ipse, cum primum per anni tempus potuit, ad exercitum contendit. Veneti reliquaeque item civitates cognito Caesaris adventu [certiores facti], simul quod quantum in se facinus admisissent intellegebant, [legatos, quod nomen ad omnes nationes sanctum inviolatumque semper fuisset, retentos ab se et in vincula coniectos,] pro magnitudine periculi bellum parare et maxime ea quae ad usum navium pertinent providere instituunt, hoc maiore spe quod multum natura loci confidebant. Pedestria esse itinera concisa aestuariis, navigationem impeditam propter inscientiam locorum paucitatemque portuum sciebant, neque nostros exercitus propter inopiam frumenti diutius apud se morari posse confidebant; ac iam ut omnia contra opinionem acciderent, tamen se plurimum navibus posse, [quam] Romanos neque ullam facultatem habere navium, neque eorum locorum ubi bellum gesturi essent vada, portus, insulas novisse; ac longe aliam esse navigationem in concluso mari atque in vastissimo atque apertissimo Oceano perspiciebant. His initis consiliis oppida muniunt, frumenta ex agris in oppida comportant, naves in Venetiam, ubi Caesarem primum bellum gesturum constabat, quam plurimas possunt cogunt. Socios sibi ad id bellum Osismos, Lexovios, Namnetes, Ambiliatos, Morinos, Diablintes, Menapios adsciscunt; auxilia ex Britannia, quae contra eas regiones posita est, arcessunt.
(1) Als Caesar durch Crassus davon erfuhr, gab er den Auftrag, da er noch zu weit entfernt war, in der Zwischenzeit Kriegsschiffe auf dem Liger zu bauen, der in den Ozean mündet. Außerdem sollten aus der Provinz Ruderer angefordert und dazu Seeleute und Steuerleute aufgetrieben werden.
(2) Nachdem diese Anordnungen umgehend ausgeführt worden waren, eilte er selbst zum Heer, sobald es die Jahreszeit erlaubte.
(3) Als seine Ankunft bekannt wurde, merkten die Veneter und ebenso die übrigen Stämme, daß sie vergeblich gehofft hatten, ihre Geiseln zurückzuerhalten. Gleichzeitig wurde ihnen klar, welches Verbrechens sie sich schuldig gemacht hatten, als sie die Gesandten, die bei allen Völkern stets als heilig und unverletzlich gelten, bei sich zurückgehalten und in Fesseln gelegt hatten. Sie beschlossen daher, sich der Größe der Gefahr entsprechend für einen Krieg"' zu rüsten und sich vor allem um Schiffe und deren Ausrüstung zu kümmern, denn da sie auf die Lage ihres Gebietes vertrauten, setzten sie hierauf die größte Hoffnung.
(4) Es war ihnen bekannt, daß das Watt unserem Fußvolk zeitweise den Weg abschnitt und daß für uns die Schiffahrt auf Grund mangelnder Ortskenntnis und der kleinen Zahl an Häfen mit Schwierigkeiten verbunden war.
(5) Außerdem vertrauten sie darauf, daß der Mangel an Getreide unsere Heere daran hindern würde, sich länger in ihrer Gegend aufzuhalten:
(6) Und wenn schon alles wider Erwarten ungünstig für sie auslaufen werde, liege doch ihre Hauptstärke bei der Flotte, da die Römer weder mit Schiffen umgehen könnten noch die Untiefen, Häfen und Inseln der Gegend kannten, in der sie Krieg führen wollten.
(7) Sie wußten genau, daß sich die Seefahrt in einem Binnenmeer sehr von der in dem riesigen und endlosen offenen Ozean unterschied.
(8) Auf der Grundlage dieser Überlegungen befestigten sie ihre Städte, schafften vom Land ungedroschenes Getreide dorthin und zogen möglichst viele Schiffe im Gebiet der Veneter zusammen,
(9) wo Caesar das stand für sie fest den Krieg eröffnen würde.
(10) Als Bundesgenossen für diesen Krieg gewannen sie die Osismer, Lexovier, Namneten, Ambiliater, Moriner, Diablinthen und Menapier. Außerdem holten sie Hilfstruppen aus Britannien, das ihrem Land gegenüber liegt.
Liber III.X
Erant hae difficultates belli gerendi quas supra ostendimus, sed tamen multa Caesarem ad id bellum incitabant: iniuria retentorum equitum Romanorum, rebellio facta post deditionem, defectio datis obsidibus, tot civitatum coniuratio, in primis ne hac parte neglecta reliquae nationes sibi idem licere arbitrarentur. Itaque cum intellegeret omnes fere Gallos novis rebus studere et ad bellum mobiliter celeriterque excitari, omnes autem homines natura libertati studere et condicionem servitutis odisse, prius quam plures civitates conspirarent, partiendum sibi ac latius distribuendum exercitum putavit.
(1) Obwohl die oben erwähnten Schwierigkeiten für eine Kriegführung bestanden, trieb Caesar dennoch vieles dazu, diesen Krieg zu beginnen.
(2) Das Unrecht, das in der Gefangennahme der römischen Ritter... bestand, der Aufstand, der nach erfolgter Kapitulation ausgebrochen war, der Abfall trotz Geiselübergabe und eine Verschwörung, an der so viele Stämme beteiligt waren. Vor allem aber wollte er verhindern, daß die übrigen Völker glaubten, sie könnten ebenso handeln, wenn er in diesem Fall nachlässig verfuhr.
(3) Da er wußte, daß die Gallier in der Regel alle geneigt sind, einen Umsturz herbeizuführen, und sich auf Grund ihrer wankelmütigen Gesinnung schnell zu einem Krieg aufstacheln lassen, daß aber auch allgemein die menschliche Natur von Freiheitsdrang erfüllt ist und Sklaverei haßt, glaubte er, sein Heer in einzelnen Einheiten über größere Gebiete verteilen zu müssen, ehe sich noch mehr Stämme der Verschwörung anschlössen.
Liber III.XI
Itaque T. Labienum legatum in Treveros, qui proximi flumini Rheno sunt, cum equitatu mittit. Huic mandat, Remos reliquosque Belgas adeat atque in officio contineat Germanosque, qui auxilio a Belgis arcessiti dicebantur, si per vim navibus flumen transire conentur, prohibeat. P. Crassum cum cohortibus legionariis XII et magno numero equitatus in Aquitaniam proficisci iubet, ne ex his nationibus auxilia in Galliam mittantur ac tantae nationes coniungantur. Q. Titurium Sabinum legatum cum legionibus tribus in Venellos, Coriosolites Lexoviosque mittit, qui eam manum distinendam curet. D. Brutum adulescentem classi Gallicisque navibus, quas ex Pictonibus et Santonis reliquisque pacatis regionibus convenire iusserat, praeficit et, cum primum possit, in Venetos proficisci iubet. Ipse eo pedestribus copiis contendit.
(1) Er schickte daher den Legaten T. Labienus mit der Reiterei in das Gebiet der Treverer, die in unmittelbarer Nähe des Rheins leben.
(2) Labienus hatte den Auftrag, die Reiner und Belger aufzusuchen und dafür zu sorgen, daß sie ihre Verpflichtungen einhielten. Da das Gerücht um .ging, die Gallier hätten Germanen zu Hilfe geholt, t' sie Labienus abwehren, falls sie versuchten, den Rhein mit Gewalt auf Schiffen zu überqueren.
(3) P. Crassus erhielt den Auftrag, mit zwölf Legionscohorten und einer großen Anzahl Reiter nach Aquitanien aufzubrechen, um zu verhindern, daß Gallien von hier aus Hilfstruppen erhalte und daß sich diese beiden großen Völker vereinigten.
(4) Den Legaten Q. Titurius Sabinus schickte Caesar mit drei Legionen zu den Unellern, Coriosoliten und Lexoviern, um dafür zu sorgen, daß sich ihre Truppen nicht vereinigten,
(5) Dem jungen D. Brutus übertrug Caesar die Führung der Flotte und der gallischen Schiffe, die er von den Pictonen, Santonen und den übrigen unterworfenen Gebieten hatte zusammenkommen lassen. Der Aufbruch gegen die Veneter sollte er folgen, sobald es irgend möglich war. Caesar selbst eilte mit Fußtruppen dorthin.
Liber III.XII
Erant eius modi fere situs oppidorum ut posita in extremis lingulis promunturiisque neque pedibus aditum haberent, cum ex alto se aestus incitavisset, quod [bis] accidit semper horarum XII spatio, neque navibus, quod rursus minuente aestu naves in vadis adflictarentur. Ita utraque re oppidorum oppugnatio impediebatur. Ac si quando magnitudine operis forte superati, extruso mari aggere ac molibus atque his oppidi moenibus adaequatis, suis fortunis desperare coeperant, magno numero navium adpulso, cuius rei summam facultatem habebant, omnia sua deportabant seque in proxima oppida recipiebant: ibi se rursus isdem opportunitatibus loci defendebant. Haec eo facilius magnam partem aestatis faciebant quod nostrae naves tempestatibus detinebantur summaque erat vasto atque aperto mari, magnis aestibus, raris ac prope nullis portibus difficultas navigandi.
(1) In der Regel waren die Städte so angelegt, daß sie am Ende von Landzungen oder auf Vorgebirgen erbaut und zu Fuß unerreichbar waren, wenn vom offenen Meer her die Flut heranströmte, was in einem Abstand von zwölf Stunden stets zweimal am Tag geschah. Da bei zurückweichender Flut Schiffe auf Sandbänke aufliefen, waren die Städte auch für Schiffe schwer erreichbar.
(2) Beides zusammen machte daher die Belagerung einer Stadt sehr schwierig.
(3) Wenn die Einwohner dennoch einmal einer großangelegten Belagerung nicht gewachsen waren, wenn Damm und Molen das Meer gestaut und die Höhe der Stadtmauern erreicht hatten, so daß die Einwohner alle Hoffnung aufzugeben begannen, ließen sie eine große Zahl von Schiffen landen, über die sie reichlich verfügten, schafften ihren ganzen Besitz fort und zogen sich in die nächstgelegenen Städte zurück.
(4) Dort verteidigten sie sich aufs neue unter den gleichen günstigen Umständen.
(5) Über lange Strecken des Sommers konnten sie so verfahren, um so leichter, als starke Stürme unsere Schiffe abhielten und die Seefahrt vor fast unüberwindlichen Schwierigkeiten stand, denn es handelte sich um ein weites, offenes Meer mit starken Strömungen, wo es nur wenige oder fast gar keine Häfen gab.
Liber III.XIII
Namque ipsorum naves ad hunc modum factae armataeque erant: carinae aliquanto planiores quam nostrarum navium, quo facilius vada ac decessum aestus excipere possent; prorae admodum erectae atque item puppes, ad magnitudinem fluctuum tempestatumque accommodatae; naves totae factae ex robore ad quamvis vim et contumeliam perferendam; transtra ex pedalibus in altitudinem trabibus, confixa clavis ferreis digiti pollicis crassitudine; ancorae pro funibus ferreis catenis revinctae; pelles pro velis alutaeque tenuiter confectae, [hae] sive propter inopiam lini atque eius usus inscientiam, sive eo, quod est magis veri simile, quod tantas tempestates Oceani tantosque impetus ventorum sustineri ac tanta onera navium regi velis non satis commode posse arbitrabantur. Cum his navibus nostrae classi eius modi congressus erat ut una celeritate et pulsu remorum praestaret, reliqua pro loci natura, pro vi tempestatum illis essent aptiora et accommodatiora. Neque enim iis nostrae rostro nocere poterant (tanta in iis erat firmitudo), neque propter altitudinem facile telum adigebatur, et eadem de causa minus commode copulis continebautur. Accedebat ut, cum [saevire ventus coepisset et] se vento dedissent, et tempestatem ferrent facilius et in vadis consisterent tutius et ab aestu relictae nihil saxa et cautes timerent; quarum rerum omnium nostris navibus casus erat extimescendus.
(1) Ihre eigenen Schiffe waren folgendermaßen konstruiert und ausgerüstet: Ihre Kiele waren bedeutend flacher als die unserer Schiffe, so daß sie leichter über Untiefen und das Niedrigwasser bei Ebbe hinwegsteuern konnten.
(2) Dagegen ragten der Bug und ebenso das Heck ziemlich hoch empor, für hohen Wellengang bei Flut und Stürmen sehr angemessen.
(3) Die Schiffe waren ganz aus starkem Holz, um jede gewaltsame Erschütterung aushalten zu können.
(4) Die Ruderbänke, die aus fußhohen Balken bestanden, waren mit daumenstarken Nägeln befestigt.
(5) Die Anker hingen statt an Tauen an eisernen Ketten,
(6) als Segel wurden Felle und ganz dünn gegerbtes Leder verwendet, sei es, daß es zu wenig Leinen gab, sei es, daß sie seine Verwendung als Segel nicht kannten. Sehr viel wahrscheinlicher ist jedoch, daß sie der Meinung waren, daß gewöhnliche Segel die gewaltigen Stürme auf dem Ozean und die mächtige Kraft der Böen nicht aushielten und daß die außergewöhnlich schweren Schiffe mit Leinensegeln nicht zufriedenstellend zu lenken seien.
(7) Ein Zusammenstoß dieser Schiffe mit unserer Flotte zeigte, daß die unseren an Schnelligkeit und Kraft der Ruderschläge überlegen waren, während sich die der Veneter in ihrer Bauart sehr viel besser für die geographischen Bedingungen und die Stärke der Stürme eigneten als unsere.
(8) Diese konnten ihnen nämlich nicht einmal mit dem Rammsporn Schäden zufügen, weil sie zu stabil gebaut waren, und nur unter Anstrengung konnte man sie mit dein Wurfgeschoß erreichen, weil sie so hoch aufragten. Aus demselben Grund war es auch nicht einfach, sie mit Enterhaken heranzuziehen.
(9) Es kam hinzu, daß sie, wenn sie vor dem Wind liefen, seinen Ansturm sehr viel besser aushielten, außerdem aber sich in seichtem Gewässer sicherer bewegten und bei Ebbe nicht die Felsen und Riffe zu fürchten brauchten. All dies trug dazu bei, daß unsere Flotte begründete Furcht vor kommenden Gefechten hatte.
Liber III.XIV
Compluribus expugnatis oppidis Caesar, ubi intellexit frustra tantum laborem sumi neque hostium fugam captis oppidis reprimi neque iis noceri posse, statuit expectandam classem. Quae ubi convenit ac primum ab hostibus visa est, circiter CCXX naves eorum paratissimae atque omni genere armorum ornatissimae profectae ex portu nostris adversae constiterunt; neque satis Bruto, qui classi praeerat, vel tribunis militum centurionibusque, quibus singulae naves erant attributae, constabat quid agerent aut quam rationem pugnae insisterent. Rostro enim noceri non posse cognoverant; turribus autem excitatis tamen has altitudo puppium ex barbaris navibus superabat, ut neque ex inferiore loco satis commode tela adigi possent et missa a Gallis gravius acciderent. Una erat magno usui res praeparata a nostris, falces praeacutae insertae adfixaeque longuriis, non absimili forma muralium falcium. His cum funes qui antemnas ad malos destinabant comprehensi adductique erant, navigio remis incitato praerumpebantur. Quibus abscisis antemnae necessario concidebant, ut, cum omnis Gallicis navibus spes in velis armamentisque consisteret, his ereptis omnis usus navium uno tempore eriperetur. Reliquum erat certamen positum in virtute, qua nostri milites facile superabant, atque eo magis quod in conspectu Caesaris atque omnis exercitus res gerebatur, ut nullum paulo fortius factum latere posset; omnes enim colles ac loca superiora, unde erat propinquus despectus in mare, ab exercitu tenebantur.
(1) Als Caesar nach Eroberung einiger Städte einsah, daß es vergeblich war, so große Anstrengungen zu unternehmen, da er den Feind nach Einnahme einer Stadt weder am Entkommen hindern noch ihm sonst Schaden zufügen konnte, beschloß er, auf die Ankunft der Flotte zu warten.
(2) Sobald die Feinde diese bei ihrem Eintreffen sichteten, ließen sie etwa 220 Schiffe aus dem Hafen auslaufen, die voll einsatzfähig und mit jeder Art von Waffen bestückt waren. Sie stellten sie in Schlachtlinie unserer Flotte gegenüber auf.
(3) Brutus, der den Oberbefehl über unsere Flotte hatte, und die Militärtribunen und Centurionen, die die einzelnen Schiffe kommandierten, waren unsicher, wie sie vorgehen und auf welche Taktik sie sich festlegen sollten.
(4) Sie wußten, daß man die feindlichen Schiff e nicht mit den Schiffsschnäbeln rammen konnte. Selbst wenn sie Türme 2" errichteten, waren die Hecks der barbarischen Schiffe diesen an Höhe überlegen, so daß die Wurfgeschosse, die man von unten her schleuderte, nicht mit vollem Erfolg eingesetzt werden konnten, während die Wurfgeschosse, die von den Galliern kamen, um so verheerender wirkten.
(5) Eine einzige Vorkehrung, die unser Heer getroffen hatte, war von großem Nutzen, nämlich überaus scharfe Sicheln, die in lange Stangen eingelassen und befestigt waren und große Ähnlichkeit mit den Sicheln hatten, die für das Einreißen von Mauern verwendet werden.
(6) Wenn man mit den Sicheln die Taue, die die Rahen mit dem Mast verbanden, erfassen und anziehen konnte und gleichzeitig die Rudergeschwindigkeit des Schiffes steigerte, rissen die Taue.
(7) Waren sie durchgerissen, stürzten die Rahen herab, und da der Vorteil der gallischen Schiffe einzig und allein in den Segeln und in der Takelage bestand, wurden die Schiffe augenblicklich manövrierunfähig, wenn die Taue rissen.
(8) Der Ausgang des weiteren Kampfes hing dann allein von der Tapferkeit ab, worin unsere Soldaten weit überlegen waren, und das um so mehr, als der Kampf vor den Augen Caesars und des gesamten Heeres stattfand.
(9) Da unser Heer alle Hügel und erhöhten Plätze, die eine gute Aussicht auf das nahe Meer boten, besetzt hielt, konnte keine auch nur einigermaßen tapfere Tat verborgen bleiben.
Liber III.XV
Deiectis, ut diximus, antemnis, cum singulas binae ac ternae naves circumsteterant, milites summa vi transcendere in hostium naves contendebant. Quod postquam barbari fieri animadverterunt, expugnatis compluribus navibus, cum ei rei nullum reperiretur auxilium, fuga salutem petere contenderunt. Ac iam conversis in eam partem navibus quo ventus ferebat, tanta subito malacia ac tranquillitas exstitit ut se ex loco movere non possent. Quae quidem res ad negotium conficiendum maximae fuit oportunitati: nam singulas nostri consectati expugnaverunt, ut perpaucae ex omni numero noctis interventu ad terram pervenirent, cum ab hora fere IIII usque ad solis occasum pugnaretur.
(1) Als, wie beschrieben, die Rahen niedergegangen waren und jeweils zwei oder drei unserer Schiffe ein einzelnes feindliches in die Mitte genommen hatten, setzten unsere Soldaten ihre letzten Kräfte ein, um auf die Schiffe der Feinde hinüberzuklettern.
(2) Als die Barbaren dies bemerkten, suchten sie ihr Heil in der Flucht, weil schon mehrere Schiffe erobert worden waren und weil sie keine Gegenmaßnahme gegen unser Vorgehen treffen konnten.
(3) Als sich ihre Schiffe schon alle in Windrichtung gedreht hatten, trat plötzlich eine derartige Windstille ein, daß sie sich nicht von der Stelle bewegen konnten.
(4) Das bot die beste Gelegenheit, unser Vorhaben zu Ende zu führen,
(5) denn unsere Soldaten holten ein Schiff nach dem anderen ein und eroberten es, so daß nur ganz wenige aus der Gesamtzahl an Land gelangten, als die Nacht hereinbrach. Der Kampf hatte ungefähr von der 4. Stunde bis zum Sonnenuntergang gedauert.
Liber III.XVI
Quo proelio bellum Venetorum totiusque orae maritimae confectum est. Nam cum omnis iuventus, omnes etiam gravioris aetatis in quibus aliquid consilii aut dignitatis fuit eo convenerant, tum navium quod ubique fuerat in unum locum coegerant; quibus amissis reliqui neque quo se reciperent neque quem ad modum oppida defenderent habebant. Itaque se suaque omnia Caesari dediderunt. In quos eo gravius Caesar vindicandum statuit quo diligentius in reliquum tempus a barbaris ius legatorum conservaretur. Itaque omni senatu necato reliquos sub corona vendidit.
(1) Mit dieser Schlacht war der Krieg gegen die Veneter und alle Stämme des Küstengebiets entschieden,
(2) denn es waren nicht nur alle jungen Männer, sondern auch alle älteren, soweit sie Erfahrung und Ansehen besaßen, dorthin gekommen; zugleich hatte man alle Schiffe, die zur Verfügung standen, an diesem einen Ort zusammengezogen.
(3) Nach ihrem Verlust bestand für die überlegenden keine Möglichkeit mehr, irgendwohin auszuweichen oder die Städte zu verteidigen. Sie ergaben sich Caesar daher mit ihrer gesamten Habe.
(4) Caesar beschloß, sie mit aller Härte zu bestrafen, um zu erreichen, daß die Barbaren in Zukunft den völkerrechtlichen Schutz der Gesandten gewissenhafter beachteten. Er ließ daher den gesamten Senat hinrichten und verkaufte die übrige Bevölkerung.
Liber III.XVII
Dum haec in Venetis geruntur, Q. Titurius Sabinus cum iis copiis quas a Caesare acceperat in fines Venellorum pervenit. His praeerat Viridovix ac summam imperii tenebat earum omnium civitatum quae defecerant, ex quibus exercitum [magnasque copias] coegerat; atque his paucis diebus Aulerci Eburovices Lexoviique, senatu suo interfecto quod auctores belli esse nolebant, portas clauserunt seque cum Viridovice coniunxerunt; magnaque praeterea multitudo undique ex Gallia perditorum hominum latronumque convenerat, quos spes praedandi studiumque bellandi ab agri cultura et cotidiano labore revocabat. Sabinus idoneo omnibus rebus loco castris sese tenebat, cum Viridovix contra eum duorum milium spatio consedisset cotidieque productis copiis pugnandi potestatem faceret, ut iam non solum hostibus in contemptionem Sabinus veniret, sed etiam nostrorum militum vocibus non nihil carperetur; tantamque opinionem timoris praebuit ut iam ad vallum castrorum hostes accedere auderent. Id ea de causa faciebat quod cum tanta multitudine hostium, praesertim eo absente qui summam imperii teneret, nisi aequo loco aut oportunitate aliqua data legato dimicandum non existimabat.
(1) Während sich dies bei den Venetern zutrug, kam Q. Titurius Sabinus mit den Truppen, die ihm Caesar anvertraut hatte, in das Gebiet der Uneller.
(2) An deren Spitze stand Viridovix der im Besitz des Oberbefehls über alle abgefallenen Stämme war und aus ihrer Bevölkerung ein großes Heer und andere große Truppenverbände aufgestellt hatte.
(3) In diesen wenigen Tagen hatten die Aulercer-Eburovicer und Lexovier ihren Senat umgebracht, der nicht am Krieg mitschuldig sein wollte. Sie hatten ihre Tore geschlossen und sich mit Viridovix vereinigt.
(4) Außerdem war von überall her aus Gallien eine große Menge von Verbrechern und Räubern zusammengekommen, die die Hoffnung auf Beute und die Lust am Krieg veranlaßt hatten, ihre Landwirtschaft und ihre tägliche Arbeit aufzugeben.
(5) Sabinus blieb ruhig im Lager, das in jeder Hinsicht günstig gelegen war. Als Viridovix sich in einer Entfernung von nur zwei Meilen ihm gegenüber gelagert hatte und täglich seine Truppen herausführte, um ihm den Kampf anzubieten, zog sich Sabinus allmählich nicht nur die Verachtung der Feinde zu, sondern wurde auch durch die Äußerungen unserer Soldaten ziemlich scharf kritisiert.
(6) Sein Verhalten erweckte einen derartigen Eindruck von Furcht, daß die Feinde schon wagten, bis an den Lagerwall heranzukommen.
(7) Der Grund für seine Handlungsweise war seine Oberzeugung, daß vor allem während der Abwesenheit des Oberbefehtshabers ein Legat nicht mit einer so großen feindlichen Übermacht kämpfen dürfe, wenn sich nicht ein günstiges Gelände oder ein anderer Vorteil böte.
Liber III.XVIII
Hac confirmata opinione timoris idoneum quendam hominem et callidum deligit, Gallum, ex iis quos auxilii causa secum habebat. Huic magnis praemiis pollicitationibusque persuadet uti ad hostes transeat, et quid fieri velit edocet. Qui ubi pro perfuga ad eos venit, timorem Romanorum proponit, quibus angustiis ipse Caesar a Venetis prematur docet, neque longius abesse quin proxima nocte Sabinus clam ex castris exercitum educat et ad Caesarem auxilii ferendi causa proficiscatur. Quod ubi auditum est, conclamant omnes occasionem negotii bene gerendi amittendam non esse: ad castra iri oportere. Multae res ad hoc consilium Gallos hortabantur: superiorum dierum Sabini cunctatio, perfugae confirmatio, inopia cibariorum, cui rei parum diligenter ab iis erat provisum, spes Venetici belli, et quod fere libenter homines id quod volunt credunt. His rebus adducti non prius Viridovicem reliquosque duces ex concilio dimittunt quam ab iis sit concessum arma uti capiant et ad castra contendant. Qua re concessa laeti, ut explorata victoria, sarmentis virgultisque collectis, quibus fossas Romanorum compleant, ad castra pergunt.
(1) Als sich der Eindruck von seiner Furcht verfestigt hatte, wählte Sabinus aus den gallischen Truppen, die er zur Unterstützung bei sich hatte, einen geeigneten, verschlagenen Mann aus.
(2) Diesen überredete er, gegen große Belohnung und Versprechungen, zum Feinde überzugehen, und erklärte ihm seine Absichten.
(3) Sobald der Gallier als Überläufer zu den Feinden gelangte, stellte er ihnen die Furcht der Römer vor Augen und erläuterte, vor welch schwierige Lage sich Caesar selbst durch den Angriff der Veneter gestellt sehe.
(4) Sabinus sei nahe daran, das Heer in der folgenden Nacht heimlich aus dem Lager wegzuführen und in Marsch zu setzen, um Caesar zu Hilfe zu kommen.
(5) Als die Feinde das hörten, riefen alle, eine solche Gelegenheit, ihr Vorhaben zu einem guten Ende zu bringen, dürften sie nicht vorbeigehen lassen; man müsse sofort zum Lager der Römer aufbrechen.
(6) Viele Umstände sprachen für diesen Plan der Gallier. Sabinus hatte sich in den vergangenen Tagen sehr zögernd verhaften, der Überläufer bestätigte seine Furcht, es fehlte ihnen auch an Lebensmitteln, da sie nicht gründlich genug dafür Vorsorge getroffen hatten. Hinzu kamen die Erwartungen, die der Krieg mit den Venetern weckte, und endlich der Umstand, daß die Menschen gewöhnlich gern glauben, was sie sich wünschen.
(7) All dies veranlaßte die Feinde dazu, Viridovix und die anderen Heerführer nicht eher aus der Versammlung fortzulassen, bis sie ihnen zugestanden hatten, zu den Waffen zu greifen und zum Lager der Römer zu eilen.
(8) Als sie ihnen die Einwilligung abgerungen hatten, sammelten sie voll Freude, als ob sie bereits den Sieg errungen hätten, Reisig und Zweige, um damit die römischen Lagergräben aufzufüllen. Dann brachen sie zum römischen Lager auf.
Liber III.XIX
Locus erat castrorum editus et paulatim ab imo acclivis circiter passus mille. Huc magno cursu contenderunt, ut quam minimum spatii ad se colligendos armandosque Romanis daretur, exanimatique pervenerunt. Sabinus suos hortatus cupientibus signum dat. Impeditis hostibus propter ea quae ferebant onera subito duabus portis eruptionem fieri iubet. Factum est oportunitate loci, hostium inscientia ac defatigatione, virtute militum et superiorum pugnarum exercitatione, ut ne unum quidem nostrorum impetum ferrent ac statim terga verterent. Quos impeditos integris viribus milites nostri consecuti magnum numerum eorum occiderunt; reliquos equites consectati paucos, qui ex fuga evaserant, reliquerunt. Sic uno tempore et de navali pugna Sabinus et de Sabini victoria Caesar est certior factus, civitatesque omnes se statim Titurio dediderunt. Nam ut ad bella suscipienda Gallorum alacer ac promptus est animus, sic mollis ac minime resistens ad calamitates ferendas mens eorum est.
(1) Das Lager befand sich auf einer Anhöhe, die auf eine Strecke von etwa einer Meile sanft von der Ebene her anstieg. Die Feinde stürzten in schnellem Lauf dorthin. Da sie den Römern möglichst wenig Zeit lassen wollten, sich zu sammeln und zu bewaffnen, kamen sie völlig atemlos an.
(2) Sabinus feuerte seine Soldaten an, und während sie schon zum Kampf drängten, gab er das Signal, bereit zu sein. Dann ordnete er an, aus zwei Toren zugleich einen überraschenden Ausfall zu machen, während die Feinde noch durch die Lasten, die sie mit sich schleppten, im Kampf behindert waren.
(3) Die Gunst des Ortes, die militärische Unerfahrenheit und die Erschöpfung der Feinde, dazu die Tapferkeit unserer Soldaten, verbunden mit ihrer praktischen Erfahrung aus früheren Kämpfen, führten dazu , daß die Feinde nicht einmal dem ersten Ansturm unserer Soldaten standhielten, sondern sich sofort zur Flucht wandten.
(4) Da die Kräfte unserer Soldaten noch unverbraucht waren, holten sie sie ein und töteten eine große Anzahl. Die Reiter verfolgten die übrigen und ließen nur wenige entkommen, denen die Flucht gelang.
(5) So erhielt Sabinus zum selben Zeitpunkt die Nachricht von der Seeschlacht, wie Caesar von Sabinus' Sieg erfuhr, und umgehend ergaben sich alle Stämme dem Titurius.
(6) Denn obwohl die Gallier schnell zu begeistern und in demselben Grad bereit sind, Krieg anzufangen, sind sie ihrer Veranlagung nach weich und unfähig, Mißerfolge auszuhalten.
Liber III.XX
Eodem fere tempore P. Crassus, cum in Aquitaniam pervenisset, quae [pars], ut ante dictum est, [et regionum latitudine et multitudine hominum] tertia pars Galliae est [aestimanda], cum intellegeret in iis locis sibi bellum gerendum ubi paucis ante annis L. Valerius Praeconinus legatus exercitu pulso interfectus esset atque unde L. Manlius proconsul impedimentis amissis profugisset, non mediocrem sibi diligentiam adhibendam intellegebat. Itaque re frumentaria provisa, auxiliis equitatuque comparato, multis praeterea viris fortibus Tolosa et Carcasone et Narbone, quae sunt civitates Galliae provinciae finitimae, ex his regionibus nominatim evocatis, in Sotiatium fines exercitum introduxit. Cuius adventu cognito Sotiates magnis copiis coactis, equitatuque, quo plurimum valebant, in itinere agmen nostrum adorti primum equestre proelium commiserunt, deinde equitatu suo pulso atque insequentibus nostris subito pedestres copias, quas in convalle in insidiis conlocaverant, ostenderunt. Hi nostros disiectos adorti proelium renovarunt.
(1) Etwa zur gleichen Zeit war P. Crassus nach Aquitanien gekommen, Wie oben beschrieben, umfaßt dieses Gebiet nach Ausdehnung und Bevölkerungszahl schätzungsweise ein Drittel Galliens. Als Crassus sah, daß er in zu dem Gebiet Krieg führen müsse, in dem vor wenigen Jahren der Legat L. Valerius Praeconinus mit seinem Heer eine Niederlage erlitten hatte und umgekommen war, während der Proconsul L. Manlius nach dem Verlust seines Trosses die Flucht ergriffen hatte, erkannte er, daß er hier mit höchster Wachsamkeit zu Werke gehen mußte.
(2) Er sorgte deshalb für Getreidevorrat und kümmerte sich um die Bereitstellung von Reiterei und Hilfstruppen. Aus Tolosa, Carcaso und Narbo, Städten der Provinz Gallien, die an den Grenzen zu diesem Gebiet liegen, rief er zahlreiche besonders tapfere Männer namentlich zu den Waffen und führte dann das Heer in das Gebiet der Sotiater.
(3) Als diese von seiner Ankunft erfuhren, zogen sie starke Truppenverbände zusammen und griffen mit ihrer Reiterei, in der ihre Hauptstärke lag, auf dem Marsch unsere Nachhut an. Es kam zunächst zu einen Reitergefecht, bei dem ihre Reiterei geschlagen wurde.
(4) Als unsere Reiter darauf die Feinde verfolgten, erschienen plötzlich die feindlichen Fußtruppen, die in einer Vertiefung im Hinterhalt gelegen hatten; sie griff en unsere Reiter an, die sich verstreut hatten, und begannen den Kampf aufs neue.
Liber III.XXI
Pugnatum est diu atque acriter, cum Sotiates superioribus victoriis freti in sua virtute totius Aquitaniae salutem positam putarent, nostri autem quid sine imperatore et sine reliquis legionibus adulescentulo duce efficere possent perspici cuperent; tandem confecti vulneribus hostes terga verterunt. Quorum magno numero interfecto Crassus ex itinere oppidum Sotiatium oppugnare coepit. Quibus fortiter resistentibus vineas turresque egit. Illi alias eruptione temptata, alias cuniculis ad aggerem vineasque actis (cuius rei sunt longe peritissimi Aquitani, propterea quod multis locis apud eos aerariae secturaeque sunt), ubi diligentia nostrorum nihil his rebus profici posse intellexerunt, legatos ad Crassum mittunt seque in deditionem ut recipiat petunt.
(1) Es wurde lange und hart gekämpft, da die Sotiater im Vertrauen auf frühere Siege glaubten, die Rettung ganz Aquitaniens hänge allein von ihrer Tapferkeit ab. Dagegen wollten unsere Soldaten zeigen, was sie ohne ihren Feldherrn und die übrigen Legionen unter einem so jungen Führer leisten konnten. Endlich wandten sich die feinde zur Flucht, da sie durch viele Wunden geschwächt waren.
(2) Nachdem eine große Zahl gefallen war, begann Crassus aus dem Marsch heraus den Sturm auf die Stadt der Sotiater. Da die Einwohner tapferen Widerstand leisteten, ließ er Laufgänge und Belagerungstürme heranfahre
(3) Die Einwohner versuchten mehrmals einen Ausbruch, einige Male unterminierten sie den Damm und die Laufgänge. Die Aquitaner besitzen hierin die mit Abstand größte Erfahrung, weil es bei ihnen an vielen Stellen Kupferbergwerke und sonstigen Erzbergbau gibt. Als sie jedoch sahen, daß sie auf Grund der Umsicht unserer Soldaten damit nichts ausrichten konnten, schickten sie Gesandte an Crassus und baten, ihre freiwillige Kapitulation anzunehmen. Sobald sie das erreicht hatten, lieferten sie auf seinen Befehl hin die Waffen aus.
Liber III.XXII
Qua re impetrata arma tradere iussi faciunt. Atque in eam rem omnium nostrorum intentis animis alia ex parte oppidi Adiatunnus, qui summam imperii tenebat, cum DC devotis, quos illi soldurios appellant, quorum haec est condicio, ut omnibus in vita commodis una cum iis fruantur quorum se amicitiae dediderint, si quid his per vim accidat, aut eundem casum una ferant aut sibi mortem consciscant; neque adhuc hominum memoria repertus est quisquam qui, eo interfecto cuius se amicitiae devovisset, mortem recusaret---cum his Adiatunnus eruptionem facere conatus clamore ab ea parte munitionis sublato cum ad arma milites concurrissent vehementerque ibi pugnatum esset, repulsus in oppidum tamen uti eadem deditionis condicione uteretur a Crasso impetravit.
(1) Während die ganze Aufmerksamkeit unserer Soldaten hierauf gerichtet war, versuchte an einer anderen Stelle der Stadt Adiatuanus, der den Oberbefehl hatte, mit 600 Geweihten einen Ausfall zu machen. Die Gallier nennen diese Geweihten Soldurii.
(2) Ihre Lebensweise sieht so aus, daß sie alle Annehmlichkeiten des Lebens gemeinsam mit denen genießen, mit denen sie Freundschaft geschlossen haben; wenn einem von ihnen Gewalt widerfährt, tragen sie gemeinsam mit ihm sein Unglück oder begehen Selbstmord.
(3) Bis heute kann sich niemand an einen von ihnen erinnern, der sich nach dem Tod des Mannes, dem er Freundschaft gelobt hatte, zu sterben geweigert hätte.
(4) Als sich bei dem erwähnten Ausfall jedoch auf diesem Teil der Belagerungswerke ein Geschrei erhob und unsere Soldaten zu den Waffen eilten, kam es dort zu einem heftigen Kampf. Obwohl Adiatuanus in die Stadt zurückgedrängt wurde, erreichte er trotzdem von Crassus, daß er unter den vorherigen Bedingungen kapitulieren durfte.
Liber III.XXIII
Armis obsidibusque acceptis, Crassus in fines Vocatium et Tarusatium profectus est. Tum vero barbari commoti, quod oppidum et natura loci et manu munitum paucis diebus quibus eo ventum erat expugnatum cognoverant, legatos quoque versum dimittere, coniurare, obsides inter se dare, copias parare coeperunt. Mittuntur etiam ad eas civitates legati quae sunt citerioris Hispaniae finitimae Aquitaniae: inde auxilia ducesque arcessuntur. Quorum adventu magna cum auctoritate et magna [cum] hominum multitudine bellum gerere conantur. Duces vero ii deliguntur qui una cum Q. Sertorio omnes annos fuerant summamque scientiam rei militaris habere existimabantur. Hi consuetudine populi Romani loca capere, castra munire, commeatibus nostros intercludere instituunt. Quod ubi Crassus animadvertit, suas copias propter exiguitatem non facile diduci, hostem et vagari et vias obsidere et castris satis praesidii relinquere, ob eam causam minus commode frumentum commeatumque sibi supportari, in dies hostium numerum augeri, non cunctandum existimavit quin pugna decertaret. Hac re ad consilium delata, ubi omnes idem sentire intellexit, posterum diem pugnae constituit.
(1) Nach der Übergabe der Waffen und Geiseln brach Crassus in das Gebiet der Vocaten und Tarusaten auf.
(2) Die Nachricht, daß Crassus eine Stadt, die auf Grund ihrer Lage und Befestigung besonders geschätzt schien, wenige Tage nach seinem Eintreffen erobert hatte, versetzte die Barbaren so in Unruhe, daß sie begannen, nach allen Richtungen Gesandtschaften zu schicken, geheime Bündnisse zu schließen, sich untereinander Geiseln zustellen und ein Heer auszurüsten.
(3) Sie schickten sogar Gesandte an die Stämme, die an den Grenzen zu Aquitanien im diesseitigen Spanien leben, um von dort Hilfstruppen mit den Führern dazu herbeizuholen.
(4) Mit deren Eintreffen war ihre Bedeutung und die Zahl der Kriegsteilnehmer so gestiegen, daß sie den Versuch machten Krieg zu führen.
(5) Man hatte nämlich als Führer der spanischen Truppen Männer ausgewählt, die viele Jahre lang mit Q. Sertorius zusammengewesen waren, so daß man von ihnen annahm, sie besäßen größte Erfahrung in der Kriegführung.
(6) Sie ordneten auch ganz nach römischer Gewohnheit an, strategisch wichtige Stellen zu besetzen, befestigte Lager zu errichten und die Unseren vom Nachschub abzuschneiden.
(7) Crassus war sich bewußt, daß er seine Truppen auf Grund ihrer geringen Zahl nur schwer auseinanderziehen könne, während der Feind umherschweifte, gleichzeitig die Wege besetzte und eine ausreichende Bewachung im Lager zurücklassen konnte. Da er erkannte, daß der Transport von Getreide und Nachschub aus diesem Grund für sein Heer sehr schwierig wurde, während die Zahl der Feinde sich von Tag zu Tag vermehrte, glaubte er, er dürfe nicht zögern, die Entscheidung in einer Schlacht herbeizuführen.
(8) Erbracht, die Angelegenheit vor den Kriegsrat, und als er bemerkte, daß alle der gleichen Meinung waren, bestimmte er den nächsten Tag für die Schlacht.
Liber III.XXIV
Prima luce productis omnibus copiis duplici acie instituta, auxiliis in mediam aciem coniectis, quid hostes consilii caperent expectabat. Illi, etsi propter multitudinem et veterem belli gloriam paucitatemque nostrorum se tuto dimicaturos existimabant, tamen tutius esse arbitrabantur obsessis viis commeatu intercluso sine vulnere victoria potiri, et si propter inopiam rei frumentariae Romani se recipere coepissent, impeditos in agmine et sub sarcinis infirmiore animo adoriri cogitabant. Hoc consilio probato ab ducibus, productis Romanorum copiis, sese castris tenebant. Hac re perspecta Crassus, cum sua cunctatione atque opinione timoris hostes nostros milites alacriores ad pugnandum effecissent atque omnium voces audirentur expectari diutius non oportere quin ad castra iretur, cohortatus suos omnibus cupientibus ad hostium castra contendit.
(1) Bei Tagesanbruch ließ er alle Truppen vorrücken, stellte sie in doppelter Schlachtreihe auf, die Hilfstruppen in die Mitte der Front. Dann wartete er ab, wozu sich die Feinde entschließen würden.
(2) Obwohl diese im Vertrauen auf ihre große Zahl und ihren alten Kriegsruhm der Ansicht waren, daß sie unsere wenigen Soldaten mit Sicherheit besiegen würden, glaubten sie doch, es sei sicherer, den Sieg ohne Blutvergießen zu erringen, indem sie die Wege besetzten und den Nachschub sperrten.
(3) Wenn die Römer sich dann aus Mangel an Getreide allmählich zurückzögen, planten sie, den Gegner in aller Ruhe anzugreifen, weil dieser auf dem Marsch behindert und wegen der Belastung durch das Gepäck unterlegen wäre.
(4) Der Plan wurde von den Führern gebilligt, und die Feinde blieben daher im Lager, als die Römer vorrückten.
(5) Crassus durchschaute ihr Vorhaben, Da das Zögern und die anscheinend allzu große Furcht der Feinde unsere Soldaten nur kampfeslustiger gemacht hatten und alle zusammen rief en, man dürfe nicht länger mit dem Angriff aufs Lager warten, feuerte Crassus die Soldaten an und stürmte auf allgemeinen Wunsch zum Lager der Feinde vor.
Liber III.XXV
Ibi cum alii fossas complerent, alii multis telis coniectis defensores vallo munitionibusque depellerent, auxiliaresque, quibus ad pugnam non multum Crassus confidebat, lapidibus telisque subministrandis et ad aggerem caespitibus comportandis speciem atque opinionem pugnantium praeberent, cum item ab hostibus constanter ac non timide pugnaretur telaque ex loco superiore missa non frustra acciderent, equites circumitis hostium castris Crasso renuntiaverunt non eadem esse diligentia ab decumana porta castra munita facilemque aditum habere.
(1) Dort füllten die einen die Gräben auf, die anderen vertrieben mit einem Hagel von Wurf geschossen die Verteidiger vom Lagerwall und den Befestigungen, sogar die Hilfstruppen, denen Crassus im Kampf nicht viel zutraute, erweckten den Eindruck von Kämpfenden, indem sie für Nachschub an Steinen und Wurfgeschossen sorgten und Rasenstücke für die Errichtung eines Dammes herbeischafften. Gleichzeitig kämpften die Feinde mutig und ausdauernd und schleuderten mit Erfolg von ihrem erhöhten Platz aus Wurfgeschosse.
(2) Da meldeten Crassus Reiter, die um das Lager herumgeritten waren, bei der Porta Decumana sei das Lager weniger gründlich befestigt, so daß man dort leicht eindringen könne.
Liber III.XXVI
Crassus equitum praefectos cohortatus, ut magnis praemiis pollicitationibusque suos excitarent, quid fieri vellet ostendit. Illi, ut erat imperatum, eductis iis cohortibus quae praesidio castris relictae intritae ab labore erant, et longiore itinere circumductis, ne ex hostium castris conspici possent, omnium oculis mentibusque ad pugnam intentis celeriter ad eas quas diximus munitiones pervenerunt atque his prorutis prius in hostium castris constiterunt quam plane ab his videri aut quid rei gereretur cognosci posset. Tum vero clamore ab ea parte audito nostri redintegratis viribus, quod plerumque in spe victoriae accidere consuevit, acrius impugnare coeperunt. Hostes undique circumventi desperatis omnibus rebus se per munitiones deicere et fuga salutem petere contenderunt. Quos equitatus apertissimis campis consectatus ex milium L numero, quae ex Aquitania Cantabrisque convenisse constabat, vix quarta parte relicta, multa nocte se in castra recepit.
(1) Crassus forderte die Reiterpraefecten auf, ihren Reitern große Belohnungen zu versprechen, um sie dadurch anzufeuern, und erklärte ihnen seinen Plan.
(2) Sie führten daraufhin befehlsgemäß die Cohorten, die zum Schutz des Lagers zurückgelassen und vom Kampf noch nicht erschöpft waren, aus dein Lager heraus. Um vom Lager der Feinde aus nicht gesehen zu werden, führten sie sie in einem großen Bogen darum herum, und während aller Augen und Sinne auf den Kampf gerichtet waren, gelangten sie schnell zu dem erwähnten Teil der Lagerbefestigung.
(3) Sie rissen sie nieder und hatten sich im Lager der Feinde festgesetzt, ehe diese sie überhaupt bemerkten oder erkennen konnten, was geschah.
(4) Als unsere Soldaten jedoch das Geschrei hörten, das sich an dieser Stelle erhob, belebte dies aufs neue ihre Kräfte, wie es in der Regel geschieht, wenn man den Sieg vor Augen hat, und sie begannen, noch heftiger gegen den Gegner vorzugehen.
(5) Die Feinde, die von allen Seiten eingekreist waren, gaben jede Hoffnung auf und versuchten, über die Lagerbefestigung hinweg herabzuspringen und sich so durch die Flucht zu retten.
(6) Unsere Reiterei verfolgte sie in dem völlig offenen Gelände, so daß von 50 000 Mann, die, wie man wußte, aus Aquitanien und von den Cantabrern zusammengekommen waren, kaum der vierte Teil übrigblieb. Dieser zog sich tief in der Nacht in ein Lager zurück.
Liber III.XXVII
Hac audita pugna maxima pars Aquitaniae sese Crasso dedidit obsidesque ultro misit; quo in numero fuerunt Tarbelli, Bigerriones, Ptianii, Vocates, Tarusates, Elusates, Gates, Ausci, Garumni, Sibusates, Cocosates: paucae ultimae nationes anni tempore confisae, quod hiems suberat, id facere neglexerunt.
(1) Auf die Nachricht vorn Ausgang dieser Schlacht ergab sich Crassus der größte Teil Aquitaniens und stellte ihm freiwillig Geiseln. Zu den Kapitulierenden gehörten die Tarbeller, Bigerionen, Ptianier, Garunner, Tarusaten, Elusaten, Garen, Auscer, Vocaten, Sibulaten und Cocosaten.
(2) Nur wenige Stämme, die weit entfernt lebten, unterließen es im Vertrauen auf die Jahreszeit zu kapitulieren, da der Winter vor der Tür stand.
Liber III.XXVIII
Eodem fere tempore Caesar, etsi prope exacta iam aestas erat, tamen, quod omni Gallia pacata Morini Menapiique supererant, qui in armis essent neque ad eum umquam legatos de pace misissent, arbitratus id bellum celeriter confici posse eo exercitum duxit; qui longe alia ratione ac reliqui Galli bellum gerere coeperunt. Nam quod intellegebant maximas nationes, quae proelio contendissent, pulsas superatasque esse, continentesque silvas ac paludes habebant, eo se suaque omnia contulerunt. Ad quarum initium silvarum cum Caesar pervenisset castraque munire instituisset neque hostis interim visus esset, dispersis in opere nostris subito ex omnibus partibus silvae evolaverunt et in nostros impetum fecerunt. Nostri celeriter arma ceperunt eosque in silvas repulerunt et compluribus interfectis longius impeditioribus locis secuti paucos ex suis deperdiderunt.
(1) Um dieselbe Zeit führte Caesar sein Heer gegen die Moriner und Menapier, obwohl der Sommer fast vergangen war, da er glaubte, diesen Krieg schnell beenden zu können, Nach der Unterwerfung ganz Galliens waren die Menapier und Moriner als einzige übriggeblieben, die noch unter Waffen standen und keine Gesandten zu ihm geschickt hatten, um über Frieden zu verhandeln. Die Moriner und Menapier gingen daran, den Krieg auf andere Art zu führen als die übrigen Gallier.
(2) Da sie erkannten, daß die größten Völkerschaften, die sich auf eine Schlacht eingelassen hatten, geschlagen und überwunden worden waren, brachten sie sich und ihre Habe in den Wäldern und Sümpfen in Sicherheit, die ihr Gebiet in zusammenhängenden Flächen bedeckten.
(3) Als Caesar am Rand der Waldgebiete angelangt war, ordnete er an, ein befestigtes Lager zu errichten. Da sich in der Zwischenzeit kein Feind hatte blicken lassen, zerstreuten sich unsere Soldaten bei der Arbeit. Plötzlich stürmten die Feinde von allen Seiten aus dem Wald hervor und eröffneten den Angriff auf unsere Soldaten.
(4) Diese griffen rasch zu den Waffen und trieben die Feinde in die Wälder zurück. Zwar töteten sie mehrere, folgten den übrigen jedoch zu lange in unwegsamem Gelände, so daß sie einige der Ihren verloren.
Liber III.XXIX
Reliquis deinceps diebus Caesar silvas caedere instituit, et ne quis inermibus imprudentibusque militibus ab latere impetus fieri posset, omnem eam materiam quae erat caesa conversam ad hostem conlocabat et pro vallo ad utrumque latus extruebat. Incredibili celeritate magno spatio paucis diebus confecto, cum iam pecus atque extrema impedimenta a nostris tenerentur, ipsi densiores silvas peterent, eius modi sunt tempestates consecutae uti opus necessario intermitteretur et continuatione imbrium diutius sub pellibus milites contineri non possent. Itaque vastatis omnibus eorum agris, vicis aedificiisque incensis, Caesar exercitum reduxit et in Aulercis Lexoviisque, reliquis item civitatibus quae proxime bellum fecerant, in hibernis conlocavit.
(1) Caesar befahl nun, für die Dauer der noch verbleibenden Tage die Wälder abzuholzen und das ganze Holz, das man geschlagen hatte, mit den Baumkronen zur Feindseite hin aufzustapeln und so nach beiden Seiten eine Art Wall zu errichten, um zu verhindern, daß von der Flanke her ein Angriff auf unsere unbewaffneten und nichtsahnenden Soldaten erfolgen könne.
(2) Innerhalb weniger Tage hatte man mit unglaublicher Schnelligkeit eine große Strecke kahlgeschlagen, so daß unsere Soldaten schon im Besitz des Viehs und des hintersten Trosses der Feinde waren, während diese sich in die dichteren Waldgebiete abzusetzen versuchten. Da setzten derartige Unwetter ein, daß man die Arbeit unterbrechen mußte. Bald konnten sich unsere Soldaten auf Grund der ununterbrochenen Regenfälle nicht mehr in den Zelten aufhalten.
(3) Daher ließ Caesar die gesamten Felder der Feinde verwüsten und ihre Dörfer und Gehöfte in Brand setzen, ehe er sein Heer zurückführte und es in Winterlager bei den Aulercern, Lexoviern und ebenso bei den übrigen Stämmen verlegte, die kürzlich noch Krieg gegen uns geführt hatten. |